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Treffen der Nato-VerteidigungsministerZeit fürs rote Telefon

Eric Bonse
Kommentar von Eric Bonse

Nato-Manöver in Westeuropa sind das falsche Signal. US-Präsident Biden sollte sich jetzt schleunigst persönlich um Deeskalation bemühen.

Direkter Draht zwischen Moskau und Washington? Foto: franyanne/imago

I n der kommenden Woche wird mitten in Europa der Atomkrieg geübt. Am belgischen Atomwaffenlager Kleine-Brogel, vermutlich aber auch am deutschen Standort Büchel in der Eifel werden schwer bewaffnete Nato-Soldaten trainieren, wie sie Wasserstoffbomben vom Typ B-61 abtransportieren und aus Kampfjets über der Nordsee abwerfen können.

Völlig normal sei das, behauptet Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg. Es handele sich bei „Steadfast Noon“, so der Name des Manövers, um eine lang angekündigte Routineübung zur atomaren Abschreckung. Niemand müsse sich Sorgen machen, sagte Stoltenberg beim Treffen der Nato-Verteidigungsminister in Brüssel.

Doch die Menschen machen sich Sorgen, und das zu Recht. Denn die Lage ist nicht normal, sie ist todernst. Kremlchef Putin hat mit dem Einsatz von Atomwaffen in der Ukraine gedroht, US-Präsident Biden warnt vor einem nuklearen „Arma­ged­don“. Die Situation erinnere an die Kubakrise, als es fast zum Atomkrieg gekommen war, so Biden.

Wenn das so ist – und bei der Nato-Tagung hatte niemand Zweifel daran –, dann setzen die USA und ihre Verbündeten mit „Steadfast Noon“ das falsche Signal. Sie sollten jetzt nicht demonstrieren, dass sie einen Atomkrieg führen können – sondern alles daran setzen, die drohende nukleare Eskalation zu beenden. Biden muss schleunigst zum „roten Telefon“ greifen und sich mit Putin auf Schritte zur Deeskalation verständigen. Damals, vor 60 Jahren, führte der direkte Draht zwischen Washington und Moskau zu einer Lösung der Krise. Warum sollte das heute nicht auch möglich sein?

Vier-Augen-Gespräch nicht ausgeschlossen

Putin hat immerhin Gesprächsbereitschaft bekundet: Beim anstehenden G-20-Treffen in Bali könne er Biden treffen, ließ er seinen Außenminister erklären. Auch der US-Präsident schließt ein Vier-Augen-Gespräch offenbar nicht mehr kategorisch aus.

Doch die USA wollen nur aus einer Position der Stärke heraus verhandeln. In Brüssel wurde daher der Druck auf Putin noch einmal erhöht. Man werde sich nicht mit der Atomangst erpressen lassen, hieß die Botschaft der 30 Alliierten. Diese Botschaft ist richtig – und brandgefährlich. Wenn Putins Drohungen dafür genutzt werden, die Nato auf einen Atomkrieg vorzubereiten, dann ist kein Ende der Eskalation in Sicht. Und wenn die USA mit direktem Eingreifen drohen, gießen sie Öl ins Feuer.

In der Kubakrise haben die Amerikaner von sich aus das Richtige getan. Diesmal muss Biden wohl zum „roten Telefon“ getragen werden. Warum helfen die Europäer nicht nach? Der Atomkrieg würde in Europa ausbrechen, nicht in den USA. Es ist im ureigenen europäischen Interesse, die Eskalation zu beenden, bevor es zu spät ist.

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Eric Bonse
EU-Korrespondent
Europäer aus dem Rheinland, EU-Experte wider Willen (es ist kompliziert...). Hat in Hamburg Politikwissenschaft studiert, ging danach als freier Journalist nach Paris und Brüssel. Eric Bonse betreibt den Blog „Lost in EUrope“ (lostineu.eu). Die besten Beiträge erscheinen auch auf seinem taz-Blog
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48 Kommentare

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  • "Man werde sich nicht mit der Atomangst erpressen lassen, hieß die Botschaft der 30 Alliierten. Diese Botschaft ist richtig – und brandgefährlich."

    Wäre das Gegenteil das Richtige und eine Politik der Angst zu betreiben, die bei jedem Säbelrasseln Putler ihm ein neues Stückchen Großrusslandgedöns überläßt?

  • Bei einer starken Bedrohung muss man manchmal alles riskieren, um alles gewinnen zu können.



    Selbst wenn die Nuklearkatastrophe und unseren ganzen westlichen Wohlstand zu riskieren heillos übertrieben erscheint, nur um die Ukraine zu schützen.



    Schon die Folgen auf dem Energiemarkt dürften so keine Absicht gewesen sein.



    Ukraine - würden Sie dafür mal eben eine Billion an Aufwand bereitstellen? Hätte das vor einem Jahr jemand die G 7 gefragt, wäre trockenes Lachen die Folge gewesen.

  • > "nur aus einer Position der Stärke heraus"

    Bisher haben alle Verhandlungen aus einer Position des Zurückweichens und Abwiegelns zu weiteren Angriffen Putins geführt.

    Vielleicht ist "vor 60 Jahren" nicht die richtige Frage bei der Arbeit mit Putin.

    • @Arne Babenhauserheide:

      interressant. Wäre denn jetzt ein Atomkrieg so viel weniger schlimm als er es vor 60 Jahren gewesen wäre?

      Ja das Arsenal ist abgebaut worden. Sowohl die USA als auch Russland können diesen Planeten immer noch mehrfach komplett vernichten.

      Das wissen beide Seiten.

      Hier mal ein Gedankenspiel aus der Spieltheorie:

      Was ist wenn Russland als Rektion einfach Atomwaffen einsetzt in der Ukraine und dann sagt "traut euch doch!" weil die Nato weiß dass der Angriff auf Russland den Weltuntergang bedeutet stehen die Chancen gut, dass dann gekniffen wird.

      Und es wäre die einzige richtige Entscheidung.

      Finden Sie nicht auch das wir vll. versuchen sollten vorher die Reisleine zu ziehen?

  • Die Ukraine ist doch kein Kind, wo die Eltern im Scheidungsprozess irgendwelche Sorgerechtsverhandlungen führen.

    Und: "nur konventionell" bedeutet doch nicht, dass da mit Steinschleudern angerückt wird.

    Sowie: Tatsächlich "Wasserstoffbomben"? Dachte, die sind out.

    • @Manuel Bonik:

      Warum sollten Wasserstoffbomben out sein, die machen doch so schön alles kaputt und verseuchen den übrig gebliebenen Rest.



      Daher wäre es schon schön, wenn sich die Besitzer dieser Dinger soweit verständigen könnten, dass keiner von ihnen auf die Idee kommt, sie einsetzen zu "müssen". Das war auch ganz unabhängig vom Ukrainekrieg schon immer wünschenswert und hat ja zum Glück bis heute auch halbwegs funktioniert, auch wenn außer China leider noch niemand von ihnen einen eigenen Erstschlag ausgeschlossen hat.

  • Putin ist ein Verbrecher, der nur durch das absolut klare Aufzeigen der Grenzen aufgehalten werden kann. Jede auch nur ansatzweise gezeigte Schwäche, jedes minimale Zögern der NATO wird er als Erfolg seiner „ich mache alles platt was ich will und setze auch Atombomben ein“ Strategie verstehen.

    Auf Manöver kann man wieder verzichten, wenn der Ukrainekrieg beendet und Russland in seine anerkannten Grenzen zurückgekehrt ist.

  • "Der Atomkrieg würde in Europa ausbrechen, nicht in den USA. Es ist im ureigenen europäischen Interesse, die Eskalation zu beenden, bevor es zu spät ist"

    Danke für dieses klare Statement.



    Wir müssen alles tun um dieses Scenario zu vermeiden, und die Eskalationsspirale zu durchbrechen.In der Ostukraine und im angrenzender russischen Gebiet bereitet man sich schon auf einen atomaren Gegenschlag schon vor. Was muss eigentlich noch passieren, bis unsere Friedensbewegung aufwacht, und Druck auf unsere Politik macht und auch alle Peaceniks in Ost und West einschließt

    • @czechrebel :

      Genau.



      Alles tun heißt hier: klare Kante.



      Glasklar.



      Und keinen mm zurückweichen.

    • 0G
      06455 (Profil gelöscht)
      @czechrebel :

      Ja, so ist es !

    • @czechrebel :

      Diese Beschreibung geht von der falschen Prämisse aus, dass ein Atomkrieg eine regional begrenzte Angelegenheit wäre und die USA nicht unmittelbar beträfe. Die Folgen eines nukearen Winters würden aber den gesamten Globus treffen.

      • @Ingo Bernable:

        Danke. Es sollte doch klar sein, dass ein atomarer Angriff Russlands auf ein NATO Land in Europa einen atomaren Gegenschlag durch die atomar ausgerüsteten NATO Partner nach sich ziehen würde. Ein strategischer Atomkrieg kann nicht auf Europa begrenzt stattfinden. Deshalb ist es auch nicht nachvollziehbar, warum die NATO jetzt nicht ihre Fähigkeiten zur Verteidigung üben und zeigen sollte.

    • @czechrebel :

      Das sollte Russland zu denken geben.

      Russland wäre bei einer atomaren Aggression immer der Verlierer.



      Dann wäre die NATO mit im Spiel.

      Ohne Atomwaffen und mit Sicherheit in Toto besser aufgestellt als die Ukraine, die Russland schon nicht vermag, sich unter den Nagel zu reißen.

      Dann könnten sich Putin und dessen Friends sich schon mal schnellstens einen feinen Anzug aussuchen für die darauf folgenden Kriegsverbrecherprozesse.

      Sein einziger Ausweg ist der Rückzug, ein Friedensvertrag und das Akzeptieren, dass er die osteuropäischen Staaten endgültig an die Nato und die EU verloren hat.

      Und die Friedensbewegung? Die sollte endlich mal ihrem pazifistischen Zielen gerecht werden und wortstark die pazifistischen Sanktionen gegen Russland unterstützen.

      • @Rudolf Fissner:

        Nach einem Atomkrieg gibt es keine Kriegsverbrecherprozesse. Dann gibt es gar keine Prozesse mehr.



        Das ändert aber nicht an der Notwendigkeit einer klaren Position...

  • Wer Menschen- und Völkerrechtsverletzungen nicht akzeptieren kann, der darf auch von seiner Meinung nicht abrücken! Der darf auch diesem Kriegsverbrecher in Moskau kein Signal geben, dass er einen Teil dieser Untaten anerkennen könnte.

    Der amerikanische Präsident sollte immer wieder klar machen, welche Konsequenzen jede Anwendung von Atomwaffen auch für Russland hätte.

    Ansonsten sind solchen Verbrechen in der Zukunft für alle Staaten mit Atomwaffen Tür und Tor geöffnet.

    • @fvaderno:

      Allerdings ist die USA schön aus der Schusslinie. Unser eigenes Interesse muss doch sein, etwas dieser ewigen Eskalationsspirale entgegenzusetzen. Die USA verfolgt doch auch ihre eigenen Interessen, dann dürfen wir das auch.

      • @resto:

        Eine Position des Abwiegelns hat in den letzten 6 Monaten immer wieder zu mehr Angriffen Putins geführt.

        Die USA verfolgt ihre eigenen Interessen.

        Unsere Europäischen Interessen sind, dass Putin sich zurückzieht und nicht in 5 Jahren wieder angreift. Das scheint bei Putin nur zu gehen, wenn er merkt, dass er militärisch nichts erobern kann.

  • Hoffentlich ist Joe Biden so schlau, ihren Rat anzunehmen.

  • 4G
    47351 (Profil gelöscht)

    Zur vollständigen Berichterstattung gehört meines Erachtens, dass dieses Manöver seit Jahren im Oktober stattfindet.

    www.nato.int/cps/e...hq/news_178834.htm

    Es wäre eher sehr seltsam, es in diesem Jahr ausfallen zu lassen.

    • @47351 (Profil gelöscht):

      Die Manöver waren auch in den vergangen Jahren schon problematisch und wurden mit guten Gründen kritisiert, aber in diesem Fall ist auch der Kontext ein anderer - in einer immer unkontrollierter eskalierenden Krise sendet man damit ein anderes (oder zumindest noch aggressiveres) Signal als in Friedenszeiten. Klug ist das nicht.

      • 4G
        47351 (Profil gelöscht)
        @O.F.:

        Wenn ich die letzten acht Monate Revue passieren lasse, dann kam das "Signal" eines Atomwaffeneinsatzes fast ausschließlich aus dem Kreml. Was klug daran sein soll, diese Strategie zu honorieren, erschließt sich mir nicht.

        • @47351 (Profil gelöscht):

          Wenn man unbefangen auf die letzten acht Monate und vor allem auf die letzten 15 Jahre blickt, kann man durchaus erkennen, dass die Eskalation von beiden Seiten vorangetrieben wurde; ohnehin ist dieser "aber XY hat zuerst"-Habitus nicht sehr weise, wenn es um einen Konflikt geht, in den auch Atommächte verwickelt sind; es geht also nicht darum, irgendetwas zu honorieren, sondern um eine dringend nötige Deeskalation.

          • @O.F.:

            Das stimmt so.

      • 0G
        06455 (Profil gelöscht)
        @O.F.:

        Das sehe ich auch so!

    • @47351 (Profil gelöscht):

      Das sehe ich auch so.

      "Sie sollten jetzt nicht demonstrieren, dass sie einen Atomkrieg führen können – sondern alles daran setzen, die drohende nukleare Eskalation zu beenden."

      Vielleicht sollte man ja beides tun. Zeigen, was man kann und gleichzeitig Verhandlungen anbieten.

      Angesichts eines Angriffskrieges, der das Ziel hat, einen demokratischen Staat zu zerstören, ist es vielleicht nicht sinnvoll, nur als Softie aufzutreten.

      Auf die steht Putin eh nicht.

      • @Jim Hawkins:

        Worüber soll die Nato verhandeln? Über die Ukraine (hinweg)?

        • @o_aus_h:

          Na ja, letztendlich werden die USA schon im Boot sein, wenn es um Verhandlungen geht.

          Die USA sind mit Abstand der größte Lieferant von militärischem Gerät.

          Schätze mal, da hat man dann schon ein Wörtchen mitzureden.

          Und genauso schätze ich, dass das der Ukraine auch klar ist.

          www.rnd.de/politik...EIYCOI32RKP3Q.html

    • 9G
      93851 (Profil gelöscht)
      @47351 (Profil gelöscht):

      Klar, wie den Hoppeditz im November, oder was?!



      Unfassbar.

      Biden ebnet gerade den Weg für Thronaldo Trumpete, der in Wild-West-Manier alles über den Hafen knallt. Deutschland ist den Amis voll egal ...

  • "werden schwer bewaffnete Nato-Soldaten trainieren, wie sie Wasserstoffbomben vom Typ B-61 abtransportieren und aus Kampfjets über der Nordsee abwerfen können"

    Das wär aber gar nicht nett. Ist das dann eigentlich ein Nato-Fall, wenn Nato-Soldaten das Gebiet von Nato-Staaten mit Kernwaffen verwüsten? Oder welche Staaten denkt die Nato, liegen so an der Nordsee?

    • 0G
      06455 (Profil gelöscht)
      @Jalella:

      Die USA jedenfalla nicht.

  • "Die Situation erinnere an die Kubakrise"



    Das wäre dann zutreffend wenn massive NATO-Verbände im schwarzen Meer und in der Ostsee vor St. Petersburg zusammengezogen wären, die nuklearen Arsenale auf beiden Seiten alarmiert wären und bestückte Atombomber abflugbereit auf ihren Startbahnen ständen. Wie wäre die Kuba-Krise wohl ausgegangen wenn Kennedy statt Truppen zur Seeblockade zu schicken, Chrustschow schleunigst per "rotem Telefon" Zugeständnisse gemacht hätte?



    "Warum sollte das heute nicht auch möglich sein?"



    Weil damals beide Seiten das reale Szenario ihrer völligen Vernichtung vor Augen hatten, während heute bei jeder Gelegenheit hervorgehoben wird, dass die Verletzung der (legitimen) russischen Grenzen sowohl für die Ukraine als auch die NATO ein Tabu ist, man erklärt, dass man auf einen Atomwaffeneinsatz entschlossen, aber konventionell antworten würde, ... man den Preis für Moskau also bewusst kalkulierbar hält und Putin ist eben bereit ihn ggf. zu zahlen.



    "Putin hat immerhin Gesprächsbereitschaft bekundet"



    Das tat er immer und immer wieder, selbst noch im Februar, und immer war es Mittel zum Zweck um Zeit zu schinden, mit falschen Versprechen Verwirrung zu stifen oder seine Gesprächspartner vorzuführen. Wer solche Angebote noch immer für ehrlich und glaubwürdig hält muss die letzen Monate weggetreten verbracht haben.



    Deeskalation zu fordern ohne jede Vorstellung davon wie das konkret aussehen soll ist einfach, aber kaum umzusezten. Vielleicht lohnt es sich nochmal etwas genauer nachzulesen wie das damals mit der Kuba-Krise tatsächlich war.

    • @Ingo Bernable:

      Schön beschrieben — danke!

    • @Ingo Bernable:

      Sehr schön formuliert und auf den Punkt gebracht! Chapeau bas, Monsieur!

    • @Ingo Bernable:

      Gilt das auch für unseren Freund in Kiev?



      Was wurde aus dem Versprechen Selenskys mit der Befriedung der Ostukraine und der Bekämpfung der Korruption im Land? Eine Autonomie der Ostukraine hätte laut Minsk 1+2 zur Befriedung ausgereicht. Aber dafür ist die Donbas Region viel zu reich, letztlich alles wieder kapitalistische Interessen... inkl China, USA and else

      • @czechrebel :

        Selbst wenn man bereit wäre großzügig zu übersehen, dass spätestens Minsk II im Wesentlichen der Versuch war den Frieden teuer von Russland zu erkaufen und ebenso, dass die Möglichkeit zu einer 'Befriedung' zwangsläufig die Breitschaft beider Seiten, also auch die der sog. pro-russischen Separatisten erfordert, und man ferner - so wie sie es offenbar tun - dem russischen Märchen vom Schutz der russischen Minderheit im Donbass glauben schenkt, würde das noch längst keine Invasion der gesamten Ukraine rechtfertigen, Massaker und Kriegsverbrechen schon gar nicht. Dass es recht offensichtlich nicht um den Schutz der angeblich unterdrückten russischen Minderheit geht sollten sie schon allein daran erkennen, dass auch diese nicht von den russischen Angriffen verschont werden. Zumal es neben den Minsker Abkommen dann ja auch noch das Budapester Memorandum gab in dem Russland den Schutz und Sicherheit der Ukraine garantierte.

    • @Ingo Bernable:

      Mangels Nordpfeil: Danke!

    • @Ingo Bernable:

      Danke, Ingo. Wollt ich auch grad schreiben. Vor allem der erste Absatz hat meine volle Zustimmung. Herr Bonse betreibt mal wieder selektive Wahrnehmung, in dem er so tut, als ob die Kubakrise durch ein Telefonat gelöst worden sei.

      • @mlevi:

        Die Kubakrise wurde durch Verhandlungen und beiderseitigen Zugeständnissen/Versprechungen gelöst und nicht durch eine Eskalation.

        • @resto:

          Das ist für den Überfall auf die Ukraine ein schlechter Vergleich.

          Russland hat die Ukraine bereits vor Monaten überfallen und zuvor alle Verhandlungsoptionen ignoriert oder nicht eingehalten.

        • @resto:

          Die Voraussetzung um das tun zu können war aber eben leider die Eskalation. Dass am Ende von Konflikten irgendwann immer Verhandlungen stehen ist eine banale Beobachtung, daraus zu schließen, dass diese von dem Vorangegangenen unabhängig wären aber eine falsche Schlussfolgerung.

  • Klar kann man mit Russland sprechen. Aber was soll dabei rauskommen? Putin macht derzeit nicht den Eindruck, als ob er seine Truppen freiwillig wieder zurückziehen wird.

  • Man fragt sich wirklich, wo der Autor dieses Textes das letzte Jahr verbracht hat. Anscheinend in seiner sehr eigenen Welt, wenn er die Pflicht zur Deeskalation bei den USA sieht und von Putins Verhandlungsbereitschaft schwafelt. Putin hat bisher jedem kackfrech ins Gesicht gelogen, null Verhandlungsbereitschaft gezeigt (es sei denn der Autor versteht unter Verhandlungen die Annahme eines russischen Diktats) und immer wüstere Anschuldigungen und Drohungen ausgestossen. Durchaus nicht irrational; schließlich ist er in der Vergangenheit damit durchgekommen. Diesmal darf dieser Verbrecher damit nicht nochmal durchkommen; Punkt. Das wird man in Russland erst verstehen, wenn Stärke und Entschlossenheit gezeigt wird.

    • @Fran Zose:

      Schau mal auf den Globus, überleg mal wieso die beiden Weltkriege nicht in Amerika und fast nicht auf der Britischen Insel stattgefunden haben. Ozeane, Meere liegen als riesige Wassergräben schützend um diese Länder .



      Eine Rakete braucht (sofern sie nicht von einem Atom-U-Boot abgeschossen wird) an die US-Ostküste paarmal so lang wie nach Mitteleuropa. Ein weiter Weg ist (militärisch) immer aufwändiger wie ein kurzer Weg.



      Hast du schon mal gehört dass in den USA oder in GB größere (Land-)Manöver stattfinden? Nein, weil diese Länder davon ausgehen dass kein Land in der Lage ist sie aufgrund ihrer Insellage und der Entfernung ernsthaft anzugreifen und sie auch dafür sorgen dass die Kriege ganz sicher nicht bei ihnen stattfinden. Kein feindliches Land hat die Luftwaffe und die Marine um sie zu erobern.

      • @Luxusverschmäher:

        Auch nach mehrmaligem Lesen verstehe ich nicht, was Sie mir mit Ihrem Post mitteilen wollen. Zustimmung? Ablehnung? Oder ganz etwas andere?

    • @Fran Zose:

      "Putin hat bisher jedem kackfrech ins Gesicht gelogen"

      Leider ja.

      Und wenn man schaut, wie im gelenkten Russischen Fernsehen "der Westen" beschrieben wird, ist auch klar, was er vorhat.

      • @Arne Babenhauserheide:

        Ja kackfrech mit Drohungen gewinnen a-la "Wenn du mir deine Schuhe nicht gibst schlag ich Dir die Fresse ein." Und der Mama zu hause erzählt er dann, dass er in der Schule gemobbt wird.

  • "Putin hat immerhin Gesprächsbereitschaft bekundet: Beim anstehenden G-20-Treffen in Washington könne er Biden treffen, ließ er seinen Außenminister erklären. Auch der US-Präsident schließt ein Vier-Augen-Gespräch offenbar nicht mehr kategorisch aus."



    Reden kann man ja immer. Nur, worüber sollen die beiden eigentlich verhandeln?

    • @Encantado:

      " Nur, worüber sollen die beiden eigentlich verhandeln?"



      Da schweigen sich die meisten Kommentatoren, die das fordern, aus, aber: Natürlich sollen Putin und Biden die Zukunft der Ukraine verhandeln (und am besten besiegeln). Wieso das irgendwelche der Bedrohungen, einschließlich der atomaren, die vom Putinistischen Regime ausgehen, abstellen würde, erklären sie nicht.