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Arbeiten aus UrlaubsländernNeoliberale Hippies

Digitale No­ma­d:in­nen verstehen sich oft als Globalisierungsavantgarde. Dabei verkörpern sie das Gegenteil einer Alternativbewegung.

Vormittags den Laptop unterm Arm, nachmittags das Surfbrett Foto: Manu Reyes/Westend61/imago

Eigenheim, Auto und Nine-to-Five waren gestern, heute heißt es: Lebe nach deinen eigenen Regeln. Finde dein Herzensthema. Arbeite flexibel und ortsunabhängig von überall auf der Welt. Diesem millennial’schen Imperativ von Ungebundenheit, Sinnsuche und Abenteuer wollen auch in Deutschland immer mehr Menschen folgen. Nach einer Bitkom-Umfrage würden 35 Prozent der befragten Erwerbstätigen überwiegend aus dem Ausland arbeiten, wenn sie die Wahl dazu hätten. Die Speerspitze des Trends bilden die sogenannten digitalen Nomad:innen. Als sol­che:r versteht sich, wer nicht nur überwiegend aus dem Ausland arbeitet, sondern gänzlich ohne festen Wohnsitz durch die Warmwetterzonen jettet und zum Geldverdienen nicht mehr als Laptop und stabiles WLAN benötigt.

Ein auffälliger und online sehr präsenter Teil dieser Community inszeniert seinen Lebensstil dabei als hippiesken Gegenentwurf zu einer langweiligen, entfremdeten Angestellten-Vita. „Ich möchte endlich meine eigenen Träume verwirklichen, anstatt meine Lebenszeit für die Träume eines anderen abzusitzen“, lautet ein gern geteilter Aphorismus aus den Facebook-Gruppen der Szene. Doch das Phänomen zeigt auch die Leerstellen und Paradoxien spätkapitalistischer Gesellschaften: Frei und ungebunden sein bedeutet vor allem, sich aus staatlichen und arbeitnehmerischen Strukturen herauszulösen und sich radikal dem Markt zuzuwenden.

Wie die New-Work-Autorin Christine Thiel in ihrer 2021 publizierten Dissertation „Der mobile Alltag Digitaler Nomaden zwischen Hype und Selbstverwirklichung“ nachzeichnet, folgte der Nomad:innen-Trend auf einen internationalen Bestseller: „Die 4-Stunden-Woche: Mehr Zeit, mehr Geld, mehr Leben“ aus dem Jahr 2007 von Timothy Ferriss. Darin wurde Reichtum nicht mehr durch Besitztümer, sondern über frei verfügbare Zeit und Mobilität definiert. Postmaterielle Werte wie Selbstentfaltung und Selbstverwirklichung, die zuvor die Boheme für sich beansprucht hatte, konnten so als „neuer Reichtum“ gelabelt, kapitalistisch imprägniert und in die Welt der High Perfomer und Karrieremenschen transferiert werden.

Doch so ein Lebenskonzept muss finanziert werden. Ferris empfahl dafür zum einen den Aufbau von passivem Einkommen. Dies beschreibt eine einmalige Arbeitsleistung, die daraufhin ohne weiteres Zutun Einnahmen generiert. Beispielsweise ein Web-Seminar, das, einmal online, immer wieder abgerufen und verkauft werden kann. Zum anderen verbreitete Ferris das Prinzip der sogenannten Geoarbitrage. Damit wird die Ausnutzung weltweit unterschiedlicher Lohnniveaus und Lebenshaltungskosten bezeichnet. Konkret: Selbst mit einem eher geringen Gehalt aus Deutschland lässt es sich in Ländern des Globalen Südens gut leben. Diese beiden Strategien kennzeichnen auch die Lebensweise vieler Digitalnomad:innen.

Vom Markt getrieben

Doch die vermeintlichen Erfolgsmodelle führen nur für wenige zum propagierten Luxus-Life. Das zeigt die Feldstudie von Christine Thiel, die sich zwischen 2015 und 2019 immer wieder mehrere Monate an den weltweiten Webworker-Hotspots aufhielt und qualitative Interviews mit No­ma­d:in­nen führte. Viele digitale No­ma­d:in­nen leben trotz Geoarbitrage als prekäre Freelancer:innen.

Sie arbeiten im Amazon-Direkthandel, geben Lebens- und Business-Coachings, betreiben als virtuelle Assistenzen eine Art Onlinesekretariat oder verfassen suchmaschinenoptimierte Werbetexte. Wenige No­ma­d:in­nen bleiben über längere Zeit bei einer Tätigkeit, vielmehr sind sie getrieben von den schnelllebigen Moden des digitalen Marktes. Gerade noch geben und nehmen sie Kurse darüber, wie man durch cleveres Meilensammeln Business-Class-Flüge abgreift, dann mieten sie günstige Immobilien in Ländern des Globalen Südens, um sie teuer an Tou­ris­t:in­nen unterzuvermieten.

Die meisten digitalen Dienstleistungen folgen aktuellen Trends, werden massenhaft kopiert, bis schließlich ein neuer Hype durch die Szene rollt. Die Produkte richten sich darüber hinaus häufig an das Milieu selbst und sind auf die Rekrutierung neuer „like-minded-people“ aus. Ihre in E-Books, Podcasts, Blogs und Onlinekurse gegossenen Programme heißen „I choose Freedom“, „Officeflucht“ oder „Breakout! Raus aus dem System, rein in dein (steuer-)freies Leben“. In vielen Momenten wirkt die Szene wie ein großes Schneeballsystem, in dem sich die Mitglieder ihre Coachings gegenseitig andrehen. Immer wieder im Gegenschnitt: das Bild des fremdbestimmten Nine-to-Five-Angestellten als typischen „Hamsterrad-Menschen“. Einzig die No­ma­d:in­nen scheinen ultimative Freiheit erlangen zu können.

Thiels detaillierte Studie macht nicht nur die offensichtlichen Unstimmigkeiten einer angepriesenen Selbstverwirklichung, die sich durch den Kauf von holzschnittartigen Online-Einleitungen einstellen soll, sichtbar. Sie beleuchtet auch weitere Widersprüche zwischen dem vermarkteten Lifestyle und der Lebensrealität der digitalen Nomad:innen. Das vielleicht größte Paradox offenbart sich bei der Betrachtung ihrer Befreiungsdiskurse. In den Facebook-Gruppen der Szene blitzt immer wieder eine Weltsicht auf, die staatliche Sicherheitsnetze und Regulierung ablehnt.

Deutschland mit seinen Coronamaßnahmen und Steuer- und Schulpflicht wird in den Kommentaren nicht selten als bürokratische, planwirtschaftliche „Bananenrepublik“ betitelt. Diese Einstellungen stehen zwar nicht stellvertretend für die gesamte Community, doch ihre Häufung wirkt bei Ansicht der Befreiungsideologie nicht zufällig. Die Glorifizierung von Selbstverantwortung, individueller Freiheit und Risikobereitschaft ist in dieser Ideologie von Grund auf angelegt. Dabei sind es ironischerweise gerade die verteufelten Sicherheitsnetze, die den Schritt ins Nomad:innen-Leben für viele ermöglichen.

Mit ihrem Selbst-verwirklichungs-kitsch verschleiern die Di­gi­tal­no­ma­d:in­nen die Kosten des globalisierten Kapitalismus

Kosten des globalisierten Kapitalismus

Das Wissen um einen „weichen Fall“ bei einem Scheitern macht das Wifi-Vagabundieren überhaupt erst zu einer Option. Unreflektiert bleiben außerdem die Mobilitätszwänge, denen sich die No­ma­d:in­nen freiwillig unterwerfen. Die meisten reisen mit Tourist:innen-Visa und müssen aus vielen Ländern nach spätestens drei Monaten wieder ausreisen. Da sie ohne Arbeitserlaubnis einreisen, bewegen sie sich zudem häufig in rechtlichen Grauzonen.

Mit ihrem Selbstverwirklichungskitsch auf Social Media verschleiern die digitalen No­ma­d:in­nen die Kosten des globalisierten Kapitalismus mit all seinen Zwängen und Unsicherheiten. Viele haben die Vermarktung ihres Lifestyles zum Geschäftsmodell erhoben. Mit der Realität haben die instagrammigen Hochglanzbilder dagegen nicht viel gemein; sie erfüllen sich allenfalls für Wenige. Und auch das kapitalismuskritische Moment durch das Anprangern der Entfremdung im Angestelltenverhältnis entpuppt sich als strategisches Schattenboxen. Ziel ist nicht, den „Feind Kapitalismus“ mit einem gezielten Schlag zu treffen, sondern das New-Work-Freelancer-Modell gegenüber der sozialmarktwirtschaftlichen Festanstellung zu bewerben.

Die digitalen No­ma­d:in­nen hinterfragen die Mechanismen, die zu den Marktverhältnissen führen, nicht kritisch. Stattdessen naturalisieren sie diese und deuten sie gar als Chance um: der Verlust von sozialen und arbeitnehmerischen Sicherheitsnetzen? Ein feierlicher Austritt aus der eigenen Unmündigkeit. Sich als einsame Ich-AG im freien, globalisierten Wettbewerb behaupten müssen? Eine Chance für ultimative Selbstverwirklichung. Das ideologische Fundament beruht auf einem beinahe spirituellen Glauben an die Befreiungs- und Entfaltungskräfte eines unregulierten Marktes. Der Soziologe Ulrich Bröckling hat für diesen spätmodernen Typus in den frühen 2000ern die Bezeichnung „Das unternehmerische Selbst“ geprägt.

Im Stil von Google, Facebook und Co

In diesem Sinne sind die digitalen No­ma­d:in­nen das Gegenteil einer Alternativbewegung: Anstatt die gegenwärtigen Strukturen anzugreifen und wie in den 70er Jahren innerhalb von Kollektiven, Werkstätten oder Genossenschaften Gegenmodelle zu erproben, rufen die neoliberalen Hippies dazu auf, den ökonomischen Mainstream auf die Spitze zu treiben.

Digitale No­ma­d:in­nen operieren wie internationale Unternehmen, wenn sie ihre Lebenshaltungskosten in Länder des Globalen Südens outsourcen. Viele melden ihren Wohnsitz in Deutschland ab und nutzen Steuersparmodelle im Stile von Google, Facebook und Co. Die große Leerstelle, so resümiert auch Christine Thiel in ihrer Analyse, ist die moralische Bewertung dieser gesellschaftlichen Entsolidarisierung. Alles erscheint allein dadurch legitim, dass es möglich ist.

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63 Kommentare

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  • Guter Artikel.

    Am „stärksten“ ist man jeher, wenn man:



    - gesund ist



    - jung ist



    - gut ausgebildet



    - räumlich flexibel und ungebunden

    Viel Spaß im Leben (bzw. im hoffentlich nur Lebensabschnitt)

  • Leider ist der Beitrag etwas einseitig formuliert und die meisten Kommentare von Unwissen und der in Deutschland leider üblichen Neiddebatte geprägt.

    Ich bin ein digitaler Nomade der "ersten Stunde", ich lebte und reiste seit 2008 in den verschiedensten Ländern, wobei ich mich auch immer wieder kürzer oder länger in Deutschland aufgehalten habe.

    Das im Artikel erwähnte Buch von Tim Ferriss hat auch mir die Augen geöffnet über die Möglichkeiten, eines mobilen Lebensstils wie vielen anderen auch.

    Inhaltlich war dieses Buch zwar in vielerlei Hinsicht eine Inspiration und Motivation, allerdings ist das Versprechen vom passiven Einkommen nicht so einfach umzusetzen und selbst dann hat jedes Produkt einen Lebenszyklus.

    Was die Kritiker nicht verstehen, ist dass die Szene sehr vielfältig ist und das es sehr unterschiedliche Einkommensgruppen gibt.

    Die hier genannten "Coaches" oder Anbieter von Onlinekursen sind in der Szene bekannt und oft auch verpönt. Meist bieten diese Angebote für Neueinsteiger an, die den Lebenstil eben nicht kennen. Dies erfüllt einerseits eine wichtige Funktion, andererseits öffnet es die Tür für Scharlatane, die den schnellen Euro verdienen wollen.

    Die persönliche Entscheidung sich als Freiberufler bzw. Selbstständiger sein Geld zu verdienen statt durch eine festen Arbeitsstelle kann wohl kaum einer wirklich kritisieren. Es ist keineswegs einfacher sich so sein Geld zu verdienen, allerdings ist eben mehr Selbstbestimmung hierdurch möglich, insbesondere was Arbeitszeit, -dauer und -Ort angeht.

    Eine Verklärung dieses Lebensstils lehne ich ab. Die, die sich davon überzeugen lassen, werden aber schnell enttäuscht werden oder müssen ihre Erwartungen revidieren. Es ist eben nicht so, dass der Strand der beste oder häufigste Arbeitsplatz ist für digitale Nomaden wie viele Stockphotos vermitteln sollen.

    Im Übrigen ist es nicht so, dass digitale Nomaden den Arbeitnehmern in Deutschland oder anderswo etwas wegnehmen oder auf diese angewiesen wären.

  • Die digitale Boheme gentrifiziert ihre Hot-Spots.

    Sie fallen wie Heuschrecken ein und bald wird es wie überall-instagammable mit den entsprechenden Angeboten und Preisen.

    Lissabon ist zwar nicht der globale Süden, kann aber ein Lied davon singen.

  • "Doch so ein Lebenskonzept muss finanziert werden."

    Es sei denn, man ist ein noch halbwegs fitter Frührentner. Für mich eher zu spät, aber mir sind einige so um die sechzig bekannt, welche genau das in die engere Wahl ziehen; oder den Schritt bereits gegangen sind.

  • Ruhig Brauner, bedingungsloses Einkommen halt…



    Wieso denke ich unwillkürlich an das bedingungslose Grundeinkommen mit dem Angebot:



    Du musst nix machen, Zumutbares, Sinnvolles, Nützliches oder der Gemeinschaft dienliches schon gar nicht, aber alle anderen sorgen für deine Existenz!



    Na, das Angebot nehme ich doch ohne moralische Bedenken an, und für alles andere gibt es Tipps zur, wie hieß es gleich vor wenigen Tagen… revolutionäre Umverteilung - genau mein Ding!

  • Ich habe selber Bekannte, die sich selbstständig gemacht haben und nun Coachings anbieten um sich selbst zu verwirklichen. Auf Instagram und Co. zeigen sie, dass der wichtigste Aspekt dabei sei nach seinen eigenen Vorschriften und Bedürfnissen zu leben. Wenn man morgens aufsteht und es einem irgendwie nicht gut geht - kein Problem, nimm dir Zeit und höre auf deinen Körper. Muss die Arbeit halt warten.



    Grundsätzlich ist es ja okay und auch gut, wenn man mehr auf seinen Körper und so hört und nicht wie ein Bekloppter alle Zeichen ignoriert bis zum Burnout oder schlimmer. Dennoch beschleicht mich immer das Gefühl, das solche 'Lösungen' prinzipiell nur für eine Minderheit gedacht ist. Wenn der Supermarkt (der laut dieser Ideologie von einem Selbstständigen betrieben wird) keine regelmäßigen Öffnungszeiten hat, weil der Besitzer sich immer nach seinen Energieleveln richtet und der Handwerker auch keine Termine mehr machen kann oder sich nicht unbedingt einhalten kann etc. naja dann kann das ganze auch nicht funktionieren. Daher ist diese Philosophie oder auch Ideologie sehr elitär und daher sehr unterdrückerisch...

  • Tja, das sind nunmal die Folgen eines überbordenden Sozailstaates. Noch besser wird es, wenn ein bedingungsloses Grundeinkommen dafür sorgt, dass die Geoarbitrage auch ganz ohne Arbeiten funktioniert...

  • Sehr gut geschriebener und interessanter Artikel. Der Verweis auf Bröckling war auch sehr passend.

  • Es stimmt, dass der internationale Coworking-Lifestyle nur für begrenzte Zeit und nicht für alle funktioniert. Aber das heißt doch nicht, sich "aus staatlichen und arbeitnehmerischen Strukturen herauszulösen"? Müssen Freelancer keine Deadlines einhalten, nur weil sie sich kurzzeitig im Ausland aufhalten? Müssen sie keine Mehrwert- und Einkommensteuer an das zuständige Finanzamt am ständigen Wohnsitz abführen?

  • Irgendeiner muss ja richtig arbeiten und für die Nahrung sorgen. Von Bitcoins und Coatchings, digital oder real, bekommt man nichts auf den Teller. Wir könnten schon vieles automatisieren, aber wir Menschen müssen sich beschäftigen. Leider haben sie aber vorzugsweise Spaß an (selbst) zerstörerischen Beschäfigungen.

  • Ich weiß ja nicht, warum hier wieder mit der Moralkeule auf Individuen eingedroschen wird. Was ist denn das Problem?

    Die vielen Flüge? -> darauf hinarbeiten, dass weltweit eine Vielfliegersteuer erhoben wird (gibt dazu einige Modelle und ist sozial gerechter, als ein pauschaler CO2-Preisaufschlag)

    Dass die Leute keine Steuern zahlen? -> Das dürfte erstens nicht wirklich legal sein (allein schon Arbeiten auf einem Tourismusvisum ist in den meisten Ländern nicht legal), und zweitens entgeht ja vor allem den Aufenthaltsländern Geld, weil sie Infrastruktur ohne Gegenleistung bereitstellen. Da sollte man sich also international gegen Steuerhinterziehung einsetzen / Visa einführen, die eine Arbeitserlaubnis als Remote Worker erlauben und einen dann aber auch steuerpflichtig machen.



    Ein großes Problem momentan ist ja gerade, dass man es in vielen Ländern gar nicht richtig machen *kann*.

    Wenn es einen stört, dass sie in Deutschland keine Steuern zahlen und aber als Staatsbürger jederzeit wiederkommen können und dann Bürgergeld bekommen? -> Bei normal im Ausland arbeitenden Menschen ist das dadurch ok, dass sie in der Zeit ja im Gastland Steuern zahlen und es wäre ja auch ungerecht, wenn sie zweimal zahlen müssten, nur weil sie nicht in ihrem Herkunftsland arbeiten. Aber die Amerikaner z.B. machen das so. Die müssen irgendwie immer Steuern "nach Hause" zahlen, egal wo sie sind. Könnte man einführen, wenn es einen arg stört.

    Das schneeballsystemartige an der Sache? -> Dann ist dieser Artikel wohl das richtige, um eventuelle Neueinsteiger aufzuklären. :)

    • @fifaltra:

      Es wird auf die völlige Unreflektiertheit eingedroschen: die Tatsache dass diese Menschen so tun als seien sie eine Avantgarde, ohne zu bemerken, dass ihre Nische nur auf den Privelegien beruhen, die ihnen der konventionelle Arbeitsmark erst ermöglicht.

  • Danke für den Artikel.

    Solche Typen sind für mich üble "Arschgeigen" ("Nach-mir-die Sintflut!-Arschgeigen), wenn sie nicht eine wundersame Rechtfertigung für diesen Umweltfrevel haben!

    Mir ist der CO2 Abdruck von den paar bytes mit hier diesem post schon fast unangenehm.



    Streaming ist, wegen den gigantischen Datenmengen der Serverfarmen, sehr ÜBEL für die Umwelt, Flüge natürlich auch.

    Widerlich, solch' ein Egoismus!

  • Es lässt sich wohl gut über Freelancer ablästern, doch warum sie diesen Weg wählen, hat doch einen Grund. Viele junge Menschen haben heute grundsätzlich eine für mich wunderbare antiautoritäre selbstbestimmte Grundhaltung. Darauf findet sich in Deutschland keine adäquate Antwort mehr. Das hier normale Dienstverhältnis ist über die Arbeitshierarchie hinaus immer noch stark autoritär und wird bei Zuwiderhandlung zu schnell mit Abmahnung/ Kündigung versehen. Wir haben hierzulande innerhalb des Arbeitsmarktes längst ein Nomadentum. Die ständig abnehmende Dauer eines Jobs macht dies deutlich. Zudem glauben viele junge Menschen nicht mehr an eine zukünftige Stabilität des Sozialstaates, sodass die Bereitschaft zur Solidarität gering ist. Fragt mal einen 25-Jährigen nach seiner Aussicht auf Rente und Renteneintrittsalter, oder nach der Möglichkeit Vermögen aufzubauen- max. Schulterzucken; Ganz zu schweigen von den noch zu erwartenden Folgen des Klimawandels.



    Hier wird vom Autor die Verantwortung gegenüber einem ziemlich verkommenen System konstruiert, dass eigentlich ein Paradigmenwechsel nötig hat. Freelancer sind die Spitze des Eisbergs - The times they are a-changin’

    • @zeroton :

      Ich finde du spielst hier sozialstaatliche Herausforderungen und Probleme gegen einen grundlegend problematischen, weil entsolidarisierenden, Neoliberalismus aus. Dass viele junge Menschen diese Paradigmen mit dem Löffel gefressen haben wundert doch niemanden, das bedeutet aber nicht, dass deren Marktgläubigkeit nicht problematisch ist. Der Artikel benennt gerade die ideologischen Widersprüche sehr gut, wenn er aufzeigt, dass für die meisten dieser Lebensstil überhaupt nur dadurch möglich wird, dass andere (noch) für einen solidarischen Sozialstaat ackern, der den Nomad*innen ihr Leben zuforderst ermöglicht. Gleichzeitig verachtet diese Ideologie all die 'Schafe' die ihrem unfreien 9t05-Job nachgehen.

      Hier geht es auch NICHT um das "ablästern" über "Freelancer" allgemein, sondern über eine ganz besonders radikale Art, die durch diverse Taktiken die kapitalistische Ausbeutung auf ein ganz neues Level hebt.

      Das hat weder etwas mit Anti-Autoritär zu tun, denn die Autorität ist eben der abstrakte Markt sowie die Notwendigkeit seine Lebenshaltungskosten zu decken, noch hat es etwas mit selbstbestimmtem Leben zu tun. Auch hier bestimmt eben die Notwendigkeit Kohle zu verdienen, was gemacht werden muss. Wenn man sich einredet, dass die eigene "Selbstbestimmung" im Durchlutschen irgendwelcher gerade trendenden Themen ist... ok. Die Freiheit die hier vorgegaukelt wird, gibt es nicht, sie wird, wenn überhaupt nur auf Kosten vieler anderer schmarotzt, während man auf diese borniert herabblickt.

      • @White_Chocobo:

        Du verkennst dabei die Hauptaussage meines Beitrages. Ich heiße nicht das Freelancern gut, sondern habe Verständnis für die Reaktion. Freilich ist diese neoliberal verbrämt, doch ist sie nicht die Ursache.

    • @zeroton :

      Ich kann in Deutschland als Freelancer tätig sein und den von Ihnen angeprangerten Strukturen aus dem Weg gehen. Oder ich bin im Ausland als Freelancer für deutsche Unternehmen tätig. Jetzt raten Sie mal, wo darin der allergrößte Unterschied besteht. Und nein, die Antwort hat nichts mit Arbeitshierarchien oder Stabilität des Sozialstaates zu tun. Die Antwort ist weitaus profaner.

      • @Mopsfidel:

        Wenn Sie geringere Lebenshaltungskosten und Steuerlasten im Ausland meinen, dann hat es doch auch mit fehlender Breitschaft zur Finanzierung des Sozialstaates zu tun; Oder wie darf ich Ihr "profan" verstehen?

  • Sobald Kinder da sind, ist es meistens vorbei mit dem Nomadentum ...

    Wer überschaubare, geordnete (manche würden es wohl spießig nennen) Strukturen seinen Liebsten bieten möchte, macht so etwas dann nicht mehr!

    • @Hannah Remark:

      "Sobald Kinder da sind..."

      Virtuell wird das mit der Schwangerschaft nichts :-)

      Und wer vor dem realen Leben mit Verantwortung flieht, wird oft auch vor realen Kindern fliehen. Ein Frau in einem Entwicklungsland sitzen zu lassen, ist leicht.

      • @warum_denkt_keiner_nach?:

        "Eine Frau in einem Entwicklungsland sitzen zu lassen, ist leicht." Das ist dann nicht mher spießig, das ist dann asozial!

        • @Hannah Remark:

          Natürlich. Das ist die Flucht vor den Verpflichtungen in D aber auch.

  • All die Webshopbetreuer und Contentschubser werden schon bald durch Software ersetzt werden.

    Komplexere Tätigkeiten, die hohe Intelligenz erfordern, werden später KI-fiziert.

    • @WeisNich:

      Ach, erstellt die KI den Content dann selbst? Zerstört die KI dann die CDU und nicht mehr Rezo?

      • @Hannah Remark:

        Das ist ja keine Quantenphysik...

  • Diese "Aussteiger" vergessen geflissentlich, dass ohne die „Hamsterrad-Menschen“ auch ihre Existenz nicht möglich wäre. Irgend jemand muss schließlich für die Grundlagen sorgen. Nur so können Leute gedeihen, die davon leben, das Internet mit wenig nützlichen Dingen vollzumüllen.

  • "das Anprangern der Entfremdung im Angestelltenverhältnis"



    Mhmm ... allein in einer Strandhütte in Thailand zu sitzen und free-lancend suchmaschinenoptimierte Websites für einen Mittelständler in Oberhintertupfing zu basteln soll also weniger entfremdet sein, als bei ebenjenem Mittelständler aus Oberhintertupfing vorort angestellt im Team zu arbeiten? ........ Nö. Entspricht nicht meiner Erfahrung.

    • @Lossy:

      Aber genauso

  • "Doch die vermeintlichen Erfolgsmodelle führen nur für wenige zum propagierten Luxus-Life."



    Das kommt ja nun nicht wirklich überraschend - irgendwer muss am Ende ja die Rechnung bezahlen.

  • Super! Offensichtlich sind fast alle Digital-Nomaden gleich. Ich habe selber paar dieser speziellen Auswanderer im Bekanntenkreis und musste beim Lesen des Artikels permanent schmunzeln.

    Man genießt die Vorteile der günstigeren Lebensbedingungen bei ortsüblich höheren Einkünften. Doch wehe, wehe .. schief laufen darf nichts. Einer kann das fremde Land nicht mehr verlassen, da er Krankenhausschulden mehrerer Tausend Dollar hat und seitdem illegal im Land ist. Der andere jettet durch die Welt, wie es die Lage gerade erforderlich macht. Im Ausland arbeiten und leben, in Deutschland sich behandeln lassen.

    Asozial könnte man es nennen, aber so sehen es die Digitalnomaden nicht. Für sie ist es die große Freiheit.

    • @Mopsfidel:

      Es muss ASOZIAL genannt werden, denn die Atomspärenphysik (Klimawandel) sind unumstößliche Tatsachen.

      • @tsitra:

        Ach, jetzt wird aber wieder gewedelt mit dem erhobenen Moralzeigefinger. Wir leben diese Freiheit als Angestellte, da muss man nicht Freelancer sein. Je nach Projekt erledige ich meinen Job wann ich will und wo ich will, im Winter z.B. dort wo es warm ist auf der Welt. Zahle trotzdem meine Steuern und Abgaben, und lerne die Welt kennen und verdiene meine Kohle mit viel Spass und Kreativität und renne nicht jeden Tag in einen Arbeitstempel.

  • Oje, der Beitrag ist aber arg miesepeterig. Muss denn jeder ein Staatsangestellter sein. Lasst die Menschen doch das Leben leben, das ihnen Spaß macht. Und die Steuern sind hier so hoch weil wir vielen undankbaren Menschen ein bequemes Leben ermöglichen. Wenn da einer auswandert, lasst ihn doch gehen. Carpe dien.

  • Ich fände es wirklich schön, wenn in dem Artikel die Folgen der Geoarbitrage für die bereisten Länder wenigstens angedeutet würden. Oder habe ich das überlesen?

  • Nicht zu vergessen die verherende CO2 Bilanz. Hier handelt es sich um gnadenlosen Egoismus. Konsumiere das was du kannst und an den besten Orten der Erde. Die Spitze des pervertierten Selbstoptimierertums, mit reisenden Hippies der 70er hat das nichts zu tun.

  • Habe solches Handeln von vielen Coaches mitbekommen. Raus aus der Pandemie, ab nach Südostasien, um von dort Einzel- und Gruppenkurse anzubieten, die alle so locker-flockig rüberkommen. In Wahrheit wird Druck aufgebaut, die KursteilnehmerInnen für den Angestelltenalltag (!) fit gemacht und für das Existieren in der freien Marktwirtschaft mit Druckszenarien optimiert werden.

    Würde es gut finden, wenn man an diesem Thema dranbliebe und das Pervertierte regelmäßig vorstellte.

    • @Tenderloin:

      Selbstoptimierungs-Coachings und sonstiges Mikrowellen-Philosophieren gehört zu den mental-kulturellen Seuchen unserer Zeit.

      Dichter-Philosophen scheint es nicht mehr zu geben.

  • 100.000 best ausgebildetste Inländer wandern pro Jahr ins Ausland ab. Unter anderem weil sie den Abgabendruck und das Leistungsprinzip ausgehebelt sehen.



    Gleichzeitig müssen wir über Fachkräftemangel reden und aus demographischen Gründen über gezielte Anwerbemaßnahmen gut Gebildeter nachdenken.



    Ich kenne Leute, nat. nicht statistisch abgesichert, da hört man stets das gleiche: Wenn du gut bist verdienst du im Ausland besser, hast weniger Abzüge, und bekommst mehr Leistung (singapur, USA, sogar einer in Österreich).



    Dass das Digitalnomaden auf ihre Art letztlich ähnlich handhaben, oder es zumindest glauben, ist offensichtlich.



    Wenn uns hier in DE jedoch nur die hysterisch moralisierende Keule bleib, genau wie hier im Artikel, und ja letztlich alles irgendwie Asis sind die sich hier den Pflichten des tollen DE entziehen wollen; ja dann wirds bestimmt was hier im Lande.



    Andere Länder bieten mehr, fordern weniger, und daher werden die die internationalen Fachkräfte im entsprechend attraktiven Alter auch bekommen. Wir kriegen nicht mal die eigenen Leute gehalten. Ein Artikel hier, an allen Zeichen der Zeit vorbeigeschrieben.

    • @Tom Farmer:

      "100.000 best ausgebildetste Inländer wandern pro Jahr ins Ausland ab. Unter anderem weil sie den Abgabendruck und das Leistungsprinzip ausgehebelt sehen."

      Können sie mir den Quell ihrer Erkenntis verraten ? Wer sind die Besten die am best bezahlten gierigsten die am meisten arbeiten oder wer ???

      • @Opossum:

        Wenn Sie mich nicht so süffisant von oben herab anschreiben würden gäbe es sogar eine Antwort.



        Best ausgebildetst habe ich geschrieben, ein weit gefasster positiver Begriff auf die Ausbilung fokussiert... Weder am besten noch gierig noch am meisten arbeitend.

    • @Tom Farmer:

      Die Essenz des Artikels liegt m.E. in der Entlarvung manch hippieesker Selbstverwirklichung als letztendlich nichts anderes als "there is no such thing as society".



      So ein ideologisches joint-venture gab es ja schon während Corona.

      Völlig egal, wie woke, öko etc. sich jemand sich dann eigentlich gibt.

      Solche Artikel die die Heuchelei entlarven, sind m.E. sehr wichtig.



      Und für den einen anderen ggf. ein wichtiges Korrektiv?

    • @Tom Farmer:

      Danke für diesen Kommentar. Es trifft den Nagel auf den Kopf!

  • Ich glaube wir irren, wenn wir denken, dass junge Menschen per se für Nachhaltigkeit und Klimaschutz sind. Ich kenne sehr viele dieser Digital-Nomaden und vor allem wird die Zahl an Uniabgängern, die sich ein solches "Erwerbsleben" wünschen, immer größer. Und bedenklich die Aussagen, dass dieses Leben vorgezogen wird auch wenn es nicht klimafreundlich sein sollte. Und man kann nicht behaupten, das sind die träume einiger weniger, nein ! Das nimmt dramatisch zu und nicht nur in Deutschland. Und die Unternehmen beginnen sich auch hier anzupassen.

    • @maestroblanco:

      Also ich muss sagen, dass diese Alt-Jung Teilung einfach nicht funktioniert. Zwar kann man sagen, dass bestimmte Generationen von bestimmten Narrativen geprägt sind, aber das sind höchstens Einflüsse. Was ich immer beobachte ist, dass nicht das Alter ausschlaggebend ist sondern eher die Emotionale Intelligenz. Wer sich auf seine Mitmenschen fokussieren kann und nicht nur auf sich, ist eher in der Lage zu erkennen, das die Klimakrise schlimm für die Menschheit ist. Dann kommt noch die emotionale Fähigkeit hinzu sich einzugestehen das man selber auch betroffen sein wird. Und dann noch die Bereitschaft sein eigenes kurzfristiges Befriedigen von Bedürfnissen zurückstellen zu können. Sowohl alte als auch junge Menschen haben diese Einstellungen - oder eben nicht.

    • @maestroblanco:

      Ich denke seit langem nicht, dass junge Menschen "per se für Nachhaltigkeit und Klimaschutz sind".



      In meiner Kindheit wusste ich von vielen damals "jungen Menschen" die für Nachhaltigkeit und Klimaschutz waren.



      Viele von denen sind heute ziemlich alt und sind immer noch für Nachhaltigkeit und Klimaschutz. Ich glaube auch nicht, dass es zielführend ist einen Generationskonflikt zu Suggerieren, die es möglicherweise so nicht wirklich gibt. Zusammenhalt auch über Generationsgrenzen wird für Nachhaltigkeit und Klimaschutz wichtig sein.

  • Weiterer Vorteil des Ganzen ist natürlich auch, dass man Steuern ganz legal vermeiden kann.Allein deshalb hat man bei gleichem Geld ca. 40 Prozent mehr Freizeit.

    • @DiMa:

      Steuern vermeiden? Davon träumen Sie nur. Jeder ist irgendwo gemeldet, selbstständig oder angestellt egal. Man zahlt entweder in D oder man muß in dem Land in dem man sich aufhält eine Arbeitsgenehmigung oder zumindest ein Arbeitsvisa beantragen - alles andere ist nicht legal. Das mag in einigen Staaten locker bis gar nicht gesehen werden aber es gibt einige Länder in der Äquatorialzone die es gar nicht gerne sehen, wenn die reichen Westler für Monate ihr Einkommen dort beziehen und so tun, als seien sie im Urlaub und chatten nur ein wenig...

      • @Pia Mansfeld:

        Na dann informieren Sie sich doch mal richtig. Niemand muss irgendwo gemeldet sein. Und nur weil man eine gewisse Staatsbürgerschaft hat, muss man dort noch lange keine Steuern bezahlen.

        Man muss halt nur bereit sein, fünf mal im Jahr den Ort zu wechseln.

        • @DiMa:

          Ich habe schon mit drei Textern gearbeitet die so leben und alle hatten ein Konto in Deutschland. Die Banken im Ausland geben jemandem mit Touristenvisum nicht einfach so ein Konto. Sehr kompliziert bis unmöglich.

  • Die Frage ist, ob die digitalen Nomaden sich überhaupt jemals als antikapitalistisch gesehen haben. Die "hippieske Inszenierung" ist glaube ich nur eine Projektion. In meinem Bekanntenkreis stehen die Betreffenden dazu, dass sie einer freizeitoptimierenden Lebens- und Arbeitsweise frönen. Die Steigerung des Lehrers in Teilzeit.

    Abgesehen davon:



    Die in den "70er Jahren innerhalb von Kollektiven, Werkstätten oder Genossenschaften" erprobten Gegenmodelle. Betonung auf erprobt. Man sollte das nicht zu sehr idealisieren. Auch dort war vieles bestenfalls "Lifestyle" und häufig sektenhaft und alles andere als herrschaftsfrei.

  • In einem Staat, der immer mehr zum Verteilerstaat auf Kosten der besser Verdienenden wird, werden die welche es können, einen Weg raus suchen. Das mag man unsozial oder egoistisch nennen, aber das ist eben die Realität.



    Genau so werden es die Reichen und Konzerne machen, wenn man an ihr Geld will, sie fliehen ins Ausland. Haben ja schon hunderttausende gemacht und nicht nur die Prominenten wie Gottschalk und Schuhmacher, auch immer mehr Firmen verlegen ihren Hauptsitz ins Ausland und lassen die "Filialen" in Deutschland auf rote Zahlen laufen.



    Nun kommt halt der nächste Schritt: IT-Spezialisten, Marketingprofis, etc, welche ihr Geld am PC verdienen können, flüchten vor dem "Sozialstaat" Deutschland.



    Kann man auch unsozial und egoistisch nennen, ist aber so, wird immer mehr kommen.



    Zurück bleiben immer mehr die, welche dies nicht tun können, Niedigverdiener und sozial "Abgehängte". Dazu ein Staat, dem die Einnahmen langsam aber sicher ausgehen.



    Aus dem linken Geschrei "von oben nach unten verteilen" wird immer mehr ein "Wohnort von oben nach unten im Süden) verteilen". Wobei "oben" hier Deutschland" ist und unten "irgend ein Billigsteuerland" im Süden.



    Deutschland ist schon lange auf dem absteigenden Ast, wir sind schon lange kein Leader der Forschung und Wirtschaft mehr.



    Die ersten "Ratten" verlassen das sinkende Schiff.

    • @Rudi Hamm:

      Frage: ist es also richtig, dass die Reichen immer reicher werden?

    • 6G
      665119 (Profil gelöscht)
      @Rudi Hamm:

      Das sinkende Schiff befindet sich aber auf dem Ozean. Und die anderen Schiffe scheinen noch weniger mit Leistungsgerechtigkeit am Hut zu haben.

    • @Rudi Hamm:

      "Nun kommt halt der nächste Schritt: IT-Spezialisten, Marketingprofis, etc, welche ihr Geld am PC verdienen können, flüchten vor dem "Sozialstaat" Deutschland."

      Und wenn es schief geht, kommen sie zurück und lassen die Gesellschaft für ihr Versagen aufkommen...

      • @warum_denkt_keiner_nach?:

        Ja, so würde es wohl sein.



        Aber wenn ein Sozialstaat dies so zulässt......



        Und noch was kommt hinzu: Viele junge Menschen kümmern sich nicht um eine Krankenversicherung im Ausland, auch das kann ein Bumerang werden.



        Es ist also nicht alles gleich Gold was glänzt.

  • Danke für diesen Artikel



    Dies trifft den Nagel auf den Punkt.

    Gleichzeitig gilt es für viele weitere Lebensbereiche, dass man mit 'hippen", "linken" Themen letztlich nur den Neoliberalismus förderlich ist.

    Beispiel: Der Trend, die big Players wie Amazon zu unterstützen, nur noch am Smart Phone zu hängen (Energieverbrauch für die Serverfarmen?), Cloud Computing so toll zu finden (Energieverbrauch fuer die Serverfarmen?), Car Sharing Kunde zu sein (mich haben die alles andere als verbraucherfreundlichen AGBs einer solchen Firma demletzt sehr irritiert) etc etc

  • "Viele digitale No­ma­d:in­nen leben trotz Geoarbitrage als prekäre Freelancer:innen......" und "... vielmehr sind sie getrieben von den schnelllebigen Moden des digitalen Marktes" Ja, schade aber auch. Wenn man sich trotz der vielen Freihheit und Annehmlichkeit durch Ausnutzung der Armut in südlichen Ländern andauernd einen Kopf um neue Einkommensquellen machen muß und damit in permanenter Unsicherheit lebt. Meins wäre es nicht. Geht bei meinem Job auch gar nicht.

  • Ein längst überfälliger großartiger Beitrag !

    Was wird aus den Leuten eigentlich wenn sie alt und gebrechlich werden ?



    Können sie dann ihre Krankenkassenbeitäge überhaupt noch bezahlen ?



    Ist Deutschland dann doch plötzlich wieder das Land der Träume in dessen Hängematte sie Alt werden können um dann mit dem Bürgergeld im günstigen Süden ihr 'Rentner' -leben zu geniessen ?

    • @Bodo Klimmek:

      "Was wird aus den Leuten eigentlich wenn sie alt und gebrechlich werden ?"

      Werden sie nicht. Sie schauen einfach Webseminare gegen das Altern :-)

  • 6G
    665119 (Profil gelöscht)

    Wenn die Eule der Minerva das unterm Strich betrachtet, dann war die ganze post-1968er Alternativbewegung nichts anderes als die kulturelle Avantgarde des Neoliberalismus: gegen den Verwaltungsstaat, gegen das fordistische Gesellschaftssystem, gegen die traditionelle Familie und bürgerliche Konventionen; für Hyperindividualismus, für Hedonismusgaga, für Selbstverwirklichung. In den USA war das Hippietum der Substrat, auf dem die "kalifornische Ideologie" erst wachsen konnte.

    • @665119 (Profil gelöscht):

      Das sehe ich auch so. Davon abgesehen: Wenn's den Leuten gefällt, soll man es ihnen doch gönnen. Ich finde die ganze Debatte hier recht spießig.

      • 6G
        665119 (Profil gelöscht)
        @Jochen Laun:

        Na sagen wir mal so: das politische ist das kulturelle ist das private ist das politische. Libertäres jeder-wie-er-will ist nämlich auch eine Ideologie.

  • Der erwähnte „weiche Fall“ bei einem Scheitern besteht nicht nur darin, dass das soziale Netz "zu Hause" sie aufnehmen würde, sondern dass man Eltern, Geschwister, Freund:innen oder sogar Partner:innen hat, bei denen die eigenen Sachen gelagert sind und zu denen man jederzeit zurückgehen kann. Diese Sicherheit macht einen enormen Unterschied zu wirklichem Nomadenleben.