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Ukraine-Solidarität in SüdamerikaRealitätscheck für Olaf Scholz

Bernd Pickert
Kommentar von Bernd Pickert

Lateinamerika will sich im Ukrainekrieg auf keine Seite schlagen. Enttäuschung darüber ist fehl am Platz – Engagement aus Europa hat man dort lange vermisst.

Bundeskanzler Olaf Scholz am 31. Januar vor der Kathedrale von Brasilia Foto: Ueslei Marcelino/reuters

D ie Reise des deutschen Bundeskanzlers Olaf Scholz nach Argentinien, Chile und Brasilien, also in die drei politisch und wirtschaftlich bedeutsamsten Länder Südamerikas, ist zu einem Realitätscheck geworden. Alle drei Länder sind progressiv regiert, die Präsidenten kommen aus Parteien, die Scholz’ Sozialdemokratie nahestehen – aber beim Versuch, sie in die Solidarität mit der angegriffenen Ukraine einzubinden, beißt Scholz auf Granit.

Zwar haben alle drei Länder in der UN-Vollversammlung Anfang März 2022 den russischen Einmarsch in die Ukraine verurteilt, auch wenn Gabriel Boric in Chile und Luis Inácio Lula da Silva in Brasilien da noch gar nicht im Amt waren. Aber keines von ihnen ließ sich in die internationalen Sanktionen gegen Russland einbinden, und nicht nur die drei, sondern vermutlich kein einziges lateinamerikanisches Land würde heute Waffenlieferungen an die Ukraine zustimmen.

Das liegt nicht daran, dass die drei Regierungen ideologisch irgendwelche Bedenken gegen das Recht auf Verteidigung hätten, der Meinung wären, es sei in Ordnung, Nachbarländer zu überfallen, oder Putins antiliberalem völkisch-machistischem Ideen­ersatz etwas abgewinnen könnten.

Was bei diesem Besuch aufscheint, insbesondere bei der bemerkenswerten Pressekonferenz von Scholz und Brasiliens Lula da Silva, ist etwas anderes: Erstens: Bei allem Interesse an wirtschafts- und energiepolitischer Kooperation mit Europa wollen sich die lateinamerikanischen Staaten in der neu aufkommenden Blockkonfrontation auf keine Seite schlagen.

Denn was Deutschland seit einem Jahr diskutiert, zu große Abhängigkeit von Russland und China, kennt Lateinamerika im Verhältnis zu den USA schon viel länger. Das Auftreten Europas, aber eben auch Chinas und in sehr eingeschränktem Maße auch Russlands nach dem Ende des Kalten Krieges hat Handlungsspielräume und Alternativen eröffnet, die man nicht wieder schließen will.

Zweitens aber auch: Mit Sputnik, RT und dem in Venezuela beheimateten Telesur gibt es gleich drei größere Medienplattformen, die in ganz Lateinamerika tagesaktuell russische Positionen verbreiten. Aufsetzend auf ein westliches Glaubwürdigkeitsproblem angesichts der früheren Unterstützung aller noch so brutalen lateinamerikanischen Militärdiktaturen fällt es nicht schwer, alternative Diskurse populär zu machen, wie sie jetzt Brasiliens Präsident in der Pressekonferenz zum Besten gab.

Eine regelbasierte Außen-, Militär- und Menschenrechtspolitik, wie sie Europa jetzt zu Recht in der Ukraine verteidigt, hat Lateinamerika weder von den USA noch von Europa erfahren, im Gegenteil. Eine Äquidistanz zu beiden kriegführenden Parteien, wie sie Lula andeutet, ist da noch das Beste, was der Westen erwarten kann.

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Bernd Pickert
Auslandsredakteur
Jahrgang 1965, seit 1994 in der taz-Auslandsredaktion. Spezialgebiete USA, Lateinamerika, Menschenrechte. 2000 bis 2012 Mitglied im Vorstand der taz-Genossenschaft, seit Juli 2023 im Moderationsteam des taz-Podcasts Bundestalk. Bluesky: @berndpickert.bsky.social In seiner Freizeit aktiv bei www.geschichte-hat-zukunft.org
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49 Kommentare

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  • 9G
    95820 (Profil gelöscht)

    So sind sie halt, die BRISC-Staaten. Immer gut frisiert.

  • Lula sagt „Brasilien hat kein Interesse am Verkauf von Munition, die in diesem Krieg verwendet werden kann“ – Genau, mit Betonung auf DIESEM. Denn auch mit Lula als Präsidenten werden bei uns Waffen und Munition eifrig produziert (Firma Taurus, z.B.) und in alle Welt verkauft. Und das geschieht ja nicht, um sie hernach nicht zu verwenden. Es ist kein Lula-Pazifismus (wie ich meine, dass das in Europa häufig so missverstanden ist). Es ist zweierlei: eine BRICS-Solidarität und ein anachronistisches typisch lateinamerikanisches Reflexüberbleibsel aus den Zeiten des Kalten Krieges: USA die Putschbösen, Russland und China die sich raushaltenden Guten. Selbst dann noch hält diese Einst-Realität-zu-Fatamorgana in „linken“ Latinobetonköpfen, wenn Putin dabei ist Russland durchzufaschistoidisieren und die ukrainische Zivilbevölkerung zermalmen zu lassen.



    PS: Warum Chile z.B. als „wirtschaftlich und politisch bedeutsamer“ als Kolumbien vom Autor taxiert wird, bleibt (mir) verborgen.

    • @Ardaga:

      Wie in der "Friedensbewegung". Wenn die USA eine Diktatur stürzen, sind sie voll motiviert, russische Kriege interessieren sie nicht.

      • @Ciro:

        Das entspricht doch nun wirklich nicht den Fakten! Erinnern Sie sich nicht mehr an die Kritik beim Afghanistan Einmarsch der Russen? Oder an Tschetschenien?

  • Ist ein bisschen eine wirre Logik, dass man das Richtige nur tut, wenn zuvor "Engagement aus Europa" gekommen ist. Lula sagt ja selbst, dass es ein völkerrechtswidriger Angriffskrieg ist.

    • @Eric Parpart:

      Yep. Er sagt nur nicht, dass Brasilien irgendeinen Sheriffstern trägt, der es verpflichten würde, sich in die Bresche zu schmeißen und in den Krieg auf irgendeine Weise einzugreifen. Das soll halt tun, wer sich berufen fühlt...

  • Aufgrund eigener (nicht repräsentativer) geschäftliche und private Kontakte mit ausländischen Menschen kann ich sagen, dass "links" wie wir es in Deutschland sehen, selbst bei erklärten Linken im Ausland zunehmend nur noch Kopfschütteln und Ungläubigkeit hervorruft. Da kann man viele Beispiele, die über die Frage der Panzerlieferungen hinausgehen, nennen, das würde aber hier zu weit führen.

  • Tippfehler:



    "aber beim Versuch, sie in die Solidarität mit der angegriffenen Ukraine einzubinden, beißt Scholz auf Granit"

    Muss korrekt heißen: "beim Versuch, sie die Ukraine ebenfalls mit Waffen zu überschütten zu lassen, beißt Scholz auf Granit"

    Waffen ist nicht gleich Solidarität. Harter Aufprall wenn Scholz auf echte Linke trifft.

    • @Jalella:

      Sie meinen, echte Linke sind für faschistische Regierungen, wie die in Russland?

      Ich weiß nicht, ob bei dieser Definition von Linkssein alle so mitgehen.

    • @Jalella:

      Wahrnehmungsfehler:



      Russland überschüttet die Ukraine mit Waffen, Zerstörung und Mord, die Ukraine benötigt unsere Solidarität um überleben zu können.

  • Warum "was hat Lateinamerika mit Europa zu tun"?



    Nach der Logik könnten die Europäer auch sagen, was geht uns die Unterdrückung im Iran an.

    • @Ciro:

      Es gibt - gerade außerhalb Europas - sicherlich nicht wenige, die ungerührt mit "Nix." beantworten würden.

      Die selbsterklärte - und dabei auch nur recht selektiv ausgeübte - Allzuständigkeit Europas und der USA für "richtiges" staatliches Gebahren ANDERER Länder wird weltweit nicht unbedingt als nachahmungswürdig gesehen. Da hat man mindestens mal andere Probleme, als sich (auch noch) die Finger an Konflikten zu verbrennen, die anderswo toben.

      Das ist eine Realität, mit der wir leben müssen. Wir fragen ja auch sonst die Brasilianer, Argentinier oder Chilenen nicht vorher, ob sie es ok finden, wenn wir Regime X oder Land Y zur globalen Bedrohung erklären und entsprechend sanktionieren. Warum also mithüpfen, wenn der "westliche" Machtblock mal wieder ein Hühnchen zu rupfen hat? Man hat schließlich genug eigene Probleme. Da muss man sich nicht auch noch an anderer Leute Konflikten die Finger verbrennen.

    • @Ciro:

      Die "Europäer" gehen den Kampf gegen Unterdrückung ja auch sehr selektiv an. Im Iran prangern sie an. Ähnliche Gesetze in Saudi Arabien werden ignoriert. Und mit Ägypten wird gekuschelt. Auch wenn der Diktator dort die Gefängnisse vollstopft.

      Die "Europäer" sind einfach nicht glaubwürdig.

      • @warum_denkt_keiner_nach?:

        Stimmt schon.

        Aber warum soll das dann alles Engagement ausschließen. Lieber gegen einiges Unrecht kämpfen als gegen gar keines. Die Ukraine soll demnach der Vernichtung preisgegeben werden, weil ja auch Ägypten usw. nicht sanktioniert wird.

        • @Ciro:

          Der moralische Zeigefinger wird eben nicht mehr ernst genommen, wenn er nur erhoben wird, wenn es gerade passt.

    • @Ciro:

      Offenbar ist die Bundesregierung ja auch der Meinung, dass uns Iran nichts angeht. Aktivitäten wie vom Range der Ukraine kann ich da nicht sehen.

      Oder im Kongo verhungern Menschen durch blutige Bürgerkriege.

      Oder in Afghanistan erfrieren Menschen.

      Mit denen haben wir offenbar auch "nichts zu tun".

  • Scholz und seine Bitten um Waffenunterstützung für die Ukraine, ein Trauerspiel. Das Gewalt wenig bewirkt, kennen sie aus Erfahrung am eigenen Leib.Die etwas andere Sichtweise der Südamerikaner auf Ereignisse in Europa tun gut.



    Sie belegen, das es auch ohne Waffen geht, wenn man will.



    Und das Europa, oder auch der "Westen", mitnichten eine "Werte basierte" Politik betreibt, wissen sie aus Erfahrung.



    Scholz ist ein Leiser. Nicht auszudenken, hätte er das Aussenamt dorthin geschickt. Die Chefin haut mit dem Hintern um, was andere vorher umsichtig hingestellt haben.

    • @Hans Jürgen Langmann:

      Was meine Sie mit "ohne Waffen"? Brasilien HAT doch die Waffen (und weiß auch genau warum). Es will sie nur nicht hergeben.

    • @Hans Jürgen Langmann:

      Das würde ich gern sehen, wie man sich ohne Waffen gegen einen Vernichtungskrieg wehrt.



      Natürlich müssen wir darauf hinarbeiten, eine friedliche Welt zu schaffen. Aber es gibt eben noch Menschen, die das nicht teilen und die kann man nicht bei Kaffee und Kuchen überzeugen.

      • @Ciro:

        "Vernichtungskrieg"

        Gab es dort mal. Geführt von der Wehrmacht und ihren Verbündeten.

        • @warum_denkt_keiner_nach?:

          ...und gerade wird wieder vernichtet, was seit dem letzten Krieg aufgebaut wurde. Welche Vokabel man dafür verwendet, ist eigentlich müßig. Denn die Aussage, dass man so einen Krieg, wie Russland ihn führt, als Nation nicht ohne Waffen überlebt, bleibt wahr.

        • @warum_denkt_keiner_nach?:

          Richtig.

          Leider nicht der einzige geblieben, wenn auch gottlob natürlich seitdem nichts annähernd der Shoah.

          • @Ciro:

            Also lassen wir es doch bitte dabei, echte Vernichtungskriege als solche zu bezeichnen.

            Der aktuelle Krieg ist schrecklich genug. Man muss ihn nicht noch schrecklicher reden.

            PS: In der Sowjetunion sollten nicht nur die Juden vernichtet werden.

            • @warum_denkt_keiner_nach?:

              Auch richtig, die slawische Bevölkerung war für sich auch ein Feindbild der Nazis.

              Russland macht doch selbst keinen Hehl daraus, dass sie die Ukraine vernichten wollen. Zudem sieht man es, die Angriffe auf Zivilisten und zivile Strukturen sind mehr und härter als es Versehen wären.

  • Die Meldung zeigt eigentlich schon alles auf, warum Lateinamerika und Afrika, dort sehr sehr reserviert sind. Wer dran denkt nur mit paar Unterstützungsgeldern und warmen Worten, die Länder dazu bewegen zu können, ist halt falsch gewickelt. Naja mal schauen vielleicht kann ja Amerika wie sonst auch mal wieder bissel "Druck" ausüben....

  • Die Bundesregierung hat das Betteln zur politischen Methode erhoben. Der eine bettelt in Katar um Gas der andere in Brasilien um Munition. Das ist einfach nur noch peinlich. Die Welt lacht über die selbstgerechten Deutschland und lässt Deutschland auf seiner Betteltour abblitzen. Recht so.

  • Korrektur "die drei politisch und wirtschaftlich bedeutsamsten Länder Südamerikas" ist leider falsch.



    Wenn wir nach BIP gesamt gehen, liegt Kolumbien weit vor Chile. Wenn wir nach BIP per capita gehen, wäre Uruguay statt Argentinien eines Besuchs wert gewesen.



    Beides sollte ein Auslandsredakteur eigentlich wissen.

    • Bernd Pickert , Autor des Artikels, Auslandsredakteur
      @Martin Eugenio Restrepo:

      BIP 2021



      Kolumbien 314 Mrd. USD



      Chile 317 Mrd. USD

  • Niemand wird geködert.



    Welches Menschenbild ist das denn? Die Geköderten sind also willenlose Objekte?

  • Schlimm schlimm, diese Ignoranz gegenüber der Ukraine und den Demokratieinteressen in Osteuropa.



    Die russische Propaganda hat ihre Wirkung.



    Doch es ist auch ein eigener Faktor Selbstgerechtigkeit und Egoismus.



    Vor Jahren trat ja Ernesto Cardenal aus der FSLN aus und 700 Gruppen in der Nicaragua-Solidarität forderten Daniel Ortega zum Rücktritt auf - und er solle seine diktatorische Gewalt beenden.



    Entsprechend unterscheiden sich die Medien: ila und lateinamerika nachrichten versus amerika21.com



    Letztere voller Verschwörungspropaganda.



    Lateinamerika ist ja nicht eine Stimme.



    und bei den Wafffenlieferungen kommt es ja auf die Empfänger an, ob sie sie einsetzen wollen.



    Es ist ja richtig, dass Waffenhandel nach Mexiko illegal ist. Aber in Mexiko ist das Ermorden der Bürgermeisterkandidatin noch illegaler.



    Selbstverständlich ist die neue Sozialrechts-Internationale von unten zu organisieren mit den Selbsthilfe-initiativen in allen Teilen der Welt. In der Ukraine, wie im Iran, wie in Honduras.



    Und Ecuadors aktueller Präsident ist eben nicht so korrupt wie Raphael Correa, der wegen dem Ausverkauf und Knebelverträgen an China angeklagt wurde.

    • @Land of plenty:

      "Schlimm schlimm, diese Ignoranz gegenüber der Ukraine und den Demokratieinteressen in Osteuropa.

      Die russische Propaganda hat ihre Wirkung."

      Natürlich. Die russische Propaganda. Die Menschen in Lateinamerika sind ja so dumm und fallen auf alles rein...

      Es könnte natürlich auch sein, dass sie keine Interesse daran haben, sich in die Machtkämpfe des Westens mit anderen Ländern hinein ziehen zu lassen. Und natürlich kommen sie nicht auf die Idee, den "Block" zu unterstützen, der in der Vergangenheit immer wieder Diktaturen in Lateinamerika unterstützt hat. Die Propaganda von der Verteidigung von Freiheit, Menschenrechten und Demokratie nimmt den USA und ihren Verbündeten in Südamerika niemand ab.

  • Guter Kommentar. Vielleicht hätte man noch etwas ausführen können, dass die meisten Lateinamerikaner in ihrem Leben schon Diktaturen oder autoritäre, extrem ungerechte Regime erdulden müssen. Diese wurden fast immer von den USA unterstützt. Deshalb sitzt das Misstrauen tief.

  • Ich habe den Eindruck, dass Europa Lateinamerika überhaupt nicht verstanden hat. Lateinamerika hat einen Dialogprozess vorgeschlagen, um eine nicht kriegerische Lösung für Russlands Invasion in der Ukraine zu finden. Die Linke in Lateinamerika sind seit Jahren ein Opfer der Massenmedien mehr während rechte Regierungen, die den USA nahe stehen - man denke nur an die Geschehnisse in Peru oder Columbia, so dass progressive Regierungen und linke Lateinamerikaner der Meinung sind, dass ein hegemonialer Diskurs, wie er derzeit über die Invasion in der Ukraine geführt wird in Europa, nicht die absolute Wahrheit ist. Andererseits führt die Übergabe von Waffen aus sowjetischer Produktion an die Ukraine und deren Austausch gegen US-Waffen zu einer erneuten Abhängigkeit von den USA und Europa. Es schmerzt die Europäer und die US-Amerikaner, weil Lateinamerika über Ressourcen verfügt, die sie brauchen für ihre Energie und Konsum und die sie auf Kosten der einheimischen Bevölkerung plündern wollen. Nein zum Krieg, nein zu Waffenlieferungen, mehr Waffen, mehr Tote. Ich denke es ist ein Fehler zu sagen das RT so große Einfluss hat über uns, das zeigt eine Überhebung von die europeos gegen über die latinoamericanos.

  • Der Norden hat sie schlecht behandelt, also unterstützen sie jetzt indirekt einen Vernichtungskrieg. Bekomme ich nicht zusammen, tut mir leid.

    Ersterem sollte anders begegnet werden.

    • @Ciro:

      Wenn sie sich mal mit Südamerika beschäftigen werden sie feststellen, dass die USA dort auch sowas wie einen Vernichtungskrieg mit unzähligen Opfern geführt haben. Wo war da unsere Solidarität? Wir fordern immer von anderen moralisches Handeln und selbst wenden wir uns immer wieder ab wenn wir handeln müssten. Russland hat denen nichts getan. In Südamerika und Afrika haben wir unsere Glaubwürdigkeit verloren da wir selbst immer wieder aus wirtschaftlichen und geopolitischen Interessen unmoralisch Handeln.

  • „Eine regelbasierte Außen-, Militär- und Menschenrechtspolitik, wie sie Europa jetzt zurecht in der Ukraine verteidigt, hat Lateinamerika weder von den USA noch von Europa erfahren, im Gegenteil. Eine Äquidistanz gegenüber beiden kriegführenden Parteien, wie sie Lula andeutet, is da noch das Beste, was der Westen erwarten kann.”



    Eben. Warum sollten die lateinamerikanischen Staaten ihre Blockfreiheit aufgeben, wo die russische Aggression sie überhaupt nicht betrifft? Brasilien ist nicht das Baltikum und Argentinien nicht Finnland. In der Vergangenheit war es doch eher der US-amerikanische Expansionismus, den sie fürchten mussten.



    Und sie sind selbstbewusst genug, um nicht einfach die europäische Perspektive auf den russisch-ukrainischen Konflikt zu übernehmen. Der Westen tut gut daran, dass so zu akzeptieren.

    • @Abdurchdiemitte:

      Liegt ja auch daran, dass wir fast keine eigene europäische/deutsche Position haben. Dieselben Nachrichten gibt es auch in den USA. Vor der Entsendung von Panzern, war sowohl in FRa und USA zu hpöre, nein Kampfjets gibt es nicht und Bodentruppen auch nicht. Dann erhöhte man hier den druck aus den Medien und Lobbyvereinen der Rüstugnsindustrie...D liefert Panzer und schwups 1 Tag danach. USA und FRA lassen verlauten, ach warte mal Kampfjets sind so schlimm ja jetzt eigentlich nicht. Und die nächste Runde geht. Mal schauen wie lange es diesmal dauert bis spätestens D umfällt.

      Solange lateinamerikanische Länder nicht sehen das es eine eigene europäische oder zumindest deutsche Politik gibt, wird es auch dabei bleiben, dass sich solche Länder raushalten aus direkter Einmischung. Und das zu Recht.

      • @Daniel Drogan:

        Das mit dem Fehlen einer europäischen oder deutschen Politik würde ich so dramatisch jetzt nicht sehen … außen- und sicherheitspolitisch ist es tatsächlich immer noch eher ein Verstecken hinter den breiten Schultern der USA. Da gebe ich Ihnen recht.



        Ökonomisch ist es aber keinesfalls so, dass Europa ein Zwerg ist … ich vermute mal eher, dass hier bewusst auf Understatement - denken Sie beispielsweise an die “blutigen Hände” Frankreichs in einigen afrikanischen Staaten - gemacht wird, um der globalen Verantwortungsübernahme beispielsweise im Hinblick auf soziale und Klimagerechtigkeit auszuweichen.



        Auch würden die politisch Verantwortlichen in Europa gerne der Frage ausweichen, wie denn die europäische Nachkriegsordnung nach Beendigung des russisch-ukrainischen Krieges aussehen könnte und wie man dabei mit Russland - dem Elefanten im Raum - umzugehen gedenkt.



        Die hier doch deutlich zutage tretenden geopolitischen Interessengegensätze zwischen den USA und den osteuropäischen Staaten auf der einen und Westeuropa, insbesondere Deutschland auf der anderen Seite können momentan mit Verweis auf die russische Aggression noch überspielt werden. Das wird nicht ewig so funktionieren.

  • 6G
    669638 (Profil gelöscht)

    Es ist begrüßenswert, dass Südamerika sich nicht ködern lässt. Warum auch? Um dann hinterher wieder ausgenommen zu werden?

  • Tja. Hätte Uns Strauß nicht so sehr mit Colonia Dignidad gekuschelt.

    Verstörender finde ich allerdings, dass heute noch die Hanns-Seidel und Friedrich-Naumann Desinformationskampagnen zur letzten Verfassungsabstimmung finanziert haben. Die trauern wohl noch Pinochet und den Chicago Boys nach.

    Dafür ist Scholz doch noch relativ freundlich empfangen worden.

  • Ich habe den Eindruck, dass Europa Lateinamerika überhaupt nicht verstanden hat. Lateinamerika hat einen Dialogprozess vorgeschlagen, um eine nicht kriegerische Lösung für Russlands Invasion in der Ukraine zu finden. Die Linke ist seit Jahren ein Opfer der Massenmedien vor allem während Rechte Regierungen, die den USA nahe stehen - man denke nur an die Geschehnisse in Peru -, so dass progressive Regierungen und linke Lateinamerikaner der Meinung sind, dass ein hegemonialer Diskurs, wie er derzeit über die Invasion in der Ukraine geführt wird, nicht die absolute Wahrheit ist. Andererseits führt die Übergabe von Waffen aus sowjetischer Produktion an die Ukraine und deren Austausch gegen US-Waffen zu einer erneuten Abhängigkeit von den USA und Europa. Es schmerzt die Europäer und die us-Amerikaner, weil Lateinamerika über Ressourcen verfügt, die es braucht, und die sie auf Kosten der einheimischen Bevölkerung plündern wollen. Zum Schluss will ich nur sagen: Nein zum Krieg, nein zu Waffenlieferungen, mehr Waffen, mehr Tote. Und schließlich, wenn es moralisch gut ist, einem überfallenen Volk Waffen zu schicken, dann warten wir immer noch darauf, dass sie dem palästinensischen Volk Waffen schicken, um sich gegen die Invasion des Staates Israel zu verteidigen. Aber sie werden es nicht tun, das Leben der Palästinenser ist das Leben eines Europäers nicht wert, und das sehen wir auch in Lateinamerika.

    • @alf...:

      Kann ich in weiten Teilen nur zustimmen.

  • Das Engagement Deutschlands in Südamerika ist gut und zukunftsgerichtet.



    Die , zu Recht, zu verurteilende Jahrelange Politik der USA ist eben das, die Geschichte der USA, nicht Deutschlands.



    Dass die Beziehungen zu Bolsonaros Zeiten eingefroren wurden, war ebenfalls korrekt.



    Gut, nun die Gunst der Stunde zu nutzen, eine engere Zusammenarbeit mit anderen Demokratien auszubauen und somit deren Erhalt zu festigen.

  • Das selbe gilt für den afrikanischen Kontinent. Das Russland und China als Alternativen zu Europa und den USA angesehen werden ist eigenes Verschulden.

    • @Andreas J:

      Na denn viel Spaß mit den uneigennützigen Ländern wie China und Russland. Hoffentlich geht er nicht den Weg wie Daniel Ortega.

      • @Klempner Karl:

        Och, wir waren und sind ja immer so uneigennütz. Ich frage mich, woher solche Vorstellungen - wir die Guten, die niemals ausbeuten - kommen.

      • @Klempner Karl:

        Wer ein uneigennütziges Land sucht, muss in einer anderen Galaxie suchen.

        Im Übrigen sind die Menschen keine unmündigen Kinder. Sie wissen durchaus, dass niemand Mana streut.

      • @Klempner Karl:

        Sind die USA und Europa etwa uneigennützig?