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Politologin über Altersarmut bei Frauen„Rentensystem auf männlichen Lebensverlauf ausgerichtet“

Frauen bekommen durchschnittlich weniger Rente als Männer. Jutta Schmitz-Kießler kritisiert die geschönten Zahlen und die reformbedürftige Witwenrente.

Fast 50 Prozent aller Frauen arbeiten in Teilzeit: Warum wohl? Foto: Lisa Wikstrand/plainpicture
Jasmin Kalarickal
Interview von Jasmin Kalarickal

taz: Frau Schmitz-Kießler, laut Renten­atlas liegt die Durchschnittsrente bei Männern bei 1.809 Euro im Monat, bei Frauen sind es nur 1.394 Euro. Warum ­reden wir so wenig über diese Ungerechtigkeit?

Schmitz-Kießler: Diese Zahlen schönen sogar das Gesamtbild.

taz: Ach ja?

Schmitz-Kießler: Erstens werden nur diejenigen angeschaut, die 35 Versicherungsjahre vorweisen können. Das trifft aber auf Frauen in der Breite gar nicht so zu. Würde man sie miteinbeziehen, würden sie den Durchschnittswert deutlich nach unten drücken. Zweitens sind in den Zahlen alle Rentner und Rentnerinnen miteingeschlossen. Also die, die schon seit 20 Jahren Rente beziehen, genauso wie die, die jetzt gerade erst in Rente gehen. Auch das verzerrt das Bild.

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Selten sind die Ärmsten so diffamiert worden, selten war der Wohlstand so ungleich verteilt. Die taz begibt sich auf die Suche nach dem sozialen Gewissen des Landes. Alle Texte zum Thema finden Sie hier:

taz: Also bekommen Neurent­ne­r*in­nen noch weniger als die, die schon lange Rente beziehen?

Schmitz-Kießler: Ja. In Westdeutschland liegen die neu zugegangenen Frauenrenten im Schnitt bei 888 Euro und in Ostdeutschland bei 1.200 Euro. Darin sind aber alle eingerechnet, also unabhängig davon, wie lange sie in die Rentenversicherung eingezahlt haben. Der Unterschied zwischen Ost- und West liegt an der nach wie vor unterschiedlichen Erwerbsbeteiligung von Frauen im Osten und Westen. Allerdings haben sich die ostdeutschen Frauen seit der Wiedervereinigung eher an das Verhalten der westdeutschen Frauen angeglichen und arbeiten inzwischen auch häufig in Teilzeit.

taz: In den letzten Jahren ist die Erwerbsbeteiligung von Frauen stetig gestiegen. Wird das Problem der kleinen Frauenrenten also mit der Zeit geringer werden?

Schmitz-Kießler: Jein. Die Erwerbsbeteiligung von Frauen steigt zwar. Allerdings arbeiten 48 Prozent aller Frauen in Teilzeit. Teils auch in Minijobs, und da kann man sich von der Rentenversicherungspflicht befreien lassen. Das machen auch 80 Prozent der Minijobbenden im gewerblichen Bereich. Zudem ist unser Rentensystem ein Spiegelbild des Arbeitsmarktes: Nur wer lange Jahre hohe Beiträge zahlt, erhält eine hohe Rente. Es ist also auf einen typischen männlichen Lebensverlauf ausgerichtet, in dem eine (Vollzeit-)Erwerbstätigkeit über das gesamte Erwachsenen­leben hinweg ohne Unterbrechungen verfolgt wird. Das erreichen Frauen oft nicht.

Bild: Stephanny Castaneda
Im Interview: Jutta Schmitz-Kießler

ist Professorin für Politikwissenschaft an der Hochschule Bielefeld. Sie forscht und lehrt unter anderem zu den Themen Alterssicherungssysteme, Armut und Erwerbstätigkeit im Rentenalter sowie Frauenerwerbsbeteiligung und Gleichstellung auf dem Arbeitsmarkt.

taz: Im derzeitigen System gibt es eine Anrechnung von Kindererziehungszeiten, eine Witwenrente und einen Versorgungsausgleich bei Scheidung. All das zielt darauf ab, Nachteile von klassischen Frauenbiografien auszugleichen. Reicht das nicht?

Schmitz-Kießler: Bei Weitem nicht. Ein Beispiel: Pro Kind, das nach 1992 geboren wurde, können drei Jahre als Erziehungszeiten anerkannt werden. Das sind umgerechnet knapp 100 Euro Bruttorente. Aber die Einschränkungen, die durch Kindererziehung entstehen, sind nicht nach drei Jahren behoben. Deswegen bleiben viele Frauen auch danach noch in Teilzeit. Später haben sie dann einen schlechteren Zugang zu Vollzeitarbeitsplätzen, sind häufig in ihrer Karriereentwicklung eingeschränkt und haben schlechtere Stundenlöhne. Das gleicht auch die „Mütterrente“ nicht aus.

taz: Frauen übernehmen viel mehr unbezahlte Sorgearbeit, das Rentensystem basiert aber auf bezahlter Arbeit. Ist das überhaupt ein gerechtes System?

Schmitz-Kießler: Das ist eine berechtigte, aber nicht einfach zu klärende Frage. Natürlich könnten wir überlegen, was notwendig wäre, um Carearbeit besser anzuerkennen. Gleichzeitig dürfen nicht zu große Negativanreize entstehen. Wenn wir beispielsweise 20 Jahre Kindererziehungszeiten fordern würden, dann wäre das sicherlich eine angemessene Anerkennung dieser Leistung, aber würde vermutlich dazu führen, dass sich mehr Frauen vom Arbeitsmarkt fernhalten. Wir müssen deshalb grundsätzlich eine bessere Geschlechtergerechtigkeit auf dem Arbeitsmarkt einfordern. Das umfasst den Zugang zu Führungstätigkeiten oder auch die Lohnlücke zwischen den Geschlechtern.

taz: Manche würden jetzt sagen: Frauen müssen einfach mehr Vollzeit arbeiten.

Schmitz-Kießler: Natürlich würde man grundsätzlich durch mehr Vollzeitarbeit auch mehr Rentenanwartschaften erwerben. Aber es gibt noch immer keine flächendeckende und zuverlässige Kinderbetreuungsinfrastruktur, die das überhaupt zulassen würde. Frauen wägen meist ihre aktuelle Gesamtsituation ab und in dieser Gemengelage entscheiden sich viele für Teilzeit.

Das hängt nicht unbedingt mit einem Geschlechterbild zusammen, dass sie sich als Frauen insbesondere zuständig fühlen für die Kindererziehung.Außerdem kann man grundsätzlich diskutieren, ob die lebenslange Vollzeiterwerbstätigkeit weiterhin das Ideal sein soll, auf das unser Sozialsystem abstellt.

taz: Wie könnte es besser funktionieren?

Schmitz-Kießler: Ein Erwerbssystem, in dem es üblicher wird, dass beide Geschlechter sich beteiligen – sowohl an der Erwerbstätigkeit als auch an der Kindererziehung –, wäre ein großer Fortschritt. Dafür bräuchte man aber einen neuen Vollzeitstandard, zum Beispiel von 30 Stunden, damit alle gleichermaßen gute Altersvorsorge betreiben können. Daneben ­müssten eine Fülle weiterer System­fehler behoben werden.

taz: Welche?

Schmitz-Kießler: Im Sozial- und Einkommensteuerrecht gibt es eine Reihe von Anreizen, die die Erwerbsarbeit von Frauen begrenzen. Das Ehegattensplittung, die kostenlose Mitversicherung in der Krankenversicherung oder die Aussicht auf eine Witwenrente wirken zunächst für viele attraktiv. Aber beim genauen Hinsehen sind es diese Regelungen nicht. Die Witwenrente beispielsweise liegt bei 55 Prozent und sie wird nur voll ausgezahlt, wenn der Partner oder die Partnerin im Rentenalter verstirbt. Eigene Einkünfte werden über einen Freibetrag angerechnet.

Armut trotz Rente

Die Zahl der Rentnerinnen und Rentner in Deutschland, die als armutsgefährdet gelten, ist im vergangenen Jahr deutlich gestiegen. Nach Daten des Statistischen Bundesamtes kletterte die Quote bei den ab 65-Jährigen im Vergleich zu 2023 von 18,4 Prozent auf 19,6 Prozent und damit auf einen neuen Rekordwert, wie das Redaktionsnetzwerk Deutschland (Montagsausgaben) unter Verweis auf eine Anfrage der Bundestagsgruppe des BSW berichtete.

Der Anstieg um 1,2 Prozentpunkte bedeutet demnach in absoluten Zahlen eine Zunahme um rund 300.000 Menschen auf 3,54 Millionen. Die Steigerung bei den Rentnerinnen und Rentnern sei stärker als in der Gesamtbevölkerung, hieß es weiter.

Als armutsgefährdet gilt, wer weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens zur Verfügung hat. 2024 lag dieser Schwellenwert laut Statistikamt für einen Alleinlebenden in Deutschland bei 1.378 Euro netto im Monat, für Haushalte mit zwei Erwachsenen und zwei Kindern unter 14 Jahren betrug er 2.893 Euro. (afp)

Dazu kommt, dass die Witwenrente nur „geerbt“ werden kann, wenn auch geheiratet wird und beide bis zum Tod des „Ernährers“ zusammenbleiben. Die Unsicherheiten, mit denen die Regelungen verbunden sind, liegen auf der Hand.

taz: Im Jahresbericht des Sachverständigenrats 2024/25 steht, dass angesichts der schwierigen Haushaltslage die Witwenrente kritisch hinterfragt werden sollte. Ist das ein frauenfeindlicher Vorschlag?

Schmitz-Kießler: Nein, im Gegen­teil. Ich finde es durchaus attraktiv, darüber nachzudenken, die Witwenrente zu streichen – aber nicht ersatzlos. Ansonsten wäre eine Abschaffung einfach nur ein riesiger Nachteil für Frauen. Selbstverständlich muss an diese Lücke eine Regelung treten, die dazu führt, dass Frauen besser versorgt sind.

taz: Wie könnte die aussehen?

Schmitz-Kießler: Das Familienministerium könnte zum Beispiel in der Phase, in der es Elterngeld zahlt, auch Rentenbeiträge für die entsprechenden Frauen zahlen, sodass da höhere Anwartschaften erworben werden. Oder wenn Frauen im Familienkontext ihre Erwerbstätigkeit einschränken, könnte die Hälfte der Rentenpunkte des Mannes automatisch auf ihr Konto gehen. Wenn solche Regelungen an die Stelle der Witwenrente treten, fände ich das sehr fortschrittlich.

taz: Bei der Rente wird vor allem die Finanzierbarkeit diskutiert. Die Leute werden älter, es kommen weniger junge Leute nach. Wie schauen Sie auf diese Diskussion?

Schmitz-Kießler: Sie ist zu einem überwiegenden Teil von Mythen geprägt. Schon die Rentenreform im Jahr 2000 basierte auf einem prognostizierten Negativszenario, das so nie eingetreten ist.

taz: Aber die Bundeszuschüsse zur Rentenversicherung wachsen.

Schmitz-Kießler: Das stimmt nur in absoluten Zahlen, aber das gilt für vieles anderes auch – Preise, Löhne, Einnahmen der Rentenversicherung. Und daran muss man auch die Höhe der Bundeszuschüsse messen. Wenn man das macht, haben wir tatsächlich sinkende Bundeszuschüsse. Und das ist ein Problem, weil über diese Bundeszuschüsse nichtbeitragsgedeckte Leistungen finanziert werden. Zum Beispiel Rehabilitation oder die Berücksichtigung für die Kindererziehungszeiten. Genau diese Leistungen sind Stärken, keine Schwächen des Systems.

taz: Das stimmt, aber der demografische Wandel ist doch real. Wie soll man darauf reagieren?

Schmitz-Kießler: Natürlich, es gibt eine veränderte Altersstruktur. Aber Zuwanderung fängt das, was durch die niedrige Geburtenrate entsteht, häufig auf. Wir schrumpfen derzeit nicht – das gilt auch für die letzten 20 Jahre. Bei der Rente kommt es auch nicht nur darauf an, ob wir viele oder wenige sind. Es kommt auf das Verhältnis von Beitragszahlungen zu Rentenbeziehenden an.

Also: Wie schaffen wir es, mehr Menschen, auch mit Migrationshintergrund, besser in den Arbeitsmarkt zu integrieren? Wie entwickelt sich das Lohnniveau? All das bestimmt die Einnahmeseite. Vergessen werden darf auch nicht, dass auch private, kapitalmarktgedeckte Produkte mit der gleichen Bevölkerung arbeiten müssen. In der Debatte wird häufig suggeriert, dass sie „demografieresistent“ seien, aber das stimmt nicht.

taz: Um eine bessere Finanzierung zu gewährleisten, wird immer wieder die Anhebung des Renteneintrittsalters diskutiert. Im Spiegel erschien neulich ein Artikel mit der Überschrift: „Wir werden länger arbeiten müssen und das ist eine gute Nachricht.“ Sehen Sie das auch so?

Schmitz-Kießler: Wenn Sie sich die Neurent­ne­r*in­nen nach ihrem Geburtsjahr anschauen, dann sehen Sie, dass immer mehr Menschen etwas länger im Job bleiben. Wir sind trotzdem noch nicht beim jetzigen Renteneintrittsalter von 67 Jahren angelangt. Das liegt daran, dass es Berufsfelder gibt, die es strategisch nahezu unmöglich machen, dieses Rentenzugangsalter zu erreichen. Typische Beispiele sind Dachdecker oder Pflegekräfte. Wenn man jetzt hoch auf 70 Jahre gehen würde, dann führt das für einige zu einer Rentenkürzung und zu einer noch stärkeren sozialen Polarisierung im Altersübergang.

taz: Trifft es Frauen besonders?

Schmitz-Kießler: Nicht nur, aber auch, denn betroffen sind ja auch Berufsfelder wie Gastronomie oder Pflege. Diese typischen Frauen-Dienstleistungsberufe gehen ohnehin mit einem hohen körperlichen und psychischen Verschleiß einher. Für die wäre das eine weitere Verschlechterung.

taz: Was sagt es über uns aus, wenn immer mehr Rent­ne­r*in­nen weiterarbeiten?

Schmitz-Kießler: Oft wird fehlinterpretiert, dass das aus Spaß an der Sache geschehe. Auf einige trifft das auch zu. Aber die überwiegende Anzahl tut das, um mehr Geld zur Verfügung zu haben. Insbesondere Frauen arbeiten oft weiter, um ihre Armutsrenten aufzubessern. Ganz häufig sind das Alleinerziehende, die es in unserer Gesellschaft nach wie vor viel schwerer haben, sich sozial abzusichern.

Frauen haben ein sehr viel größeres Armutsrisiko, aber es trifft zunehmend auch Männer

taz: Sind Frauen stärker von Altersarmut betroffen als Männer?

Schmitz-Kießler: Eine kleine Rente ist nicht gleichbedeutend mit Altersarmut, denn es kann ja auch einen Partner mit hoher Altersrente geben. Wenn ein Haushalt weniger als 60 Prozent des durchschnittlichen Einkommens zur Verfügung hat, gilt er als arm. Frauen haben ein sehr viel größeres Armutsrisiko, aber es trifft zunehmend auch Männer. Wenn Sie die Statistik betrachten, zeigt die unter allen Rentnerinnen und Rentnern eine Armutsquote von über 17 Prozent an.

Das ist die am stärksten steigende Armutspopulation, die wir in Deutschland haben. Teilweise entstehen aus langen Beitragsjahren Renten, die nur geringfügig über dem Grundsicherungsniveau liegen. Das ist unbefriedigend in der Versorgung und führt zu fehlender Akzeptanz.

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50 Kommentare

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  • Käptn Blaubär , Moderator*in

    Vielen Dank für eure Beiträge, wir haben die Kommentarfunktion nun geschlossen.

  • Bis vor einigen Jahren mussten Frauen für private Rentenversicherungen höhere Beiträge als Männer zahlen, weil sie damals regelmäßig 8 Jahre länger Rente bezogen als Männer. Einige Frauen klagten und das führte nicht zu der erwünschten Reduzierung der Frauen-Renten-Beiträge sondern es wurden beide Rentenbeiträge angepasst und drastisch erhöht und sind seitdem gleich hoch. Hans Zimmer

    • @Johann Zimmer:

      Aktuare der Versicherer haben halt das Risiko des längernen Lebens in Summe angepasst. Mal gewinnt man, mal verliert man...



      Ich weiß jetzt nicht, ob die Richterdes EuGH hauptsächlich Männer waren oder die Entscheider bei den Versicherungen?

  • Ein große Verbesserung wäre schon einmal wenn die Pensionen von Beamten an den Rentensatz gebunden wären. Dann nur 48 % statt 70 % und auch nur der Durchschnitt der letzten 15 Jahre.

    Davon hört man aber in der Regel nichts von den Professor*innen in solchen Artikeln die in der Regel den einfachen Angestellten adressieren. Warum nur?

    • @Franz Tom:

      www.stiftung-markt...nte_2023_07_20.pdf

      Mit einigen Quellen zur weiteren Diskussion.



      Kurz:



      Debatte ist nur ABlenkung - eine wesentliche Hürde ist das Grundgesetzt



      Beamte = Ländersache und Rentenversicherung = Bund.



      Sturkurveränderungen = weniger Beamte sollte eher helfen...

  • Man hört regelmäßig die "Dachdecker-Pflege-70" Trias. Das ist Gegenstand der Berufsunfähigkeitsversicherung, die jeder braucht, der von spezifischer Erwerbsarbeit lebt. Die gesetzliche Berufsunfähigkeitsversicherung wurde zum 02.01.2001 mit einer unwirksamen Übergangsregelung abgeschafft. Es gibt seither nur noch die Rente wegen voller oder teilweiser Erwerbsminderung ohne tätigkeitsspezifischen Bezug. Das ist ein konstruktiver Mangel der Rentenversicherung bei einem auf berufsspezifische Kenntnisse aufgebauten Arbeitsmarkt.

    Beamte müssten nicht in die Rentenversicherung einzahlen, wenn die Rentenhöhe genauso berechnet würde, wie die Höhe der Ruhegehälter bei Beamten: Mit Bezug auf das Durchschnittseinkommen der beiden letzten Jahre vor Übergang in den Ruhestand. Die DRV Rentenhöhe wird aber durch ein für die meisten Versicherten unverstehbares Punktesystem bestimmt, das sich über den Durchschnitt ihres Einkommens seit Beginn ihrer versicherungspflichtigen Tätigkeit errechnet. Daher der Unterschied: Beamte sogar der einfachsten Dienstgruppen haben Ruhegehälter (+ ggf. Beihilfen) über der DRV - Durchschnittsrente, von der durchschnittlichen Witwenrente gar nicht zu reden.

  • Der Feminismus hat, als identitätspolitische Bewegung, das große Problem das er postuliert, alle Frauen hätten gemeinsame Interessen UND das dieses letztlich in maximalem Egalitarismus bestünde. Dem ist natürlich nicht so, die essenzielle Frau gibt es nicht.

    Auch die Lebensrealität ist eine andere, die meisten Frauen profitieren vom gegenwärtigen System mehr als von einer alternativen Realität, in der Ehegattensplitting, Witwenrente & Co. der Vergangenheit angehören und sie selbst in Vollzeit arbeiten "dürfen". Denn mit den meisten Arbeitnehmern ist es ja so wie bei den Rentnern, die weiter arbeiten: Man macht es wegen des Geldes und nicht weil es die Erfüllung schlechthin ist.

    Stattdessen nimmt man die Ausnahme als Regelfall an und tut so als würden die meisten Ehen geschieden, die meisten Frauen von ihren Männern verdroschen oder vergewaltigt, obwohl das völlig an der Realität vorbei geht. Natürlich sind solche Fälle fürchterlich und man sollte diesen Frauen helfen (und ihr Trauma nicht nur politisch ausschlachten) aber sie sind eben nicht die Norm.

    • @Julius Anderson:

      Das ist lustig, wenn man anfänglich Individualität heranzieht und dann am Ende von Normen spricht. Etwas über 35% Scheidungsquote ist im Übrigen jetzt nicht die große Ausnahme, die man bei der allgemeinen gesetzgebung und Regelung gar nicht erst berücksichtigen müsste, sondern irgendwie als bemitleidenswerten Ausnahmefall abspeisen kann.

  • "Wenn ein Haushalt weniger als 60 Prozent des durchschnittlichen Einkommens zur Verfügung hat, gilt er als arm."

    Wieso wird immer und immer wieder mit dieser unsinnigen Definition von Armut argumentiert?

    Auf welche Vergleichsmenge wird das durchschnittliche Einkommen denn berechnet? Mein reiches Wohnviertel? Meine arme Stadt? Mein Landkreis? Mein reiches Bundesland? Deutschland? Die EU? Ganz Europa? Die Welt? Bei jeder Berechnung kommt eine andere Armutsquote bei raus - das ist völlig nichtssagend!!

    • @Winnetaz:

      Da sich die Preise in Ihrem Wohnviertel nach den durchschnittlichen Einkommen Ihrer Region richten, ist die relative Definition von Armut gar nicht so unsinnig, wie Sie hier behaupten.



      Nicht alles lässt sich ohne weiteres zum weltweit billigsten Preis bekommen, wenn dieser nicht zufällig in Ihrer Reichweite aufgerufen wird.

  • Das Rentensystem ist nicht auf eine böse männliche Erwerbshistorie zurückzuführen sondern auf eine Familienerwerbstruktur. Daher Witwenrente und Anerkennung von Kinderzeiten.



    Heutzutage bevorteilt es vor allem doppelverdienende gutsituierte Büroangestellte mit langer Rentendauer und frühem Renteneintritt.

    • @Dromedar:In:

      Auf ein patriarchales System aus dem letzten und vorletzten Jahrhundert, das darauf baut, dass ein Gutteil an Carearbeit von fast ausschließlich Frauen für lau erbracht wird und das nur rudimentär ausgeglichen wird.

  • Das Ehegattensplitting ist ganz sicher kein Anreiz, weniger zu arbeiten. Allenfalls die Lohnsteuerklassenwahl könnte sich negativ auswirken, wenn man sich überhaupt nicht informiert.

    Fragwürdig auch folgende Aussage: "zum Beispiel von 30 Stunden, damit alle gleichermaßen gute Altersvorsorge betreiben können. " Die Altersvorsorge beruht ja nicht auf der Anzahl der erbrachten Stunden, sondern nur auf den erworben Anwartschaften.

    Zweifelhaft finde ich die Aussage zur Migration. Diese mag ganz kurzfristig für höhere Einzahlungen sorgen, auf lange Sicht werden Migrationsbiografien jedoch zu weiterer Alterarmut führen.

  • Anstatt wie üblich gegen Ehegattensplitting und Familienversicherung zu stänkern, ohne zu erklären wie durch deren Abschaffung hinterher mehr Geld im Familienhaushalt bleibt, sollte man mal daran denken, dass die Rentenzahler d.h. die Menschen, die der Rentenversicherungpflicht unterliegen, mit ihren Steuern auch das Heer der Beamtenpensionisten finanziert. Immer dran denken, Renten und Pension sind umlagefinanziert. Es gibt und darf keine Rücklagen geben, damit das System funktioniert. Geld ist genug da, man muss es nur entsprechend leiten und da Renter kaum Rücklagen bilden können, geben sie ihre Rente sofort wieder aus. Volkswirtschaftliche wären höhere Renten ein Vorteil.

  • "dass auch private, kapitalmarktgedeckte Produkte mit der gleichen Bevölkerung arbeiten müssen". Das stimmt einfach nicht. Wer in globale ETFs investiert, arbeitet mit der gesamten Weltbevölkerung, auch mit Ländern, in denen es noch einen Überhang von jungen Menschen gibt.

    • @TheBox:

      Diesen Überhang gibt es aber nur in Ländern, die wirtschaftlich eher am anderen Ende der Skala zu finden sind.

  • Da bleiben ein paar Aspekte ausgespart:

    Frauen leben länger und beziehen daher auch länger Rente.

    Migration führt auch zu Zuwanderung von Menschen die niemals auf die 35-40 Jahre kommen können. Zudem kommen sie häufig aus Regionen in denen Frauenarbeit nicht üblich ist.



    Kurz: Kurzfristig ist die jetzige Einwanderung keine große Hilfe.

  • Meines Erachtens klingt dieser Vorschlag eher rückschrittlich.



    Die Rentenversicherung sollte auf mehr Schultern ruhen, auch Gutverdienende und Beamte sollten einzahlen, es braucht mehr und bessere Kitas und keine Zementierung von überlebten Frauen/Männerbiographien.

    • @Toni Zweig:

      "Die Rentenversicherung sollte auf mehr Schultern ruhen, auch Gutverdienende und Beamte sollten einzahlen..."



      Ich hab das noch nie verstanden. Warum wird das Rentensystem besser, wenn man die Zahl der Leistungsempfänger erhöht? Zumal Beamte und Besserverdienende in der Regel länger leben sprich länger Leistung beziehen.

      • @Encantado:

        Wenn man den Bruch mit der Trennung genau dann einführt, wenn die Geburtenstärksten Jahrgänge mit der Rente anfangen, dann haben wir zuerst eine große Zahl zusätzlicher Einzahler, bevor diese genug Ansprüche gesammelt haben, um nennenwert ausgezahlt zu bekommen.



        Wer morgen in Pension geht, wird ja wegen der Änderung nicht plötzlich Rente beziehen, die Pensionsansprüche müssen ausgeschlichen werden.

      • @Encantado:

        Weil die mehr einzahlen. Dass ein Beamter quasi die Höhe seines Gehalts als Pension bezieht, wäre selbstverständlich zu überarbeiten. Wie heißt es so schön, Eigenvorsorge, kein Problem auch für die Besserverdienenden, wenn ihnen Staatskasse dann zu wenig ist..

        • @Momo33:

          NEIN!!! Beamte bekommen maximal 71,25 % der letzten Besoldung, pro Jahr bei voller Arbeit erwirbt man 1,78... %, eben maximal knapp übert 70 %.

        • @Momo33:

          Bei Beamten wird zwar die Pension auf der Basis des letzten, also höchsten, Gehalts berechnet, und die Pensionen sind in der Regel weit höher als die Renten aus der gesetzlichen Rentenversicherung. Aber dass die Beamten "quasi" die Höhe ihres Gehalts als Pension beziehen, wie Sie schreiben, stimmt nicht. Die Pension beträgt, abhängig von der Anzahl der Dienstjahre, maximal 71,75 % des Gehalts (§ 14 Absatz 1 Satz 1 Beamtenversorgungsgesetz).

        • @Momo33:

          "Weil die mehr einzahlen. Dass ein Beamter quasi die Höhe seines Gehalts als Pension bezieht, wäre selbstverständlich zu überarbeiten."



          Ah. Es geht also dann nicht um die Verbreiterung der Versicherten, sondern nur darum, den Wohlhabenden was wegzunehmen. Warum wird das dann nicht so benannt?



          Ich hol dann schon mal Popcorn. Die juristischen Schlachten beim Abschaffen des Beamtenprivilegs werden ohne Zweifel hochspannend.

          • @Encantado:

            Nein, natürlich geht's um mehr Einzahler. Ich sehe schon, nur Beamte hier.



            Ich habe keinen Überblick über all die Zulagen, die gerne nicht erwähnt werden. Wenn Sie meinen, es gibt ein Problem mit zu vielen Leistungsempfàngern, dann ist die logische Konsequenz prozentuale Senkung. Geht Rentnern auch so.



            Ehrlich, null Einsicht, dass man vielleicht mal von seinem üppigen Kuchen was abgibt. Schieflagen und so. Solidargemeinschaft, hör mir auf, gilt nur für andere.

          • @Encantado:

            :-)))

  • Die Witwen-/Witwerrenten zu streichen und dafür die Rentenanwartschaften aufzuteilen, wenn einer wegen Kindererziehung beruflich kürzer tritt, bedeutet allerdings: wenn einer stirbt, hat der andere unterm Strich bedeutend weniger und nach dem „Gnadenjahr/-splitting“ dann Steuerklasse I, viele Kosten laufen aber gleich weiter. So kommen ggf. noch 55/60 % vom Partner dazu, wenn die eigene Rente klein ist. Warum man immer kürzen will, um es besser zu machen, verstehe ich nicht.

  • Es gibt einen Haufen Menschen die weniger Rente bekommen als andere Menschen - eben weil sie nicht den Vollverdiener*Innen-Norm-bis 67-Lebenslauf haben.

    Wenn man daran etwas ändern will, wäre es eine kluge Strategie, auf breite Mehrheiten zu setzen statt auf Differenzlinien. Im Interview selbst wird das ja auch diskutiert: Wie gut!

    Deshalb ist es schade, dass Überschrift und Anreisser nur in das problematische m/w-Raster fallen.

  • "Oder wenn Frauen im Familienkontext ihre Erwerbstätigkeit einschränken, könnte die Hälfte der Rentenpunkte des Mannes automatisch auf ihr Konto gehen."

    Meine Rede schon lange. Wie können wir "die Gesellschaft" dafür sensibilisieren, dass die Frauen so viel unbezahlte Care-Arbeit auch noch mit einer niedrigen Rente bezahlen? Durch Beteiligung der Männer. Und zwar der Väter der Kinder! Einfach mit Direktabzug vom Lohn bitte. Keine großen Prozesse mit "Wahlrechten" etc. Mit Eintragung der Vaterschaft. Gleiches auch gerne bei der Versorgung von Eltern/Schwiegereltern. Auch mit einem Direktabzug von der Rente (steuermindernd). Jetzt ist es noch ein bisserl aufwändig.

    Das wird ggf. auch die Bereitschaft für Arbeitsteilung bei der Kinderbetreuung unterstützen.

    Übrigens: Sehr schade finde ich, dass ein wesentlicher Punkt in der Betrachtung fehlt. Wenn man ein Baby bekommt, ist man sehr genre bei ihm und kümmert sich. Diese bezaubernde Zeit zu verpassen ist schon fast unmenschnlich.



    Man nennt es Liebe und Fürsorge. Gleiches kommt oft zum Einsatz, wenn es um Eltern-Fürsorge geht.

    Und: Manche Frauen arbeiten auch spät noch weiter, um ihren Eheparntern zu entgehen ;-)

    • @Ansu:

      Finde das einen guten Ansatz, aufwändig wäre das nicht ... Rentenpunkte können übrigens über das Rentensplitting übertragen werden, das ist aber nicht so einfach zu durchschauen :-)

    • @Ansu:

      Wenn zwei Eltern verheiratet sind, sind sie doch eine Wirtschaftsgemeinschaft und stehen füreinander ein. Wie genau das ausgestaltet ist, sollte den Eheleuten selbst überlassen sein und staatlich angeordnet werden.

      Möglichkeiten gibt es: der Mehrverdiener kann dem anderen ein Spar-/ETF-Konto füttern, er kann ihm Rentenpunkte kaufen oder Betreuungspersonen bezahlen, so dass der andere auch mehr arbeiten kann. Es gibt viel zu viele Möglichkeiten, als dass der Staat etwas vorgeben sollte, was dann womöglich nicht zu der Familie passt.

      • @gmpf:

        Haben Sie schon mal den Versorgungsausgleich bei einer Scheidung miterlebt oder die freiwillige Einrichtugn eines solchen Sparkontos? Ich nicht! Ganz zu schweigen von nicht erfolgenden Unterhaltszahlungen an die Kinder!

        Ich bin nicht für Quotenfrauen, aber ich bin für gleiche Bezahlung von Frauen und Männern! Wenn eine durchaus vorher leistungsfähige Frau ihre Arbeitskraft in die Familienmitlglieder, die Babies (muss man auch bekommen!) und den Haushalt steckt, soll sie auch dafür entlohnt werden!



        Wenn eine Betreuungsperson eingesetzt wird, geht sie wieder arbeiten und bezahlt ihre Rentenbeiträge ja wieder selbst!



        Der Partner/Partnerin weiss ja, wer da auf gutes Einkommen verzichtet und ich denke, es sollte Wertschätzung für die jeweils familienadäquate Leistung an den Tag gelegt werden!

        "Der Mann" entscheidet über die Höhe - nicht wahr? Nein, die Hälfte ist für jede Familie gerecht! Denn es sollen die Lebensumstände der Familie zurAbbildung kommen.



        Bei einer Scheidung zahlt sich das aus, denn der Versorgungsausgleich wird einfaher ;-)

        Es passt nicht zu Familien, dass immer ein Mitglied der Ausbeutung/Überlastung bzw. bei Scheidung der Armut preis gegeben wird: die Frau!

        • @Ansu:

          Sehen Sie meine Ehe ist Kommunismus pur. Alles Geld von Mann und Frau kommt auf ein Konto, das beiden gehört. Jeder bekommt das gleiche Taschengeld mit dem er/sie machen kann, was er/sie will. Will eine/r Geld vom Gemeinschaftskonto für sich selbst muss der/die andere zustimmen. Wir hatten mit diesem Modell noch nie Streit um Geld und jeder ist mal Bittsteller möchte er an das gemeinsame Geld.

          Es mag jeder eine andere Lösung gut finden und ich sage nicht, dass unser Modell für jeden passt. Für uns funktioniert es. Wir sehen uns aber auch als Team, das ein Ziel hat: Der Familie soll es gemeinsam gut gehen.

          • @Strolch:

            Glückwunsch und dauerhaftes Anhalten des parardiesischen Zutandes ;-)



            Es ging aber um die Rente? Um veramende Frauen wg. Kindererziehungszeiten und Altenpflege sowie nur Teilzeitarbeit udn die darus resultierend eniedrige Rente. Und da hilft ihr lobenswertes Modell leider nicht weiter..

          • @Strolch:

            Genau nach diesem Modell sind wir auch organisiert.



            Ich weiß nicht, ob es eine Altersfrage ist, aber wir haben auch mit Gier oder Neid nichts am Hut, bei uns wurden die Gehirne noch nicht von der sonderbaren Entwicklung der Gesellschaft gewaschen.



            Bei vielen Familien, in denen Er Sie zum Essen einlädt oder umgekehrt, will ich gar nicht hinter die Kulissen blicken.

            • @Erfahrungssammler:

              Meine Eltern haben das schon so gelebt. Mich hat überzeugt, dass nach dem Modell keiner abhängig vom anderen ist.

              Tatsächlich kenne ich aber kaum jemand in meinem Alter (Mitte 40), der das so macht. Die meisten finden es eher befremdlich, auch wenn ich sage, dass ich "Taschengeld" habe und meine Frau und ich alles Einkommen teilen.

              Andere fahren das Modell jeder arbeitet 30h und beide machen im Haushalt/Kinder gleich viel und es kommt von jedem das gleiche Geld in die Haushaltskasse - auch wenn einer deutlich mehr verdient. Mag man auch als gerecht empfinden. Mein Modell wäre es nicht.

          • @Strolch:

            Gratuliere, da haben Sie jeweils Glück gehabt. Die Wahrscheinlichkeit über alle Ehen für Ihren Verlauf ist ca. 25% weil nämlich, sobald 2 Individuen aufeinandertreffen jeweils 50% versuchen die anderen 50% zu überlisten, das gibt 50% + 50% x 50% = 75% . So ungefähr.

            • @Hans - Friedrich Bär:

              Es gibt auch Ehen, die nur unter dem Motto "It´s cheaper to keep her" (Johnnie Taylor) halten.

  • Strukturelle Ungleichheiten kann man am hinteren Ende nur schwer korrigieren. Das fängt bei der Bildung an, die Berufswahl ist eingeschränkt, die Aufsteigsmöglichkeiten kaum vorhanden, also gibt es auch keinen Grund sich voll reinzuhängen.



    In meinem Betrieb bleiben meine männlichen Kollegen, die in Vollzeit arbeiten, in der Regel für das Kind zuhause, obwohl die Mütter in Teilzeit arbeiten. Das liegt primär daran, dass unser Betrieb sich für die Vereinbarkeit von Job und Familie einsetzt und es selbstverständlich ist.



    In meiner Generation herrscht generell die Frage: Wofür Vollzeit, wenn das Haus eh zu teuer ist und die Miete es unmöglich macht, anzusparen?

    Die Rente sollte eher als eine Sozialleistung als ein verspäteter Lohn begriffen werden. Es ist fraglich, warum überhaupt noch an dieser Art Punktsystem festgehalten wird. Letztlich weiß niemand, wie lang das gesunde und fähige Leben so funktionieren wird. Entweder man hat Glück und gute Gene und kann bis 80 arbeiten oder man hat Pech und schafft es nicht einmal zur 60.



    Männer haben grundsätzlich häufiger Pech, weil die Lebenserwartung kürzer ist. Auch nicht besser, eine höhere Rente aber keine Zeit damit zu haben.

    • @ImInternet:

      Entschuldigen Sie, aber wie kann es sein, dass Vollzeitbeschäftigte in die Familienzeit gehen und die Familien vonTeilzeitlohn + Familiengeld lebt? Darf ich fragen, in welcher Branche sie arbeiten? Sind Sie sicher, dass sie nicht falsch informiert sind? Bei diesem Vorgehen werden beide Partner in den Rentenbezügen schlechter dastehen....?

      27% der Frauen reduzieren wg. Kinderbetreuung und 6% der Männer?

      So wird es eh nichts mit Haus oder sparen? Wobei das Narrativ "Wohneigentum sei nicht mehr finanzierbar" nicht stimmt. Die Kosten sind günstiger als früher, die Bürger aber nicht mehr bereit, auf so viele Dinge für das Haus/Wohnung zu verzichten!

      Das Punktesystem garantiert, dass eine Rente in entsprechender Höhe ausgezahlt wird! Sie möchten gerne eine Einheitsrente mit 1.500,- EUR. Dann legen Sie bitte einen Plan vor, wie das finanziert werden soll?

      Männer leben heute im Schnitt bis 78,2 Jahre, Frauen bis ca. 83 Jahre. Also10 Jahre Rente bei Eintritt mit 68?

  • Ich schreibe -auch hier- immer wieder, dass die Witwenrente abgeschafft werden sollte, natürlich mit Übergangsphasen, um Lebensentscheidungen, die auf diese Rente gesetzt haben, nicht zur Katastrope werden zu lassen.



    Eine echte Einkommenlücke zwischen männern und Frauen gibt es kaum, fast der gesamte gern von Frauen (!) zitierte Unterschied basiert auf den unterschiedlichen Berufswahlentscheidungen der Frauen: sie wählen Berufe, die schlecht bezahlt sind. Berufe, die Männer nicht nehmen, weil sie wissen: das ist niemand anderes, kein Partner, der den gewünschten Lebensstandard finanzieren wird - und ihre Attraktivität als Mann für eine Partnerschaft wird wesentlich über das Einkommen definiert. Das ist bei Frauen anders.



    Schauen Sie sich die "typischen" Frauen Berufe an: sie haben überwiegend die Eigenschaften: der Arbeitsplatz ist hell, sauber, trocken, warm, leise und sicher i.S. von ungefährlich. Gerne auch sitzend. Männer gehen auch in Berufe, bei denen mindestens eine, oft auch 2 oder 3 dieser Eigenschaften fehlen. Oder wie viele Frauen arbeiten in der Kanalisation, auf Hochspannungsmasten oder in der Sicherung von Autobahnbaustellen ?



    Zu wenige.

    • @Monomi:

      Arbeitsplätze in der Kita sauber und leise?



      Arbeitsumfeld in Pflege und Krankenhäusern sitzend und sicher?



      Zugegeben, bei Berufen, die auf körperlicher Kraft beruhen, sind Frauen seltener anzutreffen. Hat in diesem Fall oft auch mit Biologie zu tun. Aber diese Berufe werden immer weniger. Und es wären auch nicht die Berufe, in denen Frau mehr verdienen könnte.

      • @Herma Huhn:

        Auf dem Bau wird gut verdient. Frauenquote, neueste Daten: 2,2%. Straßenmeisterei ? Unter 2%.



        Ja, In der Kita ist es stressig und laut. Aber ich habe geschrieben: Es gibt Berufe, bei denen ein, manchmal zwei der Eigenschaften nicht gegeben sind. Es gibt auch Frauen, die oben auf den Windrädern und Masten montieren - die gehören extra gelobt - aber es sind eben sehr wenige. Und bei den Berufen, bei denen drei oder mehr der genannten Eigenschaften fehlen, da wird aus genau diesem Grund das Geld verdient, dass die feministisch bewegten Journalistinnen dann gern als Gender Pay gap umlabeln. Obwohl sie es besser wissen MÜSSEN. Dabei sitzen sie -natürlich- in einem hellen, trockenen, geheizten, einigermassen sauberen Büro, das auch nur sehr sehr selten ein gefährlicher Platz ist....



        Ich behaupte nicht, dass es von der Regel keine Ausnahmen gibt. Aber bleiben eben Ausnahmen von der Regel.

    • @Monomi:

      "Eine echte Einkommenlücke zwischen männern und Frauen gibt es kaum, fast der gesamte gern von Frauen (!) zitierte Unterschied basiert auf den unterschiedlichen Berufswahlentscheidungen der Frauen: sie wählen Berufe, die schlecht bezahlt sind."

      Bitte richtig informieren: Frauen erhalten bei gleicher Ausbildung weniger Gehalt. Frauen haben im Jahr 2023 in Deutschland pro Stunde durchschnittlich 18 % weniger verdient als Männer. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilt, erhielten Frauen mit durchschnittlich 20,84 Euro einen um 4,46 Euro geringeren Bruttostundenverdienst als Männer (25,30 Euro).



      Klar spielen Berufsbilder eine Rolle für den absoluten Stundenlohen. Aber bei gleichem Job-Profil und gleicher Eignung, Berufserfahrung ist das unerheblich! Sprich Pfleger /Pflegerin müsste identisch im Stundlohn sen. Ebenso KassierIn. Ja, ja, der Kanalbauer und Hochspannungstechniker. Es geht aber auch um Managerposten. Da sitzen alle auf einem Sessel? Oder Handwerksmeister wie Zahntechniker? Es wäre mir übrigens neu, dass es in der Pflege "hell und sauber" zugeht.



      Witwenrente: Abschaffen u. der Staat zahlt? Einzahlung ist ja erfolgt? Wem geht was ab?

      • @Ansu:

        Der wahre gender pay-gap liegt bei 3,8 %



        www.iwkoeln.de/stu...ay-gap-287547.html

        Ihre Zahlen sind vom DGB ... der verfolgt damit andere Ziele.

        • @Florian Kessler:

          Man muss das in der Realität konkret beobachtet haben, um es einwerten zu können.



          Die theoretischen Erklärprämissen haben welches Ziel? Eine Gleichheit darzustellen, die es in der Realität nicht gibt?

      • @Ansu:

        " Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilt, erhielten Frauen mit durchschnittlich 20,84 Euro einen um 4,46 Euro geringeren Bruttostundenverdienst als Männer (25,30 Euro)."



        Laut ebendiesem Bundesamt liegt der bereinigte Gender Pay Gap bei 6 % (was immer noch erstaunlich viel ist). Wie 6 % von 25,30 EUR 4,46 EUR sein sollen, müsste man mir vorrechnen.

  • Genau wie es ein Skandalon ist, dass _Reichere aufgrund ihrer längeren Lebenserwartung die Rente extra melken,



    muss man fair schon erwähnen, dass Frauen jene Rente im Schnitt auch länger beziehen. Längere Lebenserwartung. Da bleibt wohl immer noch viel zu viel Unfairness. Diesen Faktor aber mal herauszurechnen, wäre dennoch erwähnenswert gewesen, fürs akkurate Bild.

    • @Janix:

      Ein Grund für die längere Lebenserwartung der Frauen ist nicht zuletzt ihre andersartige Berufstätigkeit. Denn die hat nicht so hässliche gesundheitliche Folgen. Dabei geht es auch um Belastungen wie Streß, Chemikalien und Körperliche Belastungen, an denen Männer früher sterben...



      Wer Zahlen will: Die Statistik der tödlichen Berufsunfälle. Ahnen Sie die Verteilung nach (2) Geschlechern. 95% zu 5%. Raten Sie wer da mehrheitlich stirbt...?



      Und das sind nur die tödlichen Unfälle. Mann stirbt auch an den nicht-tödlichen Unfällen, wenn auch Jahre später...



      Alles Angaben, die jede, wirkliche jede Journalistin und Politikerin, die darüber schreibt und redet, kennen MUSS.



      Aber sie erwähnen diese Fakten so gut wie nie.



      Sie wiederholen immer und immer wieder die 18 % Unterscheid, die angeblich nur am Geschlecht liegen.



      Und das ist schlicht FALSCH.

  • In einer Gesellschaft, in der die alles verwandelnde Macht der Marktwirtschaft fast alles, auch die traditionellen Sozialbeziehungen in den Familien und zwischen den Generationen, transformiert bzw. zerstört hat, ist das einzige Rentensystem, das zunehmende Altersarmut verhindern kann, eine solidarische Bürgerversicherung in die alle Einkommen, die einen Grundfreibetrag übersteigen, ohne Obergrenze einzahlen und für alle, die nicht mehr arbeiten können, ein Grundeinkommen zahlt. Wer höhere Einkommen hat, kann freiwillig weitere Altersvorsorge betreiben und, wenn diese dem Wesen nach einer Rentenversicherung entspricht, Beiträge bis zu einer maximalen Höhe steuerlich geltend machen. Ein Fokus auf mehr private Altersvorsorge wäre kontraproduktiv, denn wer mehr fürs Alter ansparen muss, hat noch weniger für eigene Kinder übrig.