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Özdemir-Rede zu Deniz YücelEine Lektion im Deutschsein

Die AfD hat versucht, den Bundestag über Nationalismus diskutieren zu lassen. Der Grüne Cem Özdemir schlug sie dabei auf ihrem eigenen Gebiet.

„Sie verachten dieses Land“: Cem Özdemir wettert gegen die AfD Bild: dpa

Eigentlich war die Partie bereits verloren, bevor sie begonnen hatte. Die AfD-Fraktion im Bundestag hatte einen Antrag eingebracht. Das Parlament sollte von der Bundesregierung verlangen, zwei Texte des gerade aus türkischer Haft freigekommenen Journalisten Deniz Yücel zu „missbilligen“ – zwei alte Kolumnen aus der taz, in denen Yücel unter anderem das Aussterben des deutschen Volkes begrüßt. In einer Polemik. Muss man wohl dazusagen.

Es wäre beinahe gleichgültig, was in der Bundestagsdebatte am Donnerstagabend dazu gesagt worden ist: Dass eine rechtspopulistische Partei den Deutschen Bundestag mit parlamentarischen Mitteln dazu zwingen kann, über Zeitungstexte zu urteilen, ist ein Erfolg für die AfD.

Und doch hat das „Hohe Haus“ es geschafft, das Spiel in letzter Minute herumzureißen. Entscheidend dabei ist aber nicht, dass der Antrag mit 552 zu 77 Stimmen abgeschmettert wurde. Entscheidend war die Rede des Grünen-Abgeordneten Cem Özdemir, der sich auf das Terrain der rechtspopulistischen Partei wagte und eine Antwort auf die Frage anbot, die eigentlich die Rechten gerne stellen: Was ist Deutschsein?

Denn in der Debatte am Donnerstagabend ging es nie wirklich um Pressefreiheit oder Zensur, sondern es war Folge dreitausendsiebenhundertundvier einer laufenden Identitätsdebatte zwischen links, Mitte und rechts. Es ging der AfD darum, ihren Nationalismus im Parlament auszubreiten. Auf ein medial präsentes Thema aufzuspringen und dieses in ihrem Sinne zu drehen: Deutschland-Hass von einem Deutschtürken versus völkisch-romantische Vaterlandsliebe. AfD-Fraktionschefin Alice Weidel hatte so auch gleich nach Yücels Freilassung vor einer Woche die Chance ergriffen zu behaupten, Yücel sei „kein Deutscher“. Um damit wieder ein AfD-Thema zu platzieren: die doppelte Staatsbürgerschaft.

Cem Özdemir hat vor allem gewettert

Eine Situation, in der man als Abgeordnete oder Abgeordneter in der Klemme sitzt: Ignorieren kann man den Antrag einer Fraktion nicht, der Bundestag muss qua Geschäftsordnung solche Anträge auf die Tagesordnung setzen und beraten.

Man hätte sich nun entscheiden können, vor allem das fragwürdige Verständnis von Presse- und Meinungsfreiheit der AfD-Abgeordneten herauszustreichen. Die meisten RednerInnen taten auch genau das, der Grüne Özdemir hingegen probierte etwas Anderes: Er ließ sich auf das Thema „Deutschsein“ ein.

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Man muss voranstellen, dass das kein sachlich-theoretischer Vortrag war. Özdemir hat gewettert. Er hat der AfD autoritäre Fantasien unterstellt, sie allesamt Rassisten genannt, sie als Handlanger Erdogans und Russlands dargestellt, und viel, viel geschrien.

Aber Özdemir hat noch etwas anderes getan. Er hat einen Gegenentwurf zur nationalistischen Vorstellung von „Deutschsein“ beworben. „Wie kann jemand, der unsere gemeinsame Heimat so verachtet wie Sie, bestimmen, wer Deutscher ist?“, sagte Özdemir, an die AfD-Abgeordneten gerichtet.

Da ist es. Heimat. Dieser Begriff, der seit einiger Zeit im Raum steht und von dem alle wissen, woher er kommt. Von dem klar ist, dass er ein rechtspopulistisches Diskursangebot ist, bei dem nicht alle zugreifen mögen. Weil er völkisch besetzt und unheilbar verkitscht ist. Den man aber nicht wieder loswird.

Ein gewöhnungsbedürftiges Gefühl

Cem Özdemir hat den Begriff am Donnerstagabend mit republikanischen Ideen aufgeladen. „Sie verachten dieses Land für alles, für das es respektiert wird“, so Özdemir an die AfD. Und listet auf: Erinnerungskultur, Vielfalt – und „die Nationalmannschaft“. Und schließlich endet der türkischdeutsche Abgeordnete seinen Beitrag mit seiner eigenen „Heimat“: Bad Urach, in Schwaben, ganz am Ende der Stuttgarter S-Bahn.

Und so sprach Özdemir auch nie von dem „Stolz, Deutscher zu sein“, sondern von dem „Stolz, Bürger dieses Landes zu sein“. Ein Bürger, eine Bürgerin zu sein, das ist kein Blut- und auch kein Bodenrecht – es ist die republikanische Idee von der Zugehörigkeit zu einer Gruppe, weil man sich mit ihren Regeln identifiziert. Etwas, das die AfD-Abgeordneten laut Özdemir nicht tun.

Kann das funktionieren? Heimat, Deutschsein, diese Begriffe nicht zu ignorieren, sondern sie rhetorisch so zu wenden, dass sie antirassistisch werden – und sie so den Rechten zu entziehen? Eins ist klar: Die Özdemir-Rede war mitreißend, manch ein Linker wird, so wie der Autor dieses Textes, für eine Millisekunde stolz gewesen sein, Bürger dieses Landes zu sein. Zugegeben, das Gefühl ist gewöhnungsbedürftig.

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138 Kommentare

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  • Özdemir bekämpft diejenigen, die erst durch die Politik der neoliberalen Einheitspartei aus Union, Grüne und SPD stark wurden.

     

    Das beste Mittel gegen Neofaschismus:

     

    Bundeswehr zurück nach DE, Arbeitsbeschaffung für Arbeitslose einschließlich der Immigranten, Reform der Rentenversicherung und deutliche Erhöhung der Alterssicherung in Höhe vergleichbarer Länder wie Österreich, schnelle Verbesserung der Pflegesituation einschließlich einer grundlegenden Verbesserung der Bezahlung der Pflegeberufe, schneller Ausbau und Konsolidierung des Bildungssystems, Hartz IV ersatzlos streichen zugunsten eines bedingungslosen Grundeinkommens, europäische Sicherheitspolitik unter Einbeziehung Russlands.

     

    Was? Das kostet viel Geld? Nein sowas!

     

    Das Geld ist doch vorhanden. Man müsste nur die Vermögenden zur Beteiligung am Sozialstaat verpflichten. Und dann könnten wir einmal in DE wieder tief durchatmen und uns den Mief bürgerlicher Scheinheiligkeit aus den Kleidern schütteln.

     

    Und ganz nebenbei: Würde die SPD einige der obigen Ziele vertreten, wäre sie heute eine 35%+ Partei. Und die Grünen müssten sich überlegen, ob sie das hohe Lied der Marktradikalen weiter singen wollen.

    • @Rolf B.:

      Dazu muss die Bevölkerung den Mut aufbringen, sich nicht von der Grossindustrie mit Arbeitsplatzabbau erpressen zu lassen.

    • @Rolf B.:

      Ergänzung:

      Ach ja, die Medien. Sie dürften natürlich nicht alles, jenseits neoliberaler Ideen verteufeln.

  • Gewöhnungsbedürftig? - Tatsächlich war die Linke in diesem Land schon einmal viel weiter.

  • Die Berufspolitiker der AfD wollen nur einen Job machen, der sie absichert. Vielleicht sind auch einige narzisstisch gestörte Persönlichkeiten dabei. Ansonsten kann ich mir nicht erklären, was sie so von sich geben. 87% der Menschen sollen laut Statistik nicht so helle sein. Da sind wir mit 15% AfD doch noch ganz gut bedient. Theoretisch könnten es also noch mehr Rechte werden. Man sollte sich deswegen nicht wundern, sondern auswandern.

  • Nicht alle stehen mehr für das Deutschland des Cem und die es nicht tun, sind sich wohl darin einig, dass die AfD von Özedmir nicht geschlagen wurde, denn was Deutschland ist, dafür gibt es wohl verschiedene Definitionen. Cems Grüne stehen auch für Sozialabbau in D, auch wenn die AfD da selbst mit gespaltener Zunge spricht.

    Wer´s noch nicht verstanden hat: Der AfD ist es relativ gleichgültig, ob ihren Anträgen im BT gefolgt wird; Sie hatten ihren Auftritt und nur das zählt für die. Wenn´s nicht so traurig wäre, wohl win-win für Beide Kontrahenten, aber nur in eigener Sache.

    Özdemirs pathetische Kampfreden gehen mir in der Phrasenhaftigkeit a la Gauckches Freiheitsgefasel i-wie auf den Wecker, weil er nicht den Hintergrund dazu hat, wo die AfD wirklich zu packen wäre: In der Sorge um die sozial Benachteiligten in diesem Land. Das macht aber die AfD mit ner ordentlichen Portion Kreide im Maul. Das müsste nur einer richtig offenlegen und im Fall der Grünen erst mal die eigene Sozialpolitik überdenken.

    • @lions:

      Man wundert sich bei ihrem Beitrag nicht darüber, dass Linksparteiwähler zur AfD übergelaufen sind

    • @lions:

      Die AfD hat als großes Thema Migration, nicht soziale Benachteiligung. Dafür werden sie gewählt.

      • @rero:

        Das große Thema der AfD ist die Reduzierung der staatlichen Ausgaben. Nur deshalb stellt die AfD das Thema Migration in den Mittelpunkt ihrer Agitation. Flüchlinge haben keine Lobby.

      • @rero:

        Sicher, doch als Beiwerk gerade in den letzten Wochen bspw Hartz 4 mehrfach als Schande für Deutschland bezeichnet und die greisen Flaschensammler und deutschen Tafelkunden thematisiert.

        Sind Sie vll nicht auf dem neusten Stand?

    • @lions:

      Grüne Sozialpolitik ? War da was ? ;-)

      • @Nikolai Nikitin:

        Nee, nicht wirklich, jedenfalls nicht mehr seit dem Ausscheiden der Ditfurth:-)

        Ach, doch was vergessen: Natürlich die Agenda 2010 mitgetragen!¡

        • @lions:

          Na ja, nach dem Totalschaden der Sozialpolitik des Linksparteivorgängers SED in der DDR ist das wohl eine Frage der Perspektive.

           

          Aus pseudolinker Apologeten-Sicht, wo man noch nie Verantwortung tragen musste (weil selbst der ärmste Obdachlose es einem nicht zutraut), ist da durch die Pseudo-Brille nie etwas zu sehen.

  • Obwohl ich Cem Özdemir als Mensch schätze, möchte ich mir von einem Grünen eher nicht das Deutschsein erklären lassen. Denn genauso wenig würde mir von einem Vegetarier das Zubereiten etwa von Wildgerichten lehren lassen. Und das sehe ich auch als Nichtdeutscher so.

    • @Nikolai Nikitin:

      Von wem würden Sie sich denn Deutschsein erklären lassen wollen?

      • @rero:

        Von jedem, der sich dazu kompetent fühlt. Aber von Grünen ? Wohl eher nicht.

        • @Nikolai Nikitin:

          Das liegt wohl daran, dass - jedenfalls nach meiner Beobachtung - bis vor Kurzem alles, was mit dem Adjektiv ‚deutsch‘ verbunden war, von den Grünen tendenziell abgelehnt wurde.

          • @Nikolai Nikitin:

            Abgelehnt bzw. kritisch betrachtet wird die Wirkung einer bestimmten, erheblich zu dominanten Art und Weise des Deutschseins, welche nur und nur Hässlichkeit, Unglück und Schuld gebracht hat. Dazu haben die Grünen wie alle anderen politisch Fortschrittlichen jedes Recht.

            • @aujau:

              Ok, vielleicht habe ich nun verstanden. Sie, die Sie deutsch sind, halten sich ggf. also für zu dominant, für zu hässlich, zu unglücklich und zu schuldig ? Oder liege ich nun wieder falsch ?

              • @Nikolai Nikitin:

                Die von mir erwähnte Art des Deutschseins ist in der Fachliteratur zum deutschen Nationalismus bzw Faschismus beschrieben worden. Das sollte Ihnen bekannt sein.

                • @aujau:

                  Nationalismus und Faschismus sind keine auf Deutschland beschränkten Ideologien. Das sollte Ihnen bekannt sein. Natürlich darf Özdemir die AfD kritisieren. Doch ihnen eine Lektion zu erteilen klingt überheblich. Özdemir steht als Parlamentarier nicht über seinen Kollegen von der AfD, er ist nicht deren Lehrer.

          • @Nikolai Nikitin:

            Es geht ja auch nicht um "das Deutschsein" schlechthin. Genau hier gleitet das Thema ja ins Ideologische. Die meisten Grünen (denen ich unglaublich viel übelnehme) reagieren allergisch gegen die Identifikation von Menschen mit einer Staatsangehörigkeit. Özdemir hat von diesem Land als der Heimat vielervieler Menschen sowie konkret von Demokratie, Pressefreiheit usw. gesprochen. Das ist etwas vollkommen anderes als das AfD-Thema Deutschsein und "Patriotismus", der logisch den Nationalismus einschließt.

            • @Karl Kraus:

              Das verstehe ich auch so. Doch meint ja die taz, Özdemir habe der AfD eine Lektion im Deutschsein erteilt. Hat Özdemir denn die Deutungshoheit über das Deutschsein ? Ist es nicht anmaßend, Gleichgestellten eine Lektion erteilen zu wollen ?

              • @Nikolai Nikitin:

                Die taz hat sich unter diesem Aspekt sicher etwas ungeschickt ausgedrückt. Özdemir hat diesen Ausdruck aber meines Wissens nicht verwendet. Im Übrigen hätte ich angesichts des Gesamtzusammenhangs mit einer solchen "Anmaßung" kein Problem.

  • Vielleicht war es ja auch Kalkül von Erdogan, nur den deutschen Journalisten zu entlassen, der sich rassistisch gegenüber Deutschen geäußert hat. Während Erdogan auf so etwas allergisch reagiert, haben die meisten Deutschen ein sehr gelassenes Verhältnis zu Rassismus, der sich gegen sie selbst richtet. Der AfD gefällt diese Gelassenheit nicht. Das ist nachvollziehbar, denn der AfD wird Rassismus weit schneller vorgeworfen.

  • 8G
    82278 (Profil gelöscht)

    Leyla Bilge, Deutsch-Kurdin, und Imad Karim, Deutsch-Libanese, sind bekennende AfD-Wähler.

     

    Nach Özdemirs Lesart dann also auch Rassisten! Vielleicht spingt die Vulgärkritik des völkischen Nationalismus der AfD doch zu kurz, hmm?

    • @82278 (Profil gelöscht):

      Da biste aber reingefallen. Rassisten gibt es überall. Und Menschen, die diejenigen besonders hassen, unter denen sie groß geworden sind, findest du auch überall. Gibt ja auch Deutsche die alles hassen, was sie mit Deutsch identifizieren. Es kann also unter den Deutschen keine Rassisten geben, weil es keinen Rassismus geben kann, der sich gegen die eigene - ja was eigentlich? - richtet. Das wäre eine stringente Erweiterung deiner Logik.

      • 8G
        82278 (Profil gelöscht)
        @Karl Kraus:

        @Karl Kraus

         

        theoretisch möglich aber reichlich konstruiert.

         

        Viel wahrscheinlicher ist Folgendes: kluge, gut integrierte Migranten haben gemerkt, dass sie die ersten Leidtragenden sein werden (und schon sind) eines Außeinanderbrechens der bundesrepublikanischen Gesellschaft entlang ethnischer Linien aufgrund einer nicht durchdachten und nicht verkraftbaren Neu-Migration.

        • @82278 (Profil gelöscht):

          Nunja, ich bin deiner Logik gefolgt. Die Konstruktion stammt von dir.

          • @Karl Kraus:

            Allerdings muss ich auch noch mal deine neuerliche Konstruktion hinterfragen: Du meinst also, dass die gut integrierten Migranten, die keine Rassisten sind, davon ausgehen, dass die Migration der aktuellen Migranten ihre Gesellschaft kaputt macht?

            Wenn dem so ist, wäre doch vielleicht die geschicktere Reaktion, politisch auf der Seite des Grundgesetzes und der humanistischen Werte um den Erhalt genau dieser Gesellschaft zu kämpfen, anstatt eine Partei zu unterstützen, die offen rassistisch und menschenfeindlich ist. Ansonsten hätten wir folgendes Problem: Die AfD übernimmt die Regierungsgeschäfte und stoppt für die "gut integrierten" Migranten alle weitere Migration, die ihr nicht passt. Dann bricht die bundesrepublikanische Gesellschaft nur noch an einer Linie, nämlich der zwischen von der Partei Erwünschten und Unerwünschten. Nicht-Verlierer wären dann in der Tat diejenigen Nicht-Rassisten, die sich durch Parteieintritt als würdig erwiesen haben. Diese Gesellschaft wäre dann aber meines Erachtens weitaus stärker zerstört als in deinem Angstszenario. Kurz: Wer der AfD zutraut, Deutschland zu retten, dem ist so oder so nicht zu helfen.

            • 8G
              82278 (Profil gelöscht)
              @Karl Kraus:

              "Du meinst also, dass die gut integrierten Migranten, die keine Rassisten sind, davon ausgehen, dass die Migration der aktuellen Migranten ihre Gesellschaft kaputt macht?"

               

              Ja, Menschenkind!!! mache doch mal deine Augen auf! Die deutsche Gesellschaft bricht gerade auseinander.

               

              "Wenn dem so ist, wäre doch vielleicht die geschicktere Reaktion, politisch auf der Seite des Grundgesetzes und der humanistischen Werte um den Erhalt genau dieser Gesellschaft zu kämpfen [...]"

               

              Die Wahl der AfD durch Migranten (und übrigens auch viele jüdische Mitbürger) fällt quasi unter Notwehr.

              Wie soll das auf "der Seite des Grundgesetzes kämpfen" denn sonst aussehen? Keine andere Partei stellt sich dem Migrationsproblem. Deine hehren Ideale sind praktisch Ilusion. Im Land geht es gerade ans Eingemachte.

  • 8G
    80336 (Profil gelöscht)

    Stigmatisierung? - Ich lach mich weg.

     

    Dass Umfragewerte im Schnitt noch bei 15 % Zustimmung liegen, ist nur Beleg für den Umfang vorhandener Dekadenz, in der Vergangenheit "gesundes Volksempfinden" genannt. Wohl zu viel "Hart aber fair" konsumiert, und irrtümlich für "Bildung" gehalten:

     

    //meedia.de/2018/02/22/kenntnisfreie-fakten-checker-bei-hart-aber-fair-plasberg-und-bild-strapazierten-das-gesunde-volksempfinden/

    • @80336 (Profil gelöscht):

      Stigmatisierung und Dekadenz ? Geschenkt. Doch sind mir 15 % immer noch zu viel an Zustimmung, auch wenn Sie diese in die Kategorie der Menschen mit vermeintlich gesundem Volksempfinden einreihen.

      • 8G
        80336 (Profil gelöscht)
        @Nikolai Nikitin:

        Die Definition zu"gesundem Volksempfinden" hätten Sie im Artikel von Bundesrichter a.D. Thomas Fischer nachlesen können: "Dies war die Anordnung der so genannten unbegrenzten Analogie im Strafrecht, also das definitive Ende jedes rechtsstaatlichen Strafsystems. Deshalb wurde das berühmte „gesunde Volksempfinden“ durch das Kontrollratsgesetz Nr. 11 vom 30. Januar 1946 als typisch nationalsozialistisches Unrecht aufgehoben."

         

        In Kurzform: "gesundes Volksempfinden" = das definitive Ende jedes rechtsstaatlichen Strafsystems = Willkür.

    • 8G
      80336 (Profil gelöscht)
      @80336 (Profil gelöscht):

      Replik zu Kommentar @Nikolai Nikitin

  • Gut, dass die taz meint, Cem Özdemir hätte mit seiner Rede der AfD eine Lektion erteilt. Nur frage ich mich, warum die AfD in aktuellen Umfragen im Schnitt noch bei 15% Zustimmung liegen kann, wo in den vergangenen Monaten doch schon so viele glaubten, ihr die Leviten gelesen zu haben. Offensichtlich liegt eine Diskrepanz zwischen der vermeintlich gegen die AfD erreichten Stigmatisierung und der Bewertung dieser Partei durch die Wählerschaft vor:

    http://www.wahlrecht.de/umfragen/index.htm

  • 6G
    6474 (Profil gelöscht)

    "Cem scheint zu meinen, dass die AfD Blut und Boden Nazis sind, die nicht wollen, dass Migranten in Deutschland ankommen."

     

    -Leider liegt Özdemir im Jahre 2018 damit zu weiten Teilen richtig, da die rechte AFD in den letzten zwei Jahren nochmal einen kräftigen Rechtsruck hingelegt hat.

    Gauland oder Höcke haben da so einiges vom Stapel gelassen was sehr nach Blut und Boden klingt.

     

    Und zu den Nowaks oder Grabowskis: "Wer Jude ist bestimme ich" ließ damals schon Hermann Göring verlauten. Will sagen; versuche nicht Rassisten in ihrer eigenen Logik zu schlagen. Sie wären keine Rassisten, wenn ihnen deine Logik irgendwas bedeuten würde.

     

    Die lesbische Weidel kann ja auch mit einer Frau aus Sri Lanka zusammen im Ausland in einer Patchwork-Familie leben, Kinder adoptieren und eine muslimische Haushälterin mit Schwarzarbeit beschäftigen, ohne das sich da ein logischer Widerspruch im Wahnsinnsgebilde dieser Partei auftut.

     

    Man kann auch an den Urarier glauben oder Neuschwabenland. Das geht alles wenn man sich Mühe gibt.

     

    Es schreit zwar niemand mehr nach den Nowaks und Grabowskis von 1890, aber vor der Flüchtlingswelle waren die polnischen und rumänischen (Neu)Eu-Bürger ein großes Problem für die selben, die jetzt gegen die Flüchtlinge hetzen.

     

    Für deutsche Rassisten gibt es verschiedene Feindbild-Abstufungen:

    Da wäre die Muslime allgemein, Schwarze und Sintis(Katastrophe),die Südosteuropäer, Asiaten, Südamerikaner(schlimm), die Polen, Russen, Italiener, Amis (ungern gesehen) und dann noch die Schweden, Franzosen, Briten(wenn es sein muss und sie binnen 2 Monate perfekt deutsch sprechen)

     

    Und dann gibt es noch die zwei Ausländer die man privat kennt und ganz toll mag. Diese zwei und die Frau von Alice Weidel, sind dann das Einzelbeispiel für gelungene Integration.

     

    Sogar Hilter hatte mit Ernst Hess einen Juden, der wahrscheinlich auf seinen Befehl hin unbehelligt blieb.

     

    Das beneidenswerte am rechten Weltbild ist ja gerade die Freiheit von logischen Zusammenhängen

    • @6474 (Profil gelöscht):

      Ich danke dir!

    • 6G
      6474 (Profil gelöscht)
      @6474 (Profil gelöscht):

      @Einfachich

  • https://www.duden.de/rechtschreibung/Heimat

     

    Duden: Heimat, die

    1. Land, Landesteil oder Ort, in dem man [geboren und] aufgewachsen ist oder sich durch ständigen Aufenthalt zu Hause fühlt (oft als gefühlsbetonter Ausdruck enger Verbundenheit gegenüber einer bestimmten Gegend) 2. Ursprungs-, Herkunftsland eines Tiers, einer Pflanze, eines Erzeugnisses, einer Technik o. Ä.

     

    Wird also „gerne“ überfrachtet dieser Begriff…

     

    Meines Erachtens hat Cem Özdemir in seiner Rede die „braun“ belasteten Begriffe Stolz, Heimat und Deutschsein zwar sehr emotional (vielleicht auch glücklicherweise sehr emotional, weil engagiert) vorgetragen, aber er hat es meines Erachtens geschafft, diese Begriffe sowie auch die Begriffe Bürger, Erinnerungskultur und Vielfalt so ethisch und rational einzusetzen, dass jede Deutschtümelei und Anbiederung an alle, die mit diesen Begriffen unverantwortlich umgehen, absolut ausgeschlossen war und eine Wertigkeit geschaffen wurde, die diese Begriffe anwendbar machen, ohne in den Verdacht von nationalistischen Begehrlichkeiten zu geraten – und er hat das in meinen Augen sehr bewusst gemacht.

     

    Ich bin kein großer Freund der Grünen (AlG2, Auslandseinsätze, etc. gehen gar nicht), aber im Falle der AfD gilt es meiner Meinung nach zusammenzuhalten, alle demokratischen Parteien müssen den Schulterschluss gegen diese Rassisten schaffen. Die 12 Jahre des „1000-jährigen Reiches“ müssen uns Warnung sein – vor allem wie schnell diese Zustände wieder eintreten könnten! Cem Özdemir’s Rede finde ich sehr gut.

  • Grade auf SPON das hier gelesen: http://www.spiegel.de/karriere/sinti-und-roma-alles-ist-besser-als-ein-zigeuner-zu-sein-a-1193918.html

     

    Da sagen die Leuties, sie wären stolz, Sinti zu sein. Das ist aber genauso, als wenn man stolz darauf ist, als Deutscher geboren zu sein. Nichts, was man beeinflussen kann. Warum also stolz? Andererseits kann man es den Deutschen nicht verübeln, darüber stolz zu sein, wenn alle anderen auf ihre Nationalität/Herkunft/Stammeszugehörigkeit oder was auch immer es genauso sehen. Warum sollen Deutsche päpstlicher als der Papst sein?

    • @Cededa Trpimirović:

      Warum soll ich keine Scheiße fressen, wenn es Mio Fliegen auch tun?

       

      Man kann ja an sich selbst höhere Ansprüche stellen wie an andere, weil man evtl. ehrgeizig ist oder so was.

      Blöde finde ich das insofern, da haben Sie recht, wenn man das dann wieder national oder ethnisch lösen will. Ich kann "den Sintis" oder "den Deutschen" nicht verbieten, stolz auf irgendwas zu sein. Ich kann nur bei den einzelnen Individuen anfangen und die fragen, was sie überhaupt unter "Stolz" verstehen.

  • Cem Özdemir ist eigentlich der letzte, von dem ich mir erzählen lassen möchte, wie ich Heimat zu schätzen habe.

    Meine Heimat war die BRD in den Grenzen von 1989.

    Ein Staat, in dem soziale Sicherheit zumindest so weit vorhanden war, dass niemand hungern musste und wo man nicht die eine arme Minderheit gegen die andere ausspielen konnte.

    Ein Staat, der sich aus Angriffskriegen heraushielt.

    Ein Staat, in dem "Deutschland" eben nur ein Wort war.

     

    Er und seine Parteifreunde haben mit der Agenda 2010 kräftig dazu beigetragen, dass mir meine Heimat genommen wurde.

    • 8G
      82236 (Profil gelöscht)
      @Age Krüger:

      Malen Sie da nicht ein allzu idillisches Deutschland? Das von Birne? Das Deutschland, das ich 1982 verlassen habe, weil ich die Enge und den Mief nicht mehr ertragen konnte. Die Sprüche meiner Oma väterlicherseits, dass bei Adolf alles besser war. Ok die Grünen waren zu dieser Zeit noch ein Hoffnungsschimmer. Aber der Rest? Lambsdorff, Genscher, Schmidt, Filbinger, Albrecht, Börner, Diepgen usw... Und Birne natürlich. Den Sozialstaat gab es doch nur wegen der DDR, was bedeutet, wenn Sie dieses Deutschland wieder zurückhaben wollen, dann müssen Sie auch die DDR wieder neu erschaffen.

      • @82236 (Profil gelöscht):

        Ja, es war nicht das Paradies auf Erden. Und ich entsinne mich gut, dass damals auch ich die Entscheidung hatte, in die NL zu gehen, da dort auch schon damals vieles besser war und eine Ausbildung im heilpädagogischen Bereich faktisch immer Jahre voraus den bundesdeutschen Verhältnissen gegenüber war.

        Ich machte es nicht, weil mir ein niederländischer Freund sagte, dass ich nur den Weg des geringeren Widerstands gehen wollte. Natürlich ärgere ich mir heute den Arsch ab, weil in den NL hätte ich noch eine Staatsrente, nach 2 Jahren krankgeschrieben sein mit 100% Lohnfortzahlung bis zur Rente 75% des letzten Nettolohnes und viele andere soziale Vorteile.

         

        Aber ich blieb hier: Denn damals gab es nämlich noch in der BRD die Hoffnung auf Veränderung. Damals waren eben nicht mal die SPD geschweige denn die Grünen schon so weit jenseits von Schweden, dass ein Staat, der Bewusstsein durch materiellen Wohlstand vermitteln konnte, noch denkbar war.

         

        Natürlich habe ich mich auch täuschen lassen. Ich dachte eben damals, die Filbingers, Dreggers und Carstens lägen in den letzten Zügen und niemals würde wieder ein solcher chauvinistischer Nationalismus entstehen, dass die meinten, dein geeintes Deutschland wäre ein sinnvolles Ziel. Da habe ich mich aber ganz massiv verschätzt.

         

        Nur, um mal bei Birne zu bleiben. Ein Willy Wimmer im Verteidigungsministerium ist mir immer noch lieber gewesen als ein Fischer im Außenministerium und ein Blüm in Sozialministerium war mir lieber als ein Schröder im Kanzleramt.

  • Für meinen Geschmack etwas viel Theaterdonner und Effekt, aber die Argumentation passte schon. Siehe auch unten das Tucholsky Zitat bei @BE.

  • Ich find die Rede klasse, auch wenn Cem da meiner Ansicht nach die Intention der AfD misinterpritiert.

    Cem scheint zu meinen, dass die AfD Blut und Boden Nazis sind, die nicht wollen, dass Migranten in Deutschland ankommen. Wenn man sich anschaut, dass kein Mensch mehr nach den Nowaks und Grabowskis etc. schreit die um 1890 ins Ruhrgebiet gekommen sind, dann ist natürlich eine Fehlinterpretation.

     

    Die AfD ziehlt viel mehr auf die diese Kultur und Loyalitätsgeschichte bei Migranten ab und Cem Özdemir, hat damit wenn auch unbewusst ziemlich gut aufgeräumt indem er sagt, dass er sich als Deutscher fühlt und es ihm hier gefällt.

    Damit ist er ja das perfekte Vorbild dafür, dass Migrationshintergrund und Identifikation mit Deutschland kein Widerspruch sein müssen.

    Es war vermutlich unbewusst, aber er hat damit der AfD natürlich in die Suppe gespuckt.

  • "Mit seinem starken Identitätsgefühl als Deutscher bringt er sowohl Erdogan als auch die AfD zum Schäumen."

     

    Ich hab da meine Zweifel, dass die AfD sich darüber aufregt, wenn Migranten sich als Deutsche sehen.

    Das halbe Ruhrgebiet wird von Menschen bevölkert, die mal als nicht Deutsche dort hingekommen sind, um dort in der Kohleindustrie zu arbeiten. Regt sich die AfD darüber auf, wenn Nowak oder Mitschkowski sich als Deutsche sehen?

    Die regen sich eher über Leute auf, die sich nach 3 Generationen NICHT als Deutsche sehen.

    Jedenfalls denke ich ist das was die Wähler denken. Beim Höcke Björn oder Pöbelburg Andre haben sie mit ihrer Einschätzung vermutlich gar nicht so unrecht.

    • @EinfachIch:

      Ihre Analyse des gemeinen AfD-Wählers und seine Haltung gegenüber Migranten halte ich für völlig richtig.

       

      Ich meine wirklich speziell Özdemir. Es ist bestimmt kein Zufall, dass die "abschieben"-Ruf sich auf ihn bezogen.

      Özdemirs Positionen stehen denen der AfD deutlich entgegen, gleichzeitig fordert er sie immer wieder auf ihrer eigenen Spielwiese heraus.

  • 8G
    80336 (Profil gelöscht)

    Kurt Tucholsky: „So widerwärtig mir jene sind, [….] so scharf verwahren wir uns dagegen, nun etwa ins Vaterländische umzufallen. Wir pfeifen auf die Fahnen – aber wir lieben dieses Land. Und so wie die nationalen Verbände über die Wege trommeln – mit dem gleichen Recht, mit genau demselben Recht nehmen wir, wir, die wir hier geboren sind, wir, die wir besser Deutsch schreiben und sprechen als die Mehrzahl der nationalen Esel – mit genau demselben Recht nehmen wir Fluss und Wald in Beschlag, Strand und Haus, Lichtung und Wiese: es ist unser Land.“

     

    ‚Heimat‘ ist kein Kampfbegriff der Rechtsnationalen, so sehr sie ihn auch für ihre propagandistischen Zwecke zu vereinnahmen suchen:

     

    //oxnzeam.de/2017/11/08/die-renaissance-der-heimat/

  • Heimat... ich benutze das Wort, wenn ich in Spanien mit alteingesessenen Dörflern davon rede, dass ich in einer bestimmten Landschaft aufgewachsen bin, dass sie mich geprägt hat und so lange ich dort Familie, Freunde und Einkommen habe, sehr gerne dort lebe. Sie nicken dann bedächtig, verstehen mich besser als sonst jemand. Besser als alle diejenigen, die wegen des Wetters ihre "Heimat" verlassen, z.B. nach Spanien übersiedeln und dort auch nicht anwurzeln, weil sie die dort lebenden heimatverbundenen Menschen verachten. Und sich dann morgens schon mit Hochprozentigem den Frust vertreiben. Heimat sind die Gerichte, die schon Oma kochte, das ist ein Geruch, das ist ein Licht. Das ist die Länge der Schatten, achtet mal darauf, sie sind kürzer in Südeuropa als hier in der Mitte - und viel länger in Finnland. DAs ist der Geruch der Pflanzen, die dort wachsen, besonders an einem warmen Abend, wenn bei uns der Flieder duftet. Das grüne Gras. All diese Heimaten sind schön, die eigenen und die anderer Menschen. Und ich verstehe sofort, was syrische Flüchtlinge meinen, wenn sie an einem Olivenzweig schnuppern, den die Floristin in den Strauß gebunden hat. Mein Gastgeschenk zu einem üppigen, wunderbaren Essen. Diese Heimat ist gemeint. Die dürfen wir meinen. Und die mit einer anderen Heimat verstehen. Der kleine Junge der syrischen Flüchtlinge wird irgendwann in seinem Leben, wer weiß wo, Flieder riechen und an seine Heimat am Mittelrhein denken.

    • @Maria Burger:

      So siehts aus. Als jemand der in der frühen Kindheit an einer in der kasachischen Pampa gelegenen Zughaltestelle gelebt hat kann ich das gut nachvollziehen.

       

      20 Jahre in Krefeld gelebt und hab es nie gemocht. So laut, die schlechte Luft, Kaugummi auf den Straßen, die Graffiti.Alles nicht hübsch.

       

      Ein Haus im Kreis Viersen gekauft, umgeben von Feldern, Feldern und noch mehr Feldern und die einzigen Fahrzeuge hier sind Traktoren.

      Dazu dieser frische Mistgeruch.

      Das wahre Leben. Fühlt sich nach dahoam an.

    • @Maria Burger:

      Ja, als gebürtiger Essener stehen mir auch immer die Tränen in den Augen, wenn ich Stickstoff und Kohlendioxid rieche, wenn ein veraltetest Kohlekraftwerk so richtig Dreck rauspumpt, wenn der Bohrhammerlärm einer Baustelle an mein Ohr dringt, und der Autogestank einfach nicht aufhört.

      https://www.youtube.com/watch?v=xD07fVUXBrk

      • @Age Krüger:

        Ach, der gute Georg. :D

  • „Wie kann jemand, der unsere gemeinsame Heimat so verachtet wie Sie, bestimmen, wer Deutscher ist?“, sagte Özdemir, an die AfD-Abgeordneten gerichtet.

     

    Wie wahr!

  • Lesenswert dazu auch der Kommentar von Lamya Kaddor: http://www.t-online.de/nachrichten/deutschland/id_83283310/kolumne-was-die-afd-macht-ist-deutschenfeindlich-.html

     

    Man beachte vor Allem den vorletzten Satz.

     

    Mir scheint, in der allgemeinen Hysterie, von Links wie Rechts befeuert, ist jegliche Differenzierung und nüchterne Betrachtung der Gesamtsituation verloren gegangen, was in der Konsequenz nur den äußersten Rändern nützen wird. Kein vernunftbegabter Mensch kann das wollen oder auch nur in Kauf nehmen! Wenn wir die Konfliktfelder ungesteuerter Einwanderung, steigender Armut und explodierender Vermögen Superreicher nicht einmal zur Kenntnis nehmen wollen, geschweige denn, Antworten darauf zu finden, dann werden wir uns mit der Frage, was nun "deutsch" und ob das gut sei, nicht mehr beschäftigen müssen. Dann verlieren wir das Land an Nationale Sozialisten und Europa in toto gleich mit. Ist das die Veränderung, auf die sich Menschen wie Katrin Göring-Eckardt freuen? Das kann ich mir nicht vorstellen.

    • @sepptember:

      Ihre Verlinkung finde ich gut. Ich frage mich sowieso, wie man tatsächliche Schwierigkeiten mit seiner Herkunft oder den Begriffen deutsch, Deutschland, Deutscher, Heimat pp. haben kann.

      Es mag zu meinem folgenden Beispiel den Gegendiskurs geben, aber alle meine ausländischen Freunde und Bekannten fassen sich über unsere emotionalen Probleme mit diesen Begriffen und Inhalten ausnahmslos an den Kopf.

    • @sepptember:

      "Wenn wir die Konfliktfelder ungesteuerter Einwanderung, steigender Armut und explodierender Vermögen Superreicher nicht einmal zur Kenntnis nehmen wollen, geschweige denn, Antworten darauf zu finden, dann werden wir uns mit der Frage, was nun "deutsch" und ob das gut sei, nicht mehr beschäftigen müssen. Dann verlieren wir das Land an Nationale Sozialisten und Europa in toto gleich mit. Ist das die Veränderung, auf die sich Menschen wie Katrin Göring-Eckardt freuen?"

       

      Kann ich mir nicht vorstellen, dass die sich darüber freuen würde. Ich aber finde z.B. die Frage, was "Deutsch" ist, vollkommen überflüssig und würde mich freuen, wenn niemand sich darüber mehr Gedanken machen müsste. Und ich persönlich kann auch gerne Deutschland und Europa verlieren. Ich brauche diesen nationalen oder postnationalen Mist von Kapitalzusammenschlüssen nicht, um glücklich zu sein.

      Steigende Armut ist ein Problem, das mich berührt. Um das Problem zu lösen, braucht aber auch niemand Deutschland oder Europa in seiner jetzigen Organisationseinheit.

      • @Age Krüger:

        Egoplanet schwebt fröhlich durchs All

        • @El-ahrairah:

          Was meint denn so die_der geerdete Linksnationale? ;)

          • @Uranus:

            Dass der libertäre Autonome ein Neoliberaler ohne Knete ist. Es existieren übtigens auch Soziale kollektive und gemeinschaften neben der Nation. Kein Shice.

      • @Age Krüger:

        Dito! Gegen Staat, Nation und Kapital!

        • @Uranus:

          Gegen Kapital! :-)

          • @Gerhard Krause:

            Aber nur das böse Finanzkapital? ;)

        • @Uranus:

          Gegen schwachsinnige Pennälerparolen!

      • @Age Krüger:

        "Steigende Armut ist ein Problem, das mich berührt. Um das Problem zu lösen, braucht aber auch niemand Deutschland oder Europa in seiner jetzigen Organisationseinheit."

         

        Da wüsste ich gerne, wie das gemeint ist. Ich wäre schon froh, wenn sich neben der Linken in Berlin zumindest noch eine andere Partei einsetzen würden gegen die zunehmende Verelendung eines Teils der Bevölkerung.

        Die Tafeln sind quasi der BEWEIS dafür, dass Politik total versagt hat. Die kommende GroKo wird daran nichts ändern.

        • @Rolf B.:

          Ich meine damit, dass man nicht unbedingt national orientierte Strukturen braucht, um Armut zu beseitigen. Das ist natürlich eine utopische Vorstellung, dass sich auf einmal die deutschen Arbeitnehmer in der chemischen Industrie mit den Giftgasopfern in Syrien solidarisieren würden und auf einen Profit verzichten würden.

           

          Ich möchte aber damit darauf hinweisen, dass man mit den nationalökonomischen Denken evtl. kurzfristig die ein oder andere Lösung innerhalb eines bestimmten Gebietes erreichen kann, dies aber eben nicht der Endpunkt sein darf. Der Nationsgedanke, dass der entsprechende Staat, in dem man lebt, auch dafür zuständig ist, dass man ausreichend zu leben hat, ist z.B. der Gedanke, der den skandinavischen Wohlfahrtsstaat ausmacht. Nur erleben wir auch dort, dass sich die Einwohner der Staaten dann unbehaglich fühlen, wenn das zu verteilende Guthaben an mehr Menschen verteilt wird durch die Wahl rechtspopulistischer Parteien. Deutschland, geschweige denn die EU, sind ja noch nicht mal so weit, dass sie einen Wohlfahrtsstaat darstellen.

          • @Age Krüger:

            Das mag ein netter Gedanke sein, ist aber in der realen Welt zwischen lächerlich und gefährlich zu positionieren.

             

            Grund ist ganz einfach, dass die Deutschen , da sie mal Täter waren oft dazu neigen zu reflektieren, wie sich ihr Verhalten auf andere auswirkt.

            Es gibt diverse Länder die früher Opfer waren und sich diesen Luxus nicht leisten würden.

            Ganz platt gesagt gehe ich von folgendem Szenario aus.

            Wenn wir hier ganz liberal als Westeuropäer unseren Luxus aufgeben, weil der ja durch die Plünderung anderer Länder entsteht, werden die Chinesen oder Russen sich diesem liberalen Gedankengängen bestimmt nicht anschließen, sondern einfach aufgreifen was wir abgeben und sich dabei denken, "Jesus sind das ein paar Vollhorste. Geben uns freiwillig alles was sie haben. Danke dafür und weiter wie gehabt."

            Dann würden sie genauso die gleiche nationalistische Politik fortsetzten, wie bisher, nur das sie nebenbei noch was über die Dummheit der Europäer lachen könnten.

             

            Westeuropäer sind einfach viel liberaler als so ziemlich alle anderen Menschen auf dem Planeten. Man sollte sich da nix vormachen und denken, dass die anderen Menschen in anderen Ländern bei dieser liberalen Revolution mitziehen würden. Naja Kanada vielleicht :D

            • @EinfachIch:

              Deshalb habe ich ja auch im letzten Absatz darauf hingewiesen, dass auf nationaler Ebene in der BRD noch nicht einmal die Grundvoraussetzungen dafür geschaffen sind, überhaupt hier von Luxus zu reden.

  • Ich sehe den Beitrag von Cem Özdemir im Gegensatz zu den meisten Kommentatoren hier ziemlich kritisch. Der Redebeitrag bestand überwiegend aus Beschimpfung und Geschrei, aber ohne wirlich überzeugende Argumente zur Sache selbst, um die es hätte gehen sollen. Da blieb Özdemir überzeugende Argumente schuldig.

    • @Zara Klimowa:

      Das Thema war fiktive Gruppenidenität.

       

      Bei Fiktionen sachlich zu argumentieren, kann nicht gelingen.

    • 7G
      74450 (Profil gelöscht)
      @Zara Klimowa:

      "Da blieb Özdemir überzeugende Argumente schuldig."

       

      Sie erwarten Argumente in einer Karnevallssitzung? Das Thema war Klamauk, was gibts da schon an sachlichen Argumenten? Wäre ich gespannt! :)

    • @Zara Klimowa:

      Politiker sind auch Menschen und dürfen mal wütend werden...

      Insbesondere angesichts eines solchen quatsches...

      Würde der özdemir permanent so rumkreischen,würde ich mir sorgen machen.

      Sorgen macht mir das Kalkül der afd...

  • Ich bin doch ziemlich begeistert von Özdemirs Rede bzw. dem Ausschnitten auf http://www.spiegel.de/video/fall-deniz-yuecel-cem-oezdemir-knoepft-sich-afd-vor-video-99013600.html. Ich verstehe die Schwierigkeiten nicht, die einige Leute hier mit Begriffen wie Heimat haben. Wir dürfen diese Begriffe gerade nicht den Rechtsaußen überlassen. Heimat muss nichts mit Blut, Boden oder Abstammung zu tun haben. Sie kann z.b. das Ergebnis einer bewussten Entscheidung sein, an einem bestimmten Ort leben zu wollen.

    Das mit der Nationalmannschaft war vielleiht nicht so der Volltreffer, ok... ;-)

  • Das hat was dieser Auftritt von Özdemir. Emotional, populistisch mit einem Schuss Demagogie. Das kann Özdemir.

    Ob das die richtige Antwort auf diese braune Truppe ist, mag jeder selbst entscheiden.

    Statt Verweise auf die Fußballnationalmannschaft hätte es ja vielleicht durchaus etwas anspruchsvoller sein können. Genug Beispiele gäbe es ja. Aber da muss man evtl. wieder das Spielfeld des Populismus verlassen.

  • 8G
    81331 (Profil gelöscht)

    ...also ich bin nicht stolz, Bürger eines Landes zu sein, in dem Menschen, um überleben zu können, um Lebensmittel betteln müssen.

    • @81331 (Profil gelöscht):

      Verlangt keiner von Ihnen. Allerdings interessiert es auch keinen, wenn Sie es nicht sind. Dafür scheinen Sie sich sehr dafür zu interessieren, worauf andere Menschen so stolz sind.

    • 8G
      80576 (Profil gelöscht)
      @81331 (Profil gelöscht):

      Ja, erlebe ich jeden Tag.

    • @81331 (Profil gelöscht):

      Geht mir ähnlich. Die Ausbeutung von Menschen innerhalb der BRD, das Ausleben eines Lebensstils auf Kosten der meisten Menschen der kapitalistischen Peripherie, das Ausleben eines Lebensstils, was die Existenz von Mensch und Tier bedroht... und da gibt es noch viel mehr, dass es unmöglich machen sollte, von "Stolzsein" zu sprechen.

      • @Uranus:

        Ich las gerade einen Artikel, der weiteren Anlass gibt, "stolz" zu sein. Diesmal ist es die Rechtssprechung, für Geflüchtete Bürgschaften zu akzeptieren und die nun im Nachhinein zu belasten! Örks! http://www.taz.de/Jobcenter-wollen-Geld-von-Buergen/!5483983/

        /Sarkasmus/

        • @Uranus:

          Antagonistisches linksidentitäres Distinktionsgepöbel. Fühlte sich in den 70ern gut an, kann jetzt ja nicht verkehrt sein.

        • 2G
          2730 (Profil gelöscht)
          @Uranus:

          ... echt komisch, wenn man für eine Bürgschaft in Anspruch genommen wird. Gut, eine Bürgschaft ist ein Versprechen und versprechen kann sich ja jeder mal.

          Schließlich wollte man doch nur seinen Heiligenschein ein wenig aufpolieren - und jetzt soll das was kosten?!?

    • @81331 (Profil gelöscht):

      Dann arbeite dran

    • @81331 (Profil gelöscht):

      Zum Glück verlangt das auch niemand von Ihnen.

  • Richtig so! Den rechten AfD Hampelmännern darf man nicht die Sprache überlassen.

  • 8G
    81331 (Profil gelöscht)

    ...Özdemir ist also "stolz, Bürger dieses Landes zu sein", ist das nicht die gleiche, braune Soße wie "stolz, Deutscher zu sein"?!

    Chauvinismus, nicht mehr, aber auch nicht weniger.

    • @81331 (Profil gelöscht):

      Sie haben gar nichts kapiert.

    • @81331 (Profil gelöscht):

      Nein, genau nicht. Stolz ein Deutscher zu sein, könnte man schon sein, aber Sprache gilt nie absolut sondern ändert Bedeutung durch Gebrauch. Und der Stolz darauf Deutscher zu sein, ist eindeutig von extremen Rechten besetzt. Insofern wird das kein Linker benutzen. Bürger dieses Landes zu sein, darauf kann man auch als Linker stolz sein. Was nicht heißt, dass es nicht noch viel, sehr viel zu ändern gibt. (Das gleich als Antwort auf Deinen Post mit den Bettlern zwei weiter oben) Aber die Änderungen sind zumindest möglich.

      • @Hilfsbuchhalter:

        "Bürger_in" bezieht sich auf ein staatliches Konstrukt. Der Staat ist Herrschaftsinstrument, verhindert Selbstorganisation, steht für Gewaltmonopol... und ist meiner Ansicht nach abzuschaffen.

        • @Uranus:

          Viel Erfolg dabei. Gut, dass es Deutsche mit Migrationshintergrund wie Herrn Özdemir und mich gibt, die Ihnen da beim Versuch immer in die Parade fahren werden.

           

          Der Staat ist meiner Ansicht nach das einzige, was verschworene Gruppen davon abhält, individuell und anabhängig von der eigenen Gruppe lebende Menschen zu drangsalieren.

          • @EinfachIch:

            ... und "nebenbei" drangsaliert der Staat selbst: Menschen illegalisieren und (in den Tod) abschieben, von der Straße vertreiben, aus Wohnungen vertreiben, zu miesen Jobs und Armut nötigen ...

        • @Uranus:

          Geh in Rente, Opa Dutschke

          • @El-ahrairah:

            Na, gut in Pöbellaune so spät, was?

            • 6G
              61321 (Profil gelöscht)
              @Uranus:

              Nix spät - die Posts von EL-AHRAIRAH werden idiotischerweise immer verdammt spät freigeschalten

  • Toll - Entscheidend war die Rede des Grünen-Abgeordneten Cem Özdemir,

    Zitat taz: "Ignorieren kann man den Antrag einer Fraktion nicht, der Bundestag muss qua Geschäftsordnung solche Anträge auf die Tagesordnung setzen und beraten."

    Das nenne ich die demokratische Auseinander Setzung die ein Parlament braucht! Im Namen Parlament steckt der Diskurs! „Wie kann jemand, der unsere gemeinsame Heimat so verachtet wie Sie, bestimmen, wer Deutscher ist?“

    So muss es sein: "Die Özdemir-Rede war mitreißend, manch ein Linker wird, so wie der Autor dieses Textes, für eine Millisekunde stolz gewesen sein, Bürger dieses Landes zu sein"

    Nur der Diskurs garantiert die Argumente: für und wider! Das ist der gewaltige Vorteil einer Minderheitsregierung. Es muss über ein Thema gestritten werden ehe man darüber entscheidet!

    In einer GROKO entfällt dieser Diskurs und wesentliche Vor- und Nachteile einer Entscheidung werden der Öffentlichkeit nicht sichtbar gemacht. Danke für den Hinweis!

  • 7G
    74450 (Profil gelöscht)

    Ich freue mich, dass endlich mal ausführlich über unser Parlament berichtet wird. Lange Jahre wurden die Debatten in kurzen Agenturmeldungen abgehandelt, ohne die Argumente der Parteien wirklich zu würdigen. Ich hoffe, dass geht auch so weiter, wenn nicht mehr nur die Karnevalssitzungen der AFD Thema sind.

  • Ich sage es ungern aber bezüglich der Nationalmannschaft hat die AfD leider recht, wenn auch aus anderen Gründen. Bei Länderspielen treten nur noch „Internationalmannschaften“ gegen einander an. Den ausländischen Spielern künstlich Staatsangehörigkeiten zuzuschustern kann ja nur sehr oberflächliche Menschen täuschen.

     

    Die ursprüngliche Idee des sportlichen Wettkampfes verschiedener Länder untereinander ist somit verloren gegangen.

    • 7G
      74450 (Profil gelöscht)
      @Marc T.:

      "Den ausländischen Spielern künstlich Staatsangehörigkeiten zuzuschustern kann ja nur sehr oberflächliche Menschen täuschen."

       

      Welchem aktuellen deutschen Nationalspieler wurde denn bitte künstlich die Staatsbürgerschaft zugeschustert? Welchem englischen, welchem französischen, welchem spanischen usw. Wovon reden Sie? Von Katar?

      • @74450 (Profil gelöscht):

        Der letzte war glaub ich Cacau, wobei das in Deutschland nur so wenige Fälle gibt, weil die Deutsche Mannschaft an sich schon viel Qualität hat.

         

        Beim Eishockey, wo man schwächer ist kommt das öfter vor.

        Brooks Macek, Daryl Boyle oder früher auch Rob Leask.

        Beim Basketball gabs Chris Kaman. Deutschland macht das schon, wenn man in gewissen Sportarten nicht viel Auswahl hat. Da braucht man sich nix vormachen.

  • Unsre Heimat, das sind nicht nur die Städte und Dörfer,

    unsre Heimat sind auch all die Bäume im Wald.

    Unsre Heimat ist das Gras auf der Wiese,

    das Korn auf dem Feld und die Vögel in der Luft

    und die Tiere der Erde

    und die Fische im Fluß sind die Heimat.

    Und wir lieben die Heimat, die schöne

    und wir schützen sie,

    weil sie dem Volke gehört,

    weil sie unserem Volke gehört.

     

    Text: Herbert Keller

    Musik: Hans Naumilkat

    • @Trabantus:

      Öhm, ein FDJ-Lied... Ehrlich?

      Naja, ich würde, wie auch über die BRD nicht viel positives über DDR annehmen, wie mit Tier und Natur umgegangen wurde. So wirkt ein solches Lied im Kontext seiner Entstehung und wohl auch seiner Inszenierung doch etwas geheuchelt.

      Als zweites, finde ich, sollte der Begriff "Volk" nicht verwendet werden. Siehe Deutschtümler_innen, Nazis bishin zur heutigen Gesellschaft, in der viele weiße deutsche People of Color immer noch nach ihrer Genealogie befragen.

    • @Trabantus:

      Gehört ihnen so wenig, wie Ihre Frau oder Mann ihnen gehört.

  • 9G
    98589 (Profil gelöscht)

    Eben auf Phoenix:

    Aufgrund der Freilassung von Yücel genehmigt die BRD weitere Rüstungsexporte in die Türkei.

    Fassungslosigkeit!

    • 7G
      74450 (Profil gelöscht)
      @98589 (Profil gelöscht):

      "Fassungslosigkeit!"

       

      Bzw. Erwartbarkeit. Ist widerlich, aber erwartbar gewesen. Mal sehn, was Deniz Yücel dazu sagt.

      • 9G
        98589 (Profil gelöscht)
        @74450 (Profil gelöscht):

        Ja, war zu erwarten, sicher.

        Ist ein deutsches Leben mehr wert als ein kurdisches?

        Diese Regierung ist genoss widerlich, wie die am Bosporus.

        Bin auch mal gespannt auf Yücels Reaktion.

        • 7G
          74450 (Profil gelöscht)
          @98589 (Profil gelöscht):

          Es ist vor allem gut, dass dies vor Ende des SPD-Mitgliederentscheids veröffentlicht wird. Da bekommt das Nein-Lager sicher Aufwind (auch wenn ich dies bisher nicht gehofft habe).

    • @98589 (Profil gelöscht):

      Das hat nichts miteinander zu tun. Garnichts

  • Mir war Kubicki weit sympathischer.

     

    Cem erklärt uns, es seien Nazis, weil wir das noch gar nicht gewußt haben.

  • Cem Özdemir ist mit Sicherheit der fähigste Politiker, den die Grünen haben.

     

    Er bezeichnet Schwaben als seine Heimat und macht bei jeder Gelegenheit deutlich, wie stark seine Identität als Deutscher, wie stark sein Zugehörigkeitsgefühl zu Deutschland ist.

     

    Wenn er sich als "anatolischer Schwabe" bezeichnet, macht er das in Gänsefüßchen als humorvollen Umgang mit Fremdzuschreibungen.

     

    Mit seinem starken Identitätsgefühl als Deutscher bringt er sowohl Erdogan als auch die AfD zum Schäumen.

     

    Herr Weissenburger, selbst Sie fühlten sich von seiner Rede zu Deutschsein und Heimat mitgerissen. Das liegt zweifellos auch an seiner Authentizität bei diesem Thema.

     

    Lieber Herr Weissenburger, warum bezeichnen Sie ihn dann als "türkischdeutschen Abgeordneten"?

     

    Für mich ist er einer der deutschesten Poitiker, die ich kenne. Er selbst hat sich nach meiner Erinnerung noch nie als türkischdeutsch bezeichnet.

     

    Warum ist er für Sie nur Bindestrich-Deutscher?

     

    Ab wann würde er denn für Sie seinen Bindestrich verlieren?

  • Letztlich geht es doch um Zugehörigkeit und Affitmation. Die "Neue Linke" hat es sich ja zur Gewohnheit gemacht, diese Aspekte zugunsten von Dauerantagonismus und Radikalindividualismus zu verneinen, wegen ihrer Prägung durch Postmodernismus und Existentialismus. Letztlich hat sie sich dadurch zum kulturellen Wegbereiter des neoliberalen Performer-Konsumismus gemacht, der gerade dabei ist zu kollabieren.

     

    Um in Zeiten des Verfalls zu neuen Ufern zu gelangen, ist es notwendig alte zur Gewohnheit gewordene Impulse aufzugrben und neue Antworten für neue Fragen zu finden. Ein rein autistischer, hedonistischer Freiheitsbegriff verheißt keine Befreiung mehr. Wenn es emanzipative Formen der Verantwortung, der Zusammengehörigkeit, der Loyalität gibt, dann hat bzw verheißt auch die politische Linke eine Zukunft.

    • @El-ahrairah:

      Also solange Sie da nicht noch mindestens Animismus, Pessimismus und Surrealismus reinverwursten, ist mir der Kommentar irgendwie zu Simplicissimus.

  • Oezdemir hat in den meisten Punkten Recht. Ich hoffe, dass die AFD sich so etwas öfter anhören muss.

  • 8G
    849 (Profil gelöscht)

    Hei|mat [...], die; -, -en [mhd. heim(u)ot(e), ahd. heimuoti, heimoti]: a) Land, Landesteil od. Ort, in dem man [geboren u.] aufgewachsen ist od. sich durch ständigen Aufenthalt zu Hause fühlt (oft als gefühlsbetonter Ausdruck enger Verbundenheit gegenüber einer bestimmten Gegend): München ist seine H.; Wien ist meine zweite H. (ich fühle mich jetzt in Wien zu Hause, obwohl ich nicht dort geboren bin); seine alte H. wieder sehen; die H. verlieren, verlassen; er hat keine H. mehr; er hat in Deutschland eine neue H. gefunden; b) Ursprungs-, Herkunftsland eines Tiers, einer Pflanze, eines Erzeugnisses, einer Technik o. Ä.: die H. dieser Fichte ist Amerika; Deutschland gilt als die H. des Buchdrucks;

     

    © Dudenverlag

  • Home is where the heart is; but the stars are made of latinum.

     

    Alte Ferengi-Regel.

  • KLar geht das mit 'Heimat' und 'Links sein'

     

    Ich organisiere im Münsterland eine Veranstaltungsreihe, wo unter dem Titel 'Zukunft Heimat' verschiedene Herausforderungen für meine Heimatkommune diskutiert werden. Vor vier Wochen war es der Artenschwund durch die industrielle Landwirtschaft, am kommenden Montag geht es um die Herausforderung 'Integration' und was da verbessert werden könnte:

     

    -----------

    Diskurs, Diskussion und Streit können wir nicht an die Politikerinnen, Politiker und Parteien auslagern. Verantwortung müssen alle Bürgerinnen und der Bürger selber übernehmen. In der aktuell zerklüfteten Gesellschaft in Deutschland bedeutet dies, dass sich die Menschen wieder begegnen müssen. Die Palisaden aus Wut und Angst, die in den letzten Jahren errichtet wurden, müssen nun überwunden werden. Und vor allem muss ein konstruktiver Austausch nah bei den Menschen, vor Ort in den Kommunen stattfinden.

     

    "Zukunft Heimat" will als Veranstaltungsreihe in Drensteinfurt dazu einen Raum anbieten. Die großen gesellschaftlichen Herausforderungen im Blick sollen vor allem Lösungen diskutiert werden, die konkret auf kommunaler Ebene umgesetzt werden können. Eine solche Diskussion erfordert eine Atmosphäre von Offenheit und Toleranz. Wut, Angst oder gar Hass sind nicht nur schlechte Ratgeber. Sie zerstören darüber hinaus gerade jene Debatte, die wir dringend benötigen. Ein respektvoller Umgang, der die Würde des Menschen in den Mittelpunkt stellt, ist daher unabdingbares Grundverständnis der Veranstaltungsreihe.

    -----------

     

    Wer 'Heimat' als Begriff den Faschisten überlässt, hat schon Aufgegeben.

    Und Zukunft - die ist ja bekanntlich Grün und wird aus Mut gemacht ;-)

    http://www.kulturnetz-drensteinfurt.de/joomla/index.php?option=com_content&view=article&id=173:schulhoffreundschaft&catid=49:zukunft-heimat&Itemid=67

    • @JBS_6623:

      Schön.

      Grüße in die alte Heimat.

      ;)

    • @JBS_6623:

      Nein, mensch kann den Begriff kritisieren, insbesondere wenn er mit Patriotismus einhergeht. Warum sollte mensch, sich als irgendwie links verstehend, aufgegeben haben? Antinationalismus ist Antifaschismus!

    • @JBS_6623:

      Das finde ich eine ganz tolle Idee, die man aufgreifen sollte.

      Würde so etwas bei mir angeboten, würde ich solche Veranstaltungen besuchen, obwohl ich selber es einfach nicht hinbekomme, den Begriff "Heimat" so zu verwenden, maximal schaffe ich noch "Heimatwohnort" oder sowas. Das hängt mit Sicherheit mit der Zeit zusammen, in der ich sozialisiert wurde und in der "Heimat" nicht mal so stark einen nationalistischen wie viel mehr einen fürchterlich kitschigen Klang hatte ("Heimatfilme"), politisch nur unangenehm genutzt von den Vertriebenenverbänden.

       

      Da ich aber nachvollziehen kann, dass andere Menschen andere Assoziationen damit verbinden, sind solche Veranstaltungen mal eine Möglichkeit, auch mit Menschen in Kontakt zu kommen, die man sonst nie erreicht.

  • Ich bin an diesem Punkt in der Geschichte der Menschheit sehr froh Bürger der BRD zu sein. Ich habe 10 Jahre in diversen Ländern gelebt und darüber hinaus lange Zeit in der CH gearbeitet und kann mir - von der CH abgesehen - kein Land vorstellen, in dem ich lieber leben möchte, aber stolz macht mich das nicht. Stolz bin ich nur auf Dinge zu denen ich einen eigene Beitrag geleistet habe, dazu gehört die Auswahl von Zeit und Ort meiner Geburt sowie die Staatsbürgerschaft meiner Eltern nicht.

     

    Heimat ist der Ort, zu dem man sich sehnt, wenn man nicht dort ist.

    • 8G
      849 (Profil gelöscht)
      @Adele Walter:

      Da haben Sie Recht. Stolz ist eine viel gefährlichere Vokabel als Heimat. Wo gern von Stolz geredet wird, ist etwas grundfaul.

      • @849 (Profil gelöscht):

        Ich konnte noch nie was mit dem Begriff anfangen. Immer, wenn ich versuche die gängigen Definitionen dazu zu verstehen, fehlt mir absolut ein Kriterium, wo ich das bei mir unterbringen soll.

        Ich kann sagen, ich bin glücklich oder zufrieden, wenn ich hier lebe z.B., aber "Stolz" verstehe ich überhaupt nicht.

  • Das Gefühl ist "gewöhnungsbedürftig"? Na dann: Gewöhnen Sie sich, werter Peter Weißenburger! Und zwar ein bisschen plötzlich bitte! Sie gaben schon viel zu lange gebummelt.

     

    Ich weiß ja nicht, wie viele verschiedene Staatsbürgerschaften Sie haben, aber ich habe nur eine. Vor allem habe ich nur eine Muttersprache. Ich kann und ich will nirgendwo anders leben als hier, wo meine Familie und meine Freunde sind und wo ich mich von Klein an auskenne, und es ist mir allemal lieber, dieses Land wird von Menschen wie Cem Özdemir gestaltet, als von Menschen wie Alice Weidel.

     

    Wer Deutschland nicht mag, der wird es auch nicht mitgestalten. Also fangen Sie, verdammt noch mal, sich mit diesem Land anzufreunden. Denn nur, wenn sie das schaffen, werden sie auch dafür kämpfen können, Herr Weißenburger, und es nicht verschenken an Menschenhasser und Rassisten. Das hat es nämlich nicht vetdient.

     

    Klar, Deutschland ist nicht perfekt. Aber wer ist das schon? Ich jedenfalls nicht. Heimat war vielleicht Kitsch. Aber muss es dabei bleiben?

  • Ich bin Cem-Fan und war gespannt, nachdem viele Freunde diese Rede weiterverbreitet haben. Aber bei der Nationalmannschaft hab ich augenrollend abgeschaltet, das war zu populistisch und peinlich.

    • 6G
      6474 (Profil gelöscht)
      @Hinkelstein:

      Der Hintergrund mit der Nationalmanschaft dürfte der sein, das der AFD die Manschaft nicht "deutsch" genug ist.(Im Sinne von Rasse)

      • @6474 (Profil gelöscht):

        Ok... auf den Blickwinkel bin ich tatsächlich nicht gekommen.

  • Es ist schon traurig, wenn man inzwischen den Gedanken, stolz darauf zu sein, dass man Bürger eines funktionierenden demokratischen Staates ist, als gewöhnungsbedürftig empfinden soll. Passt aber damit zusammen, dass inzwischen alle immer nur noch von "Deutschland" reden (also dem Land) anstatt wie früher mal von der Bundesrepublik Deutschland (dem Staat).

     

    Das war eines der Dinge, die einfacher waren, als es noch zwei Deutschländer gab.

    • @Mustardman:

      Oder als es noch hunderte deutsche Lande inkl. der Deutschschweiz und Deutschösterreich gab. Meine Fangfrage an die Deutschnationalen ist immer, ob sie auch die Deutschsprachigen aus A, B, CH, DK, F, GUS, I und FL meinen oder ob man die unter Ausländer klassifizieren muss.

      • @Adele Walter:

        Tolle Fangfrage...alle Achtung...Hut ab.

         

        Gerade in den 90ern kamen viele Deutschstämmige aus Russland, Rumänien (unverkennbarer Slang) usw. in die BRD. Sog. Spätaussiedler.

      • 8G
        849 (Profil gelöscht)
        @Adele Walter:

        Ich frage sie gerne, was sie unter und von deutscher Kultur verstehen. Das ist sehr entlarvend. Früher konnte man sich ja wenigstens noch auf die DM berufen. Heute vielleicht auf die National-Mannschaft (dieses National müsste man endlich mal zensieren).

        • @849 (Profil gelöscht):

          Mülltrennen und An-rote-Ampeln-stehenbleiben. U.a

  • 9G
    98589 (Profil gelöscht)

    Stolz zu sein, Bürger dieses Landes zu sein, das ist gewöhnungsbedürftig?

    Ja, mag sein.

    Stolz kann man aber auf Bürger sein, die mutig und intelligent sind auf braune Dumpfbacken zu reagieren.

    • @98589 (Profil gelöscht):

      Mensch kann es ja positiv finden - aber stolz sein insbesondere auf Taten Anderer?

  • „Ubi bene, ibi patria.“ [Wo es dir gut geht, dort ist die Heimat.]

    (Pacuvius; römischer Tragödiendichter 220 - 130 v. Chr.)