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NS-Vergangenheit von Baerbocks GroßvaterNazi-Opa im Keller

Daniel Bax
Kommentar von Daniel Bax

Baerbocks Großvater soll „bedingungsloser Nationalsozialist“ gewesen sein. Putin kommt die Neuigkeit gelegen: So kann er sich milde geben.

Baerbocks Familiengeschichte, symptomatisch dafür, wie wenig die Deutschen über ihre eigene Familie in der NS-Zeit wissen wollen Foto: Michael Kappeler/dpa

D iese Steilvorlage ließ Wladimir Putin sich nicht entgehen. War Annalena Baerbocks Großvater stärker in den Nationalsozialismus verstrickt als bisher bekannt? Gönnerhaft sprach der russische Präsident die deutsche Außenministerin jetzt in einem TV-Interview von der Verantwortung für die Taten ihres Vorfahren frei. Er nutzte die Gelegenheit aber, um der Grünen vorzuwerfen, mit ihrer Politik gegen die Interessen ihres eigenen Landes zu handeln.

Ausgerechnet die Promi-Illustrierte Bunte hat recherchiert, dass Baerbocks Großvater ein „bedingungsloser Nationalsozialist“ gewesen sei soll. Das schrieben seine Vorgesetzten bei der Wehrmacht in einer Akte über den ausgebildeten Ingenieur. 1944 sollte ihm die höchste Kriegsauszeichnung für Zivilisten verliehen werden.

Baerbock hat sich in Büchern und Reden immer wieder positiv auf ihren Großvater bezogen. Sie hat zwar nie verhehlt, dass er als Offizier an der Ostfront war. Diese Akte sei ihr aber „nicht bekannt“ gewesen, musste das Auswärtige Amt nun einräumen.

Ein Fest für Putin-Trolle

Für Putin-Trolle und andere Baer­bock-­Hasser ist das ein gefundenes Fressen. Schon früher warfen russische Propagandisten der Politikerin vor, sich mit ihrer Haltung gegenüber Russland ideologisch in den Fußstapfen ihres Großvaters zu bewegen. Auch jetzt spekulieren manche wieder über „Abgründe im Unterbewusstsein“.

Das ist infam, denn Baerbocks Familiengeschichte ist nicht untypisch: In fast jeder deutschen Familie gibt es einen Opa, der Mitläufer oder Täter war. Über heutige Überzeugungen sagt das wenig aus. Auch die Formulierung in der Personalakte ist nicht unüblich.

Vorwerfen kann man Baerbock, dass sie sich die Akte über ihren Opa nie selbst aus dem Archiv besorgt hat, wenn sie ihn schon so gern erwähnt. Von einer Außenministerin darf man das erwarten. Doch es ist symptomatisch dafür, wie wenig die Deutschen über ihre eigene Familie in der NS-Zeit wissen – oder wissen wollen.

„Opa war kein Nazi“ – dieser Mythos hält sich bei vielen bis heute. Die Akten im Keller sagen etwas anderes.

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Daniel Bax
Redakteur
Daniel Bax ist Redakteur im Regieressort der taz. Er wurde 1970 in Blumenau (Brasilien) geboren und ist seit fast 40 Jahren in Berlin zu Hause, hat Publizistik und Islamwissenschaft studiert und viele Länder des Nahen Ostens bereist. Er schreibt über Politik, Kultur und Gesellschaft in Deutschland und anderswo, mit Fokus auf Migrations- und Religionsthemen sowie auf Medien und Meinungsfreiheit. Er ist Mitglied im Vorstand der Neuen deutschen Medienmacher:innen (NdM) und im Beirat von CLAIM – Allianz gegen Islam- und Muslimfeindlichkeit. Er hat bisher zwei Bücher veröffentlicht: “Angst ums Abendland” (2015) über antimuslimischen Rassismus und “Die Volksverführer“ (2018) über den Trend zum Rechtspopulismus. Für die taz schreibt er derzeit viel über aktuelle Nahost-Debatten und das neue "Bündnis Sahra Wagenknecht" (BSW).”
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56 Kommentare

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  • Möglicherweise wurde er als "bedingungsloser Nationalsozialist" bezeichnet, weil er gerade keiner war und geschützt werden sollte?

    Zudem gab es eine klare Diskrepanz zwischen der NS-Ideologie, die z.B. Interessen der "Volkgemeinschaft" betonte, und der ganz pragmatischen Selbstbereicherung diverser Amts- und Machtträger mit Parteiabzeichen. Auf welcher dieser Seiten man dann stand, sagt die Bezeichnung als "bedingungsloser Nationalsozialist" auch nichts.

  • Um mal die Bibel heranzuziehen : wer ohne Nazi-Opa oder Oma ist, der werfe den ersten Stein.



    Im Übrigen können auch Nazi-Opas liebevolle Opas gewesen sein und ggf. Sogar aus den 12 gruseligen Jahren gelernt haben. Menschen entwickeln sich, ändern sich, manche mehr, manche weniger.



    Manche waren ihr Leben lang überzeugte Nazis, manche traumatisiert, manche haben sich geschämt.



    Als Kind habe ich die Erzählungen eines Großvaters wahrgenommen, als wäre er mit Freunden auf Klassenfahrt gewesen. Heute weiß ich es besser.

  • Wollen wir mal in die Vergangenheit aller Politiker im Bundestag und den Landtagen schauen? Es wäre Interessant was dabei heraus kommt….

  • Sollen wir wirklich einen der zahlreichen Nazivorwürfe - Stichwort: Ukraine - von Wladimir Wladimirowitsch Putin, eines vielfachen Lügners und Mörders, zum Anlass nehmen, uns mit Familiengeschichten von deutschen PolitikerInnen zu beschäftigen?



    Im Ernst?

  • Es gibt ein Land auf der Erde in dem Millionen Menschen leben, von denen die allermeisten noch heute ohne Nachzudenken antworten können auf die Frage, was die Eltern/Großeltern/Urgroßeltern zwischen '33 und '45 erlebt haben: Israel.

    In Deutschland: Gähnende Leere.

    • @Hannes Hegel:

      Hätten Sie mal fragen sollen, ist nicht sonderlich schwer raus zu bekommen.



      Mein Großvater war bei der kriegsmarine und der andere an der Ostfront, beide unter 20 als sie eingezogen wurden. Die eine Großmutter hat Würzburgs Vernichtung als Kind erlebt und die andere wurde als 7 jährige aus Ostpreußen vertrieben.



      Bei uns im Umkreis fällt mir keiner ein der nicht über seine Familie Bescheid weiß.

  • Wer aus Baerbocks Generation hat eigentlich keinen Großvater, der glühender Nazi war? Was hat es mit A. Baerbock als Person zu tun?



    Das ist doch lächerlich. Die meisten Deutschen waren Nazis, als die Nazis an der Macht waren. Sie haben ihnen ja auch den Zugang zu dieser Macht ermöglicht.

    • @tazziragazzi:

      Einfach mal nachlesen: Wahlbeteiligung, Prozent der Stimmen für die NSDAP bei der letzten freien Wahl.



      Die Mehrzahl der Deutschen hat nicht für die Nazis gestimmt.



      Soldaten wurden zwangsrekrutiert. Desertation wurde mit Todesstrafe geahndet.

      • @Calliope:

        44% für die NSDAP am 5. März 1933 bei 89% Wahlbeteiligung.



        Jedenfalls hat da schon mal keine Mehrheit der Wahlberechtigten für andere Parteien als die Nazis gestimmt.

        Ich nehme an, die Zustimmung hat anschließend mit der Erholung der Wirtschaft, die bereits vor der Machtergreifung begonnen hatte und dann zu einer schuldenfinanzierterten Scheinblüte geführt hatte, noch zugenommen.

        Die 92% am 12. November 1933 (ohne Gegenkandidaten) hat ja immerhin auch jemand abgegeben.

  • Dann doch lieber: "Papa was a rollin' stone."

  • Bei meinem Papa und auch seinem Bekanntenkreis, seinem Kegelclub, seinem Schachclub, seinen Freunden die Werner Höffer Sonntags schauten, bei Riesling und Handelsgold-Zigarren, bei all denen wurde irgendwann offenbar, dass da irgendwas im Busch war, von früher. Ich/Wir waren gerade 13 und hörten mit, aber verstanden erst nicht. Dann zeigte ein Sozialarbeiter im Gemeindesaal Filmmaterial für uns jungen Leute aus dem Ort. Was wir sahen machte uns sprachlos und warf unzählige Fragen an die Eltergeneration auf, aber die hüllte sich in Schweigen. Das war der Anfang eines nicht endenden Konflikts mit der Elterngeneration, der nicht mal mit ihrem Tod endete. Welche Verantwortung trugen sie wo und wann und wieviel? Aber ist diese Frage wichtig? Nein - ist sie nicht. Wichtig ist nur was wir heute für das "Nie wieder" tun können. Nur das!

  • Ist sicherlich hart für einige aus bürgerlichen Kreisen stammenden Kommentator:innen zu lesen. Aber ein relevanter Teil des deutschen Bürgertums kam im NS-Staat ganz gut zurecht, hatte eine gute Anstellung, hat sich dementsprechend auch persönlich bereichern können oder zumindest nicht verschlechtert. Haben diese Leute ihre Verantwortung nicht vollends genutzt?Vermutlich. Ist das menschlich verständlich? Durchaus.



    Jüd:innen, Sinti und Roma, Antifaschist:innen und viele viele mehr haben stattdessen mit ihrem Leben oder ihrer Gesundheit gezahlt, ihre Besitztümer verloren, auf keinen Fall Karriere gemacht. Dementsprechend stehen auch ihre Enkelkinder, sofern es ihnen überhaupt vergönnt war, heute mit schlechteren Voraussetzungen da.



    Ich denke also schon, dass man Verantwortung für einen angemessenen Umgang mit eventuellen NS-affinen Großeltern trägt, mit den Häusern und anderen Besitztümern, die man erbt, mit der gesellschaftlichen Stellung, die man seit Kindheit inne hat, die einem ermöglicht auf die bestimmte Schule zu gehen, das Stipendium bei xy zu bekommen, die richtigen Leute zu kennen, die einem auf der Karriereleiter weiterhelfen, etc. Einen verantwortungsvollen Umgang würde ich mir eben auch von Politker:innen wünschen und ein ehrliches Bewusstsein dafür, dass die Startvoraussetzungen doch so verschieden sind.

  • Ich wüsste gar nicht, in welchen Archiven ich Akten über meine Großeltern finden könnte / sollte. Mir ist auch neu, dass "Erbsünde" wieder ein moralisches oder politisches Kriterium sei.

  • Mich wundert schon ihr Desinteresse an den militärischen Aktivitäten ihres Großvaters. Wir wissen alle, dass die Wehrmacht alles andere als sauber war und ich würde an ihrer Stelle ungern von Nachrichten über Kriegsverbrechenmeines Opas überrascht werden.

    Aber ok, da ist jeder anders.

  • Verantwortung bis ins letzte Glied. Clanhaftung, Sippenhaft..alles schon mal dagewesen. Ich fiel bei miner Verhandlung Kriegsdienstverweigerung auch durch, weil mein VAter Kriegsteilnehmer war und mein Bruder Zeitsoldat. Es war also unglaubhaft, dass ausgerechnet ICH im Krankenhaus arbeiten wollte.... Na denn- Tschüss Demokratie!

  • "Über heutige Überzeugungen sagt das wenig aus. Auch die Formulierung in der Personalakte ist nicht unüblich."

    So ist es. Mich wundert überhaupt (oder auch wieder nicht), wie hier aus ein paar zusammengeklaubten Zitaten aus der historischen Fachzeitschrift "Bunte" Meldungen gemacht werden.

    Von einer quellenkritischen Einordnung habe ich aber nichts gelesen. Kontext, Anlass? Fehlanzeige! Aus eigener Kenntnis von Akten der NS-Zeit kann ich dazu nur bemerken, dass man mit solchen Beurteilungen vorsichtig sein muss. Sie wurden von wohlmeinenden Vorgesetzen durchaus auch verwendet, um Mitarbeiter zu protegieren oder - gegebenenfalls - auch zu schützen. Wenn man jemanden für eine bestimmte Position vorschlagen wollte, hat man so etwas reingeschrieben, wenn man glaubte, dass die entscheidende Instanz darauf ansprang. Und es gibt durchaus Fälle, bei denen rivalisierende NS-Instanzen auch konträre Personalurteile hinsichtlich der ideologischen Überzeugungen gefällt haben. Um Klarheit zu bekommen, muss man hier Parallelüberlieferungen heranziehen, insbesondere auch Selbstzeugnisse. Wie sah es beispielsweise mit Mitgliedschaften in NS-Gruppierungen aus? Wie hat er sich nach 1945 geäußert/verhalten?Usw.

    Natürlich kann Opa Baerbock Nazi gewesen sein. Gab ja genug davon. Aber wie gesagt, beim derzeitigen Stand ist die Faktenlage doch noch arg dünn. Mal ganz davon abgesehen, dass es keine Sippenhaft gibt.

    Und Putin? Man muss nicht über jedes Stöckchen springen, dass der Amateuerhistoriker, Stalin-Apologet und Kriegsverbrecher hinhält.

    • @Schalamow:

      Stimmt, selbst wenn der Großvater überzeugter Nationalsozialist war, hat das nichts mit seiner Enkelin und der Sicht auf sie zu tun.

  • Thomas Harlan's Hörspiel 'Veit':



    www.br.de/mediathe...-harlan-veit/31131

  • Dann wollen wir mal hoffen, dass nicht noch irgendjemand etwas peinliches über die Vorfahren von Herrn Bax ausgräbt. Aber als guter politischer Journalist hat er sicher schon die ganze eigene Familiengeschichte auf ihren Wahrheitsgehalt investigativ untersucht.

    • @vieldenker:

      Das reicht doch nicht! Familiengeschichte beginnt doch nicht erst mit dem Nationalsozialismus.

  • Meine Oma war ein Nazi, bis zu ihrem Tod vor wenigen Jahren. Begeistert vom BDM und vom Führerstaat, Verachtung für Sinti und Roma, Juden und Moslems, jeder Ausländer faul, dumm und kriminell.

    Mein Opa war in der Wehrmacht und seitdem Pazifist und Antifaschist. Ungefragt sprach er oft über die im Krieg erlebten Gräuel und brach dabei in Tränen aus. Die Nazis seien eine Bande vom Massenmördern gewesen. Die allerschlimmsten Verbrecher die man sich nur vorstellen kann.



    Dankbar war er den Soldaten der UdSSR und der USA: Ersteren, weil sie Deutschland besiegt hatten. Zweiteren, weil sie ihm geholfen haben, verletzt und halb verhungert durch das zerstörte Deutsche Reich nach Hause zu kommen.



    Die erste Frau, die er an seinem Heimatort traf, gab ihm zu essen, brachte ihn ins Krankenhaus, besuchte ihn dort regelmäßig - und heiratete ihn dann: Meine Oma.



    Die CSU unter Seehofer und Söder sah er zunehmend kritisch, hat sie aber aus Tradition weiterhin gewählt...

    Erstaunlicherweise waren Oma und Opa 70 Jahre sehr glücklich verheiratet. Beide haben es vermieden, miteinander über ihre politischen Differenzen zu streiten.

    Opa hat den Tod von Oma nicht überwunden und starb nur wenige Monate nach ihr. Er wolle endlich wieder bei ihr sein, hat kurz vor seinem Tod gesagt.

    Ich habe sie beide sehr gemocht.

  • Und jetzt? Ich mag Bärbock nicht, aber soll sie sich wegen ihrem Großvater jetzt zurück ziehen? Ist doch schön wenn Sie ein gutes Verhältnis zu ihm hatte. Dass der Sowjet Spitzel meint er könne über Moral sprechen ist aber schon lustig.

  • Wer mit solchen Dingen andere Menschen in Mißkredit bringen will, zeigt nur eines, seine eigene Beschränktheit.

  • Dass ich einmal Frau Baerbock verteidigen muss:



    a) was kann Frau Baerbock für ihren Großvater?

    b) wieso muss Frau Baerbock sich die Akte über ihren aus dem Archiv (welchem eigentlich) "besorgen" ? Ist das inzwischen Pflicht als Außenministerin? Und wenn es Pflicht ist, wie weit muss sie dann in ihrer Familiengeschichte zurückgehen?

    c) unklar im Artikel: 1944 soll der Opa die höchste Kriegsauszeichnung für Zivilisten bekommen haben, aber Frau Baerbock spricht von ihm als Offizier an der Ostfront. Könnte es sein, dass es zwei Opas gibt, vielleicht einen väterlicherseits und einen mütterlicherseits?

    • @Offebacher:

      b) ist gut. Um absolut sicher zu gehen, sollte man sich einen Nicht-Arier-Nachweis besorgen 😁

    • @Offebacher:

      c) anschließe mich!



      Sorry aber wie kann ein ausgewachsener Journalist wie Sie - Herr Daniel Bax - einen derartig offensichtlichen Murx - unkommentiert zu Papier bringen! Wollnich.



      Sorry. Aber. Da muß doch die Feder abbrechen! Gelle

  • Ich kann mir kaum etwas dümmlicheres vorstellen, als jemanden die politische Gesinnung der Großeltern vorzuwerfen.

    • @Sophie Löffler:

      "Vorwerfen kann man Baerbock, dass sie sich die Akte über ihren Opa nie selbst aus dem Archiv besorgt hat, wenn sie ihn schon so gern erwähnt. Von einer Außenministerin darf man das erwarten."

    • @Sophie Löffler:

      Das passiert uns (Bio-)Deutschen doch ständig. Sogar für die Kaiserzeit sollen wir uns heute noch schämen. Da sind schreckliche Dinge passiert, vor allem in den Kolonien. Die Generation damals hat Schuld auf sich geladen - ganz sicher. Aber was hat das mit der kleinen Enkelin Annalena von heute zu tun? - Nichts, solange sie gute Außenpolitik für hier und heute macht.

  • Die Beschäftigung mit meinem Großvätern, der eine glühender Parteigänger und Nazisportfunktionär (gest-1941) und der andere klassischer bürgerlicher Mitläufer vom Kapp-Putsch angefangen, über NSDAP-Mitgliedschaft 1935 und Marinearzt in Norwegen im Krieg bis zur anerkannten Privatpraxis in der DDR. Die Frage nach der Verantwortung dieser Männer und wie ich Verantwortung tragen würde, stand am Beginn meines politischen Lebens.

    • @Hans aus Jena:

      So sollte es sein, Hans. ACA Baerbock ist wohl einfach zu schnell auf der Karrieretreppe nach oben gehuscht und hat dabei offensichtlich ein paar grundlegende Dinge vergessen.

      Ich bin mir aber auch sehr sicher, dass das bei einem Großteil der CDU-Politiker:innen erstens der Fall ist und zweites persönlich noch nichtmal stört.

      • @Edgar:

        Mir scheint hier auch jedes Mal verloren gegangen zu sein, Hauptsache, man kann Frau Baerbock kritisieren. Diese wird jetzt kritisiert, weil sie kein ausreichendes Aktenstudium zu ihren Vorfahren betrieben habe, aber Flugblatt-Hubsi ist immer noch stellvertretender Ministerpräsident? Ja, nee, is klar.

  • So ' neun Opa häte der Wladimir wohl auch gern. Aber is wohl nicht. Daher führt er sich jetzt erstmal selbst wie Hitler auf, um in die Geschichte einzugehen und noch bis zum Ableben an der Macht zu bleiben. Welch billige Trollnummrr und die bunte Presse fällt mal wieder drauf rein, als gäbe es nicht wichtigstes zu recherchieren. Tja, nicht alle Medien habe wenigstens das Niveau der Tag.

  • Mag es so sein, dass Frau Baerbock ihn als Grossvater mit der Vergangenheit hatte. Prinzipiell nicht unwahrscheinlich nebst Millionen von Deutschen mit der gleichen Vergangenheit. Was viel mehr aufwiegt ist und nur das ist relevant, dass der Grossvater was Charakter und Rückgrat betrifft sich von seiner Enkelin eine grosse Scheibe abschneiden kann. Ein Segen was diese junge Ministerin in dem Umfeld in das sie hineingewählt wurde, einfach leistet. Ich wünsche ihr weiterhin viel Kraft und Rückgrat. Opa verblasst angesichts dieser Leistung.

    • @Buonsenso:

      Also, ich mag Frau Baerbock nicht, der Opa ist bereits tot und kann sich von nichts mehr eine Scheibe abschneiden. Jedoch hatte er Tochter oder Sohn, aus der Frau Baerbock hervorging, also wohl nicht alkes falsch gemacht.



      Dennoch kann man Menschen nicht für die Taten der Vorfahren büßen lassen.

  • Aufarbeitung der Vergangenheit ist wichtig. Mein Respekt gilt allen, die sich der hässlichen Wahrheit über ihre Vorfahren stellen.

    Mer Sorge bereiten mir jedoch diejenigen, die hier und heute Nazis sind. Und die, die ihnen den Steigbügel halten.

    Von beiderlei dürfte es nicht wenige unter den genannten Baerbock-Hassern geben.

  • Auch meine beiden Opas waren mit wenig Zweifeln lupenreine Nazis.



    Ich habe da noch zwei Zinnbecher mit Monogramm von den Julfesten 36/37.



    Gab's die bei der SA oder wo sonst?

    • @Sonntagssegler:

      Eher SS als SA.

      Aber Zinn und 36/37 deutet auf eine der handelsüblichen Julfest-Devotionalien hin, die in diesen Jahren unters Volk geschmissen wurden. Just zu der Zeit lief eine allgemeine Kampagne, um die pseudogermanische Version von Weihnachten zu pushen, aber am Ende war das dann doch zu esoterisch und wurde eingestellt.

  • oh weh, was für ein wertvoller Artikel. Jeglicher Kommentar dazu ist einer zu viel!

  • Für die Weltanschauung ihres Opas kann sie ja nun absolut gar nichts. Daß das Gedenken an den Opa subjektiv in "rosa" getaucht war ist leicht zu entschuldigen.



    Und es ist ihr auch nicht vorzuwerfen "dass sie sich die Akte über ihren Opa nie selbst aus dem Archiv besorgt hat" den Eltern wirft man schon einmal das Ein oder Andere vor, aber doch nicht den geliebten, gütigen Großeltern.



    Was ich ihr vorwerfe sind ihre Lobhudeleien und verklärten Nachrufe auf z.B. Madeleine Korbel Albright («Auch ich stehe heute auf ihren Schultern», betonte die erste deutsche Außenministerin.) = eine große Beführworterin des "Kolateralschadens" bei dem 100000de tote Kinder billigend in Kauf genommen wurden. Wer sich solche Vorbilder sucht, steht gegen die menschlichen Werte, die ich vertreten sehen möchte.

  • Wer kann sich ihre Eltern schon aussuchen?



    Ich kenne niemanden...

  • Wobei mir gerade in den Sinn kommt: Wo bekomme ich die Akten meiner Großväter denn?

    • @TheDigit:

      Die Entnazifizierungsakten bei den Landesarchiven, in dessen Zuständigkeitsbereich der Betreffende nach 1945 lebte.

      Wehrmachtsakten und Akten über NS-Mitgliedschaften beim Bundesarchiv.

      Personalakten von Mitarbeitern im öffentlichen Dienst ebenfalls bei den Landesarchiven und dort bei den zuständigen Ministerien.

      Nach Anmeldung bei den entsprechenden Archiven kann man Vieles auch online recherchieren.

    • @TheDigit:

      Den größten und zugänglichsten Bestand hat das Bundesarchiv Standort Berlin-Lichterfelde, u.a. alles vom BDC de.wikipedia.org/w...in_Document_Center

      Üblicherweise fängt man da mit der Suche an.

      • @Ajuga:

        en passant - Yes & =>

        Archiv Kornelimünster



        www.bundesarchiv.d...ob=publicationFile - sehr aufschlussreich -



        Als Proberichter mit KriegsfolgenRecht ua HHG - HäftlingshilfeG - LAG - G131 - befaßt - war das mir eine ergiebige verläßliche Quelle.

    • @TheDigit:

      historikerInnen engagieren, die wissen das. hab ich gemacht. dauert allerdings.

    • @TheDigit:

      Militärarchiv in Koblenz. Bundesarchiv für die NSDAP. Die letzten Überlebenden der Familie von damals ruhig respektvoll ausfragen, sofern noch vorhanden.

    • @TheDigit:

      Beim Bundesarchiv.de

  • Mein Großvater war als Militärpolizist in Polen auch Täter. Kam in der Familie nur raus weil er im Alter geistig abbaute und anfing darüber zu reden. Sagt über mich rein gar nichts aus.

    • @Andreas J:

      natürlich sagt das über sie nichts aus. Baerbock ist außenministerin. die sollte sich schon um so was vorher kümmern, bevor sie rausposaunt, wie toll oder so ihr großvater ist.

      • @Brot&Rosen:

        Es ist bekannt, dass er als Oberst an der Ostfront war, und auch Baerbock hat das nicht irgendwie verniedlicht oder verheimlicht.



        Was ist also der Punkt in dieser Geschichte?

      • @Brot&Rosen:

        Das ist Unfug. Soll jetzt jeder erstmal Ahnenforschung betreiben bevor man gut über seine Großeltern spricht? Ihnen geht es um persönliche Ablehnung.

  • "„Opa war kein Nazi“ – dieser Mythos hält sich bei vielen bis heute. Die Akten im Keller sagen etwas anderes."

    Ja, so war es auch in unserer Familie. "Der war nicht bei der SA und SS und hat niemanden erschossen." Das stimmt auch. Er war Schreibtischtäter. Die mir zugänglichen Unterlagen, die mein Vater in einer Aktentasche irgendwo hinten im mit Gerümpel vollgestopften Keller hinterlassen hat und die ich gerade noch entdeckt hab, bevor am nächsten Tag eine Firma die Wohnung samt Keller in den Container ausgeräumt hat, hab ich gesichtet und an ein Archiv übergeben. Verwandte sagten mir, sie wollen das auch, mit den bei ihnen liegenden Unterlagen, tun, kommen aber gerade nicht dazu, die ganzen alten Kartons zu sichten, also die Unterlagen rauszukramen. So ist das.

  • Die Kritik fällt hier auf die Kritiker zurück, denke ich.



    Es käme doch wohl sehr darauf an, wie der Einfluss des Großvaters auf die Familie und die Erziehung war. Auch mit dem Mythos "German Angst" als epigenetischer Variante haben Wissenschaftler längst abgeschlossen, ist nicht zu belegen. Niemand will die eigene, i d.R. sakrosankte Familiengeschichte ohne Not in Misskredit bringen, abgesehen von sehr wenigen bemerkenswerten Ausnahmen von ❗wirklich ganz anderem Kaliber:



    /



    www.derstandard.de...ne-gegen-judenhass

    • @Martin Rees:

      Danke für den Link zu der Krokodilsträne. Thomas Harlans 'Veit' vollzieht ähnliches, allerdings eher im Modus einer Geisteraustreibung.