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Fahren ohne FahrscheinOhne Ticket, aber mit Schild

In Leipzig ist eine Person freigesprochen worden, die mehrmals ohne Ticket gefahren war. Wie ein Schild half, den Unterschied zu machen.

„Kostenlose Mobilität für alle wäre ohne Weiteres finanzierbar“, sagt die freigesprochene Person zur taz Foto: Reinhard Krull/istockphoto/getty images

„Ich bin optimistisch, dass es bei dem Freispruch bleibt“, sagt Sascha K. der taz am Telefon. Bei Kontrollen in einem Zug der Deutschen Bahn war K. mehrmals ohne Fahrschein angetroffen worden. Dann kam die Anzeige und schließlich ein Strafbefehl. K. sollte eine Geldstrafe von über 1.000 Euro zahlen, legte Widerspruch ein, es ging vors Amtsgericht Leipzig – und dort gab es Mitte November den Freispruch.

Das Fahren ohne Fahrschein ist strafbar. Geregelt ist das in Paragraf 265a des Strafgesetzbuchs unter der Bezeichnung „Erschleichen von Leistungen“. Darauf gibt es eine Geld- oder eine Freiheitsstrafe. In den meisten Fällen wird eine Geldstrafe ausgesprochen. Wer diese nicht zahlen kann, muss eine sogenannte Ersatzfreiheitsstrafe absitzen. Insgesamt landen Expertenschätzungen zufolge pro Jahr 9.000 Menschen wegen Fahrens ohne Fahrschein im Gefängnis. Die meisten sind arm und ohne festen Wohnsitz.

Auch für Sascha K., der volle Name ist der taz bekannt, sind die Fahrpreise der Bahn zu hoch. „Viele Menschen können sich Mobilität nicht leisten“, sagt K. der taz Ende November am Telefon, findet aber: „Mobilität muss für alle zugänglich sein, unabhängig vom Geldbeutel.“ Ende 2023 fuhr K. daher das erste Mal mit einem Schild, größer als DIN A4. Gut sichtbar stand darauf: „Ich fahre umsonst, das heißt ohne gültigen Fahrschein. Mobilität sollte keine Klassenfrage sein. Es ist genug für alle da.“

K. hatte sich vorher mit Freun­d*in­nen und Ge­fähr­t*in­nen ausgetauscht, sich über Gerichtsurteile erkundigt und entschieden, es selbst mal zu versuchen. Seitdem ist es „jedes Mal ein kleiner Adrenalinstoß, wenn ich weiß, es kommt gleich zum Gespräch“. Das läuft in der Regel so ab: K. trägt das Schild gut erkennbar am Körper. Kommt ein*e Kon­trol­leu­r*in und fragt nach dem Ticket, sagt K.: „Ich habe keins.“ Warum? „Weil ich es mir nicht leisten kann.“ Daran schließe sich oft die Frage nach dem Schild und ein Gespräch über kostenlose Mobilität und die Strafbarkeit von Fahren ohne Ticket an, erzählt K. In der Regel nähmen die Kon­trol­leu­r*in­nen den Vorfall auf, mit dem Vermerk, dass die Person ein Schild dabeihatte und was darauf stand.

Mobilität muss für alle zugänglich sein, unabhängig vom Geldbeutel

Sascha K.

Das Schild macht den Unterschied

Das Schild machte vor Gericht den Unterschied. Einem Urteil des Bundesgerichtshofs von 2009 zufolge macht sich nach Paragraf 265a strafbar, wer sich mit dem „Anschein umgibt“, ein ordnungsgemäßer Fahrgast zu sein. K. und zwei Lai­en­ver­tei­di­ge­r*in­nen argumentierten, weil K. sichtbar ein auffälliges Schild dabeihatte, das darauf hinwies, dass K. kein Ticket hatte, sei nicht versucht worden, diesen Anschein zu erwecken. Richter und Staatsanwaltschaft stimmten dem zu und das Gericht sprach K. frei.

Die Staatsanwaltschaft hat dennoch Rechtsmittel eingelegt: Sie argumentiert nun, K. habe mit Betreten des Zugs ohne Ticket Hausfriedensbruch begangen.

Ruben Gradl, einer der Laienverteidiger von K., hält die Argumentation für „eine neue Albernheit“, die ihm zum ersten Mal unterkomme, und er beschäftige sich seit vielen Jahren mit dem Thema. Rechtlich sei das „ziemlich wackelig“. Wenn allein das Betreten eines Zugs ohne gültigen Fahrschein schon verboten sei, dann betreffe das auch alle, die nur einen Koffer für ei­ne*n Rei­sen­de*n in den Zug tragen. So argumentierte selbst der Richter am Amtsgericht Leipzig (schriftliches Urteil liegt der taz vor).

Gradl nennt sich „Aktionsschwarzfahrer“ und stand selbst bereits mehrfach wegen Fahrens ohne Fahrschein – aber mit einem ähnlichen Schild wie K. – vor Gericht. Die Verfahren wurden immer eingestellt. Ab und zu verteidigt er andere Menschen in ähnlichen Fällen – das nächste Mal am 18. Dezember in Einbeck, zwischen Göttingen und Hildesheim. Streitgegenstand ist eine einzige Fahrt, Streitwert 3 Euro.

„Aktionsschwarzfahrer“ nennt Gradl sich, weil er nicht einfach nur Geld sparen, sondern auf einen aus seiner Sicht Missstand aufmerksam machen will. „Der Paragraf 265a gehört abgeschafft“, sagt er der taz am Telefon. „Öffentlicher Verkehr muss kostenlos sein.“ Warum? Die Strafbarkeit vom Fahren ohne Fahrschein sei „sozial ungerecht“. Sie treffe Menschen in prekären Situationen besonders hart. Wer wegen 265a ins Gefängnis müsse, verliere Wohnung, Job und Umfeld, soweit vorhanden. „Da bricht einfach alles weg.“ Und das, weil sich der Staat zum Erfüllungsgehilfen von privatrechtlichen Angelegenheiten mache. Länder wie Italien hätten die Ersatzfreiheitsstrafe längst abgeschafft.

„Der Staat investiert falsch“

„Kostenlose Mobilität für alle wäre ohne Weiteres finanzierbar“, sagt Gradl und verweist auf ein Positionspapier des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen aus dem Jahr 2019. Darin werden die gesamten Ticketeinnahmen in Deutschland mit 13 Milliarden Euro pro Jahr beziffert. „Dem Staat mangelt es nicht an Geld, das zu finanzieren, er investiert nur falsch“, sagt Gradl. Statt in kostenlose Mobilität mit Bussen und Bahnen zu setzen, subventioniere der Staat die Kerosinsteuer von Fluggesellschaften und fördere den Autoverkehr unter anderem durch die Pendlerpauschale. „Mit den 100 Milliarden ‚Sondervermögen‘ für Rüstung könnten stattdessen alle Menschen zehn Jahre zum Nulltarif Bahn fahren.“

Kampagnen zum sogenannten Schwarzfahren gab es immer mal wieder. Die letzte größere Aktion liegt allerdings über 20 Jahre zurück: 2004 hatte das Bündnis „Recht auf Mobilität – Fahrt Schwarz“ in Berlin mehrfach zu „Schwarzfahrertagen“ aufgerufen, wie damals in der taz zu lesen war. Als Sprecher des Bündnisses trat der damalige Politikprofessor Peter Grottian auf. Fällige Bußgelder zahlten der Professor und seine Mitstreiter zum Teil aus eigener Tasche.

Ein Jahr später versuchte es die Gruppe FelS (Für eine linke Strömung) mit dem „pinken Punkt“: Nachdem an der Freien Universität das Semesterticket gescheitert war, war die Idee, sich pinke Buttons an die Jacke zu heften und sich darüber zu spontanen Pinkfahrgruppen – also dem Fahren ohne Ticket – zusammenzuschließen. Später bezeichnete die Gruppe die Kampagne als gescheitert, man habe „zu viel vorausgesetzt“: Die spontane Selbstorganisierung mit der Aussicht auf eine mögliche Konfrontation mit Kontrolleuren – „das war auch für die linken Studis oft ein zu großer Schritt“.

Einen anderen Weg geht seit 2021 die Initiative Freiheitsfonds um Frag-den-Staat-Gründer Arne Semsrott: Sie hat seitdem nach eigenen Angaben rund 1.500 Menschen aus Gefängnissen „befreit“, die wegen Fahrens ohne Ticket einsitzen. Das politische Ziel des Freiheitsfonds ist aber das gleiche wie das von „Aktionsschwarzfahrer“ Gradl: Die Initiative fordert, das Fahren ohne Fahrschein zu entkriminalisieren und den ÖPNV kostenlos nutzbar zu machen.

In der Vergangenheit gab es immer wieder Gesetzesinitiativen, um das Fahren ohne Fahrschein zu entkriminalisieren, zuletzt von der FDP. Nach den Neuwahlen und weil die FDP aus dem Bundestag ausschied, wurde der Entwurf aber nicht weiter diskutiert. Stattdessen haben Mitte November sowohl die Linke als auch die Grünen eigene Entwürfe in den Bundestag eingebracht. Auch Justizministerin Stefanie Hubig (SPD) kann sich das vorstellen.

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71 Kommentare

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  • Jeder Buergergeldempfaenger bekommt aktuell 50,50 Euro fuer Bus und Bahn. Zusaetzlich gibt es in Leipzig das Deutschlandticket Leipzig-Pass, was u.a. fuer Buergergeldempfaenger auf einen reduzierten Preis von 29 Euro hinauslaeuft.



    Buergelempfaenger fahren in Leipzig dementsprechend schon kostenlos und bekommen noch 21,50 Euro oben drauf.

    Ich verstehe nicht warum hier gefordert wird, dass der Steuerzahler 3-fach bezahlen soll. Zum 1. fuer den Mobilitaetsanteil des Buergergelds, zum 2. fuer die Ermaessigung der Staat Leipzig und zum 3. fuer die Kosten des Transportunternehmens durch Subventionen?



    Wieoft soll der Steuerzahler fuer die selbe Sache denn zahlen bis alle zufrieden sind? 5 mal, 10 mal, oder bietet jemand 20 mal?

    • @elektrozwerg:

      Wenn das Geld für Essen zu knapp bemessen, die Miete nicht vollständig gezahlt, ...

      Es gibt auch andere öffentliche Leistungen, die bereits selbstverständlich subventioniert werden.

      Das der ÖPNV nicht dazu gehört liegt an der Lobby des Individualverkehrs.

      • @sociajizzm:

        Wenn das Geld für Essen zu knapp bemessen, die Miete nicht vollständig gezahlt, ...

        Ok. Aber warum gilt das nur fuers Schwarzfahren? Was sagen Sie zu jemanden, der statt Schwarzfahren lieber ein neues Handy moechte?

  • "Das Fahren ohne Fahrschein ist strafbar", sagt ein alter Naziparagraph immer noch im Jahr 2025 in einem demokratischen Sozialstaat.

    Während echte Kriminelle (z.B. Wirtschaftskriminelle, Umweltverbrecher etc.) in diesem Land weiterhin mit Samthandschuhen angefasst werden, sperrt man jährlich (!) 9000 Menschen - deren "Verbrechen" es ist, dass sie arm sind und sich keinen Fahrschein (und die Geldstrafe schon gar nicht) leisten können - ins Gefängnis.

    Warum ist der ÖPNV nicht endlich für die Bürger kostenlos, also "frei"?

    Nun ja, die Antwort fährt täglich auf vier Reifen durch unsere Städte, denn wenn man den ÖPNV für alle Bürger kostenlos macht, dann müsste man auch den ÖPNV endlich vernünftig ausbauen und irgendwann sogar das Auto aus den Städten verbannen (Klimaschutz) - und das will die Autolobby natürlich nicht.

    Dann kommt noch hinzu, dass man seit Jahrzehnten nichts gegen die zunehmende Obdachlosigkeit in diesem Land macht. Wo werden sich Tausende von Obdachlosen wohl bei Nässe und Kälte aufhalten, wenn der ÖPNV für alle Bürger kostenlos ist? Richtig, im ÖPNV. Es muss sich endlich etwas ändern in diesem Land. Fangen wir damit an, den 'Naziparagraphen 265a' zu schreddern.

    • @Ricky-13:

      Ob wir in der größten Krise der Menschheit, Klima- und Umweltkatastrophen überall, überhaupt etwas kostenlos anbieten sollten, ist die große Frage. Wäre es nicht besser zu verlangen, dass die Menschen in die Lage versetzt werden müssen, sich eine Fahrkarte, auch verbilligt, kaufen zu können. Denn eins sollten wir langsam verinnerlichen, es gibt nichts kostenlos auf diesem Planeten. Einer bezahlt immer. Der Mensch oder die Natur.

      • @BS:

        Die Fahrt mit dem Zug "bezahlen" die Passagier*innen damit, dass diese auf das Auto verzichten.

        Weniger Parkplatzbewirtschaftung, weniger Infrastruktur Abnutzung, CO2 Bilanz, bessere Luft, Reifenabrieb,..

        All diese KOSTEN sind das 10x vom aktuellen Ticketpreis.

        Oder mit anderen Worten: es trägt sich durch verhinderte externe Kosten.

        • @sociajizzm:

          Ich glaube, sie haben die Intention meines Kommentars nicht verstanden.



          Trotz ihrer Aufrechnung halte ich eine Kostenlos-Mentalität für falsch. Denn sie nimmt denen, die noch mehr hätten tun wollen einen Anreiz.



          Gegenaufrechnung. Wenn alle kostenlos fahren können, warum soll ich dann ein Fahrrad benutzen oder zu Fuß gehen? Sie sehen man kann immer noch ein wenig mehr tun. Wenn man denn so plant.

      • @BS:

        **Ob wir in der größten Krise der Menschheit, Klima- und Umweltkatastrophen ... [...] Einer bezahlt immer. Der Mensch oder die Natur.**

        Der Mensch wird mit dem Ende seiner Existenz bezahlen, denn 'Mutter Erde' (Natur) ist es vollkommen egal, ob wir sie mit Chemie vergiften, die CO2-Emissionen noch mehr in die Höhe treiben oder ob wir Menschen uns (und alles 'Lebende' auf diesem Planeten) mit unseren Atombomben vernichten.

        Die Sonne hat noch "Brennstoff" für 5 bis 8 Milliarden Jahre und solange existiert 'Planet Erde' auch noch. Folglich hat die Natur genügend Zeit sich von den Idiotien der Menschheit zu regenerieren und dann vielleicht irgendwann einmal Leben zu erschaffen, das wirklich den Namen Homo sapiens verdient. Dieses 'neue Leben' wird dann hoffentlich keine armen Leute wegen Schwarzfahren in den Knast stecken, während skrupellose Manager und ihre Politikmarionetten den Planeten aus Gier (für sehr lange Zeit) unbewohnbar machen.

        • @Ricky-13:

          Ich habe aus der perspektive des Menschen auf die Natur geschaut, Natur als Lebensgrundlage des Menschen. Ich weiß das die Natur uns nicht braucht.



          Wenn wir meinen, eine Kostenlos-Mentalität einführen zu müssen, sollten wir uns aber auch nicht darüber wundern, wenn skrupellose Manager und ihre Politikmarionetten sich weiterhin die Gier zu eigen machen. Wenn jeder für sich sorgt, ist für alle gesorgt.

          • @BS:

            **Wenn jeder für sich sorgt, ist für alle gesorgt.**

            Dann brauchen wir keinen Staat mehr und schon gar keinen demokratischen Sozialstaat (Art. 20 GG), denn dann herrscht irgendwann das Recht des Stärkeren.

            Der Sozialstaat, wie er bei uns in der Verfassung steht, bezieht sich ja auf einen Staat, dessen Regierung die wirtschaftliche und soziale Wohlfahrt seiner Bürger schützt und fördert. Er basiert auf den Prinzipien der Gleichheit, der Chancengleichheit und der gerechten Verteilung des Reichtums. Wenn wir das jetzt mit Ihrem letzten Satz 'aufweichen' wollen, dann können wir uns auch gleich ins vorletzte Jahrhundert begeben, wo die Reichen und Mächtigen komplett das Sagen hatten.

            • @Ricky-13:

              Die Reichen und Mächtigen haben auch jetzt noch das sagen. Nur jetzt haben sie auch noch den Schaumschlägerfeudaliusmus installiert. Die Stars aus Fernsehen, Film, Internet und Sport werden vom Kapital zu Millionären gemacht uns als Vorbilder verkauft und die meisten hängen an deren Lippen und lassen sich überzeugen, was der richtige Weg für uns ist. Und unsere Linken haben das noch nicht mal mitbekommen. Es wird also nichts besser werden. Das Kapital und die Rechten sind wieder auf dem Vormarsch.

    • @Ricky-13:

      "denn wenn man den ÖPNV für alle Bürger kostenlos macht"

      In Bremen haben diesen Punkt alle drei regierenden Parteien (Linkspartei, Grüne und SPD) seit Jahren in ihrem Wahlprogramm. Sie werden auch immer wieder wegen ihrer großartigen Forderungen wiedergewählt. Diese Parteien wären auch die dafür befugten Entscheider.

      Nur umgesetzt wird nichts.

      Wollen Sie also behaupten, dass Grüne, SPD und Linkspartei lieber echte Kriminelle fördern und an der Leine der Autolobby hängen? Könnten Sie ihre Thesen bitte mal am Beispiel von Bremen durchdeklinieren?

      • @Rudolf Fissner:

        ÖPNV ist nicht zwingend Ländersache. ÖPNV wird europaweit ausgeschrieben, während Ticketpreise in allen Ebenen durchgewunken werden muss.

        Pinkle also dem Föderalismus ans Bein. Nicht die Linkspartei.



        Außerdem ist die SPD neoliberal, mit linksgrün gabe es kostenlosen Nahverkehr.

        • @Troll Eulenspiegel:

          "ÖPNV ist nicht zwingend Ländersache."

          In Deutschland aber schon, klar gesetzlich geregelt seit 1994, geregelt im Regionalisierungsgesetz, weswegen die zweckgerichtete finanzielle Unterstützung der Länder auch Regionalisierungsmittel genannt wird.

          "ÖPNV wird europaweit ausgeschrieben"



          und zwar von den BUNDESLÄNDERN (bzw. im Namen und Auftrag derselben)!

        • @Troll Eulenspiegel:

          "ÖPNV ist nicht zwingend Ländersache"

          Das tut überhaupt nicht zur Sache. Bundesländer haben schlicht den Entscheidungsdaumen auf die Ticketpreise. Deswegen heißt es Ö (!!!)...pnv. Deswegen müssen Sie, wenn es um Ticketpreise auf kommunaler Ebene geht, auch der Linkspartei und anderen Verfechtern des kostenlosen ÖPNV ans Bein pissen.

        • @Troll Eulenspiegel:

          Dann soll sich die Linkspartei (oder jede andere Partei) ehrlich machen und solche nicht einlösbaren Versprechen nicht jedesmal wieder in ihr Wahlprogramm schreiben. Das sind schlicht falsche Versprechen bzw. ist Erschleichung 🤪 von Wählerstimmen.

        • @Troll Eulenspiegel:

          "ÖPNV ist nicht zwingend Ländersache. ÖPNV wird europaweit ausgeschrieben, während Ticketpreise in allen Ebenen durchgewunken werden muss."

          Das ist natürlich von vorn bis hinten absoluter Nonsens. Die Preisgestaltung liegt absolut in der Hand von Ländern und Kommunen. Die Preise werden von den beauftragten Verkehrsunternehmen errechnet und ggf. mit öffentlichen Mitteln bezuschusst. "In allen Ebenen durchgewunken" wird da überhaupt nix. Wo nimmst du solche Behauptuungen her?

    • @Ricky-13:

      Cool, dann könnte man sich für nichts ohne spätere Sanktionen in Veranstaltungen von Künstlern einschleichen oder dem Taxifahrer die lange Nase zeigen.

  • Ich hoffe, dass dieses Urteil keinen Bestand hat. Was folgt denn daraus? Soll die Bahn nun verpflichtet werden, jeden Bahnreisenden vor Betreten des Zuges zu kontrollieren, ob er ein derartiges Schild trägt?

    Grundsätzlich denke ich schon, dass man die Möglichkeit eines kostenlosen ÖPNV prüfen sollte. Aber dann muss es sachlich durchgerechnet werden. Sprüche wie mit dem Sondervermögen entwerten diese Gedanken, einfach weil das diese übliche nervige Populismus ist, der zeigt, dass man sich der Komplexität des Sicherheitsthemas nicht stellen kann oder will.

    • @Katharina Reichenhall:

      Diverse Bundesländer werden von Parteien regiert, die genau dass für sich schon geprüft haben und als Wahlversprechen in ihre Programme eingepflegt haben.



      Die Prüfphase wurde also bereits seit langem abgeschlossen.



      Es wird Zeit, diesen Parteien auch auf die Füsse zu treten, dass diese ihre Wahlversprechen auch mal umsetzen.

    • @Katharina Reichenhall:

      "Was folgt denn daraus? Soll die Bahn nun verpflichtet werden, jeden Bahnreisenden vor Betreten des Zuges zu kontrollieren, ob er ein derartiges Schild trägt?"

      Wir könnten ja den Zustand vor der Einführung des "Nazi-Paragrafen" wieder herstellen.



      Dann kontrolliert der Sperrenschaffner - im Zweifelsfall an der Bahnsteigsperre - und wer sich an dem vorbeimogelt, begeht mindestens Hausfriedensbruch, wer ihn "täuscht" Betrug und wer sich gegen die Abweisung mit körperlicher Gewalt zutritt verschafft erst...

      Wird bei großem Fahrgastandrang zwar etwas blöd, aber außerhalb von Olympia 1936 (der Grund für die Einführung des Paragraphen) war das ja beherrschbar...

  • Schwarzfahrer zur Kasse zu bitten und mit Aufschlag ist nachvollziehbar, solange wir ein solches System haben.

    Bevor man teils arme Säue auch noch mit Gericht überzieht, sollte man lieber bei den BMW-Falschparkern nach dem dritten Mal mit der Strafverfolgung beginnen, oder? Gleiches Recht für alle.

    • @Janix:

      Absurderweise ist Parken in der Feuerwehrzufahrt mit weniger Bußgeld belegt. Außerdem ist diese Form der Gefährdung von Menscheenleben keine Straftat.

  • Mir erzählte die Chefbuchhalterin eines sehr großen öffentlichen Verkehrsunternehmens, dass der gesamte Aufwand für das Tarifsystem, angefangen bei den Beratungen dazu bis zum Ticketverkauf, gerade einmal von den Erlösen daraus getragen wird. Das heißt: Der reine Fahrbetrieb lebt schon jetzt nur von den Subventionen ...



    Das hatte vor ihr allerdings noch nie einer genau ausgerechnet.

    • @Anarcho Waldgänger:

      Also ich kenne über den Cousin meines Trauzeugen 3. Grades die Schwester der Schwiegertochter der Chefbuchhalterin eines der 7 zweitgrößten Verkehrsunternehmen. Ja und die hat gesagt, dass man nicht alles glauben soll. Vor allem wenn es falsch ist.

    • @Anarcho Waldgänger:

      Hat sie Ihnen auch erzählt, dass ungefähr zwei Drittel dieses Aufwands dadurch entstehen, dass man mit einer Fahrkarte bei verschiedenen Verkehrsunternehmen fahren kann?



      Weil sich in den Beratungen uterschieliche Unternehmen auf einen gemeinsamen Preis einigen müssen (was noch den geringsten Aufwand verursacht), weil beim Ticketverkauf die Umsätze penibel an den Verkehrsverbund gemeldet werden müssen (Erfassung macht jedes drittklassige Kassensytem automatisch), weil regelmäßig Fahrgastzahlen erfasst und gemeldet werden müssen, weil aus diesen Fahrgastzahlen und den politischen Wünschen (die über den Nahverkehrsplan "schwach nachgefragte" Leistungen erzwingen) ein Verteilungsschlüssel für die Einnahmen erstellt werden muss - dank Deutschlandticket inzwischen nicht mehr in einzelnen Landkreisen, sondern bundesweit...

      Und der darin enthaltene Aufwand für die "Verteilungsbürokratie" ist vollkommen unabhängig davon, ob die Einnahmen zu 70% oder zu 100% vom Staat kommen!

  • "Mobilität sollte keine Klassenfrage sein. Es ist genug für alle da.“



    OK - einverstanden. Kultur sollte aber auch keine Klassenfrage sein. Ich möchte gerne zum Nulltarif in die Oper, ins Theater und ins Museum.

    • @Il_Leopardo:

      Museumsnacht 😊

    • @Il_Leopardo:

      Allen, die mir geantwortet haben: Mein Beitrag war ein wenig provokativ - aber auch ernst gemeint. Das Bürgertum baut sich Kulturpaläste, die Abermillionen kosten - Beispiel Hamburg. Und wer ergeht sich da im Kultur - das Bürgertum. Bezahlt haben aber alle - durch ihre Steuern. Nur findet man am Ende in diesen "heiligen Hallen" kaum Arbeiter oder kleine Angestellte. Viele, weil das Interesse fehlt - viele, weil sie sich die teuren Eintritte nicht leisten können.

    • @Il_Leopardo:

      "Kultur sollte aber auch keine Klassenfrage sein."



      Essen und Wohnen auch.



      Und Sport.



      Und Kino, Bücher. Internetzugang.



      Warum soll überhaupt irgendwas irgendwas kosten?

      • @Encantado:

        Die Frage ist nicht ob etwas etwas kosten sollte. There is no such thing as a free lunch. Die Frage ist ob etwas subventioniert werden sollte.

        Das Leben auf dem Land wird subventioniert, dadurch wird unter anderem PKW Pendelei subventioniert.

        Rein von den Steuereinnahmen/Ausgaben ist nur die zentrale Stadt in der Lage einen Überschuss zu produzieren, für den Staat.

        Es sollte einen größeren Anreiz geben im Home Office zu arbeiten, oder die Fahrstrecke reduzieren.

        Wenn Parkplätze und Sprit SEHR teuer sind, aber Öffis umsonst, gibt es mehr Park n Ride.

        Oder vll. auch E Scooter mit über 100km Reichweite.

        Kostenloses W lan, kostenlose Lademöglichkeit sollte Standart in Zug und Bus sein und kein Bus nur mit Verbrenner mehr fahren und die Bahnhöfe mehr zu sozialen Treffpunkten werden (Ladenmiete runter, alternative Projekte kostenfrei).

        Natürlich sollten auch die WCs kostenfrei sein und Trinkwasser und an jedem großen Bahnhof gibt eineb unaffälligen Konsumraum.

        Natürlich gibt es auch wieder Wartebereiche in denen selbstverständlich auch geschlafen werden darf.

      • @Encantado:

        Der Tod sollte nicht das Leben kosten 🤔

      • @Encantado:

        Und Polizei, Landesverteidigung, Straßen, Fußwege, Straßenreinigung, Spielplätze, klimaschädliche Subventionen ... ach nee, ist ja schon kostenlos. Und keinen scheint's zu stören.

        • @Earth & Fire :

          Nichts davon ist kostenlos, entweder du zahlst dafür Steuern oder einen anteiligen Straßenbaubeitrag. Oma Hedwig(85, kein Auto, kleines Haus auf dem Dorf) darf dann mal eben 10.000€ rüberschieben, damit die LKWs ungestört mit 100 durch das Dorf brettern können.

          • @Mendou:

            Steuern haben per Definition keine Zweckbindung und sind auch nicht erforderlich, um einen Staat zu finanzieren. Wenn sich ein Staat neu gründet und sich eine Zentralbank und eine neue Währung gibt, kann er noch keine Steuern in dieser Währung erheben um künftige Ausgaben zu finanzieren, denn diese Währung ist ja noch gar nicht im Umlauf. Also muss er erstmal durch Gelddrucken ein Defizit machen. Daher ist jede Staatsausgabe quasi eine Geldschöpfung und jede Steuereinnahme eine Geldvernichtung ( politischeoekonomi...ben-taetigen-kann/ ).



            Der Straßenbaubeitrag ist auch nur ein politisches Konstrukt, das nicht sein müsste, da Kommunen in der Regel kein Konto bei der Zentralbank haben sondern nur Girokonten bei Geschäftsbanken, und wir uns selbst mit sinnfreien Schuldenbremsen künstlich behindern. Dabei sind auch Staatsschulden nur eine Geldschöpfung ( "Verfahren und Wirkungen bei der Emission von Bundeswertpapieren" , Wissenschaftler Dienst des Bundestages, Az. WD 4 - 3000 - 129/20 ). Es wäre organisatorisch kein Problem, auch Kommunen ein Zentralbankkonto zu geben.

    • @Il_Leopardo:

      Das wäre schön und auch ohne weiteres möglich, denn der Staat erzeugt sich sein Geld selbst: politischeoekonomi...ben-taetigen-kann/

      • @Earth & Fire :

        Oh ja, die MMT-Sektierer haben 2020 auch behauptet, Inflation würde nie mehr auftreten und sei nur ein Hirngespinst alter weisser Männer.

        • @Emmo:

          Und dann kam Putin, ein Angebotsschock also und somit nicht nachfrageinduziert. Übrigens, gibt es einen Beleg, dass das behauptet wurde? Wäre das erste Mal...

          • @Earth & Fire :

            Das war nur eine Ursache. Tatsächlich war sie auch nachfrageinduziert, da während Corona aufgeschobener Konsum nachgeholt wurde.

            • @Emmo:

              Das wäre vielleicht bei Vollbeschäftigung der Fall gewesen, wenn das Angebot nicht mit der höheren Nachfrage Schritt halten kann. Von Vollbeschäftigung sind wir aber seit der Agenda 2010 weiter entfernt denn je. Wenn es in einzelnen Branchen durch höheren Konsum zu kurzen Lieferengpässen und Preisanstiegen gekommen sein sollte, wurden sie wenig später durch den Preiswettbewerb wieder ausgeglichen.

              • @Earth & Fire :

                Inflation ist immer und überall ein monetäres Phänomen ;-)



                Einenschönen Sonntag!

    • @Il_Leopardo:

      Dazu sollte noch kommen : Schwimmbad, Fussball, Bordell, kostenlose Tankstellen, Bekleidung, Essen, Hotels, Restaurants, Taxis sowieso, yeah !

      • @Alterchen:

        Alter...Chen geht's noch?

        Über Prostituierte auf Rezept kann man ja reden.

        Kein Grund das Ganze ins lächerliche zu ziehen.

        Aber im Grunde haben sie Recht, nur anders als Sie es meinen.

        Wenn Sie im Restaurant etwas essen, danach kurz etwas einkaufen und am Abend in das städtische Schwimmbad gehen, dann haben Sie eine Menge umsonst bekommen, bzw nicht bezahlt.

        1: Das Schwimmbad ist subventioniert.



        2: Der Raum zwischen den Unterschiedlichen Destinationen.



        Wie gelangen Sie vom Supermarkt zum Cafe? Über den Bürgersteig und wie viel Mautgebühr kostet das?

        Oder anders Beispiel.



        Saubere Luft u Lärmschutz= Lebenszeit. Und was kostet so ein m3 saubere Luft?

  • Da die Statsanwaltschaft gegen das Ueteil Berufung eingelegt hat ist das Urteil erst einmal gar nichts wert. Und andere Amtsgerichte könnten in änlichen Fällen ganz anders urteilen. Das liegt daran das Richter vollkomen unbhängig sind in ihrer Urteilsfindung. Und so lange im Gesetz nicht steht das man mit so einem Schild kostenlos fahren darf wird es jedes Gericht für sich selbst entscheiden.

    Und wer eine Geldstrafe nicht zahlen kann muss nicht ins Gefängnis. Der kann die Strafe ehrenamtlich abarbeiten. Mit Geflüchteten, mit Odachlosen, in Jugendzenten, oder Zb. Vereinen. Ich habe vor langer Zeit als gelernter Maler in einem Kinderheim ein paar Räume renoviert. 180 Stunden anstatt 30 Tage Haft. Anstatt den Steuezahler zu belasten habe ich etwas "gutes" getan.

    www.caritas.de/glo...geleistet%20werden.



    Durch freiwillige gemeinnützige Arbeit können Verurteilte die mittellos sind und dies nachweisen, ihre Geldstrafe tilgen. Sie können so auch der drohenden Ersatzfreiheitsstrafe entgehen, die fällig wird, wenn sie die vom Gericht verhängte Geldstrafe nicht b

  • Coole und sehr soziale Haltung. Gibt es da schon T-Shirts mit entsprechender Aufschrift, (die man sich erschleichen kann)?



    Mir fällt noch das Erschleichen von Sozialleistungen § 265a StGB oder von diversen Prüfungsleistungen ein. Apropos "Mit den 100 Milliarden ‚Sondervermögen‘ für Rüstung könnten stattdessen alle Menschen zehn Jahre zum Nulltarif Bahn fahren". Das ist nicht einmal einer Milchmädchenrechnung würdig. 13 Milliarden sind eh schon defizitär und dürften vielleicht 30 bis 40% der einfachsten Instandhaltungskosten decken. Mit denen allein fährt aber keine Bahn 10 Jahre sicher auf Schienen oder könnte ihre Mitarbeiter fair bezahlen.

  • Bei allem Verständnis und Zustimmung für das Anliegen, solche Argumente wie „Mit den 100 Milliarden ‚Sondervermögen‘ für Rüstung könnten stattdessen alle Menschen zehn Jahre zum Nulltarif Bahn fahren.“ sind einfach völlig abgehoben und fern der Realität.



    Erstens: nach Ablauf der zehn Jahre müssen dann alle wieder zahlen, aber wir stehen dann ohne Verteidigung da?



    Zweitens würden uns die NATO-Partner hoffentlich ordentlich in den A**** treten, da wir uns offenbar nur um unseren Sozialstaat kümmern wollen.



    Drittens würde das geradezu als Aufforderung für Putin wirken, besonders D auf allen Ebenen, inklusive militärisch, anzugreifen und letztlich einzuverleiben.



    Na danke auch, dass ich dafür aber einige Jahre kostenlos Bahn und Bus fahren durfte.



    Herrje!

  • Es gibt keinen kostenlosen ÖPNV. Die einzige Frage ist, wer welchen Anteil zahlen soll.



    Entweder die Nutzenden alles (teure Tickets), die Steuerzahlenden (die Nutzenden fahren für umme) alles oder was dazwischen.



    Momentan zahlen die Steuerzahlenden z. B. der Bahn einen zweistelligen Milliardenbetrag jährlich, einen anderen Anteil tragen die Nutzenden über die Ticketpreise.

    • @Desdur Nahe:

      "Momentan zahlen die Steuerzahlenden z. B. der Bahn einen zweistelligen Milliardenbetrag jährlich, einen anderen Anteil tragen die Nutzenden über die Ticketpreise."

      Und weil dieses System seit 1974 die Kosten so gut deckt, besteht inzwischen im deutschen Eisenbahnnetz ein Instandhaltungsrückstau, den selbst der (durchaus gegenüber der DB kritische) Bundesrechnungshof auf einen hohen zweistelligen Milliardenbetrag beziffert, kommunale Infrastruktur (Straßen- und U-Bahnen noch komplett außen vor)



      Das gesamte Sondervermögen, von dem der Autor meint, zehn Jahre fahrscheinfreies Fahren finanzieren zu können, würde nicht mal reichen, um die Schieneninfrastruktur hierzulande aus Vordermann zu bringen. 😲

  • Wenn man einmal die ungerechtfertigten Vorteile, Dieselprivileg (7,4 Milliarden €), Dienstwagenprivileg (6,1-13,7 Milliarden €) und Kerosinsubventionierung (0,5 Milliarden €) zusammenrechnet, kommt man auf mindestens 14 Milliarden € die man einsparen könnte um so die gesamten deutschen Einnahmen im ÖPV (nah und fern) zu finanzieren.



    Würde man für Tickets der 1. Klasse weiterhin den üblichen Fahrpreis verlangen, ließen sich die Aufwendungen noch einmal erheblich senken.

    Es ist also den Privilegierten zu verdanken, wieder einmal, dass wir keinen kostenlosen ÖPV haben, statt dessen fördern wir den Stinkreichen, auch wieder einmal, ihre klimaschädlichen Flugreisen und das Auto, das einem Geizhals sonst entschieden zu teuer wäre.

    Natürlich kommt da Frust auf und meine sonst eher gewählte Ausdrucksweise verliert ein wenig die Contenance. Die Vorstellung dass mitten im Winter, bei Schnee und Eis, der überreich Betuchte in seinem wohligen Dienstwagen oder im Ersteklasseabteil eines Zuges seinem Ziel entgegen fährt, während der Arme mit den verschlissenen Schuhen sich frierend zu Fuß zu seinem Ziel begibt, macht mich wütend. Sozial geht anders.

    • @Bernhard Dresbach:

      Über den Begriff "Subvention" sollten Sie sich mal schlau machen.



      Wenn ich Diesel tanke subventioniert mir keiner was und schon gar nicht der Staat. Ich zahle Mineralölsteuer, CO2 Abgabe und auf alles noch die Mehrwertsteuer! Und das alles aus bereits versteuerten Einkommen.

      • @Peeragow:

        Sie sollten mal den Begriff Dieselprivileg bei Google nachschlagen. "Das Dieselprivileg ist die



        steuerliche Begünstigung von Dieselkraftstoff gegenüber Benzin durch eine niedrigere Mineralölsteuer, was zu einem günstigeren Literpreis führt!"



        Eine niedrigere Mineralölsteuer ist sehrwohl eine Subventionierung die auch Ihnen zugute kommt.

    • @Bernhard Dresbach:

      Das, wofür Sie viele Worte brauchten, hat (glaube ich) Vespasian in einem kurzen Satz erklärt, in dem "stinken" auch vorkommt. "Flugreisen" und "Autoabgase" hätte er auch auf Latein zusammenbasteln können.

      Lesetipp: Wilhelm Busch "Der neidische Handwerksbursch":



      Der Handwerksbursche, froh und frei,



      schläft sanft im duftgen Wiesenheu.



      Den Dicken aber, autsch, mein Bein,



      plagt wieder heut das Zipperlein.

      Manchmal ist es einfach angenehm, sich etwas für den Moment mal kurz schönzureden. Meistens gehts mir wie Ihnen, wenn ich den Überkonsum und die mutwillige allgemeine Zerstörung sehe.

    • @Bernhard Dresbach:

      Was gerechtfertigt ist und was nicht liegt im Auge des Betrachters. Ein populistisches Priveliiertenbashing finde ich dann doch eher daneben. Man kann gerne über verschiedene Besteuerungen reden und auch ich bin der Meinung, dass da Dinge verbessert werden können und sollten. Aber insgesamt ist der ÖPNV ziemlich stark aus Steuermitteln subventioniert und damit zahlen Besserverdienende indirekt überproportional ein; ob sie ihn nun nutzen oder nicht.

    • @Bernhard Dresbach:

      Fahren denn nur überreiche betuchte Stinkreiche Diesel und Dienstwagen, während der Arme mit den verschlissenen Schuhen sich frierend zu Fuß zu seinem Ziel begibt? Vom Fliegen mit Kerosin mal ganz zu schweigen. Wenn Polemik auf Nullsummendenken trifft, ist der Verlust der Contenance das kleinere Übel.

      • @Jutta57:

        Das Nullsummendenken, in der Mathematik Nullsummenspiel genannt, ist eine wissenschaftlich belegte Rechnung. "Des Einen Gewinn ist der vielen Anderen Verlust."



        Man nennt das auch Ungleichheit oder Kapitalismus. Angesichts der gleichermaßen verteilten Machtpositionen ist ein wenig Polemik wohl angebracht.

  • Smart gelöst.

    Nur der Vergleich mit dem Sondervermögen hinkt. Ich möchte nicht gratis Bahn fahren, wenn mein schönes Berlin dafür in Westrussland liegt...

    • @DerLurch:

      Das sehen viele Verweigerer von etwas, was es noch gar nicht gibt, anders, wie ich in Diskussionsshows gehört habe.

  • Man kann darüber unterschiedlicher Meinung sein; es ist eine Leistung die irgendwer bezahlen muss. Genau so gut könnte man freie Kost für alle fordern.



    Von da her sehe ich es kritisch, einfach nur Gratismobilität zu fordern, zudem die meisten Städte ohnehin verschuldet sind.

  • Wenn das Urteil rechtskräftig werden sollte, kündige ich mein Deutschlandticket und fahre auch nur noch umsonst; ungeachtet der Höhe meines Einkommens.

    Ein etwaiges erhöhtes Beförderungsentgelt nehme ich dann gerne in Kauf, nur wer sollte dann meine Personalien kontrollieren.

  • "Öffentlicher Verkehr muss kostenlos sein."



    Schöne Idee, der ich nicht einmal abgeneigt wäre, aber:



    1. ÖPNV der eine uneingeschränkte Mobilität ermöglicht, steht nur Menschen in Großstädten zur Verfügung. Selbst in Mittelstädten wirds schon eng, auf Dörfern ist das Angebot rar bis nicht existent - bei uns gibt es GAR KEINEN ÖPNV außer dem Schulbus. Kostenloser ÖPNV wäre als eine weitere Übervorteilung der Stadtbevölkerung, die schon sowieso Vorteile genießt wie Theater, Opern, Zoos, Freibäder, etc, die für sie leicht erreichbar sind.



    2. Wird ÖPNV wie alles andere von ALLEN Bürgern finanziert. Wenn ich also dem Städter seinen ÖPNV kostenfrei finanzieren soll, soll mir der Städter auch meine Mobilität kostenfrei finanzieren - ergo, Benzin muss ebenfalls kostenfrei werden.



    3. Möblität kostet grundsätzlich Ressourcen. Gerade im Hinblick auf endliche Ressourcen erscheint mir die Idee einer kostenlosen Mobilität daher gegenläufig.



    4. Kostenloser ÖPNV hieße massiver Ausbau der bestehenden Verkehrsmittel, sprich neue Gleise, Züge, Busse, Personal, Haltestellen, etc... - wovon das bezahlen?



    Fazit: schöner Slogan ohne wirtschaftliche Substanz.

    • @Saskia Brehn:

      "Wer soll das bezahlen?"

      Totschlagargument. Infrastruktur für menschliche Bedürfnisse, alles von Gesundheitsvorsorge, Rente, Mobilität, Bildung, fließend Wasser ist i.d.R. IMMER defizitär.

      Ausnahmen gibt es, z.B. bei Strom. Aber da ist halt jeder Einwohner Deutschland gezwungen beteiligt (und zahlt auch noch zuviel), im Gegensatz zu ÖPNV, den vielleicht mal 10 Millionen Menschen regelmäßig benutzen.

      Ne schwarze Null zu versuchen ist meiner Ansicht nach schädlicher.

  • ich finde es eher ungünstig wenn etwas nichts kostet. Denn meist wird dann kein besonders guter Umgang mit den Dingen gepflegt.



    Ich fand die Idee der Piraten Partei immer ganz schön, wo jeder eine kleine Abgabe für den ÖPNV gibt - das lief damals unter fahrscheinlosem Verkehr. Das wäre meist sehr günstig und es gebe immer noch die Möglichkeit Arme Menschen davon zu befreien.

    • @Ramelow Cathrin:

      Oh dem stimme ich zu

      Seitdem ich bei „zu verschenken“ auf Kleinanzeigen eine 1,5l Flasche Cola fordere ( auch beim alten Drucker etc) , kommen vernünftigere Anfragen, die Sachen werden abgeholt! Vorher Vollkatastrophe, niemand erschienen etc

      Nur was koste ist was wert.

      Sehr euch die Spielplätze an! Zigaretten und Scherben im Sand für !Kleinkinder! Sind mir NICHTS zu entschuldigen. Aber so wird mit umsonst und Eh-Da und steht der Allgemeinheit zu Verfügung leider gottes umgegangen

  • Das rechtliche Argument leuchtet mir unmittelbar ein:



    Wer offen darstellt, dass er keinen Fahrschein hat, erschleicht sich auch nichts.



    Aktionen braucht die Bahn natürlich trotzdem nicht zu dulden: Gradl wird wohl (bedingtes) Hausverbot erhalten, wenn er es nicht schon hat. Also er persönlich wird sich in Zukunft wohl schon strafbar machen, wenn er seine Aktionen fortsetzt.

  • Aber die 60 Euro erhöhtes Beförderungsentgelt an die Bahn usw. werden trotzdem fällig ?

  • Wir können das nicht auf Kosten der Verkehrsbetriebe umsetzen.



    Das muss auf Bundesebene passieren.



    Es muss selbstverständlich sein, dass die Öffis auch wirklich von der Öffentlichkeit getragen werden, weil alle davon profitieren, sei es weil sie es selbst nutzen oder weil die Straßen leerer sind, im Vergleich dazu, dass alle aus den Öffis plötzlich ins eigene Auto steigen würden.



    Wenn aber jetzt alle plötzlich sagen, dass sie keinen Fahrschein mehr nötig haben, dann kann der Betrieb der Öffis nicht mehr gewährleistet werden. Ohne die Einnahmen geht es gerade nicht.

    • @ImInternet:

      Da werden sich aber meine Großeltern is Freunde auf dem Dorf freuen, dass die Straßen in Berlin , Düsseldorf und Köln frei sind!

      Wirkliche sozial gedacht!

  • Zu diesem Thema empfehle ich den schönen kleinen Kurzfilm "Schwarzfahrer" auf YouTube. ;-)



    www.youtube.com/watch?v=swJ0zhVJ8DU

    • @UNGUIS:

      Prädikat: Besonders Wertvoll.



      Wer dagegen ist: Fremdenfeindlichkeit.

    • @UNGUIS:

      "So 'ne blöde Ausrede hab' ich auch noch nie gehört."



      Einfach köstlich - ich kannte ihn und habe ihn gerade nochmals mit viel Freude angeschaut.