Start der Corona-Nachverfolgungs-App: Besser als befürchtet

Die Corona-App soll helfen, die Pandemie einzudämmen. Ob man sie nutzt, bleibt eine persönliche Entscheidung.

Ein Smartphone mit dem Logo der Corona-App

Warnung vor der Infektion: So soll das Logo der Corona-App aussehen Foto: Michael Kappeler/dpa

Zu spät? Ja, das kann man so sehen. Die erste große Sars-CoV-2-Infektionswelle scheint hierzulande durch zu sein, und sicher wäre zu Zeiten hoher Infektionszahlen die Bereitschaft, eine App zur Eindämmung der Pandemie herunterzuladen, größer gewesen. Macht aber nichts. Denn erstens ist nicht gesagt, dass eine zweite, dritte oder x-te Welle ausbleibt. Zweitens hat sich die Zeit gelohnt, weil die Bundesregierung währenddessen auf ein privatsphäre-freundlicheres Modell umgestiegen ist.

Und drittens gibt es, mit Blick auf den Winter, noch etwas Zeit, um Mängel oder Fehler, die sich erst bei breiterer Nutzung zeigen, noch zu beheben. Zum Beispiel das absurde Vorgehen, dass positiv getestete Nutzer:innen mitunter bei einer Hotline anrufen müssen, um sich ihren Code für das Freischalten der Warnmeldung abholen zu können. Unpraktisch, sabotageanfällig und abträglich für den eigentlich guten Datenschutz der App.

Ab Dienstag werden sich also viele Menschen fragen: Installieren oder nicht? Das ist eine berechtigte Frage – und zugleich ein bisschen absurd. Wer hat sie sich schließlich schon einmal in der Tiefe gestellt bei der Installation der letzten Wetter-App? Bei der App, die die Jogging-Strecke trackt? Beim heruntergeladenen Spiel für die bevorstehende Urlaubsfahrt?

Was sich derzeit schon sagen lässt: Gemessen an dem, was Durchschnittsnutzer:innen so auf ihren Smart­phones laufen haben, wird die Corona-Tracing-App eine der unkritischsten sein. Handelsübliche Apps schicken persönliche Daten an Drittanbieter, sammeln, was sie kriegen können, räumen sich weitgehende Zugriffsrechte auf möglichst alles ein und Open Source sind sie schon gar nicht.

Komplizierter wird die Abwägung, wenn die Ansprüche andere sind. Das betrifft etwa Menschen, die ihr Android-Gerät mühevoll so konfiguriert haben, dass es ohne Google-Dienste läuft oder die aus gutem Grund kein Smartphone besitzen. Und weil es am Ende um Gesundheitsfragen geht, individuelle, gesellschaftliche, lässt sich diese Abwägung nur selbst treffen. Notfalls jeden Tag aufs Neue.

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schreibt über vernetzte Welten, digitale Wirtschaft und lange Wörter (Datenschutz-Grundverordnung, Plattformökonomie, Nutzungsbedingungen). Manchmal und wenn es die Saison zulässt, auch über alte Apfelsorten. Bevor sie zur taz kam, hat sie unter anderem für den MDR als Multimedia-Redakteurin gearbeitet. Autorin der Kolumne Digitalozän.

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