Nach latent homophobem Kommentar: Kretschmann bedauert

Nur ungeschickt formuliert? Mit einem langen Eintrag auf Facebook entschuldigt sich Winfried Kretschmann für Aussagen zu Ehe und Egoismus.

Winfried Kretschmann stützt frustriert den Kopf in die Hand

Dumm gelaufen. Winfried Kretschmann fühlt sich missverstanden Foto: dpa

Berlin taz | Nach harter Kritik an seinem Gastbeitrag für die Zeit macht Winfried Kretschmann einen Rückzieher. „Ich bedauere, dass eine Passage (…) offenbar für einige Menschen missverständlich war“, schreibt der Grüne Ministerpräsident von Baden-Württemberg am Donnerstagnachmittag in einem länglichen Eintrag auf seiner Facebook-Seite.

„Die Ehe für alle ist und bleibt mein politisches Ziel“, so Kretschmann weiter. Die „klassische Ehe“ als Institution mit „klassischer Trauung“ sei das Lebensmodell, das ein großer Teil der Menschen sich wünsche, und zwar ganz unabhängig von der jeweiligen sexuellen Orientierung. „Genau darauf wollte ich auch durch die Verwendung von Wowereits berühmter Redewendung anspielen.“

In der Zeit hatte er geschrieben: „Individualismus darf nicht zum Egoismus werden, sonst wird gesellschaftlicher Zusammenhalt unmöglich. So ist und bleibt die klassische Ehe die bevorzugte Lebensform der meisten Menschen – und das ist auch gut so.“ Das klang stark nach homofeindlichen Einlassung, nach einer Verknüpfung von Egoisten und Homosexuellen – und wurde dementsprechend kritisch von Medien – auch von der taz – und anderen Grünen-Politikern kommentiert.

Seine jetzige Klarstellung liest sich jedenfalls wie eine lustlos zusammenkopierte Aneinanderreihung von Absätzen aus dem Grünen Parteiprogramm. Ob Kretschmann tatsächlich nur ungeschickt formuliert hatte oder aber bewusst provozieren wollte – um schließlich angesichts der heftigen Kritik wieder auf Parteilinie umzuschwenken, weiß nur er allein.

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