: Die Klimasünden der Vermögenden
Wer viel Geld hat, stößt viel CO2 aus. Das gilt weltweit wie in Deutschland. Absurd wird das Ausmaß, wenn man sich die Emissionen von Privatjets und Riesenyachten anschaut
Von Hobin Aston
Bei den Superreichen sind die CO2-Emissionen um ein Vielfaches höher als beim Rest. Zu diesem Ergebnis kommt unter anderem die Nichtregierungsorganisation Oxfam, die Treibhausgasemissionen von 50 Milliardär:innen untersucht hat. Ihre Recherche ergibt: In 90 Minuten ist der CO2-Ausstoß durch Privatjets, Investitionen und Yachten dieser 50 Menschen so hoch wie die Emissionen eines durchschnittlichen Menschen in seinem ganzen Leben.
In Deutschland belasten ebenfalls die Menschen das Klima am stärksten, die am besten bezahlt werden. Laut Oxfam war 2019 ein Mitglied des einkommensstärksten Prozents in Deutschland für 15-mal so viele CO2-Emissionen verantwortlich wie jemand, der den ärmeren 50 Prozent angehört. Auch die Mittelschicht in Deutschland erreicht mit siebenmal niedrigeren CO2-Werten pro Kopf eine deutliche bessere Umweltbilanz als das reichste Prozent.
Laut einer Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) sind Flugreisen der größte Treiber der ungleichen CO2-Emissionen in Deutschland. Studienautorin Sandra Bohmann sagt, dass pro Kopf durch eine Langstreckenflugreise mehr Emissionen anfallen als durch die Emissionen durch Wohnen und Ernährung eines ganzen Jahres.
Insbesondere private Flugzeuge treiben die CO2-Emissionen in die Höhe. Laut Oxfam stoßen allein die beiden Privatjets von Elon Musk rund 5.500 Tonnen CO2 im Jahr aus. Dafür bräuchte ein Mensch, der zur weltweit ärmeren Hälfte gehört, mehr als 5.000 Jahre. Privatflugzeuge und Linienflüge zusammengenommen ist ein Prozent der Menschen für die Hälfte des CO2-Ausstoßes im Flugsektor verantwortlich. Trotz der schädlichen Klimabilanz haben sich Verkäufe von Privatjets in den letzten 20 Jahren verdoppelt, so Oxfam.
Selten sind die Ärmsten so diffamiert worden, selten war der Wohlstand so ungleich verteilt. Die taz begibt sich auf die Suche nach dem sozialen Gewissen des Landes. Alle Texte zum Thema finden Sie hier:
Private Yachten haben ebenfalls einen verheerenden Effekt aufs Klima. Jan Kowalzig von Oxfam merkt an, dass eine dieser Superyachten in einem Jahr Emissionen ausstößt, für die ein Mensch im globalen Durchschnitt 860 Jahre braucht. Unter den hohen Emissionen litten meist „die Menschen in extremer Armut, denen die Klimakrise schon heute die Ernten vertrocknen lässt oder von den Felder spült.“ Das sei nicht zu rechtfertigen, deswegen seien Luxusyachten und Privatjets grundsätzlich zu verbieten.
Stattdessen fordert Kowalzig eine „weltweite, schnelle und umfassende Abkehr von den fossilen Energien“. Er fordert außerdem, dass Menschen mit hohen Emissionen durch ihren privaten Konsum stärker in die Verantwortung genommen werden. Durch eine solche Besteuerung ließen sich „erhebliche Mittel generieren, um Aufgaben des Gemeinwohls finanziell besser auszustatten“.
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