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Prozess zu Polizeigewalt in DortmundFreisprüche für die Polizei im Fall Mouhamed Dramé

2022 töteten Polizisten den 16-Jährigen Dramé in Dortmund. Nun hat das Gericht ein milderes Urteil gefällt, als es die Staatsanwaltschaft gefordert hatte.

Hinter diesem Eisenzaum in Dortmund wurde der damals 16-jährige Mouhamed Dramé von der Polizei erschossen Foto: dpa

Dortmund taz | Freisprüche für alle fünf angeklagten Polizist:innen: Im Prozess um den von der Polizei erschossenen Geflüchteten Mouhamed Dramé hat das Landgericht Dortmund am Donnerstag das denkbar mildeste Urteil verkündet. Die Kammer blieb damit noch unter der Forderung der Staatsanwaltschaft, die zehn Monate auf Bewährung für den Leiter des Einsatzes gefordert hatte.

Die Po­li­zis­t:in­nen hätten sich allesamt in einer zumindest vermuteten „Notwehrsituation“ befunden, sagte der Vorsitzende Richter Thomas Kelm zur Begründung. Gegen das noch nicht rechtskräftige Urteil kann ein Antrag auf Revision beim Bundesgerichtshof in Karlsruhe gestellt werden.

Klären sollte der seit einem Jahr laufende Prozess einen katastrophal gescheiterten Polizeieinsatz: Am 8. August 2022 hockt Mouhamed Dramé im Hinterhof einer katholischen Jugendhilfeeinrichtung in der Dortmunder Nordstadt. Der junge Mann aus dem Senegal gilt als suizidgefährdet und hält sich ein Messer gegen den Bauch. Verschiedene Be­treue­r:in­nen versuchen, ihn anzusprechen, doch Dramé reagiert nicht. Um 16.25 Uhr bittet der Leiter der Einrichtung deshalb telefonisch die Polizei um Hilfe.

Vorrücken und Einpfeffern. Das volle Programm. Die ganze Flasche!

Thorsten H., Einsatzleiter

Was dann geschieht, sorgt bei Zeu­g:in­nen des Einsatzes noch heute für blankes Entsetzen: Um 16.47 Uhr, nur 22 Minuten nach dem Notruf, feuert der Polizeibeamte Fabian S. 6 Schüsse auf den Hilfsbedürftigen ab. Dramé stirbt im Krankenhaus – er wird nur 16 Jahre alt.

Zwar gibt es von dem Einsatz keine Filmaufnahmen, die Bodycams der Be­am­t:in­nen waren ausgeschaltet. Was in diesen 22 Minuten bis zu den tödlichen Schüssen passiert, ist durch den durchgängig aufgezeichneten Notruf und den Funkverkehr der Po­li­zis­t:in­nen dennoch gut dokumentiert: Schnell fasst Einsatzleiter Thorsten H. den Plan, Mouhamed Dramé durch den massiven Gebrauch von Pfefferspray von einem möglichen Suizid abzuhalten.

Der Jugendliche soll so dazu gebracht werden, sich an die Augen zu fassen und dafür das Messer fallen zu lassen. Zuvor, um 16.44 Uhr, sprechen ihn zwei Polizeibeamte auf Deutsch und Spanisch an – doch Dramé spricht nur Wolof und Französisch. Nur eine Minute später gibt Thorsten H. seiner Kollegin Jeannine B. den fatalen Befehl: „Vorrücken und Einpfeffern. Das volle Programm. Die ganze Flasche!“

Doch die Polizistin trifft Dramé nicht in die Augen. Stattdessen geht ein diffuser Pfefferspraynebel auf den Jugendlichen nieder, der weiterhin eingezwängt in einer Ecke des Innenhofes hockt. Links neben und hinter ihm sind Mauern, vor ihm ein mindestens 1,80 Meter hoher schwarzer Metallzaun mit scharfen Spitzen. Mouhamed Dramé versucht, dem Reizgasnebel über die einzige Möglichkeit zu entgehen, die ihm bleibt – und läuft mit dem Messer in der Hand nach rechts auf Po­li­zis­t:in­nen zu, die sich dort postiert haben.

Die versuchen noch, ihn mit Elektroschockern zu stoppen. Nahezu zeitgleich, nur 0,771 Sekunden später, zieht auch Fabian S. sechs Mal den Abzug seiner Waffe, einer Maschinenpistole vom Typ Heckler & Koch MP5. Das Kriegsgerät führt die nordrhein-westfälische Polizei in jedem Streifenwagen in zweifacher Ausführung mit.

Nicht nur in der seit mehr als einem Jahrhundert migrantisch geprägten Dortmunder Nordstadt werden die tödlichen Schüsse schnell zum Politikum: An jedem Prozesstag bauen Ak­ti­vis­t:in­nen eine Mahnwache vor dem Landgericht auf: „Gerechtigkeit für Mouhamed“, fordern sie auf großen Transparenten – und „Strukturellen Rassismus bekämpfen“.

Protest im Gerichtssaal

Die Beamten weisen diese Vorwürfe von sich. Richter Kelm urteilte nun ebenfalls, dass der Todesschütze von einem Angriff Dramés hätte ausgehen können. Auch Einsatzleiter Thorsten H. habe sich nicht strafbar gemacht. Zwar habe der keine Alternative für seinen katastrophal gescheiterten Einsatzplan bedacht, zwar sei auch klar gewesen, dass Mouhamed Dramé vor dem Pfefferspray nur in Richtung der rechts postierten Po­li­zis­t:in­nen fliehen konnte.

Doch der Richter urteilte: „Im Nachhinein ist man immer schlauer besonders, wenn man im Gerichtssaal sitzt“. Vor Ort aber seien „in der Kürze der Zeit“ Alternativen wie der Einsatz von Dol­met­sche­r:in­nen und Psy­cho­lo­g:in­nen nicht denkbar gewesen. Um den Suizid zu verhindern, habe Einsatzleiter H. schnellstmöglich eingreifen müssen, so Kelms Fazit – andernfalls habe sich der Polizist sogar ebenfalls strafbar machen können.

Auch Befehlshaber Thorsten H. hält seine Einsatzplanung, die er nach den Worten von Oberstaatsanwalt Carsten Dombert nie hinterfragte und „stumpf in die Tat umgesetzt“ habe, ebenfalls noch heute für richtig. „Soll ich warten, bis sich Herr Dramé ein Messer in den Bauch rammt? Und 11 Polizisten stehen drum rum und tun nichts“, hatte an einem vorangegangenen Prozesstag gefragt. Nebenklage-Anwältin Lisa Grüter hielt ihm dagegen vor, er habe den Einsatz von Pfefferspray, Elektroschockern und Maschinenpistole gegenüber Dramé nicht einmal androht.

So bleibt auch nach dem Gerichtsprozess die Frage, warum 22 Minuten nach dem ersten Notruf ein hilfebedürftiger Jugendlicher sterbend am Boden lag – getroffen von Kugeln aus einer Maschinenpistole der Polizei.

Die mehr als 50 Zu­schaue­r:in­nen im Gerichtssaal, die bereits ab 7 Uhr morgens vor dem Landgericht auf Einlass gewarteten hatten und die Erklärungen von Richter Kelm mit entsetzten Gesichtern und teilweise zusammengebissen Lippen verfolgt hatten, reagierten sofort: „Justice for Mouhamed“, skandierten sie noch im Gerichtssaal – und: „Das war Mord.“

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66 Kommentare

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     Eure Taz.
  • Nachdem ich es in meiner früheren Tätigkeit im Rettungsdienst mehr als einmal erleben durfte, wie PolizistInnen bei Einsätzen mit Menschen in psychischen Ausnahmezuständen nicht nur hilflos und wenig kompetent, sondern im Gegenteil offensichtlich absichtlich eskalierend vorgegangen sind, wundert es mich nicht, was hier geschah. Ohne in diesem Fall böse Absicht unterstellen zu wollen, scheinen allzu viele PolizistInnen einfach nicht ausreichend geschult und sensibilisiert für den Umgang mit Menschen in psychischen Ausnahmesituationen. Und dann gibt es noch die, denen es Spaß macht, "draufzuhauen". Im Allgemeinen brauchen diese Täter in Uniform auch keine Verurteilung zu fürchten, denn man deckt sich gegenseitig, und einem "psychisch Gestörten" glaubt ja sowieso niemand. Traurig aber wahr.

  • Der wikipedia-Artikel zu dem Fall ist auch ganz informativ. Dramé wurde kam Anfang Juli 2022 schon mal kurzzeitig in Polizeigewahrsam. Schon damals hätte man ein psychologisches Gutachten anfordern können.

  • Es ist nicht akzetabel, einen offenbar Suizidgefährdeten so in eine ausweglose Situation zu bringen. Denn das ist, was man tut, wenn man jemanden mit Pfefferspray einnebelt, aus dem heraus es nur den Weg auf die Polizisten zu gibt - und dann zu argumentiern, er hätte die kühl rationale Überlegung anstellen sollen, vorher das Messer fallen zu lassen.



    Eine kühle Rationalität, die schon die Polizisten selbst in sehr viel weniger bedrängter Situation nicht mehr zu leisten im Stande waren - und das gilt für alle 5. Wenigstens einer hätte sagen können: Nicht Schießen. Wenigstens vom Einsatzleiter kann man das verlangen.

  • Man fragt sich, was Polizisten und Polizistinnen für solche Situationen lernen. Und damit meine ich nicht schlaue Theorieseminare über Selbstgefährder oder aggressiv wirkende Menschen, die in Schock, psychischer Ausnahmesituation, betrunken oder unter Drogen sind.



    Sondern ich meine die praktische Seite: nicht die Aussage, bei Abgabe von Schüssen, um jemanden in einer gefährlichen Bewegung zu stoppen auf ein Bein zu zielen. Sondern die praktische Fertigkeit, dass auch -unter Streß- tatsächlich zu können. Nicht nur zielen - treffen.



    Und dann kommen die Berichte in Erinnerung, dass Schießtraining eher eine Randerscheinung in der Bildung und Aufrechterhaltung von Fähigkeiten ist. Mangel an Munition, Zeit, Schießständen und-und-und.



    Wieso eine Maschinenpistole ? Habe die keine "normalen" Dienstwaffen. Warum haut man 6 Schüsse raus ? Sind 5 Polizisten nicht genug für die Überwältigung und sei es nur das Stoppen eines einzigen offensichtlich Verwirrten oder Verzweifelten?



    Soweit ich finden konnte, kein Warnschuß in die Luft ?



    Es ist nicht das erste Mal, daß Elektroschocker keine Hilfe waren.... Warum?



    Für so viel Versagen kann es bei diesen Folgen keinen Freispruch geben.

  • „ 6 Schüsse auf den Hilfebedürftigen ab. Dramé, nach eigenem Angaben damals 16 Jahre alt, wird im Gesicht, am Hals, in die Schulter und im Bauch getroffen. “

    Wie kann das bitte Notwehr sein? Schüsse ins Gesicht?!? Im Ernst? Ich dachte immer, die deutsche Polizei so ausgebildet, dass bei beim von Schusswaffen zur Abwehr, nicht ins Gesicht oder den Torso im Bereich lebenswichtige Organe als erstes mehrfach geschossen wird, sondern eher untere Körperhälfte, Beine.



    Und warum eine Maschinenpistole, ein Kriegsgerät, wir in dem Artikel steht, statt der üblichen Dienstwaffe.

    Und ich kann mich auch nicht im Eindruck erwehren, dass wenn Mohammed ein deutscher Jugendlicher in der gleichen Situation gewesen wäre, man mit Sicherheit nicht direkt sechs mal mit der Maschinenpistole auf Kopfhörer geschossen hätte.



    Auch wenn das jetzt natürlich spekulativ ist, aber ist es nur gefühlte Wahrheit, dass die meisten Opfer tödlicher Schüsse durch Polizisten, nicht Deutsche sind und bei nicht mitteleuropäischen Menschen, die Dienstwaffe etwas schneller zu Hand ist?

  • Vielleicht haben die Schüsse ja auch das Leben eines Polizisten gerettet?

  • "So bleibt auch nach dem Gerichtsprozess die Frage, warum 22 Minuten nach dem ersten Notruf ein hilfebedürftiger Jugendlicher sterbend am Boden lag – getroffen von Kugeln aus einer Maschinenpistole der Polizei."

    Die Polizei hat bei diesen Einsatz schlicht versagt, zumindest wenn es ihr Anliegen war den Selbstmord zu verhindern.

    "Zwar gibt es von dem Einsatz keine Filmaufnahmen – die Bodycams der Be­am­t:in­nen waren ausgeschaltet" Ganz tolle Leistung, das wasmehr Licht ins Dunkel hätte bringen können, scheitert an der Nachlässigkeit der Polizeikräfte.

    "„Soll ich warten, bis sich Herr Dramé ein Messer in den Bauch rammt? Und 11 Polizisten stehen drum rum und tun nichts“," Jetzt haben ihn halt die 11 Polizisten unnützereis gepfeffert, geschockt und mit ihrer MP letzlich umgebracht. Bilanz vom Einsatz eine trauernde Familie, eine Jugendlicher tot der eigentlich hätte gerettet werden sollen und 2 Beamte die scheinbar psychisch mehr als belastet sind.

    Ein wenig Demut und eingestehen dass Fehler gemacht wurden wäre angebracht gewesen, statt unangebrachte, impulsive Abwehrhaltung wie Herr H sie hier zeigt.

    • @Rabenbote:

      „Ein wenig Demut und eingestehen dass Fehler gemacht wurden wäre angebracht gewesen, statt unangebrachte, impulsive Abwehrhaltung wie Herr H sie hier zeigt.“

      Würde ich ähnlich sehen, bildet so mehr ein Beispiel für unzureichende Ausbildung und Mangelnde Fehlerkultur. Zwei Punkte die in der Vergangenheit auch öfters von Kriminologen identifiziert wurden.

    • @Rabenbote:

      Herr H. Hat doch recht.

      Hätten sie gewartet und der Jugendliche hätte sich umgebracht, würde er ebenfalls vor Gericht stehen und Journalisten würden ihm Rassismus vorwerfen.

      Für mich hören sich die Äußerungen der Polizisten - auch des Herrn H. - allesamt sehr demütig an.

      Es glaubt doch von ihnen keiner, der Einsatz wäre irgendwie ok gewesen.

    • @Rabenbote:

      Kurz zur Info: der Grundsätzlich entscheidet nach §15c Abs. 1 PolG NRW der Beamte mit Bodycam selber über den Einsatz von dieser.



      Nach §15c Abs. 5 PolG NRW ist "Die Aufzeichnung personenbezogener Daten, die dem Kernbereich privater Lebensgestaltung zuzurechnen sind, ist unzulässig.". Als Kernbereich privater Lebensgestaltung ist zB eine hilflose Person in psychischer Ausnahmesituation anzusehen. Bodycam war also nicht erlaubt würde ich mal behaupten.



      Was das Handeln der Polizei angeht ist es kritisch zu betrachten aber eher nicht zu verurteilen. Allenfalls die scheinbar ausgebliebene Androhung der Mittel ist ein klarer Verstoß gegen das Gesetz.



      Der Beamte musste im Endeffekt handeln, egal wie.



      Einen Psycchologen bekommt man in so einer Situation nicht einfach. Die Sozialarbeiter, die ihn kannten waren ja diejenigen, die erst die Polizei riefen, weil sie keinen Zugang fanden. Was also soll der Beamte anders machen, wenn seine Aufgabe ist, die Eigengefährdung zu beenden? Pfefferspray ist ein probates und generell wirksames Mittel, der Einsatz wird so ausgebildet.



      Mich überrascht der Freispruch mit dieser Begründung des Gerichts wenig.

    • @Rabenbote:

      Manchmal hat keiner etwas falsch gemacht und es gibt trotzdem kein Happy End. So ist das in der Realität.

  • Kurze Frage: Befand sich dieser Zaun zwischen dem jungen Mann und den Polizeibeamten? Ich meine mich zu erinnern, dass das der Fall war, laut einigen Medienberichten, bin mir aber nicht sicher.

    • @Minelle:

      Und Sie meinen, das Gericht hätte den Zaun übersehen?

    • @Minelle:

      Nein, der Zaun begrenzt die Anlage nach außen und versperrte ihm eine Seite des Fluchtwegs, aber sowohl das Opfer als auch die Polizei befanden sich auf dem Hof innerhalb der Anlage. Außerhalb des Schulhofs waren zeitweilig zwar auch einige Polizisten aufgestellt, aber nicht die 5 angeklagten.

  • 1. Ein "mildes Urteil" impliziert eine Verurteilung. Es wurde allerdings im Gegenteil ein Freispruch ausgesprochen. Vielleicht noch mal drüber nachdenken.



    2. Die Aussage der Nebenklage-Anwältin, dass der Einsatz von Pfefferspray, Elektroschockern und Maschinenpistole nicht ... angedroht wurde, entbehrt einer gewissen Logik: "Dramé spricht nur Wolof und Französisch." Welche Sprachen jemand spricht, kann man ihm natürlich nicht ansehen, oder?

    Zum Sachverhalt: Ein furchtbares Geschehen. Wenn der Tod dieses Jungen nicht völlig umsonst gewesen sein soll, muss aufgearbeitet werden - aber nicht nur der Einsatz (da sollten auf jeden Fall Lehren gezogen werden), mich würde auch interessieren, was davor geschehen ist.



    Z.B. : Wie lange war Dramé an dem Tag schon in der Einrichtung? Was löste seine Suizidgefährdung aus? Was wurde dagegen unternommen? Gibt es in der Einrichtung keine Psychologen? "Verschiedene Be­treue­r:in­nen versuchen, ihn anzusprechen...." wer hat ihn in welcher Sprache angesprochen? War den "Betreuern" bekannt, welche Sprachen er beherrschte? Ist ein Suicide by Cop auszuschließen? So viele Fragen...

    • @Jraduss:

      "Welche Sprachen jemand spricht, kann man ihm natürlich nicht ansehen, oder?"

      Ich frage mich, warum es niemand auf Englisch und Französisch versucht hat.

    • @Jraduss:

      u"Welche Sprachen jemand spricht, kann man ihm natürlich nicht ansehen, oder?"



      Stimmt. Aber englisch und französich kann man probieren, wenn es sich erkennbar um einen Menschen mit wahrscheinlich afrikanischen Wurzeln handelt. Dafür muss man die Sprachen nicht fließend sprechen - obwohl ich von Polizisten zumindest brauchbares Englisch zwingend verlange.



      Es reichen 2, 3 Dutzend einfache Sätze, die man lernen kann. Mit dem Ziel zu beruhigen, zu deeskalieren und das Adrenalin aus der Situation zu bekommen.

    • @Jraduss:

      Danke für deinen unaufgeregten und objektiven Kommentar, ehrlich.



      Sowas ist selten geworden.

  • "Rechte Rassisten höhnten dagegen, wer mit einem Messer in der Hand auf Po­li­zis­t:in­nen loslaufe, sei eben selbst schuld."

    Ich weiß nicht, ob man ein rechter Rassist sein muss um, oder ob es zwingend höhnisch ist, dies so zu sehen. Die krassen Fehler sind, wie so (viel zu) oft vorher geschehen. Es braucht eine bessere Ausbildung der Polizei im Umgang mit Menschen in psychischen Ausnahmesituationen, es braucht mehr sozialpsychiatrische Kriseninterventionsteams, einen entsprechend qualifizierten Dolmetscherpool, eine bessere Verzahnung der beteiligten Behörden/Einrichtungen.

    Abgesehen davon gibt es angeblich Aussagen seiner Familie, dass Dramé schon bei seinem Aufbruch aus dem Senegal gen Deutschland 2021 etwa 20 Jahre alt gewesen sei, also deutlich kein Jugendlicher mehr, als er starb. Das ändert nix an der Tragödie oder daran, dass sich in D endlich mal was ändern muss bzgl. der viel zu vielen ähnlichen Fälle. Aber wirkt vielleicht dem Empörungs-Buzzwording entgegen.

    • @Kawabunga:

      "Rechte Rassisten höhnten dagegen, wer mit einem Messer in der Hand auf Po­li­zis­t:in­nen loslaufe, sei eben selbst schuld."



      Ich weiß nicht, ob man ein rechter Rassist sein muss um, oder ob es zwingend höhnisch ist, dies so zu sehen."

      Das man die Polizei in Schutz nehmen will oder verteidigt ist eine Sache, aber es gibt eben diesen höhnischen Tonfall bis hin zu offenen Zelebrierung dessen was passiert ist.



      Davon ab bei einen Menschen der sich in einen psychischen Ausnahmezustand befand von "selbst schuld" zu sprechen ist in jeden Fall mindestens unangebracht.

    • @Kawabunga:

      Dazu brauchts keinen Dolmetscher-Pool. Ich habe jede Woche mit Menschen zu tun, die außer: "ich spreche kein Deutsch" genau gar nichts auf Deutsch sagen können. Jedes brauchbare Handy kann innerhalb einer Minute deeskalierende Sätze in englisch, französisch, Suaheli, russisch undundund hervorbringen. Ebenso wie die Frage, welche Sprache es sein soll.



      Eins noch: ein Messer ist zunächst einmal nur für den gefährlich, der es in der Hand hat. Das ändert sich erst, wenn der- bzw diejenige weniger als 2m nahe gekommen ist. Dann kann man immer noch schießen.



      Das sind keine Ratschläge für Herrn und Frau Mustermann in ähnlicher Situation. Das ist ein Hinweis für in Gewaltsituationen ausgebildete bewaffnete Polizisten und Polizistinnen.

  • zum Kotzen

  • Ich bin schockiert, daß schon es wieder keine juristischen Konsequenzen für einen völlig aus dem Ruder gelaufenen Polizeieinsatz gegen einen psychisch Kranken geben wird. Es ist das zigste Mal, daß solche Einsätze tödlich für diese Menschen ausgehen. Was läuft in der Polizeiausbildung schief, daß es immer wieder zu solchen Todesfällen kommt? Werden solche Einsätze überhaupt intern vernünftig aufgearbeitet oder zieht man sich darauf zurück, daß ja alles gerechtfertigt war, weil ja eine "Gefährdung" der Beamten vorgelegen hätte? Warum ist ein verpflichtendes Seminar zum Umgang mit psychisch Kranken nicht Teil der Ausbildung? Warum gibt es keine regelmäßigen Nachschulungen? Das alles sind Fragen, die ich mir seit Jahren stelle. Im konkreten Fall hätte ich erwartet, daß es wenigstens dieses Mal Konsequenzen für die beteiligten Polizisten gegeben hätte. Die Frage des Einsatzleiters "Soll ich warten, bis sich Herr Dramé ein Messer in den Bauch rammt? Und 11 Polizisten stehen drum rum und tun nichts" finde ich ziemlich übel in Bezug darauf, daß die Polizei ihn nachher erschossen hat.

    • @Irm mit Schirm:

      Dann stellen Sie sich bitte auch die Frage, warum Psychologen viele Jahre studieren, was Polizisten Ihrer Meinung nach in einem Seminar lernen sollen.

      Und warum Psychologen in gefährlichen Situationen die Polizei rufen.

    • @Irm mit Schirm:

      Es fehlt wohl nicht an Seminaren in der "Grundausbildung". Es mag an "Auffrischungsausbildung" fehlen. Vor allem aber fehlt es an Praxistraining in solcherart Situationen. Es gibt gar nicht so wenige PolizistInnen, die ein ganzes Berufsleben absolvieren und nicht einen einzigen Schuß in Dienstausübung abgeben.



      Deshalb haben so viele BeamtInnen das Adrenalin bis unter die Schädeldecke stehen, wenn es zu so einer Lage kommt.



      Das mag eine Erklärung sein - eine Entschuldigung für diesen tödlichen Ablauf ist es nicht.

    • @Irm mit Schirm:

      Man kann Ihre ganzen Fragen stellen, aber ohne zu wissen wie viele Fälle deeskaliert werden bzw. wie häufig ähnliche Situationen vorkommen generell alles infrage zu stellen finde ich schwierig. Klar jeder Fall ist zuviel und man die Schlüsse draus ziehen, aber es würde ein Unterschied machen ob 1 von 10 mit dem Tod endet oder 1 von 100.000...zum Schluß sind nämlich auch Polizisten nur Menschen die vllt viele Fehler machen oder vllt recht selten.

      • @Hitchhiker:

        Aber es fällt eben bei diesen Fällen unangenehm auf, wieviele der Opfer tödlicher polizeilicher Gewaltanwendung nicht weiß sind. Kalte Statistik nennt das "überzufällig". Und das fordert eine Erklärung.

      • @Hitchhiker:

        Ich kann Spoilern: es sind eher 1:100000 Todesfälle. Ich bin Polizist in einer 70.000 Einwohner-Stadt mit psychatrischem Klinikum. Wir haben nahezu täglich Kontakt mit mal mehr mal weniger psychisch auffälligen Menschen. 95% der Fälle laufen gänzlich ohne Gewalt ab, die restlichen 5% mittels Pfeffer oder einfacher körperlicher Gewalt. Die Schusswaffe ist und bleibt die absolute Ausnahme. Die Fälle sind dann natürlich Thema in der Presse und suggerieren irgendwelche Probleme, die es eigentlich nicht in dem Maß gibt. Die Ausbildung im Umgang mit psychisch auffälligen Menschen ist Thema in der Ausbildung und nimmt etwa eine Woche mitsamt Rollenspiel ein. Ich weiß nicht ob das reicht, aber die Polizei kann nicht alles. Dem Einsatzleiter die Schuld zu geben, weil er scheinbar nach Stand der Ausbildung handelte, wäre auch nicht richtig. Es kann nicht immer alles nach Drehbuch laufen, erst recht nicht, wenn das Gegenüber unerwartete Dinge tut mit einem Messer in der Hand.



        Wo Menschen sind, passieren Fehler.

    • @Irm mit Schirm:

      Es gibt halt Situationen da kann dich kein Training/Schulung der Welt drauf vorbereiten. Und ein Suizidgefährdeter der mit einer Waffe auf dich zu rennt, ist so ein Fall. Höchstens ein paar Millisekunden zum reagieren und im Zweifel lieber ein lebender Polizist als Angreifer.

      Dieser Fall taugt einfach nicht zum Skandalisieren, weil die Polizei nichts Falsch gemacht hat.



      Es ist eher ein Fall, den man jedem der abrutschen zu droht, zeigen sollte, das man sich einfach nicht mit der Polizei anzulegen hat.

      • @Walterismus:

        Hier ist niemand "abgerutscht" und es ist auch niemand auf Polizisten "losgegangen" oder hat sich mir diesen " angelegt". Ihre Wortfall lässt an Respekt einiges missen.

      • @Walterismus:

        Der Fall zeigt zuallererst, was u.a. auch von Kriminologen öfters bestätigt wurde, die Ausbildung von Polizisten mit Personen in psychischen Krisensituationen/psychisch Erkrankten ist unzureichend, und muss verbessert werden. Das kann man u.a. hier entnehmen taz.de/Kriminologe...schuesse/!6000538/, und die Problematik ist schon seit Jahren Bekannt.

        Sie übergehen so die Problematik das der Umgang der Polizei mit der Situation, von zentraler Bedeutung für die folgende Eskalation ist. Ebenso messen sie dem hier:



        „Nebenklage-Anwältin Lisa Grüter halt ihm dagegen vor, er habe den Einsatz von Pfefferspray, Elektroschockern und Maschinenpistole nicht einmal androhen lassen.“ und „Auch der Einsatz von Psycholog:innen wurde nie erwogen“ scheinbar keine Bedeutung bei.

        Sie liefern hier so einen relativierenden Kommentar ab, welcher primär dazu taugt/dient Versagen und Fehlverhalten zu verharmlosen bzw. zu legitimieren, und stellen so ein Beispiel für „billigen“ Populismus.

      • @Walterismus:

        "Es ist eher ein Fall, den man jedem der abrutschen zu droht, zeigen sollte, das man sich einfach nicht mit der Polizei anzulegen hat."



        Klar zeigen wir Menschen die psychisch krank sind, dass wenn sie dekompensieren von der Polizei erschossen werden könnten, dass wird defintiv zu deren Genesung bzw. psychsicher Stabilität beeitragen .

        "Dieser Fall taugt einfach nicht zum Skandalisieren, weil die Polizei nichts Falsch gemacht hat." Sie wurde gerufen um einen möglichen Selbstmord zu verhindern und hat stattdessen durch ihr ungeschicktes Verhalten dafür gesorgt das die Situatio dermaßen eskalierte, dass sie eben jenen Menschen den sie vor den Tod bewahren sollte erschossen hat. Das heißt eher die Polizei hat ziemlich viel bis alles falsch gemacht.

      • @Walterismus:

        Es ist nicht "sich mit der Polizei anlegen" wenn man gerade dabei ist, einen Suizid zu versuchen - dann in eine Wolke von dilettantisch benutzem Pfefferspray eingenebelt wird und dieser Wolke auf dem einzig möglichen Weg zu entkommen versucht.

      • @Walterismus:

        Sorry, aber das was sie schreiben ist absoluter Schwachsinn! Es gibt bei der Polizei die Ausbildung/Schulung wie man in dieser Ausnahmesituationen umzugehen hat, man wird darauf vorbereitet. Die finden nicht in allen Bundesländern und erst recht nicht Flächendeckend statt, und die Plätze die angeboten werden, wenn sie angeboten werden sind völlig unzureichend. Ich kann mich erinnern das eine Polizistin zwei Jahre darauf warten musste, um diese Ergänzung als Schulung innerhalb Ihrer Arbeit machen zu dürfen! Die Plätze sind absolut rar, und jedes Bundesland kann das handhaben wie es will! Menschen sterben weil manche Politiker und die Polizeiführung glauben bei der Polizei sparen zu müssen oder zu können, bezahlen tun das Menschen mit ihren Leben!

  • Michaela Dudley , Autorin , Journalistin/Kabarettistin

    Ich kenne eine deutsche Familie in Dortmund, die sich aufopfernd um die Familie des Getöteten kümmerte. Die Tragödie tangiert fürwahr viele Menschen.

    Ungeachtet dessen sind die Freisprüche richtig. Die schonungslos detaillierte Zusammenfassung lässt erkennen, dass gravierende Abwehrmaßnahmen nur stufenweise getroffen wurden. Es war der Junge, der die Situation leider auf fatale Weise eskalierte.

    „Schnell fasst Einsatzleiter Thorsten H. den Plan, Mouhamed Dramé ausgerechnet durch den massiven Gebrauch von Pfefferspray von einem möglichen Suizid abzuhalten.“

    Der Auszug zeugt davon, dass die Polizei keine Tötungsabsichten hatte, sondern Leben retten wollte. Bei dem mutmaßlich suizidgefährdeten Jungen handelt es sich allerdings nicht um eine unbewaffnete Person an einer Brücke. Nein, er ging mit einem Messer schließlich auf die Polizei los.

    Wer das martialische Auftreten der Polizei kritisiert, müsste verstehen, dass die sichtbare Übermacht potenziellen Tätern signalisieren soll, sich widerstandlos zu ergeben. Also Abschreckung, nicht Abknallen, ist das Ziel. Aber wer kann es einem bedrohten Polizisten übelnehmen, sich sowie seine Kolleg:innen und Unbeteiligte schützen zu wollen?

    • @Michaela Dudley:

      Abschreckung hätte hier nicht das Ziel sein dürfen, sondern Deeskalation und Beruhigung eines mental angeschlagenen Mannes.



      Die Beamten und Beamtinnen haben eigentlich alles falsch gemacht.



      Es wurde kein sozialdienstlicher Vermittler hinzugezogen, kein Psychologe und ein Mann in einer psychischen Ausnahmesituation wurde mit Pfefferspray eingenebelt, mit Elektroschocks gepeinigt und anschließend wurde er hingerichtet, weil die Beamten und Beamtinnen vor Ort in all ihrer Inkompetenz keinen anderen Ausweg bereiten könnten.



      Hier die Polizei in Schutz zu nehmen, weil diese sich selbst schützen wollte, ist an Zynismus wohl kaum zu überbieten.



      Jemanden zu erschießen den man vor einem Suizid bewahren soll, ist schon eine tolle Leistung.



      Der Richter scheint, wie in so vielen Fällen, in welchen Polizisten auf der Anklageback sitzen, voreingenommen gewesen zu sein.



      Mein Beileid geht an eine weitere Familie eines schwarzen Menschen, der durch die Hand inkompetenter Polizisten sein Leben lassen musste und, wenigsten in dieser Instanz, keine Gerechtigkeit erfahren hat.



      Ich hoffe, der BGH entscheidet anders.

    • @Michaela Dudley:

      Das Problem ist, das u.a. eine unzureichende Ausbildung hier ihren Anteil an der Eskalation hat, ihre Kollegin Dinah Riese verweist da in ihrem Kommentar auf ein Interview mit Thomas Feltes taz.de/Kriminologe...schuesse/!6000538/ und es gibt da noch ein älteres von Juliane Preiß mit Rafael Behr taz.de/Kriminologe...lizisten/!5805761/.



      Sam Spade reißt das Problem auch im zweiten Teil seines Kommentars an, und in Bezug auf die Ausbildung sprechen die beiden letzten Absätze des Artikels auch für sich.

    • @Michaela Dudley:

      Das "martialische" Auftreten der Polizei mit -bewaffneter- Übermacht mag im Seminar für nonverbale Kommunikation ja die vorgestellte Wirkung haben. Aber dabei geht es um die Konfrontation mit Kriminellen - nicht mit Personen mitten in einem möglichen Suizidversuch. Und dieser Unterschied ist wichtig.



      Den "martialisch" heißt auf deutsch: kriegerisch. Wir werden nie wissen, was im Kopf des Opfers in den letzten Sekunden vorging - aber der Gedanke, dass diese bewaffnete Macht den Suizid einfacher durchführen kann, als man selbst, ist eine Möglichkeit. Und das hat ein Einsatzleiter zu wissen und zu berücksichtigen. Dafür müssen andere Abläufe -praktisch- trainiert werden, als die gegen einen agressiven Kriminellen.

    • @Michaela Dudley:

      "Wer das martialische Auftreten der Polizei kritisiert, müsste verstehen, dass die sichtbare Übermacht potenziellen Tätern signalisieren soll, sich widerstandlos zu ergeben."

      Aha, und jemand in einer psychischen Ausnahmesituation soll das erkennen?

      "Es war der Junge, der die Situation leider auf fatale Weise eskalierte."

      Blödsinn, Auslöser waren die "stufenweise gravierenden Abwehrmaßnahmen".

      "Nein, er ging mit einem Messer schließlich auf die Polizei los."

      Ziemlich übertriebenes Wording. In dem Bruchteil der Sekunde kann das niemals so bezeichnet werden. Außerdem hätten die Polizisten ihn nicht in die Ecke gedrängt, wäre das so nocht passiert.

      "Aber wer kann es einem bedrohten Polizisten übelnehmen, sich sowie seine Kolleg:innen und Unbeteiligte schützen zu wollen?"

      Wow, haben Sie das von der DPG oder DPolG?

    • @Michaela Dudley:

      "Es war der Junge, der die Situation leider auf fatale Weise eskalierte"

      Die Richter haben die Schilderung des Einsatzleiters für glaubwürdig erachtet. Das Motiv Leben zu retten und die Anordnung vorzurücken, um den Betroffenen nach dem Pfeffersprayeinsatz zu überwältigen war dabei ausschlaggebend. Und schon konnten die Beteiligten aus der Verantwortung entlassen werden. Damit hat es sich aber auch schon.

      Eine mehr als durchsichtige Prozesstaktik. Ein motivierter Ankläger hätte die Klage anders aufgebaut und dann hätte es womöglich für die beteiligten Schützen eine Verurteilung wegen fahrlässiger Tötung gegeben.

      Der "Junge" hat nichts eskalieren lassen, er hat auch niemanden bedroht, sondern versucht den Pefferspraynebel auszuweichen.

      Und in einer derartigen Situation durch schiere Anzahl ein Szenario aufzubauen was einen Menschen im psychischen Ausnahmezustand zur Aufgabe bewegen soll ist amateuerhaft.

      Ein Bedrohungsszenario trägt bei einem derartigen Zustand nicht zur Entspannung bei.

      Abwarten bis ein Psychologe zur Stelle ist wäre richtig gewesen. Die Lage war bis dahin statisch und überschaubar. Und ein Eingriff wäre bei Veränderung jederzeit möglich gewesen.

      • @Sam Spade:

        Sie haben es mit diesen Kommentar sehr gut auf den Punkt gebracht. Volle Zustimmung meinerseits.

      • @Sam Spade:

        Er hat versucht den Nebel auszuweichen? Hat er das gesagt? Meines Wissens war stumm, die ganze Zeit.

        Wer weicht aus, indem er mit einem Messer in der Hand auf Polizisten zuläuft?

    • @Michaela Dudley:

      Sie vergessen bei Ihren "Ausführungen", daß es sich bei dem jungen Menschen um eine in einer psychischen Ausnahmesituation befindlichen Person handelte. Es ist somit etwas völlig anderes, als das was Sie von einer in dem Moment "rationalen" Person erwarten können. Genau aber da liegt das Problem, daß die Beamten genau wie Sie völlig unausgebildet und unwissend, wie man mit solchen Situationen umgeht, handelten. Und auch Ihren Behauptung, daß der Junge auf die Polizisten mit dem Messer losging, erscheint angesichts dessen, daß die Flucht des Jungen aufgrund des Pfeffersprayeinsatzes und des Tasereinsatz mehr als nachvollziehbar war und er deshalb versuchte, auf dem einzigen Weg, der ihm blieb zu entkommen reichlich zynisch. Das auch Polizisten besonnen handeln können, habe ich vor vielen Jahren von einem Bekannten erfahren, wo eine psychisch kranker Freund von ihm, der aus seiner Wohnung mit einer Armbrust auf die Polizisten schoss, durch das Hinzuziehen von meinem Bekannten und einem Polizeipsychologen zur Aufgabe überredet werden konnte. Solche "Rambomethoden" wie in Dortmund enden leider sehr oft in der Katastrophe.

      • @Irm mit Schirm:

        Genau aber da liegt das Problem, daß die Beamten genau wie Sie völlig unausgebildet und unwissend, wie man mit solchen Situationen umgeht, handelten.

        Na dann, gehen Sie hin und machen es besser. Wenn ich Sie richtig verstehe, wäre der Junge (und Sie) am Leben, wenn Sie vor Ort gewesen wären. Solche Aussagen sind recht bequem, wenn man sie in eine Tastatur tippt. Umsetzen in der Praxis ist, was zählt.

      • @Irm mit Schirm:

        M. Dramé war aber nicht mehr ansprechbar.



        Die Betreuer konnten schon nicht mehr mit ihm reden.



        Das steht im Artikel.

        Da kann ihn niemand mehr zu irgendwas überreden.

        Deshalb ist auch der Vorwurf der Nebenklageanwältin sinnlos.

      • @Irm mit Schirm:

        "Sie vergessen bei Ihren "Ausführungen", daß es sich bei dem jungen Menschen um eine in einer psychischen Ausnahmesituation befindlichen Person handelte."

        Was ihn objektiv und subjektiv aber eher mehr als weniger gefährlich machte

        • Michaela Dudley , Autorin , Journalistin/Kabarettistin
          @Moby Dick:

          Wohl wahr.

        • @Moby Dick:

          falsch.



          Das könnte anders beurteilt werden, wenn es sich um eine Schußwaffe und nicht um ein Messer gehandelt hätte. Ein Messer ist keine Distanzwaffe. Und Distanz war noch vorhanden oder konnte hergestellt werden. Dritte waren nicht bedroht.

      • @Irm mit Schirm:

        Die Beamten sind sicherlich in dieser Hinsicht geschult. Man kann sicherlich einiges verhindern, aber nicht alles.



        Ich bin immer wieder erstaunt, wie man hier an die Wirkung des Psychologen glaubt, so als ein Wundermittel, der als Deus-ex-macina alles in Ordnung bringt.

  • Das wirft sicherlich Fragen zur Ausbildung von Polizisten auf. Die subjektive Entscheidung, mit einer Maschinenpistole zu feuern, wurde vom Gericht offensichtlich nicht beanstandet. Gab es tatsächlich keine andere Möglichkeit?

    • @Joachim Kappert:

      Man hat es mit Rufen, Pfefferspray und Taser versucht. Lehrbuchmäßig stufenweise eskaliert.

  • Kann man drehen und wenden wie man will. Aber das war einfach kein George Floyd Fall. Die Beamten haben alles ausgeschöpft was ging und zwar stufenweise nach Lehrbuch. Kann man keinen Vorwurf machen.

    Machmal gibt's leider kein Happy End.

    • @Wonneproppen:

      Im Artikel steht u.a. „Auch der Einsatz von Psycholog:innen wurde nie erwogen“.

      Das Widerspricht ihrer Aussage von „alles ausgeschöpft“, und reduziert ihr Kommentar primär auf geschmacklose Relativiererei.

    • @Wonneproppen:

      Der Fall Floyd ist nicht als Maßstab heranzuziehen, da er durch seine Brutalität sehr viel Raum lässt. Im aktuellen Fall wurden vom n den Beamten trotzdem eklatante Fehlentscheidungen getroffen, die im Ableben des Opfers endeten.



      Ein vollumfänglicher Freispruch kommt hier einem Freibrief für Inkompetenz mit Todesfolge gleich.



      Wie man das, auch im Kontext der Statistiken, die belegen, dass Polizisten fast nie für Gewaltanwendung und Tötungen verurteilt werden, nicht einzuordnen bereit ist, das entzieht sich gänzlich meinem Verständnis und widert mich auch eine gehörige Portion an.

    • @Wonneproppen:

      Mit stufenweise "0,771 Sekunden später" habe ich allerdings meine Schwierigkeiten.

      • @festus:

        Nicht nur Sie.

      • @festus:

        Ein Angreifer legt in einer Sekunde acht Meter zurück laut faustformel. Laut taz lief der junge mit dem Messer in der Hand. Wie lange sollte der Beamte denn warten?

      • @festus:

        Wie viel später hätte er ihn mit dem Messer getroffen? Eine? Eineinhalb?

  • Unfassbar, mir wird einfach nur schlecht!



    Da brauchen wir uns nie wieder über rassistische Polizeigewalt in anderen Ländern echauffieren. Wäre es in der Situation ein offensichtlich "Bio-Deutscher" gewesen, es wäre niemals so ausgegangen.

    • @petermann:

      "Wäre es in der Situation ein offensichtlich "Bio-Deutscher" gewesen, es wäre niemals so ausgegangen."

      Gibt es einen Anhaltspunkt für Ihre Unterstellung?

    • @petermann:

      Ich würde das "niemals" durch "höchstwahrscheinlich nicht" ersetzen, aber dann sehe ich es ähnlich.

  • Riesentragödie aber das einzig richtige Urteil.

  • Wer eine Uniform trägt, darf in diesem Land morden, wie er möchte.



    Mit diesem Verfahren wurde der sogenannte Rechtsstaat endgültig beerdigt.

    • @TeeTS:

      Ein wenig Selbstreflektion und Impulskontrolle kann man auch beim Posten verlangen.....Denn Sie haben Zeit genug, sich gegen solche Übertreibungen zu entscheiden.



      Sie haben es ja noch nicht einmal geschafft, ihre Aussage auf Polizeiuniformen zu beschränken . Nicht dass es dann richtiger wäre...



      Aber Uniformen trägt man im Kölner Karneval auch....

    • @TeeTS:

      Knapp 25 Tote im Jahr 2024 durch Polizeischusse, 10 im Jahr 2023. bei über 45000 Polizisten und Hunderttausenden Einsätzen. Und dann solche Aussagen.



      Vielleicht mal etwas ruhigere Töne anschlagen.



      Ich formuliere mal anders - wir leben in einem sicheren Land was nicht von Polizeigewaltgeprägt ist.