AfD-Brandmauer der Wirtschaft: Die Ersten fallen um
Der Verband der Familienunternehmer will mit der AfD reden. Das untergräbt die klaren Haltungen, die es mit Blick auf die Partei bei Unternehmen durchaus gibt.
D er Verband „Die Familienunternehmer“ spielt mit dem Feuer. Just in dem Moment, in dem die AfD sich mit der Union ein Battle liefert, wer in Umfragen führt, meint die Lobbyorganisation, es sei eine gute Idee, ihre bisherige Brandmauer-Strategie infrage zu stellen. Statt die Partei zu isolieren, soll sie nun angeblich inhaltlich gestellt werden.
Das hat ein Geschmäckle, nämlich dass der Verband die Partei eigentlich nicht entzaubern, sondern sich vielmehr mit ihr arrangieren will. Das weckt böse Erinnerungen. Vor knapp einem Jahrhundert kippte die Wirtschaft schon einmal um und verhalf der NSDAP teilweise sehr tatkräftig zur Machtergreifung. Der Rest ist Geschichte; und es ist zu hoffen, dass sie sich nicht wiederholt. Doch beim Verband die Familienunternehmer scheint man die falschen Schlüsse zu ziehen.
Dass er nun umfällt, überrascht aber nicht groß. Schon länger kämpft die Organisation wie kaum ein anderer Verband gegen progressive Politik. Der Verband griff Merkels Eurorettungspolitik von rechts an. Damals vorne mit dabei als Chefin des Jugendverbandes der Jungen Unternehmer war die jetzige Vorsitzende Marie-Christine Ostermann.
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Natürlich ist der Verband nicht der größte Wirtschaftslobbyist in Deutschland. Und er ist auch nicht der erste, der der AfD eine Bühne gibt. Bereits 2017 lud die DIHK die damals frisch gebackene AfD-Frontfrau Alice Weidel als Diskussionspartnerin ein. Trotzdem sollte das Ausmaß des Tabubruchs, den der Verband nun betreibt, nicht unterschätzt werden. Denn anders als sein Name suggerieren mag, sind in ihm auch große Unternehmen wie BMW oder Merck organisiert. Und vor allem kommt es zu einer Zeit, in der AfD-kritische Stimmen aus der Wirtschaft rar geworden sind.
Solche Anti-AfD-Stimmen gab es noch im Sommer 2024. Damals trommelte ein Bündnis großer Konzerne zusammen gegen die AfD. So etwas ist jetzt dringender nötig als zuvor. Auch wenn solche Initiativen die Gesellschaft nicht sozialer machen, so können sie zumindest helfen, dass sich Geschichte nicht wiederholt.
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