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Coronavariante EG.5.1.Neue deutsche Welle

Die neue Corona­variante Eris ist in Deutschland angekommen. Die Sorge vor einer neuen Welle wächst – dabei ist das Land nicht gut vorbereitet.

Die Inzidenzen gehen hoch, die Masken bleiben noch unten Foto: Stefan Boness/Ipon

Berlin taz | Gott sei Dank ist für Deutschland die Pandemie vorbei“, erklärte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach im April dieses Jahres noch im Bundestag: Man habe durch Impfungen und Infek­tio­nen „eine gute Immunität in der Bevölkerung“. Jetzt gelte es, die Lage jener zu verbessern, die am meisten unter den Maßnahmen gelitten hätten, insbesondere die Kinder. Auch die WHO hat im Mai den internationalen Gesundheitsnotstand aufgehoben, dabei aber darauf hingewiesen, dass das Virus damit nicht besiegt sei.

Nicht mehr pandemisch, aber trotzdem noch gefährlich: Meldungen über die neue Variante EG.5.1. scheinen diese Analyse zu bestätigen. EG.5.1. (Eris) gilt als seit 9. August als „variant of interest“, Variante von Interesse, laut WHO unterscheidet sich der Phänotyp zwar nicht grundlegend von anderen Omikron-Linien und erfordert keine gesonderten Maßnahmen der öffentlichen Gesundheit.

Aber in Großbritannien, China und den USA nimmt der Anteil von Eris stetig zu, in Deutschland weisen Zahlen aus dem Abwassermonitoring darauf hin, dass die Eris-Welle sich aufbaut. Der britische Boulevard spricht von der „Barbenheimer“-Welle, wobei freilich alle geschlossenen öffentlichen Räume ohne Luftfilter das Problem sind und nicht nur Kinos, in denen die aktuel­len Blockbuster „Barbie“ und „Oppenheimer“ laufen.

Mit dem verkündeten Ende der Pandemie sind in Deutschland auch quasi alle Pflichten zu Schutzmaßnahmen aufgehoben worden. Wichtigstes Ins­trument im Kampf gegen Covid-19 ist damit die Immunisierung der Bevölkerung durch Infektion oder Impfung. Selbst die Überwachung der Virusverbreitung wurde zurückgefahren: Seit Mai 2023 gibt es keine regelmäßigen Updates mehr vom zuständigen Robert-Koch-Institut. Covid-19 ist zu einer Erkrankung von vielen erklärt worden.

Doppelt betroffen

Akut von der sich aktuell aufbauenden Welle bedroht sind Kliniken. Das betrifft insbesondere Kinderambulanzen, die bereits jetzt am Rand ihrer Belastbarkeit stehen. Florian Hoffmann, Generalsekretär der Deutschen Interdiszi­pli­nären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin, sagte im Mai der Funke-Mediengruppe: „Die Lage der Kinder­kliniken ist dramatisch und wird sich eher noch verschärfen.

In vielen deutschen Kinderkliniken können auf den Kinderintensivstationen im Schnitt ein Drittel der Betten wegen Personalmangels nicht genutzt werden. In manchen Kliniken ist sogar die Hälfte nicht mehr belegbar.“ Sobald es zu Infektionswellen komme, habe man keine Chance mehr, alle Pa­ti­en­t*in­nen zu versorgen.

Corona trifft die Kliniken dabei in mehrerlei Hinsicht: Es sind nicht nur die schwer erkrankten Patienten, die versorgt werden müssen, es werden auch mehr Mitarbeitende krank. Obendrein zieht Covid-19 das Immunsystem in Mitleidenschaft, so dass auch die kritischen Fälle bei anderen Erkrankungen ansteigen.

Während vergangenes Jahr noch Schutzmaßnahmen beschlossen wurden, um diese Wellen aufzufangen oder zumindest abzufedern, ist davon aktuell nicht die Rede. Manche Kliniken werden deswegen selbst aktiv: In der Notaufnahme des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein (UKSH) in Kiel zum Beispiel gilt aktuell vorerst Maskenpflicht.

4,5 Prozent der Infizierten entwickeln Long Covid

Jenseits akuter Belastungen wegen der anstehenden Welle stellt sich die Frage nach langfristigen Belastungen. Nach einer Ansteckung mit Delta entwickelten ungefähr 10 Prozent aller Infizierten Long Covid mit Symptomen, die über drei Monate andauern. Ungefähr 50 Prozent der Menschen war so stark eingeschränkt, dass ein Leben wie vor der Infektion nicht mehr möglich war.

Mit Omi­kron scheint sich diese Zahl gesenkt zu haben: Eine Studie aus Großbritannien kommt zu dem Ergebnis, dass 4,5 Prozent der Omikron-Infizierten Long Covid entwickeln. Allerdings ist noch nicht bekannt, wie stark Mehrfachinfizierungen das Risiko erhöhen oder wie hoch die Zahl bei neuen Varianten sein wird.

Carmen Scheibenbogen, eine der führenden Ex­per­t*in­nen zum ins Long Covid-Spektrum gehörenden chronischen Erschöpfungssyndrom (ME/CFS), moniert in einem Interview mit Deutschlandfunk Kultur, dass die Krankheit trotz ihrer relativen Häufigkeit kaum erforscht sei und auch „vielen Ärzten nicht gut bekannt ist“, außerdem gebe es kaum Versorgungsstrukturen. Rund 10 Millionen Euro pro Jahr bräuchte es ihrer Meinung nach, um deutschlandweite Studien durchzuführen.

Mittel zur Erforschung sind aufgestockt worden

Dank des anhaltenden Drucks von Betroffenen und der Wissenschaft sind inzwischen die Mittel zur Erforschung aufgestockt worden; allerdings fehlt bisher noch immer eine digitale Infrastruktur, um Versorgungsdaten zu erheben.

Sozial gesehen bedeutet nach Auslaufen der Schutzmaßnahmen eine neue Welle die Verschärfung der Segregation von Risikogruppen. Das Credo der Eigenverantwortung sorgt für ihre Verdrängung aus öffentlichen Räumen.

Allerdings sind dieser Eigenverantwortung Grenzen gesetzt: Vulnerable mit Kontakt zu Schulkindern sind in ständiger Gefahr, sich zu infizieren, weil die Maßnahmen (wie zum Beispiel Luftfilter) an den Schulen schrittweise zurückgefahren oder ganz aufgehoben werden. Für jene Risikogruppen bleibt die Hoffnung auf Entwicklung potenter Medikamente und effektiverer Impfstoffe, weil erneute Schulschließungen kategorisch ausgeschlossen wurden und auch die Möglichkeit einer Aufhebung der Präsenzpflicht nicht weiter diskutiert wurde.

Personalmangel wird zusätzlich verschärft

Mittelfristig stellt sich auch die Frage, wie gut die soziale Infrastruktur in Deutschland die Folgen weiterer Wellen verkraftet. Unter an Long-Covid-Betroffenen sind überdurchschnittlich viele Beschäftigte aus Gesundheits- und Betreuungsberufen, wie eine Datenanalyse der AOK Nordost zeigt, insbesondere Er­zie­he­r*in­nen und Altenpfleger*innen. Das verschärft den ohnehin schon schwerwiegenden Personalmangel in diesen Bereichen.

Ein weiterer möglicher Langzeitschaden der Pandemie wurde hingegen noch kaum untersucht: inwiefern dadurch das Vertrauen in die Politik nachgelassen hat. Aber so viel ist bekannt: Im Jahr 2020 waren dem „Deutschlandtrend“ zufolge 60 Prozent der Bevölkerung zufrieden mit der regierenden Großen Koalition. Die jetzige Ampelregierung kommt in der aktuellen Umfrage auf 21 Prozent Zustimmung.

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49 Kommentare

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  • "Erst in Folge der Genesung [...] ist von einer robusten Immunität auszugehen, die die Auswirkungen erneuter Infektionen so begrenzt, dass sie mit Erkältungsviren vergleichbar sind."

    Das ist schlichtweg falsch.



    Mit jeder Reinfektion steigt die Wahrscheinlichkeit weiterer gesundheitlicher Erkrankungen/Komplikationen.



    Was sich symptomatisch akut als "Schnupfen" präsentieren mag, erhöht das Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen, Diabetes, Lungenembolie etc. auf Monate, wenn nicht gar Jahre.



    Covid sei wie ne "Erkältung" ist die allergrößte Augenwischerei.

    www.nature.com/art...s41591-022-02051-3

    • @pika:

      Die angeführte Studie ist altbekannt und bezieht sich auf eine Kohorte von US-Veteranen, d.h. eine höhere Altersgruppe. Allein durch die Tatsache, dass Sie diese Studie anführen zeigen Sie, dass es keine andere große Studie gibt, die Ihre Hypothese stützt.



      Wie Sie vielleicht wissen, empfiehlt die STIKO Auffrischungsimpfungen für über 60-Jährige. Aus genau dem Grund, dass mit zunehmendem Alter die Immunität sowohl nach Genesung als auch nach Impfung weniger robust ausfällt. Für diese Gruppe also weniger eine Erkältung als für die jüngere Bevölkerung. Soweit korrekt.

      Wir werden sehen, ob Sie mit Ihrer "Armageddon"-Hypothese recht haben. Es gibt sicher Individuen, bei denen das passiert. Die große Masse betrifft es nicht.

      Insofern halte ich Ihre Aussage für Augenwischerei. Und um meine Aussage in Ihrem Sinne zu framen verstecken Sie die Impfung in eckigen Klammern.



      Ich habe nicht behauptet, Covid sei harmlos. Wir werden die Schäden sicher noch länger beobachten können. Aber nach Impfung + Genesung ist die Gefahr deutlich geringer als zuvor.

      Bleiben Sie gesund!

  • Ich trage auch weiter Maske. Auch, aber nicht nur wegen Longcovid in meinem Umfeld. Finde dieses kollektive Verleugnen und "zurück zur Normalität" auch unter Linken ziemlich unsolidarisch und beunruhigend. Ist es, weil man schief angeschaut werden könnte im Supermarkt? Wenn DAS schon ein Problem ist, wo stehen diese Leute dann erst, wenn es mal wirklich um so was wie körperliche Einschüchterungsversuche und Angriffe geht?

  • Puh, Corona....die Zahlen geben den Alarm nicht her. Corona ist nicht harmlos, dennoch aber keine massive Bedrohung des öffentlichen Gesundheitswesens mehr. Wenn mal wieder eine Impfung empfohlen wird werde ich die wahrnehmen, ansonsten setze ich da in Sachen Verzweiflung mal auf Lücke.

    • @Bambus05:

      diese art zu denken,( ewig verharmlosen und von unbegründeter panikmache zu reden) hat uns schon einmal viel zuviel zeit, geld und opfer gekostet! nocheinmal brauche ich das nicht! mein keller muss nicht erst vollaufen, das ich verstehe, wann hochwasser gefährlich ist! ist will da bitte lange vorher informiert werden und vorbereitet sein!

      • @pilzkonfekt:

        Tja, das ist eine Frage der Einstellung, ich bin drei Mal geimpft, einmal genesen. Ein Verharmloser und Coronaleugner bin ich mitnichten. Ständig den Alarmknopf voll durchzudrücken muss aber zur Abnutzung führen, auf allen Ebenen. Aber schreien Sie ruhig weiter, immer schön Maske tragen und immer Panik schieben, ist ja Ihr Leben. Ich mach solange was anderes, wenn es medizinisch sinnvoll ist werde ich mich wieder impfen oder was immer dann empfohlen wird, bin ich gut mit gefahren bisher.

  • noch mehr angst macht mir gerade zusätzlich die aggressive stimmung im volk und die krisenmüdigkeit der menschen, gepaart mit einer chaotischen elfenbeinturmregierung. die sich bei einer erneuten welle nie wieder sicher sein kann, eine große mehrheit zu wohlverhalten zu bewegen! sollte in absehbarer zeit hier nochmal so eine welle kommen , die gefährlich ist , kämpfen wir zusätzlich gegen massen an leugnern und sich bereizs radikalisierten impfgegnern, an. die gesellschaft ist total zersplittert. hochnervös und erschöpft vom krieg , Flüchtlingskrise, inflation, umweltkatstrophen und coronanachwirkungen(insolvenzen, long covid) ! man muss das mal so in reihe erwähnen, damit einem klar wird auf was für einem vulkan wir sitzen? es wird so getan, als wäre wieder alles wie immer,ganz normal? noch nie in den letzten Nachkriegsjahren ist deutschland so elementar erschüttert worden mit gleichzeitiger erruption an sämtlichen eckpfeilern einer sicherheitsarchitektur einer gesellschaft! ??wir werden wieder daran scheitern, dass es kein interdisziplinäres team geben wird, sondern wieder ein riesen hin und her mit allen bundesländern. und ich frage mich ernsthaft wer dann noch mit dieser (unaufgearbeiteten) hypothek aus corona 1 und dem jetzt fehlenden vertrauen der bevölkerung, dann das recht durchsetzen soll, gesundheitsempfehlungen/ verordnungen zu folgen? sieht düster aus , nicht nur für krankenhäuser..

    • @pilzkonfekt:

      zustimmung

    • @pilzkonfekt:

      Nach Meinung vieler Experten gibt ERIS außer einer leicht erhöhten Immunflucht keinen ernsthaften Grund zur Sorge. Es ist nicht schlimmer als die bisherigen Omikron-Varianten, die mittlerweile wohl fast jeden erwischt haben.

  • Vielen Dank, dass sie auf die *drei Jahre später* immer noch fehlenden Luftfilter aufmerksam machen.

    Mir ist völlig unbegreiflich, warum das nicht längst in den Bauvorschriften gelandet ist.

    Das würde ja nicht nur gegen Corona, sondern auch gegen Grippe etc und auch mögliche zukünftige Pandemien (die finnischen Pelztierzüchter arbeiten ja schon fleißig daran) helfen, die alle allein schon aufgrund von zusätzlichen Krankheitstagen großen Schaden (wirtschaftlich, aber auch teilweise längerfristig gesundheitlich) anrichten.

  • Nicht einmal im Wartezimmer von Lungenfachärzten müssen die Patienten eine Maske tragen...



    Ich kann die immer weiter um sich greifende Ignoranz gegenüber allen möglichen Krisen nur als Realitätsverweigerung gepaart mit Faulheit interpretieren.



    Ich habe am 18.01.2020 Mails an meine Freunde geschickt, damit die sich Masken besorgen und ihre Vorräte aufstocken, Spahn hat noch Mitte märz behauptet, man sei gut vorbereitet. Und nie wird aus vormaligem Scheitern Verhalten und Struktur geändert: bis zu letzt waren die Gesundsämter nicht in der Lage, jeden Freitag die Fallzahlen der Woche zusammenzufasen und an das RKI zu schicken. Nicht das das einen Unterschied gemacht hätte, die Schlaftabletten haben sich bis zum Schluss geweigert, wie z.B. in England Kohorten-Studien zu organisieren. Wenn man ein paar tausend Leute jede Woche testen würde, hätte man einen ganz guten Überblick über das Infektionsgeschehen und müsste nicht erst am Ansteigen der Fallzahlen auf den ICUs eine neue Welle bemerken.



    Der ganz große Spaß geht dann los, wenn das nächste Virus mit einer Letalität wie bei MERS (30-35%) oder der Vogelgrippe (ca. 50%) kommt und die Leute einfach keine Lust auf Maske und Impfstoff haben. Das so eine Pandemie kommen wird, ist biologisch unausweichlich.

  • Das Problem wird hier nicht tief genug diskutiert. Ein Problem im Gesundheitssektor ist sicher eine ordentliche Vergütung. Und solange man nur die Unis und andere (Halb-)Staatliche Organisationen erwähnt, kann man das auch so meinen: Wenn da Geld fehlt, zahlt der Staat.



    Aber ein erheblicher Teil der Versorung wird von Hausärzten und Fachärzten gestemmt, und die bekommen nur dann mehr Geld, wenn die Krankenkassen dieses auch hergeben. (Das bricht grade vielen kleinen Praxen eh schon bald das Genick.)



    Niemand würde von einer Autowerkstatt verlangen, das sie für die pure Aufwandsentschädigung arbeiten soll. Aber über dem Arzt wird gemeckert, wenn er am Ende des Quartals sein CT nicht auslastet, obwohl er kaum noch Geld für seine Arbeit bekommt.



    Nun denn, dann müssen die Krankenkassen mehr Geld bekommen! Klar. Aber woher nehmen, wenn nicht von den Versichertern? Das System ist aber komplett erkrankt. Durch private, und durch Deckelung der Zahlungen von freiwillig Versicherten. (Das sind sehr viele!) .... Würde also nur der Kleinverdiener zahlen.

    Das Problem ist nicht Covid oder KVs, Personalmangel oder die Ärzte... es ist das gesamte System. Wir sehen nur grade die Symptome. Und falls sich daran nicht schleunigst was ändert, wird es uns in den nächsten 10 Jahren um die Ohren fliegen.



    Abgehoben hats ja schon....

  • Danke erstmal an die TAZ für diesen hevorragend recherchierten Artikel.

    Was mich ergänzend gerade an der gesellschaftlichen Debatte so sehr stört ist dieses ausblenden wollen und mit aller Macht zurück zu dem was man als "Normalität" bezeichnet, einer Welt vor 2019. Einer Welt ohne Luftfilter, ohne Masken, in der Händewaschen das oberste hygienische Gebot ist.

    Neben allen persönlichen und wirtschaftlichen Entbehrungen hat uns Corona doch vor allem vieles aufgezeigt: nicht nur, dass viele Menschen ganz wunderbar einen großteil Ihrer täglichen Arbeit von zuhause verrichten können, nein sondern dass wir uns und andere schützen können. Indem wir drinnen Masken tragen, indem wir für gute Belüftung in Innenräumen sorgen, und so viel mehr.

    Ich bin einer von denen, die täglich schief angeschaut werden, denn ich trage beim Einkaufen und im Großraumbüro noch Maske. Für mich selbstverständlich, und ich hatte nach dem WEgfallen der "Pflicht" dies zu tun vermutet, dass "wir" eine Minderheit sein werden, aber so mit 5-10 Prozent hatte ich schon gerechnet. Dass nichtmal dieser Zahlenwert in Promille erreicht wird stimmt mich schon ein wenig nachdenklich und traurig.

    Sollte uns nicht die Vernunft eigentlich gebieten dass wir in Situationen mit engem Kontakt zu vielen Menschen zu unserem, deren und dem Schutz vulnerabler Gruppen dieses geringe Opfer einzugehen? Vor allem wenn wir vielleicht selbst Symptome eines Atemwegerregers haben, und nicht zuhause bleiben können? Ich erlebe es bei uns im Büro, da wird gehustet und gerotzt, man schleppt sich halbkrank zur Arbeit damit der Chef sieht: "Ein echter Held", nimmt billigend in Kauf die Kollegen anzustecken, wie man es eben aus der "Normalität", der vor 2019 kennt?

    Nicht falsch verstehen: ich will keinem befehlen was er zu tun oder zu lassen hat, aber ein kleines bisschen Lerneffekt hätte ich mir gewünscht. Aber die Masse will nur eins: so weitermachen wie zuvor. Ob COrona, Klima, egal. Schon traurig, irgendwie...

    • @JoRek:

      Nicht jeder Husten oder Schnupfen ist gleich Corona.

      Als Mensch mit Heuschnupfen und Allergien müsste ich sonst nahezu dauerhaft Maske tragen, obwohl nichts, aber auch garnichts an meinem Schnupfen oder Husten gefährlich ist.

      Wer sich mit Maske und x-ter Impfung schützen mag, der soll das gerne tun ohne schief angeschaut zu werden.

  • @FRIEDERIKE GRAEBERT

    Es wäre unsinnig, die Themen zu vermischen, wenn die Verbesserung der Gesundheitsinfrastruktur und die angemessene Bezahlung der Arbeter*innen dort nicht... am Geld scheitern würde.

    Wie wurde noch mal die letzte Tarifverhandlung im Gesundheitssektor von Arbeitgeberseite geführt?

  • Wenn uns die vergangenen Jahre eines gelehrt haben, dann, dass man bei den Maßnahmen mit Bedacht auch wieder zurücknehmen sollte. Die völlig überzogenen Ausgangssperren haben die vielen sinnvollen Maßnahmen leider reichlich Akzeptanz gekostet und auch an den Schulen hätte man früher zur Präsenz zurückkehren und zugleich die Voraussetzungen für zukünftig besseren und flexibleren digitalen Unterricht schaffen müssen.



    Was die Versäumnisse bei Digitalisierung und Finanzierung der Grundlagenforschung angeht, sehen wir jetzt die Folgen von 40 Jahren neoliberaler Ideologie und damit verbundenem Aussitzen aller Modernisierung durch unsere Regierungen. Der Markt richtet das eben gerade nicht, der Staat ist ohne Steuereinnahmen aus Vermögen und Erbschaften langfristig nicht handlungsfähig!

  • Danke, dass Sie ME/CFS erwähnen. Allerdings gehört es nicht zum "Long Covid-Spektrum", sondern ist eine eigenständige oft durch Virusinfekte (v. a. EBV aber auch andere wie Covid) ausgelöste Erkrankung.

    Unter Long Covid versteht man ein Spektrum. Es ist keine einzelne Erkrankung, sondern es sind alle auf Covid als Auslöser zurückzuführenden Symptome darunter gelistet.

    ME/CFS ist im Gegensatz dazu, wie gesagt, ein eigenständiges, klares Krankheitsbild (wenn man sich auskennt).

  • Luftfilter (in Praxen) bringen was - und Masken.



    Aber echt: mehr Gesundheitsökonomie wagen!

  • Grundsätzlich richtig darüber zu informieren.

    Allerdings kann ich dem Artikel keine Erkenntnisse entnehmen, die auf problematische Auswirkungen dieser Welle hinweisen.



    Die einzige Erkenntnis ist, dass die Fallzahlen mit dieser Variante steigen. Das allein ist aber noch lange keine Ursache dafür, dass dieses Virus schlimmere Auswirkungen als andere Erkältungsviren haben sollte.

    Die Immunität der Bevölkerung gegen SARS-CoV2 ist so robust, dass keine größeren Auswirkungen mehr zu erwarten sind.



    Für anders geartete Aussagen bitte Belege anführen.

    Die öffentliche SARS-CoV2 Surveillance ist weiterhin wichtig, aber vor allem aus akademischen Zwecken.

    Hieraus journalistisch eine mögliche Gefährdung herbeizureden halte ich tatsächlich nicht nur für wagemutig, sondern sogar für reichlich unverantwortlich. Es ist Wasser auf den Mühlen der Querdenker(reste) und es triggert reichlich Menschen die es erst kürzlich geschafft haben ihre Ängste rationaler einzuordnen.



    Eine gewisse Verantwortlichkeit, diese Ängste nicht wieder hoch zu holen (v.a. ohne Grund!) sehe ich auch bei der 4. Gewalt!

    (P.S. ich hoffe sehr, dass dieser Beitrag veröffentlicht wird)

    • @Ringsle:

      Dass dieses Virus auf die Erkrankten keine schlimmeren Auswirkungen als andere Erkältungsviren haben soll, möchte ich doch glatt in Frage stellen.



      Nach tatsächlich gar nicht mal so schwerer akuter Erkrankung bei aktuellem Impfstatus hat es bei mir ungefähr drei Monate gedauert, bis ich sagen kann, dass ich keine körperlichen und geistigen Einschränkungen mehr habe - zum Glück. Fast alle Betroffenen in meinem Umfeld bestätigen dieses Phänomen.



      Drei Monate mit eingeschränkter Leistungsfähigkeit (ständige Erschöpfung und Brain Fog) zu leben und zu arbeiten ist 1. kein Vergnügen und bleibt 2. auf die Masse gesehen sicherlich auch nicht ohne Auswirkungen auf das BIP.



      Ich will das nicht nochmal haben und fange inzwischen wieder damit an in geschlossenen Räumen mit vielen Menschen darin, eine FFP2-Maske zu tragen.



      Von anderen Menschen wünsche ich mir dringend, dass sie sich bei. Erkältungssymthomen isolieren oder mindestens selbst ein FFPs Maske tragen und mich nicht gefährden.



      Pipifax ist das nicht.

      • @Life is Life:

        da habe ich missverständlich ausgedrückt.



        "Nur" geimpft zu sein, schützt nicht vor den von Ihnen beschriebenen Auswirkungen, die durchaus dem typischen Verlauf einer Erstinfektion entsprechen. (und durch Impfungen haben Sie das Risiko eines tödlichen Verlaufs bereits so gut wie ausgeschlossen).

        Erst in Folge der Genesung (und in Verbindung mit der durch die Impfung hervorgerufenen Immunität) ist von einer robusten Immunität auszugehen, die die Auswirkungen erneuter Infektionen so begrenzt, dass sie mit Erkältungsviren vergleichbar sind.



        Meine Aussage ist streng postpandemisch!

        Um es auf den Punkt zu bringen: nur mit einer sehr geringen Wahrscheinlichkeit wird eine Zweit- oder Folgeinfektion nochmals so starke Auswirkungen haben.



        Eventuell hatten Sie bereits Ihre Folgeinfektion(en) und haben es einfach nicht bemerkt.

        Anekdotisch: Beschäftigte in Krankenhäusern, die noch lange anlasslos testeten, berichten teils von 5-8 Infektionen. Oft asymptomatisch, manchmal als Erkältung, seltener als fieberhafter Infekt, aber (in meiner begrenzten Stichprobe) nie mit den typisch 3 Monate anhaltenden Leistungseinschränkungen.

    • @Ringsle:

      Nicht „schlimmere Auswirkungen als andere Erkältungsviren“, „rationaler einzuordnen“, „Ängste“, „reichlich unverantwortlich“



      Ihr grundsätzliches Interesse an einer rationalen Risikoabwägung teile ich unbedingt, geben Ihnen aber gerade aus diesem Grund Ihre beiden Ausrufezeichen zurück. Den Essay von Klaus Ottomeyer (Angststaubsauger mit Dreckschleuder) haben Sie gelesen und kommentiert, gehen aber bei Corona (wie die meisten Zeitgenoss*innen) inzwischen der dort beschriebenen Masche auf den Leim und verwechseln begründete Sorge und irrationale Ängste.



      „Die Immunität der Bevölkerung gegen SARS-CoV2 ist so robust, dass keine größeren Auswirkungen mehr zu erwarten sind.“ Auf welche selbst nachvollzogenen und selbst in den Kontext gestellten quantitativen Fakten stützen Sie diese steile These? Oder haben Sie das einfach oft genug gehört und gelesen, finden es vielleicht anekdotisch bestätigt und im Übrigen praktisch?



      Ich halte mich an die Definition der GBD-Studie für die Krankheitslast, die zu einem Teil durch verlorene Lebensjahre (YLL) gemessen wird. Daten über die Krankheitslast aufgrund gesundheitlicher Einschränkungen durch Post Covid (YLD, etwa 20 bis 30 Fälle auf einen vorzeitigen Todesfall) fehlen ja nach wie vor. Für 2020 ermittelten Rommel und Kolleg*innen (Deutsches Ärzteblatt, März 2021) in Deutschland etwas mehr als 300.000 YLL durch COVID-19. Rechnen Sie mit deren Methode auf Grundlage der Daten des Statistischen Bundesamts und des RKI für 2022 (da „robuste Immunität“ der Bevölkerung“, „milde“ Omikron-Varianten) selbst nach und Sie werden etwa zum gleichen Ergebnis kommen. Werfen Sie noch einen vergleichenden Blick auf die offizielle Inzidenz im COVID-19 Pandemieradar des BMG (heute 4) und der repräsentativen Stichprobe von SentiSurv RLP (diese Woche ca. 400). Dann wägen Sie COVID-19-Krankheitslaten im Vergleich (Tipp: BURDEN 2020) mit Krankheitslasten durch Feuer, zwischenmenschle Gewalt oder Straßenverkehrsunfälle rational ab.

      • @tderfla:

        "Nicht „schlimmere Auswirkungen als andere Erkältungsviren“, „rationaler einzuordnen“, „Ängste“, „reichlich unverantwortlich“"



        Mit diesen Begriffen habe ich mich explizit auf die postpandemische Phase bezogen. Stellen Sie meine Aussagen bitte nicht so dar, als würde ich die Aussagen der Querdenker während der Pandemie billigen!

        Natürlich durchforste ich nicht selbst alle Studien und rechne selbst YLLs aus - zumindest zu letzterem fehlt mir wahrlich die Kompetenz.

        Ich stütze mich mit meinen Annahmen vorrangig auf die Bewertungen des RKI und bezüglich Impfung auf die der STIKO. Dies sind Institutionen, deren Profession es ist, die Studienlage komplett zu erfassen und zu bewerten.



        Ergebnis ist genau die robuste Immunität. Die zwar nicht vor Infektion der Schleimhäute schützt, aber eine schwere Erkrankung zuverlässig verhindert. Für alle (wirklich!) gefährdeten Gruppen gibt es entsprechende Impfempfehlungen.

        Kommentar zu Ihrer Aussage zur Krankheitslast:



        Sie können, auch vorausgesetzt Ihre Zahlen stimmen, die verschiedenen Jahre nicht einfach miteinander vergleichen.



        2020 und teils 2021 war die Krankheitslast hoch, mit schlechter Immunitätslage, trotz niedrigen Fallzahlen und strengen Maßnahmen. (heißt ohne Maßnahmen wäre sie ungleich höher gewesen!)



        2022 war die Krankheitslast hoch, mit mittelmäßiger (Impf-)Immunität, extrem hohen Fallzahlen und eher laxen Maßnahmen



        2023 und in Folge wird die Krankheitlast kaum die Werte von davor erreichen, allein schon, weil die Immunitätslage durch die Durchseuchung in 2022 die angesprochene robuste Immunität hinterlassen hat. Das wurde übrigens von Drosten z.B. schon vor über einem Jahr gesagt. Er ging sogar so weit, jegliche weitere Coronaviruspandemie in der Form von SARS-CoV2 auszuschließen, z.B. auch MERS.

        Abschließend muss ich Sie fragen: was wollen Sie denn?

        Und aus ärztlicher Sicht: es gibt haufenweise Angststörungen durch die Pandemie - die sollten eben mit Ungefährem nicht gefüttert werden. Soweit zur Verantwortung!

        • @Ringsle:

          Ihre Positionen stehen im Gegensatz zu denen der Querdenker, denn bei Ihnen zählen Wissenschaft und Fakten. Ich habe nichts anderes behauptet. Aus Ihren Leserzuschriften schließe ich, dass wir bei den Fakten einer Meinung sind. Und natürlich ist es ein Unterschied, ob man mit Querdenkern und GBD auf eine Durchseuchung vor der Impfung drängt oder mit Drosten, Sander und anderen eine Durchseuchung „danach“ billigt.



          Unser Dissens liegt in der Bewertung dieser aktuellen Situation. Um deren Krankheitslast zu beurteilen, hilft der Begriff der robusten Immunität nicht weiter. Bei den COVID-19-Todesfällen macht es die Menge der Infektionen aufgrund der hohen Infektiosität. Jährlich 10-, 20-, 30-Tausend, in den vergangenen 3 Jahren noch mehr, die in Deutschland dem Virus in einem Alter zum Opfer fallen, in dem sie statistisch noch 9 Jahre Zeit für die (Ur-) Enkel gehabt hätten. Jährlich hunderttausende Menschen, die für Monate oder länger ihre Tatkraft für Familie, Beruf, Hobbies und Gesellschaft an Post Covid bis hin zu ME/CFS verlieren. Die Pathomechanismen dieses Virus sind andere als die der Erkältungsviren, weshalb das RKI im Unterschied zu Ihnen (und früher den Querdenkern) begrifflich unterscheidet.



          Darf man sich da zufrieden zurücklehnen? Nein, „No time for complacency on COVID-19 in Europe“, schreiben der WHO-Regionaldirektor für Europa und seine “High-Level Expert Group for COVID-19” in “The Lancet” (doi: 10.1016/S0140-6736(23)01012-7). Was dort steht, will ich auch. Voraussetzung: Anerkennung des Problems, Diskussion des Themas, Gesundheitspolitik und 4. Gewalt müssen ihre Arbeitsverweigerung beenden – danke Frederic Valin! Sie und ich hätten den Artikel jeweils anders geschrieben, aber er ist ordentlich gemacht.



          Angststörungen: Vielleicht triggern Gurt- und Helmpflicht im Straßenverkehr und am Arbeitsplatz und die entsprechenden Schulungen Angststörungen. Deshalb wird man nicht darauf verzichten. Dann muss man eben an den Ängsten arbeiten.

          • @tderfla:

            ok, ok, wir kommen der Sache näher!

            " die in Deutschland dem Virus in einem Alter zum Opfer fallen, in dem sie statistisch noch 9 Jahre Zeit für die (Ur-) Enkel gehabt hätten"



            Die 9 Jahre seien jetzt mal dahingestellt, aber grundsätzlich haben Sie hier Recht. Es gibt definitiv eine Bevölkerungsgruppe, die Coronabedingt mittel- bis langfristig das Nachsehen hat.

            Jedoch: die Uhr lässt sich nicht zurückdrehen. Und dieser Gruppe wird weiterhin die Impfung angeraten, um das Risiko zu senken. Was sonst sollen wir tun? Die Frage, was Sie denn wollen, haben Sie mir nicht beantwortet.

            Bzgl. Postcovid und ME/CFS: es fehlen weiterhin Daten zum Risiko bei Folgeinfektionen. Warum? Auf jeden Fall für mich Grund genug (und auch auf Grundlage anekdotischer Erfahrung) massive ökonomische Auswirkungen anzuzweifeln.

            Ich vertrete tatsächlich die Meinung, dass es gewisse schicksalsbehaftete Wendungen in der Existenz des Homo sapiens sapiens gibt. Es wäre sehr falsch, sich deswegen zurückzulehnen, weil man die Chancen vergeben würde das Schicksal zu steuern und im besten Falle abzumildern.



            Mit dem Steuern ist es aber irgendwann auch so eine Sache - wir haben wahrscheinlich durch Kontaktbeschränkungen einen massiven Nachholeffekt mit z.B. RSV und wohl auch A-Streptokokken bei Kleinkindern gehabt, teils fatal und vielen vielen YLL. Im Gegenzug haben wir wahrscheinlich den Tod von Hunderttausenden verhindert.

            Worauf ich hinaus will:



            Ich kann Maßnahmen fordern. Ich kann aber nicht alle Konsequenzen mitdenken und vorhersehen.

            Ich stehe klar hinter Appellen an die Politik, dringliche Maßnahmen zu ergreifen (wo ist nochmal der Nasenspray-Impfstoff?).

            Womit ich ein Problem habe: Artikel, die sich an die Allgemeinheit richten, die ein Bedrohungszenario zeichnen, das ich glauben kann oder nicht, aber dieses nicht nachvollziehbar oder wenigstens abwägend analysieren.



            Die meisten Kommentare unter diesem Artikel sind stark angstgeprägt. Ein Hinweis für mich in welche Kerbe geschlagen wird.

            • @Ringsle:

              Selbst schuld, wenn ich in meinem Urlaub Leserbriefe schreibe…



              Natürlich habe ich Ihnen geantwortet was ich denn will: „Was dort steht“, im Kommentar des WHO-Regionaldirektors für Europa und seiner Expertenkommission. Lesenswert! Freilich sollte ich gelernt haben, dass solchen Verweisen nie gefolgt wird. Daher in meinem Worten: Drei Paradigmenwechsel, 1) Innenraumlufthygiene, 2) Impfen 3) Verhalten.



              Wie in Reaktion auf die Choleraepidemien des 19. Jahrhunderts die Trinkwasserhygiene und die kommunale Abwasserentsorgung eingeführt wurden, hatte ich mit vielen anderen gehofft, dass „Corona“ der Weckruf für das goldene Zeitalter der Innenraumlufthygiene wird. Wann, wenn nicht im Window of Opportunity der Gebäudesanierung fürs Klima. Kostet Geld, aber weniger als damals die Wassergeschichte und wir sind heute reicher. Im Vergleich mit Kosten, Normen, staatlichen Vollzügen, Freiheitseinschränkungen und Strafmaßen z. B. beim Brandschutz und im Verkehr in Einheiten von YLL mehr als verhältnismäßig.



              Nachteil wie bei allen nicht-pharmazeutischen Interventionen: senkt die mittlere Krankheitslast, erhöht aber die Amplituden der Wellen. Bei RSV wirkt höheres Kindesalter eher risikomindernd. Aber die kritische Infrastruktur kommt unter Druck. Das vermute ich als zentrales Motiv, warum das Thema totgeschwiegen wird. Wenn Infektionen die Immunität nicht frisch genug halten, muss dies durch bessere und mehr Impfungen kompensiert werden: Operation Warp Speed für Nasenspray-Impfstoff. COVID- und Grippe-Impfungen auch für Kinder, RSV-Impfungen. Wer will, soll auch dürfen können, d. h. sich schnellstmöglich auf eine Impfempfehlung stützen können.



              Schließlich: Sie haben es vielleicht anders in Erinnerung und propagieren es auch anders; ich hatte verstanden, dass ab Corona endlich gilt: wer krank ist, bleibt zu Hause und rotzt und hustet nicht seine Mitmenschen voll. Mit dem Paradigmenwechsel beim Impfen sollten wir uns diesen Luxus immunologisch leisten können.

              • @tderfla:

                verstehe... Ja, sowohl das Raumluftthema, als auch das krank zuhause zu bleiben wären es wert gewesen stärker gepusht zu werden.



                Als Arbeitsmediziner ist mir letzteres tatsächlich auch schon präpandemisch ein großes Anliegen gewesen.



                Ich glaube übrigens nicht an ein bewusstes Schleifenlassen seitens Politik. Eher an Aufmerksamkeitsökonomie und da ist mit Corona mittlerweile auch nicht mehr zu holen als früher mit Influenza.



                Schönen Urlaub noch!

                • @Ringsle:

                  Danke! War mir eine Ehre.

  • Bei uns in Kitzingen (Bayern) wird in einen neuen Krankenhaus Anbau keine Viren Lüftungsanlage eingebaut..nicht mal simple UV Viren-Sperren..seit 6 Monaten versuche ich persönlich einer diplomierten Krankenschwester und Geburtshelferin ein Visum für ein Vorstellungsgespräch zu besorgen.. erfolglos obwohl die Uniklinik interessiert ist..und Last but Not least..als schwer vorerkrankter lasse ich mich auch seit der Zweitimpfung regelmäßig auf Antikörper testen..damit kann ich beweisen daß der behauptete Rückgang der Antikörper gelogen ist...das habe ich auch der Staatsanwaltschaft gesagt... Folge: seither verweigert mir das Labor den Test... Nachtigall ick hör dir trappsen....

  • Konnten wir wirklich besseres erwarten?



    Der eigentliche Skandal ist der Personalnotstand in den Careberufen. Dieser lässt sich leider nicht einfach mit einer Spritze beseitigen, sondern bedarf umfangreicher Verbesserungen am Arbeitsplatz.



    Aber keine Panik, wir wissen nur zu gut was auf uns zukommt. Wir hatten lang genug Zeit Erfahrungen zu sammeln mit unseren politisch Veranwortlichen.

    • @Sonnenhaus:

      Wir brauchen doch eigentlich nur eine allgemeine Impfpflicht für unseren nebenwirkungsfreien Impfstoff mit zuverlässiger Herdenimmunität. Am besten ab 6 Jahren. Die 13,1 Milliarden Euro waren gut investiert.

      www.tagesschau.de/...ff-kosten-101.html

  • Ein enorm wichtiger Bericht! Danke! Wieder einmal werden Menschen aus einer gesundheitlchen Risikogtuppe mit ihrem hohen Ansteckungsrisiko in Schulen und Kitas allein gelassen. Genau so wie die vielen Long-Covid-Erkrankten.



    Dass Kinder bei Erkrankung nicht richtig medizinisch versorgt werden können und Studien zu Long Covid fehlen ist ein Skandal. Gleichzeitig wird ein Milliarden Euro teures Raketenabwehrsystem in Israel gekauft, ohne dass es eine Diskussion gibt, ob das in dem Maße finnanziell vetretbar ist.

    • @Lindenberg:

      diee beiden Themen zu vermischen....... ist unsinnig - mal sehr vorsichtig ausgedrückt!

      • @Friderike Graebert:

        Danke für die Kritik, aber ist diese berechtigt, wenn nicht einmal im Ansatz darüber diskutiert wird, ob es angesichts der finanzellen Lage nicht geboten wäre, eines dieser Raketensysteme später zu kaufen, was die Kosten strecken würde und Maßnahmen im medizinischen Bereich bei Covid ermöglichen würde? Auch für die Kindergrundsicherung ist kein Geld da.



        Was teure Hochrüstung angeht, scheint es nur noch eine Allparteienkoalition zu geben. Da rutscht ein Multimilliardenrüstungsprojekt mal eben so ohne jedlichen kritischen Diskurs durch. Mit den entsprechenden Folgen im sozialen Bereich.

      • @Friderike Graebert:

        Wieso ist das unsinnig? Zielführende Investitionen in Gesundheits- und Bildungssystem fehlen, für die Rüstung sind sie da.

  • Nach meinen Infektionen dauerte es bisher rund 3 bis 4 Monate bis ich wieder anfing mich normaler zu fühlen,,, die nächste Infektion stand dann schon wieder in der Tür...



    Nicht schon wieder!

  • Na dann auf, 5 neue Impfungen und 3-fach maskiert in den Halbjahreslockdown...

    • @SeppW:

      Es gibt Situationen da sollte geschwiegen werden.

      Meine Tochter hat seit März Long Covid.



      Sie schläft 18 Stunden pro Tag. Vor ihrer zweiten Infektion ist sie 10er Kletterrouten zum aufwärmen gestiegen.

      • @tom meq:

        "Nicht mehr pandemisch, aber trotzdem noch gefährlich." Und "...sind in Deutschland auch quasi alle Pflichten zu Schutzmaßnahmen aufgehoben worden." passt irgendwie nicht zusammen.

        • @Holger_0311:

          Passt schon mir der Vorstellung der meisten zusammen, dass die Pandemie doch bitte endlich mal zu ende sein soll. Mich als Arzt wundert auch, dass viele Kollegen wieder zum Händeschütteln übergegangen sind oder fremde Mitmenschen auch ohne Not und Grund einem wieder sehr nah auf die Pelle rücken ...

          • @Christian Lange:

            "Schutz vor Infektion bietet nur eine Schleimhautimmunität, die aber nur begrenzte Zeit bestand haben kann. Kommt es regelmäßig zu Kontakt zum Erreger, wird diese Schleimhautimmunität regelmäßig geboostert. Manchmal mit leichter Erkältung, manchmal asymptomatisch."

            Es tut mir leid, aber das ist eher Wunschdenken.



            Re-infektionen mit Covid sind bereits nach ein paar Wochen möglich.



            Ich hatte zwei Infektionen im Abstand von 6 Wochen (erst BA.2, dann BA.5). 6 Wochen nach meinem letzten Booster (der für BA.4/5 optimiert war).



            Nix mit Schleimhautimmunität.

            Fakt ist,



            eine Covidinfektion schwächt das Immunsystem über Monate, wenn nicht gar Jahre (im Gegensatz zu tatsächlichen Erkältungen).

            Sich regelmäßig dem Erreger auszusetzen um sich zu infizieren um das Immunsystem anzukurbeln ist gesundheitsgefährdender Stuss.



            Dafür richtet jede Covid-Infektion zu viel Schaden beim Immunsystem selber an.



            Und selbst bei asymptomatischen oder milden akuten Verlauf, kann Covid im Endothel und allen Organen mittel- bis langfristige Schäden anrichten.

            Wir sollten Bonuskarten für Covid austeilen. "Jede 10. "Erkältung" mit Covid kriegt nen Diabetes gratis dazu."

            "Robuste Immunität" ist in Bezug auf Covid eine Mär.

            • @pika:

              Ihr Problem war (das werden Sie nicht hören wollen, aber es trifft leider zu), das antigenic-imprinting durch die Impfung gegen die Wuhan-Variante. Das gleiche Problem hatten übrigens auch diejenigen, die sich (auch ohne Impfung) zuerst mit eine prä-Omikron-Variante infiziert haben - sogar noch stärker als die Geimpften.

              Folge war (zum Glück nicht bei allen), dass die erste Omikron-Infektion keine solide spezifische Omikron-Immunität hinterließ, sondern nur die bevorstehende Wuhan/Delta/etc.-Immunität boosterte.

              Die spezifischen Omikron-Boosterimpfungen hatten leider nur eine kaum bessere Boosterwirkung auf Omikron als die ursprüngliche Impfung. Von daher auch nicht überraschend, dass sie Sie nicht vor Infektion geschützt hat.



              Übrigens auch einer der Gründe, warum die STIKO damals empfohlen hatte, nicht auf den BA.5-Impfstoff zu warten, da das benefit das Risiko der späteren Boosterung nicht aufwog.

              Glücklicherweise hat sich (bei den meisten) nach wiederholter Omikroninfektion dann aber doch noch eine Schleimhautimmunität ausgebildet - ansonsten würden wir ja seitdem nonstop Omikronrunden drehen. Also natürlich bildet sich eine Schleimhautimmunität durch Infektion!

              Ich würde übrigens niemals empfehlen, sich gezielt Corona zu exponieren! Ich habe lediglich erwähnt, dass bei Viren, die über die Nasenschleimhaut eindringen, die Schleimhautimmunität nur durch regelmäßigen Viruskontakt (oder: Impfnasenspray - gibts für Corona in D leider nicht) aufgefrischt wird.

              Der Witz der "robusten" systemischen Immunität übrigens ist es ja gerade, dass das Virus nicht weiter als über die Schleimhaut kommt und damit die schädigenden Wirkungen auf Endothel etc. gar nicht mehr zum Tragen kommen können.



              Was nicht heißt, dass jeder, der geimpft und genesen ist, immer diese robuste Immunität hat...Ausnahmen werden Sie immer finden.

          • @Christian Lange:

            Sehr geehrter Kollege,



            ich weiß nicht, in welchem Fachgebiet Sie tätig sind und wie sehr dort das Händeschütteln verbreitet ist.



            In der Arbeitsmedizin schüttele ich bei weitem nicht mehr jedem die Hände - es ist aber eine Geste, die einen sehr hohen Wert haben kann, gerade für das Schaffen einer vertrauensvollen und verbindlichen Arzt-Patient-Beziehung. Das Ausschlagen einer angeboteten Hand hingegen kann zu einer nachhaltigen Verstimmung führen, die jegliche weitere medizinische Intervention nutzlos macht, da keinerlei compliance mehr vorliegt. (übrigens auch das Aufdrängen eines Handschlags...)

            Meine Patienten sind größtenteils gesund, da ist das Risiko durch die Übertragung von Schmierinfektionen nach Händedesinfektion vernachlässigbar.



            SARS-CoV2 war übrigens nie per Schmierinfektion übertragbar, wie Sie sicher wissen.

            Worauf ich hinaus will - die ärztliche Tätigkeit ist doch so vieldimensional, da sollten wir abwägend auch in der Lage sein Hände zu schütteln.

          • @Christian Lange:

            Vielen Dank, ich freue mich über Ärzte wie Sie, zahlreiche Ihrer Kollegen verbreiten leider die Mär vom "Nachholeffekt" und der "Immunschuld" weiter, und wenn man mit Maske in ihrem Wartezimmer sitzt wird man gefragt ob man unter einer Angststörung leide. Dabei müsste genau dieser Berufsstand es doch eigentlich besser wissen und in gewisser Weise mit gutem Vorbild vorangehen.



            Der Vertretungsarzt meines Hausarztes meinte zu mir er halte Long Covid für psychosomatisch und als ich fragte ob er und sein Kollege im Herbst wenigstens den neuen angepassten Impfsotff anbieten verneinte er das, das sei für ihn Geldmacherei und bringe doch nix, die Leute werden ja trotzdem krank. Dabei weiß sogar ich als Laie dass die Impfung nicht vor symptomatischem Verlauf schützt, aber die Wahrscheinlichkeit für Langzeiteffekte wie LC deutlich verringern kann. Ich war übrigens aus anderem Grund dort (Routineimpfung) und habe das Thema nur nebenbei angesprochen, hätte ich das mal lieber gelassen...

            • @JoRek:

              Nachholeffekt eher, Immunschuld weniger.



              Die Begriffe werden leider von Impfgegnerseite falsch genutzt um deren Interessen zu bedienen.

              Tatsächlich ist es aber so - und hier geht es konkret um Viruserkrankungen, die über die Nasenrachenschleimhäute übertragen werden:

              Schutz vor Infektion bietet nur eine Schleimhautimmunität, die aber nur begrenzte Zeit bestand haben kann. Kommt es regelmäßig zu Kontakt zum Erreger, wird diese Schleimhautimmunität regelmäßig geboostert. Manchmal mit leichter Erkältung, manchmal asymptomatisch.



              Kommt es aber über einen langen Zeitraum hinweg gar nicht zum Erregerkontakt, können die Viren besonders leicht die Schleimhäute infizieren. Dann u.U. auch mit stärkeren Symptomen, da eine systemische Immunantwort erfolgt, die dann z.B. mit (mehr) Fieber u.ä. einhergeht.

              Sagen wir es doch mal so:



              Die Menschen sind seit Ewigkeiten immer in regelmäßigem Kontakt zu Erkältungsviren. Bis auf gelegentliche Erkältungskrankheiten gibt es für die allermeisten keinerlei Probleme.



              Worin liegt jetzt (nachdem wir alle (und die meisten geimpft) Covid hatten und eine robuste systemische Immunität erworben haben) noch der Grund für Maske und Isolation? Es ist schlicht nutzlos, da es nichts mehr zu gewinnen gibt - nur noch zu verlieren, nämlich den Booster der regelmäßigen Viruskontakte.



              Ob man das dann Immunschuld oder wie auch immer nennt, spielt auch keine Rolle.

      • @tom meq:

        Zunächst erstmal gute Besserung für Ihre Tochter!



        Meiner Lebensgefährtin geht es ähnlich, seit mittlerweile gut zwei Jahren.



        Und das das Problem von Post-Covid ist, dass die Betroffen sich langsam aus dem Gesellschaftlichen Leben zurückziehen und damit unsichtbar werden.

        • @Holger_0311:

          Ihre Berichte zu Long COVID Fällen in der Familie sind dramatisch..sie decken sich mit den Impfschäden..in unmittelbarer Nähe (20km) kenn ich eine Frau mit halbseitig er Lähmung.. die doppelte Impfung wurde skrupellos in eine schon laufende Medikation verabreicht.. Überreaktion - 12000BAU - seither ohne jeden Heilungserfolg...

      • @tom meq:

        Einer von vielen tragischen Fällen. Auch meine Tochter - sie hatte allerdings keine Covidinfektion! dafür Post-VAC .- ist seit Ihrer 2. Impfung (Gesundheitsbereich) arbeitsunfähig krank, hat jetzt einen Rollstuhl und erfährt NULL Unterstützung vom medizinischen System, weil post-vac noch immer tabu ist.

        • @independent:

          Meine Lebensgefährtin hat auch Post-Covid mit der zweiten Impfung bekommen. Also auch Post-VAC. Ich erzähle das häufig nicht von Anfang an, weil man damit oft in eine Ecke gestellt wird, in der man nicht stehen möchte. Tabu eben.



          Das ist in meinen Augen ein Problem, und ein Armutszeugnis für die Medizin, die sich als Wissenschaft versteht. Unbekannte oder nicht verstandene Phänomene müssen erforscht und dürchen nicht totgeschwiegen werden.