Untersuchung der Stiftung Warentest: E-Book ökologischer als Papier-Buch
Bücher lesen auf Papier oder digital? Für manche ist das eine Kulturfrage. Was die Ökobilanz angeht, gibt es nun eine eindeutige Antwort.
Die Organisation hat dabei den Lebenszyklus von gedruckten Büchern und eBook-Readern untersucht, von Produktion über Transport und Nutzung bis zur Entsorgung. 18 Kategorien wurden berücksichtigt, etwa die Auswirkungen aufs Klima, die Entstehung von Feinstaub sowie Rohstoff- und Wasserverbrauch. Für die einzelnen Umweltauswirkungen hat die Stiftung Warentest Umweltschadenspunkte vergeben. Je mehr Punkte, desto größer der Schaden für die Umwelt. Unterschieden wurde zudem zwischen Menschen, die mit 3 Büchern jährlich wenig lesen, und solchen, die mit 12 Büchern im Jahr viel lesen.
Das Ergebnis: Liest eine Vielleserin ihre 12 Bücher im Jahr auf einem ohnehin vorhandenen Tablet, sammelt das in 5 Jahren 0,14 Umweltschadenspunkte an. Mit dem eBook-Reader ist es in dem gleichen Zeitraum rund 1 Schadenspunkt. Kauft sie dagegen jährlich 12 gebundene Bücher, landet sie insgesamt bei fast 15 Umweltschadenspunkten. Bei den gedruckten Büchern haben die Tester:innen angenommen, dass die Exemplare jeweils einmal weitergegeben werden. Ist das nicht der Fall, verdoppelt sich die Zahl der Punkte auf 30.
Die Herstellung ist das Ökoproblem
Sowohl bei gedruckten Büchern als auch beim eBook-Reader ist es dabei die Produktion, die die größten Schäden für die Umwelt verursacht. Auf mehr als 14 Schadenspunkte kommt allein die Herstellung der 60 gebundenen Bücher, die die Vielleserin in 5 Jahren schmökert.
Kauft ein Wenigleser in dem angekommenen Szenario innerhalb von 5 Jahren 15 Bücher und diese als Taschenbuchausgaben, ergibt das in der Produktion etwas über 2 Schadenspunkte. Das ist immer noch etwa doppelt sie viel, wie die reine Herstellung eines eBook-Readers verursacht. Dessen Stromverbrauch in der Nutzung ist der Untersuchung zufolge fast zu vernachlässigen: Selbst die Vielleserin kommt mit dem digitalen Reader nach 5 Jahren nur auf 0,003 Schadenspunkte für den Stromverbrauch.
Peter Kraus vom Cleff, Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, verteidigt dennoch das gedruckte Werk. Viele Verlage würden mittlerweile auf erneuerbaren Energien und emissionsarme Papiersorten setzen. Hinzu komme „die Lebenszeit gedruckter Bücher, die die Leser*innen als Bildungs- und Kulturgut oft ein ganzes Leben begleiten“.
Wer am gedruckten Buch hängt und auf Umweltschutz Wert legt, sollte den Ergebnissen der Stiftung Warentest zufolge besser zum Taschenbuch greifen: Gebundene Ausgaben belasten der Untersuchung zufolge die Umwelt 1,7 Mal so stark wie Taschenbücher. Noch ökologischer: Bücher nicht neu kaufen oder sich neu schenken lassen, sondern aus der Bibliothek leihen – und den Weg selbstverständlich zu Fuß oder mit dem Rad zurücklegen.
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