Personalcoup der Außenministerin: Von Greenpeace ins Auswärtige Amt
Jennifer Morgan ist bisher Greenpeace-Chefin. Ab März soll sie die Klima-Außenpolitik von Ministerin Baerbock voranbringen.
Die 55-jährige US-Bürgerin Morgan ist eine internationale Umwelt- und Klimaexpertin mit guten Beziehungen und jahrzehntelanger Erfahrung. Sie hat die wichtigen Umwelt- und Klimakonferenzen der vergangenen Jahre besucht und oft ebenso vor den Toren demonstriert wie hinter den Kulissen Kompromisse ausgelotet. Seit April 2016 leitet sie die Geschäftsführung von Greenpeace International.
Jennifer Morgan hat in den USA Germanistik und internationale Beziehungen studiert und sich danach bei den Großen der Internationalen Ökoszene einen Ruf als kenntnisreiche Expertin, Analystin und Netzwerkerin gemacht: Sie arbeitete beim Climate Action Network CAN, der Umweltstiftung WWF, der Umweltorganisation E3G und dem einflussreichen US-Thinktank „World Resource Institute“, wo sie half, den Pariser Klimagipfel von 2015 vorzubereiten und zum Erfolg zu führen.
Auch in Deutschland, wo Morgan lebt, mischte sie in Sachen Nachhaltigkeit und Klimapolitik kräftig mit. Sie war im Beraterteam zur deutschen EU-Präsidentschaft 2007, saß im Wissenschaftlichen Beirat beim „Potsdam Institut für Klimafolgenforschung“ und als Mitglied beim Rat für nachhaltige Entwicklung der Bundesregierung. Außerdem war Morgan Autorin beim 5. Sachstandsbericht des UN-Klimarats IPCC.
Auf dem internationalen Parkett soll Jennifer Morgan nun als Diplomatin die Rolle Deutschlands vertreten und voranbringen. Ähnlich wie dies die Klimagesandten der USA oder Chinas, John Kerry und Xie Zhenua, seit Jahren tun, wird sie die deutsche Delegation bei den Klimagesprächen anführen und die Verhandlungen im Namen der Bundesregierung leiten.
Bei der nächsten Klimakonferenz COP27 im ägyptischen Sharm el-Sheik wird es im November vor allem um die Frage von Finanzhilfen für die armen Länder, Verlustausgleich für Klimaschäden und die Umsetzung der Klimaziele gehen – alles Anliegen, für die sich Morgan auch als Greenpeace-Chefin stark gemacht hat.
Morgan soll nach dem Willen Baerbocks zunächst Gesandte und dann Staatsekretärin im Auswärtigen Amt werden. Für diesen Job als Beamtin muss die Amerikanerin aber noch deutsche Staatsbürgerin werden. Das Verfahren laufe, hieß es aus dem AA.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Ex-Wirtschaftsweiser Peter Bofinger
„Das deutsche Geschäftsmodell funktioniert nicht mehr“
Proteste in Georgien
Wir brauchen keine Ratschläge aus dem Westen
Prozess zu Polizeigewalt in Dortmund
Freisprüche für die Polizei im Fall Mouhamed Dramé
Fall Mouhamed Dramé
Psychische Krisen lassen sich nicht mit der Waffe lösen
Ex-Mitglied über Strukturen des BSW
„Man hat zu gehorchen“
Leben ohne Smartphone und Computer
Recht auf analoge Teilhabe