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18.04.2021 , 10:37 Uhr
Ein Fünfzehnjähriger wird von 15 schwer ausgerüsteten Polizisten zur Strecke gebracht. Er trägt Verletzungen davon. Er hatte das Recht auf Meinungsfreiheit mit einer Rede ausgeübt, er hatte einen Pullover getragen, mit der Aufschrift ACAB. Das war alles. Er kann von Glück sagen, dass er nicht wie in Delmenhorst gepfeffert wurde, dann in der Zelle kollabierte und am nächsten Tag im Krankenhaus verstarb.
zum Beitrag11.10.2020 , 11:42 Uhr
"Immerhin vertreten durch eine Frau, deren Lyrik man lange vorwarf, zu bekenntnishaft, zu persönlich, zu partikular – kurz: zu weiblich zu sein. Aber der Preis geht eben auch an eine Schriftstellerin, die sich, wenn auch kritisch, auf ein sehr amerikanisches Konzept von Literatur bezieht.
Ein Konzept, dessen Weiß-Sein die Poetin als Problem deutlich benennt: „Wir sind, bekanntermaßen, eine Nation aus entkommenen Sträflingen, jüngeren Söhnen, verfolgten Minderheiten und Opportunisten. Dieser Ruhm ist lokal und rassistisch beschränkt: Es ist der Mythos des weißen Amerikas von sich selbst. Ganz offensichtlich beschreibt es weder die Erfahrung der ursprünglichen Bewohner Amerikas noch die der schwarzen Amerikaner.“ (Aus: „American Originality“).
Warum den Mitglieder der Akademie auf der Suche nach Literatur mit universellem Anspruch dann doch wieder nur Autor*innen einfallen, die ihnen selbst so ähnlich sehen, bleibt ein Ärgernis – bei aller Freude über die Auszeichnung für Louise Glück."
Das verstehe wer will. Da wird ein Zitat ausgewählt, in der die Preisträgerin explizit politisch wird, im gleichen Atemzug aber erscheint das Zitat in einer Wertung der Preisträgerin, die durch dieses Zitat widerlegt wird. Erklär du es mir, TAZ. Auch Gottfried Benn hat eine Menge Scheisse gedichtet. Er hat aber auch ein paar Mal tief ins Fleisch geschnitten. Das ist er Preis von Lyrik. Wenn eine handvoll Gedichte übrigbleiben, hat es sich doch gelohnt.
zum Beitrag12.01.2020 , 11:42 Uhr
In Connewitz spricht man von Notoperation und versuchtem Mord. Auch da müsste man sich eigentlich auf die Beschreibung der Fakten zurückziehen und die Wertung einem Richter überlassen.
zum Beitrag04.12.2019 , 20:21 Uhr
BRETTERGYMNASIUM ALS BUDE FÜR ERZÄHLUNGEN (NARRATIVE). POSTMODERNE, DAS WAR MAL. JETZT SPEKULATIVER REALISMUS.
Als das Meinen und Sagen noch geholfen hat, Diskursethik vs. Soziale Systeme, im Theoriestreit der Achtziger des letzten Jahrhunderts, gewann einer durch technischen K. O., er wusste schon 1987, in seiner soziologischen Aufklärung, das die technischen - das heisst die materiellen - Grundlagen einer funktional differenzierten Gesellschaft in 30-50 Jahren komplett ersetzt werden müssen. Soziologen wie Bude betreiben das Spiel: was tun, mit der Frage, was tun. Dabei wissen sie nicht einmal, was das ist, moderne Gesellschaft.
zum Beitrag20.06.2019 , 21:16 Uhr
Dass ist die geistig-moralische Wende. Erst Worte, dann Taten, jetzt Bekennerschreiben in Form von Drohbriefen. Die Rechte wird es als Fake bezeichnen, um sich zu Opfern zu machen. Hannah Arendt: I told you so. Die Dresdner, Eislebener Rede beginnt, Gestalt anzunehmen. Der Klimawandel. Aber einer, gegen den es noch Mittel gibt. Robert Habeck möchte mit der Demokratie untergehen. Ich auch. Nicht mit Björn Höcke und auch nicht mit Hans Georg Maaßen und schon gar nicht mit erweiterter Toleranz und Genickschüssen. Wem es hier nicht passt, der kann ja sezessionieren.
zum Beitrag06.02.2019 , 23:07 Uhr
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zum Beitrag18.04.2018 , 08:12 Uhr
Peter Brown hatte in „Der Schatz im Himmel“ die spätrömische Zeit und ihren Zerfall, der 400-600 Jahre dauerte, untersucht: Wie wurde ein gesellschaftlicher Reichtum produziert, wie wurde er verteilt, welche Gesellschaftsstrukturen gab es? Im ganzen Mittelmeerraum, – erinnern wir uns, die Phönizier im 3. Punischen Krieg ausradiert – entstanden autonome Städte, die Steuern und Korn für Rom produzierten, als Franchise. Übernommen wurde das Modell der steilen, römischen Stratifizierung, eine bürgerlich-staatliche Organisationsform, die auf feudale, tribale Stammesverhältnisse aufsetzte. Diese Stratifizierung hat dort bis heute überlebt, hinzugekommen ist eine Hybridisierung durch die Entwicklung der Technik, importiert. Der Westen hat beginnend mit der französischen Revolution, in der ein aufstrebendes Bürgertum den Herrschaftsanspruch von Adel und Klerus in Frage stellte und als organisierter Körper bereit war, nach der Revolution gesellschaftliche Strukturen weiter zu entwickeln, 200 Jahre und zwei Weltkriege gebraucht, um eine parlamentarische Demokratie zu installieren, auch durch einen breiten Mittelstand, der dieses tragen konnte. Dagegen dort unten immer noch römische, staatlich-bürgerlich-pagane Strukturen, die nun auf eine muslimisch-messianische Heilserwartung, den Gottesstaat treffen, der für den Westen als Hilfstruppe die ‚parlamentarische Demokratie’ einführen helfen soll, ohne jegliches Fundament, bei einem Tagelöhneranteil dieser Gesellschaften von 30-50%. Das kann nicht funktionieren. Rom finanzierte seinen Wachstum durch Gewinnung von Sklaven, Steuern und Korn, aus den Protektoraten. Adolf Hitler skizzierte in einer Rede vor Großindustriellen die neue Weltordnung: in der eine auserwählte Rasse auf Kosten anderer Rassen aufsteigt. Der Westen finanziert mit was seinen Reichtum, seine Demokratie? Mit Zufuhr von außen: Energie, Rohstoffe. South Pars, North Dome. Dazu erscheint jedes Mittel recht. Schlachthof 5. So geht das.
zum Beitrag17.04.2018 , 20:26 Uhr
Der Beitrag hat mich entsetzt. Der Geist von Ines Pohl, die jetzt auch bei der Transatlantikbrücke zu sein scheint, weht durch die TAZ. Anders hat es bei Anne 'Fox News' Will auch nicht geklungen, am Sonntag. Dort unten sunnitische Dschihadisten, 'moderate Rebellen', hier mit Polizeiaufgabengesetz als Terroristen gejagt, das Strohpüppchen zum Abbau von Bürgerrechten. Mit keinem Wort werden Kriegsgründe genannt. Die westlichen Werte als Monstranz, wo einer genau wissen kann, erst Arbeit und Fressen, dann die Moral. Das hat Assad versucht, mit einem Polizeistaat. Harte römische bürgerlich-staatliche Organisationform, gegen muslimische Heilserwartung und Gottesstaat. Sein Vater hat damals den Aufstand der Muslimbrüderschaft in Hama blutig niedergeschlagen. Die wurden auch in Ägypten wieder beseitigt. In Israel heißt ihr Ableger Hamas. South Pars/North Dome Field, das größte Erdgasfeld der Welt, da liegt der Hase im Pfeffer, es will ausgebeutet sein, und zwar schon bald. Frankreich ist mit dabei, weil Total dort auf einen Return on Investment wartet. Die einen stehen bei Katar, die anderen zu Iran. Syrien ist geographischer Sperrgürtel für den Pipelinebau. Es geht hier nicht um Menschenrechte, den Terror der Tugend. Es geht um geostrategische Interessen, ein Krieg um Energie, der mit dem 'war on terror' von Clinton ausgerufen, von Bush mit 9/11 weitergeführt wurde, als Popanz, jetzt in der heißen Phase, ein ganzes Land als Kollateralschaden. Eine politische Lösung wird nur in Sichtweite kommen, wenn alle sich an den Tisch setzen, die ein Lätzchen umgebunden hatten, wegen Erdgas. Bis diese Frage nicht geklärt ist, kann man ja mit Syrien erst noch einmal weiter machen, als Entsorgungsplatz für Kriegsgerät. Mein Gott Tante TAZ, für so verlogen hätte ich dich nicht gehalten.
zum Beitrag29.04.2017 , 14:38 Uhr
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"Ich muss wieder anfangen, mit Literaturangaben zu schreiben. Das ist das Dilemma. Man braucht begriffliche 'Werkzeuge', um die Wirklichkeit in einen Text zu übersetzen. Um die Wirklichkeit in die Zange zu bekommen. Die 'kritischen Theoretiker', die meinen, es gäbe nichts außerhalb des Textes (und auf Marx, Strukturalisten, Postmoderne, ect. pp. abfedern), arbeiten begrifflich noch mit Steinschlossgewehren, während die neoliberale Realität längst mit G36 arbeitet (im Übrigen immer noch eines der der überzeugendsten 'Assault Rifles', hören sie nicht auf Flinten-Uschi). Man müsste also auch philosophisch aufrüsten. Mein 'Armory': die Edinburgh University Press, "Speculativ Realism Series"; Editor in Chief: Graham Harman. Bisher nur ins Deutsche übersetzt: Markus Gabriel, 'Fields of Sense'. Das hat er im Original auf englisch geschrieben, es liest sich aber im Englischen auch viel flotter. Mit einem unsäglichen Cover, im Vergleich zur englischen Originalausgabe. Und jetzt muss ich noch 'Form und Objekt' auf englisch lesen, weil der Suhrkamp Verlag nicht in die Pötte kommt, es aus dem französischen zu übersetzen. Die Schnarchnasen lesen aber immer noch 'Frankfurter Schule'. Das war mal, sage ich als Junggebliebener, auch wenn ich an der Oberfläche aussehe wie ein alter Sack." Unser Wahlspruch muss also sein: nicht die Vergangenheit als schwache Kraft zu begreifen, die ihre Potenz in der Gegenwart entfaltet und uns in eine Zukunft geleitet, in der sich dann hoffentlich alles wieder zum Guten wendet, sondern die Zukunft als etwas begreifen die schon längst da ist, durch eine Asynchronizität verborgen durch die Werkzeuge einer neoliberalen Gouvernementalität. Diese Eskamotage gilt es, zu durchschauen, dazu müsste eine Linke aufrüsten. Bruno Latour hatte es schon 2004 bemerkt und unlängst die Lage in Harper's Magazine präzisiert.
zum Beitrag09.01.2017 , 03:30 Uhr
Das Massenmedium. Plus Nachbrenner soziale Medien. Plus keine Zeit für gar nichts mehr. Da ist es schwer mit der Wahrheit, die ja nur Unverborgenheit meint, und wo die Fakten, die dabei helfen sollen, auch nur ein hergestelltes bedeuten.
zum Beitrag09.12.2016 , 14:56 Uhr
DIE WELT ALS WILLE UND VORSTELLUNG
(Aspekte der Zuhandenheit, überbetont.)
„Es heißt ja neuerdings, wir lebten in postfaktischen Zeiten. Das soll wohl heißen, die Menschen interessieren sich nicht mehr für Fakten, sondern folgen allein den Gefühlen.“
(A. D. Merkel)
Postfaktisch. Nicht-Wort des Jahres. "Die Wahrheit, im Lichte der Fakten gesehen, tritt offen zu Tage." Dem ist nicht so. Das Sein ist nicht präsent. Die Abwesenheit, das Verborgene, muss immer auch in eine Unverborgenheit überführt werden. Die Fakten, ein hergestelltes, sind dabei zuhanden. Gefühle sind jedoch ebenso etwas Gemachtes, man spricht von Gefühlsarbeit; diese müssten empört aufschreien, mit dem Postfaktischen in einem Atemzug genannt zu werden. Sie sind nämlich: ein Faktum der Affekte. Die Welt als Wille und Vorstellung. Dabei wird das Kind mit dem Bade ausgeschüttet, wie man sehen kann. Ein neues Betätigungsfeld von Postdoktoranden: philosophisches Lektorat im Kanzleramt; vielleicht auch bei der Gesellschaft für deutsche Sprache.
zum Beitrag06.12.2016 , 20:59 Uhr
Robinson der Jüngere. Ein Lesebuch für Kinder Bd. 1 Hamburg 1779, Bd. 2 Hamburg 1780. Das fiel mir ein, als ich das erste Mal vom ’trickle-down Effekt’ hörte. Dort erzählt der Vater den Kindern, dass der Reichtum der Reichen andere in Lohn und Brot setzt. Mein Bruder wies mich dann darauf hin, dass Campe auch ein Zeitgenosse von Adam Smith war, Begründer der klassischen Nationalökonomie. Der Hokuspokus fängt an mit dem Gründungsmythos des Geldes, dass den Jungs in BWL und VWL immer erzählt wird, und bei dem jeder Ethnologie sich lachend auf die Schenkel klopft. Und die Grundlage jedes Betriebes ist die doppelte Buchführung, schon 1340 nachgewiesen, für Genua, für Lübeck, die maritimen Ports. 1494 vom venezianischen Mönch Luca Pacioli dargestellt. Sein Werk „Summa de Arithmetica, Geometria, Proportioni et Proportionalita“ war noch kein Lehrbuch über die doppelte Buchführung, aber es fasste unter dem Begriff ‚Venezianische Methode’ Prinzipien zusammen, die im Wesentlichen unverändert gültig geblieben sind. Die ‚Arsenale’ waren der erste militärisch-industrielle Komplex, da fängt es an zu stinken. Also immer Hochfinanz und Oligopole, daneben Kleinkredite und Marktökonomie mit einem Preiswettbewerb, der seinen Namen verdient. 1000 Jahre nicht-lineare Geschichte, in der Oligopole und das Militär gnadenlos unterbelichtet, als Unfälle dargestellt werden. Das kann man natürlich nicht chic in eine Theorie hinein amalgamieren. Mathematik und Physik, die ein Raum/Zeit-Kontinuum interpretieren, jenseits der Limitationen einer sinnlichen Erfahrung, können auch hier sich zu einer Metaphysik aufschwingen, die alles rechtfertigt. Dabei aber die Erfahrung von Leibern, beseelten Körpern, zurücklassen muss. Wir waren nie modern.
zum Beitrag17.11.2016 , 17:11 Uhr
„Wir sind anders als der Westen. In der östlichen Kultur messen wir dem Respekt gegenüber dem Vater und der Mutter hohen Wert bei“, sagte Tseng. Dieser Wert müsse beibehalten werden."
Dass ist das, was ich nicht verstehe. Was hat der eigene Lebensentwurf, die Sehnsucht nach Glück (nicht der pursiut of happiness) angesichts eines Begehrens mit dem Respekt vor Vater und Mutter zu tun. Was ist das für ein Respekt, der da eingefordert wird, auf Kosten des Unglücks der Kinder? So viel Wege kleiner Meerjungfrauen kann es gar nicht geben. Die gesellschaftliche Verfasstheit macht ein Geschäft mit der Not von Minoritäten.
zum Beitrag08.10.2016 , 12:32 Uhr
Gelten Trigger-Warnings auch für Filmschaffende? Man stelle sich vor: "Pulp Fiction" mit Trigger-Warnings. Oder Facebook-Accounts. Triggerfrei. Keine Ironie mehr. Nur noch Eindeutigkeiten. Nicht nur Bilderkennungssoftware. Auch Texterkennungssoftware. Am besten nur noch auf Maggitütensuppen verlinken. Oder Campbell. Guten Tag und auf Wiedersehen. Schönes Wetter heute. Heute Abend bin ich im Nähkreis. Schöne neue Welt. Vielleicht darf man nicht einmal mehr das sagen, dann. Auf der anderen Seite concealed carry.
zum Beitrag07.10.2016 , 07:26 Uhr
Die Differenzierungsfähigkeit geht verloren. Das kann man sehen. Beim Lesen der Leserbriefe. Vielleicht hatte auch Herr Kretschmann sie verloren. Er wurde aber auf den Boden der Wirklichkeit zurückgeholt: unter diesem erkalteten Gestein die heisse, glühende Lava, das brutale unterirdische Reich der Realität, bereit, jeden zu verschlingen, wenn sich Spalten öffnen, tektonische Platten gegeneinander verschieben.. Karl Barth, der große Dogmatiker, gab seinen Studenten bei seinem Abtritt 1935 einen Pfiff mit, das, mit dem sich ab jetzt zu beschäftigen habe: Exegese! Exegese! Exegese! Wer die Welt nur rigoros genug interpretiert, kann sie verändern. Was im Fall der Causa Kretschmann zu beweisen war. Ein Kathole ist den Sozen zu Kreuze gekrochen. Acrobat schöööön!
zum Beitrag06.10.2016 , 20:10 Uhr
Irmhild Saake hinterfragt im neuen Kursbuch 187 „Welt verändern“ - ‚Schweigen für eine bessere Welt’ – auch den Symmetriewillen: Das heißt die zwanghafte Umgestaltung von Gesellschaften durch Diskurse, insbesondere in einem ‚ethisch’ motivierten Diskurs. Er wird als Aktivismus denunziert, als ein gefühliges Temperaturmessen der Welt, in der aber auf Begründungen verzichtet wird. Eine Sachebene wird dabei verlassen, unbemerkt in die Sozialebene gewechselt. Eine äußerst trickreiche Argumentationsführung. Für mich stellt sich Homosexualität, und wie die Gesellschaft damit umgeht, aber immer noch als d e r Lackmustest dar. Eine Sexualität, ein Begehren kann man sich nicht aussuchen. Es ist da. Anhand dieser Vorgängigkeit können die einzelnen Subjekte nach einem Ausdruck, einer Form suchen, in der dieses Begehren dem Anderen angetragen werden kann. Deviantes Verhalten im Bereich des Sexuellen wurde in eine Verborgenheit überführt, um eingespielte gesellschaftliche Routinen, auch deren Reproduktion, sowie die Reproduktion von Kanonenfutter selbst, nicht zu gefährden. Dieses wurde auch durch Rechte, oder dem Verweigern von Rechten einer Minorität gegenüber, gefestigt. Das ‚Gendermainstreaming’ wird nun gebasht. Das sexuelle Begehren wird als Individualismus bezeichnet, als Egoismus, der gesellschaftliche Stabilität gefährdet. Sex sells, David Bowie als androgyner Star, sein Verwertungszusammenhang, interessiert. Sobald aber etwas eine kritische Masse erreicht hat, sich der wahre Mainstream bedroht wird, schlägt man zurück. Die Aussage eines Herrn Kretschmann kann man durchaus als eine erst einmal ‚wohlmeinende’ Ankündigung betrachten. Aber auch als einen Rollback, dem nun auch die Soziologie beiseite springt. Ich bin stolz auf meine homosexuellen Freunde. Sie zeigen mir ganz genau, wie liberal meine Gesellschaft ist. Und eben nicht nur neoliberal.
zum Beitrag30.09.2016 , 12:02 Uhr
Die sogenannte deutsche Einheit war ein Staatsbankrott, der zur Wiedervereinigung wurde, weil Gorbatschov ein Fenster der Möglichkeit eröffnet hatte, und dem Druck der Umstände: Tschernobyl war ihm um die Ohren geflogen und der glänzend, doch schon rostzerfressene Cowboy hatte ihn fast zu Tode gerüstet. In Afghanistan, das rote Vietnam, drückte der Schuh auch. Und das feiern, am 3. Oktober, nehmen in wenig Geld aus der Portokasse und gehn rüber, an die Trinkhalle.
zum Beitrag25.09.2016 , 11:40 Uhr
ENTGRENZUNG.
„Wer Begriffe prägen kann, gewinnt Macht über die Verhältnisse. Lange hat man diese Technik nicht mehr so genau am Werk sehen können wie in den vergangenen zwölf Monaten. … Die Schlüsselbegriffe dieses haltlosen Redens sind: Destabilisierung, Staatsversagen. Riss. Souveränitätsverzicht. Es sind Dichotomien: Hier „die Menschen“, dort diese „Berliner Politik“, wie es der bayrische Ministerpräsident Horst Seehofer es nach der Wahl in Mecklenburg-Vorpommern formulierte. …Noch häufiger ist von Destabilisierung die Rede. …“Wenn nur noch Koalitionen aus drei Parteien regieren können“, erklärte etwa der CSU-Politiker und bayrische Finanzminister Markus Söder in dieser Woche, „führt das auf Dauer zu einer politischen Destabilisierung des Landes.“… Und noch ein Beispiel, es stammt vom Philosophen Peter Sloterdijk: „Die deutsche Regierung hat sich in einem Souveränitätsverzicht der Überrollung preisgegeben. Diese Abdankung geht Tag und Nacht weiter.“ …Seit 1949 haben nämlich immer Dreiparteienkoalitionen in der Bundesrepublik regiert. Meist bestanden sie im Bund aus FDP, CDU und CSU. … [die SPD kam in der Regierungsverantwortung mit zwei Parteien aus: SPD/FDP, SPD/Grüne, SPD/CDU: die SPD, ein Hort der Stabilität, man muss es annehmen, wenn man sich Söders Argumentationslinie zu Eigen macht]… Das eine ist die AfD. Das andere ist das Gerede etablierter Politiker und so genannter Meinungsmacher über destabilisierende Verhältnisse und versagende Ordnung… Wer von Destabilisierung spricht, wo keine ist, destabilisiert.“
Das ganze, dicke Brett in der FAZ, 24. September 2016, Seite 45; Feuilleton, nicht Politik.
zum Beitrag12.09.2016 , 16:39 Uhr
So wie einige Kämpfer für Rechts Spitzel waren und mit ihrem nicht unerheblichen Spitzellohn den Aufbau rechter Strukturen sponserten, oder? Die wirklichen Kämpfer gegen Rechts gehören bezahlt: Richter, Staatanwälte, Polizisten; sowie Politiker, die sich als Demokraten zeigen und nicht das Gespräch mit dem besorgten Bürger suchen.
zum Beitrag11.09.2016 , 16:07 Uhr
Wären wir noch in der Postmoderne, beim 'linguistic turn', müssten wir dieser Meldung hohe Priorität zuweisen, gab es doch ein Primat der Realität primär über Sprache/Text vermittelt. Wir haben aber jetzt sogar den 'realistic turn', in der Maschinen, Objekte zunehmend zu ihrem Recht kommen und uns zeigen, dass es auch eine Wirklichkeit ausserhalb der Sprache gibt: z. B. intelligente Maschinen, die aufgrund von algorithmisierten Entscheidungen, bei einer erkannten Gefahrenlage, bevor überhaupt etwas geschehen ist, preemptiv tätig werden, Stichwort 'preemptive strikes', drone warfare, als die eklatanteste Variante. Die Entscheidung, outgesourct an die Maschine. Dabei ist die Verflechtung, die Evolution der Kooperation von Menschen und Maschinen aber immer noch gegeben. 'Völkisch' und die Rehabilitation dieser Begrifflichkeit kann man in diesem Zusammenhang auch abstrakt sehen: die Vornahme einer Recodierung. Was geschieht mit den Menschen, die in naher Zukunft von einem 'völkischen Ideal' abweichen? Die nicht Spengler bestellen, 'Der Untergang des Abendlandes', sondern DeLanda, 'Assemblage Theory'? Die nicht in ein völkisches Profil passen, den Verdacht einer 'Radikalisierung' aufkommen lassen? Preemptive strikes? Wehret den Anfängen. Jetzt ist die Zeit, Schneebälle zu zertreten, bevor die Lawinen abgehen. Besorgte Bürger sehen anders aus: die sehen hier Code Red.
zum Beitrag07.09.2016 , 10:32 Uhr
Es geht hier darum, den Krisenstaat zu entkleiden. Ob die Rechte dazu wirklich in der Lage wäre, wage ich zu bezweifeln. Die Trauerarbeit der Rechten begänne, wie bei der Linke, bei Vati und Mutti: Ronald Reagan und Maggie Thatcher, ihrer Voodoo-Ökonomie und dem TINA-Prinzip („There Is No Alternative).
Ronald Reagan senkte den Spitzensteuersatz dramatisch, erhöhte aber die Steuern für kleine und mittlere Einkommen unzählige Male. Dazu folgten harte Einschnitte in den Wohlfahrtsstaat, Kampf gegen die Gewerkschaften, aber auch Erhöhung der Budgets von Militär, Polizei und der Überwachungsmaschine. Der Wohlfahrtsstaat verwandelte sich in einen Krisenstaat, das Prekariat, an den Rändern der Gesellschaft, wanderte nun als normatives Prinzip ins Zentrum, als Zaunlatte, mit der man allen winkte, die nicht mitmachen. Andere Volkswirtschaften kopierten unter dem Druck des großen Geldes, fast alle küssten TINA auf den Mund.
Die Millionen, die die Flüchtlingskrise kostet, sind Peanuts. Es ist die Vogelscheuche, hinter der sich das Big Business versteckt. Würde man in Deutschland die Vermögenssteuer um 1% anheben, bedeutete das 200 Milliarden € in einer Legislaturperiode. Damit könnte Politik beginnen. So lässt man das große Geld zu einem schwarzen Loch werden, das mit seiner Masse alles anzieht und unsere Realität und Lebenswirklichkeit zu einem Durchlauferhitzer für Rendite denaturiert.
Die ‚Krisen’ sind zu einem Regierungsprinzip geworden. Sie dienen dem Souverän im Ausnahmezustand als spröde Legitimation des Handelns. Das ist die Lebenslüge der Rechten. Die neoliberale Gouvernementalität aber hat sich wie ein Krebsgeschwür selbst in die Parteienlandschaft gefressen. Dort gibt es nur noch eine Einheitsfront (CDU, SPD, Grüne, FDP) und den verfemten Teil (Die Linke, AfD).
Es geht angesichts der Komplexität der Entwicklung von Menschen und Maschinen um eine Zeit, die zunehmend aus der Zukunft kommt. Wir haben einen Überschuss an Zukunft. Den gilt es, zu gestalten.
zum Beitrag04.09.2016 , 23:57 Uhr
ich schrieb auf einen Link zur Verschärfung von Hartz IV, es passt auch hier: "Thorsten, das will hier keiner hören. Ich hatte auch schon auf den Artikel der TAZ verlinkt, der darüber berichtete. Die Leute sollen halt den Arsch hoch kriegen, die Schuld nicht bei anderen suchen und im übrigen gilt das TINA-Prinzip (There Is No Alternative, Maggie Thatcher). Was keiner sieht: der Krisenstaat hat das Prekariat zur Norm erklärt. Es befindet sich nicht mehr am Rand, dort wo man früher mit den Marginalisierten gedroht hat, es ist ins Zentrum gerückt. Es ist das Prinzip der allgemeinen Unsicherheit. Dabei hat sich der Status Quo mineralisiert. Wer Fragen stellt und die Brüchigkeit, die falsch berechnete Statik der Architektur anmahnt, auch wenn er in Lohn und Brot steht, dem werden wie bei der Folter als erste Stufe die Instrumente gezeigt, die im Wege der Prozeßoptimierung mal wieder weiterentwickelt worden sind. Alle sind selbst schuld und träumen den Traum der Sozialromantik. Der alkoholkranke LKW-Fahrer, der seine Entlassung selbst verschuldet hat genauso wie die alleinerziehende Mutter, die ja bei ihrem Mann hätte bleiben können. So muss sie sich halt den Wochenendbesuch der Kinder beim Kindsvater auf ihren Hartz IV-Bezug anrechnen lassen. Immerhin gibt es da noch Wahlmöglichkeiten: zwischen der Einheitsfront der neoliberalen Gouvernementalität (CDU, SPD, Grüne, FDP) und dem verfemten Teil der Parteienlandschaft (Die Linke, AfD). Der Konsumismus und die resilente Schleife der/des Massenproduktion/Konsum aber erwischt auch die, welche glauben, dem Prekariat entkommen zu sein, denn der Kapitalismus hält für jede Gehaltsklasse ein Sortiment an Bedürfnissen bereit, die die Lohntüte prekär erscheinen lässt. Deshalb hält man auch jenseits eines fünfstelligen Monatsbetrages die Füße still. Es ist dann eben nicht die Mietswohnung, sondern das Eigenheim. Und auch der Brioni-Anzug will bezahlt sein, sowie der Taucherurlaub auf den Malediven."
zum Beitrag31.08.2016 , 20:26 Uhr
Colin Kaepernick. Elite-Quarterback. Race Matters. Nuf said.
zum Beitrag18.08.2016 , 22:48 Uhr
Die Gegenwart, als ein Schnitt, einer Scheibe, die es zu betrachten gilt aus dem Strom der Zeit, muss immer auch ein kleines Stückchen Vegangenheit und ein kleines Stückchen Zukunft enthalten, um als solche erkennbar zu werden. Stattdessen führt aber die Gegenwart einen Angriff auf alle übrigen Zeiten aus, in der sie verdampft in die Ununterscheidbarkeit des reinen Präsens. Auch der zeitgenössische Roman gleitet signifikant in diese Zeitform ab, als ein Symptom dieser Bewegung. Das Unterlaufen der Begrifflichkeiten, der Reduktionismus, die Häppchenkultur des öffentlichen Diskurses hat dieser Artikel für die Diskursmarke "Terror" wunderschön herausgearbeitet. Dafür: Danke.
zum Beitrag11.08.2016 , 16:02 Uhr
Macht über Analsex ist auch Reproduktionsmacht. Analsex ist nämlich durchaus auch als Schwangeschaftsverhütung eingesetzt worden und wird es noch heute. Analsex selbst bedeutet auch Macht/Definitionsmacht, wo ein Mann ein Mann sein muss, gilt nur der als schwul, der sich ficken lässt.
zum Beitrag31.07.2016 , 13:46 Uhr
REBEL GIRL. I DON'T WANNA BE F***** A SUGAR DADDY.
Sugar daddy’s are NOT sexy.
(also discarding Billy Joel)
In the long run money doesn't count:
the last light blue frottage dress will have no pocket bag:
GIRLS FIRST!
The 'Ernest Hemingway of 140 characters'
about the ERDOGAN-Situation:
“So many friends in Turkey. Great people, amazing people. We wish them well. A lot of anguish last night, but hopefully it will all work out.”
(Graham Harman: Does he have even half a thought in his head?)
"I don’t want the Presidency. I’m going to help a lot of people with my foundation–and for me, the grass isn’t always greener."
"Well, if I ever ran for office, I’d do better as a Democrat than as a Republican–and that’s not because I’d be more liberal, because I’m conservative. But the working guy would elect me. He likes me. When I walk down the street, those cabbies start yelling out their windows."
"He would believe very strongly in extreme military strength. He wouldn’t trust anyone. He wouldn’t trust the Russians; he wouldn’t trust our allies; he’d have a huge military arsenal, perfect it, understand it. Part of the problem is that we’re defending some of the wealthiest countries in the world for nothing…" [The 'I' of 'Ernest' says 'he' to himself, 'Jäcki' speeks about the littlle future, which is necessary for the present]
"I’d do the job as well as or better than anyone else. It’s my hope that George Bush can do a great job."
- You categorically don’t want to be President?
"I don’t want to be President. I’m one hundred percent sure. I’d change my mind only if I saw this country continue to go down the tubes."
All quotes PLAYBOY, March 1990.
P.S.: The 'Ernest Hemingway of 140 characters' has more than a half thought. Graham Harman is dead wrong. My question for the future will be: If this m*b***r will be president, what protection money is to pay?
zum Beitrag30.07.2016 , 19:45 Uhr
Auf einer Strasse, im Regen. Ohne Gott und ohne Geld. Der Dispo ist auch schon knietief, aber noch haben wir Kredit. Das ist die Ausgangslage. Wie an das Geld anderer Leute herankommen? Ein Geschäft betreiben. Es rechtfertigen. Einen Markenkern herstellen. Cash oder Konto bei der deutschen Bank, mit Sozialversicherungsnummer? Was schreibt der Chef in die Regelbeurteilung, nächste Woche? Jede Spezies hat ein Anfangsdatum, möglicherweise auch ein Enddatum. Das ist der Lauf einer historischen Individuation. Dazwischen bleibt Zeit. Manche Erklärungen lassen sich besser verkaufen, manche erklären sogar, für einen Augenblick. Am besten aber ist immer noch das Werkzeug, wenn es vorhanden ist und auch zuhanden. Ein gedecktes Konto ist auch wichtig, im Falle der Abhandenheit. Was soll ich morgen kochen, ruft es aus der Küche? Das weiß ich doch auch nicht. Schreib mir eine Liste. Ich werde das Fahrrad nehmen. Los muss ich eh noch. Ich brauch noch Buntstifte. Das Bild muss ausgemalt werden, farbig.
zum Beitrag29.07.2016 , 19:01 Uhr
Des Kaisers neue Kleider. Dismantling? Dann wird eben abgeschaltet. Ihr könnt ja meine tweets lesen. Schöne neue Welt, in der Models auch einen Abschluß brauchen, in Design und Architektur natürlich. Eine blonde Perücke reicht da nicht. Die dynamischen Prozesse der Assemblagen laufen, was wollt ihr also mit der redundanten Kausalität einer historischen Individuation? Dem Mann könnt ihr nicht anpissen, der hat Lotuseffekt, wann merkt ihr das endlich?
zum Beitrag21.07.2016 , 20:39 Uhr
Herr Hansen, innerstädtisch ist der autofahrende Abbieger der größte Fahrradkiller, zu 95% trägt der Kraftfahrer Alleinschuld. Immer noch hat der motorisierte Verkehr seine eigenen Regeln: wer keinen Verbrennungsmotor hat, ist lästiges Übel und behindert freie Bürger bei der freien Fahrt. Jedes Jahr sterben immer noch 4000 Menschen im Strassenverkehr. Durch Radfahrer? Die Polemik, die Sie da verbreiten, geht völlig an den Lebenswirklichkeiten vorbei. Würde der Autoverkehr seine Kosten nicht geschickt externalisieren können, müsste der Liter Sprit 5€ kosten.
Und das von einem, der selbst viel Rad fährt. Wieviel Kilometer im Jahr, wenn ich fragen darf?
zum Beitrag21.07.2016 , 20:28 Uhr
Wo wir landen, wenn sich der Staat verselbstständigt, sehen wir in der Türkei. Das wird man ja wohl noch sagen dürfen.
zum Beitrag06.07.2016 , 23:03 Uhr
„Es war voll okay, ihr den Rücken zu stärken …[…] Türen zu öffnen heißt nicht, sie rauszureißen. […] Wir waren früher eine Protestpartei, heute sind wir die neue Orientierungspartei. […]CDU und SPD vertüdeln sich in Selbstwidersprüchen. Sie können nicht mehr erklären, was eigentlich gerade passiert.“
Der Frieder stärkt dem Catherlieschen den Rücken, als sie aber die Thüre aus den Angeln hebt, um das Haus zu verwahren, ist es vorbei mit der Freundschaft. Da merkt der Frieder dann ganz bräsig an, im Ton bleibend, dass das Catherlieschen sich vertüdelt hat. Jemand hätte ihr’s halt sagen sollen. Der Frieder muss halt nur noch ein paar Bücher lesen, bevor er ihr die Welt erklären kann, digital geht das nämlich immer noch nicht oder eben nicht mehr. Und damit der Frieder wirklich eine Ahnung davon bekommt, ein paar Lesetipps:
Deleuze/Guattari. Tausend Plateaus. Es gibt nicht nur Menschen auf der Welt.
Graham Harman. Vierfaches Objekt. Zeuganalyse und das Geviert hochgepitcht für das dritte Jahrtausend. Nebst dem neuen Geviert. Objektorientiert, den Käfig von Kant verlassend.
Quentin Meillassoux. Nach der Endlichkeit. Damit begann der Spekulative Realismus. Und dann, Vollgas: Manuel Delanda. War in the age of intelligent machines. A thousand years of nonlinear history. Abschließend, taufrisch: Assemblage Theory.
Dann kann der Frieder anfangen. Aber ich glaube, er wird sich vertüdeln, bei dem Versuch, das auch dem besorgten Bürger zu erklären. Vielleicht nimmt er dafür den Heidegger nach 45 und die schwarzen Hefte, dann kommt sogar Herr Gedeon mit in die GrüKo.
zum Beitrag25.06.2016 , 15:04 Uhr
Wir haben nun die Öffnung der letzten Matrjoschka, unserem Mütterchen, erlebt. Gefunden haben wir wieder nichts, nicht einmal ein Püppchen, das sich nicht mehr weiter öffnen ließe. Im Gegensatz zur Büchse der Pandora, enthält diese Matrjoschka nicht einmal Hoffnung. Die Routine im Öffnen hat sich aufgebraucht und ist nun an ihr Ende gekommen.
zum Beitrag24.06.2016 , 16:27 Uhr
"Die Ballade vom Knopfwurf", das ist die Musik, die dazu spielte. Dass die Knopflöcher durchgehen, hätte man schon vor dem Wurf sehen können, denn diese Löcher gehn doch durch, so ist es. Rer Büttel brauchte aber die Kapelle des BVG. Die hat mal eben schnell durchgekratzt, den Knopf geworfen, und siehe da, die Löcher liegen oben. Welch Wunder.
zum Beitrag24.06.2016 , 09:05 Uhr
Philosophen sind Künstler der Einfachheit. Das sieht man schon am Zahlenkosmos der Philosophen: [1] Monismus, [2] Dualismus, [3] Dialektik, [4] Geviert; ich bevorzuge des Geviert vor 45.
Der Philosoph entwirft den Globus des Denkens. ἐπίσταμαι, das „Wissen“, klärt, es bringt die Theorie zum Vorschein, entgegen der Techne, dem praktischen Wissen. Die Philosophie als erste Wissenschaft kann nicht beim Ausmalen der Landkarte beginnen.
Dabei gilt es, die Differänz von Mythos und Logos in seiner ganzen Gefährlichkeit und Tragweite zu beachten. Sie sind keine Topoi. Das hieße, den Karren vor das Pferd zu spannen. Der Mythos ist unhintergehbar. Das Aussetzen des Mythos, seine Inter-ruption ist nur der [Wieder]Beginn des Mythos. „Die Nacht ist also eine Sonne.“ Mythos und Logos aber brauchen einen Ort, der ortlos ist. Der Begriff der Mutter/Chōra könnte diesen ortlosen Ort begründen, an dem Mythos (Vorhandenheit, Gegebenheit, Vergangenheit) und Logos (Zuhandenheit, Möglichkeit, Zukunft) sich versöhnen, wieder begegnen könnten. Das Schließen des Mythos eröffnet einen neuen Mythos. Die Zeit aber ist eine Funktion des Raumes, in dem wir leben und der durch die Öffnung lebt, ins Freie hinein.
Die Mutter/Chōra ist präzise Topos und Atopos zugleich. Es ist der Raum, in dem sich alles ereignet. Gewaltlosigkeit, Trauer sind Grundbedingungen. Gewaltlosigkeit ist die Herrschaft[Herrschaftslosigkeit] der Reproduktion über die Gewalttätigkeit[Herrschaft] der Replikation. Wir geben die Erde als Erde selbst preis, sollte die Replikation Oberhand gewinnen.
Die Trauer aber ist der erste Ort der Ästhetik, αἴσθησις aísthēsis „Wahrnehmung“, „Empfindung“.
„Nach dem Tod gibt es diese Kontinuität des Lebens nicht mehr, aber dann gibt es einen Sinn. Entweder unsterblich sein und ohne Ausdruck oder sich ausdrücken und sterben.“
Ohne Trauer keine Ästhetik.
Die Zeiten ändern sich, und wir, mit ihr, in ihr. Das Denken muss immer wieder neu ansetzen.
zum Beitrag21.06.2016 , 08:51 Uhr
Wunderbar. Meine Tochter las meinen Kommentar. Dann scrollte sie. Dann sagte sie: "Das ist ja wie bei Big Bang Theory, wer von euch ist eigentlich Sheldon?" Tragen sie CINELLI-T-Shirt's, Herr LOwndorder?!
zum Beitrag20.06.2016 , 22:20 Uhr
Gustave Guillaume. „Zeit und Verb“. Dort bezeichnet das ω die Vergangenheit und α die Zukunft. ω als Zeichen der Vergangenheit und α als Zeichen der Zukunft zeigt, dass der „speculative time complex“ die Richtung der Zeit beschreibt, die Gustave Guillaume schon 1929 angedeutet hat, nämlich, linear betrachtet, aus der Zukunft kommend. Religiös veranlagte Menschen, aber auch historische Materialisten, erfahren dies als messianische Zeit, als Utopie. Die Wirklichkeit, die Zeit in esse, beginnt in der Zukunft und hat als Ziel die Vergangenheit, in der sich alles vollendet. Nötig dafür ist immer auch die Schere der Parze, die blinkt und winkt, schneidet sie den Lebensfaden durch, beginnt die Auferstehung, die Erlösung, das Satori. Die Montage, der Schnitt im Film, arbeitet ähnlich. Geschnitten wird diese Zeit aber auch durch die diversen [Kriegs]Maschinen, die längst in Coevolution mit dem Menschen getreten sind. Diese Maschinen sind aber nicht mehr aus der Welt zu schaffen, es sei denn, die uns bekannte Welt nähme als ganzes ab. Insofern ist das Projekt der Aufklärung und der Menschenrechte nicht mehr etwas, das aus der Zukunft kommen könnte, wie wir es kannten. Angesichts von AI und Algorithmen kommt die Zukunft auf uns, nicht die Vergangenheit als schwache Kraft der Vergangenheit in Potentialität, die in der Gegenwart Gestalt und Stärke entfaltet, unseren Weg in eine Zukunft leitend. Eine Ethik wäre gefragt, die quer zu einer Welt liegt zwischen den Objekten, angefangen vom Plankton des Meeres über die Maschinen hin bis zu Konfigurationen kosmischen Sternenstaubs. Präzise horizontal, multilateral. Die Eule der Minerva bräuchte heute Instrumente, um ihren Nachtflug zu beginnen, von denen nicht einmal Niklas Luhmann zu träumen wagte. Eine objektorientierte Ontologie/Ethik hat gerade erst angefangen, zu sein, seien wir gespannt. Das Menschenrecht jedenfalls ist eine zuschanden gerittene Mähre; den Abdecker zu denunzieren, hieße, in den Chor der Larmoyanz einzustimmen.
zum Beitrag19.06.2016 , 14:54 Uhr
Ich ist ein anderer. Dieser Artikel war überfällig. Er könnte uns Christen helfen, die wir seit Kant das Projekt der 'Aufklärung' laufen haben, "habe Mut dich deines eigenen Verstandes zu bedienen", auch den Balken im eigenen Auge zu sehen. Konkret heisst das: auch auf eigene, 'christliche' Positionen zu schauen: Scott Douglas Lively, in seinen eigenen Worten: http://www.defendthefamily.com/_docs/resources/1139692.pdf Schaut man sich Positionen der AfD an, aber auch andere, kann man ebenfalls einen backlash beobachten, das Bashing von Gender-Mainstreaming ect. pp. Die Tragödie von Orlando darf nicht instrumentalisiert werden. Sie muss der Ausgangspunkt eines Nachdenkens werden: nämlich über die Gewalttätigkeit des Zusammenhangs, der in alle Poren gekrochen ist. Keiner hat sich mit Ruhm bekleckert, was der Umgang mit Minoritäten betrifft.
zum Beitrag18.06.2016 , 23:29 Uhr
Sie haben Herrn Obama nicht ganz richtig verstanden. Erstens hat er klar gestellt, dass Menschen anderer sexueller Orientierung Freunde und gleichberechtigte Amerikaner sind. Zweitens sind Orte wie das Pulse die wenigen Schutzräume, in denen sich Menschen anderer sexueller Orientierung frei fühlen können, offen ganz sie selbst sein können. Manch ein Schwuler aus dem Bibelgürtel spart das ganze Jahr für eine Reise zu solchen Orten. Selbst ein Freund von mir, hier in Deutschland, sagte mir, seine erste Reaktion war, jetzt geht es wieder los. Es ging Obama nicht darum, die Trauer der Opfer wohlfeil auszubeuten. Das haben Trump und andere gemacht. Schauen sie sich Leute wie Scott Douglas Lively oder Sam Rohrer an. Insbesondere Lively kann als das AR-15 Bushmaster des Herrn bezeichnet werden, in seinen eigenen Worten: http://www.defendthefamily.com/_docs/resources/1139692.pdf Die Radikalisierung aus der Bibelecke ist real, sie geht bis in die Republikanische Partei hinein. Ein Sam Rohrer betrachtet Orlando als ein Fanal Gottes, der sich von einem Land abwendet, dass sich von ihm abgewendet hat. Das ist der herzzerbrechende Tag, der etwas deutlich markiert.
zum Beitrag15.06.2016 , 17:35 Uhr
Das Ganze geht viel, viel tiefer Herr Lowandorder:
"Wenn man näher hinschaut, auf den Prolog, sieht man den Besuch des ‚Pulse’, auch vor der Katastrophe, mehrmals, das sich betrinken. Der einsame Wolf. Man kann dann auch anderes sehen als einen islamitisch inspirierten Terrorakt. Nämlich den Selbstekel, den Selbsthass, die narzisstische Kränkung eines Borderliners angesichts eines Begehrens, das keinen Ausdruck finden darf angesichts der Erwartungen der Eltern, der Religion und nicht zuletzt auch der Gesellschaft. Einen Selbsthass angesichts eines Begehrens, das als Defekt wahrgenommen wird, der sich in einer Abwärtsspirale bis hin zu einem ins grenzenlose erweiterten Selbstmord entwickelt, selbst an seinem Ende noch Camouflage betreibend in seinem Bekenntnis zur IS.
Toleranz. Der Attentäter von Orlando hatte zum Schluss wahrscheinlich keine Toleranz mehr, auch sich selbst gegenüber. Für mich ist es ein fragwürdiges Wort geworden."
Deleuze/Guattari, "Tausend Plateaus", Assemblage Theory von Manuel DeLanda bestellt, da steht was drin.
Nachzulesen im Ganzen auf:
https://oopnursing.wordpress.com/2016/06/14/liebe-und-sexualitaet-als-kriegsmaschine-gesehen/
zum Beitrag15.06.2016 , 11:47 Uhr
Sie betrachten also die sexuelle Orientierung eines Menschen, den Gegenstand seines Begehrens als eine Befindlichkeit? Etwas, was er sich aussuchen kann? Und Recht ist immer positives Recht. Es ist also verhandelbar. Das Recht einer Majorität ergibt nicht aus dem schlichten Tatbestand der Majorität. Legitimität kann ein Gesetz nur durch Verfahren bekommen. Und die Vorstellung einer Frau Merkel, das Ehe etwas zwischen Mann und Frau sein sollte, ist schlicht und ergreifend Privatsache. Die Zeiten ändern sich, und wir, in ihr, mit ihr. Alte Schwule haben sich noch als 175er bezeichnet. Fragen Sie mal Udo Walz. Es hat Zeiten gegeben, da sind Schwule in das KZ gegangen, nur weil sie schwul waren. Es geht hier nicht um Respekt. Es geht um Gleichbehandlung. Lesen Sie den verlinkten Artikel hier aus der "Welt". Der beschreibt sehr gut, um was es hier geht. Man muss nichts unterstellen. Die gesellschaftliche Realität spricht eine deutliche Sprache.
zum Beitrag15.06.2016 , 11:29 Uhr
10.000+. Danke für den Link.
zum Beitrag15.06.2016 , 07:54 Uhr
Und das Problem, in einer Nussschale, abseits der einfachen Antworten:
„…Mein realistischer Standpunkt kontrastiert stark mit dem eines theologischen Absolutismus, vielleicht am besten zusammengefasst mit der berühmten Aussage Dostojewskis in ‚Die Brüder Karamasov’: „Wenn es keinen Gott gibt, dann ist alles erlaubt.“ Die Abwesenheit eines transzendentalen, universalen Maßverhältnisses zieht nicht die Abwesenheit von Maßverhältnissen überhaupt nach sich. Die Zerstreuung von Maßverhältnissen quer zu einer Sphäre zwischen den Objekten – in der wir und alle anderen Objekte gefangen sind, von zweischaligen Weichtieren des Meeres bis hin zu vielgestaltigen Konfigurationen kosmischen Staubs – konterkariert die Möglichkeit jeder vertikalen, unilateralen oder sogar bilateralen Normativität, es stellt das Normative präzise als horizontal und multilateral heraus. Wir können vielleicht die Aussage des Mitya aus Dostojewskis Roman stattdessen so lesen: „Wenn es keinen Gott gibt, dann ist nichts [einfach] erlaubt.“…“
Harmon, Justin L., „The Normative Architecture of Reality: Towards an Object-Oriented Ethics“ (2016).Theses and Dissertations-Philosophy. Paper 9; S. 2f. http://uknowledge.uky.edu/philosophy_etds/9.
zum Beitrag15.06.2016 , 07:21 Uhr
Ihre Antwort zeigt, dass bestimmte Analysen und Denkweisen immer noch ausgeschlossen sind, nicht zugelassen werden dürfen. „Toleranz“ ist nicht ein negativer Begriff, er muss aber gesehen werden dürfen als das was er auch sein kann, nämlich ambivalent und dann eben auch fragwürdig, d. h. des Fragens (Hinterfragens) wert.
Diese „Toleranz“ kann dazu führen, dass ich, Krankenpfleger, von einem Kollegen, heterosexuell, am Ende seiner Laufbahn immerhin Stationsleiter geworden, zu hören bekam: „Ich würde das nicht noch einmal machen, Krankenpflege. Man bekommt keine Anerkennung für seine Leistung, und als Mann gilt man eh als schwul.“ Ein anderer Kollege, offen schwul lebendstellte in einer Diskussion, bei aller „Toleranz“, in der es um Toleranz gegenüber einer Orientierung, eines Lebensentwurfes ging, und in der die Äußerung kam: „ihr habt doch hier nichts mehr auszustehen“, dieses in Frage, aufgrund eigener Erfahrungen. Noch ein anderer Kollege, auch schwul, berichtete von seinem Coming Out, und äußerte die immensen Schwierigkeiten, die er dabei hatte, auch einer gesellschaftlichen Verfasstheit gegenüber. Er kam zu dem Schluss, dass er keinem den Rat dazu geben würde, angesichts seiner Erfahrungen, und dass demgegenüber ein Leben im Geheimen auch nicht mehr Druck machen würde.
Bei der sexuellen Orientierung geht es nicht um eine politische Orientierung oder einen modischen Geschmack. Es geht um das Kernsein eines Menschen. Und dafür darf man nicht nur „Toleranz“ einfordern in einer demokratischen Gesellschaft, die sich als aufgeklärt betrachtet, sondern dann eben vor allem auch Akzeptanz. Barack Obama, auch ein Minoritärer, sagte: „fellow americans“. Zirkelschluss ist etwas anderes.
zum Beitrag14.06.2016 , 21:59 Uhr
Toleranz: „Achtung und D u l d u n g gegenüber anderen Auffassungen, Meinungen und Einstellungen.“ Oder: „das Maß, in dem etwas von einem Standardwert abweicht.“ Das ist der Unterschied zu Barack Obama, der von MitbürgerInnen sprach und deren Lebensentwurf nicht nur duldete, sondern von einer Gleichwertigkeit sprach, ihn als Möglichkeit anerkannte. Wer nur duldet, „toleriert“, auch eine Liebesfähigkeit, die nur das gleiche Geschlecht meinen kann, warum auch immer, spricht Menschen ihr Ganzsein ab. Fortpflanzung allein kann aber nicht das Ziel von Sexualität, von Liebesfähigkeit sein. Sie dienen, das kann man schon bei den Bonobo-Affen beobachten, vor allem der Stabilisation einer Gemeinschaft. Auch Heterosexuellen kann man dann im Umkehrschluss ihr Ganzsein absprechen.
Wenn man näher hinschaut, sieht man den Besuch des ‚Pulse’, mehrmals, das Sich betrinken. Der einsame Wolf. Man kann auch anderes hineininterpretieren. Den Ekel, den Selbsthass, angesichts eines Begehrens, das keinen Ausdruck finden darf angesichts der Erwartungen der Eltern, der Religion und der Gesellschaft. Ein Selbsthass angesichts eines Begehrens, das als Defekt wahrgenommen wird, der sich in einer Abwärtsspirale hin zu einem ins grenzenlose erweiterten Selbstmord entwickelt, selbst an seinem Ende noch Camouflage betreibend in seinem Bekenntnis zur IS.
Toleranz. Der Attentäter von Orlando hatte zum Schluss wahrscheinlich keine Toleranz mehr, sich selbst gegenüber. Für mich ist es ein fragwürdiges Wort geworden.
zum Beitrag08.06.2016 , 20:03 Uhr
Hulk Hogan erhält 10 Millionen Dollar Prozeßkostenhilfe, seine Anwälte erstreiten 115 Millionen Dollar Schmerzensgeld, weil er explizit zu sehen war, im Netz. Das sind die Maßverhältnisse. Die 100-Kilo-Goldpritsche, auf der das Bergmoney gestapelt wird.
Dazu Justin L. Harmon: “If we do not call into question the ‘spoken falsehoods’ of our cultural heritage by, for example, thinking and talking about the nature of justice, we are likely to be inclined to think of the latter as being nothing more that the observance of certain rules. If we reduce justice entirely to the production and observance of contingent nomoi, ‘we may, in turn, be tempted to agree with Thrasymachus’ view that these rules are so many devices for securing the interests of
others against our interests.’ As a result, ethics becomes a purely instrumental techne or technology; below it is but a gnawing abyss.”
Harmon, Justin L., "The Normative Architecture of Reality: Towards an Object-Oriented Ethics" (2016).Theses and Dissertations--Philosophy. Paper 9. http://uknowledge.uky.edu/philosophy_etds/9
zum Beitrag04.06.2016 , 00:48 Uhr
„Die Bundeswehr könne es einfach verschlafen haben, so die Logik des Gerichts, dem Waffenunternehmen präzise mitzuteilen, welchen Anforderungen die gelieferten Gewehre entsprechen müssen.“
„Die Bundeswehr ist doch die Fachinstitution, die in der Lage sein muss, diese veränderten Anforderungen zu erkennen und zu verbalisieren.“
Dauerbeschuss heißt, das G36 außerhalb der Spezifikation zu betreiben. Ein Einsatz in weiter, freier Schussbahn, als leichtes MG, bedeutet: veränderte Anforderung.
Konzipiert war das G36 für einen Häuserkampf, in Mitteleuropa, kalter Krieg. Einheiten, die überrollt worden waren, und nun als reguläre Truppen Guerillataktiken anwenden müssen, von Versorgung abgeschnitten. Häuserkampf, Aleppo in Deutschland. Also: viel Munition, leichte Waffe. Mittlere Schussdistanzen.
Man kann den Verantwortlichen mangelnde Professionalität vorwerfen. Das ist der Punkt. Nüchtern betrachtet wirft die Bundeswehr ihrer Unfähigkeit noch Geld hinterher, vor Gericht. Das ist der Skandal.
zum Beitrag03.06.2016 , 15:21 Uhr
Ich habe mir das Video angeschaut. Als Fachkrankenpfleger ist einmal mit einer Glasflascheninfusion in meine Richtung geworfen worden. Aber nicht gezielt. Ein beruhigendes Gespräch, Klärung der Situation, reichte aus. Körperliches Angehen, nach dem Wurf, mit drei Pflegekräften, dann Festbinden muss schon Bestandteil einer Kultur im Umgang mit freiheitsentziehenden Maßnahmen sein, damit man damit durchkommt, als Erstmaßnahme. Betrachten wir die formalen Regeln, heute, Gesetzesvorgaben, Standards, Literatur und nicht zuletzt die Leitbilder der Einrichtungen selbst, kommt man damit so eben nicht mehr durch, weil sich die Kultur im Umgang mit feM geändert hat. So sieht es heute im Krankenhaus aus. Der Mann hat mit der Flasche nicht gedroht. Er stand still, hat, in langsamen Bewegungen der Arme, damit gestikuliert, so wie man mit Armen ganz allgemein gestikuliert. Er unternahm keine Bewegungen nach vorn vor, in die Richtung einer Person. Was auffällt, ist die Kameraführung, das interessierte Publikum, der Auftritt der Bürgerwehr. Das sieht für mich aus wie eine Inszenierung, ein Werbefilmshooting für die sozalien Medien. Öffentlichkeitsarbeit der Bürgerwehr, die sich was traut.
zum Beitrag28.05.2016 , 17:57 Uhr
Manuel DeLanda: Am Beispiel der „Kriegsmaschinen“ hat er gezeigt, wie man die menschlichen Akteure aus den Feedbackschleifen heraushaben möchte, aufgrund ihrer Störanfälligkeit, im ‚command and control’ Bereich. Das ist der Leviathan, das ist der Souverän, das sind die Regeln, das sind die Algorithmen. Auch die sozialen Medien, Amazon, Google, sind dabei, die fordistische Schleife zu verkürzen, endgültig in einen ‚Steady State’ zu verwandeln, auch und gerade das ‚Selbst’ der menschlichen Akteure, trotz der positiven Feedbackschleifen eines Neoliberalismus. TTIP/CETA exkommunizieren den letzten Zugriff der Subjekte, nämlich einen rechtsstaatlichen, denn für 'Prozesse' bräuchte es dann schon die Geldsammelmaschine eines Hedgefonds. Übrig bleibt der singulare Konsument, der sich eines 'pursuit of happyness' und zugleich einer völligen Vereinzelung erfreuen darf. Ob das nun der Himmel oder die Hölle auf Erden sein wird, möge jeder für sich selbst entscheiden. Für jene, die aufgrund der Verwerfungen des Marktes, die eine positive Rückkopplung verursacht, schon jetzt über die Klinge springen müssen, ist es aber bereits das Fegefeuer.
zum Beitrag24.05.2016 , 12:46 Uhr
Das Foto des Artikels ist gemein und tendenziös. Die Beteiligten sind aus der Froschperspektive fotografiert. Man könnte durchaus Popel in der Nase sehen. Was will man damit bezwecken? Messlatte in der Analyse bleibt für mich immer noch Peter Nadas, der in einer der letzten Lettre einige Gretchenfragen stellte. Und da ging es um die Veränderung der ungarischen Gesellschaft unter Victor Orban sowie die Probleme, die die ungarische Gesellschaft im allgemeinen hat mit der Akkumulation von Kapital, um in der globalisierten Ökonomie mitspielen zu können. Diese Analyse kann man durchaus auf die neuen Bundesländer übertragen. Fatal ist nur, das sich diese Regression wie Säure mittlerweile durch die ganze Republik zieht. Die Ökonomie wird nicht mehr in Frage gestellt. Statt dessen gibt die Politik im verbund mit den Medien heute das Kasperletheater für den zu kurzgekommenen, repressiven Kleinbürger. AfD und Islam, das ist der Zirkus, um vom Brot abzulenken.
zum Beitrag12.05.2016 , 08:16 Uhr
Und auch das ist ein Grund n i c h t AfD zu wählen, die in Richtung Homophobie abdrifdet. Das is nicht nur eine Remineszenz. Den Schwulen geht es heute genauso wie den FeministInnen, angeblich ist ja alles erreicht und jetzt muss gut sein mit diesem rot-grünen Siff. Nichts ist normal. Der Rollback droht immer. Von daher ist das Gutachten überfällig gewesen und das Handeln von Herrn Maas auch.
zum Beitrag08.05.2016 , 23:59 Uhr
Man sollte besser ‚Spekulativer Realismus’ sagen. So wird diese neue Strömung der Philosophie bezeichnet. Sie ist sehr uneinheitlich, die Positionen sind aber dadurch gekennzeichnet, dass von einer anthropozentrischen Sichtweise, die Welt nur in Mensch/Welt-Relationen denkt, abrückt wird und auch Dinge, Objekte zu ihrem Recht zurück verholfen wird. Es beginnt mit Quentin Meillassoux, „Jenseits der Endlichkeit“ und dem darin entwickelten ‚anzestralen Argument’, das schließlich in nur eine notwendige Bedingung mündete: nämlich die Kontingenz der Naturgesetze selbst. Er führte auch den Begriff des Korrelationismus ein, der die Kluft zwischen dem Denken und der Welt zum privilegierten Schlachtfeld macht, und zu dem die Vertreter des ‚Speculative Realism’ querstehen, ein Begriff und eine Gegnerschaft, der sie eint, trotz aller Unterschiede. Graham Harman hat diesen Ansatz mit seiner Objektorientierten Ontologie am weitesten getrieben. Er ist auch einer der wenigen, der den Bogen spannt von den Vorsokratikern über Kant bis in die Jetztzeit. Dabei untersucht er Positionen z. B. mit der Begrifflichkeit undermining/overmining (unterlaufen/überhöhen), d. h. wird das Objekt der Erkenntnis unterlaufen, karikiert, also einem Reduktionismus ausgesetzt oder aber überhöht, in dem es Eigenschaften bekommt, die unklar bleiben bzw. durch einen ‚Taschenspielertrick’ erklärt werden. ‚Sinnfeldontologie’ klingt mir sehr nach overmining und setzt wahrscheinlich eher auf Relationen, die ohne den Menschen nicht zu denken sind. Grundsätzliches Problem ist ein als Realismus verkleideter Idealismus, der an dem ‚Ding an sich’ festhält, das nur die die menschliche Erkenntnis heimsucht, statt Relationalität im Allgemeinen zu untersuchen, also auch mit Objekt/Objekt-Relationen ernst zu machen. Harman’s „Vierfaches Objekt“ könnte das interessantere Buch sein, ein kurzweiliger Abriss sowie die Errichtung einer ‚Teilchentheorie’ der Philosophie, die auch ein Denken jenseits des Denkens beschreibt.
zum Beitrag06.05.2016 , 17:51 Uhr
Als Gesundheitsminister kämpfte Horst Seehofer während seiner gesamten Amtszeit (1992-1998) gegen die Kostensteigerung im Gesundheitswesen und das Defizit der gesetzlichen Krankenversicherung. Das Gesundheitsstrukturgesetz aus dem Jahr 1993 zwang das Gesundheitswesen zu einem rigiden Sparkurs.
Die Krise ist nicht neu. Sie fängt im Gesundheitswesen an. Sie kann als ein Modell für das postdemokratische Regieren im Ausnahmezustand betrachtet werden. Immer kostete Gesundheit zu viel, immer mussten alle sparen. Kostenträger und Akteure des Gesundheitswesens leben aber immer noch, trotz aller Schlankheitskuren. Und solange dieser Ausnahmezustand in Schwingungen, in einem Oszillieren gehalten, unterhalten und als Unterhaltung inszeniert wird, sind die großen Erzählungen der Moderne: Demokratie, Aufklärung, Humanismus und Gerechtigkeit im Heimaturlaub. An der Front kämpft wie immer die Armee der neoliberalen Gouvernementalität. Die Pflegenden können aber schon seit Agnes Karl ein Lied davon singen, was es heißt, Verfügungsmasse zu sein.
Da die Räder rollen müssen für den Sieg, gibt es im 3. Jahrtausend neuen Treibstoff: „Krieg gegen den Terror“, die „Finanzkrise“, die „Griechenlandkrise“ und seit neuestem die „Flüchtlingskrise“. Wer im Ausnahmezustand mehr Demokratie, mehr Menschlichkeit fordert, genau hinsieht, was das eigentlich heißt, lebendige Arbeit, der ist schon fast ein gefährlicher Verräter. Ausnahme will Unschärfe. Schon gar nicht Tiefenschärfe. Das „Bokeh“ könnte ja etwas sichtbar machen.
„Souverän ist, wer über den Ausnahmezustand entscheidet“. Dieser Ausnahmezustand ist das Gleitmittel des postmodernen Souveräns, sein größter Taschenspielertrick im Netz von Regierung, Medien und Ökonomie ist die Externalisierung dieses Ausnahmezustandes, der immer nicht selbst erzeugt ist, sondern von außen kommt, als das Andere, das Fremde. Für Europa, Deutschland und für das Gesundheitswesen gilt: dass es so nicht ist, wie wir es uns einst erhofft hatten.
zum Beitrag06.05.2016 , 10:30 Uhr
Es gibt neben den Gender Studies ein zweites Fach, das ähnlichen Anwürfen ausgesetzt sein könnte, nämlich das der Philosophie. Ebenso eine Pflegewissenschaft, die wie die beiden vorgenannten, auch eine Wissenschaft vom Menschen und dessen Sein in der Welt ist, hat es schwer, sich gegen „harte“ Wissenschaften - deren Methodenkanon und Reduktionismus - durchzusetzen. In der Philosophie z. B. hatte die kopernikanische Wende den Wissenschaftler auf den Kutschbock der Erkenntnis gesetzt und den Philosophen am Straßenrand stehen gelassen, dort hat eine ptolemäische Konterrevolution stattgefunden, die mit Kant in einer Verabschiedung der Metaphysik endete. Neuere Strömungen aber, wie der spekulative Realismus, versuchen einen Turn, anstatt die Klassiker zu verwalten. Wäre es hier an der Zeit, ein „Bashing“ einzuläuten? Wozu noch Philosophie? Poetisch ausgedrückt: Sie ist eben nicht Weisheit, ihr letzter Schluss, sondern Liebe zur Weisheit. Gemessen an Evidenzbasiertheit hat es die Pflegewissenschaft in mehr als 20 Jahren nur geschafft, der Praxis 0,5 % evidenzbasiertes Wissen an die Hand zu geben. Gehörte sie deswegen in Frage gestellt? Selbst die Medizin, die eine viel längere Tradition hat, ist bisher nur bei 10% angelangt. Der Druck des Methodenkanons und die Erfordernisse des Marktes führen in den Pflegewissenschaften, das kann man beobachten, zu einer Zurichtung der Gewinnung von Erkenntnis und ihrer Ergebnisse, wahrscheinlich, um nicht in Frage gestellt zu werden. Was man den Gender Studie vorwerfen kann, ist die Überbetonung der Differenz männlich/weiblich und deren Verhandelbarkeit. Nicht verhandelbar hingegen ist das dritte Geschlecht, das der Mutter/Chora (Chora übrigens ein dunkles Konzept der Philosophie). Verhandelbar sind aber sehr wohl die Herrschaftsmechanismen der Reproduktion. Die Kritik an den Gender Studies hingegen versucht, eine grundsätzliche Lebensberechtigung dieses Faches zu diskutieren. Dem ist nicht so.
zum Beitrag05.05.2016 , 23:52 Uhr
So sieht der Marsch durch die Institutionen aus. Mitglieder der Toskana-Fraktion hatten dann auch Gastprofessuren in den USA. Wenn man statt Turnschuh und Jeans Zwirn und Budapester braucht, muss das ja irgendwie reinkommen.
"Die Lieder des Berufsdichters und Liedermachers Michel (Michael) Beheim (1420 - späte 1470er Jahre) verarbeiteten vor allem Zeitereignisse, dabei war er für ständig wechselnde, auch untereinander verfeindete Dienstherren tätig, sodass er für jeden das schmeichelnde passende Lied schrieb. Er selbst drückte das mit folgenden Worten aus: 'Der furst mich hett in knechtes miet, ich ass sin brot und sang sin liet.' In der Sprichwörtersammlung von Franck ('Sprichwörter, Schöne, Weise, Herrliche Clügreden', 1541) ist noch die alte Version des Sprichwortes aufgeführt: 'Deß lied ich sing, deß brot ich iß'. Zu 'wes' und 'des' siehe auch 'Wes das Herz voll ist, des geht der Mund über' "
zum Beitrag05.05.2016 , 23:13 Uhr
Den gesunden Menschenverstand gab es schon. Nicht Hitler hat hat diesen Ausdruck benutzt, sondern hier, in diesem Text, Rudolf Hess. Und Hitler hat den gesunden Menschenverstand zum Ausdruck gebracht. Der war also schon vorhanden, wahrscheinlich, und die Nazis haben sich ihm angebiedert oder zu eigen gemacht. Das ist das Problem mit dem gesunden Menschenverstand: die Fähigkeit zur Differenzierung geht verloren. Und das gesunde Volksempfinden hat Roland Freisler dann am Volkgerichtshof auch der weißen Rose gegenüber zum Ausdruck gebracht. Es gibt Begrifflichkeiten, die sind keine geflügelten Worte und sonst nichts, die tragen schwer wie Blei. Es gibt auch fahrlässigen Gebrauch mit der Sprache. Worte sind Verhaltensweisen.
zum Beitrag05.05.2016 , 11:18 Uhr
Nachsatz, Stichwort "gesundes Volksempfinden":
§ 2 StGB, Fassung 1935; deutschland: „Bestraft wird, wer eine Tat begeht, die das Gesetz für strafbar erklärt oder die nach dem Grundgedanken eines Strafgesetzes und nach g e s u n d e m Volksempfinden Bestrafung verdient.“
Frühling für Frauke und Beatrice.
zum Beitrag05.05.2016 , 10:36 Uhr
„Eine spätere Geschichtsschreibung wird anerkennen, was Hitler für die Konsolidierung nicht nur der deutschen, sondern auch der europäischen Verhältnisse dadurch getan hat, daß er einen ebenso entschiedenen, wie klaren Weg der deutschen Politik einschlug und daß er vor aller Welt aussprach, was ist.
So wie in der Innenpolitik Deutschlands hat er auch in der Außenpolitik den g e s u n d e n M e n s c h e n v e r s t a n d ausschlaggebend zur Geltung gebracht. Für Deutschland hat Adolf Hitler durch Taten dieses gesunden Menschenverstandes die Gesundung gebracht. Ich bin der Überzeugung, daß er auch in der Außenpolitik durch die Anwendung des gleichen Prinzips klarere und gesündere Verhältnisse schafft, die helfen werden, der Welt diese notwendige Beruhigung zu bringen.“
Rudolf Hess bei seiner Rede in Stockholm am 14.5.1935
zum Beitrag05.05.2016 , 00:21 Uhr
Was ich mich immer frage, wozu braucht es das Adjektiv 'gesund' im Zusammenhang mit Menschenverstand? ist nur so dahergeredet, oder verbirgt sich ein tieferer Sinn? Wie ist dieser Menschenverstand beschaffen, dass er dieses Adjektiv benötigte? Oder muss sich der gesunde Menschenverstand abgrenzen, vielleicht gegen den satirischen, intellektuellen, gar verjudeten Menschenverstand?
zum Beitrag02.05.2016 , 20:50 Uhr
Die Affirmation des Präsens muß beendet werden. Um dem Angriff der Gegenwart auf alle übrigen Zeiten einen Aufschub zu verordnen. Es scheint mir aber gut, dass auch die Pflegekammer nicht sein soll.
zum Beitrag26.04.2016 , 14:17 Uhr
1.000.000+
zum Beitrag17.04.2016 , 20:14 Uhr
[#bisexual, #pregnant, #dildo, #pantyhose, #threesome, #[cheerleader], #lesbian, #parody, #public, #strapon]
[Man kann in der Internetporographie eine Diversifizierung der Sexualität feststellen, vorangestellte Hashtags, die sich auf den Inhalt der Tenniskleidszene beziehen, mögen dies verdeutlichen. Analog zu Luhmann, Liebe als Passion, könnte man Pornographie nun auch als ein symbolisch generalisiertes Kommunikationsmedium begreifen, zur Codierung von Sexualität. Die Diversifizierung in Fetische als tragendes Moment hat, im Gegensatz zur Tenniskleidszene, das Narrative in der filmhaften Darstellung eingeäschert zu Gunsten der Polylogizität. Übrig geblieben als narratives Moment sind die Decors, die Ausleuchtung, die Farben, die Schärfe der Abbildung sowie die Kameraführung, als Beispiel sei POV (Point Of View) genannt. Dabei wirft HD ernste Probleme auf, was die Schminke betrifft. Für Innovatoren wie Uslu Airlines (Airbrush Makeup, die SPEX berichtete) eröffnen sich neue Betätigungsfelder. Abschließend können Seiten wie http://www.kink.com in diesem Bereich als Beispiel der Rezeption und Umsetzung von Donna Haraway’s iconographischem Essay „A Manifesto for Cyborgs: Science, Technology and Socialist-Feminism in the 1980s“ herangezogen werden. (Jetzt kommt dem Leser so etwas an, beim ersten Lesen hingegen nicht, nicht nur er hat sich gewandelt, sondern seine Zeit überhaupt.)]
Beim Wiederlesen der unvergleichlichen, unvergesslichen 'Tenniskleidszene' (Thomas Meinecke, TOMBOY) entstanden, Auszug. Auch frau Erika Lust kann der Versuchsanordnung, die das Authentische, Idionynkratische an das Nicht-Authentische zurückbindet, nicht entkommen. Sie kann sich in einer Nische einrichten. das ist immerhin schon ein Anfang.
zum Beitrag16.04.2016 , 18:30 Uhr
Sie vergessen: Frauke und Beatrice bekamen ja den "Frühling". Er kann eben auch anders. Und man musste einiges verbinden: edukativ mit Metaebene Herrn Erdogan zeigen, was Satire darf und was nicht, und dabei noch seine Monströsität spiegeln. Und dadurch hintenrum zeigen, mit wem Frau Merkel sich eigentlich abgibt und Geschäfte macht. und jetzt mal eins, das ich so noch nicht gesehen habe, in der ganzen Diskussion. Wo war der redaktuer der quercliest, wenn es keine Oma gab? Hat Herr Böhmermann ein Taschenstudio? war es live? gibtes da nicht auch einen Aufnahmeleiter, Regisseur, der auf die Notbremse drücken kann? Ist der Text im Vorfeld wirklich nicht gecheckt worden? Also: man sollte mal die Umstände klären, unter denen so etwas versendet werden kann. Jan Böhmermann war ganz bestimmt nicht allein.Und spätestens da wird es bigott.
zum Beitrag15.04.2016 , 23:57 Uhr
DAS war mal nicht heissgelaufen. 1000+
zum Beitrag15.04.2016 , 23:27 Uhr
HEISSGELAUFEN ???
„Frühling für Frauke“. Jan B. kann singen. Auch alles andere stimmt. Man kann ihm nicht vorwerfen, dass er nur billig kann. Warum dann dieses Gedicht? Ich versuche eine Spekulation. Die setzt ein in den Siebzigern. Die Kritik Pasolinis an der Verfasstheit der italienischen Gesellschaft, die eine lebendige bäuerliche Kultur zerstörte zugunsten des Konsumismus. Am Ende dieser Spirale steht bei Pasolini dann „Salò“. Ein radikales Endspiel, nachdem nur noch der Abstecher nach Ostia bleibt, mit dem Stricher.
Ich erinnere mich an mein 9/11. Das war 1973, in Chile. Als ein demokratisch gewähltes Staatsoberhaupt gestürzt wurde, auch mit Hilfe der CIA.
Schuldeten wir Allende nicht Respekt?
General Franco. Legion Condor. Die Garotte. Respekt?
Respekt ist nicht an einen Titel gebunden. Auch wenn dieser Titel „Staatsoberhaupt“ lautet. Das führt uns zu R. E.
Gegen ihn sind Frauke und Beatrice BDM-Mädels, die nur davon träumen können, was R. E. in seinem Leben bisher schon erreicht hat. Denn bei ihm gibt es so gut wie keine Lügenpresse mehr. Unter anderem.
Nun stelle ich mir Jan B. vor. Er hat vielleicht ähnliche Überlegungen angestellt wie PPP. Ein radikales Endspiel wäre zu viel der Ehre. ‚Comedian Harmonists’ zu illustrativ für eine absolute Macht, die sich selbst genug ist.
Er hat den Palast vor Augen, die Thronstühle, auf denen Angela Merkel und R. E. sitzen. Das Geld, das floss für den provisorischen Grenzzaun. Und dann zieht er seinen Füller und schreibt ein Gedicht. Das einzige, das er für angemessen hält, für die Spiegelung dieser Monströsität. Die Folgen sind bekannt. Vielleicht hatte er keine Oma, die ihm sagen konnte: das macht man einfach nicht. Wenn wir uns R. E. anschauen, verdiente er Respekt, angesichts seines Lebenswerkes?
Wenn Jan B. in den Knast gehen sollte, werde ich ihm wie Uli Hoeneß zurufen: Komm wieder, Junge.
Zugegeben. PPP, das war ein Heavy Weight Champion. Aber die Spirale des Denkens war wahrscheinlich die gleiche.
zum Beitrag14.04.2016 , 16:08 Uhr
Wenn sich das wilde Denken dreht, entsteht Gelächter, im besten Falle.
Die als wahr erwiesenen Ergüsse der Physiker erzeugen die Notwendigkeit des Hörens der Matthäus-Passion, da reichte ein ganzes Leben Nietzsches nicht aus, um das verlernte Christentum wieder als Evangelium zu erfahren. Ich persönlich habe genug mit Prypjat und Hiroshima, mon Amour, zu tun.
In diesem Sinne trinke ich, das Lied von der Erde hörend im geiste einen Gespritzen (ich bin Diabetiker) mit Herrn LOWANDORDER. Cheers!
zum Beitrag13.04.2016 , 23:10 Uhr
Schuldete uns General Franco Respekt?
Salazar?
Pinochet?
Idi Amin?
Pol Pot?
Oder aber Salvador Allende?
zum Beitrag09.04.2016 , 20:03 Uhr
Es geht auch um das, was bei der Arbeit (und die erreicht ein theoretischer Überbau, hier Gesetz, nur schwer) produziert wird: die Herstellung und Wahrnehmung von Oberflächen und Objekten (dabei stellt sich die Frage, ob man Objekte herstellen kann). Oberflächen lassen sich putzen, auch: runterputzen, Objekte muss müssen auch: respektiert werden. Objekte haben die Grundeigenschaft, dass sie ihr Geheimnis nicht ganz preisgeben (ein Hinweis für Physiker). Objekte erfordern Achtung. Diese kann nicht erlassen werden. Ein Erlass erreichte nicht die Mikroebenen.
zum Beitrag07.04.2016 , 16:57 Uhr
1995 ist so ein Datum. Ich drehe noch einmal die Uhr weitere 20 Jahre zurück. Dann bin ich bei 1975. Dem Jahr, in dem "Salò" erschien. Pier Paolo Pasolini ermordet wurde (Huber Fichte betrachtete es als einen inszenierten Selbstmord). Ich werde die "Freibeuterschriften" suchen, vielleicht finde ich etwas. Das wird zwar das Chaos, in dem wir uns befinden, nicht ordnen, aber eine Ahnung geben, warum wir heute da sind, wo wir sind. Lösungen wird es nicht geben, da bin ich mir sicher. Es kommt wahrscheinlich darauf an, es auszuhalten.
zum Beitrag06.04.2016 , 01:27 Uhr
10.000+
zum Beitrag31.03.2016 , 20:37 Uhr
Imre Kertész.
9. November 1929 in Budapest; † 31. März 2016 ebenda.
Felszámolás, Liquidation.
„Es geht um Auschwitz und nicht um romantische Ironie. Es geht nicht um die heitere Unendlichkeit sich unablässig spiegelnder Fiktionen. Es geht um Tod, Mord, Selbstmord und Liquidation. Held B. ist im Jahr 1944 in Auschwitz geboren und im Stalinismus groß geworden. Er hat, wie Kertész, das eine Lager mit dem anderen vertauscht. Doch anders als Kertész erträgt er die im Jahr 1990 anbrechende Freiheit nicht. Denn eine Freiheit ohne Mauern ist, genau genommen, keine Freiheit, sondern ein Zustand. Ein Zustand, an den man sich gewöhnen kann. An den er sich nicht gewöhnen wollte. Er war, heißt es an einer Stelle, ein Schriftgelehrter. Es ist dieser Glaube an die Schrift als die einzige Wahrheit, der diesem Werk über alle Beschwernisse hinweg große Würde verleiht. Es ist ein Schriftglaube, wie man ihn aus den großen Kunstreligionen, aus den Schriften der Buchheiligen Stéphane Mallarmé, Gustave Flaubert oder Edmond Jabès – ihren Träumen von einem absoluten Buch über Nichts – zu kennen meint. Aber das täuscht. Mit der poetischen Kabbala der vorletzten Jahrhundertwende hat dieser Schriftglaube nichts zu tun. Sein Ursprung liegt nicht im Salon, sondern im KZ. Seine Voraussetzung ist nicht Manierismus, sondern Zerstörung.“
Iris Raddasch, in der ‚Zeit’.
Ich schlage auf und lese: „Hurbinek, der Namenlose,dessen winziges Ärmchen doch mit der Tätowierung von Auschwitz gezeichnet war – Hurbinek starb in den ersten Tagen des März 1945, frei, aber unerlöst. Nichts bleibt von ihm: Er legt Zeugnis ab durch diese meine Worte.“
(Primo Levi)
Und deshalb gibt es Schriftsteller, Gott sei Dank. Ich möchte fest daran glauben können, dass Imre Kertész erlöst gestorben ist. Immerhin hat er überlebt, als Kind, um auch ein Zeuge zu werden. Wir werden mit Auschwitz nicht fertig werden. Dank Zeugen. Imre Kertész war einer davon.
zum Beitrag29.03.2016 , 23:51 Uhr
Es ist eine Frage der Wahrnehmung. nämlich der Differenz von Risiko/Gefahr. Ein Terroranschlag ist eine Gefahr, etwas das man ausgesetzt ist, während Risiko bedeutet, etwas zu akzeptieren, durch eigene aktive Entscheidung. Beim Autofahren habe ich sogar noch ein Steuer in der Hand. Das suggeriert mir sogar Kontrolle. Risiken geht man ein, Gefahren ist man ausgesetzt. So einfach ist das. deshalb wird man in Amerika auch nie Schusswaffen aus der Gesellschaft raurkriegen können, weil sich deren Besitzer immer auf der Seite des Risikos verorten und dessen Kontrolle.
zum Beitrag22.03.2016 , 23:47 Uhr
Und die SPEX, bitteschön?
zum Beitrag22.03.2016 , 12:29 Uhr
Die Pflege ist genauso, wie die SPD, dabei ihren Markenkern zu beschädigen. Bei der SPD kann man das auf eine Person zuspitzen. Bei der Pflege, die zwischen einer Zangenbewegung aufgerieben wird, ist die Zuschneidung der Pflege auf die Bedürfnisse des Marktes und eben nicht auf die tatsächlichen Bedürfnisse der zu pflegenden Menschen die Crux. Und da geht es dann zusammen.
zum Beitrag20.03.2016 , 12:39 Uhr
Rimbaud war in seinen "Seher-Briefen luzider. Was ihn aber nicht davon abgehalten hat, später mit Sklaven und Gewehren Handel zu treiben. Man muß aufpassen: auch das kann einem ein Bein kosten. Nichtsdestotrotz: ICH IST EIN ANDERER.
zum Beitrag18.03.2016 , 00:28 Uhr
preemptive/preventic warfare
asymmetric warfare
drone warfare
cruise missile
sniper
helicopter
tomcat
stealth bomber
flying fortress
aircraft carrier
nuclear submarine
first strike capacity
thermonuclear scholasticism
strategic escalation
doomsday machines
fallout
:
clausewitz/acceleration
stalker/nostalgia
zum Beitrag17.03.2016 , 19:25 Uhr
E.T.A. Hoffmann.
Klein Zaches, genannt Zinnober.
Nuf said.
zum Beitrag14.03.2016 , 00:12 Uhr
Die Braunschweiger SPD hat eine klar ablehnende Position zu TTIP. Ich kann KRIC nur zustimmen. "Unterschwelliger Antiamerikanismus" ist ein Kampfbegriff. Ich hätte mir von der TAZ eine mehr solide Darstellung gewünscht. Korrigieren Sie mich, wenn ich das falsch sehe, kurzgefasst sieht doch die Linie so aus: TTIP bedeutet auch: Abschaffung der Jurisdiktion, dessen Outsourcing an Unternehmen, die Kapital einsammeln zur Durchsetzung von Rechtsansprüchen, das mündet dann in Hedge-Fonds des "Rechts". Und wo es keine unabhängigen Gerichte mehr gibt, wird auch die Legislative ausgelagert. Exekutive bleibt dann übrig. Um das mit Hartz IV zu regeln und so. Wir wissen doch immer noch gar nicht genau, was da eigentlich hinter verschlossenen Türen verhandelt wird. Da kann ich ja gleich die FAZ lesen.
zum Beitrag12.03.2016 , 16:21 Uhr
Hier geht es nicht nur darum, dass ein 9. Dan-Spieler geschlagen wurde, drei Mal. Dieses Ereignis zwingt uns vielleicht tatsächlich, Gretchenfragen zu stellen. Wie denkt das Denken ein Denken außerhalb seines Denkens? Algorithmen, Drohnen, und nun noch Neuronale Netzwerke. Wenn eine Maschine Go meistern kann, dann auch den Turing-Test. Was hat Google sonst noch vor? O-Ton:
"Letztlich wollen wir diese Techniken auf reale Probleme anwenden. Wir hoffen, dass sie eines Tages so ausgebaut werden können, dass sie uns helfen, einige der drängendsten und schwierigsten gesellschaftlichen Probleme anzugehen, von Klimavorhersagen bis zur komplexen Analyse von Krankheiten."
Die Welt ist alles, was der Fall ist. Können wir akzeptieren, dass nun neuronale Algorithmen Entscheidungen treffen, was der Fall sein wird? Auf welcher Agora der Polis wird entschieden, dass ein Denken außerhalb des Denkens in Kraft und Würden gesetzt wird? Wer entscheidet das? Google oder die Polis? Der ‚Satz vom Grunde’ wird sich auflösen. An deren Stelle werden von einander unabhängige Entitäten erscheinen, genauso wie das Anzestrale oder das Verglühen der Sonne; und das wird dann umso schwerer in eine Ordnung der Dinge zu bringen sein. Vorstellbar dass durch die Anerkennung neuronaler Algorithmen sich der Verstand jetzt nach den Dingen und ihrer Erscheinung richten muss und sie nicht mehr, wie bisher, durch Bezeichnung erzeugen kann.
Aristoteles: „ … so kann Exaktheit noch viel weniger bei der Darstellung von Einzelfällen vorhanden sein: diese fallen weder unter eine bestimmte ‚Technik’ noch Fachtradition. Der Handelnde ist im Gegenteil jeweils auf sich selbst gestellt und muß sich nach den Erfordernissen des Augenblicks richten, man denke nur an die Kunst des Arztes und des Steuermanns. …“
Kairos, der kritische Moment, unsichtbar, versteckt zwischen 1.920 CPUs und 280 GPUs.
Es ist vielleicht Zeit für die Rückkehr der Metaphysik. HAL aber, aus der Ferne: “I'm sorry Dave, I'm afraid I can't do that.”
zum Beitrag10.03.2016 , 12:37 Uhr
Vergleicht man die Besprechung dieses Films in der Presse, z. B. FAZ/TAZ, fällt auf, dass die Besprechung eher eine Aussage über den Rezipienten macht als über das zu Rezipierende.
Wie kann man sich Auschwitz-Birkenau nähern? Wie kann man Zeuge sein?
Jeder Film wird sich an „Shoah“ von Claude Lanzmann messen lassen müssen.
Jedes Buch an den Berichten, Erinnerungen der Augenzeugen.
Man kann auch an Giorgio Agamben und seinem „homo sacer“ Projekt herumkritteln. Mir hat „Was von Auschwitz bleibt“ geholfen, bei der Annäherung an diesen schwarzen, opaken Monolithen. Auch der zitierten Zeugenaussagen wegen. Agamben beschreibt auch die Schwierigkeiten der Zeugenschaft selbst.
In der FAZ gibt es Leserbriefe, die sagen, es muss jetzt endlich Schluss sein mit der Aufarbeitung von „SS-Verbrechen“. Es geht uns nichts mehr an.
Der Film beleuchtet einen ungeheuerlichen Splitter: die Auslöschung selbst des Angedenkes den Toten gegenüber.
Die Menschen aber, die durch Arbeit/Unterernährung so weit vernichtet waren, dass sie kurz vor dem Tode oder der Selektion standen, nannte man Muselmann.
C-A-F-F-E-E
Trink nicht so viel Caffee,
Nicht für Kinder ist der Türkentrank,
Schwächt die Nerven,
Macht dich blass und krank,
Sei doch kein Muselmann,
Der ihn nicht lassen kann.
Der Kanon. Ein Singbuch für Alle. Wolfenbüttel 1925.
Wir werden mit Auschwitz/Birkenau nicht fertig werden. Weil wir wahrscheinlich immer noch nicht a n g e f a n g e n haben, uns mit seiner Wirklichkeit auseinanderzusetzen. Und auch ein Victor Orban und seine Politik, die Veränderung der ungarischen Gesellschaft kann und muss man auch historisch begreifen. Peter Nadas hat das gemacht, in „Einige Gretchenfragen“.
Die TAZ, dafür Lob, geht wenigstens auf die Stilmittel des Films ein und seine Erzählweise. Ich fühle mich an Michael Haneke und seine Aussage zu „Funny Games“ erinnert: „Ich versuche Wege zu finden, um Gewalt als das darzustellen, was sie immer ist, als nicht konsumierbar.“
zum Beitrag09.03.2016 , 21:00 Uhr
Ihr solltet einmal innehalten. Euch erstens darüber freuen, dass so eine Kommentardebatte überhaupt möglich ist. Versucht das einmal bei der FAZ. Da habt ihr 1000 Zeichen, und wenn ihr Pech habt, wird dies auf die Hälfte noch kastriert. Worum geht es hier eigentlich? Um Feminismus. Die Frauen, die mit TSS sagten „warum geht es mir so dreckig?“, die mussten sich überhaupt erst einmal Instrumente der Erkenntnis erarbeiteten. Da gab es nämlich nur Simone de Beauvoir.
Meine Deutschlehrerin:
- Wenn Sie allein, rauchend, schick angezogen, über den Campus gingen, waren Sie schon eine Schlampe.
Mein Chef:
- ich würde das nicht noch einmal machen, Krankenpflege. Entweder man bekommt keine Wertschätzung und Anerkennung, für das, was man macht, oder man gilt als schwul.
Ich, Fachkrankenpfleger, gehe jeden Tag in den Gendertrouble. Seit zwanzig Jahren. Ich würde mich als Feminist bezeichnen. Die Krankenpflege ist seit Agnes Karll Verfügungsmasse im Krankenhaus, auch durch die Instrumentalisierung von Frauenrollen.
Der Feminismus hat noch nicht einmal angefangen, die Gesellschaft nachhaltig zu verändern.
Chirurgische Oberärztin? Suchen Sie das mal. Denken Sie mal darüber nach.
Abschließend. Geschichtsunterricht. Interview mit Sylvia Bovenschen, TAZ 2007:
http://l.facebook.com/l.php?u=http%3A%2F%2Fhttp://www.taz.de%2F1%2Farchiv%2Fdigitaz%2Fartikel%2F%3Fressort%3Dsp%26dig%3D2007%252F12%252F29%252Fa0048%26cHash%3Dc37ae591cb9666064f42040d8b33fb19&h=TAQG748cM
zum Beitrag08.03.2016 , 20:34 Uhr
Ratzinger. Houdini. Synthese: Ironie.
Dass Sie nicht auf Carl Schmitt angesprungen sind, wundert mich. Und wie Giorgio Agamben als Meisterdenker, nun auf dem verwaisten Thron, nach Derridas Tod, bei diesem Staatsdenker hat bedienen können.
zum Beitrag08.03.2016 , 11:04 Uhr
Der Trick mit dem Naturrecht hat übrigens Carl Schmitt aufgebracht bzw. präzisiert, nämlich mit der Denkfigur des "Souveräns im Ausnahmezustand". Positives Recht zu begründen, geht nämlich nicht aus dem positiven Recht heraus, da muss dann das so genannte Naturrecht her. Und wenn man dann genau hinschaut, gibt es insbesondere da nämlich kein "Satz vom Grunde", da ist plötzlich alles bodenlos und schwindelerregend, Hütchenspiel und Taschenspielertrick zugleich. Herr Ratzinger ist mir sympathisch. Zaubert er doch noch auf dem Niveau eines Houdini. An dem geäußerten Unverständnis, was meinen Kommentar betrifft, kann man sehen, das es funktioniert.
zum Beitrag08.03.2016 , 10:51 Uhr
Durch einen Facebook-Eintrag von Thomas Meinecke, der ihr zum 70. Geburtstag gratulierte, bin ich auf Sylvia Bovenschen aufmerksam geworden.
Auszug TAZ-Interview mit Sylvia Bovenschen 29. 12. 2007
„Stefan [Verana Stefan, Roman ‚Häutungen’]“ vermittelt, Frauen seien ständig von sexuellen Übergriffen bedroht gewesen.
- Da war was dran. Wenn Sie - ein eher harmloses Beispiel - allein ins Restaurant gingen, wurden Sie angemacht, aber gewaltig: Sie sind alleine im öffentlichen Raum, also kann man auf Sie zugreifen. Und ungewollter Sex in der Ehe galt als normale eheliche Pflicht.“ …
Sie meinen, die Idee der Geschlechterdemokratie kann jederzeit wieder verschwinden?
- Ich will niemandem die Laune verderben, aber der Feminismus war immer nur eine Fußnote der Geschichte. Um Geschlechterdemokratie wird man immer kämpfen müssen.
Die Ereignisse in Köln sind als Zivilisationsbruch dargestellt worden. Beginnt man, ausgehend mit Herodots „Historien“, die Gewalt gegen Frauen in der Zivilisation anhand der Quellenlage zu beobachten, muss man feststellen, dass Gewalt gegen Frauen immer Bestandteil der so genannten Zivilisation war. Bestandteil auch der 68er ‚Revolution’ war, dies überhaupt erst einmal sichtbar zu machen, und an der Veränderung dieser gesellschaftlichen Praxis dann auch zu arbeiten. Meine Deutschlehrerin, der ich unendlich viel verdanke, sagte einmal über ihre Studienzeit:
- Wenn sie allein als Frau, schick angezogen, rauchend, über den Campus gingen, galten sie schon als Schlampe.
Ich arbeite als Mann seit mehr als zwanzig Jahren in der Krankenpflege. ‚Gender Trouble’ habe ich jeden Tag, ich kann ihn jeden Tag beobachten. Aussage eines Vorgesetzten:
- Ich würde das nicht noch einmal machen, Krankenpflege. Entweder man wird nicht anerkannt und wertgeschätzt, für das, was man macht, oder man gilt als schwul.
Man braucht keine Nordafrikaner, um immer noch Zivilisationsbrüche zu beobachten.
zum Beitrag07.03.2016 , 20:04 Uhr
Ja, der Herr Lowandorder. Kennt sogar den heiligen Augustinus. Aber der hat nicht nur die „Bekenntnisse“ geschrieben, sondern auch maßgeblich an der Kirchendogmatik der Papstsekte gefeilt, nämlich im „Gottesstaat“. Und da hat er abgeschrieben, auch von einem Nordafrikaner, nämlich Tyconius, dem donatinischen Häretiker. Dessen Liber regularium, der Archetyp hermeneutischer Bibelexegese, entwickelt in seiner zweiten Regel DE DOMINI CORPORE BIPERTITO den einen Leib der Kirche, FUSCA SUM ET DECORA (Cant. 1,4): „Schwarz bin ich u n d schön, d. h. die eine Braut Christi, der e i n e Leib der Kirche hat linke u n d rechte Seite, umfasst Sünde u n d Gnade. (Joseph Ratzinger, Beobachtungen zum Kirchbegriff des Tyconius im Liber regularium, Revue des Études Augustiniennes et Patristique 2/1956, S. 173-185).
Augustinus hat dann in seiner Permixta Ecclesia das Ganze umgedeutet in eine Zwei-Städtetheorie, der Kampf Jerusalems gegen die Hure Babylon. Dabei wohnt der Antichrist jedoch auch im Körper der einen Kirche, wenn man Tyconius, wie Ratzinger, zwar nicht folgt, aber doch zumindest anerkennt.
Agamben präzisiert, und das passt sehr gut auch auf den Fall des schwarzen Kirchenmannes: „Delegitimiert sind die Staatsgewalt und ihre Institutionen heute nicht, weil sie rechtswidrig handeln; die Illegalität ist vielmehr so selbstverständlich und allgegenwärtig, weil die herrschenden jegliches Bewusstsein für ihre Legitimität verloren haben. … Angesichts des unaufhaltsamen Niedergangs, in dem sich unsere demokratischen Institutionen befinden, muss der Versuch der Moderne, Legalität und Legitimität der Herrschaft im positiven Recht begründen zu können, als gescheitert betrachtet werden. Lebendig sind die Institutionen einer Gesellschaft nur, wenn beide Prinzipien (die in unserer Tradition auch unter dem namen Naturrecht und positives recht, geistliche und weltliche Macht, oder – im alten Rom – AUCTORITAS und POTESTAS bekannt sind) ihre Wirksamkeit entfalten, ohne zusammenzufallen.“
zum Beitrag07.03.2016 , 18:59 Uhr
1000+
zum Beitrag07.03.2016 , 17:36 Uhr
Der ‚Wahlsieg’ der AfD ist ganz einfach. Es ist die Vollziehung der Gedanken der Vergangenheit an die Gegenwart. Die Vergangenheit h u s c h t vorbei. Erkennbar wird sie als Bild in einer Gegenwart, die sich gemeint fühlt von diesem Bild. Und dass das erinnerte Glück in seiner Gegenwart so nie war, als ein erinnertes. Die Gegenwart aber ist nicht ein großer Gedankenstrich zwischen Vergangenheit und Zukunft. Ihre schwache Kraft in Potenz ist die Vollziehung der Gedanken der Vergangenheit an die Gegenwart, somit an die Zukunft. Und auch das böse Glück kann erinnert werden: Das böse, verfemte Glück des Stammtischs hält Einzug in den öffentlichen Raum.
zum Beitrag28.02.2016 , 22:57 Uhr
Absolut spannend. Die Geschichte schlägt zurück. Unlängst kramte ich in der Mottenkiste meiner Handbibliothek und fand Michel Foucaults „Diskurs und Wahrheit“ , 6 seiner Berkely-Vorlesungen, wieder. In Berkely entstand das Free Speech Movement, unter anderem gegen den Vietnam-Krieg. Im Kern geht es um Parrhesia, der freien Rede. Platon, wer sollte es auch anders sein, betrachtete die Parrhesia grundsätzlich als eine Gefahr für die Demokratie. Sie bricht nämlich mit Sprachregelungen: wer darf reden, wer muss schweigen?
Im letzten Drittel des 20. Jahrhunderts konnten wir eine kopernikanische Wende im öffentlichen Diskurs beobachten, den Einfluss einer auch außerparlamentarischen Opposition, welche Positionen der Restauration aufweichte und in neue Bürgerrechte mündete, auch die Anerkennung anderer sexueller Orientierungen. Die Figur der Parrhesia bedeutete auch eine Erneuerung der demokratischen Zivilgesellschaft.
Was wir nun, im dritten Jahrtausend, beobachten können, ist eine ptolemäische Konterrevolution. Repressive, neurotische, kleinbürgerliche Positionen bedienen sich nun ihrerseits der freien Rede und inszenieren eine APO von rechts, von Pegida bis hin zur „Demo für alle“.
Damals war der Kapitalismus resilent. Die Schleife des Fordismus funktionierte. Jetzt, wo ökonomische Gewissheiten wegbrechen, suchen viele wieder Trost nicht nur im Konsum, sondern auch in einem Glauben, der als wahr erachtet wird. Das Gespräch mit den besorgten Bürgern jedoch wird sich schwieriger gestalten. Die vollgepisste Jogginghose, die brennenden Häuser, grölende Menschen waren nur der Anfang. Die Büchse der Pandora ist nun offen, und auch sie wird instrumentalisiert werden.
Nichts weniger als das Maßverhältniss des Politischen steht auf dem Spiel.
Der Schlaf der Vernunft wird weitere Ungeheuer gebären.
zum Beitrag26.02.2016 , 19:04 Uhr
"Glutenfrei" füllt die Lücke im Supermarkt, welche durch die nun endlich als unsinnig herausgestellen "Diabetikerlebensmittel" hinterlassen haben. So einfach ist das.
Eat Real Food!
zum Beitrag18.02.2016 , 10:09 Uhr
10.000+. Wessen Strasse ist die Straße? Wessen Morgen ist der Morgen? Vorwärts, und nicht vergessen...
zum Beitrag05.02.2016 , 13:26 Uhr
Walter Serner. Seine Spur verliert sich in Theresienstadt. Die Vergangenheit aber ist nicht tot. Sie hat nicht einmal aufgehört, zu existieren.
Serner hat übrigens das Manifest Dada aufgeblasen zur "Letze Lockerung. Ein Handbrevier für Hochstapler und solche, die es werden wollen."
Es endet:
"Die Welt will betrogen sein, ganz gewiß. Sie wird dir aber sogar ernstlich böse, wenn du es nicht tust."
Für Bibliophile: Die Ausgabe des Berliner Gerhardt-Verlages von 1966 hat den Charme einer Erstausgabe, ist aber erschwinglicher.
Unverzichtbarer Bestandteil einer Handbibliothek.
Serner, wenn er seinen Anzug versetzt hatte, ging dann, bekleidet mit einem Pelzmantel, aus. Nicht ohne aber auch "Jicky" zu tragen von Guerlain. Dabei die "verräterische Camel" rauchend.
Ach ja...
zum Beitrag03.02.2016 , 21:40 Uhr
„I am pissed off. And I hope you are now pissed off too.“ Robert H. Lustig, Pädiater, Neuroendokrinologe, nach einem Vortrag über das, was mit unseren Kindern passiert, die durch Fehlernährung krank gemacht werden. Ich bin auch angepisst. Über die ganzen Scheinkrisen, die zur Zeit die politische, industrielle und mediale Landschaft bestimmen. Unser Gesundheitssystem ist seit zwanzig Jahren in der Krise und wird ein ums andere Mal verschlimmbessert. Dabei wird das größte Problem, das metabolische Syndrom, welches zur Fettleber und zum Typ II Diabetes führt, nicht adressiert. Medicare in den USA wird rein rechnerisch 2026 pleite sein, dann müsste man nämlich das gesamte Budget nur für diese Erkrankung und seine Folgen ausgeben. Verursacht wird es durch hochprozessierte Lebensmittel, die ALLE Fructose enthalten. Also durch profitorientierte transnationale Lebensmittelkonzerne, die sich längst auf der Stufe von Oligopolen befinden und die die Folgekosten ihres Handelns an die Gesellschaft externalisieren. Der böse Onkel Ronald McDonald darf den Kindern Plastikspielzeug in das Happy Meal stecken, um sie für seine harten Drogen anzufixen.
Deutschland hat noch ein bisschen Zeit. Die Amis verballern jetzt 50%, wir erst 25% des Budgets unseres Gesundheitswesens. Aber der Tsunami wird auch uns überrollen. Scheinpolitiker diskutieren Schießbefehle, gegen Nordafrikaner, an der Grenze. Der Feind in der Küche aber, der weisse Elephant Lebensmittelindustrie, wird gestreichelt und die Haufen, die er in den Ecken hinterlässt, die werden parfümiert. I AM PISSED OFF. Fangen wir an, über wirkliche Probleme zu diskutieren und darüber nachzudenken, wer unsere Zivilgesellschaft wirklich als Geisel genommen hat. Der Nordafrikaner hat jedenfalls hat keine Spin Doctors, die nachhaltig Lobbyarbeit leisten. Er eignet sich eher als Krähe, die zur Warnung in den Baum gehängt werden kann.
zum Beitrag02.02.2016 , 09:45 Uhr
Gemessen an den Empfehlungen, wieviel Fleisch man überhaupt essen sollte, wieviel Protein überhaupt nötig ist, erscheint mir diese Debatte am Kern vorbeizugehen. Massentierhaltung ist nur notwendig, weil viel zu viel Fleisch gegessen wird. Industriell produziertes Fleisch hat da eine ähnliche Position wie HCFS 55, der noch um einiges schädlicher ist als andere Zuckersorten. Die Nahrungsmittelindustrie ist der weisse Elephant in der Küche, der nicht nur sagt, wie wir uns verhalten sollen, sondern auch noch unsere Geldtasche und unsere Gesundheit mitnimmt. Wenn man wie früher, in der guten alten Zeit, nur Sonntags Fleisch auf dem Tisch hätte, bräuchte es diese Exzesse in der Tierhaltung nicht. Die Nahrungsmittelindustrie wird, so hoffe ich, irgendwann die gleichen Schwierigkeiten wie die Tabakindustrie bekommen. Die Lobbyarbeit und die Bemühungen ihrer Public Relations Abteilungen unterscheiden sich nicht. Gewinne einstreichen, Kosten externalisieren, damit wird Schluß sein, wenn sich die Gesellschaft schlicht und ergreifend ein Krankheitsversorgungssysten, das die Auswüchse einer modernen westlichen Diät mehr schlecht als recht repariert, sich nicht mehr leisten kann. Amerika kracht jetzt schon. Deutschland wird folgen, da bin ich mir sicher.
zum Beitrag30.01.2016 , 00:25 Uhr
Selbst das Deutsche Ärtzeblatt hat mittlerweile bemerkt, das die Diabetes-Epideme zu der größten Herausforderung unseres Krankheitsverwaltungssytems in den nächsten 30 Jahren wird. Und das liegt an einer Agrar- und Lebensmittelindustrie, welche Gewinne einfährt und die Kosten an das Gemeinwesen externalisiert. Nicht nur Zucker, auch die gesättigten Fettsäuren. Wenn man nur drei- bis viermal Fleisch essen würde im Monat, wie man das noch vor Fünfzig Jahren gemacht hat, wäre alles im Lack und dann gäbe es die Auswüchse der Massentierhaltung nicht. Aber es gibt ja Ministerpräsidenten, die fahren zur grünen Woche nach Berlin, lecker essen und Bierchen zischen dazu, und gleichzeitig die Werbetrommel rühren für ihr Agrarland. Da liegt der Hase im Pfeffer. Die liebe Industrie + Politik + mediale Aufbereitung. Und der dicke Bürger mit Diabetes ist ja selbst schuld. Die dicken Kinder auch?!
zum Beitrag21.01.2016 , 08:35 Uhr
1000+
zum Beitrag19.01.2016 , 17:49 Uhr
Als wenn Strafverfolgungsbehörden Rücksicht nehmen würden auf Kulturrelativisten und Multikulterer. Aber im Ernst: Was wir brauchen, ist ein Laizismus, gepaart mit einem Verfassungspatriotismus, der auch dem Souverän im Ausnahmezustand die Grenzen aufzeigt. Der "Nordafrikaner" ist nicht vom Autor der Kolumne erfunden worden.
Wie schon an anderer Stelle gesagt. 1 angegangener Kontaktbereichsbeamter= 500 Einsatzkräfte, 20 Mann SEK, Hundestaffeln, Hubschrauber.
Reichlich Übergriffe auf Frauen, improvisierte Großveranstaltung vor dem Kölner HBF= 143 Einsatzkräfte. Es geht hier auch nicht um muslimische Frauen. Es geht ganz abstrakt um die Durchsetzung von rechtsstaatlichen Normen gegenüber jedweden Anwürfen. Dazu gehört auch die "Dirndlfigur" eines Herrn Brüderle. Die Probleme des Islam kann nur der Islam selbst lösen. Und Straftat ist Straftat. Abschließend: Die mittelalterlichen Strukturen hatten wir vor gar nicht allzulanger Zeit noch selbst. Meine Mutter, verliebt in einen ungarischen Flüchtling (1956), musste sich von ihrem Vater anhören: "Was willst Du mit diesem Kukuruzfresser?"
Solange nicht Personalien festgestellt wurden, Sachverhalte aufgenommen sind, sollte man aufhören zu faseln, und keinen äußeren Feind konstruieren als Projektionsfläche neurotischer, kleinbürgerlicher Minderwertigkeitsgefühle.
zum Beitrag19.01.2016 , 00:25 Uhr
Drei Kinder, eins studiert, Vollzeit, neben Unterricht in der Fachweiterbildung, 10000 Kilometer mit dem Fahrrad im Jahr. Die Lebensgefährtin arbeitet Teilzeit, managt die Termine, sonst ginge es nicht. Ein Auto. Ohne das geht es nicht auf dem Land. Brot wird selbst gebacken, ohne Automat. Ansonsten auch gekauft, aber eben: Beipackzettel. Ein Stabmixer für 30-40 Euro reicht. Nudeln selbst machen ist aufwendig, lohnt aber auch. Sushi ist weniger aufwendig. Brotauftriche aus Linsen ect. pp. geht auch gut selbst.
Wie gesagt, http://www.thelancet.com/series/obesity-2015 ist der pure Kommunismus und stellt an unsere Politiker Forderungen, da kann man eigentlich einmal mehr Grün wählen.
Aus der Besprechung des Buches "The Shape We're in": "Obviously, some people resist these ubiquitous temptations better than others, and others get fat easily whereas others take more time. So be it. What is clear is that nothing to do with our innate self-control or with our genes has fundamentally changed since 1980. What has changed is the increasing control of our lives by the need to sell calorie dense food by a rapacious food industry." Also: Rape-Culture der Nahrungsmittelindustrie.
zum Beitrag17.01.2016 , 18:11 Uhr
1. Billig. Ein begrenzter Etat erfordert mehr Arbeit und Logistik. Unbesehen. Aber man kann z. b. Kiwi im Angebot für 9 Cent das Stück bekommen. Bezahlbare Äpfel gibt es immer.
2. Prozessierte Lebensmittel. Erstens. Das „prozessieren“ fängt mit dem Industriezucker an. Der wird überall hineingeschmiert. Überall. Viel gefährlicher noch ist der aus Mais hergestellte Glucosesirup. Der ist z. B. auch im Walnuss-Ricotta Pesto von Barilla. Dazu kommen künstliche Zuckerersatzstoffe, Aromen, ect. pp. Wenn Sie nicht 2 Stunden einkaufen wollen (das Lesen der „Beipackzettel“), einfach selber machen. Das ist einfacher.
3. Weißmehlprodukte ist die Spitze des sichtbaren Eisberges. Ein Nahrungssoff wird auf nackte Kalorien, Stärke reduziert, den der Körper rasend schnell in Zucker verwandelt. Sie essen also nichts anderes als Zucker. Alles andere, Ballaststoffe, Mineralien wird weggeschmissen. Das ist irre. In Amerika wird das Mehl sogar mir Chlor gebleicht.
4. Brot selber backen. Eine Folge „BigBangTheory“ weniger gucken. Oder nebenbei. Dann haben Sie ein bezahlbares Vollkornbrot, das den Namen verdient.
5. Ja. Essen IST Medizin. Die Küche ist das Laboratorium. Nehmen wir Smoothies. 2,50 für 250 ml. Kiwi im Angebot, 5 Stück: 45 Cent, 100 g Lichees 29 Cent, 2 Äpfel 40 Cent. Mit Wasser auffüllen. Sie kriegen also, wenn Sie selber machen, mehr als die achtfache Menge. Nebenbei: Einfach die Zuccini und Möhrenreste mit geschreddert und rein. die Kleinen werden es nicht merken.
Werden Sie vom Konsumenten ihres Lebens zum Produzenten Ihrer selbst. DIESER WEG kann fruchtbringend sein, weil Freude an der eigenen Arbeit entsteht.
Nach langer Arbeit,
Der Garten ist überall:
Buchweizen im Brot.
zum Beitrag16.01.2016 , 22:41 Uhr
Es geht nicht um BIO. Wenn Sie Ihren Etat anschauen, den Sie für Lebensmittel ausgeben, müssen Sie für eine Ernährung, die Sie nicht krank macht, nicht mehr ausgeben. Sie müssen umschichten. Regel #1: keine prozessierten Lebensmittel. Regel #2: kein Industriezucker/Glukosesirup. Regel #3: keine Weissmehlprodukte. Regel #4: gesättigte Fettsäuren drastisch reduzieren. Regel #5: mehr Getreide, Hülsenfrüchte, Gemüse, Salat und Obst. Regel #6: Fleisch als Praline, die nicht jeden Tag gegessen wird. Regel #7: keine gesüßten Getränke. Regel #8: kein Alkohol (wenn Sie Entspannung brauchen, essen Sie einen Haschischkeks). Regel #9: mit dem Rauchen aufhören. Regel #10: mehr Bewegung (Stichwort: aktiver Transport).
Was meinen Sie, ist das bezahlbar?
Ich finde es Mist, Produkte zu kaufen, die mich krank machen und deshalb ihr Geld nicht wert sind. Und das sind nicht die Schadstoffe. So wie es mittlerweile Raucherpunkte gibt, so müsste es auch Schokoriegelpunkte geben.
zum Beitrag16.01.2016 , 19:00 Uhr
Editorial:
“Today’s Lancet is a special issue on diabetes, published to coincide with the 70th Scientific Sessions meeting of the American Diabetes Association (ADA) in Orlando, Florida on June 26–29. …But there is a glaring absence: no research on lifestyle interventions to prevent or reverse diabetes. In this respect, medicine might be winning the battle of glucose control, but is losing the war against diabetes. … Because type 2 diabetes, which accounts for 90% of diabetes, is largely rooted in reversible social and lifestyle factors, a medical approach alone is unlikely to be the solution. … A collective approach provides predisposed individuals
with better protection from the environmental hazard of decreased opportunities for physical exercise and the abundance of energy-dense food. …Diabetes need not be an inevitable consequence of urbanisation or social inequity, nor should future generations be condemned to perpetuate diabetogenic lifestyles. The fact that type 2 diabetes, a largely preventable disorder, has reached epidemic proportion is a public health humiliation. A strong, integrated, and imaginative response is required, in which the limits of drug treatment and the opportunities of civil society are recognised. …”
Massentierhaltung, daraus resultierend exzessive Aufnahme von tierischem Protein, gesättigten Fettsäuren, Kasein aus Milch und Milchprodukten; Industriezucker/Glucosesirup, ausgemahlene Mehlprodukte, reduziert auf nackte Kohlehydrate; verdichtete hochkalorische prozessierte Lebensmittel, gesüßte Getränke, Alkohol: DAS ist das Problem. Das amerikanische Gesundheitssystem ist jetzt schon am krachen. Unseres wird bald folgen. Verantwortlich kann man dafür auch eine Nahrungsmittel- und Agrarindustrie machen.
Das „J’accuse!“ eines Emile Zola ist ein Witz dagegen.
zum Beitrag16.01.2016 , 19:00 Uhr
http://www.thelancet.com Vol 375 June 26, 2010.
Also nicht ‚Vegan aktuell’, nicht die ‚China Study’, keine ‚Körner fressenden Tierschützende Weltverbesserer’; sondern eine wissenschaftliche Zeitschrift.
Wikipedia: „Sie wurde 1823 von Thomas Wakley gegründet. Seine Intention war, die in der Medizin verbreitete Korruption und Vetternwirtschaft aufzudecken. Mit Hilfe des Lancet wollte der Chirurg „reformieren, informieren und unterhalten“. Mittlerweile sind alle Artikel des Lancet von der ersten Ausgabe 1823 bis heute online abrufbar, die meisten kostenpflichtig.
Laut ISI Web of Knowledge lag im Jahr 2014 der Impact-Faktor bei 45,217, damit liegt die Zeitschrift in der Kategorie allgemeine und innere Medizin an zweiter Stelle (von 153 Zeitschriften).“ Hinter dem ‚New England Journal of Medicine’.
zum Beitrag14.01.2016 , 22:26 Uhr
Die Morgenpost in Berlin berichtet: http://www.morgenpost.de/berlin/article206919825/Grosseinsatz-nach-Angriff-auf-Polizisten-an-der-Rigaer-Strasse.html
Auszug:
„500 Polizisten waren am Abend an der Rigaer Straße im Einsatz, darunter auch etwa 20 Beamte des Spezialeinsatzkommandos (SEK). Hundestaffeln wurden ebenso eingesetzt wie ein Polizeihubschrauber, der zeitweise über der Szenerie kreiste. Auch auf den Dächern der umliegenden Häuser waren Beamte unterwegs. Die Rigaer Straße wurde zwischen Liebig- und Zellestraße komplett abgeriegelt.
Es waren nicht deutsche Frauen von schwarzen Händen bedroht. Nein, die Staatsmacht fühlte sich bedroht. Den Anlass des Polizeieinsatzes liest man ausführlicher hier: http://www.morgenpost.de/berlin/article206918459/Polizist-stellt-Knoellchen-aus-und-wird-niedergeschlagen.html
Also, noch einmal ganz langsam. Ein Kontaktbereichsbeamter schreibt ein „Knöllchen“. Es kommt zu einer Auseinandersetzung. Am Ende: Hubschrauber, Hundestaffel, 500 Beamte, 20 Beamte SEK.
Der knöllchenschreibende Kontaktbereichsbeamte ist also ein höher zu schützendes Rechtsgut als aufreizend gekleidete Frauen am Kölner Hauptbahnhof, die nicht eine Hitlergrußlänge Abstand halten von schwarzen Männern. Extrapoliere ich mal.
In Berlin ist es also möglich, zeitnah 500 Beamte, Hundestaffeln, einen Hubschrauber, 20 Beamte SEK in Marsch und Einsatz zu bringen. In Köln ist eine solche logistische Leistung am Hauptbahnhof nicht möglich. Und leise kommt der Verdacht auf, das man in der Sylvesternacht einen Vorgang instrumentalisieren wollte, so wie man am 13. 1. den Knöllchenvorfall instrumentalisierte.
Wo sind wir hier eigentlich?
Wahrscheinlich immer noch hier:
https://www.youtube.com/watch?v=JT7G-6_pGWs
zum Beitrag13.01.2016 , 18:15 Uhr
Es geht hier nicht um Lösungen. Es geht um Probleme. Und Probleme, die gelöst werden, ermöglichen keine Anschlusshandlungen. Auch geht es nicht um Konsens, sondern um Dissenz. Und um das Weitermachen, auch wenn man sich erst einmal nicht einig ist, wie es weiter gehen soll. Und wenn man sich immer einig wäre, lägen z. b. die Scheidungsraten erheblich niedriger.
Aber mal im Ernst: Im ersten deutschen Herbst wurde eine kleine Verbrecherbande von einem Staatsapparat gejagt, der 100.000 Mann und mehr dafür aufbrachte. Recherchieren Sie mal, wie die Dienstbesetzung der Bahnhofspolizei Köln aussieht. Und wie viel Polizei zusammen gezogen wird, wenn Castor-Transporte anstehen. Dämmert es?
Und wozu haben wir Nachrichtendienste? Damit den Akteuren in Connewitz Klarnamen und Einsatzpläne zugespielt werden können? Damit V-Leute mit dem Sold, den sie erhalten, nebenbei ihre vaterländischen Vereine aufbauen können?
Der Fisch beginnt, am Kopf zu stinken. Statt unsere Jungs am Hindukusch für nichts und wieder nichts zu verheizen, sollte man vor unserer eigenen Haustüre kehren. In Amerika gibt es so etwas wie Nationalgarde. Wir haben immerhin Bundespolizei. Fangt mal an mit der Umstrukturierung, ihr da oben. Und wenn schon nicht Lösungen, dann immerhin Problemlösungen.
zum Beitrag07.01.2016 , 17:20 Uhr
Gibt es eigentlich was lustiges über ZEN-Buddhismus von Charlie? Taisen Deshimaru-Roshi hat doch immerhin in Frankreich gewirkt. Vielleicht kann ja Herr Schley weiter helfen. Und wenn es, erglichen mit den drei Weltreligionen, eigentlich nichts über ZEN gibt, dann macht das vielleicht auch eine Aussage über zeitlich gebundene Formen der Transzendenz, wie sie diese drei Weltreligionen darstellen und die sich immer auch in ihrer Zeitlichkeit die Hände schmutzig gemacht haben. Und damt verdienter Maßen Spott und Häme auf sich ziehen.
zum Beitrag29.12.2015 , 23:35 Uhr
Ich hatte letztens einen Traum. Bulgakow und Mommsen gelesen, zu schwer, zu spät, gegessen. Ich träumte: Die 12. römische Blitzlegion unter Pontius Pilatus wird in Dresden stationiert, Zenturio Rattenschreck "spricht" mit dem besorgten Bürger, die Rädelsführer ex gladio in den Circus Maximus und die Mitläufer als Galeerensklaven nach Griechenland verkauft. Brandstifter, wie damals, nach dem Steuerstreik in Galiläa, zur Warnung am Strassenrand ausgestellt. Und Ruhe ist. Dann wachte ich schweissgebadet auf. Herr Höcke war nur ex ludum nach Rom gegangen.
zum Beitrag25.12.2015 , 11:49 Uhr
"Verkackt die Greisin Nacht für Nacht ihr Bett,
schmiert sich der greis die mürben Schenkel zu,
und ihr reicht Fraß, es in den Darm zu lümmeln,
meint ihr die Götter samten ab vor Glück?" (Gottfried Benn)
Eine körpernahe Pflegehandlung ist auch etwas sehr intimes, intimer manchmal sogar als Sexualität, ich denke da an das Ausräumen des Darmes, Anlage eines VAC-Verbandes bei offenem Abdomen, versorgen eines Dekubitus Grad 4, wo sie freie Sicht auf die Knochen haben. Gern erinnere ich mich auch an die Versorgung eines Beines, bei dem aufgrund einer Infektion komplett das Fettgewebe wegpräpariert war, mit dann freier Sicht auf die Muskulatur. Der Unterschied zu einem sexuellen Akt ist da nur die Zielsetzung, nämlich dort Lustgewinn. Der Drahtseilakt bei der körpernahen Pflegehandlung ist oft viel größer. Man sollte m. E. damit aufhören, das Sexuelle zu überhöhen. Und Mißbrauch gibt es auch ohne Sexualität. Ich empfehle: mal Foucault lesen: Sexualität und Wahrheit: Der Wille zum Wissen/Der Gebrauch der Lüste/Die Sorge um Sich. Meinetwegen auch Herodot. Und dann sehen Sie, dass es auch einen ganz anderen Umgang mit Sexualität gegeben hat, jenseits des Terrors der Intimität, denn diese ist auch eine gesellschaftliche Konstruktion.
zum Beitrag25.12.2015 , 00:32 Uhr
Sich ganz normal im gesellschaftlichen Rahmen einer westlichen Diät bewegen. Ich habe zu Weihnachten ein Diabetikerkochbuch, von einem Arzt geschrieben, bekommen. Und raten Sie mal, was da alles gegessen werden darf. Und der Zusammenhang zwischen gesättigten Fettsäuren und dem Zuckerstoffwechsel intrazellulär wird nicht einmal gestreift. Da müssen sie dann erst ein Paper aus der Lancet lesen. Und die Ironie können sie sich sparen. Es geht hier um Nierenversagen, Erblindung, abgeschnittene Füße und Herzerkrankungen als Spätfolgen eines Diabetes. In Amerika entwickeln schon Teenager einen Typ II Diabetes. Der Witz ist: ich habe vor drei Jahren 15 Kilo gemacht für einen BMI von 27, wo die Schulmedizin sagt, na ja, moderates Übergewicht, im Alter gar nicht so schlimm. Ich habe mein Gewicht gehalten. Aber das hat nicht gereicht. Und 8000-10000 km, das ist schon viel, sagt mein Fahrradhändler, und der verkauft auch Super Six Evos. Wenn Sie die "China Story" lesen, das Kapitel über Diabetes, dann hat jeder 13. Amerikaner Ende der 90ziger einen Diabetes gehabt. Verglichen mit den heutigen Zahlen heisst das: Flutwelle jetzt.
zum Beitrag23.12.2015 , 23:05 Uhr
GULA (Maßlosigkeit)
Ich habe, nach einem Nüchternblutzucker von 379 und einen HbA1C von 9.4 am 2. 12. die Notbremse gezogen. Keine prozessierten Lebensmittel mehr. Keinen Industriezucker mehr. Keinen Alkohol mehr. Keine gesättigten Fettsäuren mehr, nach Möglichkeit. Wasser. Übergewicht abgebaut. Zur Zeit nehme ich noch Tabletten, mein erklärtes Ziel ist es, das metabolische Syndrom (Typ II Diabetes) zu drehen.
Am 17. 12. hatte ich einen Nüchternblutzucker von 100.7 und einen HbA1C von 7.4. Ich fahre seit 13 Jahren 8000-10000 km mit dem Fahrrad, mit Sport musste ich nicht erst anfangen. Trotzdem hat ein Tagesumsatz von 3500 Kalorien nicht ausgereicht, eine Fehlernährung zu korrigieren.
Jetzt arbeite ich mit Montignac (glykämischer Index), Mediterraner Diät und, das musste ich feststellen bei der Analyse, eben überwiegend Vegan. Fleisch hat es in diesem Monat bisher nur vier Mal gegeben, davon einmal Fisch.
Jeder Dritte in den USA der nach 2000 Geborenen wird einen Diabetes entwickeln. 25% des Budgets im deutschen Gesundheitswesen wird für Diabetes und deren Folgeerkrankungen ausgegeben. Es ist lächerlich, veganer Ernährungsweise Gefährlichkeit zu unterstellen, während die westliche Diät der entwickelten Industrienationen die Bevölkerung epidemisch ins metabolische Syndrom treibt.
Abschließend: den härtesten Blutsport aller Zeiten gab es im Circus Maximum. Die, die ex ludum dort waren, nahmen eine vegetarische Diät zu sich. In Ephesos bezeichnete man die Gladiatoren als „Gerstenfresser“. Der Gladiator ex ludum aber hatte immerhin eine 1:9 Chance, nach einem 1 Novize und drei Jahren Kampf in der Arena zu überleben. Als Vegetarier.
zum Beitrag23.12.2015 , 21:23 Uhr
Ich habe ein Jahr im Gerüstbau gearbeitet, Frau Oetken, als Bridging, weil ich das Geld brauchte. Da habe mehr als einmal mein Leben riskiert. Im Sommer ging es von 7:00 bis 20:00, weil es der Chef so wollte. Von wegen Acht Stunden. Wer nein sagte, der konnte sich seine Papiere holen. Und ich kann Ihnen sagen, da habe ich meinen Körper verkauft. Und auch in der Pflege macht man Dinge, die wollen Sie besser nicht wissen. Und die macht man, weil es dazu gehört, nicht weil man es mag. Und Sie können sich den Kunden NICHT aussuchen. Ich finde die Diskussion insgesamt sehr müßig. Die bestehende Gesetzeslage würde Sexarbeiter sehr wohl schützen, wenn man sie nur konsequent anwenden würde, mal so nebenbei. Der Kirche Extrawürste braten, wenn sie als Unternehmer auftritt, ich weiß nicht. Die Moral muss raus. Die amerikanische Pflege ist viel weiter, weil sie sich viel früher aus der kirchlichen Umarmung gelöst hat. Eine Haltung haben ist das eine, aber Menschen eine ganz bestimmte Haltung vorschreiben wollen, eine ganz andere.
zum Beitrag22.12.2015 , 08:50 Uhr
Sexuelle Gewalt ist Gewalt ausagieren, ausüben über einen Menschen durch einen explizit sexuellen Akt, während sexualisierte Gewalt eine indirekte, sublime Form ist, um der Ausübung von Gewalt eine Konnotation zu geben, die sie vordergründig nicht als solche erscheinen lassen soll. Dabei muss es nicht unbedingt zur Anwendung physischer Gewalt kommen. Anzügliche Bemerkungen eines Chefs zum Beispiel einer Untergebenen gegenüber, um die Machtposition herauszustellen (ich bin Chef, ich kann mir das erlauben, ohne das etwas passiert). Sexualisierte Gewalt ist eher ein dialektisches Verhältnis, während sexuelle Gewalt eine direkte und eindeutige Form der Übergrifflichkeit darstellt. Meine 10 Cent.
zum Beitrag15.12.2015 , 19:20 Uhr
Nehmen einfach mal 10, dann wird es klar: wo früher 33 Pflegende die Arbeit bewältigten, die durch die Behandlung von Patienten durch 10 Ärzte entstanden, stehen heute nur noch 21 Pflegende zur Verfügung. Bei gleichzeitiger Verkürzung der legedauer, Erhöhung der Fallzahlen, Verdichtung der Arbeit. Sie können sich umfassend informieren unter: http://www.dip.de/ , hier speziell die "Pflegethermometer"-Studien.
Dazu kommt: Mehr chronisch Kranke und Demente mit erhöhtem Pflegeaufwand, der aber durch Erlöse mit den Fallpauschalen nicht eingeworben werden kann, weil diese eher medizinische Leistungen abbilden, aber eben nicht pflegerische.
zum Beitrag15.12.2015 , 17:25 Uhr
Es ist der Souverän im Ausnahmezustand, der nun regiert; an der Front kämpfen die Armeen der neoliberalen Gouvernementalität, die großen Erzählungen der Moderne: Aufklärung, Demokratie, Gerechtigkeit aber sind im Heimaturlaub, wer diese noch einfordert, gilt fast schon als gefährlicher Verräter.
Im Krankenhaus, das man durchaus als Brennglas der Gesellschaft betrachten kann, hat dieser Prozeß vor mehr als zwei Jahrzenten begonnen: mit der Pflegepersonalregelung und dem Gesundheitsstrukturgesetz des Herrn Seehofer, welches in das Fallpauschalensystem mündete. Zwei Zahlen: Verhältnis Ärzte/Pflegende 1995 1:3.3, 2012 1:2.1, somit hat die Pflege die Umwandlung des Krankenhauses von Manufaktur in Richtung Fordismus gegenfinanziert durch Personalabbau. Und diesen Abbau kann man überall beobachten. Ich kann gar nicht so viel "bashen", wie ich kotzen möchte. Und die Demokratie hat sich delegimitiert, durch ihre Vertreter, die Legalität mit Legitimität verwechselten. Bei den Römern nannte man das Potestas und Auctoritas. Der Unterschied eben zwischen Potentaten und Autoritäten.
zum Beitrag14.12.2015 , 11:40 Uhr
Das Gesetz ist die Pädagogik des Rechtes, Gerechtigkeit und Liebe aber seine Erfüllung und Vollendung.
Der Treppenwitz ist dabei, dass es hier um Umsatzeinbußen geht, sprich die boudike fürchtet den weg bruch solventer Kunden für z. B. das hochpreisige Dirndl-Geschäft. Hinter verschlossenen Türen wird nämlich auch mal Dirndl getragen in Saudi-Arabien. Also: Kopftücher im Unterricht tragen ist bä, aber die Welle in der Tasche der reichen Kundin soll eben gefälligst nicht beleidigt werden. Money makes the world go around.
zum Beitrag08.12.2015 , 17:07 Uhr
Versuchen Sie, zu denken. Wenn es nicht hilft, machen Sie einen Parkspaziergang mit einem/einer FreundIn. Es ist nicht nötig, dass er die Materie kennt. Wenn sich die Gedanken nicht allmählich verfertigen beim Lesen/Denken, dann vielleicht beim Reden.
Literatur: https://de.wikipedia.org/wiki/%C3%9Cber_die_allm%C3%A4hliche_Verfertigung_der_Gedanken_beim_Reden
zum Beitrag08.12.2015 , 16:12 Uhr
1000+ von der Gender-Polizei.
zum Beitrag26.11.2015 , 23:20 Uhr
Ist doch komisch. Genau da, wo sich die Tankstelle der Weltwirtschaft (Aussage Bellizist Joschka Fischer) befindet, drücken sich Mobster rum. Man kämpft auch gegen Syrien (Assad), damit nicht noch andere an der Tankstelle herumlungern (Putin). Der IS will Radikalisierung der Muslime, dem Junkie Weltwirtschaft/Imperium kommt es zupass, kann er doch auch mit seinen Flugzeugträgern rumlungern an der Tankstelle und ein bisschen bombardieren. Wenn man jeden Tag 90 Millionen Fässer Öl saufen muss, dann ist ja eh alles egal. Dann ist man froh, wenn es Halbstarke gibt, die man bombardieren kann. Dann fällt der Zugriff nicht so auf, auf den Stoff, den sich der Abhängige sichern muss.
Warum aber sagt man nicht den Saudis: also Sportsfreunde, sorgt mal dafür, das der IS aus eurem Land keine Geldspenden mehr bekommt, sonst machen wir keine Ölgeschäfte mehr mit Euch. Ja was? Spuckt der Junkie dem Dealer in die Tüte?
Ich warte deshalb noch auf das Drehbuch, das geschrieben wird, um den Saudis die Tankstelle abzunehmen. Zugegeben, etwas schwierig, aber Frauenrechte, Demokratie, Menschenrechte, dass sind doch prima Zutaten für den Anfang.
zum Beitrag26.11.2015 , 20:24 Uhr
Ich fahre als Fahrradfahrer eine verbotene 120 Dezibel Luftdruckhupe, Spiegel zu beiden Seiten und Beleuchtung (Supernova) auch am Tage. Wenn Sie aber nicht auch für alle anderen mitfahren, "das ist doch nur ein Fahrradweg, da kann doch nichts passieren", sitzen Sie immer noch mindestens einmal im Monat in der Notfallaufnahme, wenn sie wollten. Aber ich bin frohen Mutes. 90 Millionen Fässer Öl am Tag saufen, geht's noch, wenigstens für meine Kinder ist ein Ende in Sicht.
zum Beitrag25.11.2015 , 16:29 Uhr
Mal runter vom Kutschbock der Erkenntnis und ein paar einfache Fragen gestellt.
„Cui bono?“
Aber: „Cum hoc ergo propter hoc.”
Wo gibt es Öl?
Wo befindet sich die Tankstelle des Imperiums und der Weltwirtschaft?
Der IS betreibt ein Geschäftsmodell. Es kann Zufall sein, das sich Terroristen mal wieder im Bereich der Tankstelle rumdrücken. Passt aber schon.
Die entwickelte westliche Welt ist zu großen Teilen christlich.
Das noch leicht zu fördernde Öl befindet sich dort, wo der Islam weit verbreitet ist.
Wer wurde vor Syrien bombardiert, nach Vietnam (da hatte man andere Ziele, und das Öl war noch nicht so knapp)?
Will ich zukünftig, und für meine Kinder ist das schon ein Prospekt, religiös orchestrierte Kriege um Rohstoffe?
Als ich jung war, und der Kalte Krieg und Nuklearrüstung Thema war, blieb mir ein monströser Satz in Erinnerung, mit dem Rüstung verkauft wurde: „Wir müssen bereit sein, für unserer Wertesystem gegebenenfalls auch strategisch zu eskalieren.“
Muss Kathargo wirklich zerstört werden?
zum Beitrag20.11.2015 , 17:50 Uhr
Weltweit kommen die meisten Christen durch Christen um. Bei Autounfällen. Für mich als Fahrradfahrer stellt der Linksabbieger eine viel realere Gefahr dar. Es helfen keine Lippenbekenntnisse. Jeder an seinem Platz muss versuchen, diese Welt ein bißchen besser zu machen. Und ich glaube, viele Muslime versuchen das auch schon. Ich versuche, auf den Linksabbieger zu achten. Es gelingt mir nicht immer. Aber ich arbeite daran.
zum Beitrag20.11.2015 , 15:47 Uhr
Die technische Ausrüstung ist die eine. Die mentale eine andere. Ich verweise auf den Colonel Kurtz Monolog in "Apocalypse now". Kann man von Sicherheitspersonen ernsthaft verlangen, den "lächelnden" Killern mit ähnlicher Bereitschaft entgegen zu treten? Das ist die Frage. Ich jedenfalls beginne, meinen Hut zu ziehen vor denen, die das "nur" berufsmäßig machen.
zum Beitrag15.11.2015 , 17:21 Uhr
1000+
zum Beitrag06.11.2015 , 21:06 Uhr
Dieses Urteil kann und wird einen Dammbruch auslösen. Noch mehr als bisher wird wieder Maximaltherapie am Lebensende gefahren werden, denn wiederholte Therapiebegrenzung, Schmerztherapie, die atemdepressiv sein kann, stellt sich dann unter den wiederholten, geschäftsmäßigen Prospekt, der hier errichtet wird.
Der Bürger hat das nackte Leben. Seine Existenz, die sich gründet in der Einheit der Differenz von Leben und Tod und die Sorge darum, das Sein des Daseins, wird unter Kuratel gestellt. Der Tod aber ist kein Ereignis des Lebens. Er ist erfahrbar nur im Hier und Jetzt, durch die Transzendenz in der Immanenz, durch die Gestaltung des Sterbens. Die Verfügbarkeit darüber, wie diese Gestaltung des Sterbens am Lebensende aussehen kann, ist schwieriger geworden mit dem Gesetz, das errichtet wurde.
Ich kann jedem Bürger, der sein Schicksal nicht vollständig in die Hand anderer legen möchte am Lebensende, zu einer differenzierten Patientenverfügung und Vorsorgevollmacht raten. Wer sich z. B. großer Chirurgie unterziehen möchte, sollt in einem ausführlichen Gespräch mit dem Operateur die Patientenverfügung für diese OP weiter differenzieren und klären, was er nach der Operation für sein Leben habe möchte und was nicht. Der Vorsorgebevollmächtigte aber ist von zentraler Bedeutung, er trägt Sorge dafür, dass nach dieser Willenserklärung auch gehandelt wird.
Jeder Mensch sollte sich angesichts seiner Existenz immer wieder fragen, was er haben möchte, für sein Leben, für sich selbst, für seine Liebe. Diese Entscheidung kann man ihm nicht abkaufen, auch nicht mit einem Gesetz.
„Der Tod gehörte zwar nicht zur Natur, aber er ist zu Natur geworden. Gott hat ihn nicht von Anfang an vorgesehen, sondern hat ihn als Heilmittel geschenkt. ... Ein Ende der Übel musste gesetzt werden, damit der Tod wiederherstelle, was das Leben verloren hat. …“ Das sagte der Kirchenvater Ambrosius am Grab, Papst Benedikt hat es zitiert, es gilt auch heute noch.
zum Beitrag04.11.2015 , 14:59 Uhr
Das Kino, wie wir es kannten, gibt es bald schon nicht mehr. Unter diesem Gesichtspunkt hat Tarantino nur einen einzigen Film gedreht: Jackie Brown.
Und vergleicht man "Inglourious Bastards" mit Melvilles " L'Armée des ombres", dann ist Tarantino im Ganzen gesehen überdreht, selbstverliebt, an Mätzchen orientiert. Und seine Zitatwut ist hoffnungslose Altmodelei.
Melville noch führte "le silence de la mer" dem ein Buch von Vercors, der "Bibel" der Resistence zugrunde lag, einer Gruppe von Widerstandskämpfern vor und hätte, wenn ihr Urteil abschlägig gewesen wäre, nicht gezögert, den Film zu vernichten. Dagegen ist der Protest der Polizei nur willkommene Werbung. Wie gesagt, ein Film.
zum Beitrag28.10.2015 , 19:23 Uhr
@Plumpe Emil Das ist hier die Position eines Praktikers, der die Auswirkungen seit 20 Jahren beobachten kann. Zwei Zahlen: 1995 Ärzte/Pflegende 1:3.3, 2012 1:2,1. Die "Gesundheitspolitik steht vor einem Debakel, weil sie die Gesetze des Marktes auf das Gesundheitssystem übertragen wollte. Lesen Sie das Interview mit Mascha Madörin http://www.nachdenkseiten.de/?p=28081 , dann wissen Sie, wo die Arschreise hingeht. Und wenn Sie mit Friesacher, Krohwinkel, Agamben, Foucault, Derrida etc. pp. arbeiten und nicht nur auf dem Sofa sitzen und Richterin Barbara Salesch gucken, dann wäre das alles auch nicht so schwer. Mal an die Muckibude der Handbibliothek, dann klappt das auch mit dem Denken. Und selbst Luhmann fand in „Soziale Systeme“ lobende Worte auch für Marx.
zum Beitrag28.10.2015 , 19:21 Uhr
Als Gesundheitsminister kämpfte Horst Seehofer während seiner gesamten Amtszeit (92-98) gegen die Kostensteigerung im Gesundheitswesen und das Defizit der gesetzlichen Krankenversicherung. Das Gesundheitsstrukturgesetz aus dem Jahr 1993 zwang das Gesundheitswesen zu einem rigiden Sparkurs. Die Krise im Gesundheitswesen ist nicht neu. Sie kann als ein Modell für das postdemokratische Regieren im Ausnahmezustand betrachtet werden. Immer kostet Gesundheit zu viel, immer müssen alle sparen. Kostenträger und Akteure des Gesundheitswesens leben aber immer noch, trotz aller Schlankheitskuren. Und solange dieser Ausnahmezustand in Schwingungen, in einem Oszillieren gehalten, unterhalten und als Unterhaltung inszeniert wird, sind die großen Erzählungen der Moderne: Demokratie, Aufklärung und Humanismus im Heimaturlaub. An der Front kämpft wie immer die Armee der neoliberalen Gouvernementalität. Die Pflegenden können aber schon seit Agnes Karl ein Lied davon singen, was es heißt, Verfügungsmasse zu sein.
Wer im Ausnahmezustand mehr Demokratie, mehr Menschlichkeit fordert, genau hinsieht, was das eigentlich heißt, lebendige Arbeit, der ist schon fast ein gefährlicher Verräter. Ausnahme will Unschärfe. Schon gar nicht Tiefenschärfe. Das „Bokeh“ könnte ja etwas sichtbar machen.
zum Beitrag10.10.2015 , 16:56 Uhr
Die deutsche Wehrmacht hat Wiederaufrüstung entgegen des Versailler Vertrages betrieben, zu einem sehr frühen Zeitpunkt, ohne die eine Kriegsführung in dem Ausmaß für die Nazis zu diesem frühen Zitpunkt überhaupt nicht möglich gewesen wäre. Hier wurden Ressourcen bereitgestellt, damit ein zweites Mal Dividende steigen und Proletarier fallen konnten. Kurt Tucholsky hat 1919, kurz nach dem 1. Weltkrieg, eine Reise durch die Provinz unternommen:(http://www.zeno.org/Literatur/M/Tucholsky,+Kurt/Werke/1919/Eindr%C3%BCcke+von+einer+Reise?hl=reise+ignaz+wrobel+1919). Hier bekommt man einen Einblick in die Mentalitätsgeschichte der Wilhelminischen Gesellschaft, die 1918 nicht aufgehört hatte, zu existieren. Schaut man ein wenig weiter, sieht man die industrielle Produktionsweise eines Henry Ford, der in vielen Ländern in einen Kriegsfordismus mündete. Und nach dem 2. Weltkrieg wurden dann halt in der Stadt des KdF-Wagens bei Fallersleben eben keine Kübelwagen mehr gebaut, sondern VW-Käfer. Der Tod beendet Leben, nicht aber Beziehungen.
zum Beitrag08.10.2015 , 16:25 Uhr
Interessant. Jemand der sich Grabreden verbittet, bei dem Beethoven Op. 130, 131 und 132 auf der Trauerfeier gespielt werden. Traurig nur, das die TAZ in ihrem RSS-Feed seit Tagen nichts mehr zu der VW-Situation anbietet, denn Alexander Kluge schreibt in "Wer ein Wort des Trostes spricht, ist ein Verräter." 48 Geschichten für Fritz Bauer:
„Monströse Verbrechen haben die Eigenschaft, sagte Fritz Bauer, dass sie, sobald sie in die Welt treten, für ihre Wiederholung sorgen. Es ist wichtig, meinte er, in ihrer Beobachtung und Erinnerung nicht zu erlahmen. es gibt nämlich „gespenstische Fernwirkungen“ und „nicht-kausale Netze“ zwischen Vergangenheit und Gegenwart, zwischen den Attraktoren des Bösen und uns. Sie dürfen nicht wirkmächtiger werden als unsere Erfahrung.“
Wir dürfen die Vergangenheit nicht überhöhen. Und die Gegenwart nicht verniedlichen. Es geht um Maßverhältnisse des Politischen. Die laufen zur Zeit aus dem Ruder. Ich hör mir jetzt erst einmal die Cavatina an. Bis dann.
zum Beitrag25.09.2015 , 21:01 Uhr
Wenn man sich allein die Krankenhausfinanzierung ansieht, hat man immer noch eine Gemengelage von Planwirtschaft und Kapitalismus. Die Stellschrauben werden in Richtung neoliberaler Gouvernementalität verdreht. Dabei muss man aber auch beachten, dass Ressourcen immer begrenzt sind. Man kann nicht alles bezahlen.
Die Frage muss eher sein, überlassen wir das Schlachtfeld dem medizinisch-industriellem Komplex oder wollen wir auch Pflege? Konkret heißt das: wollen wir den Demenzkranken „gut“ operiert sehen, ihn aber aufgrund mangelnder Pflege im Akutkrankenhaus aufgrund sekundärer Fertigkeitsverluste sozial „tot“ in die Langzeitpflege entlassen? Was ist mit den chronisch Kranken, die eine „bessere“ Medizin produziert, denen aber am Ende durch Medizin immer weniger geholfen werden kann, und die immer mehr Pflege benötigen bei ihren Selbstpflegedefiziten? Was ist mit einer Pflege, die immer mehr von ihren Mitarbeitsaufgaben, der Zuarbeit für andere Berufgruppen aufgezehrt wird, und der immer weniger Zeit bleibt für ihre eigentliche berufliche Aufgabe, nämlich der einer fördernden Prozesspflege? Was ist mit Patienten, die gesund operiert werden wollen, wo ihnen die Arbeit an ihrer Gesundheit viel mehr helfen würde? Wollen wir wirklich die Spiralen des medizinisch-industriellen Komplexes ins Infinite sich drehen lassen?
Weder Planwirtschaft noch Kapitalismus werden funktionieren. Augenmaß eher. Und dann muss man halt auch mal nein zu so einer Pille sagen. Und das Geld eher für eine adäquate Pflege ausgeben. Zum Beispiel.
zum Beitrag25.09.2015 , 08:42 Uhr
Bei Motorkettensägen geht immer noch nicht Viertakt, da ist man auf Zweitaktmotoren angewiesen. Die aber sind dreckig. Die Abgasvorschriften sind aber auch dort so scharf, dass diese nur auf dem Prüfstand, den Vergaser ganz mager eingestellt, einzuhalten sind. Die Stellschrauben hatten Schlitz, damit nicht der Vorwurf auftauchen konnte, na ja, und nachher wird einfach fett eingestellt, entwickelten die Hersteller Spezialschrauben und Spezialwerkzeug, das nur für Werkstätten zu bestellen ist. Mittlerweile kann man aber dieses Werkzeug auch als Privatmann erwerben, als Nachbau.
Ist das jetzt Betrug? Wohl wissend, dass mit mager eingestellten Motoren nicht vernünftig zu arbeiten ist, solche Kettensägen zu verkaufen und es dem Kunden überlassen, daran zu drehen?
Und wenn man auf Verschwörungstheorien steht, steckt natürlich die NSA (Industriespionage) oder Herr Piech dahinter.
Es gibt Amerikaner, die lassen ihren SUV im Sommer einfach laufen im Stand, damit die Kiste schön kalt ist, wenn man einkaufen fahren will. Es werden hier Krokodilstränen vergossen. Und VW als Ziege an den Pflock gebunden. Hier findet eine Entlarvung des Systems überhaupt statt. Das soll dann wiederum mit Managern kaschiert werden, die in der Kantine arbeiten. Na ja.
zum Beitrag24.09.2015 , 10:31 Uhr
Exakt. Das Prinzip der industriellen Produktion von Vernichtung, das Prinzip der Selektion, darauf hat das 20. Jahrhundert keine Antwort gefunden. Und wir gehen in das 21. Jahrhundert. Vielleicht würde es uns helfen, wenn wir das Ganze mit dem Begriff der Gouvernementalität analysieren würden und dem Spätwerk Foucaults, "Der Wille zum Wissen", "Der Gebrauch der Lüste", "Die Sorge um sich". Der Betrug von VW ist kein Betrug, er ist ein Menetekel. Aber das Evangelium der Lebensfreude verträgt wahrscheinlich keine Analyse ihrer Lebenslügen.
zum Beitrag22.09.2015 , 22:44 Uhr
Das ist das „Deflategate“ der Automobilindustrie. Aber hier geht es eben nicht um mangelhaft aufgepumpte Bälle. Und man kann nicht wie Richard Sherman sagen: „If you don’t get caught, it’s no cheating“. Anlässlich des Klimagipfels in Kopenhagen erschien in der Lancet ein umfangreiches Paper. Dort wurde gezeigt, dass alle Maßnahmen zur CO2-Reduzierung eine Verbesserung der Gesundheit bedeuten. Auch wenn das böse CO2 nicht zur Erderwärmung beiträgt.
Die Autoindustrie hat einen gnadenlosen Kampf geführt gegen andere Formen des Transports. Hier haben wir es nur mit einer weiteren Fußnote zu tun. Das darf man nicht außer Acht lassen
Wir sind einmal mit dem Kübelwagen bis nach Moskau gefahren. Und mit dem Käfer wieder hinaus. Der Artikel hier liest sich wie zu einer Werbekampagne aus dieser vergangenen Zeit: Räder müssen rollen für den Sieg! Damit versuchte die deutsche Reichsbahn die Transportleistung zu erhöhen, denn es gab ja Sonderzüge für Gruppenfahrten, die Vorrang hatten. Die fehlten dann für den Endsieg. Herr Winterkorn sitzt jetzt in seinem Stalingrad. Und Durchhalteparolen haben auch General Paulus nicht geholfen.
In dem Film „Kuhle Wampe“ wurden die Fragen gestellt: Wessen Strasse ist die Strasse? Wessen Welt ist die Welt?
Dabei schieben sich ArbeiterInnen in das Bild, zu Fuß gehend, manche auch Fahrräder schiebend. In einem anderen Deutschland hieß es dann später: Wessen Morgen ist der Morgen?
Vielleicht steht jetzt hier auch die industrielle Produktion ohne Telos endlich an der Rampe.
Herr Winterkorn sollte als Abfindung ein schmales Bändchen bekommen, das er dann in seiner Gartenlaube studieren kann: Die Nikomachische Ehtik des Aristoteles.
zum Beitrag22.09.2015 , 15:38 Uhr
Warum nimmt man diesen Vorfall nicht zum Anlass, einen viel größeres Fass aufzumachen? Wenn die Autokultur ihre Legitimation, was unter anderem auch ihre "Umweltverträglichkeit" betrifft, nur noch durch eingebauten Betrug nachweisen kann, dann ist sie an ihrem Ende angelangt. Das ist die Büchse der Pandora, die VW nicht nur für sich, sondern auch für alle anderen geöffnet hat. Beobachten wird zu sein, wie die Versuche aussehen werden, den Deckel wieder auf die Büchse zu bringen.
zum Beitrag18.09.2015 , 00:14 Uhr
Die Moderation: Kommentar entfernt, bitte halten Sie sich an die Netiquette.
zum Beitrag24.08.2015 , 21:05 Uhr
Stichwort "Anerkennung des Anderen":
Mit dem Anerkennungsbegriff können die Pathologien der Pflegepraxis unter den Bedingungen neoliberaler Gouvernementalität erfasst werden. In der sozialen Anerkennung, die sich in den drei Formen der Fürsorge, der Gerechtigkeit und der Solidarität realisiert, kann die normative Vorraussetzung allen kommunikativen Handelns gesehen werden.
Das liest man in einem Buch über die Theorie und Praxis pflegerischen Handelns. Man kann sich fragen, wie unsere Krankenhäuser aussehen, die die Gesellschaft wie unter einem Brennglas spiegeln. Und die Bedingungen neoliberaler Gouvernementalität gelten nicht nur für das Krankenhaus. Fürsorge, Gerechtigkeit, Solidarität. Hier, an den brennenden Häusern, fällt es leichter, eine Diagnose zu stellen...
Man kann es sich einfach machen, und das Böse in der personalen Struktur suchen ("rechtes Pack"), also ob wir da nur einige faule Äpfel haben, oder die frage stellen, ob es nicht auch die Umstände sind, ob der faule Apfel nicht vielleicht auch in einem Feld mit faulem Stroh gelegen hat.
zum Beitrag20.08.2015 , 15:38 Uhr
Richtig. Legitimität gibt es nur durch Verfahren. Und Patriotismus nur in Bezug auf die Verfassung. Und die Trennung von Verfassung und Gemeinwesen von einer Lebenswelt, die dies nicht anerkennt. Wir haben lange genug eine Politik des laissez faire und des Wegschauens gehabt.
Gut und Böse ist dabei nicht der Andere. Die Hexe, die verbrannt wird. Es ist eine Trennlinie, die durch die Mitte Deines Herzens geht, und dieumso mehr strahlt, je mehr Du weisst. Wissen bedeutet: das Böse ist nur einen Wimpernschlag entfernt. Es bedeutet Verantwortung.
„ …Das Böse ist ein vorsätzliches Verhalten, das unschuldige Andere schädigt, missbraucht, erniedrigt, entmenschlicht oder vernichtet – oder der Gebrauch von Autorität und Rang, um im eigenen Namen solches Verhalten bei anderen zu fördern oder zu gestatten; oder kurz gesagt: böse handeln wider besseres Wissen.“
Aber vielleicht haben sich unsere Politiker ja auch immunisiert, durch Nichtwissen.
zum Beitrag17.08.2015 , 20:46 Uhr
„Dauerfixierung ist rechtmäßig.“
Allein das ist so schon nicht ganz richtig. Freiheitsentziehende Maßnahmen (FEM) stellen immer den Straftatbestand der Freiheitsberaubung dar, der um straffrei auszugehen, eines Rechtfertigungsgrundes bedarf.. Grundsätze des § 1906 Abs. 4 BGB gelten auch im Krankenhaus & psychiatrischen Abteilungen. Nur die Gefahr für Leib und Leben (Eigen- und Fremdgefährdung) rechtfertigt in engen Grenzen Freiheitsentzug und Fixierung. Fixierung muß immer die Ultima Ratio darstellen. Der Patient in Fixierung muss in engen Abständen fortlaufend gesehen werden. Es muss fortlaufend die Notwendigkeit überprüft werden. Das alles muss stringent dokumentiert sein. Welches Betreuungsgericht hat diese lange Zeit der Fixierung genehmigt?
Bei 60 Tagen Dauerfixierung reicht der Platz hier gar nicht, um ausserdem alle Pflegediagnosen zu beschreiben, die sich daraus ergeben. Allein „Gefahr eines Immobilitätssyndroms“ reicht aus, um zu sehen, welche Gefährdung eine zweimonatige Dauerfixierung für den Patienten bedeutet. Wie ist er ernährt worden? Welche Thromboseprophylaxe hat man betrieben? Welche Dekubitusprophylaxe? Welche Kontrakturenprophylaxe? Welche Pneumonieprophylaxe? Wie ist man Probleme von Haut, Ausscheidung, Atmung, Durchblutung, muskulärer Mobilität, Beweglichkeit Ausdauer und Kraft, Sensibilität/Wahrnehmung, Selbstwertgefühl, Kontrollempfinden, Machtlosigkeit, des Körperbildes angegangen?
Wie sieht das Pflegeverständnis der Pflegenden aus, die 60 tage Dauerfixierung mittragen?
Die Staatsanwaltschaft hat das Verfahren eingestellt. Es gab keine richterliche Überprüfung der Rechtmäßigkeit.
Alles so Fragen, der ich mehr Beachtung bei der Recherche wünschen würde.
zum Beitrag14.08.2015 , 14:33 Uhr
Salary Cap, wie in der NFL. Oder eine Art Länderfinanzausgleich. Und dann müssen die deutschen Profis eben im Ausland spielen, wenn sie meinen, hier den Hals nicht voll genug zu kriegen. Auf der anderen Seite: Langeweile entsteht aus Mangel an Interesse, nicht aus Mangel an Möglichkeiten. Und wer den Willen aufgibt, besser zu werden, hört auf, gut zu sein.
Und da zur Ballkontrolle und ihrer Algorithmen auch Ausdauer gehört, professionelle Dopingkontrollen bitte.
zum Beitrag03.08.2015 , 00:18 Uhr
Da fällt der Kontrollüberschuss der nächsten Gesellschaft mal auf den Staat zurück und dieser reagiert, bis zur Kenntlichkeit, mit Selbstentlarvung. "Putzig" ist da einzige Wort, was mir dazu einfällt. Wie sind diese Blogger bloß an dieses Material gekommen, frag ich mich.
zum Beitrag22.07.2015 , 10:38 Uhr
Man stelle sich das mal in Deutschland vor. Der "Kampfradler" fährt in falscher Richtung auf dem Radweg. Kommt deswegen in Untersuchungshaft. Der Haftrichter setzt eine Entlassung nur gegen Kaution fest. Am dritten Tag wird der Falschfahrer tot in der Untersuchungszelle aufgefunden. Dieser Tod wird mittels Bruchstücken aus seiner Biographie sofort als Suizid gedeutet.
Absurd.
Irgend etwas muss in der Ausbildung amerikanischer Polizisten grundlegend falsch laufen.
Aber auch das Unrechtsbewusstsein kann man nur als unterentwickelt betrachten, denn als Polizist muss man doch mittlerweile jederzeit damit rechnen, gefilmt zu werden bei der Arbeit. Und diese Möglichkeit wird wahrscheinlich nicht in Überlegungen bei der korrekten Performance am Arbeitsplatz mit einbezogen, weil man sich wohl im Recht fühlt, Menschen wegen einer Bagatelle auf diese Art und Weise zu behandeln.
zum Beitrag11.07.2015 , 16:54 Uhr
„Es gehört zum Mechanismus der Herrschaft, die Erkenntnis des Leidens, das sie produziert, zu verbieten, und ein gerader Weg führt vom Evangelium der Lebensfreude zur Errichtung von Menschenschlachthäusern so weit hinten in Polen, dass jeder der eigenen Volksgenossen sich einreden kann, er höre die Schmerzensschreie nicht mehr."
Und genau das ist der Hass des Kleinbürgers auf Flüchtlinge, Asylanten, Andere. Das Prinzip der Selektion ist sichtbar geworden. Und es gibt kein Treblinka, Majdanek, Belzec, Sobibor mehr. Man muss sich die Finger schmutzig machen und selbst die Flüchtlingsheime anzünden. Das verzeiht der Kleinbürger den Flüchtlingen am wenigsten.
zum Beitrag05.07.2015 , 13:31 Uhr
Die Politik der Selektion hat gegenüber der griechischen Tragödie versagt. Und wie es sich für eine gute Tragödie gehört, führen alle Wege in das Verderben. Hier geht es nicht um Gut und Böse, sondern um das Patt zwischen einseitigen Positionen, von denen jede etwas Gutes enthält. Dabei ist das Leben zu kurz, um es dem Schicksal zu überlassen.
Romeo und Julia aber werden sterben, der Spannung wird das keinen Abbruch tun.
Eine Fage stellt sich noch, bezogen auf die zu erzielende Katharsis: geht es um die Reinigung der Leidenschaften, geht um Reinigung durch Leidenschaften oder aber um die Reinigung von den Leidenschaften. Ich stelle mir vor, diese Frage in einer der Athener Suppenküchen zu stellen.
zum Beitrag19.06.2015 , 12:51 Uhr
„Tatmittel“. Auch so ein abstrakter Euphemismus. Beim Substanzmissbrauch geht es zun Beispiel um das Dreieck Persönlichkeitsstruktur, Soziales Umfeld und eben potente, suchterzeugende Substanz. Crystal Meth, Crack, Heroin, Alkohol sind nun einmal potenter als Zigaretten oder Cannabis. Allein die Verfügbarkeit einer Glock und einen Haufen von Magazinen zum Nachladen ist so eine Sache. Mit einem Taschenmesser oder auch einem Revolver wäre das so nicht möglich gewesen, und die würden vielleicht auch nicht bestimmte Tatphantasien befördern. Wenn Sie die Amokläufe der letzten Jahre analysieren, kommen Sie an halbautomatische Waffen mit großer Magazinkapazität nicht vorbei. Zur Selbstverteidigung reicht ein Smith&Wesson 637 Wyatt deep cover aus. Dazu braucht es keine Glock. Glock und AR Bushmaster sind da schon für bestimmte Leute eben eine Art Crystal Meth. Und das kann man nicht einfach außer Acht lassen. Beim Geschäft mit diesen Waffen nimmt man billigend in Kauf, dass so etwas passiert. Und das ist der springende Punkt. Dass Pfarrer eben bewaffnet zur Bibelstunde gehen müssen, hört sich in meinen Augen nach krasser, schwärzester Comedy an. Ich bin froh, nicht in einem Land zu leben, wo ein Vater seinem Sohn mal eben eine Glock zum Geburtstag kaufen kann.
zum Beitrag15.06.2015 , 07:20 Uhr
In Dänemark gilt das Prinzip der „strict liability“. Wer einen schwächeren Teilnehmer gefährdet oder gar zu Schaden bringt, ist bis zum Beweis des Gegenteils immer erst einmal schuldig (Beweislastumkehr).
Was die Autorin vergisst: der Fahrradboom am Anfang des letzten Jahrhunderts führte erst zum Ausbau des Strassennetzes. Dieser neue öffentliche Raum ist vom Autoverkehr nachhaltig enteignet worden. Dabei ist auch ein knallharter Verdrängungswettbewerb gegenüber den öffentlichen Verkehrsmitteln geführt worden, insbesondere in den USA trug dieser fast kriminelle Züge.
Man kann sich aber z. B. auf Copenhagenize.com anschauen, wie vernünftige Verkehrsplanung aussehen kann, auch in Städten.
Wer viel mit dem Fahrrad fährt, könnte mindestens einmal im Monat in der Unfallaufnahme sitzen (wenn er das dann noch kann), wenn er nicht für andere mitfahren würde. Und das hat Gründe: nicht angepasste Geschwindigkeit, suboptimal ausgestattete Verkehrsräume und nicht zuletzt fahruntüchtige Kraftfahrer.
Das Märchen der Kampfradler dient dazu, eine Hauptursache innerstädtischer Fahrradunfälle zu kaschieren: an Wegeinmündungen trotz Vorfahrt von Kraftfahrern umgefahren zu werden. Insgesamt ein schlecht recherchierter Artikel, Frau Dribbusch. Als Meinung geht er gerade noch durch, hebt sich aber von lebensweltlichen Beiträgen, die über das Meinen und Sagen hinaus nichts beitragen, in keiner Weise ab. Schade. Und das in der TAZ.
zum Beitrag02.06.2015 , 23:25 Uhr
Ungeachtet dessen gehört der Fussball wie der Radsport als nächste Sau durchs Dorf getrieben. Wie war das noch mit den Blutkonserven bei Fuentes, die dann schnell alle vernichtet worden, nachdem die Radler platt gemacht worden waren? Das Doping beim Fussball nichts bringt, glaubt nach den Guardiola-Algorithmen nur noch der Franzl. Vielleicht hat sich der Pepi ja mit dem Müller-Wohlfarth in die Wolle gekriegt, weil der die Verkürzung der Regenerationszeiten nicht so drauf hatte.
Und es ist nicht nur das Geld der Fifa. Wer war da noch mal Sponsor des FCB? Und von wem hat der Uli Aktien gekauft zu einem Zeitpunkt, wo man getrost von der Nähe zum Insidergeschäft sprechen konnte?
Der internationale Fussball ist eine gigantische Geldmaschine und der angekündigte Rücktritt Blatters ist nichts anderes als der eines Paten, welcher sieht, wie sich seine regionalen Statthalter abwenden. Was sagt eigentlich Coca Cola zu diesem Schlamassel?
zum Beitrag14.04.2015 , 21:15 Uhr
Auch beim Apresski bitteschön nur noch den Deckel in Bar bezahlen, solange das noch geht. Und dann erst das Internet der Dinge: der Kühlschrank schreibt dem Hausarzt eine Email, weil schon wieder Torte und Schokopudding eingelagert sind, bei metabolischem Syndrom. Datamining ist auch was für Krankenkassen, nicht nur für Google und NSA und BND. Wir sind mitten in der Computergesellschaft. Es geht nicht mehr nur um Reden und Schweigen oder Geltung von Kommunikation oder die Zunahme des Verweisungszusammenhangs, sondern um Kontrollüberschuß bei Datensätzen und ihrer Rekombinierbarkeit. Und dadurch erst wird Sitzen zum neuen Rauchen. Wir haben immer noch ein Grundgesetz. Und Denktraditionen. Es gab auch mal Intransparenzschutz. Aber das alles verkaufen wir gerade für ein Linsengericht an Übersee. Deshalb gehört der Dame und ihrer Clique, für die das Internet immer noch Neuland ist, auf die Finger gehaut. Und wenn Sitzen im Zazen abgelöst wird durch den Vergleich des Bewegungsaccounts auf Facebook durch die Daisy Duck Frauen, dann fang ich an, meinen Starbuckskaffee mit Mariacron aus der Taschenflasche zu verschönern.
zum Beitrag20.03.2015 , 14:07 Uhr
Herr Karlm, können Sie sich noch an meine Ausführungen zu freiheitsentziehenden Maßnahmen (FEM) erinnern? Es gibt eine Hamburger Studie, die die Anwendung von FEM, bei vergleichbarem Patientengut, in Pflegeeinrichtungen untersucht hat. Da kam heraus: die einen binden jeden zweiten fest, bei den anderen ist es nur jeder zwanzigste. Wie ist das zu erklären? Ich beantworte mal: es kommt auf die Haltung an, die ich habe und die Einstellung und das Verhältnis zum Anderen. Und das ist eben nicht mit fehlendem Geld oder mangelndem Personal allein zu erklären. Es ist vor allem der Wille zu Wissen. Während Leitungskräfte in der Pflege (Pflegethermometer 2014, Studie zur Versorgung von Demenzkranken im Akutkrankenhaus), vor allem das Übel in Personalmangel sehen, betonen Pflegetheoretiker und Ausbilder vor allem die Schlüsselqualifikationen und Fachkompetenzen, die entwickelt werden müssen. Wahrscheinlich haben beide Recht. Jogi Berra sagte einmal: „In der Theorie sind Theorie und Praxis nicht voneinander unterschieden, in der Praxis aber schon.“ Es sind verschiedene Beobachterpositionen. Sie kleben wahrscheinlich zu sehr am Einzelbild, während die Anderen den Titel der Ausstellung sehen wollen. Aber ob nun Gewalt in einer Pflegebeziehung oder in einer Festnahme, immer darf zuerst einmal auch die Frage nach der Verhältnismäßigkeit stehen. Und die wird sehr wohl in ganz besonderem Maße von der Haltung der Handelnden bestimmt.
zum Beitrag18.03.2015 , 07:39 Uhr
Genau. Das Fahrradfahren muss eine "angenehme Anstrengung" sein. Wer sein Fahrrad optimal einstellen möchte, sollte sich von Juliane Neuss das Buch "Richtig sitzen-Locker radfahren" kaufen. Damit bekommt man jedes Fahrrad optimal eingestellt, ob Holland- oder Rennrad. Und noch eins: der Sattel darf nicht zu weich sein. Ein weicher Satttel wird von beiden Sitzhöckern zusammengedrückt, beim Treten wird dann nicht wechselweise ein Sitzhöcker entlastet, weil das zusammengedrückte Material nachkommt. So sind die feinen Blutgefäße immer ein wenig gequetscht. Zum Brötchenholen reicht es, aber bei einer längeren Tour bekommt man "Hintern". Und wenn das Knielot nicht über der Pedalachse steht, auch noch "Knie". Ich kann Waage69 nur beipflichten. Und wenn ihr vorwiegend in der Stadt fährt, aber trotzdem Kettenschaltung fahren wollt: 8 Gänge reichen völlig aus. Also vorn ein Kettenblatt und hinten 8 Ritzel. Dann braucht ihr nicht zu überlegen, sondern nur rauf oder runter schalten. Shimano will euch heute 30 Gänge verkaufen, fragt mal wieviel ein Verschleissset kostet (Kette/Kassette) bei 10fach. Bei achtfach 20€. Und nicht vergessen: Einstein entwickelte Ideen der Relativitätstheorie beim Radfahren. Die besten Ideen kommen einem auf dem Fahrrad.
zum Beitrag15.03.2015 , 18:56 Uhr
Und ich selten eine so differenzierte Replik.
zum Beitrag15.03.2015 , 16:01 Uhr
Liebe ist ein symbolisch generalisiertes Kommunikationsmedium zur Codierung von Intimität. Und wurde von der Aristokratie des 18. Jahrhunderts erfunden; diese waren zugleich early adopter. "Ehen werden im Himmel geschlossen und gehen im Auto auseinander." Jemandem Geschlechtsverkehr anzutragen, ist hoch unwahrscheinliche Kommunikation mit einem hohen Zumutungsgehalt, deshalb braucht es ein Kommunikationsmedium , wie z. B. das Geld in der Wirtschaft. Kein Wunder, das Texte entstanden wie Klossowskis "Die Lebende Münze". Aber wie man sieht, gab es immer auch noch andere Parasiten (i. S. von Serres), die ihren Saft daraus gezogen haben.
zum Beitrag14.03.2015 , 16:39 Uhr
Was uns fehlt, ist ein Emile Zola. Bei Dreyfus reichte es, Jude zu sein. Edathy hat zwar selbst den Vorwand seiner öffentlichen Hinrichtung geliefert (und an die Freunde der Lynchjustiz: wären es wirklich harte Fakten gewesen, wäre eine Einstellung gegen Zahlung einer Geldbuße unwahrscheinlich gewesen, was machen im übrigen die, welche griechische Eroten und Balthus und Bataille und den Marquis im Bücherschrank haben; Gilles de Rais wurde erst angeklagt, als er bankrottiert hatte, ein Blick zurück in die Geschichte zeigt, das Kinderschänder und Mörder selbst von der Kirche gedeckt wurden, und erst angefasst wurden, nachdem sie ihr Geld und damit auch die Macht eingebüsst hatten), aber die Umstände sind mehr als dubios.
Was ich mir von der TAZ wünschte, wäre eine umfassende Aufbereitung, beginnend mir der Rolle Edathys im NSU-Untersuchungsausschuss. Das Ganze sieht nach der Retourkutsche eines unfähigen Strafverfolgungsapparates aus, die jetzt Politiker verdientermaßen mit in den Strudel reisst, weil sie vergessen haben, was Legitimität eigentlich bedeutet: nämlich Legitimität durch Verfahrensweisen.
zum Beitrag02.03.2015 , 13:47 Uhr
StPO § 153a
(1) Mit Zustimmung des für die Eröffnung des Hauptverfahrens zuständigen Gerichts und des Beschuldigten kann die Staatsanwaltschaft bei einem Vergehen vorläufig von der Erhebung der öffentlichen Klage absehen und zugleich dem Beschuldigten Auflagen und Weisungen erteilen, wenn diese geeignet sind, das öffentliche Interesse an der Strafverfolgung zu beseitigen, und die Schwere der Schuld nicht entgegensteht. …
(2) Ist die Klage bereits erhoben, so kann das Gericht mit Zustimmung der Staatsanwaltschaft und des Angeschuldigten das Verfahren bis zum Ende der Hauptverhandlung, in der die tatsächlichen Feststellungen letztmals geprüft werden können, vorläufig einstellen und zugleich dem Angeschuldigten die in Absatz 1 Satz 1 und 2 bezeichneten Auflagen und Weisungen erteilen. …
Und dann ist da noch die Differenz von Schuldeingeständnis und Schuldfeststellung.
Wir leben immer noch in einem Rechtsstaat. Verfahren geht vor Moral. Die StPO hat nichts mit Ablassbriefen zu tun. Lesen Sie mal die Geschichte vom Umgang mit Schuld und deren Ausgleich. Ich jedenfalls bin froh, das unsere Rechtsordnung Instrumente wie die StPO kennt.
zum Beitrag17.02.2015 , 10:49 Uhr
Jetzt mal Butter bei die Fische. Sich über jene zu delektieren, die eine Verschärfung der bestehenden Waffengesetze fordern, ist eine Sache. Was heißt das aber im Umkehrschluss? Concealed Carry. Ich trage seit mehreren Jahren in der rechten Hosentasche ein Spyderco Police G10 Plain Edge. Es erfordert einige Disziplin, es immer dabei zu haben, die Klinge scharf zu halten etc. pp., denn nur dann nützt es. Ein scharfes Taschenmesser immer dabei zu haben, hat aber auch etwas, besonders wenn es einhändig zu öffnen ist. Mit der einen Hand halten sie z. B. die zu öffnende Packung, mit der anderen schwupp das Messer und fertig. Die bessere Hälfte hat mal wieder das Kochmesser verhunzt? Kein Problem. Nun stellen sie sich aber mal eine Situation vor, in der sie das Messer zur Verteidigung einsetzen wollen oder müssen. Besitzen sie die Kaltblütigkeit, auch durchzuziehen? Die Fähigkeit, die Situation richtig einzuschätzen? Ist es ein geeignetes Mittel, den Gegenüber abzustechen? Und diese Entscheidungen müssen ggf. auch innerhalb von Sekunden getroffen werden. Bei einer Schusswaffe potenzieren sich diese Probleme zudem noch, aufgrund des erhöhten Gefährdungspotentials für Unbeteiligte. Selbst ausgebildete Menschen haben damit Probleme. Die Amerikaner haben seit dem 2. Verfassungszusatz die Büchse der Pandora offen und kriegen sie nicht mehr zu. Wollen wir das? Immer eine Schusswaffe dabei zu haben, bedeutet ja auch eine andere mentale Einstellung. Nämlich dem anderen zu unterstellen, dass er auch der bad guy sein könnte, den es zu stoppen gilt. Wollen Sie das wirklich, Herr Karlm? Eine Frage zum Abschluss. Welche Waffe würden Sie tragen, gesetzt den Fall, CCW wäre erlaubt? Ich eine S&W 637 Wyatt Deep Cover, aber ich glaube nicht, dass sich viele Leute darüber Gedanken machen würden. Und mir würde die Vorstellung Angst machen, von Amateuren umgeben zu sein, die eine Ausrüstung tragen, die sie überfordert
zum Beitrag13.02.2015 , 22:46 Uhr
"Brady-Müll", das klingt ganz nach Pegida-Reflex. Das als solches explizit gekennzeichnete Zitat war übrigens aus der englischen Wikipedia. Und die bezieht sich auf amtliche Quellen und deren Datenmaterial. Ist das der "Wikipedia-Müll"? Und lesen muss man können: 60% finden wie gesagt zu Hause statt, nicht "üblicherweise gangtypische Deliktmuster...". Sie haben übrigens die Hautfarbe der Delinquenten vergessen. Jetzt fehlt nur noch, dass Sie Statistiken als Lügenstatistiken bezeichnen. Der BGH hat übrigens Anstiftung zu Straftaten durch Lockvögel als nicht rechtens bezeichnet. Der Verurteilte hat seine Garage einladend offen stehen gelassen, eine Handtasche als Köder ausgelegt und sich dann in den Ansitz begeben, nicht ohne dies vorher anzukündigen. In Deutschland nennt man das auch, milde ausgedrückt, Notwehrexzess. Eine Gesellschaft, die eine solche Pervertierung des "stand your ground" hervorbringt, muss sich schon fragen lassen, ob noch alles im Lack ist. Und es gibt dort sogar Nachbarn, die auf ihren Nachbarn schiessen, weil der zu ihrem Hund gesagt, hör auf zu kläffen, und die ihre Schüsse mit den Worten "du hast meinem Hund gar nichts zu sagen" begleiten. Ich lasse mich gerne als weltfremd bezeichnen, wenn ich diese Zustände zutiefst verabscheue, und bin froh, dass wir noch nicht so weit sind. Und das liegt sehr wohl an der Verfügbarkeit von Schusswaffen.
zum Beitrag13.02.2015 , 16:26 Uhr
In den USA sterben allein ca. 3000 Kinder und Jugendliche durch Schusswaffen. 2011 lebten etwa 1,7 Millionen Kinder in den USA in einem Zuhause mit einer geladenen, nicht weggesperrten Waffe. 60 Prozent aller Todesfälle durch Schusswaffen von Kindern und Jugendlichen bis 19 Jahre finden in einem Zuhause statt – ob im eigenen Haus oder dem von Freunden, Nachbarn und Verwandten. Quelle: Brady Campaign to Prevent Gun Violence. “Each year in the United States, about two million people suffer a TBI,[13] approximately 675,000 injuries are seen in the emergency department,[135] and about 500,000 patients are hospitalized.” Ursachen: 39% Feuerwaffen, 34% Verkehrsunfälle, 10% Stürze, 17% Sonstige.
Wenn man sich das für die BRD anschaut (z. B. Möllmann, F. T. Epidemiologie, Unfallursachen und akutklinische Initialversorgung beim Schädel-Hirn-Trauma. Eine regionale multizentrische prospektive Studie zur Versorgung Schädel-Hirn-traumatisierter Patienten in der Bundesrepublik Deutschland. Dissertation Münster 2006), stellt man fest, dass Schusswaffen hier so gut wie keine Rolle spielen. Und das ist auch gut so. Die Brady Campaign nennt diese Häufung von Schusswaffenverletzungen in Amerika sogar eine ernsthafte Gesundheitskrise. Ärzte des King Drew Hospital in Los Angeles geben eine Zeitschrift heraus mit dem Titel „Schusswaffenverletzungen im Kindesalter“. 16jährige mit Bauchschussrezidiv sind keine Seltenheit in der Notaufnahme. Wie soll man das beschreiben? Als gesund? Als den Preis für den 2. Verfassungszusatz? Man muss kein USA-Bashing betreiben. Nüchterne Zahlen und Fakten zeigen, was sich die Amerikaner antun. Ich arbeite seit 20 Jahren im Intensivbereich. Und habe erst einmal mit einer Schusswaffenverletzung zu tun gehabt. Hier können wir stolz sein auf unser Land, das bisher amerikanische Verhältnisse aus gutem Grund verhindert hat.
zum Beitrag23.01.2015 , 21:36 Uhr
Es ist müßig, auf und über Dresden/Sachsen zu spekulieren. Im Prinzip ist das überall in Deutschland möglich. 1995 kaufte ich mir Jacques Derrida: Marx’ Gespenster. Der verschuldete Staat, die Trauerarbeit und die neue Internationale. Ich hab es wieder aus dem Schrank genommen.
Derrida analysiert darin u. a. das Dogma vom Ende des Marxismus und der marxistischen Gesellschaften und stellt fest, dies sei "heute tendenziell ein ´herrschender Diskurs`". Dieser "herrschsüchtige Diskurs" nehme oft die "manische, jubilatorische und beschwörende [...] Form an, die Freud der so genannten Phase des Triumphs in der Trauerarbeit zuschrieb". Sie trachte zu verleugnen, dass "noch niemals, nie und nimmer zuvor in der Geschichte, der Horizont über den Modellen, deren Überleben man feiert (das heißt über all den alten Modellen der kapitalistischen und liberalen Welt), so dunkel, so bedrohlich und so bedroht war":
Die Arbeitslosigkeit als die Funktion von sozialer Inaktivität, Nicht-Arbeit oder Unterbeschäftigung tritt in ein neues Zeitalter ein. Der massive Ausschluss von Bürgern an jeder Teilnahme am demokratischen Leben der Staaten, die Ausweisung oder Abschiebung von Exilanten, Staatenlosen und Immigranten [...] kündigt bereits eine neue Erfahrung von Grenzen und - nationaler oder bürgerlicher - Identität an.
Der gnadenlose Wirtschaftskrieg [...] … die Unfähigkeit, die Widersprüche im Begriff, in den Normen und in der Realität des Marktes zu meistern.
Die interethnischen Kriege [...], geleitet von einem archaischen Phantasma und einem archaischen Begriff [...] der Gemeinschaft, des Nationalstaats, der Souveränität, der Grenzen, des Bodens und des Bluts (S. 134). Etc. pp.
Die Vergangenheit aber ist nicht tot. Sie hat nicht einmal aufgehört, zu existieren. Heute geht ein Gespenst um in Deutschland, es ist das Gespenst der Pegida. Der Triumph in der Trauerarbeit nun nicht mehr sakrosant. Die Trauerarbeit hat gerade erst begonnen.
zum Beitrag22.01.2015 , 21:48 Uhr
Stalingrad war keine Bewegung mehr, das war ein Kessel. Und Auschwitz war auch keine Bewegung mehr. Das war eine Fabrik. Die industrielle Produktion der totalen Vernichtung. Reflexion, mein Liaber. Und zu Ende lesen.
zum Beitrag22.01.2015 , 13:19 Uhr
Die deutsche Arbeiterbewegung war immer dann am stärksten, wenn sie in Bewegung war. Nie war sie stärker, als zu Zeiten des Blitzkrieges. Als sie zum stehen kam, kurz vor Moskau, war alles auch schon wieder vorbei. Man kann den Dialog mit der Pegida durchaus janusköpfig sehen. So eine Pressekonferenz, oder die Bewegung in den Schützengraben der Auseinandersetzung zu zwingen, kann ein probates Mittel sein, diesen Menschen ihren Schmerz spüren zu lassen, sie zu zwingen, sich ihren infantilen Neurosen zu stellen. Diese Bewegung hat nichts als ihre Bewegung. Kommt diese zum Stillstand, sieht man des Kaisers neue Kleider.
„Das wahre Modell und der Held der regressiven Phase ist die heroische infantile Persönlichkeit, die frühe Erlebnisse, etwa banale individuelle Kränkungen nicht nur überschätzt, sondern projiziert, generalisiert, mit Affekten anfüllt, das heißt, das gesamte Gefühlsleben gegen ein Affektleben tauscht. Sie holt sich den Gestus der Genugtuung und Rache aus dem familiären Bestand der persönlichen Lebensführungsmuster und schlägt ihn dem Repertoire des politischen Lebens zu. … Die regressive politische Bewegung mobilisiert eine im kollektiven Unbewussten schlummernde und zweifellos als anthropologische Gegebenheit existierende archaische, magische oder mythische Bewußtseinsebene, die sie nicht wieder in die Fasche einschließen kann. … Sie hat auch recht damit, dass Reflexionen, die Kraft ihres Aktionismus schwächen, sie in ihrem Tatendurst bremsen würde. Deshalb hasst sie die Reflexion zutiefst, und alle die sie kultivieren. …“ (Péter Nádas, Einige Gretchenfragen, Lettre International Winter 2014)
Es kommt jetzt darauf an, den Korken der Reflexion und der Demokratie auf diese Flasche zu bringen. Pegida ist keine offene Büchse der Pandora. Unsere Demokraten müssen nur anfangen, dickere Bretter zu bohren. Weder die Dämonisierung, noch die Anbiederung (und das hieße Orbánisierung der Gesellschaft), hilft hier weiter.
zum Beitrag21.01.2015 , 19:41 Uhr
"Postmoderne Klugscheißerei", wenn ich mich recht erinnere.
zum Beitrag19.01.2015 , 16:22 Uhr
Sie müssen sich schon die Mühe machen, ein bisschen genauer zu lesen (aber wie Luhmann schon richtig bemerkte, alles ist nur ein Informationsangebot, die Information entsteht immer erst beim Rezipienten durch Selektion; das Bühlersche Modell von Sender, Kanal und Empfänger ist entbehrlich, wenn nicht sogar obsolet geworden).
Zur echten, guten deutschen Familie. Meine Lebensgefährtin (wir leben in „wilder Ehe“) brachte eine Tochter mit, deren Vater ist Perser. Ihre Mutter ist im Leiterwagen aus Schlesien geflohen, ihr Großvater väterlicherseits war der uneheliche Sohn einer österreichischen Magd, der als Kind nach Bayern an einen Bauern verkauft wurde. Ich bin der Sohn eines ungarischen Asylanten, mein Großvater mütterlicherseits musste als Vollweise mit 12 Jahren schon vor der Schule 60 Schweine streuen. Mein Vater (Ungar) musste seine Eltern (Hebamme, Schumacher, also: Adel der Arbeit) noch siezen.
Ich wüsste nicht, wie Sie echte gute deutsche Familie definieren. Und auch asiatischer Einschlag, was Disziplin und Regeln betrifft, kann ganz anders aussehen.
Bis zu Ende scheinen Sie nicht gelesen zu haben. Nochmals: Frieden besteht in der Herstellung des Willens des Anderen. Und auch Würde hat man nicht, die bekommt man.
Das Frühstück, Sonntags (und auch am Sonntag nicht immer), ist bei uns übrigens nicht Ausübung eines sinnentleerten deutschen Rituals, im Rahmen der Integrationsassimilation zelebriert, sondern ein Ort des notwendigen Austausches in der Familie. Wir essen nicht nur, weil wir Hunger haben, sondern auch, weil wir Menschen sind. Und das heißt für mich Gemeinschaft, in welcher Form auch immer.
zum Beitrag18.01.2015 , 20:02 Uhr
Wir frühstücken, Sonntags, in Familie. Für die Eltern gehört auch Wurst und Käse dazu. Der Vater isst auch gern Käse, da macht man die Packung auf und sagt: „Alter Schwede!“ Die Kinder essen Marmelade, Nutella, Honig. Die Kinder möchten am liebsten einen Frühstückstisch ohne Wurst und Käse. Die Eltern können die Kinder nicht zwingen, Wurst und Käse zu essen. Bemerkungen wie: „Solange Du Deine Beine unter unseren Tisch tust…“, sind nicht zielführend. Die Gestaltung des Frühstückstisches stellt den Versuch einer Lösung dar. Linksaußen befinden sich Wurst und Käse, davor der große, blickdichte hölzerne Brötchenkorb; rechts daneben vor den Augen der Kinder das Süße. Die Kinder tolerieren, dass die Eltern vor ihren Augen auch Wurst und Käse essen, dafür zwingen die Eltern die Kinder nicht, Wurst und Käse zu probieren. Der Vater verzichtet, solange die Kinder bei Tisch sind, auf die Öffnung der Tupperkäseglocke, wenn sich Käse einer Art von „Alter Schwede“ darin befindet. Bei Tisch werden keine digitalen Medien benutzt, der Laptop (Wikipedia) ausnahmsweise, um Streitpunkte des Gesprächs zu entscheiden. Kein Gedudel aus dem Radio. Wer vor den anderen den Tisch verlassen möchte, fragt darum. Dass einer allein den Tisch auf- und abräumt, gibt es nicht. Frieden bei uns, bei Tisch, ist also das Bemühen um die Herstellung des Willens des Anderen. Nicht alle sind in ihrer Position, in ihrer Lebenserfahrung, in ihren Fähigkeiten, gleichwertig. Aber ALLE sind gleichwürdig. Und der Versuch, die Würde des Anderen zu berücksichtigen, ihn vielleicht sogar erst Würde erlangen zu lassen, besteht auch darin, sich über seine Verhaltensweisen nicht lustig zu machen (Veganer! Stinkekäseesser!). Und die Leute müssen miteinander reden.
zum Beitrag11.01.2015 , 17:24 Uhr
3000/4000 Tote JEDES Jahr. Ich z. B. fühle mich als deutscher Fahrradfahrer eher von Autofahrern als von Djihadisten bedroht. Es geht um die um die unaufgeregte beurteilung von risiken und gefahren und eben nicht um deren INSZENIERUNG.
zum Beitrag10.01.2015 , 15:54 Uhr
Ca. 3000 Kinder und Jugendliche sterben in den USA jährlich durch Schusswaffen. Immer noch 4000 Menschen im Straßenverkehr der Bundesrepublik. Beschränkungen, was den Zugang zu Schusswaffen oder die zu fahrende Geschwindigkeit betrifft, ist den freien Bürgern nicht zuzumuten. Aber bei der unglückseligen Mordtat einzelner Psychopathen gibt es ein Gipfeltreffen der Regierungschefs.
Wahrscheinlich hätten wir bei 3000 Toten, von „Islamisten“ verursacht, schon längst einen Atomkrieg. Aber Black Sites sind o. K., der Patriot Act sowieso. Die Welt ist aus den Fugen. Ich versteh das alles nicht mehr. Wo ist das Augenmaß geblieben? Und hier reiche ich Herrn Dudel Karl den Daumen zum Gruß. Auch ich bin NICHT Charlie.
zum Beitrag09.01.2015 , 19:06 Uhr
Im System der organisierten Krankenbehandlung geht es um Krankheit. Der binäre Code dieses gesellschaftlichen Funktionssystems, mit dem das System die Autopoesis seiner Kommunikation fortschreibt, lautet „krank/gesund“, wobei „krank“ den positiven Designationswert darstellt und „gesund“ den negativen Reflektionswert. Anschlussfähig im System ist eben nur die Kankheit, wer gesund ist, der ist im Krankenhaus z. B. fehlbelegt.
Damit tritt eine perverse Umkehr in Kraft: das, was keiner haben will, ist Gegenstand der Systemoperationen, und das, was eigentlich jeder haben will, nämlich Gesundheit, bleibt eigentümlich leer.
Und ab wann gilt eine Behandlung eigentlich als erfolgreich? Nicht immer sind die Ergebnisse offensichtlich. Ist das Ergebnis wahrer, wenn der Studienhauptarm ein Konfidenzintervall von 0,05 produziert, der Kontrollarm aber nur 0,07? Der Preis eines Medikamentes, also Ausdruck der Unterscheidung von Haben/Haben-wollen sowie Zahlung/Nicht-Zahlung, ist da nur der Durchgriff anderer Funktionssysteme auf das Medizinsystem. Wenn es für Ärzte nicht auch den Bezugsrahmen des Geschäftsführers gäbe, dann könnten wir wahrscheinlich sehr viel mehr Geld an die Krankenkassen abliefern.
Die Möglichkeiten, Krankheiten zu behandeln, sind unendlich, Ressourcen hingegen immer begrenzt. Der Preis ist da nur eine Form der Allokation. Im Übrigen gilt immer noch der Satz von Dr. Gottfried Benn: Wer Geld hat, wird gesund.
zum Beitrag09.01.2015 , 10:28 Uhr
1000+, ABER:
Die Katastrophe eines der letzten großen Religionskriege des Abendlandes ist nun fast 400 Jahre her. In der Zwischenzeit hat das Abendland diese Zeit genutzt (aber auch hier, wie die Evolution: ein blinder Uhrmacher), die Kontingenz religiöser Fanatiker einzuspuren. Betrachten wir die globale Weltgesellschaft, gibt es Systeme mit Eigenzeiten, denen man vielleicht auch noch ein bisschen mehr Zeit zugestehen muss. Wenn wir uns hier als aufgeklärt feiern und dem Islam ein nennenswertes Problem attestieren, dann stehen wir auf den Schultern von Giganten. Und auch die Pegidanten sind im Grunde nichts anderes als diese beiden Brüder, Marginalisierte aus der Banlieue – und es gibt wahrscheinlich keinen Unterschied, ob man marginalisiert ist oder sich nur so fühlt – die etwas benutzen, um ihren Hass Ausdruck zu verleihen.
Jochen Distelmeyer, O Ironie, hat mal auf dem Albertplatz in Dresden gespielt. Wohin mit dem Hass? https://www.youtube.com/watch?v=9Bi3uRDU3qA
Ich habe als Kind Ramamarken und Prilblumen gesammelt. Als Adoleszenter dann die Jazzplatten des Vaters gehört. Bücher ausgeliehen. Jeder kann selbst entscheiden, was er tun kann, damit sich der Hass nicht wie Rost nach innen frisst.
zum Beitrag02.01.2015 , 15:58 Uhr
„… Aber während die Schwäne sich so alle Mühe gaben, ihre guten Sitten zu zeigen, entdeckten sie plötzlich den weißen Gänserich, der ganz hinten in der langen Reihe der Gänse schwamm. Da ging ein Raunen der Verwunderung und des Zorns durch die Schwanenreihen, und mit einem Schlage war es aus mit dem gebildeten Benehmen. „Was ist denn das?“ rief einer von den Schwänen. „Wollen die Wildgänse jetzt weiße Federn haben?“„Sie werden sich doch nicht einbilden, daß sie deshalb Schwäne würden!“ schrie es von allen Seiten. Und mit ihren weithintönenden Stimmen schrien die Schwäne immer lauter durcheinander; es war Akka ganz unmöglich, sich Gehör zu verschaffen, um ihnen zu erklären, daß dies eine zahme Gans sei, die sich ihnen angeschlossen habe.„Da kommt gewiß der Gänsekönig selbst daher!“ spotteten die Schwäne.„Sie sind ganz unglaublich unverschämt!“ riefen die andern.„Es ist gar keine Gans, es ist eine zahme Ente!“ …Nun schwammen alle die Schwäne, die vorher in so schöner Ordnung dagelegen hatten, in wilder Aufregung durcheinander; alle drängten sich vor, um die weiße Wildgans zu sehen. „So ein weißer Gänserich sollte sich wenigstens schämen, sich hier vor uns Schwänen sehen zu lassen… „Was ist denn da los? Habe ich ihnen nicht befohlen, höflich gegen die Fremden zu sein?“ rief er und sah sehr unzufrieden aus. Schneefrid, die Schwanenkönigin, schwamm zu ihren Untertanen hin, um Ordnung unter ihnen zu schaffen, und Dagklar wendete sich wieder an Akka. Doch schon kehrte Schneefrid sehr erregt zurück. „Kannst du sie nicht zum Schweigen bringen?“ rief ihr der Schwanenkönig entgegen. „Es ist eine weiße Wildgans unter ihnen,“ antwortete die Schwanenkönigin. „Das ist wirklich schändlich. Es wundert mich nicht, daß sie wütend sind.“ „Eine weiße Wildgans!“ rief Dagklar. „Das ist zu toll! Das gibt es ja gar nicht. Du wirst nicht recht gesehen haben.“…
zum Beitrag24.12.2014 , 08:43 Uhr
@ Ulrich Scholz
Ich empfehle Kursbuch Nr. 180: Nicht wissen. Dort kann man (Schmidbauer. Einen Seitensprung gestehen?) nachlesen, was das mit der Liebe so auf sich hat. Und der Sexualität und ihrer kulturellen Überformung. Liebe ist vielleicht nichts anderes als die Regression Erwachsener Menschen auf die Mutter/Kind Dyade. Mal wieder bei den Bonobos schauen. Dort gibt es feste, symbiotische Beziehungen zwischen der hinreichend guten Mutter und dem Kind und den Geschwistern. Beziehungen zwischen weiblichen und männlichen Bonobos sind promiske Beziehungen. Liebe/Sexualität zwischen Mann und Frau als etwas Lebenslanges ist ein kulturelles Konstrukt. Vielleicht können die Heten von den Queeren etwas lernen: nämlich einen etwas unaufgeregteren Umgang mit Sexualität, der die Zweierbeziehung als einer Ort des gemeinsamen Projektes und des Abarbeitens aneinander nicht so in Frage stellt, wenn Sexualität eben nicht nur stattfindet in der Exklusivität einer Zweierbeziehung. Als ein Modell seien z. B. genannt: Hubert Fichte / Leonore Mau. Und um das Ganze auf die Spitze zu treiben: bin ich wieder ein ganzer Zwilling, wenn ich meine Hälfte wieder gefunden habe, und darf ich dann noch an mir selbst herumspielen? Was ist mit den Wünschen und Phantasien, die ich habe, und die ich in den Anderen am Anfang hineindeutete, und die nun nicht erfüllt werden, weil der Andere sich vielleicht schüttelt? Die romantische Liebe, zum Schluß, ist eine Erfindung des 18. Jahrunderts. Adlige waren Erfinder und early adopter. Davor waren Zweierbeziehungen immer auch Geschäftsbeziehungen. Und Kinder waren nicht nur Kinder der Liebe, sondern immer auch nötig fürs Geschäft
zum Beitrag17.12.2014 , 17:33 Uhr
Und genau das ist der Blick zurück in die Biographie. Marginalisierte, die ihrerseits marginalisieren
Deshalb ist Pegida auch so eine schöne, hohle Schale, in die sich dieser Unmut und Haß ergießen kann. Aber diese Schale hat zugleich auch ein Loch, und daurch wird sie niemals voll.
Und dieses Loch hat einen Namen: Ignoranz.
zum Beitrag16.12.2014 , 21:23 Uhr
Berlin, das ist wie Miami: das Exil der Exilierten.
Was ist dann Dresden?
Ausdruck einer Selektion der Selektionierten?
Ich rieche zwischen den Zeilen den Geruch der nackten Angst. Von Menschen, die sich als marginalisiert betrachten. Und diese Marginalisierung weitergeben.
Es hilft nicht, sich über die Pegidanten lustig zu machen. Oder sie vorzuführen.
Mein Vater, ungarischer Asylant, wurde von meinem Großvater mütterlicherseits als „Kukuruzfresser“ bezeichnet. Ich bereue es, ihn nicht mehr fragen zu können, warum.
Später erzählte mir meine Mutter, dass von sechs Jahren an sozusagen als Vollweise bei einem älteren Bruder lebte. Die Mutter hatte sich umgebracht, der Vater sich weggemacht nach MeckPomm. Mit 12 streute mein Großvater beim reichsten Bauern des Dorfes vor der Schule, frühmorgens, 60 Schweine. Sein Lehrer, der mit dem Bauern befreundet war, sagte, wenn mein Großvater zu spät zum Unterricht kam: Set dick manne hin, Fritze. Ick weeß Bescheid.“
Die Erzählungen von seiner Stationierung in Cherbourg hörten sich immer an wie eine der glücklichsten Zeiten in seinem Leben.
Vielleicht muss man den Pegidanten interviewen, so wie Claude Lanzmann es in „Shoah“ vorgemacht hat.
Liest man in den neuen Bundesländern noch im Deutschunterricht Johannes Bobrowskis „Levin’s Mühle“?
zum Beitrag15.12.2014 , 20:51 Uhr
PEGI DADA
Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes.
Das hätten Walter Serner oder Richard Huelsenbeck nicht besser formulieren können.
Dazu mal ein paar Fakten.
Mein Vater, als Teilnehmer des ungarischen Aufstandes von 1956, bekam – als Opfer der Sowietunion, die der deutsche Schäferhund nicht hatte tot beißen können – in der BRD zügig politisches Asyl auf Lebenszeit. Meine Mutter ist deutsche Staatsbürgerin. Damit war ich aber zu dieser Zeit automatisch erst einmal Ungar, obwohl ich in der BRD geboren wurde. Die Ungarn mussten mich und meine Brüder erst aus der ungarischen Staatsbürgerschaft entlassen, damit wir Deutsche werden konnten, wie mein Vater, der nur mit der deutschen Staatsbürgerschaft seine alte Heimat wieder sehen wollte. Mein Vater sprach nicht ganz akzentfrei deutsch. Die Schlesier sagten: „für einen Ostpreußen sprechen Sie aber ein sehr gutes Hochdeutsch.“ Und umgekehrt.
Jedes mal, am Anfang des neuen Schuljahres, wurde das Klassenbuch geführt. Der Lehrer fragte Dinge wie Religions- und Staatszugehörigkeit ab. Wahrheitsgemäß antwortete ich: „Ungarisch, aber ich bin hier geboren.“ Für meine Mitschüler war ich damit und mit meinem ungarischen Namen der Ausländer und Sohn eines Gastarbeiters. Etwas früher in diesem Land reichte es, Blumenthal zu heißen, um sich abseits der Volksgenossen zu stellen.
Witzigerweise haben es diese Pegidaranten es den freiheitsliebenden Ungarn (natürlich auch der Portokasse, da zahlen wir heute noch ein, die Soli-Sondermarken, ich vergaß) zu verdanken, dass Helmut Kohl sie heim ins Reich holen konnte.
Für mich hat das mit Phantomschmerz und Identitätsverlust zu tun, diese Montagscharaden. Da die Schlesier und Ostpreußen weniger werden, wäre doch hier ein neues Betätigungsfeld für den Bund der Vertriebenen.
Man muss nicht die großen Theorien bemühen. Manchmal reicht ein Blick zurück in die eigene Biographie.
zum Beitrag13.12.2014 , 20:01 Uhr
Kilroy war hier
als ich 11 war stand
„Kilroy ist hier“
auf den geborstenen mauern
auf gestürzten säulen
auf kneipen tischen in klos
die amis schrieben
es überall hin
als ich 11 war trugen
meine schwestern rote röcke
den weißen kreis mit dem vierfach
gebrochenen kreuz
hatte meine mutter selber
abgetrennt & verbrannt
jetzt war Kilroy hier
als ich 11 war war
der krieg aus & „Hitler kaputt“
wie die häuser die fenster die juden
und deutschland (was war das?)
dafür war kilroy gekommen
brachte uns basketball bei
& kaugummi & cocacola
als ich 11 war lehrte
mich Kilroy worte wie fairneß
& demokratie
parolen wie nie wieder krieg
brachte mir jitterbug bei
& selbst an den Skakespeare-Sonnetten
noch den brooklyn-akzent
als ich 11 war waren
das drei goldene worte
„Kilroy is here”
fast so schön wie die drei
der french revolution
von der er erzählte
freiheit & gleichheit & brüderlichkeit
als ich 11 war hatten
meine eltern
/ mich falsch erzogen
Kilroy gab sich die mühe
erklärte mir die menschenrechte
& uno-charta
erzog mich um
ab ich 11 war
war Kilroy der beste
freund den ich hatte
sein haus stand mir offen
in seinem keller
hörte ich jazz & Strawinsky
& keine sirenen
:viel von dem blieb zurück
- jahre später -
als Kilroy sein flugzeug bestieg
es mit napalm belud & verschwand
jetzt steht auf pagoden
& den rauchschwarzen resten von dörfern
„Kilroy is here“
— wir
sind geschiedene leute
Yaak Karsunke, Kilroy und andere, Berlin 1967, 65 f.
zum Beitrag10.12.2014 , 20:55 Uhr
Im Vietnamkrieg starben ca. 5 Millionen Vietnamesen, 1 Million Soldaten und 4 Millionen Zivilisten. Der Vergleich mit Auschwitz hinkt, fürwahr, denn die USA verwandelten ein ganzes Land in ein Konzentrationslager.
Die Perfektionierung dieser Kriegsmaschine lässt sich an Details ablesen, z. B. Heimatverlegung Verwundeter GI's im Vietnamkrieg 6-8 Wochen Dauer, Irakkrieg II 1 Woche. Und warum wohl haben wir im Nahen Osten nicht diesen Bodycount?
Da unten gibt es keinen Urwald, dafür aber Öl.
Genauso wie die Römer immer Folie des Abendlandes bleiben werden, werden wir Deutschen als Folie des militärisch-industriellen Komplexes bleiben.
Und Himmler gehört eben nicht in den Himmel gelobt.
Und das einzige, was man den Juden niemals verzeihen wird, das ist eben Auschwitz. Denken Sie mal drüber nach.
zum Beitrag10.12.2014 , 09:09 Uhr
Ich bin es nicht gewesen. Dick Cheney und George Bush sind es gewesen.
Der anständige Europäer hat seine Greueltaten in den Kolonien begangen. Bloß der Dolfi war so doof und ließ in Treblinka und Auschwitz arbeiten.
Die CIA hat da gelernt und ihre black sites über die ganze Welt verteilt.
Und wovon träumen Sie nachts?
Ich träume manchmal davon, dass George Bush und Dick Cheney wie Eichmann abgeholt werden und sich vor dem internationalen Strafgerichtshof verantworten müssen.
Das wär doch eine Mordsgaudi.
zum Beitrag10.12.2014 , 07:54 Uhr
HEINER MÜLLER; GESAMPELT: Wallace I. et. al. [Hrsg.] Heiner Müller: Probleme und Perspektiven: Bath-Symposion 1998, S. 174
„ … Das Problem unserer Zivilisation ist, eine Alternative zu Auschwitz zu entwickeln, und es gibt keine. Es gibt kein Argument gegen Auschwitz […] als die Realität der Selektion. Und Selektion ist global das Prinzip der Politik (IT,61).
Die Materialschlacht ist eigentlich der Entwurf von Auschwitz. (IL, 137).
Auschwitz ist das letzte Stadium der Aufklärung JN, S. 55).
Raskolnikow ist gegen das Prinzip Auschwitz geschrieben, und Auschwitz kommt aus dem Westen. Dostojewski ist der Shakespeare nächste Autor, nach Shakespeare das erste Ereignis. Denn auch Shakespeare hat nicht Ordnungen geschaffen, sondern gegen Ordnungen ein Chaos gesetzt. […] (JN, S. 48)
…
[…] die Industrialisierung des Krieges als Fortsetzung der Ökonomie mit andern (militärischen) Mitteln führte, über die totale Verwertung der Arbeitskraft in Konzentrationslagern zur Aufhebung der Produktion in der Vernichtung. Auschwitz ist ein Industrieprodukt. (JN, 84)
In einer Zivilisation der Verschwendung wäre Auschwitz nicht möglich gewesen. Unsere Zivilisation ist eine Zivilisation der Ausgrenzung. […] Zu den Ausgegrenzten gehören alle, die sich nicht mit der hier als Realität gehandelten Wirklichkeit zufrieden geben oder identifizieren. Das ist das Fatzer-Problem, es ist das Grundthema des Jahrhunderts, und Auschwitz ist das Modell des Jahrhunderts.
Nach Auschwitz hat das Gute geführt, nicht das Böse. Das Gute will selektieren, also Minderheiten produzieren. Die sind dann böse und müssen ausgerottet werden.
Die Unterdrückung des Bösen führt nach Auschwitz. […] Es gibt in den herrschenden Strukturen kein rationales Argument gegen Auschwitz. Wenn das nicht gefunden wird, geht diese Zivilisation unter. (JN, 27-28) …“
zum Beitrag10.12.2014 , 05:54 Uhr
„…Die Auslösung des Konfliktes wird durch eine geeignete Propaganda erfolgen. Die Glaubwürdigkeit ist dabei gleichgültig, im Sieg liegt das Recht. …
Seit 5 Uhr 45 wird jetzt zurückgeschossen. Und von jetzt ab wird Bombe mit Bombe vergolten. …“
Bei „Tagesschau“ und „FAZ“ sind Beiträge zur Vorgehensweise der USA/CIA bisher nicht kommentiert worden. Ich kann mich an einen ausführlichen Artikel schon vor fünf Jahren im „Lettre International“ über die CIA-Praxis erinnern.
9/11. We will never forget. Ich erinnere mich an meine Zeit als Heranwachsender: „Nachdem Pinochet die Macht ergriffen hatte, sagte US-Außenminister Henry Kissinger, dass die Vereinigten Staaten „es nicht getan haben“ (bezüglich des Putsches selbst), aber dass sie „die größtmöglichen Voraussetzungen geschaffen haben.“ Kürzlich veröffentlichte Dokumente zeigen, dass die US-Regierung und die CIA den Sturz Allendes 1970 angestrebt hatten (Project FUBELT). Eine direkte Beteiligung am Putsch von 1973 konnte durch die bisher veröffentlichten Regierungsdokumente nicht bewiesen werden. Im Zeitraum vor dem Putsch steigerten die USA ihre Militärhilfe an Chile massiv. Viele relevante Dokumente unterliegen jedoch noch immer der Geheimhaltung.“
Kissinger bekam 1973 den Friedensnobelpreis.
„Ick kann jar nich soville fressen, wie ick kotzen möchte.“
Ich lege mir Charlie Haden/Carla Bley THE BALLAD OF THE FALLEN auf.
Grandola Villa Morena.
El Pueblo Unido Jamás Será Vencido!
Wenigstens ein bischen sublimieren.
zum Beitrag06.12.2014 , 15:26 Uhr
Ich arbeite im Intensivbereich. Auch dort sind freiheitsentziehende Maßnahmen (FEM) ein Thema. Sie stellen eine Freiheitsberaubung dar. Für deren Anwendung bedarf es unmittelbarer Gefahr für den Patienten im Rahmen einer Eigengefährdung. Fremdgefährdung bedeutet: Polizei, Beschluß nach PsychKG, Einweisung in eine geschlossene psychiatrische Einrichtung. Vor der FEM müssen alle anderen Mittel ausgeschöpft sein, sie darf nur als Ultima Ratio angewendet werden. Selbst Maßnahmen wie hochgestellte Bettgeländer, der gebremste Rollstuhl vor dem Tisch oder Gabe von Psychopharmaka oder Sedativa können FEM darstellen. Laufen FEM, ist fortwährend deren Notwendigkeit zu überprüfen. Nach spätestens 24 Stunden ist via Amtsgericht eine Betreuung einzurichten. Der Betreuer muss sich die FEM genehmigen lassen vom Amtsrichter und kann dann für den Betreuten einwilligen. Das gleiche gilt für AltenpflegerInnen. Wir Pflegenden sind also verpflichtet, differenziert mit Rechtsgütern umzugehen. Deeskalation, Talking down; bei notwendiger FEM stringente Vermeidung von Gefahr für Leib und Leben.
Und das kann man von einem Polizisten nicht verlangen? Der darf draufhalten? Ich habe schon Patienten gehabt, alkoholisiert, gewaltbereit, mit Klingenmesser in der Tasche. Ich muss höflich bleiben und ggf. die Polizei rufen. Wenn Pflegende diese Art von Gewalteskalation wie im Fall Garner bei einer FEM angewendet hätten, hätte es ein Strafverfahren wg. Körperverletzung mit Todesfolge gegeben und wahrscheinlich auch Berufsverbot. Polizisten sind oft genug arme Schweine. Aber auch sie stehen nicht über dem Gesetz. Und dieser Eindruck darf gar nicht erst entstehen. Genauso wie Pflegende nicht ungestraft ohne Rechtfertigungsgründe Gewalt gegen Patienten ausüben können, erwarte ich von einem Polizisten differenzierten Umgang mit fremden Rechtsgütern. Früher nannte man das: Augenmaß.
zum Beitrag03.12.2014 , 17:36 Uhr
Und Sie haben sich nicht die Mühe gemacht, den ganzen Artikel zu lesen und wollen und können wahrscheinlich nicht verstehen, um was es eigentlich geht. Wenn die Pflege den Körper nicht nur als Körper sieht, sondern auch als Leib, und das ist ein Konzept der Pflege, und nicht der Medizin, dann raten Sie mal, vion wem Sie mehr Emphatie im statistischen Mittel erwarten können. Und wenn sich die Pflegenden bei der Spenderkonditionierung (nochmals, googeln Sie das mal) nicht so den Arsch aufreißen würden, gäbe es noch weniger zu transplantieren. Im übrigen: die Pflege hat kein Zweiklassenkonzept. Aber auch sie hat es nicht immer leicht mit dummen oder bornierten Patienten.
zum Beitrag30.11.2014 , 22:01 Uhr
Herr John Doe,
und auch Sie sind so einer, der von Tuten und Blasen keine Ahnung hat. Wahrscheinlich haben Sie sich nicht einmal die Mühe gemacht, den verlinkten Artikel zu lesen. Und wenn Sie wissen, dass die Pflege von Hirntoten die Pflege von Toten ist, und der Auftrag der Pflege Lebenden gilt und die Pflege von Toten diesen Lebenden Ressourcen abzieht für eine Arbeit, die der Transplantationsmedizin (und das einzige, was ich voll unterschreiben kann, ist die Nierentransplantation) gilt, dann können sie sich manchmal schon wie eine Hafendirne fühlen. Die prostituiert sich nämlich weniger. Haben Sie auch nur eine leise Ahnung davon, was im Intensivbereich abgeht? Ich habe, wenn ich mal dort liegen sollte, lieber den Gunnery Sergeant, der emotionslos alles, was ihm zur Verfügung steht, abwirft, als jemanden, der das Bett schick macht und mir die Hand hält. Und wenn sie einen Hirntoten pflegen, dann haben sie Doppelschicht, da pflegen sie den toten Körper und die Angehörigen, die oft noch nicht realisiert haben, dass dieser Körper eben kein Leib mehr ist, sondern eben nur noch Körper. Sie können ja mal das Leibkonzept von Uzarewicz/Uzarewicz nachschlagen, dann wissen Sie, was ich meine. Die Intensivmedizin nämlich nimmt den Leib nur als Körper wahr, und dieser wird annektiert. Und wir Pflegenden kämpfen oft genug einen Zwei-Fronten-Krieg. Ihr Kommentar ist, mit Verlaub, WIMPY. OFF TOPIC: Bevor Sie sich einer BIG SURGERY unterziehen, unbedingt auch vom Arzt über das postoperative Prozedere aufklären lassen. Damit Sie hinterher nicht sagen können, das Ihnen das keiner gesagt hat, was dann vielleicht auf Sie zukommt (Stichwort: Patientenverfügung/Vorsorgevollmacht). Heiner Müller, der große Dramatiker, hat die Erfahrung im Intensivbereich nach seiner Ösophagus-OP übrigens als Materialschlacht, als Verdun bezeichnet in einem Interview mit Alexander Kluge.
zum Beitrag29.11.2014 , 20:03 Uhr
Herr Kreiner,
das ist kompletter Blödsinn. Es ist ein Unterschied zwischen dem Status „Wachkoma“ und „Hirntod“. Wenn jemand für hirntot erklärt wird, dann ist ein stringenter Algorithmus durchlaufen worden. Und der ist totsicher. Ich jedenfalls habe nach 20 Jahren in diesem Geschäft nichts Gegenteiliges beobachten können. Und wenn jemand hirntot ist, dann brechen auch alle Regelungsmechanismen zusammen (Kleinhirn, Stammhirn, etc. pp.). Wenn sie dann Spenderkonditionierung (http://www.pflegewiki.de/wiki/Spenderkonditionierung) betreiben, also den Körper des toten Hirns in einem Zustand halten, in dem noch Organe entnommen gwerden können, dann ackern sie oft genug wie eine Hafendirne, damit ihnen der Körper nicht auch noch unter den Händen wegstirbt bzw. die Organe unbrauchbar werden vor der Explantation. Transplantationsmedizin kann man diskutieren, aber dann bitte die ganze andere Hochleistungsmedizin auch. Zu Sauerbruchs Zeiten begann die Alterschirurgie jenseits der Fünfzig. Heutzutage fliegen wir jeden Tag zum Mond, verglichen damit. Ihr unsachlicher Kommentar hat ein Geschmäckle und ist ein Schlag ins Gesicht aller, die sich jeden Tag den Arsch aufreißen im Intensivbereich, auch für Krankenkassenzahler wie Sie. Punkt.
zum Beitrag28.11.2014 , 07:38 Uhr
5% aller Patienten die in das Krankenhaus kommen, werden im Intensivbereich behandelt. Sie verursachen 20% der Kosten. Andere Schätzungen gehen davon aus, dass das letzte Lebensjahr 25-30% kostet. Das Problem sind die Menschen selbst, die als Agarplatte zur Anzüchtung von multiresistenen Keimen dienen, die dem Selektionsdruck der Antibiotika ausgesetzt sind. Und das wird nicht diskutiert. Wenn ich mir mit 83 noch 3 Bypässe und eine neue Klappe machen lasse, dazu noch multimorbide, muss man sich nicht wundern, dass das in die Hose gehen kann. Und wenn der Doktor dann den Verdacht einer Sepsis hat, muss er frühzeitig, auch kalkuliert, ohne Antibiogramm, draufhauen. So ist das nun mal. Auf der einen Seite geben wir uns die totale Medizin und auf der anderen Seite wird nach Palliativmedizin und Sterbehilfe gerufen. Es sollte endlich mal einen breiten gesellschaftlichen Diskurs darüber geben, was für eine Art von Medizin wir uns eigentlich leisten wollen.
zum Beitrag18.11.2014 , 23:36 Uhr
Und genau das ist das spannende, Cloncise. Hier geht es um sex und gender. Die beiden Frauen wollen ja nicht ficken auf der Tanzfläche. Die wollen nur als Paar ein bischen tanzen, also Gesellschaftsspiele spielen, die andere Paare auch spielen. Wahrscheinlich brauchen wir in Deutschland wieder ein tausendjähriges Reich, wo schön viel Männer an der Front verrecken, damit man sich nichts denkt dabei, wenn Frauen miteinander tanzen, mangels Masse. Aber wenn die Nato und der Ami endlich Gesicht zeigen und wie Männer reagieren im Ukrainekonflikt und es dem Putin so richtig besorgen, dann wird das schon.
zum Beitrag22.10.2014 , 09:47 Uhr
The military the monetary… work for peace…
http://www.youtube.com/watch?v=hPqpV9olIlw&list=PL5AD2E8DCD7248BFD&index=2
1 Million € wiegen 2 Kilo. In 500€-Scheinen.
1,5 Milliarden € wiegen 3 Tonnen. In 500€-Scheinen.
556 Millionen 500€-Scheine sind derzeit in Umlauf.
10 Zehn
100 Hundert
1000 Tausend
10000 Zehntausend
100000 Hunderttausend
1000000 Eine Million
10000000 Zehn Millionen
100000000 Hundert Millionen
1000000000 Eine Milliarde
278000000000 Zweihundertachtundsiebzig Milliarden.
Der islamische Staat hat kein Konto bei der Deutschen Bank. Das Erdöl aus den kontrollierten Ölfeldern wird Cash verkauft. Wie kauft der IS seine Waffen und Munition? Cash? Wer kauft das Öl ? Das es geht, ist dank dem Euro möglich. Knapp 34 Prozent des Bargeldbestandes in Euro bestanden zur Euro-Bargeldeinführung 2002 aus 50-Euro-Scheinen und 23 Prozent aus 500-Euro-Noten. Bis zum Februar 2010 hat sich das zugunsten der 500er gewandelt, die mittlerweile 36 Prozent des Umlaufs ausmachen. Wer kann beim Bäcker mit 500€-Scheinen bezahlen?
Friedensarbeit hieße die Ölströme genauer anzuschauen. Und wer verkauft Waffen cash? Warum gibt es diese Unmenge an Geld in großer Stückelung? Das sind so Fragen.
„Die Dividenden steigen und die Proletarier fallen.“
Mit der Hilfe von liquide gewordenen Ideen dreht man heute eben die Levantiner durch den Fleischwolf. So wie die Mafia Familie und Omerta bemüht.
Es ist leicht, Bomben abzuwerfen. Friedensarbeit ist ein ungleich dickeres Brett, das es zu bohren gilt.
zum Beitrag21.10.2014 , 14:32 Uhr
Es ist doch schön, wenn die Leser der TAZ als Speerspitze der aufgeklärten Welt zunehmend eine anthropozentrische Ausrichtung verlassen und die arme gequälte Kreatur in ihren ethischen Überlegungen einbeziehen. 7500 hingerichtete Katzen gegen 2400 hingerichtete Menschen miteinander zu vergleichen, das ist die Kultur des Siegers.
zum Beitrag20.10.2014 , 10:36 Uhr
Verhältnismäßigkeit. Die harte Droge Alkohol (auf einer Stufe mit Heroin, laut Metastudien; Einstiegsdroge ist übrigens das Nikotin, welches ähnlich wie harte Drogen in den Serotoninhaushalt des Gehirns eingreift) wird straffrei gedealt unter Erwachsenen. Für Haschisch dealen kann man trotz Anwesenheit von Unbeteiligten im Umfeld in den Kopf geschossen werden. Absurd.
zum Beitrag07.10.2014 , 16:16 Uhr
Es ist das gleiche wie mit Kaiser's im Lebensmittelbereich. Oder im Internet (Google, Amazon, Facebook). Auch im Fahrradmarkt werden wir in den nächsten 2-3 Jahren einen gnadenlosen Verdrängungs- und Konzentrationswettbewerb beobachten können. Völlig untergegangen ist das Beispiel von SRAM. Fichtel & Sachs aufkaufen. Nach Auslauf der Fördergelder das Werk in Schweinfurt liquidieren und die Produktion nach Fernost verlagern. Und hinter vorgehaltener Hand munkelt man schon, dass die Getriebenabenprodukktion fast vollständig heruntergefahren wird, weil der Marktführer Shimano das Geschehen diktiert und der Premiumbereich mit Rohloff (und hier kann man Rohlofffahrräder komplett schon für 1400 schnappen) und Pinion auch dicht ist. Auch im Fahrradmarkt zeigt sich: entweder superbillig oder richtig teuer. Dazwischen Ware, die man sich ganz genau anschauen muss. Mifa wird nicht der erste bleiben. Fragt sich nur, was übrig bleibt und wer danach wie die Preisgestaltung betreibt. Aber dazu haben auch die Kunden beigetragen. Vor 20 Jahren hat man noch Rahmen aufgebaut. Heute schauen die Kunden ins Internet und orientieren sich an Gesamtpaketen. Ob sie das dann auch wirklich brauchen, wie z. B. den Aldi-Computer, steht auf einem ganz anderen Blatt. Und die Beratung auf Ergonomie sogar, also der optimalen Abstimmung des Systems Mensch/Fahrrad, findet eher nur im Rennradbereich statt (Stichwort bike-fitting).
zum Beitrag29.09.2014 , 17:55 Uhr
Warum ist der zweite Weltkrieg verloren worden? Unter anderem, weil Technik (ENIGMA) beschafft wurde, die suboptimal war. Fehler wurden von Experten benannt. In der hierarchischen Befehlsstruktur konnte aber nicht sein, was nicht sein darf. Selbst Praktiker wiesen aufgrund ihrer Erfahrungen, die anders nicht erklärbar waren, darauf hin. Und wurden nicht gehört. Und dieser Korpsgeist ist wahrscheinlich unzerstörbar.
109 Eurofighter, 42 einsatzfähig. Warum wurden nicht 50 angeschafft, die aber einsatzfähig gehalten? In der freien Wirtschaft hätte dieser Betrieb schon längst Insolvenz anmelden müssen.
zum Beitrag15.09.2014 , 14:18 Uhr
http://www.n-tv.de/leute/Polizei-haelt-Hollywood-Star-fuer-Prostituierte-article13608721.html
Da mal schauen. Hier kann man sehen, wohin Moral führen kann. In Amerika landet eine Farbige, die ihren tätowierten Mann in der Öffentlichkeit küsst, mit Handschellen gefesselt in Polizeigewahrsam. Ein aufrechter, bibelfester Bürger hatte wohl telefoniert. Und so wie Pornographie einen Tatbestand der modernen Gesellschaft darstellt, der nicht mehr aus der Welt zu schaffen ist, genauso wenig wie das Internet, braucht auch die Prostitution nüchterne Regeln mit Augenmaß, die ein Denunziantentum nicht auch noch befördern.
zum Beitrag25.06.2014 , 00:07 Uhr
Gegen Autos hilft kein Fahrradhelm, nur aufpassen und für die Idioten mitfahren. Wenn Du mit dem Fahrrad hinfallen tust, tust Du Dir in der Regel nichts. Und ss gibt Menschen, die über das meinen und sagen hinaus nix dazu beitragen können. Der Doktorand in der Studie sagte, Fahrradhelm hilft nicht. Und auch mit Hilfsschule kann man aus Fakten Schlüsse ziehen.
zum Beitrag18.06.2014 , 00:39 Uhr
„Das mittlere Schädel-Hirn-Trauma kann als typisches Trauma des verunfallten Fahrradfahrers angesehen werden. Die handelsüblichen Fahrradhelme schützen nicht hinreichend gegen höherenergetische Unfallmechanismen, denen mittlere und schwere Schädel-Hirn-Traumata folgen.“ „Ohne die Einführung des Begriffs »Energie« ist eine Beschreibung von Unfallabläufen nicht möglich. Die Wahrscheinlichkeit, tödlich verletzt zu werden, liegt bei 30 km/h Anprallgeschwindigkeit um 5%, bei 50 km/h um 40% und bei 70 km/h um 90%. Allerdings besteht bei älteren Menschen auch bei geringfügigen Verletzungen allein durch den Krankenhausaufenthalt die Gefahr, dass Komplikationen schließlich doch noch zum Tod führen. … Eine Aufprallgeschwindigkeit von 30 km/h entspricht einer Fallhöhe von 3,5 m, eine Aufprallgeschwindigkeit von 50 km/h entspricht bereits einer Fallhöhe von fast 10 m und eine Aufprallgeschwindigkeit von 70 km/h einer Höhe von 19,3 m.“ Es ist nicht der nicht getragene Fahrradhelm. Fahruntüchtigkeit der Kraftfahrer, nicht angepasste Geschwindigkeit, Missachtung von Regeln und suboptimale Ausstattung von Gefahrenpunkten im Verkehrsraum sind - aller Wahrscheinlichkeit nach - Hauptgefahren im Straßenverkehr, die zu Unfällen führen.
Das BGH hat einen Schlussstrich gezogen unter den Versuch, aus Opfer Täter zu machen.
zum Beitrag13.04.2014 , 17:08 Uhr
"Der totalen Kontingenz gehen alle Türen auf im digitalen Universum, in der die Kontingenz noch totaler und radikaler sein wird, totaler und radikaler, als wir sie uns heute überhaupt erst vorstellen können."
Siehe da, der Gesetzgeber öffnet die Tür ins Freie. Ich weiß nicht, ob bei diesem Gesetzentwurf noch dem Satz "nulla poena sine lege certa" hinreichend Rechnung getragen wird. Also nur noch Fragen nach dem Wetter und Fotografien von Landschaftsgärten im englischen Stil, ohne Eremiten und Parkbesucher. Und Bataille, de Sade, die Bildbände von Balthus, das kommt jetzt alles in den Giftschrank.
Letztens hörte ich im Radio von einem Blinden, der kinderpornographische Filme, ohne Ton, auf seinem Rechner hatte. Er wurde auch in zweiter Instanz verurteilt. Er hätte sich den Inhalt ja schließlich auch erzählen lassen können, argumentierte der Staatsanwalt.
zum Beitrag11.04.2014 , 01:17 Uhr
„ …jedoch ist die Vorstellung, dass ein Kind ein Anrecht auf Mutter und Vater hat und ihm dies nicht verwehrt werden sollte grundsätzlich richtig… „
Und genau das ist die Sollbruchstelle. Was ist mit Frauen, auch mit Männern, die sich aus einer unhaltbaren Beziehung verabschieden und allein erziehen (Scheidungsraten!)? Was mit Frauen, die den Kindsvater nicht angeben können oder wollen, aus welchen Gründen auch immer? Was mit Frauen, auch Männern, denen der Lebenspartner wegstirbt? Was ist mit einer allein erziehenden Mutter, die die ersten Jahre mit der Hilfe ihrer Eltern, oder auch nur ihrer Mutter, oder deren Schwester, hinbekommt? Oder mit einem Netzwerk von Freunden? Oder mit Tagesmüttern?
Ein Kind hat das Anrecht, liebevoll mit Achtung seiner Persönlichkeit und ohne Verletzung seiner Würde groß zu werden. Und dieses Anrecht kann in Konstellationen mit Vater und Mutter genauso mit Füßen getreten werden.
Unabhängig der sexuellen Orientierung ist das Insistieren auf Vater und Mutter ein Schlag ins Gesicht derer, die es anders gestalten oder auch gestalten müssen.
Nachsatz. Ich diskutierte dieses leidige Thema mit meiner 14jährigen Tochter. Sie zitierte „American Dad“. Dort fragt der Protagonist Stanley Smith einen Jungen, der von zwei Frauen großgezogen wird: „Und wer soll Dir Football spielen beibringen?“ Antwort des Jungen: „Mein Football-Coach.“
Nachsatz II. Die Vorstellung, dass die Natur den Zeugungsakt als Hauptziel der Sexualität eingerichtet hat, zwischen Männlein und Weibchen, hat was von Lore-Roman. Bei höher entwickelten Lebewesen, die geraume Zeit zur Aufzucht ihres Nachwuchses benötigen, dient sie viel eher zur Stabilisierung der sozialen Strukturen.
zum Beitrag14.03.2014 , 08:50 Uhr
Man vergleicht Roulette mit Heroin. Dann muß Devisenterminhandel bei den Summen und der Verfügbarkeit mit Crystal Meth auf einer Stufe stehen. Der Richter hätte auch den Nachweis einer Psychotherapie fordern sollen.
zum Beitrag10.03.2014 , 16:56 Uhr
10.000+
zum Beitrag10.03.2014 , 16:55 Uhr
Umso schlimmer.
zum Beitrag08.03.2014 , 18:31 Uhr
Niemand hat Frau Lewitscharoff um ihre Blähvorstellungen gebeten. Bei der Kommunikation unter Anwesenden, vielleicht bei einer Teestunde, kann man so etwas von sich geben. Sie hat sich aber in den Text begeben, muss wissen, dass sie darin umkommen kann.
Und wer bitteschön ist verantwortungslos und muss deshalb auf Sündenbocksuche gehen? Jene etwa, die ein würdiges, nicht ausschließlich fremdbestimmtes Ende wollen, jenseits der Materialschlachten moderner Medizin und organisierter Krankenbehandlung? Empfinden Sie das verantwortungsvolle Umgehen mit der eigenen Endlichkeit in Form einer Patientenverfügung als offene Wunde? Glauben Sie immer noch an den guten Patriarchen, der schon weiss, was für Sie als Patient das beste ist?
Ich jedenfalls halte es da mit Anselm Strauss, einer der Väter der „Grounded Theory“, die entstand aus der Beobachtung des „Awareness of Dying“, und der an anderer Stelle geschrieben hat: „In der sozialen Wirklichkeit sind wir konfrontiert mit einem Universum, das durch beständigen Fluss charakterisiert ist; es kann und will nicht verharren. Es handelt sich um ein Universum, in dem Prozesse von Verschwinden, Zerfall und Aufteilung Spiegelbilder des Auftauchens, Neuentstehens und Zusammenschlusses sind. Es ist ein Universum, in dem nichts streng determiniert ist. Doch seine Phänomene können teilweise durch die naturalistische Analyse bestimmt werden – einschließlich des Phänomens, dass die Menschen selber daran mitwirken, diejenigen Strukturen zu schaffen, die ihr Leben formen."
Wer sich Gedanken macht über die Gestaltung seines Sterbens, hat es nicht verdient, als ein Egomane mit Blähvorstellungen diffamiert zu werden. Und so einem haltlosen Gelaber muss widersprochen werden. Das gebietet die Redlichkeit des öffentlichen Diskurses, in den sich Frau Lewitscharoff mit ihrer Rede begeben hat.
zum Beitrag07.03.2014 , 23:49 Uhr
„Mir ist, sowohl was das Leben anlangt als auch den eigenen Tod, die um sich greifende Blähvorstellung der Egomanen, sie seien die Schmiede ihres Schicksals, sie hätten das Schicksal in der Hand, seien gar die Herren über es, zutiefst zuwider.“
5% der Menschen, die im Krankenhaus behandelt werden, werden im Intensivbereich behandelt. Dafür setzt man 15-20% der Betriebsmittel ein. Heiner Müller beschrieb seinen Aufenthalt im Intensivbereich nach seiner Ösophagusresektion in einem Interview mit Alexander Kluge als Materialschlacht, als Verdun. Er hat diesen Schützengraben noch verlassen.
Anderen gelingt es nicht. Ihr Körper erscheint dann eben nicht mehr als Laib, sondern nur noch als Körper, auf dem unbarmherzig der Krieg gegen den Tod geführt werden darf und muss, denn der Heiler der Moderne kann nur noch im Leben anschließen mit seinem Handeln, nicht mehr im Tod und noch darüber hinaus wie in der Vormoderne. In der modernen Medizin gibt es keinen Nachtodbereich mehr. Man kann das durchaus auch als einen unvermeidlichen Kollateralschaden sehen, was da produziert wird mitunter am Ende des Lebens. Ob das aber Sinn macht, und ob man das für sich selbst will, das ist eine andere Frage.
Sinn nämlich ist die Einheit der Differenz von aktuell Gegebenen und potentiell Möglichem. Der totale Krieg gegen einen nahen Tod aber ist zutiefst sinnlos, wie der Untergang der 6. Armee in Stalingrad. Um diese Möglichkeit aber von vornherein abzuschneiden, habe ich eine Patientenverfügung und Vorsorgevollmacht: „Dann musst Du wissen was Du willst. Für Dein Leben Deine Liebe Für Dich selbst.“
Frau Lewitscharoff hat anscheinend ohne Überlegung und ohne jegliche Recherche eine Blähvorstellung ihrer Geisteswelt abgesondert. Ich wünsche ihr nicht den totalen Krieg am Ende ihres Lebens. Und um das zu verhindern, das kann ich ihr verbindlich mitteilen, reicht nicht einmal eine Patientenverfügung. Da braucht es auch noch eine Vorsorgevollmacht.
zum Beitrag24.02.2014 , 19:06 Uhr
Laut Wikipedia beträgt der Unterschied von Mensch zu Schimpanse im Genotyp lediglich ca. 2%. Hauptunterschied liegt in der Genexpression, was die starken Unterschiede im Phänotyp erklären. Der Schimpanse braucht die Arme und Hände auch zur Fortbewegung, der Mensch nicht. Dies ist einer der Hauptgründe für Sprache und Sprachentwicklung beim Menschen, da die Hände das "Begreifen" übernehmen konnten. Aber sonst? Firmen haben sich das Primatengenom patentieren lassen, um Medikamente an Menschenaffen testen zu können. Und schauen Sie sich die z. B. Arbeit von Jane Goodall über Primaten an, dann sehen Sie, dass wir gar nicht so weit weg sind.
Wenn Sie aber sehen wollen, wie es beim Menschen ist, müssen Sie z. B. Soziologen und Anthropologen (auch historische Anthropologen) befragen. Und wenn Sie wissen wollen, wie es sein soll, Politiker sowie Rechts- und Kirchengelehrte und Moralapostel wie Frau Schwarzer. Die Sexualität ist eben nicht nur eine Sache zwischen zwei Menschen, sondern auch geprägt vom gesellschaftlichen Diskurs. Und der besteht bei sozialen Systemen aus Kommunikation. Bewusstseine, instanziert von Körpern, befinden sich in deren Umwelt. Etwas mehr Trennschärfe in den Beiträgen, bitte.
zum Beitrag24.02.2014 , 17:34 Uhr
"In Untersuchungen haben Wissenschaftler vom Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig herausgefunden, dass Affen Sex gegen Nahrung eintauschen. Sie beobachteten, dass Schimpansenweibchen häufiger mit Männchen Sex haben, die sie mit Fleisch versorgen. Besonders auffällig war dieses Verhalten bei Affenweibchen mit Kindern, die aufgrund dessen nicht fähig waren, selber zu jagen.
Männchen, die nie etwas von ihrer Beute abgaben, hatten dementsprechend auch seltener Sex, so die Forscher. Ungeklärt ist bis jetzt jedoch noch die Frage, ob dieser "Tausch" lediglich mit Fleisch funktioniert, oder auch mit anderen Nahrungsmitteln wie Früchten. Damit würde auch die Frage geklärt werden, ob die Affenweibchen wählerisch sind."
zum Beitrag24.02.2014 , 14:42 Uhr
Sie schrieben: "Die Demokratie ist marktkompatibel. Einige Philosophen offensichtlich auch. Aus Menschen und Bürgern wurden Konsumenten und Marktteilnehmer. Traurig das." Entschuldigen Sie, dass ich Sie missverstanden habe.
Soweit ich das Interview verstanden habe, ging es um Sexarbeit als Form menschlicher Sexualität und ihrer gesellschaftlichen Bedingungen. Ich sprach zwar nicht von Luststeigerung, aber der Umstellung des Ziels der Sexualität auf Lustgewinn. Erotik ist dagegen definiert als die sinnliche Anziehung zweier Menschen.
Und gibt noch ganz andere Dinge, die die sinnliche Anziehung steigern können, als Champagner trinken, hier hat die Pornographie einiges getan zur Diversifizierung. Im übrigen können Sie schon bei Herodot den Archeporno lesen. Herodot fuhr mit phönizischen Handelsleuten durch die damalig bekannte entwickelte Welt. Besonders Ägypten hatte es ihm angetan. Wahrscheinlich wegen der schönen Nubier, und auch hier kann man schon einen der Beweggründe erkennen, warum Menschen auch reisen: Sex. Damals unterschied man zwischen „Eros“ und „Agape“. Wenn Sie Konsum und Triebabfuhr der Luststeigerung gegenüberstellen, kann ich mich nicht des Eindrucks erwehren, dass Sie sich „Eros“ nicht ohne „Agape“ vorstellen können.
zum Beitrag24.02.2014 , 10:47 Uhr
Sie können es drehen und wenden wie Sie wollen, auch für Verführung brauchen Sie Ausdrucksformen, also eine Form der Kommunikation, die kompatibel ist zwischen Menschen (darf ich’s wagen, edles Fräulein, ihnen Hand und Geleit anzutragen…). Das Spiel der Liebe ist ungefähr im 18. Jahrhundert entstanden, Choderlos de Laclos z. B., Aristokraten waren Pioniere und early adopter, und Foucault hat mit griechischen und römischen Quellen gearbeitet. Die Liebesheirat, schauen Sie selbst mal nach, wie lange es das als Formel gibt. Alexander der Große brauchte für sein Heer eine Tonne Silber pro Tag, da können Sie sich vorstellen, wie viel SexarbeiterInnen mit unterwegs waren. Unser Schuldrecht kommt von den Römern, auch die Vorstellung, Menschen wie Dinge zu behandeln, selbst Bürger konnten sich verkaufen, um Schulden zu begleichen. Die Vorstellung, dass früher alles besser war und heute alles mit Markt und Konsum verdirbt, das ist, mit Verlaub, Lore-Roman.
Und Obst gibt es auch in der freien Natur, nicht nur beim Discounter. Ich selbst habe letztes Jahr einen Eimer Brombeeren im Wald gepflückt, das ist also empirisch validiert.
zum Beitrag23.02.2014 , 19:59 Uhr
Niklas Luhmann hätte seine helle Freude an diesem Artikel gehabt, als Autor von „Liebe als Passion. Zur Codierung von Intimität.“ Dort wird z. B. Liebe herunter gebrochen auf das, was sie ist: ein symbolisch generalisiertes Kommunikationsmedium zur Codierung von Intimität.
Und Sexualität, das kann man mit Lewandowskis „Pornographie der Gesellschaft“ sehen, ist längst umgestellt von Zeugung auf Lustgewinn (die Zeugung ist da nur ein Beiprodukt und absolut singuläres Ereigniss) . So gesehen ist Pornographie vielleicht auch nur ein symbolisch generalisiertes Kommunikationsmedium, nämlich: zur Codierung von Sexualität/Lustgewinn, wenn man so will.
SexarbeiterInnen, egal welcher Branche und egal welchen Geschlechts, werden immer noch stigmatisiert: weil sie die Preise verderben und der Sexualität eine Ausdrucksform anbieten, die das Monopol des Tauschhandels (der gefälligst unter Eheleuten/Paaren stattzufinden hat) bricht, welchem eine lange Kanonisierung vorausging, was Michel Foucault in „Sexualität und Wahrheit Bd. 3: Die Sorge um sich“ so treffend herausgearbeitet hat.
Selbst Schimpansenmännchen bezahlen schon mit Obst für Sex.
zum Beitrag19.02.2014 , 06:10 Uhr
Aufgrund von sozialen Netzwerken und der Möglichkeit einer digitalen Umwelt ist es z.B. in unserem Freibad schon seit geraumer Zeit verboten, zu fotografieren. Hier öffnet sich eine Schere.
Der Staat als Datenkrake 2.0 verlängert seine Zugriffsmöglichkeiten bis ans Ende der Endlichkeit mit voller Wucht der Kontingenz für das Individuum, während der Einzelne aufgrund der Möglichkeiten von Technik nicht einmal mehr wie früher - als er selbst noch klein war und der Vater seine Voigtländer Vito CD zückte, um den ersten Sprung vom Dreier für die Nachwelt festzuhalten - mal eben abdrücken kann.
Die vergangene Gegenwart eines Schnappschusses kann in zukünftigen Gegenwarten eine Transformation erfahren. Heute befindet sich die Grenze bald noch bei kommerzieller Nutzung. Aber im Angriff der Gegenwart auf alle anderen Zeiten ist die Möglichkeit, post hoc bei Neudefinitionen der Bewertungen auch dem Schnappschuß plötzlich eine ganz andere Motivation unterzuschieben, eine ganz reale. Der totalen Kontingenz gehen alle Türen auf im digitalen Universum, in der die Kontingenz noch totaler und radikaler sein wird, totaler und radikaler, als wir sie uns heute überhaupt erst vorstellen können.
Wollen wir wirklich das totale digitale Universum? Ich für meinen Teil sage: es gibt da Asche. Und es gibt noch Rollfilme, Schwarzweiss. Ein Fotolabor in der Speisekammer. Überall, wo wir Asche wollen und Endlichkeit, sollte das Digitale sein Ende finden. Den Laptop zuklappen, das Gummiband von der Kladde ziehen und den Bleistift spitzen.
Enzensberger auf die Frage iphone oder Blackberry?: „Kein Handtelefon“.
Es geht hier auch um Fotos von kleinen Jungs, natürlich. Aber hier, wie unter einem Brennglas, kann man auch die Versuchsanordung sehen, die über uns zuschnappt.
zum Beitrag16.02.2014 , 20:23 Uhr
"...Was wir gefunden haben, ist ein multiples, beispielloses Behördenversagen", urteilte Sebastian Edathy im August 2013 noch als Vorsitzender des NSU-Untersuchungsausschusses über das Fiasko bei den Ermittlungen von Polizei und Geheimdiensten, als es darum ging, die Morde an neun Migranten aufzuklären. ...
...So deutlich und scharf benannte Edathy die Mängel und Versäumnisse bei den Behörden, dass André Schulz, Chef des Bundes der Deutschen Kriminalbeamten (BDK), die "postmoderne Klugscheißerei" des Ausschusses beklagte. ..."
(Welt am Sonntag, 16. Februar 2014)
Ein Schelm, wer böses dabei denkt, beim Anblick dieses Schmierentheaters, was uns hier aufgetischt wird.
Herr Edathy hat in vorauseilendem Gehorsam sich krank gemeldet, sein Mandat niedergelegt und anwaltlich Kontakt zu den ermittelnden Behörden aufgenommen.
Was hat es ihm genützt?
Nichts. Die Sau wird durchs Dorf getrieben. Politische Ränkespiele werden mit seinem persönlichen Schicksal befeuert.
Nur zur Erinnerung. Die Nähe zur Kinderpornographie ist unappetitlich. Ich kann mich aber auch noch an „Bilitis“ von David Hamilton erinnern.
Ich empfehle zur Lektüre „Abyssus Intellectualis. Spekulativer Horror.“ Dort weist Quentin Meilassoux, der als Begründer des spekulativen Realismus gilt, nach, dass nicht nur die Zukunft, sondern auch die Vergangenheit prinzipiell unvorhersehbar ist. Man weiss nie, was geschehen sein wird, wenn die eigene Zeit vorbei ist. Und im Netzwerk der Daten und Dinge, die wir konsumieren und die uns umgeben – das Netz vergisst nicht – frage ich mit Latour: sind wir noch Akteure oder nicht auch schon vielleicht nur noch Aktanten?
Wie Soziale Systeme vergangene Gegenwarten zukünftig bewerten im Kontrollüberschuß der nächsten Gesellschaft, darüber sollten die BürgerInnen langsam anfangen, nachzudenken.
J’accuse…
zum Beitrag03.02.2014 , 09:17 Uhr
Der große deutsche Soziologe Niklas Luhmann bemerkte einmal treffend, daß "Moral" ein hochinfektiöser Begriff sei, den man am besten nur mit der Kneifzange anfasst. Frau Schwartzer hat noch eins drauf gesetzt. Mit Reden über Moral ordentlich Geld verdient ( ich verdiene als Fachkrankenpfleger 2000€ netto, also müsste ich mehr als 8 Jahre mein Gehalt komplett zurücklegen, um die hinterzogenen Steuern zusammen zu bekommen), erwischt werden und mit Moralsprech sich dann noch vom Täter zum Opfer umwidmen. Respekt.
zum Beitrag24.01.2014 , 10:10 Uhr
Das eigensinnige Kind
„Es war einmal ein Kind eigensinnig und tat nicht, was seine Mutter haben wollte. Darum hatte der liebe Gott kein Wohlgefallen an ihm und ließ es krank werden, und kein Arzt konnte ihm helfen, und in kurzem lag es auf dem Totenbettchen. Als es nun ins Grab versenkt und die Erde über es hingedeckt war, so kam auf einmal sein Ärmchen wieder hervor und reichte in die Höhe, und wenn sie es hineinlegten und frische Erde darüber taten, so half das nicht, und das Ärmchen kam immer wieder heraus. Da mußte die Mutter selbst zum Grabe gehen und mit der Rute aufs Ärmchen schlagen, und wie sie das getan hatte, zog es sich hinein, und das Kind hatte nun erst Ruhe unter der Erde.“ Kluge und Negt schreiben dazu: „ ... die Strafe, die das eigensinnige Kind bis unter die Grabdecke hinein erfährt, ist die moralische Antwort auf eine vorausgegangene kollektive Enteignung der Sinne, die nicht geglückt ist. Wäre sie gelungen, bedürfte es nicht der Verfolgung bis ins letzte Glied...“ A. Kluge, O. Negt. Geschichte und Eigensinn. Geschichte der Arbeitsvermögen/Deutschland als Produktionsöffentlichkeit/Gewalt des Zusammenhangs. Zweitausendeins: Frankfurt am Main 3. Aufl. 1981 S. 766
zum Beitrag20.01.2014 , 07:57 Uhr
Das wäre doch mal eine Aufgabe für einen Doktoranden: Die Rolle des ADAC bei der Errichtung unserer Autokultur. Es ist nicht nur das Mogeln mit Zahlen. Da werden Kinder mit Schutzwesten vorgeführt, Helme für Fahrradfahrer propagiert (ich erinnere mich andererseits, wie der ADAC den Anschnallgurt für Autos schlecht redete und auch hier eine freie Entscheidung für freie Bürger forderte), nicht aber die gefahrene Geschwindigkeit und Übermotorisierung thematisiert sowie eine Infrastruktur, die noch ganz im Zeichen des Autoverkehrs steht. Also der Versuch, Opfer zu Tätern zu machen. Wer keine Schutzkleidung oder Helm trägt, ist selbst schuld. Bei einer Anprallgeschwindigkeit von 40 km/h aber beginnt übrigens die Lebensgefahr für Fußgänger und Radfahrer und bei einer Anprallgeschwindigkeit von 70 km/h sind die Chancen gut, nicht zu überleben. Der ADAC informiert nicht. Er ist ein Lobbyist der Autokultur. Und das ist das Problem. Nicht das Mogeln beim „beliebtesten“ Auto der Deutschen.
zum Beitrag17.01.2014 , 18:40 Uhr
Es hat, lange vor der Erfindung von Computer und Internet, eine erste, umfassende Annektierung des öffentlichen Raumes stattgefunden. Nämlich die Annektierung unseres Verkehrsnetzes. Die Autokultur hat so vollständig und selbstverständlich den öffentlichen Raum übernommen und insbesondere die Gestaltung unserer Städte, dass nicht einmal mehr das Bewusstsein dieser Assimilation vorhanden ist, geschweige denn das des Blutzolls, den wir Jahr für Jahr bezahlen. Wir haben uns an das Monster Auto gewöhnt. Es ist eine emotionale Bindung entstanden, die uns blind gemacht hat. Das gleiche kann man mit Computer und Internetnutzung beobachten. Und das Problem dabei ist, Musil formuliert das so : „Es kann sich um nichts anderes handeln als um ein Mißverständnis, ein Andervorbeileben von Verstand und Seele. Wir haben nicht zuviel Verstand und zu wenig Seele, sondern wir haben zu wenig Verstand in den Fragen der Seele.“
Bevor wir hastig etwas neues basteln, in das wir uns verlieben können, sollten wir über die Möglichkeit der Scheidung nachdenken, eine Zeitlang solo zu leben und analysieren, warum es in der alten Beziehung in die Hose ging.
Überall wird mit Datensätzen gearbeitet. Überall werden Datensätze aufbereitet. Nicht nur online entsteht Kontrollüberschuss. Und so wie der Buchdruck den Verweisungszusammenhang von Kommunikation radikal veränderte, hat die nächste Gesellschaft ein Problem mit der Rekombination von Datensätzen, unabhängig von „Überwachung“, die eben in der nächsten Gesellschaft auch erst noch definiert werden müsste.
„Unser Wahlspruch muss also sein: Reform des Bewusstseins nicht durch Dogmen, sondern durch Analysierung des mystischen, sich selbst unklaren Bewusstsein, trete es nun religiös oder politisch auf. Es wird sich dann zeigen, dass die Welt längst den Traum von einer Sache besitzt, von der sie nur das Bewusstsein besitzen muss, um sie wirklich zu besitzen.“
zum Beitrag