piwik no script img

Nachrichten zur RegierungsbildungFDP für Ampel-Verhandlungen

Nach SPD und Grünen geben auch die Liberalen grünes Licht für Koalitionsverhandlungen. Ein möglicher Streitpunkt: Die FDP will keine Frauenquote im Kabinett.

Dem Mann geht es nur um die Knete: Christian Lindner will Finanzminister werden Foto: Annegret Hilse/dpa

FDP-Parteigremien einstimmig für Ampelverhandlungen

Der FDP-Bundesvorstand und die Mitglieder der Bundestagsfraktion haben Insidern zufolge der Aufnahme von Koalitionsverhandlungen mit SPD und Grünen geschlossen zugestimmt. Dies verlautete am Montag aus Parteikreisen am Rande einer Sitzung der Gremien in Berlin. Damit ist der Weg frei für die formalen Gespräche zur Bildung einer Ampelkoalition. Die Gremien von Grünen und SPD haben bereits entsprechende Beschlüsse gefasst.

Möglicher Startpunkt der Verhandlungen wäre Donnerstag, hieß es in Verhandlungskreisen der Parteien. Dies sei aber noch nicht endgültig geklärt. Die Sondierungsteams der drei Parteien hatten sich am Freitag auf ein gemeinsames Papier verständigt, das Grundlage für Koalitionsverhandlungen sein soll. Ziel ist, dass die neue Bundesregierung vor Weihnachten vereidigt wird. (rtr)

FDP gegen paritätisch besetztes Kabinett

Führende FDP-Politiker lehnen die von SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz angekündigte strikt paritätische Besetzung des Kabinetts einer rot-grün-gelben Bundesregierung ab. „Bei der Besetzung von Kabinettsposten sollte immer die Qualifikation und die Fähigkeit, ein Ministerium zu führen, eine Hauptrolle spielen“, sagte FDP-Vize Wolfgang Kubicki den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. „Starre Quotenregelungen sind in der Regel kontraproduktiv, weil sie Menschen auf äußere Merkmale reduzieren.“ Es sei deshalb auch möglich, dass mehr Frauen als Männer im Kabinett säßen.

Auch FDP-Vorstandsmitglied Marie-Agnes Strack-Zimmermann betonte, fachliche Qualifikation müsse das wichtigste Kriterium bei der Besetzung der Ministerien sein. „Wenn man die gesellschaftliche Realität im Kabinett abbilden möchte, macht es natürlich Sinn, Minister und Ministerinnen gleichermaßen im Kabinett zu haben. Aber zuallererst muss die fachliche Kompetenz eine Rolle spielen, denn die Zugehörigkeit zu einem Geschlecht“, sagte sie.

Die Frage, wer welches Ministerium übernehme, werde erst ganz am Ende von Koalitionsverhandlungen beantwortet, sagte Kubicki. Scholz hatte im Wahlkampf stets betont, sein Kabinett werde zu gleichen Teilen mit Frauen und Männern besetzt sein. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte ihr Kabinett 2018 nicht ganz paritätisch aufgestellt: Es bestand zu Beginn der Legislaturperiode aus sieben Ministerinnen und neun Ministern. (dpa)

FDP vs. Grüne: Streit um Finanzministerium absehbar

Zwischen FDP und Grünen bahnt sich ein Konflikt über die Besetzung des Finanzministeriums in der angestrebten Ampelkoalition für Deutschland an. FDP-Chef Christian Lindner sprach sich zwar gegen öffentliche Debatten über Ministerposten aus, signalisierte aber zugleich sein Interesse an dem Schlüsselressort. Grünen-Co-Chef Robert Habeck kritisierte Personalspekulationen als „nicht hilfreich“. Die stellvertretende Grünen-Vorsitzende Ricarda Lang plädierte dafür, dass ihre Partei das Finanzministerium selbst übernimmt, weil es eine zentrale Rolle etwa bei Entscheidungen über Zukunftsinvestitionen spiele.

Lindner machte kurz vor der Entscheidung der FDP über die Aufnahme von Koalitionsverhandlungen deutlich, welche Rollenverteilung er in einer künftigen Ampelregierung sieht. „Wichtig ist mir nur eins, jeder der drei Partner muss wirken können, muss Einfluss nehmen können“, sagte er am Sonntagabend in der ARD. „Es gibt das Bundeskanzleramt, es gibt das Finanzministerium, es gibt ein neues Klimaministerium. Und ich bin der Meinung, jeder der Partner muss eine Möglichkeit haben, auch gestalterisch zu wirken.“

Nach SPD und Grünen will an diesem Montag auch die FDP über die Aufnahme von Koalitionsverhandlungen entscheiden. Das Thema Klimaschutz gilt als Kernthema der Grünen; ins Kanzleramt wird im Fall einer Ampel-Koalition SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz einziehen, der das Finanzressort bisher geführt hat.

Lindner hatte im Bundestagswahlkampf keinen Hehl daraus gemacht, dass er Finanzminister werden möchte. Dabei hatte er allerdings auf eine Koalition mit der Union gesetzt. In einem SPD-geführten Ampel-Bündnis könnten aber auch die Grünen als zweitstärkste Partei das Finanzministerium für sich beanspruchen. Mehrere FDP-Politiker wie Parteivize Wolfgang Kubicki und Fraktionsgeschäftsführer Marco Buschmann hatten am Wochenende offen für Lindner als Finanzminister geworben.

Bei „Bild TV“ erklärte Lindner, dass nicht die Stärke der Fraktionen von Grünen und Liberalen darüber entscheide, wer den nächsten Bundesfinanzminister stellt. „Es ist auch nicht so, dass es einfach danach geht, welche Prozentpunkte erreicht worden sind“, sagte er auf eine entsprechende Frage.

Habeck reagierte verärgert auf solche Personalspekulationen. „Es gehört zur Fairness, zum guten Ton und auch zur politischen Klugheit, das jetzt nicht zu tun. Man erhöht im Zweifelsfall nur die eigene Fallhöhe“, sagte er am Sonntagabend in der ARD. „Wir haben sehr unterschiedliche finanzpolitische Vorstellungen. Die Konkurrenz ist da, ohne Frage. Das Vertrauen, dass das dann passiert, wie es verabredet ist, muss sich erst noch beweisen, auch in den Koalitionsgesprächen.“ (rtr)

Scholz weist Vorwurf der Unfinanzierbarkeit zurück

SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz hat den Vorwurf zurückgewiesen, dass bei den Ampel-Sondierungen keine Antwort auf die Frage nach der Finanzierbarkeit der Pläne geliefert worden sei. Es gehe um einen großen Aufbruch, die Modernisierung des Landes, sagte Scholz am Sonntagabend in der ZDF-Sendung „Berlin direkt“. Dabei gehe es zu einem erheblichem Anteil darum, privatwirtschaftliche Investitionen zu ermöglichen.

Klar sei aber auch, dass man zusätzliche Mittel für öffentliche Investitionen bereitstellen müsse. „Es geht also darum, die Dinge richtig zu kombinieren“, betonte Scholz. „Was wir uns vorgenommen haben, ist, sehr solide zu wirtschaften und zugleich ein Jahrzehnt der Investitionen in Deutschland zustande zu bringen, privat und öffentlich.“

Zu Vorschlägen, öffentliche Investitionsgesellschaften einzurichten, verwies Scholz darauf, dass es längst öffentliche Einrichtungen gebe, die investierten. Als Beispiel nannte er die Deutsche Bahn und die KfW. „Insofern ist das nur die Beschreibung eines Prinzips, das es schon gibt und das in den Rahmen der Handlungsmöglichkeiten mit einbezogen werden muss.“ (dpa)

Baerbock: Finanzfragen erst in Koalitionsverhandlungen

„Die genaue Finanzierungsberechnung, die wird dann in den Koalitionsverhandlungen folgen“, sagt Grünen-Co-Chefin Annalena Baerbock im Deutschlandfunk. Es gab zuletzt Kritik am Sondierungspapier der Ampel-Partner, weil es bei der konkreten Finanzierung von Projekten noch ungenau ist. „Das war eines der härtesten Themen“, so Baerbock. Hier hätten Grüne und FDP weit auseinander gelegen. Allein für die Modernisierung der Infrastruktur seien aber 50 Milliarden Euro pro Jahr notwendig – zu stemmen „über Gesellschaften“. Details zu dieser Form von Nebenhaushalten nennt Baerbock nicht. (rtr)

Baerbock zu Tempolimit: Keine Mehrheit gefunden

Für ein generelles Tempolimit gab es laut Grünen-Co-Chefin Annalena Baerbock in den Ampel-Sondierungen mit SPD und FDP keine Mehrheit. „Das hat uns geschmerzt“, sagt sie im Deutschlandfunk. Es wäre allerdings nur eine kleine Maßnahme für das Klima gewesen, eigentlich wichtiger für die Verkehrssicherheit. Ansonsten hätten die Grünen im Klimabereich aber viel erreicht – einen wohl vorgezogenen Kohleausstieg, einen Ausbau der erneuerbaren Energien, eine Solardächerpflicht und klare Leitplanken für die Industrie. Damit gebe es künftig die Chance, die Klimaziele einzuhalten. Die Sondierungen hätten zunächst die Eckpfeiler festgelegt. „Natürlich muss das alles unterfüttert werden.“ (rtr)

IW fordert Ausbau von Ökostrom

Das Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) fordert von der neuen Regierung einer Zeitung zufolge einen schnelleren Ausbau erneuerbarer Energien. Werde das bisherige Tempo beibehalten, drohe eine massive „Grünstrom-Lücke“, zitiert die Welt aus einer IW-Studie. „Die bisherigen Ausbauziele, die erst zu Beginn des Jahres verabschiedet wurden, reichen bei Weitem nicht aus. Ein daraus resultierendes Verpassen der Klimaziele hätte nicht nur politische Folgen, sondern vor allem ökologische Kosten“, heißt es in einem Vorabbericht. (rtr)

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

49 Kommentare

 / 
  • An der Vernichtung der Ostwirtschaft ist ausschließlich die SED schuld, die alleinverantwortlich den Laden so runtergeritten hat, dass kein einziger größerer Betrieb wettbewerbsfähig war.

  • Spannend, dass Scholz ausgerechnet unsere beiden Erfolgs-Spitzenreiter nennt: KfW (die ja an der Vernichtung der Ost-Wirtschaftsbetriebe alles andere als unschuldig ist) und Bundesbahn (die ja neben der Demontage von Schienenwegen auch verlässlich ein stets wachsendes Finanzdefizit hinlegt).

    Diese "Investoren" werden die Wirtschaft ganz gewiss aus der Kriese führen !

  • Zum Einen dürfen wir nicht vergessen, dass es sich bei den Koalitionsverträgen um grundgesetzgrenzwertige Absichsterklärungen handelt, um mehr nicht.

    Zum Anderen haben wir doch in der Vergangenheit beliebig oft gesehen, wie einzelne Teile einfach bis zum jüngsten Tag ausgeblendet werden.

    Also erst mal alles heiße Luft.

  • Die FDP besteht dem Anschein nach aus einem einzigen Politker.

    • 9G
      95820 (Profil gelöscht)
      @Tripler Tobias:

      "Die FDP besteht dem Anschein nach aus einem einzigen Politker." Und aus Christian Lindner. Aber wer ist der Politiker?

    • 9G
      95820 (Profil gelöscht)
      @Tripler Tobias:

      Einer zuviel.

  • FDP verhindert Steuererhöhungen, Grüne verhindern Steuersenkungen. Optimist (GRÜNER Geschäftsführer Kellner bei Phoenix) nennt das 1:1. Nach FIFA-Regeln is das ein 0:0.

  • 4G
    4813 (Profil gelöscht)

    Lindner soll Außenminister werden. Da ist er weg und fühlt sich Wichtig.



    Mit großem W.

  • Wer will uns wiedermal verraten?

    Grüne und Sozialdemokraten!

    Wer verrät uns nie?

    Gregor .... :-)

  • „Bei der Besetzung von Kabinettsposten sollte immer die Qualifikation und die Fähigkeit, ein Ministerium zu führen, eine Hauptrolle spielen“ (Wolfgang Kubicki, FDP)

    Christian Bullerbü kommt damit also definitiv als Finanzminister gar nicht infrage.

  • 9G
    95820 (Profil gelöscht)

    „Will er die BRD jetzt abwickeln?“ Nein, er möchte die Aufsicht über die KfW bekommen, damit die nicht windigen Start-Ups Geld gibt.



    de.wikipedia.org/w...r#Moomax-Insolvenz

    • 9G
      95820 (Profil gelöscht)
      @95820 (Profil gelöscht):

      @JUERGEN AUS N.

  • Laut Wikipedia verfügt Herr Habeck über ein abgeschlossenes Philosophie- und Literaturstudium, was die Vermutung nahelegt, dass er von Staatsfinanzen etwa so viel versteht, wie Josef Ackermann vom Quanten-Hall-Effekt. Ebenfalls laut Wikipedia hat Herr Lindner eine Magisterarbeit zum Thema Steuererhebung verfasst. Sollte Herr Scholz also die potenziellen Regierungsposten strikt nach Fachkompetenz vergeben, so könnte er Herrn Habeck zum Kulturstaatssekretär ernennen. Aber vermutlich wird doch eher Schnick Schnack Schnuck gespielt werden, wie Co-Kommunarde Zeroton treffend bemerkte.

    • @Magic Theo:

      ...etwa soviel versteht wie ... unser Bundesgesundheitsbankkaufmann von Infektionen ....

    • @Magic Theo:

      "Ebenfalls laut Wikipedia hat Herr Lindner eine Magisterarbeit zum Thema Steuererhebung verfasst."

      Bedenkt man, dass die Finanzpläne der FDP im Wahlprogramm, völlige Unkenntnis der Grundrechenarten offenbaren, so hat Herr Lindner entweder alles vergessen, was er mal gelernt hat oder er hat seinen Abschluss auf sehr unkonventionelle Art gemacht :-)

      • @warum_denkt_keiner_nach?:

        Nana! Das ist HÖHERE Mathematik !!!!



        Auf F2 ist 1+1 = 0 !!!

    • @Magic Theo:

      Als ob Ministerposten jemals nach dem Know-how besetzt worden wären... Die haben doch alle ihre Fachberater:innen. Allerdings kann ich mir Habeck auch nicht als Finanzminister vorstellen.

  • „Für ein generelles Tempolimit gab es laut Grünen-Co-Chefin Annalena Baerbock in den Ampel Sondierungen mit SPD und FDP keine Mehrheit.“

    Wieso keine Mehrheit? Hatten Spd und Grüne doch in ihren Programmen stehen, oder ist die Spd wieder umgekippt?

    • @Senza Parole:

      Wenn ich mich recht erinnere - so lange ist‘s ja nicht her - ist das Tempolimit schon in den Vorsondierungen zwischen Grünen und FDP ad acta gelegt worden … meines Wissens ist das von Herrn Hofreiter so kommuniziert worden, dass das Tempolimit von grüner Seite nicht zu Bedingung für Koalitionsverhandlungen gemacht werden solle.



      Wieso jetzt also der SPD einen Strick daraus drehen?



      Die Grünen haben noch am Wahlabend sehr schnell den Lindnerschen Vorschlag aufgegriffen, dass zunächst einmal die „Kleinen“ miteinander reden und zu einer Verständigungslinie kommen sollten, um damit dann der SPD entgegenzutreten.



      Jetzt so zu tun, als liege es allein an der SPD, wenn gemeinsame rot-grüne Positionen übte den Haufen geworfen werden, ist pure Heuchelei. Ist es etwa nicht so, dass Grüne und FDP gemeinsam mehr Gewicht auf die Waage bringen wollten als der potentielle sozialdemokratische Koalitionspartner?



      Wären die Grünen in ihrer anfänglich euphorischen Einschätzung der Möglichkeiten einer Ampelkoalition nur etwas realistischer aufgetreten, wäre der Katzenjammer über die fehlende starke grüne Handschrift möglicherweise nicht so groß … man müsste es dann auch nicht den blöden Wähler*innen ankreiden, die die Grünen nicht, wie erhofft, mit einem stärkeren Mandat ausgestattet haben.

    • @Senza Parole:

      Offenbar weniger umgekippt als sich einmal mehr treu geblieben, wenn's drauf ankommt und seitens derer, auf die's ankommt. Hier zeigt sich eine Parallele zur ebenfalls gerade diskutierten Misere um die Grundsicherung. Was ggf. Einzelne in der Berliner Blase Fraktion oder bei den Jusos (was sich bald teils deckt) meinen, oder auch mal für opportun oder schick halten wenigstens vorzugeben zu meinen, und was davon übrig bleibt, wenn man Taten folgen lassen müsste, sind zwei Paar Schuhe. Was in der Parteispitze jeweils davon gehalten wird oder der Basis, noch mal ein anderes. Stephan Weil z.B. kriegt beim Gedanken an eine Begrenzung wahrscheinlich mehr Bauchschmerzen als Christian Lindner, und Herr Klingbeil, wahrscheinlich auch Scholz, dürften das dann noch mal unterbieten. Was von den sog. neuen "Linken", "Progressiven" in der Spitze, ob Esken, NoWaBo oder dem "Sozialisten" Kühnert zu halten ist, dazu hab ich lange eine Meinung. Letzterer übrigens war auch mal ganz schwer gegen "Hartz IV", große Sprüche klopfen bis zum Parteitag, wo ihn Respektsmann Hubertus Heil dann einmal väterlich an die Hand nahm. So ist das mit allem bei den Sozialdemokraten, sagen und tun sind Gegensätze, aber ich meine das darf man lange wissen. Das ganze Sondierungspapier versprüht den Mief dieser Partei und lässt sich ist nicht von ungefähr rechter an als es noch Merkel erlaubt hätte. Das ist mein Eindruck. Auch dass das Tempolimit nun gerade zu den Punkten gehört, die die Union den Grünen noch eher abgetreten hätte. Hat schon auch was damit zu, in welchen Milieus sowas nahezu sinn- und identitätsstiftend ist und in welchen eher nicht. Und dass es für die Union grundsätzlich weniger auf Einzelplätze ankommt, wie sonst wäre das Aus etwa der Wehrpflicht oder der Kernenergie möglich gewesen. Unter einem Kanzler oder Verteidigungsminister der SPD wäre die Wehrpflicht niemals überwunden worden. Niemals.

    • @Senza Parole:

      Das ist Politsprech für "...war Verhandlungsmasse".

      Wie Baerbock richtig erklärt hat, ist das Tempolimit kein strategisch wichtiger Baustein einer sinnvollen Klimapolitik. Im verkehrspolitischen Teich schwimmen größere Fische - besser die Autos (und Lkws) fahren kraft besserer Alternativen GAR NICHT als einfach nur im Schnitt etwas langsamer, zum Beispiel.

    • 9G
      95820 (Profil gelöscht)
      @Senza Parole:

      Durch Tempolimits würden die Mindereinnahmen bei Mineralöl- und Mehrwertsteuer zu gravierend.

  • Hat Christian Lindner nicht mit seiner Firma Konkurs gemacht?

    Will er die BRD jetzt abwickeln?

    • @Jürgen aus Nürnberg:

      Erstmal hat er diese Firma gegründet. Das ist schon etliche Meilen weiter als der geistige Horizont dieser Zwischenbemerkung. Hier die Antwort vom Delinquenten selbst:

      www.youtube.com/watch?v=PM1ibgLdfCc

      ps Danke auch Ihnen für den Elfer.

      • @Normalo:

        Jeder kann ein Unternehmen gründen. Da braucht es keinen großartigen geistigen Horizont. Um Millionenkredite von der KfW-Bank zu bekommen bedarf es schon mehr. Aber das Geld zu verbrennen und nach einem halben Jahr Konkurs anzumelden, ist nicht gerade eine Empfehlung für den Posten eines Finanzministers.

        • @Andreas J:

          "Jeder kann ein Unternehmen gründen. Da braucht es keinen großartigen geistigen Horizont."

          ...sprach der Bonze, nachdem Kolumbus das Ei auf die Spitze gestellt hatte. Wenn es nur eine Frage einer Unterschrift unter einer Gründungsurkunde wäre, würden es VIELLEICHT mehr Leute machen, oder?

          Was den Lebenszyklus eines nicht "fliegenden" Startups betrifft, der läuft halt so: Man entwickelt es und beschafft das Kapital für den Umsetzungsversuch DANN stellt man fest, dass die Geschäftsidee auf Papier besser aussah als sie funktioniert, und macht lieber Schluss, als noch weitere Mittel zu beschaffen und im Zweifel auch zu versenken. Wer da anfangs Geld reinsteckt, tut das im Zweifel nach Kriterien, die er sich selbst zurechtgelegt hat und die das Investmentobjekt erfüllen muss - gilt auch für die KfW. Das Risiko, das Startkapital letztlich abschreiben zu müssen, ist gewollt und einkalkuliert.

          Das Problem an dem Konzept "unternehmerische Idee" ist halt, dass man immer erst nachher weiß, ob die Idee wirklich funktioniert und einen Mehrwert schafft. Aber es gar nicht erst zu versuchen, bringt ganz sicher NICHT den Erfolg.

          • @Normalo:

            Das machen nicht nur "vielleicht" viele Leute. 2019 wahren 3,96 Millionen selbständig. Ich auch. Und das wesentlich länger als Herr Lindner. Weil ich was mache wovon ich Ahnung habe. Wer nach einem halben Jahr Pleite ist hat keine Ahnung und hat nur gezockt. Lindner mit dem Geld der Steuerzahler. Dem entsprechend ist die Vorstellung der FDP von Finanzen und Wirtschaft. Das ZEW – Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung hat der FDP ein verheerendes Zeugnis ausgestellt. Gleich dahinter CDU/CSU. Die Parteien mit der angeblich größten Kompetenz sind am schlechtesten in Finanz- und Wirtschaftspolitik. Nur ideologisch vernagelte Klientelpolitik.

            • @Andreas J:

              Selbständigkeit ist nur eine Form von Unternehmensgründung - und halt die mit den geringsten sozialen Auswirkungen, aber auch dem geringsten Risiko. Darf ich fragen, wieviele Leute Sie beschäftigen, und wieviele mehr als heute das in, sagen wir, fünf Jahren nach Ihrer Vorstellung sein sollen?

              Dass Sie von der Farage der soliden Unternehmensführung den Bogen zu den - auch nicht ganz unumstrittenen - Studienergebnissen des ZEW ziehen wollen, kann ich ja verstehen. Aber vielleicht bleiben wir mal bei der Sachfrage?

              Also: Kann sich bei einem Unternehmen vielleicht nicht vor dem Start, aber wenige Monate danach herausstellen, dass es nicht fliegen wird? Ich hab's schon mehrfach erlebt - nur dass die meisten betroffenen Startupper das nicht wahrhaben wollten und noch ein paar Jahre weiter Geld verbrannt haben, bis auch der letzte Funken Selbstbetrug verglimmt war. Daher kann ich Ihrer pauschalen Aussage nicht ganz folgen.

              Ach ja: Wenn man zu einem bestimmten Zeitpunkt, zu dem man noch kein Geld verdient hat, aber schon unvermeidliche Verpflichtungen eingegangen ist, erkennt, dass das ganze nichts wird, und den weiteren Aufbau einstellt, dann IST man halt pleite (vulgo "überschuldet") - mathematisch notwendig und rechtlich verbindlich. Das hatan sich nix mit Unfähigkeit zu tun.

      • @Normalo:

        Eine Firma zu gründen erfordert einen weiten geistigen Horizont? Das ist neu.

        Trump hat z.B. auch Firmen gegründet.

        • @warum_denkt_keiner_nach?:

          Unabhängig von seinen politischen Fehlleistungen: Was Unternehmertum betrifft, ist Trump ganz sicher den meisten Deutschen besagte Meilen voraus - jedenfalls gegenüber einem platt geblökten "Der hat ja mal pleite gemacht!". Ein Unternehmen auf die Beine zu stellen, Ideen zu verwirklichen und Arbeitsplätze zu schaffen (und dabei notwendigerweise zu riskieren, dass es scheitert), ist sicher nicht jedermanns Sache. Aber respektieren kann man es - wenn man dazu den nötigen Horizont hat.

          Lindner hat auch "Pleitegehen" nicht zum Teil seines Geschäftsmodells gemacht, wie man das bei Trump zumindest vermuten kann. Insofern hinkt der Vergleich.

  • Vorschlag: Scholz bleibt Finanzminister, das kennt er und er bringt das passende Charisma mit. Lindner posiert für schicke schwarz-weiß Bilder bei der UNO und Habeck macht Kanzler ^^

  • Posten-Streiterei jetzt schon so öffentlich gemacht klingt mir nicht nach der Einigkeit, die sonst ständig heraus posaunt wird. Ein Gutes hat´s: Ich weiß woran ich zukünftig bin...obwohl ich mir´s schon dachte.



    Wenn ich mit dem Gezänk schon behelligt werde, dann empfehle ich Schnick Schnack Schnuck

  • Wenn die Grünen ernsthaft einen ökologischen Aufbruch gestalten wollen, sollten sie folgende Ministerien besetzen: Wirtschaft/Energie, Verkehr, Landwirtschaft/Ernährung, Umwelt/Klimaschutz.

  • "FDP-Chef Christian Lindner sprach sich zwar gegen öffentliche Debatten über Ministerposten aus, signalisierte aber zugleich sein Interesse an dem Schlüsselressort".

    Choice.

    Vielleicht sollten wir noch ein "Ministerium für Inkompetenz" haben, damit wir nicht immer (wie letztens mit dem Verkehrsministerium) wichtige Fachpositionen an... na ja Ihr wisst schon.

    • @tomás zerolo:

      Laut einem Pressebericht hat sich Wolfgang Kubicki gegen starre Quotenregelungen ausgesprochen. Bei der Besetzung von Kabinettsposten sollte "immer die Qualifikation und die Fähigkeit, ein Ministerium zu führen, eine Hauptrolle spielen". Diese Einsicht könnte am Ende dazu führen, dass die FDP nicht nur nicht den Finanzminister, sondern keinen einzigen Minister stellt.

  • Lindner ist ein neoliberaler Hardliner. Die Hälfte der EU zittert bereits davor, dass ausgerechnet DER Finanzminister wird.

    Man sollte sich nicht täuschen - der wird sehr viel kaputt machen, im Inland wie auch im Ausland.

    • @Herbert Eisenbeiß:

      Gerade das Thema EU betreffend, wäre es extrem wünschenswert, dass jemand ins Finanzministerium kommt, der die EU-Verträge einhalten will und zwar von beiden Seiten. Diese sehen keine gemeinsame Schuldenhaftung vor. Dabei soll es bleiben, bis die Verträge geändert werden und das wird nicht durchzusetzen sein, weil in vielen Ländern die Bevölkerung das ablehnt.



      Es ist extem undemokratisch, wenn die EU versucht, es "trotzdem" zu tun - einfach mit der Begründung, das wäre aber besser so. Selbst wenn - das geben die Verträge eben nicht her.

    • @Herbert Eisenbeiß:

      Hmm - frage ich den Fuchs, wer am besten den Hühnerstall bewachen soll?

  • Und hier kommt ein Problem der Grünen zum tragen, die Posten wären ja eigentlich klar.

    Scholz Kanzler, die Grünen stellen Vizekanzler und Außenminister und die FDP bekommt als 3. das Finanzministerium.

    Nun ist aber Außenpolitik nicht sonderlich relevant für die Grünen, dazu muss ich nicht viel erklären, wurde schon hier im Artikel erledigt.

    taz.de/Aussenpolit...ierungen/!5805674/

    Und es gibt aktuell auch kein sonderlich angenehmes Klima für deutsche Außenpolitik, sowohl in der EU, Flüchlinge an der EU Außengrenze, Polen, Ungarn etc. als auch in Europa, Streit mit BoJo, Bosnien-Herzegowina, Ukraine und die UN ist seit Jahrzehnten in einem desolaten Zustand, von da wird auch nicht viel kommen.

    Es gibt da praktisch nur Minenfelder, bei denen für die Grünen praktisch nichts zu holen ist und irgendwem wird das vielleicht mal aufgefallen sein.

    • @Sven Günther:

      Wer denkt Klimapolitik sei ein Kuscheljob hat den Ernst der Lage nicht erfasst.

      Außenpolitik ist in punkto Klimawandel das A&O der Zukunft. Sich nur auf "made in germany"-Techniken zu konzentrieren ist zu wenig.

      Ein grüner Außenminister wäre gut fürs Klima.

    • @Sven Günther:

      Nun, Joschka Fischer hat es geschafft, trotz Balkankrieg usw. als Außenminister zum respektieren und beliebten (ja, nicht bei allen, klar) Staatsmann zu avancieren, das könnte Robert Habeck auch hinbekommen, oder sogar Annalena "Völkerrecht" Baerbock.

      Das Finanzministerium wäre hingegen ein hervorragendes Danaergeschenk für Christian Lindner - alle diese teueren Pläne in den Positions- und Sondierungspapieren, und nirgends mehr Geld, um es zu bezahlen... da hat ein FDP-Finanzminister genau zwei Möglichkeiten: Scheitern oder alle Wahlversprechen in den Wind schießen. Dieses Thema hat das Potential, die Mövenpicksteuer der Legislaturperiode zu werden und die Liberalen aus den Parlamenten zu spülen. Nächstes Jahr sind ja wieder ein Sack voll Landtagswahlen...

      • @Wurstprofessor:

        Naja, es sind ja nicht seine eigenen Wahlversprechen, die er kraft Vetorecht in den Wind schießen könnte - und "Scheitern" definiert sich wohl subjektiv bei potenziellen FDP-Wählern etwas anders als bei denen von Rot und Grün. Das ist schon ein Pfund, was er da für sich verlangt, aber Herr Günther hat schon Recht: Das erhoffte Klima-Superministerium PLUS den Schlüssel zum Geldschrank ist ein Wunsch, den die Grünen nicht ernsthaft erwarten können, von der FDP erfüllt zu bekommen.

        • @Normalo:

          Es kommt dann noch auf den Zuschnitt und die finanzielle Ausstattung dieses „Super“-Klimaministeriums an … zahnloser Tiger oder ökologische Spielwiese , das wäre eher so meine Prognose.



          Der sozialökologische Umbau als Regierungs- und Gesellschaftsprojekt ist mit der Ampel eh nicht zu haben … aber wenn es so wäre: schnittstellenorientiert über die vorhandenen einzelnen Ressorts hinaus wäre wohl effektiver als ein neues Super-Ministerium.



          Aber es ist ja „Spitzenpersonal“ aus gleich drei Parteien in Amt und Würden zu bringen bzw. zu versorgen.

          • @Abdurchdiemitte:

            Das hieße aber, einen ganzen Strauß von Ministerien (Umwelt, Wirtschaft, Verkehr, Innen - wegen Bau -, Landwirtschaft, möglicherweise auch noch Entwicklungshilfe...) entweder unter grüne Kontrolle zu bringen oder zumindest nachhaltig auf den Klimakurs einzunorden - UND diesen Kurs über alle Ressorts entsprechend budgetiert zu bekommen, wo er in Konkurrenz zu etablierten Strukturen und Budgetinteressen steht. Sisyphos würde sich bedanken und lieber wieder seinen Stein den Berg hochschubsen, wäre meine Gegenprognose.

            Ich weiß auch nicht, ob "schnittstellenorientiert" ein Konzept ist, das mit Ministerialbürokratien wirklich fliegt. Die stehen erfahrungsgemäß eher auf "sauber kompetenzabgrenzend"... ;-)

  • Es ist klar, dass Herr Habeck für eine eigene Kanzlerkandidatur ein starkes Ministerium braucht. Das Finanzministerium dürfte ihm wohl am ehesten liegen.

    Schaut man sich dann jedoch die Programmpunkte der Parteien in Wahlkampf, Sondierungen und allgemeiner Ausrichtung an, erkennt man, dass die FDP ausschließlich mit finanzpolitischem Schwerpunkt auftritt (Schuldenbremse, Steuererhöhungen). Daher wird das Finanzministerium an die FDP gehen müssen. Anders wird es wohl keine Koalition geben.

  • Soll der Lindner halt Finanzminister werden. Wenn die Grünen dafür Verkehr, Umwelt und Wirtschaft kriegen, können sie da wirken, wo zuletzt am meisten geschlafen und in die falsche Richtung regiert wurde. Innen und Außen am besten auch noch.

    • @LeSti:

      Wird aber anstrengend und langwierig wenn ein bockiger Typ auf dem Portemonnaie sitzt.

      • @Andreas J:

        Man macht ja einen Koalitionsvertrag

    • @LeSti:

      korrekt