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Das Konzept der PrivilegienMan muss auch mal verzichten

Geht es um die Frage der Privilegien, reagieren viele abwehrend. Doch wer seine Privilegien nicht reflektiert, trägt aktiv zu Ungleichheiten bei.

Teilen und abgeben kann auch mal wehtun Foto: Mia Takahara/plainpicture

Es gibt da diesen Satz: Check your privilege. Zunächst ist damit gemeint: Hey du, denk mal darüber nach, wo du stehst, wie es dir geht sowie was davon mit sozioökonomischen oder materiellen Rahmenbedingungen zusammenhängen könnte und erkenne an, wie diese Bedingungen dir vielleicht dabei geholfen haben, durchs Leben zu kommen. Eigentlich nicht so kompliziert.

Trotzdem scheint die Frage nach Privilegien für manche wie eine Provokation zu klingen. Abwehrende, wütende oder beschämte Antworten sind dann zu hören. Etwa: Ich bin alleinerziehend, ich kann nicht privilegiert sein. Oder: Was ich heute habe, habe ich mir hart erarbeitet. Zuletzt fragte ein weißer Autor im Deutschlandfunk: „Was kann ich tun? Mich demütig und dauernd entschuldigen? Mich schämen für mich und mein Geschlecht?“ Solche Argumentationslinien werden immer wieder in verschiedenen Medien vertreten – auch in der taz.

Eine Sache, die das Sprechen über Privilegien erschwert: Privilegien sind ungerecht. Sie sollten in modernen Staaten gar nicht erst existieren. Ein Versprechen liberaler Demokratien im globalen Norden lautet schließlich soziale Gerechtigkeit. Sie sind Meritokratien, behaupten also, gesellschaftliche Positionen würden allein auf individuellen Verdiensten basieren – so wie auf einem flachen Spielfeld. Für die Auseinandersetzung mit Privilegien ist in diesen Erzählungen kein Raum.

Wer nach Privilegien fragt, fragt also nicht nur nach Gerechtigkeit, sondern nach ganzen Lebensentwürfen und Gesellschaftsmodellen. Das sind große Fragen, und sie werden schon lange erforscht: Beispielsweise von W. E. B. Du Bois in den 1930ern, aber auch gegenwärtig von Denkerinnen wie Angela Davis, Roxane Gay oder Peggy McIntosh. McIntosh beschreibt Privilegien als unsichtbaren Rucksack, man kann sie sich aber auch wie Puffer oder Rückenwind vorstellen. Privilegien sind historisch verankert, sie können sozioökonomisch oder materiell sein, sie können aber auch mit Geschlechtsidentitäten oder Gesundheit zusammenhängen, mit dem Wohn- oder Geburtsort, dem Nachnamen oder der Muttersprache – um nur ein paar zu nennen.

Bläschen an der Oberfläche

Sie sind also überall. Manchmal sind sie mehrdeutig und schwer greifbar, gleichzeitig manifestieren sie sich meistens sehr konkret. Zum Beispiel: Es ist ein Privileg, diesen Artikel ­schreiben zu können. Vielleicht ist es das erste Mal, dass Sie sich mit Privilegien auseinandersetzen – das wäre ein Privileg. Oder Sie wissen schon ganz viel darüber – auch das wäre ein Privileg, etwa weil Sie Zeit, Ressourcen und Zugänge hatten, um sich weiterzubilden. Mit Privilegien ist es wie mit kleinen Bläschen in einem Wasserglas: Rüttelt man einmal daran, kommen immer mehr an die Oberfläche.

Die Reihe

Wissen ist Macht

Was ist Rassismus? Warum schreibt man oft „trans“ klein, aber „Schwarz“ groß? Was meinen die Gender Studies genau, wenn sie sagen „Geschlecht ist konstruiert“? Es ist unabdingbar, Grundlagen der kritischen Gesellschaftswissenschaften zu kennen, wenn man über antirassistische und queerfeministische Politiken diskutiert.

Von vorn erklärt

In dieser Reihe erscheint ab sofort jede Woche auf dieser Seite ein erklärender Text zu einem oder mehreren Begriffen aus dem Bereich Feminismus und Antirassismus. Kommende Woche folgt ein Essay zum Thema: „Privilegien“.

Alle Folgen unter taz.de/grundlagen

Zudem ist die ganze Sache auch noch kontextabhängig, Privilegien können sich verschränken und gegenseitig bedingen. Ein Beispiel: Männer werden von patriarchalen Strukturen privilegiert. Sie werden statistisch besser bezahlt, ihnen wird mehr Raum zugestanden, sie müssen tendenziell weniger Angst vor sexualisierter Gewalt haben. Aber es gibt da auch Unterschiede: Es gibt weiße Männer und Männer of Color, reiche Männer, queere Männer, trans Männer, kinderlose Männer, verbeamtete Männer, alleinerziehende Männer, obdachlose Männer – und natürlich überlappen und verschränken sich diese Kategorien. Obwohl diese Männer also auf spezifische Weise privilegiert werden, mal mehr und mal weniger, profitieren sie letztlich alle von patriarchalen Strukturen. Die Soziologin Raewyn Connell bezeichnet diese Schnittmenge als „patriarchale Dividende“.

Umgekehrt bedeutet das: Wenn es heißt, ein Mann werde wegen seines Geschlechts privilegiert, bedeutet das nicht, dass er kein herausforderndes Leben mit Hindernissen haben kann – es heißt nur, dass er in seinem Leben nicht aufgrund seines Geschlechts noch weiteren Hindernissen begegnet.

Hier werden aber noch zwei weitere Dinge sichtbar. Erstens: Es ist möglich, gleichzeitig privilegiert und benachteiligt zu werden. Und zweitens: Wer eigene Privilegien nicht reflektiert, ist nicht einfach neutral, sondern ruht sich auf Kosten derjenigen aus, die am anderen Ende des gesellschaftlichen Spektrums stehen – und trägt so aktiv zu Ungleichheiten bei. Zwar sind Personen nicht individuell für historisch gewachsene Privilegien verantwortlich, doch sie tragen Verantwortung, gewissenhaft mit eigenen Privilegien umzugehen, sie zu reflektieren und umzuverteilen. Was übrigens gar nicht so schwierig sein muss.

Das strukturelle Problem wird verschwiegen

Geht es um Ungleichheit, werden Privilegien aber meistens gar nicht erst angesprochen. Stattdessen geht es um diejenigen, die benachteiligt werden. Und darum, wie sie an ihrer eigenen Situation mitwirken. Bei Gewalt gegen Frauen werden vermeintlich individuelle Schicksalsschläge thematisiert, nicht das strukturelle Problem dahinter: männliche Gewalt. Bei rassistischen Übergriffen wird über individuelle Eigenschaften wie die psychische Verfassung der Täter gesprochen, nicht darüber, was diese Taten nährt: Weiße und ihr Rassismus.

Es ist kein Zufall, dass privilegierte Positionen hier unsichtbar bleiben. Privilegien werden unsichtbar gemacht und Ungleichheiten individualisiert. Diese diskursiven Verschiebungen erlauben es den Privilegierten, Ungleichheiten zu thematisieren, ohne über Machtverhältnisse zu sprechen, an denen sie mitwirken.

Ähnlich ist es bei Sprache: Die Norm bleibt unmarkiert. Wir haben Begriffe, um etwa Menschen mit Migrationshintergrund zu benennen, Menschen ohne Migrationshintergrund bezeichnen aber einfach als: Menschen. Manchmal fehlen uns aber auch die Begriffe, um privilegierte Gegenpositionen zu beschreiben, oder wir kennen sie nicht. Viele cis Menschen wissen zum Beispiel gar nicht, dass sie cis sind oder was das bedeutet. Auch deswegen geht es oft erst einmal darum, privilegierte Positionen überhaupt sichtbar zu machen, indem man sie benennt.

Seit einiger Zeit werden privilegierte Positionen wie Männlichkeit, Weißsein oder Heteronormativität vermehrt erforscht. In der Forschung wird beispielsweise Weißsein als eine kollektive Erfahrung verstanden. Und: Weil Privilegien strukturell verankert sind, braucht es auch strukturelle Antworten wie Erbschaftssteuern, Reparationen oder Quoten.

Verzicht ist selten harmonisch

Auf diese Ungerechtigkeiten könnte auch auf individueller Ebene reagiert werden: Ein weißer Mann kann zum Beispiel auch ohne Quote einen Engagement ablehnen und stattdessen eine Frau of Color vorschlagen. Das ist zwar sinnvoll, aber: Solange er in einer patriarchalen Gesellschaft als Mann wahrgenommen wird, wird er weiterhin strukturell privilegiert. Er kann davon ausgehen, dass er für seine Arbeit angemessen entlohnt worden wäre, dass er auch in Zukunft Jobanfragen erhalten wird, dass er sogar dafür gelobt wird, auf den Job verzichtet zu haben – am systemischen Charakter von Privilegien ändert er also wenig.

Und natürlich läuft Verzicht selten so harmonisch. Der Soziologe Aladin El-Mafaalani beschreibt das Verhältnis zwischen Teilhabe und Diskriminierung so: Stellt man sich die Gesellschaft als Kaffeetisch vor, gibt es Menschen, die lange am Tisch saßen und ganz selbstverständlich bestimmten, wie der Kuchen zubereitet und verteilt wurde. Nach und nach kommen aber immer mehr Menschen an den Tisch. Sie wollen Plätze, sie wollen etwas vom Kuchen, aber sie wollen auch zur Wort kommen, Ansprüche erheben und mit­entscheiden, wie der Kuchen gemacht und verteilt wird.

Wer dieser Metapher folgt, wird gegenwärtige Debatten um Gleichstellung oder Repräsentation als Zeichen gesellschaftlichen Fortschritts verstehen. Und man wird verstehen, weshalb diese Debatten so hitzig abgewehrt werden: Um soziale Gerechtigkeit zu ermöglichen, reicht es nicht, Privilegien sichtbar zu machen – Privilegierte müssen aktiv verzichten. Es ist also verständlich, dass sich die Frage nach Privilegien für Privilegierte oft wie eine Einschränkung anfühlt – das ist sie schließlich auch. Nur: Es ist ein legitimer und rechtlich verankerter Anspruch von marginalisierten und diskriminierten Menschen, Mitsprache, Teilhabe und Rechte einzufordern – auch ohne Rücksicht auf Privilegierte.

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64 Kommentare

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  • Jetzt wissen wir ganz viel nur nicht wie der Autor über seine eigenen persönlichen Privilegien denkt.

    Zum Beispiel über das Privileg für die taz schreiben zu dürfen. Das haben viele andere nicht!

    Und es gibt sicher noch einig weitere Privilegien die ihn gegenüber anderen Menschen besser stellen.

    Darüber durften wir leider nichts erfahren.

  • Das Beharren darauf, dass Weiße gegenüber anderen "Races" grundsätzlich privilegiert wären und die Überlegung, eventuell großzügig auf Privilegien zu "verzichten", hätte in seiner Arroganz und Überheblichkeit manches mit der Ideologie von "White Supremacy" gemeinsam, wäre es nicht so falsch und absurd. Denn alle "Privilegiertheit" ist kontextabhängig und relativ. Man begebe sich einmal nachts als Weißer allein in ein südafrikanisches Township und denke dann darüber nach, was von der "Privilegiertheit" noch übrig ist. Man reise einmal nach Japan und erkläre den verblüfften Japanern und Japanerinnen, man fühle sich ihnen gegenüber privilegiert. Die Höflichkeit wird diese davon abhalten, die eingebildete Langnase einfach auszulachen.

  • Es ist keine besonders gute Idee, derart komplexe und auch verschiedenen Thematiken in einemArtikel über "Privilegien" zu subsumieren.

    Dann kratzt man an Oberflächen, so gutgemeint und berechtigt das Anliegen sein mag.

  • „Ein Versprechen liberaler Demokratien im globalen Norden lautet schließlich soziale Gerechtigkeit.“



    Sehr steile These. Vielleicht gibt es das Versprechen nicht verhungern und erfrieren zu müssen, und ich nehme an, dass es etwa in den USA selbst dafür keine Garantie gibt. Aber alles drüber hinaus? Eher optional, von Staat zu Staat unterschiedlich und allenthalben im Rückbau begriffen.



    Wenn überhaupt existiert diese plumpe Illusion, dass es jeder, aber keineswegs alle, theoretisch irgendwie „schaffen“ könnte, nach ganz oben oder so. Das aber als Gerechtigkeit zu verklären, meine Fresse.

    • @Ruhig Blut:

      ... sagen wir mal soziale Gerechtigkeit wesentlich besser hinzubekommen als die sozialistischen/kommunistischen Staaten. Aber die sollen ja noch nie irgendwo existiert haben :-)

  • Wie läuft das eigentlich bei der taz, muss man da 3 Seminarscheine Gender/Kolonialismus-Studies vorlegen, um dann endlich auch den IMMER GLEICHEN Text nochmal umformuliert schreiben zu dürfen?

    Könnte die taz nicht einfach einen festen link auf sagen wir mal eine Anthologie großzügig platzieren?

    Oder, um das Ganze mal etwas aufzulockern, eine Art White Guild Tertris Textbauspiel programmieren?







    Andererseits bin ich natürlich selbst Schuld, immer wieder mitzulesen, in der Hoffnung auf EINEN neuen Gedanken, der aber einfach nicht kommt.

  • Mal als Denkanstoß:



    Es ist ein Privileg, kein weißer alter Mann zu sein. Warum? Weil man dann immer pauschalisierend verbal auf die alten weißen Männer eindreschen kann.

    Diskriminierung auf Grund des Geschlechts, der Hautfarbe, des Alters ist pfui. Auch bei alten weißen Männern.

  • und doch ist es eine akademische Diskussion.



    Schon die ersten Menschenhorden hatte Privilegien. Der eine der besser mit dem Speer umgehen konnte - ist das schon Privileg? Oder erst wenn er auch das Filetstück bekam?



    Oder die, die aus Mammutknochen Figuren schnitzen konnte und dafür Anerkennung bekam. Ab da war sie als Künstlerin priviligiert. Weil es ja nicht bei der abstrakten Anerkennung blieb, sondern weil sie dann beim nächsten Mal nicht das Feuer hüten musste.



    Fazit, solange Menschen irgendetwas machen, bleibt das grundsätzliche priviligieren nicht aus. Daher sollte man sich auf gesellschaftlich notwendige Einschränkungen der Privilegien konzentrieren, aber nicht bei Null anfangen. Diejenigen die darüber nachdenken sind schon so was von priviligiert.

  • Das Wort Privileg ist schon beschrieben und die Bedeutung festgelegt. Ich brauche kein Neusprech, Danke und Tschüß.

    www.duden.de/rechtschreibung/Privileg

    Es ist kein Privileg von Männern weißer Hautfarbe, heterosexueller Orientierung und fortgeschrittenen Alters Minister, Regisseur, Professor, CEO u.v.a. zu werden. Ein Privileg geht mit einer Zusage einher, mit einem Ausschluss anderer. Da dem nicht so ist, ist all dies nicht mein Privileg.



    Mein Leben ist eher zäh, meine Chancen waren eher Mittel, noch habe ich angestrebt zu den Mächtigen, Vermögenden und Einflussreichen zu gehören. Diese Kategorie betrachte ich eher mit Abneigung, egal ob sie Mann, Frau, sonstwas sind, egal welche Religion, Hautfarbe, Sexualität. Dem Autor geht es wohl nicht so. Nicht gleiche Teile für alle, sondern mehr Teile für wenige.

    • @Hampelstielz:

      Danke, Sie nehmen mir den Text aus der Tastatur. Es gibt zumindest in Deutschland keine Privilegien, denn es haben alle dieselben Rechte und Diskriminierung ist strafbar. Dass trotzdem teils diskriminiert wird, begründet kein Privileg, sondern ist schlicht ein Gesetzesverstoß, der entsprechend geahndet gehört.

  • Ja, Herr Prado, es gibt Privilegien vielfältigster Art, und einige verdienen es in der Tat, problematisiert zu werden, andere werden uns immer (mehr oder weniger) begleiten: das Privileg, eine gut aussehende Frau zu sein; das Privileg, groß zu sein; das Privileg, ein Einzelkind gewesen und gutes Elternhaus gehabt zu haben; das Privileg, gesund zu sein...

    ALLEIN DIE DOSIS MACHT DAS GIFT: Ohne Unterlaß die Gesellschaft nach Spuren noch kleinster ‘Privileg-Differentialen’ abzuscannen, halte ich weder für Sie, noch für die Gesellschaft als vernünftig.

    Sie werden durch dieses ständige ‘Sich-Vergleichen-Müssen’ nicht glücklich werden in ihrem Leben. Im Gegenteil – es dürfte eher ein Rezept für Unglück sein. Manchmal hilft es auch, an der Schraube des eigenen Anspruchs zumindest ein wenig zu drehen.

    Sehen wir zu, daß wir die großen Mißstände angehen - aber alle Ideologien, die eine 100%-ige ‘Lösung’ im Blick haben, sollten wir mit größter Vorsicht betrachten: Die unerwünschten Nebenfolgen bei dem Versuch, ‘perfektest’ zu sein, können beträchtlich sein, wir alle kennen das Phänomen der ‘Verschlimmbesserung’. In aller Regel ist z.B. eine 80%-ige Erfüllung der weisere Weg.

    Ich möchte Sie auch darauf hinweisen, daß es so etwas wie verdiente Privilegien gibt: z.B. eine fachliche ‘Autorität’ in einem Handwerk oder irgendeinem Spezialgebiet geworden zu sein, dank harter Arbeit.

    Ich möchte Sie auch darauf hinweisen, daß Unterschiede zwischen sozialen Gruppen z.B. in der Repräsentation in bestimmten Berufen, Unterschiede auch im Einkommen nicht automatisch auf Diskriminierung – und auf Privileg - verweisen: Ziehen Sie kulturelle Unterschiede, Traditionen, Kompetenzen und Interessen in Betracht. Sie werden auch deutliche Unterschiede zwischen Katholiken und Protestanten, oder zwischen Zuwanderern russischer und italienischer Herkunft finden

  • Die schönsten Privilegien haben die Vermögenden. Erbschaftssteuer - Freibeträge von 500.000 € und dann darüber Erbschaftssteursätze ab 7%. Keine Vermögenssteuer und die letzte Vermögensabgabe gab es 1952.

    Wie war das doch noch im obigen Artikel, darauf weist doch sogar Piketty hinsichtlich Vermögensakkumulation hin:

    "Und natürlich läuft Verzicht selten so harmonisch. Der Soziologe Aladin El-Mafaalani beschreibt das Verhältnis zwischen Teilhabe und Diskriminierung so: Stellt man sich die Gesellschaft als Kaffeetisch vor, gibt es Menschen, die lange am Tisch saßen und ganz selbstverständlich bestimmten, wie der Kuchen zubereitet und verteilt wurde. Nach und nach kommen aber immer mehr Menschen an den Tisch. Sie wollen Plätze, sie wollen etwas vom Kuchen, aber sie wollen auch zur Wort kommen, Ansprüche erheben und mit­entscheiden, wie der Kuchen gemacht und verteilt wird."



    Piketty:



    Mögliche Folgen wachsender Ungleichheit -

    Piketty erklärt, dass die Ungleichheit sowohl die Demokratie als auch die wirtschaftliche Basis der Gesellschaft bedrohe. Die Demokratie sei bedroht, da Vermögenskonzentrationen Machtkonzentrationen bedeuteten und die politische und gesellschaftliche Teilhabe der Mehrheit der Gesellschaft verringerten. Die wirtschaftliche Grundlage der Gesellschaft sei bedroht, da ohne Verringerung der Einkommensungleichheit und insbesondere Vermögensungleichheit möglicherweise zukünftig geringes Wirtschaftswachstum herrschen werde. Technologischer Fortschritt werde wohl nicht das Wachstum des 20. Jahrhunderts zurückbringen.

    Als Lösungsvorschlag diskutiert Piketty eine jährliche, progressive Vermögensteuer von bis zu 2 % verbunden mit stark progressiver Einkommensteuer, im Spitzensatz von bis zu 80 %."

  • Solange sauberes Wasser, ausreichend Nahrung, Sicherheit, Kindheit ohne Misshandlung, Bildung, Berufsschancen und guter Wohnraum Privilegien sind, besteht das Gefühl, durch den Satz "Check your privilege" bedroht zu werden. Kommt auch daher die hitzige Abwehr?



    Jedenfalls wird ohne Umverteilung, Armutsbekämpfung und Umweltschutz kein vernünftiger Dialog über Situationen, Erfahrungen und Umgang zwischen den verschiedenen Gruppen möglich sein.

    • @aujau:

      Um für mich zu sprechen: Das ist keine Abwehr, sondern blankes Entsetzen darüber, daß sich diese discordianische Denke aus dem Elfenbeinturm immer breiter macht.



      Wer zu Ausbeutung schweigt, möge das bitte auch zum Thema "Diskriminierung" tun. Ohne Klassenstandpunkt bleibt von intersektionalen Erkenntnissen nämlich nichts als (Neologismen und) Spalterei, die sich bestens in die neoliberale Zwietrachtproduktion einfügt.

      Der Idee eines gemeinsamen Kampfs wird das Ringen von Interessensvertretungen entgegengestellt. Die Kategorisierung von Menschen (aufgrund von Merkmalen wie Hautfarbe, Sexualität, Geschlecht,...), die es für progressive Kräfte lange Zeit lang zu überwinden galt, soll nunmehr forciert, gefestigt und gepflegt werden - unter Zuhilfenahme von "Identitäten", die individueller gar nicht ausfallen könnten. Es sind nicht die Profilvorgaben der sozialen Medien, die sich der Realität anpassen - die normative Wirklichkeit passt sich immer weiter an derlei Profilvorgaben an. Das erstickt jede peergroupübergreifende Solidarität im Keim.

      Die Hintergründe von Produktionsverhältnissen und Besitztum kommen gar nicht mehr zu Sprache und wenn doch, dann werden Sie - wie hier - zu "historisch gewachsenen Privilegien" mystifiziert und geradezu naturalisiert.

      Das Bild mit dem Kuchen macht diese gefährliche Entwicklung überdeutlich: Menschen begegnen einander nur noch in miteinander konkurrierenden Verteilungskämpfen. Als letzte verzweifelte Option gegenseitiger Unterstützung bleibt dann nur noch eventueller Verzicht und freiwilliges Abgeben - ein moralischer Appell, der sich vom Almosen-Erflehen der Kirchen nur darin unterscheidet, daß er behauptet ein völlig neuer Ansatz zu sein.

      Wenn sich diese Denke durchsetzt, ist die Idee, die Bäckerei zu übernehmen ein für alle mal Geschichte.

      • @Walter Sobchak:

        Treffender Kommentar.

      • @Walter Sobchak:

        Danke.

      • @Walter Sobchak:

        „Als letzte verzweifelte Option gegenseitiger Unterstützung bleibt dann nur noch eventueller Verzicht und freiwilliges Abgeben - ein moralischer Appell, der sich vom Almosen-Erflehen der Kirchen nur darin unterscheidet, daß er behauptet ein völlig neuer Ansatz zu sein.“

        Ganz genau. Und das bei all der sonstigen Radikalität in den Forderungen und individuellen Schuldzuweisungen. „Blankes Entsetzen“, allerdings.

      • @Walter Sobchak:

        Sie bringen es auf den Punkt.

      • @Walter Sobchak:

        Bravo! Da schließe ich mich gerne an!

  • "Doch wer seine Privilegien nicht reflektiert, trägt aktiv zu Ungleichheiten bei."

    Der Artikel geht das Thema Privilegien auf höchstem Niveau. Alles unter diesem Niveau wird ausgeblendet.

    Z.B. Laut dem Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen leiden rund 821 Millionen Menschen weltweit an Hunger (Stand 2017), also etwa jeder neunte (11 %).

    Das wird im Artikel ausgeblendet. "wer seine Privilegien nicht reflektiert, trägt aktiv zu Ungleichheiten bei". Der Artikel träg dazu bei.

  • "Es gibt weiße Männer und Männer of Color, reiche Männer, ..."



    ... Männer mit Behinderungen, Männer unterschiedlicher psychischer Verfasstheit, Männer aus der Arbeiter*innenschicht ...

  • "Wenn es heißt, ein Mann werde wegen seines Geschlechts privilegiert, bedeutet das nicht, dass er kein herausforderndes Leben mit Hindernissen haben kann – es heißt nur, dass er in seinem Leben nicht aufgrund seines Geschlechts noch weiteren Hindernissen begegnet."



    Ihr seid doch die Leute, die besonders tolerant wirken wollen. Warum verneint ihr dann die Erfahrungen von Männern? Offensichtlich gibt es in unserer Gesellschaft viele Männer, denen gerade aufgrund ihres Geschlechts Steine in den Weg gelegt wurden. Den meisten Männern ist klar, dass die Gesellschaft mehr Empathie mit Frauen hat und damit mehr Wert auf das Wohlergehen und vor allem das Überleben von Frauen legt.Hier sind einige überprüfbare Fakten: In Deutschland sind Männer in vielen der schlechtesten Situationen, in denen man sich befinden kann stark überrepräsentiert. Unter anderem sind Männer 80% der alleinstehenden Obdachlosen, 75% der Suizidfälle, über 80% der Verletzungen und über 90% der Todesfälle am Arbeitsplatz, die meisten sozial isolierten, haben eine 5 Jahre kürzere Lebenserwartung als Frauen, bekommen bei Problemen weniger Hilfe, in der Opferstatistik des Bundeskriminalamts von 2018 waren Männer 71,3% der Opfer versuchter Körperverletzung, 73,9% der Opfer versuchten Mordes und 70,3% der Opfer versuchter räuberischer Überfälle, Gewalt gegen Männer wird als weniger schlimm angesehen, Jungs schneiden im Bildungssystem schlechter ab, Sorgerecht, etc. Dieses Modell, bei dem Männer auf einer eindimensionalen Achse über Frauen stehen beschreibt die Gesellschaft nicht so, wie diese tatsächlich ist. Nur weil eine Struktur männerdominiert ist bedeutet das nicht, dass diese Entscheidungen im Sinne von Männern und gegen Frauen trifft. Zum Beispiel sind die meisten Juristen Männer, aber Männer bekommen 63% längere Haftstrafen für vergleichbare Verbrechen als Frauen und Männer sind ca. 98% derjenigen die von einem Polizisten getötet wurden, obwohl die meisten Polizisten männlich sind.

    • @critique1212:

      Gut argumentiert, aber das wird nicht durchdringen. Ähnlich Verschwörungstheorien werden die Beispiele und Argumente wider die Idee als Bestätigung derselben eingeflochten, wenn sich jemand Mühe gibt oder der Gehalt der Feststellung wird kindisch verneint.

  • Däh&Zisch - Mailtütenfrisch - ergänzt so:

    Na&“Hier paßt‘s doch auch!“ Indeed.



    “ "Achtung, an dieser Stelle darf k e i n e Holzwolle sein.." Holzwolle war noch in den 1970er Jahren als Verpackungsmaterial für Glas u.ä. im Einsatz, und ich kannte eine Firma, die ein solches Schnitzelwerk betrieben hat. Ist nicht mehr am Markt. Wg. Strukturwandel. Ein großes Thema für Precht und Welzer, B90/Die Grüne und Peter Unfried. Wenn die auspacken, können alle anderein einpacken. Aber womit schützen wir zukünftig Wertvolles? Heute wird statt Holzwolle gern PU-Schaum verwendet. Warm eingebracht passt er sich jeder Form an.

    kurz - Mit Marshall McLuhan -



    “Die Verpackung ist die Botschaft“



    Denn - Ohje Ohje - Begraben das 🧠 -



    Irgendwannwo anner Biegung der Spree

    Oder - wies mal Wolfgang Neuss solcherart beschrieb:



    “Herz & damit Hirn! Nix. … …



    Loch. Würden Leser dieser Zeitung niemals sagen. 'Der Mann hat eine partielle Totalitätsenorme.'

    kurz - “Eine Kirsche - ohne Kern!“

    Na Mahlzeit

  • Echt heftig, wie unpolitisch das ist. Das hier ist die ultimative Individualisierung von Ungleichheiten. In jeder Sonntagspredigt steckt mehr Systemkritik.

  • Im Herzen ist die Haltung des Autors total unpolitisch, weil: Gesellschaftsliche Ungerechtigkeiten sollen behoben werden, indem man einfach mal auf seine Privilegien verzichtet. Eine Haltung, die nur Studierende im fünften Semester oder die evangelischsten aller evangelischen Christen propagieren.



    Mich interessieren eher Leute, die was gegen Rassismus tun, anstatt eine verkorkste Wortklauber-Theorie nach der anderen aufzustellen.

    • @Achim Kniefel:

      Ansonsten: Zustimmung!

    • @Achim Kniefel:

      "weil" leitet übrigens einen Nebensatz ein, in dem das Verb am Ende steht. Da brauchen Sie den Aufriss mit dem Doppelpunkt und der falschen Satzstellung nicht veranstalten.

  • Däh&Zisch - Mailtütenfrisch - geht ran -

    “ Wortklau(b)erei-Verzicht -

    Ich will nicht verzichten



    - auf`s Dichten



    Manchmal geht`s fix,



    kostet meist nix.







    Es erfreuet die Einen,



    während andere greinen,



    und ich bleib weiterhin in Schwung



    mit lyrischer Belästigung.



    (Hält auch noch jung).“

    kurz - & geb für mich Ergänzung -



    www.simplicissimus...pdf/1/35/35_26.pdf - Erich Kästners - Arthur ärgert alle Leute - Das. Als Kind en famillie mir nickname gab & damals abgelehnt -



    In seinem - Fabian - heute! - 😱 -

  • Nun, wenn Geschlecht gesellschaftlich konstruiert ist, dann ist das sicher auch die ganze Debatte, die hier geführt wird. Das ist Kritikpunkt I: Es ist eine rein soziologisch-politische Diskussion. Wird aber so getan, als sei das eine Naturwissenschaftliche.



    Kritikpunkt II: Es wird vor allem wieder auf Geschlecht, Sexuelle Präferenz und Hautfarbe abgestellt. Abgesehen davon, dass das rassistisch und sexistisch ist: Die Wesentliche Art des Privilegs, wenn wir in einem Rechtsstaat leben, ist Einkommen und vor allem Vermögen. Wenn also der Herr tat-Autor an einem weißen, männlichen, heterosexuellen Obdachlosen vorbei geht, dann ist er der Mensch, der hier privilegiert ist.



    Von Susanne Kladden (BMW-Erbin) mal ganz zu schweigen. Aber egal, sie ist eine FRAU, daher ist der Obdachlose priviligiert.



    Kritikpunkt III: Bestimmte Fakten werden einfach ausgeblendet: Alleinerziehend, Schwerbehindert...egal. Männer werden häufiger obdachlos als Frauen. Sicherlich werden Frauen häufige Opfer sexualisierter Gewalt. Aber wer wird in der Öffentlichkeit häufiger Opfer "normaler" Gewalt? Eher Männer. Durch Männer.



    Kritikpunkt IV: Menschen werden pauschal zugeordnet. Sie sind "Weiß", weil der Autor das so will. Wenn Sie einfach Mensch sein wollen, dann beweist das, das sie böse sind. Wer einfach Mann/Frau sein will, weil das zumindest für die größte Mehrheit so passt...der muss ja irgendwie transpersonen unterdrücken. Auch wenn er keine kennt.



    Kritikpunkt V: Aus "wird nicht diskriminiert" wird "Privileg", so als ob normale Behandlung priviligiert wäre.



    Aber gut, hier geht es um Menschen, die andere abwerten als "Privilegiert", um sich besser und moralisch besser zu fühlen.

    • @Kartöfellchen:

      Guter Kommentar. Vor allem Ihr Kritikpunkt V trifft den Kern. Es ist kein verzichtbares "Privileg", nicht Opfer sexualisierter Gewalt oder rassistischer Übergriffe (beides Beispiele aus dem Artikel) zu werden, sondern ein Menschenrecht, das nicht zu "reflektieren", sondern für alle zu verwirklichen ist. Der Begriff "Privileg" führt in die Irre, wenn er für elementare Rechte verwendet wird, die jedem Menschen zustehen.

    • 2G
      2284 (Profil gelöscht)
      @Kartöfellchen:

      Ich glaube sie haben ein etwas verkürztes Bild von Intersektionalismus. Hier geht es eben darum, die Verschränkung von Privilegien, die, da stimme ich ihnen zu, sich nicht in Race Gender und Class erschöpfen, sichtbar zu machen.



      Und klar hat es ein nicht-weisser körperlich gesunder hetrosexueller cis-mann trotz der Betroffenheit durch rassismus in vielen Belangen einfacher als ein weisse, nicht heterosexuelle, körperlich eingeschräkte CIS Frau aus armen Verhältnissen, aber eben nicht in allen.



      Der Schlüssel liegt meiner Ansicht nach in den verschiedenen Formen von Diskriminierungen, die sich weder direkt miteiander vergleichen, noch gegeneinander aufrechnen lassen. Die Frau aus armen Verhältnissen wird halt trotzdem nie Rassismus erfahren, während der nicht-weisse man aus guten Verhältnissen wahrscheinlich nie die Erfahrung machen werden muss, wirklich arm zu sein, also kein Geld zu haben und auch keinen Ahnung zu haben, wen er danach fragen könnte (zum Beispiel Eltern). Das sind verschiedene Erfahrungen, die sich nicht vergleichen oder hierarchisieren lassen, und der Trugschluss, den viele ziehen ist, dass dies von irgendwem gewollt würde. Es geht nicht darum, die alpha-diskriminierte Person zu finden und sich dann zu freuen, sondern sichtbar zu machen, wie und auf welchen Ebenen Menschen schlechtere Chancen haben als andere. Ziel ist auch nicht eine Gesellschaft, die komplett frei davon ist, sondern vielmehr die Erkenntnis, dass es eben diese perfekte Gesellschaft nicht gibt (und auch überhaupt nicht geben muss), weshalb ein stetiges Hinterfragen, diskutieren und und austarieren notwendig und wünschenswert ist. Und das ist doch eigentlich sehr spannend, finde ich!

    • @Kartöfellchen:

      Ihre Aufzählung fehlt noch die Antwort auf die Frage: wem nutzt diese ganze Diskussion?

      Es nutzt wenigen Leuten, die im Namen der vermeintlich unpriviligierten Menschen eigene Privilegien pflegen - sei es finanziell oder auch nur moralisch. Es ist wie bei der Entwicklungshilfe, auch die nutzt am meisten denjenigen, die dadurch einen guten Job haben - im Namen der guten Sache.

      • @TazTiz:

        Dazu passt das z.B. Peggy McIntosh zu ihrem Text "White Privilege: Unpacking the Invisible Knapsack" gleich das passende Antidismkrimierungstraining vermarktet hat. Und das ist in diesem Kontext kein Einzelfall.

        Das daraus entstandene Geld ist dann übrigens ein "verdientes" Privileg. Übrigens eine in diesem Kontext gerne vorgenommene Unterscheidung.

        Nicht das noch jemand auf die Idee kommt Peggy McIntosh, Robin DiAngelo etc. müssten auf "ihre Privilegien verzichten". Soweit geht die Liebe zur Antidikrimierung dann doch nicht.

    • @Kartöfellchen:

      Guter Kommentar!

  • "Nach und nach kommen aber immer mehr Menschen an den Tisch. Sie wollen Plätze, sie wollen etwas vom Kuchen, aber sie wollen auch zur Wort kommen, Ansprüche erheben..." Möglicherweise haben die, die am Tisch sitzen, den Kuchen auch selbst gebacken? Ist es da nicht etwas dreist, sich dazu zu setzen und Ansprüche zu erheben? Schwaches Beispiel.

    • 2G
      2284 (Profil gelöscht)
      @Adam Weishaupt:

      Stimmt total mit dem Kuchen.

      Nur haben sie, um den überhaupt backen zu können die Zutaten von denen, die vorher nicht an den Tisch durften mit roher Gewalt entwendet, und können daher froh sein, dass die anderen nur ein Stück wollen und nicht einfach, sie, den Tisch und den Kuchen abfackeln, um mit dem Feuer ein Grillflest zu veranstalten.

      • @2284 (Profil gelöscht):

        Großartiger Konter. Wollte das auch schon formulieren, aber danke Ihnen, steht schon da.

      • @2284 (Profil gelöscht):

        Das glauben Sie ernsthaft? Dass alle Rohstoffe, die wir verwenden geklaut sind? Ok, wenn Sie meinen.

        • 2G
          2284 (Profil gelöscht)
          @Adam Weishaupt:

          Sie glauben ernsthaft, dass es in dem Beipsiel mit dem Kuchen um tatsächliche Rohstoffe geht, und ich das mit Zutaten meine?



          Privilegien funktionieren wesentlich subtiler. Und wer ist eigentlich dieses wir? Wir beide? Deutschland? Europa? Taz-Leser*innen?

          • @2284 (Profil gelöscht):

            Natürlich, auch die letzteren.

            • @Adam Weishaupt:

              Wenn man das Beispiel etwas gelassener betrachtet, werden sie merken, das von den Zutaten und Selberbacken nicht die Rede war.

              Es ging eher darum, das (privilegierte) Eliten - also die, welche bisher bestimmten, wie der Kuchen zu backen ist - weder ihre Macht noch ihren Zugriff auf Ressourcen gerne freiwillig aufgeben.

              Daraus ergeben sich dann oft Privilegien (d.h. Vorteile, die durch nichts gerechfertigt sind).

  • Jeder Mensch fühlt sich privilegiert.



    Diesem Gefühl widerspricht



    1. die Naturnotwendigkeit,



    2. die Gesellschaft.



    ad 1. Der Mensch kann ihr nicht entgehen, nicht ausweichen, nichts abgewinnen. Nur kann er durch Diät sich fügen und ihr nicht vorgreifen.



    ad 2. Der Mensch kann ihr nicht entgehen, nicht ausweichen; aber er kann ihr abgewinnen, daß sie ihn ihre Vorteile mitgenießen läßt, wenn er seinem Privilegiengefühl entsagt.

    Johann Wolfgang von Goethe

    • @Ringelnatz1:

      Wie sagte es doch unsere alte Dame?

      “Ja. Der Adel hält auf Taille. Nur der Pöbel frißt sich satt!“ - 😂 -

      • @Lowandorder:

        Kluge Dame1:

        „Den Hunger spürt nur die Kanaille, und nur der Pöbel isst sich satt. Der wahre Adel hält auf Taille, natürlich wenn er eine hat.“



        ;-)

        • @Ringelnatz1:

          handcrafted?

          • @Lowandorder:

            No.

            Wahrer Adel hält auf Taille



            Carl Millöckers Operette „Der Bettelstudent“, inszeniert von Emmy Werner



            ;-)

            • @Ringelnatz1:

              Danke. Das paßt zu dem Feger. & 💤💤

  • Ich verstehe das Konzept, aber das Ganze ist etwas, bei dem 99% der Leute nicht mitmachen. Die haben genug zu tun als sich auch noch ständig einen Kopf um die vermeintlichen eigenen Privilegien zu machen.

    Das ist etwas für die kleine Blase, die 1%, die auch das Gendersternchen aussprechen. Journalisten/Geistes- und Sozialwissenschaften/Aktivisten in dem Bereich.

  • Man sollte sich weniger solch ethisch philosophischen Grundfragen hingeben und statt dessen anerkennen, dass es keine absolute Gleichheit gibt. Das ist auch in Ordnung.

    Statt dessen sollte jeder zusehen, wie er seine eigene sozioökonomische Position verbessern und seinen Kindern entsprechend bessere Rahmenbedingungen hinterlassen kann. Echter Vermögensaufbau funktioniert eh nur über mehrere Generationen.

  • "Ein weißer Mann kann zum Beispiel auch ohne Quote einen Engagement ablehnen und stattdessen eine Frau of Color vorschlagen. Das ist zwar sinnvoll, aber: Solange er in einer patriarchalen Gesellschaft als Mann wahrgenommen wird, wird er weiterhin strukturell privilegiert. Er kann davon ausgehen, dass er für seine Arbeit angemessen entlohnt worden wäre, dass er auch in Zukunft Jobanfragen erhalten wird, dass er sogar dafür gelobt wird, auf den Job verzichtet zu haben."

    Jo, klar. Erzähl das mal jemanden, der in prekären Verhältnissen und/oder einer strukturschwachen Region lebt, vielleicht noch eine Familie zu versorgen hat und dank Hartz4 gezwungen ist, jede "zumutbare Arbeit" anzunehmen oder sich eine neue "angemessene Wohnung" zu suchen, nur um nicht sanktioniert zu werden.

    • @Deep South:

      Natürlich stimmt das nicht pauschal. Aber er wird immer noch besser dastehen, jobchancenmäßig, als die Frau, die aus ähnlichen Verhältnissen kommt.

  • Da muss man aber mit einem dicken Katalog durch die Welt laufen, um den Überblick über diese ganzen sich verschränkenden und überlagernden Privilegien zu behalten.

    • @Jim Hawkins:

      Allerdings. Wenig sinnvoll, das Thema "Privilegien" in einen Tagesartikel zu packen; da wird's dann beliebig und oberflächlich.

    • @Jim Hawkins:

      Nein Herr Hawkins einfach das teure Seminar buchen. Oder einfach niemand mehr an den Tisch lassen.

    • @Jim Hawkins:

      anschließe mich.

      Da kommen schon son paar GigaByte zusammen - wa - 👻 -

      • @Lowandorder:

        Bei einer Kapazität des menschlichen Gehirns (die Schätzungen lungern in den Petabytes [1], je nach Laune der Neurolog*innen) ist das Peanuts :-)

        • @tomás zerolo:

          Ach was!

          Sie ham ehra Privilegien im 🧠?



          Booey - Ich ahnte es - 😂 -



          &



          Nischt for unjut - wa!;)

          • @Lowandorder:

            :-)

            Nein, im Hirn sind nur die eingebildeten Privilegien. Die echten sind in der Gesellschaft. Und/oder auf der Bank :)

    • @Jim Hawkins:

      ? wieso?



      Selbstreflexion ist der erste Schritt...

      • @nolongerquiet:

        Ja klar, jeder verzichtet ein bisschen auf irgendwelche Privilegien und alles ist prima.

        Ausbeutung und Kapitalismus kommen in diesem Konzept nicht vor.

        Es richtet sich ja auch mehr an den akademischen Nachwuchs der Mittelschicht.

  • Das Leben ist kein Ponyhof. Und gerecht ist es auch nicht.

    Ganz einfaches Beispiel, an dem niemand "schuld" ist:

    Es ist vorteilhafter, als Mann 185 cm groß zu sein als 160 cm.

    • @Huck :

      Und da haben Sie ein Beispiel, bei dem Männer Opfer des Patriarchats werden.

      Die Männer mit 1,60 m haben extrem schlechte Chancen, eine Partnerin zu finden.

      Ich kenne kaum Frauen, die kleinere Männer als Partner tolerieren.

      • @rero:

        Vielleicht kennen Sie insgesamt kaum Frauen? Und vielleicht sind Ihre persönlichen Erfahrungen völlig ungeeignet, um daraus eine Verallgemeinerung zu basteln?