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Parteitag der GrünenComeback des Grundeinkommens

Die Grünen beschließen auf einem digitalen Parteitag ihr neues Grundsatzprogramm. Bekennen sie sich zu einem bedingungslosen Grundeinkommen?

Setzen lieber auf Märkte statt auf Revolution: Robert Habeck und Annalena Baerbock Foto: xim.gs/imago

Berlin taz | Die Grünen werden auf ihrem Parteitag am Wochenende ein neues Grundsatzprogramm beschließen – und damit ihre wichtigsten Leitideen für die nächsten Jahre. Eine entscheidende Debatte steht in der Sozialpolitik an: Bekennt sich die Ökopartei zu einem bedingungslosen Grundeinkommen, kurz: BGE – oder nicht?

Der Bundesvorstand um Annalena Baerbock und Robert Habeck hat sich bereits klar dagegen positioniert. Er wirbt in seinem Vorschlag fürs Programm für eine sanktionsfreie Grundsicherung, die Hartz IV ersetzen soll. „Mit der Garantiesicherung überwinden wir Hartz IV“, heißt es im Vorstandsentwurf. Sie schaffe die Möglichkeit zu sozialer und kultureller Teilhabe. Dieser Weg gibt den bisherigen Stand der grünen Programmatik wieder.

Für ihn hat sich Parteichef Habeck persönlich starkgemacht. Im November 2018 skizzierte er in einem Papier die Eckpunkte für eine grüne Garantiesicherung, die gänzlich anders aussähe als Hartz IV: Die Sanktionen für säumige Arbeitslose würden abgeschafft, der Regelsatz für Erwachsene von 432 auf 603 Euro im Monat steigen. Arbeitslose dürften mehr von ihrem Vermögen behalten als bisher und auch mehr Geld dazuverdienen.

Das grüne Konzept setzt also auf Anreize statt auf Bestrafung. Der Bedarf der Garantiesicherung würde von den Ämtern allerdings wie bisher geprüft, nur arme Menschen und Arbeitslose bekämen sie ausgezahlt.

Weg vom Zwang der Lohnarbeit

Teile der Grünen möchten nun einen Schritt weitergehen. Mehrere Anträge für den Parteitag fordern ein bedingungsloses Grundeinkommen. „Es braucht ein neues Sicherheitsversprechen, das nachhaltig gerecht ist und sozialen Ausgleich schafft“, argumentierte etwa das Basismitglied Baukje Dobberstein. „Dies soll über ein Grundeinkommen für alle erreicht werden.“ Jenes solle ohne Bedürftigkeitsprüfung oder Gegenleistung ausgezahlt werden, müsse existenzsichernd sein und gesellschaftliche Teilhabe ermöglichen.

Seine Fans versprechen sich viel vom Grundeinkommen. Es könne das komplexe System der deutschen Sozialleistungen ersetzen, gebe allen Menschen Sicherheit und ermögliche Selbstverwirklichung frei vom Zwang der Lohnarbeit. Wer genug hat von seinem Job, könnte sich zum Beispiel erst mal ein Sabbatical nehmen – um dann etwas Neues zu lernen.

Bei den Grünen wird seit Längerem über diese schöne Vision gestritten. Schon 2007 diskutierten Delegierte eines Parteitags in Nürnberg die Idee – und verwarfen sie mit knapper Mehrheit. Aber bis heute gibt es eine starke innerparteiliche Strömung, die das Konzept befürwortet.

Auch Parteichef Habeck hegt Sympathien für ein Grundeinkommen. Schon 2010 dachte er in seinem Buch „Patriotismus. Ein linkes Plädoyer“ über ein Grundeinkommen nach, das nur an eine einzige Bedingung geknüpft ist: sich weiterzubilden. Dass er diese Idee nicht mehr offensiv vertritt, ist auch seiner Rolle als Vorsitzender geschuldet, in der er für die ganze Partei sprechen muss.

Verein verlost Grundeinkommen

Die Coronapandemie verschaffte der Debatte Rückenwind. Vielen Menschen wurde in den vergangenen Monaten bewusst, wie zerbrechlich vermeintliche Sicherheit sein kann.

Eine Petition für ein Grundeinkommen in der Coronakrise wurde von fast 500.000 Menschen unterzeichnet. Der Verein „Mein Grundeinkommen“ lobbyiert seit Längerem für die Idee – und sammelt per Crowdfunding Geld. Wenn 12.000 Euro zusammengekommen sind, wird ein Grundeinkommen von 1.000 Euro monatlich für ein Jahr verlost. Das Projekt ist erfolgreich: Gerade sammelt der Verein Geld für die 690. Verlosung.

Dass sich die Fans des Grundeinkommens auf dem Parteitag durchsetzen, ist dennoch eher unwahrscheinlich. Ihr Sieg würde den grünen Kurs der vergangenen Jahre konterkarieren, der auf die Weiterentwicklung der Grundsicherung setzt. Außerdem wäre der Bundesvorstand brüskiert. Es ist schwer vorstellbar, dass die Delegierten dies kurz vor dem Bundestagswahlkampf in Kauf nehmen.

Chancenreicher ist ein Antrag, den Sven Lehmann formuliert hat, der sozialpolitische Sprecher der Bundestagsfraktion. Lehmann wirbt wie der Bundesvorstand für die grüne Garantiesicherung, will sich aber an der „Leitidee eines bedingungslosen Grundeinkommens“ orientieren. Sein Antrag schlage eine Brücke zwischen dem Vorstand und den BGE-Befürwortern, sagte Lehmann der taz. Mit Blick auf die gesellschaftliche Debatte fügte er hinzu: „Die Grünen sollten dieser Bewegung die Hand reichen.“ Lehmanns Linie wird von mehreren Bundestagsabgeordneten und über 170 UnterzeichnerInnen unterstützt.

Was geht mit Schwarz-Grün?

Dass die Grünen ihre Ideen zu einer weitreichenden Hartz-IV-Reform in einer schwarz-grünen Bundesregierung ab 2021 verwirklichen, ist unwahrscheinlich. Die Union hält eisern an den Sanktionen für Arbeitslose fest – und lehnt auch große Regelsatz-Erhöhungen ab. „Wir schreiben unser Grundsatzprogramm nicht, um der CDU zu gefallen“, betonte Lehmann. „Es geht um unsere grünen Leitideen für die nächsten zwanzig Jahre.“

Auf dem Grünen-Parteitag, der von Freitag bis Sonntag tagt, wird nicht nur über das Grundeinkommen gestritten. Bei diversen Themen wird es Entscheidungen geben. Immer geht es auch um die Frage, wie radikal die Grünen sein wollen, etwa beim Umgang mit dem Pariser Klimaschutzabkommen.

Der Bundesvorstand will an der Leitlinie von Paris festhalten, die Erderhitzung auf „deutlich unter 2 Grad, möglichst auf 1,5 Grad, zu begrenzen“. Diese Formulierung lässt einen gewissen Spielraum. Die Bundesarbeitsgemeinschaft Energie fordert einen härteren Kurs: Die Partei möge sich an dem Ziel orientieren, die Erderhitzung auf 1,5 Grad zu begrenzen, heißt es in ihrem Antrag. Das wäre eine Festlegung, die radikale Umsteuerungen nötig macht.

Auch kapitalismuskritische Töne finden sich. Mehrere Anträge fordern, den Begriff „Marktwirtschaft“ im Grundsatzprogramm zu streichen – und zum Beispiel durch „sozial-ökologisches Wirtschaften“ zu ersetzen. Auch die Notwendigkeit von Wirtschaftswachstum wird infrage gestellt.

Revolutionäre Töne von der Jugend

Die Grüne Jugend fordert etwa ein Wirtschafts- und Finanzsystem, „das planetare Grenzen (...) in den Mittelpunkt des Wirtschaftens stellt.“ Bundessprecher Georg Kurz sagte der taz, dass selbst in einer globalen Pandemie lieber Unternehmen gerettet würden als Menschen. Dies sei kein Zufall, sondern folge den marktwirtschaftlichen Zwängen von Wachstum und Profitmaximierung. „Wir müssen unsere Produktionsweise vom Kopf auf die Füße stellen und Stück für Stück mit Marktlogiken brechen.“

Es darf bezweifelt werden, dass sich dieser revolutionäre Sound durchsetzt. Baerbock und Habeck setzen lieber auf die Kreativität der Märkte, auf Technologieoffenheit und grünes Wachstum.

Bundesgeschäftsführer Michael Kellner verwies am Mittwoch darauf, dass es 1.300 Änderungsanträge gegeben habe. Der dreitägige Parteitag wird wegen der Coronapandemie komplett digital organisiert. „Das wird der größte Parteitag der grünen Geschichte“, sagte Kellner. Es sollten auch Menschen erreicht werden, die sonst nicht zu Parteitagen der Grünen kämen.

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37 Kommentare

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  • Alles wunderbar! Jetzt müssen nur noch 90% der Bevölkerung überzeugt werden. Ich würde Aktionen bis in jeden Sportverein vorschlagen,dass all die tollen Ideen eine Mehrheit in der Bevölkerung finden. Gabs die Überzeugungsaktionen schon oder wird morgen schon implementiert? Oder weiß man immer nicht nicht wie es laufen soll?

  • Das ist doch ziemlich wumpe, ob das ins Programm kommt, die einzig realistische Regierungsbeteiligung wird mit der CDU sein – und zwar vermutlich ein letztes Mal, bis die Grünen dabei den gleichen Weg gehen wie die SPD....

    • @nelly_m:

      Es ist immer wumpe, denn keine Partei kann das bGE umsetzen. Es sei denn, man macht es als Staat wie Wirecard. Allerdings funktioniert das nur 2-3 Jahre ....

      • @TazTiz:

        Hallo,

        > " ... keine Partei kann das bGE umsetzen. Es sei denn, man macht es als Staat wie Wirecard. ..."

        Genau auf den Punkt gebracht - exzellente Antwort !

        Netter Gruß,



        Thomas Dräger, D-67098

  • Übrigens läuft aktuell eine Europäische Bürgerinitiative für Bedingungslose Grundeinkommen in Europa, bitte mitzeichnen und weitersagen: ebi-grundeinkommen.de/

  • „Die Coronapandemie verschaffte der Debatte Rückenwind. Vielen Menschen wurde in den vergangenen Monaten bewusst, wie zerbrechlich vermeintliche Sicherheit sein kann.“ Und wie wenig grundsichernd „H4“ dieser Situation gegenüber ist, selbst wenn man die entschärfenden Corona-Maßnahmen mit einbezieht, die vorgenommen wurden. Die Stimme der Soloselbstständigen z. B. lässt sich zusammenfassen: Wir sind nicht H4. Das ist nicht nur ein Zurückschrecken vor der sozialen Deklassierung, die die Gesellschaft den Menschen in der Grundsicherung auferlegt. Die Grundsicherung funktioniert für sie nicht richtig. Das als sozial- und arbeitsmarktpolitisches Multi-Tool angepriesene System für alle Lebensnotlagen zeigt seine Grenzen.



    Aber: „Dass die Grünen ihre Ideen zu einer weitreichenden Hartz-IV-Reform in einer schwarz-grünen Bundesregierung ab 2021 verwirklichen, ist unwahrscheinlich. Die Union hält eisern an den Sanktionen für Arbeitslose fest – und lehnt auch große Regelsatz-Erhöhungen ab.“ Mir graut schon deshalb vor einer schwarz-grünen Regierungskoalition. Etwas Schlimmeres kommt hinzu. Die Unionsparteien sind arbeitsmarktpolitisch mindestens mit Blick auf die Grundsicherung inkompetent geworden. Sie wollen nicht nur nicht reformieren, sie können es gar nicht mehr. Schon vor der letzten Bundestagswahl schrieb der Sozialexperte Stefan Sell, da sei außer einem wolkigen Passus im Programm: „Ansonsten – nichts“ aktuelle-sozialpol...de/2017/09/page/2/ Das ist so geblieben. Umso mehr könnten die Unionsparteien auf ihren inhaltsleeren Phantasien der schwarzen Pädagogik a la „Wer nicht arbeitet sollte wenig essen“ beharren, mit Blick auf die genauso denkende Wählerschaft, die es anzusprechen und nicht zu verlieren gilt. Und: Die entwickelten Vorstellungen der Grünen zu Grundsicherung wären da kein willkommener Ersatz sondern konkurrierend störend. Und bisher sind neue Ideen zu Grundsicherung immer zuerst das Opfer Koalitionsverhandlungen geworden.

  • Für was man sich am Ende entscheidet, ist ziemlich unerheblich. Ein Ende des Hartz4-Unwesens ist nur unter einer R2G-Regierung möglich. Und da wird ein BGE an der Laboristenfraktion der Linkspartei ("wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen") und der SPD scheitern. Habeck/Baerbock favorisieren also exakt so ein Konzept, wie es letztlich umgesetzt werden dürfte - falls es denn umgesetzt wird. Die Grünen sind die einzige größere Partei in Deutschland, in der die Gegner eines BGE nicht überwältigend dominieren (wenn auch die Linkspartei da seit Wagenknechts Abgang etwas kulanter geworden ist).

    Mit der CDU/CSU ist eine Sozialpolitik, die diesen Namen auch verdient, jedoch in keinem Fall zu machen. Und das ist vielleicht die zentrale Botschaft des Parteitagsbeschlusses, ganz gleich wie dieser nun im Einzelnen ausfällt.

    • @Ajuga:

      Nur eine Frage: ist das BGE Voraussetzung für »Sozialpolitik, die diesen Namen auch verdient«?

      Haben Sie auch mal an die gedacht, die das ganze erwirtschaften sollen? Eine Reichensteuer oder sowas ähnliches wird dafür nicht genügen. Sie werden Mehrwertsteuer und Lohnsteuer gewaltig erhöhen müssen, um das zu finanzieren.

  • ich käme mit dem Grundeinkommen hin und wäre bei Einführung nicht mehr gezwungen fremdbestimmt und womöglich gesellschaftsschädlich zu knechten.

    • 9G
      97287 (Profil gelöscht)
      @guzman:

      Wie Sie mit einem Grundeinkommen von 1000€ hinkommen wollen ist mir schleierhaft. Krankenversicherung ca. 150€, Miete warm 450€, Handy-Internet 50€, ÖV Monatskarte 50€. Bleiben 300€ für Kultur, Zeitung und Nahrungsaufnahme. Viel Spaß beim selbstbestimmten, gesellschaftsnützlichen Leben. Schon klar, dass Zusatztätigkeit mit 50% besteuert wird und Luxussteuern( Auto, Alkohol, Rauschmittel, Motorboote, E-Bike) deutlich erhöht werden.

    • 9G
      97760 (Profil gelöscht)
      @guzman:

      Vielen würde es reichen. Und man muss sich als Erstsemester an der Uni, in Betriebswirtschaftslehre z.B, nicht den Spruch vom Matheprof reinziehen, der lautete: schaun Sie mal nach links oder rechts. Jeder zweite von Ihnen wird dieses Studium nicht zu Ende bringen".

  • Das Grundeinkommen bedeutet das Ende der Sozialleistungen und das Einführen einer minimal Staatsalmöse, die, indem sie das Verhungern der Leute verhindert, den Arbeitsgebern leichter macht, unwürdige Löhne zu bezahlen. Das ist eine Verallgemeinung vom Hartz IV, nur ohne peinliche und demütigende Kontrollen durch eine riesige Bürokratie. Der Gipfel der Sozialisierung der Kosten und der Privatisierung des Gewinns. Das könnten nur erfinden die, die der Sozialfrage blind geworden sind und nichts von Verteilung wollen wissen oder können. Darüber sollen sich Parteigrüne und SPD wohl einigen.

    • @Eulenspiegel:

      Das ist nicht richtig, wenn das Grundeinkommen bei rd. 1.100 € pro Monat liegt. Arbeitgeber, die "unwürdige Löhne" zahlen, finden dann schlicht keine Leute. Mit Hartz IV hätte ein Grundeinkommen so gar nichts zu tun: deutlich höher, keine Antragspflicht, keine Pflicht zum Abschmelzen von Reserven, keine Anrechnung von Privatverdiensten. Somit wäre es auch leistungsfördernd, da jeder Euro mehr voll zur Verfügung stünde. Und durch die Finanzierung aus dem progressiven (!) Steueraufkommen wäre das Grundeinkommen auch sozial gerecht, was man durch erhöhte Mehrwertsteuer auf Luxusgüter noch ausbauen könnte.



      Dass sich SPD und Grüne bisher gegen ein Grundeinkommen wenden, ist daher verwunderlich und kurzsichtig.

      • @bestrosi75:

        Ach, wenn die Menschen doch nur rechnen könnten.

        Dann wäre sofort einsichtig, dass die besagten 1100€ in den großen Städten deutlich weniger sind als die Garantiesicherung plus der Miete, die ja dazu kommt.

        Aber das Symbol ist ja wichtiger als die konkrete Zahl und Situation.

      • @bestrosi75:

        Ein BGE von 1100 Euro (früher war meist von 1000 die Rede) wird schlicht nicht finanzierbar sein.

        Und es wird auch nicht jeder Euro drüber voll zur Verfügung stehen. Eher im Gegenteil, denn irgendwo muss das Geld für die anderen ja kommen.

    • @Eulenspiegel:

      Jemand der ein angemessenes Grundeinkommen hat wird wohl kaum für einen unwürdigen Lohn arbeiten.

    • @Eulenspiegel:

      "unwürdige Löhne" - Nun, man muss ja nicht gleich den Mindestlohn über Bord werfen, wenn man ein BGE einführt. Illegale Unterschreitungen gibt es schon jetzt. Mein Problem mit dem BGE ist vielmehr, dass Menschen, die hier arbeiten aber keine Staatsbürger sind, deutlich benachteiligt werden.

      - "grünes Wachstum", wie es im Text heißt, ist ein Oxymoron, über das Herr Schulte gerne kommentierend stolpern darf/sollte.

  • Das Grundeinkommen bedeutet das Ende der Sozialleistungen und das Einführen einer minimal Staatsalmöse, die, indem sie das Verhungern der Leute verhindert, den Arbeitsgebern leichter macht, unwürdige Löhne zu bezahlen. Das ist eine Verallgemeinung vom Hartz IV, nur ohne peinliche und demütigende Kontrollen durch eine riesige Bürokratie. Der Gipfel der Sozialisierung der Kosten und der Privatisierung des Gewinns. Das könnten nur erfinden die, die der Sozialfrage blind geworden sind und nichts von Verteilung wollen wissen oder können. Darüber sollen sich Parteigrüne und SPD wohl einigen.

  • Die vorgeschlagene Garantiesicherung ist besser als ein neoliberales BGE, das alle Sozialleistungen ersetzen soll.



    Letzteres stellt sehr sehr viele schlechter und ist ein übermäßiges Karussel, das fast nichts zusätzlich zur Garantiesicherung bringt.

    Der einzige Vorteil ist, dass es sich schöner anhört.

  • Die "grüne Grundsicherung" nach Habeck wäre ein weiterer Trippelschritt innerhalb der bestehenden Logik des Sozialstaats. Das BGE dagegen wäre ein Systemwechsel. Den bekommt man aber am besten über das Steuerrecht hin, etwa indem das steuerfreie Existenzminimum erhöht und nicht nur auf die Steuerschuld angerechnet, sondern als steuerfreier Startbonus ausgezahlt wird. Die FDP will das nur für die "Bedürftigen", als negative Einkommensteuer, aber im Sinne der Gleichberechtigung und um Stigmatisierung zu vermeiden, sollte man mit Geld für alle beginnen und über die Steuerprogression bei der Finanzierung wieder die oberen 10% belasten.

    Wichtig ist nur, dass man aus der Logik des Sozialsystems herauskommt, in der "Bedürftigkeit" erst nachgewiesen, Reserven bis auf einen kleinen Rest aufgebraucht und Zuverdienste leistungsfeindlich (!) beschränkt, weil angerechnet werden.

    • @bestrosi75:

      Höhere Steuerfreibeträge sind nur sinnvoll, wenn man sie oben auch wieder abschöpfen. Sonst profitiert die FDP-Klientel überproportional.



      Auch ist eine negative Einkommensteuer , die die FDP als Ersatz für Sozialleistungen vorsieht, deutlich niedriger als die heutige Grundsicherung.

      Die vorgeschlagene Garantiesicherung ist ein sehr guter Schritt. Und sie ist wesentlich einfacher umzusetzen als ein BGE.

      Dazu noch ein Mindestlohn von 15€ ohne Ausnahmen und wir wären sehr viel weiter als heute.

      • @J_CGN:

        Warum nur 15€ und nicht 16 oder 20€ ?



        Wie kommen sie bitte darauf, dass der Mindestlohn 15€ sein soll?

  • 1G
    15833 (Profil gelöscht)

    Wolken Kuckusheim.....

    Aber träumen kann man ja noch.....

  • Ist Ulrike Herrmann im Urlaub?



    Kann sie das bitte fachlich kommentieren, wenn sie wieder zurück ist?



    Danke!

    • @Grenzgänger:

      Darauf kann ich in Bezug auf das BGE (leider) mittlerweile verzichten. :-(

      blog.freiheitstatt...t-ulrike-herrmann/

      • @Grundeinkommen Köln:

        Sie müssen jetzt ganz stark sein: ich kenne Ulrike Herrmann's Positionen zum BGE gut und ich bin überzeugt, dass sie Recht damit hat, dass ein BGE nicht finanzierbar ist. Fairerweise sollte ich erwähnen, dass ich zwei kaufmännische Ausbildungen habe, dass UH Bankerin ist, wissen Sie vermutlich. Das Leben ist nun einmal kein Ponyhof - leider...

  • Nirgendwo auf der Welt gibt es ein BGE. Nirgendwo wurde es bisher ERNSTHAFT getestet.

    Die Fans des BGE sollten zunächst mal einen großangelegten Versuch einfordern. Der mindestens 10 Jahre und mehrere zehntausend Teilnehmer umfasst. In diesem Test könnte man dann Erfahrungen sammeln und Erkenntnisse darüber gewinnen, wie sich ein BGE auf Jobauswahl, Arbeitsmoral, Entwicklung der (Miet)Preise, Migration in das Testgebiet und gesellschaftliche Kosten/Folgen auswirkt.

    • @gyakusou:

      Selbst dann ist der Versuch nicht aussagekräftig, da die Stichprobe innerhalb eines anderen Systems läuft und nur temporär ist.

      • @fly:

        Außerdem wüßten die Testpersonen, daß der Versuch tempörar begrenzt ist und deswegen würden sich diese vorsichtiger und auf Sicherheit bedacht benehmen.

  • Da wären wir wieder bei: Wer soll das bezahlen? Warum sollen Personen, die nicht bereit sind für die Gemeinschaft etwas zu tun, sich einzubringen, dafür auch noch belohnt werden mit Geld, was ich als Steuerzahler erwirtschafte?



    Ich arbeite im Schichtdienst und tue etwas dafür, dass ich das besitzen kann, was ich gerne haben möchte.

    Klar braucht jeder Mensch in unserem Land ein Mindestmaß an Versorgung, schließlich sind wir ein Sozialstaat.



    Aber es darf in meinen Augen keinen Freifahrtschein geben, für Mitmenschen, die meinen sie bräuchten selber keinen Beitrag zum Sozialstaat leisten.

    Wenn ich keine Lust habe zu arbeiten, keine Lust habe Geld zu verdienen und lieber jeden Tag frei habe, dann muss ich damit Leben, dass ich weniger bekomme als andere Menschen. Dann muss ich auch verstehen, dass diejenigen, die jeden Tag arbeiten, nicht bereit sind mir meine Freizeit zu finanzieren.

    Das ist meine Meinung zu einem BEDINGUNGSLOSEN Grundeinkommen.

    Grundeinkommen von mir aus ja, aber nicht bedingungslos!

    • @Jensen19901:

      Bedingungslos darf natürlich nur heißen: ungeprüft. Natürlich kann man nicht 80 Millionen Menschen jeden Monat 1000 Euro oder mehr überweisen. Man müsste vielmehr so verfahren wie beim Kindergeld, das ja auch ohne Bedürftigkeitsprüfung an alle Eltern gezahlt wird, aber in der Steuererklärung mit angegeben werden muss.



      Das Grundeinkommen könnte man auch so gestalten, dass es mit wachsendem Einkommen der Steuer unterliegt. Damit wäre Gerechtigkeitseinwand 1 aus der Welt: Millionäre würden es nicht behalten. Und Gerechtigkeitseinwand 2: Wer im Schichtdienst etc. wenig verdient, behält es, wer im Schichtdienst (oder sonstwie) mehr verdient, kann sich (um das Grundeinkommen zu behalten) dafür entscheiden, weniger zu arbeiten und mehr für die Familie oder das Hobby da zu sein, und macht so auch Arbeitszeit frei für die, die jetzt ALG II bekommen. Das ja im Übrigen auch schon von Ihren Steuern bezahlt wird.

    • @Jensen19901:

      " Warum sollen Personen, die nicht bereit sind für die Gemeinschaft etwas zu tun, sich einzubringen, dafür auch noch belohnt werden mit Geld, was ich als Steuerzahler erwirtschafte?"



      Gang und Gebe bei der Automobilindustrie, Finanzwirtschaft und so weiter.

      • @Andreas J:

        Hallo Andreas,



        nach Ihren Angaben bräuchten die Städte mit (Automobil-) Industrie dann ja nicht klagen!



        Gewerbesteuer, zum Beispiel, hätten sie – ihren Angaben zufolge – keine erhalten.



        Die Klagen sind aber riesig groß!



        Sindelfingen hat 2017 153 Millionen dadurch eingenommen, im letzten Jahr waren es nur noch 31 Millionen

        Lassen Sie doch einfach diese Pauschalen, mehr als abgedroschenen Behauptungen, die sie aufgestellt haben weg oder belegen sie sie zumindestens ausreichend.



        Ohne Zweifel gibt es Unternehmen, häufig mit Sitz in Amerika, die durch Steuertricks die Steuer in Deutschland umgehen. Um dies zu ändern, setzt sich sogar die FDP ein!



        Ich halte es aber für unzulässig, hunderttausende kleine, mittelständische aber auch große Unternehmen pauschal in dieser Weise zu beschuldigen.

      • 9G
        97760 (Profil gelöscht)
        @Andreas J:

        Nehmen wir an, ein(e) reiche(r) Mann/Frau sagt zu jemandem," hier stehen 30 Eimer Farbe. Bitte lackieren mein Auto jeden Tag in einer anderen Farbe. Dafür bezahle ich Dich". Ist das ein " sich in die Gemeinschaft einbringen?"

        • @97760 (Profil gelöscht):

          Nein, das nennt sich arbeiten.

  • Die Erklärung, wieviel die bedingungslose Grundrente kosten wird und wie es gegenfinanziert werden soll, vermisse ich. Na ja, morgen ist ja auch noch ein Tag...

    • @Winfried Arwers:

      Hallo Winfried,



      Du hast den Nagel auf den Kopf getroffen!



      Ich möchte noch ergänzen, dass es noch viele andere Dinge in dem Programm gibt, deren Finanzierung offengelassen wurde.



      »Naja, morgen ist ja auch noch ein Tag« wie wahr!