ZDF-Comedy-Autorin Yasmin Ayhan: Welp*innenschutz nicht angesagt
Bei Jugendsünden sollte man Gnade walten lassen. Nur war ZDF-Comedy-Autorin Ayhan schon erwachsen, als sie das Ende Israels propagierte.
S olidaritätsbekundungen in den sozialen Medien waren ganz auf ihrer Seite, sowohl für die WDR-Mitarbeiterin Nemi El-Hassan als auch für die Comedian Feyza-Yasmin Ayhan, die als Gag-Autorin für eine Comedy-Reihe des ZDF arbeitet: weil deren offen israelfeindliche und antisemitische Posts und Performances ruchbar wurden. Die Frage, die sich berechtigterweise stellt: Muss man arabischstämmigen Jungerwachsenen nicht politische Statements verzeihen können?
Würde ein Verzicht auf deren Mitarbeit in öffentlich-rechtlichen Sendern nicht das Klischee in den migrantischen Communities nur bestärken, nicht die Münder aufmachen zu dürfen. Tja, kommt drauf an. Wer die Frage so aufwirft, will sie auch schon so beantwortet haben: Ach, nun habt euch mal nicht so! Sind doch professionelle Leute, Frauen zumal, Jugendsünden wachsen sich aus.
Ja, das stimmt, was auch dadurch bewiesen wird, dass eine Fülle von Kader*innen maoistischer Organisationen in der Bundesrepublik in den Siebzigern einen Massenmörder wie den kambodschanischen Politiker Pol Pot als guten Mann priesen und wenige Jahre später, nach Jahren im postlinksradikalen Abklingbecken der grünen Partei, sehr verfassungspatriotisch in unsere Staatsapparate hineinwuchsen – in der Regel sehr erfolgreich.
Dasselbe könnte auch bei den beiden in Verruf geratenen Medienarbeiter*innen der Fall sein, die sich noch in jüngerer Vergangenheit darin gefielen, fiese und dämonisierende Mitteilungen gegen Israel abzusetzen, und zwar solche, die nicht nur den früheren Premierminister Benjamin Netanjahu kritisierten, sondern auf die Auslöschung ganz Israels zielten.
Aber, was soll’s: Beide, El-Hassan wie Ayhan waren erwachsen, als sie sich im modischen Plappersound des Postcolonial Style äußerten. Und wollen nun doch Karriere machen. Sollen sie, und zwar hochwillkommen. Aber vorher möchten wir erkennen, dass sie sich politisch zu mäßigen wissen. Welp*innenschutz – der ist hier unangebracht. Terrorverherrlichung, etwa der Hamas, verdient akut Zurückweisung, keine Verharmlosung.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Streit um tote Geiseln in Israel
Alle haben versagt
Comeback der Linkspartei
„Bist du Jan van Aken?“
Nach Taten in München und Aschaffenburg
Sicherheit, aber menschlich
Soziologische Wahlforschung
Wie schwarz werden die grünen Milieus?
Klimaneutral bis 2045?
Grünes Wachstum ist wie Abnehmenwollen durch mehr Essen
Nach Absage für Albanese
Die Falsche im Visier