Bundesministerin fordert mehr Wolfsabschüsse: Lemke bläst mal ins Jagdhorn

Angeblichen „Problem-Wölfen“ mit der Waffe Herr werden: Diese mäßig tierfreundliche Idee vertritt nun auch die grüne Bundesumweltministerin.

«Weide oder Wolf?» steht am Rande der Veranstaltung an einer Pflugschaufel eines Traktors

Landwirte gegen Wölfe: Wo das Geschäft bedroht ist, da soll das Gewehr her Foto: Lars Penning/dpa

OSNABRÜCK/HANNOVER/WIEN epd/dpa | Bundesumweltministerin Steffi Lemke hat mehr Abschüsse von „Problem-Wölfen“ gefordert. Abschüsse von Wölfen, die das Überwinden von höheren Zäunen gelernt hätten oder sich Menschen gegenüber zu sehr näherten, könnten rechtskonform von den Ländern ausgeführt werden, sagte die Grünen-Politikerin der Neuen Osnabrücker Zeitung. „Diese Möglichkeit sollte in Zukunft verstärkt genutzt werden“, empfahl sie: „Wir wollen dafür sorgen, dass die Verfahren unbürokratischer und praxisnäher funktionieren.“

Solche Abschüsse seien notwendig, „um die Akzeptanz zum Schutz des Wolfs aufrechtzuerhalten“, betonte die Ministerin. Alle Beteiligten müssten daher Rechtssicherheit haben, wenn eine Abschussgenehmigung erteilt werde. Morddrohungen von Wolfsschützern wie kürzlich gegen den niedersächsischen Umweltminister Christian Meyer (Grüne) bezeichnete Lemke als „völlig inakzeptable Grenzüberschreitung“. Damit werde der Raum des demokratischen Diskurses definitiv verlassen.

Um die „hitzigen Diskussionen“ über den Umgang mit Wölfen zu beruhigen, setzt die Ministerin neben vermehrten Abschüsse aber auch auf mehr Hilfe bei Wolfsrissen: So gebe es in Sachsen-Anhalt Ausgleichszahlungen für Landwirte und Schäfer und Unterstützung für den Weideschutz. „Das hat dazu geführt, dass die Diskussionen dort jetzt viel sachlicher und konstruktiver geführt werden. Ich hoffe, dass wir das überall so gut hinbekommen.“ Es gelte, die Balance zu halten zwischen Naturschutz und Weidetierschutz: „Wir müssen wieder lernen, mit dem Wolf zu leben.“

Jagderleichterungen in Österreich und in der Schweiz

Auch in Österreich und in der Schweiz wird der in der EU streng geschützte Wolf stärker ins Visier von Jägern geraten. Wie schon in Kärnten, Tirol und Niederösterreich dürfen ab 1. Juli auch in Oberösterreich per Verordnung Wölfe abgeschossen werden, die zum Beispiel für Risse von Nutztieren wie Schafen oder Ziegen verantwortlich gemacht werden. Auch in Salzburg gibt es entsprechende Pläne. „Handeln statt zuschauen“, laute das Motto nun, so die Agrarministerin Oberösterreichs, Michaela Langer-Weninger.

Auch in der Schweiz tritt am 1. Juli eine neue Jagdverordnung in Kraft. Sie enthält etwa Änderungen für Gebiete, in denen es bereits Schäden gab: Dort dürfen Einzelwölfe nun ab sechs Nutztier-Rissen erschossen werden, vorher lag die Schwelle bei zehn Rissen. Zudem dürfen Wölfe eher getötet werden, wenn sie in der Nähe von Häusern auftauchen und keine Scheu vor Menschen zeigen.

Die niedrigeren Hürden für den Abschuss von Wölfen in Österreich verstießen gegen EU-Recht, sagte Lucas Ende vom Naturschutzbund Österreich. Das Umstellen der behördlichen Maßnahmen von einem Abschuss-Bescheid hin zu einer regelrechten Verordnung hat die Einspruchsmöglichkeiten zum Beispiel von Naturschutzverbänden abgeschnitten. „Auf nationaler Ebene haben wir keine rechtlichen Möglichkeiten mehr, gegen einen Abschuss vorzugehen“, sagte Ende.

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