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Muslimfeindlichkeit in Debatte um ClansMafia ist nicht Popkultur

Kommentar von Sanem Kleff und Benno Plassmann

Razzien bei „Clans“ vermitteln ein rassistisch geprägtes Bild von organisierter Kriminalität. Demokratiegefährdend aber sind ganz andere Strukturen.

Die Gefahr lauert nicht im Fremden, sondern im Verborgenen ganz deutscher Strukturen Foto: Unsplash/Christian Lue

D er heimischen Mafia, die sich im vergangenen Jahrhundert in Ringvereinen organisierte, widmete Fritz Lang bereits 1931 seinen Film „M – Eine Stadt sucht einen Mörder“. Die TV-Serie „Babylon Berlin“ brachte die damaligen Ringvereine dem heutigen Publikum näher. 1934 wurden diese Vereine verboten, aber nach 1945 wiedergegründet. Als sie in den 1950er Jahren in der Bundesrepublik erneut verboten wurden, wurde die Auflösung der Vereine als das Ende mafiöser organisierter Kriminalität, kurz moK, in Deutschland dargestellt.

Dem Selbstbild der Gesellschaft entsprechend existierte eine deutsche Mafia nicht mehr. Seitdem wird moK nur noch als ein Problem der „anderen“ dargestellt und popkulturell weidlich genossen: italienische Mafia, amerikanische SchmugglerInnen der Prohibitionszeit, südamerikanische Drogenkartelle, die russisch-eurasische Mafia und so fort.

Aktuell sind „Clans“ mit ausländischer Herkunft im Visier der Öffentlichkeit. Der Begriff „Clankriminalität“ wird benutzt, obwohl er bislang weder bei Polizei noch Justiz bundesweit verbindlich definiert ist. Meistens sind arabische Familien aus dem Libanon oder vom Balkan sowie Familien mit türkischen oder kurdischen Wurzeln gemeint. Selbsternannte ExpertInnen behaupten, der Islam sei hier entscheidend, „islamisch-arabische Clans“ seien die Hauptgefahr für die öffentliche Sicherheit in Deutschland. Muslimfeindlichkeit mal anders.

Das verwundert, selbst das BKA stellt im Lagebild organisierte Kriminalität 2018 fest, dass der weitaus größte Teil bekannter Fälle organisierter Kriminalität Gruppierungen betrifft, die von Deutschen dominiert waren. Der Bericht meldet 6.483 Tatverdächtige, von denen nur 7,2 Prozent als „Zuwanderer“ erfasst wurden. Sie hatten eine Duldung, einen legalen Aufenthaltsstatus als Asylantragsteller oder -berechtigte, als Kontingentflüchtlinge, als international oder national Schutzberechtigte oder hielten sich unerlaubt in der Bundesrepublik auf. Diese Gruppe Tatverdächtiger wurde vom BKA erstmals gesondert erfasst, wobei als Symbol zur Kennzeichnung dieser Gruppe ausgerechnet das Piktogramm eines überfüllten Flüchtlingsboots gewählt wurde. Menschenverachtung mal anders.

Beim Thema moK steht die Gesellschaft vor zwei demokratiegefährdenden Problemen: erstens die moK-Phänomene an sich und zweitens die momentanen Diskurse darüber.

Systemgefährdende Kriminalität findet etwa in Anwaltskanzleien, Fabriken oder Rathäusern statt

In die Schlagzeilen geraten spektakuläre Taten wie Überfälle auf Spielcasinos, der Einbruch ins KaDeWe oder der Raub einer millionenschweren Goldmünze aus dem Bode-Museum. Das lenkt jedoch den Blick vom Wesentlichen ab. Filmreife Raubzüge vermögen unser demokratisches System nicht auszuhöhlen, sie schüchtern nicht ganze Bevölkerungsgruppen ein oder zerstören die Aussicht auf soziale Gerechtigkeit.

Die gefährlichen, zentralen Machtstrukturen der moK sind selten direkt sichtbar. Systemgefährdende Kriminalität findet etwa in Anwaltskanzleien, Fabriken oder Rathäusern statt. Hier werden verbindliche Standards systematisch unterschritten: Konventionell erzeugtes Fleisch wird mit Biosiegeln veredelt, gepanschte Medikamente erhalten eine Marktzulassung, Giftmüll wird als Hausmüll verklappt. Wenn strukturierte Gruppen kriminell-gewalttätige Machtausübung mit wirtschaftlicher Stärke und Beziehungen in politisch-administrative Bereiche verbinden, entsteht die spezifisch mafiöse Form gesellschaftlicher Macht. Und die unterminiert den Rechtsstaat und wirkt demokratiegefährdend.

Verantwortungsvoll agierende Strafverfolgungsbehörden müssen dem effektiv entgegenwirken können, denn moK ist schon lange ein Problem in Deutschland. Die Instrumente zur Aufklärung sind nicht ausgereift, die Qualifikation der Zuständigen ist unzureichend. So müssen sich die Sicherheitskräfte vielfach den Vorwurf des racial profiling gefallen lassen. Eine rassismussensible Polizeiarbeit muss dringend Standard werden.

Das zweite Problemfeld bildet der aktuelle mediale Diskurs über „Clankriminalität“, der neue demokratiegefährdende Konfliktlagen schafft. PädagogInnen und JournalistInnen sind aufgeschreckt durch die sensationslüsternen Bilder der Realität, die täterfokussierte „ExpertInnen“ zeichnen. Der strukturelle Rassismus der Diskurse über moK-Phänomene externalisiert das Böse, schiebt es weit weg, den „Fremden“ zu.

Den Blick auf unser alltägliches Lebensumfeld zu schärfen, hilft dabei, die Dimensionen von moK zu erkennen. Realitäten können sichtbar werden, die sonst verborgen bleiben, obwohl sie direkt neben uns passieren: Wenn es gelingt, dass die Reinigungs- oder Pflegekraft bei uns zu Hause oder auf der Arbeit sozialversicherungspflichtig beschäftigt wird, ist das Problem der moK im Bereich Menschenhandel zwar längst nicht gelöst – aber wir haben immerhin etwas über die Wirklichkeit gelernt.

Wenn es gelingt, dass die Pflegekraft sozialversicherungs-pflichtig beschäftigt wird, ist das Problem zwar längst nicht gelöst – aber wir haben immerhin etwas über die Wirklichkeit gelernt

Eine echte Gegenstrategie muss einen rassismussensiblen Einsatz repressiver Maßnahmen sowie ein wirksames Präventionskonzept umfassen. Die dreißig Jahre alte Arbeitsdefinition der Sicherheitsbehörden von organisierter Kriminalität muss novelliert und eine Definition spezifisch mafiöser organisierter Kriminalität in den umstrittenen Paragrafen 129 StGB eingeführt werden. Strafverfolgung muss durch Prävention ergänzt werden. Anlaufstellen für Betroffene der moK, etwa die Fachberatungsstellen gegen Menschenhandel, sind auszuweiten, Zeugenschutzprogramme sind zu stärken. Auch Ausstiegswillige benötigen AnsprechpartnerInnen.

Das Thema moK gehört nicht nur in TV-Serien, sondern auch in die Schulen – in alle Klassen, unabhängig von ihrer sozialen Zusammensetzung. Und es bedarf einer für Realität und Gefahren der moK sensibilisierten Zivilgesellschaft, die effektiv zusammenwirkt, um mafiöse Strukturen zu benennen, ihre popkulturellen Codes zu ächten und Betroffene zu empowern.

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55 Kommentare

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  • Zur Bekämpfung der RAF, Bewegung 2. Juni, Roten Zellen (RZ) wurde aus Erfahrungen juristischer Unterlassungen bei Aufarbeitung NS Terrors, Holocaust, Zwangsarbeit, Kriegsverbrechen Deutscher Wehrmacht, SS, in 70ziger Jahren das juristische Konstrukt „Kriminelle Vereinigung“ als juristische Person ersonnen, wodurch die Zugehörigkeit zu Terrorgruppen ein Straftatbestand wurde.

    Für die Mafia Deutschland gilt dies nicht, wer hier Angehöriger der Mafia ist, bleibt, anders als in Italien, straffrei, sagt Petra Reski s. Youtube Kanal, wer ein Mafia Mitglied in Deutschland als solches outet, wird von der Mafia in Deutschland juristisch wg Verleumdung erfolgreich belangt, selbst, wie im Fall Petra Reski, dies aus Gerichtsakten zitiert. Die Mafia hebt auf fehlende Gesetze ab bzw. Gesetzeslücken zu bestimmten Tatbeständen wie Subventions- , Mehrwertsteuerbetrug, Da gilt Deutschland als Eldorado, in dem auf Anraten Deutschen Juristentages das Unternehmensstrafrecht, Verbandsklagerecht 1953 durch die Konrad Adenauer ausgesetzt wurde, Firmen, die illegal Atom- , Giftmüll der Industrie aus Deutschland in Kalabrien/Italien im Mittelmeer verklappen, werden deshalb als juristische Person nicht belangt. Die Mafia betreibt in Höhe von 100 Milliarden €/anno in Deutschland Geldwäsche. Aus Allem, was die Politik unterlässt, wie seit 2015 das Fehlen legalisierter Wege Geflüchteter nach Europa, ihr Recht auf Einreise als Kriegsflüchtlinge aus dem Syrienkrieg unbürokratisch wahrzunehmen, Asylrecht zu beantragen, Versorgung, Unterkunft, Betreuung, Bewachung Geflüchteter, macht die Mafia Politikern*nnen europaweit zuvorkommend ihr Geschäft (Petra Reski).

    Mafia Losung lautet“ Wer mit uns nicht am Tisch sitzt, steht auf der Speisekarte, den haben wir zum Fressen gern“

    www.youtube.com/watch?v=XC8_Wf_uP0M

    Meine Petition für ein Unternehmensstrafrecht

    weact.campact.de/p...frecht-einzufuhren

  • Der Artikel ist nichts anderes als die Abarbeitung eines Themas mit den klassischen rhetorischen Mitteln der Apologetik:



    Da wird erstens behauptet, dass ein kleinerer Teil des Problems von "selbsternannten Expertinnen", "der Öffentlichkeit" und "der Popkultur" als das einzige in diesem Kontext wichtige dargestellt würde. Ist das tatsächlich so, mal abgesehen von Bildzeitung und dergleichen? Dann wird zweitens argumentiert, dass andere Probleme viel größer (d.h. gefährlicher/ demokratiegefährdender/ gesellschaftsschädlicher) sind - woran kein Mensch Zweifel haben kann! Wenn auch kaum keines der Argumente der TAZ-Autor*innen dazu von ihnen belegt wird, oder gar belegbar erscheint ("gepanschte Medikamente erhalten eine Marktzulassung" - als Beispiel für Mafia? - Beleg? Dass inzwischen gepanschte Medikamente am Markt sind, stimmt, aber ist das mafiöse Korruption bei der Zulassung?) und möglicherweise Zahlen aus Berichten von Polizei etc. selektiv wiedergegeben werden (wie von mehreren Kommentator*innen hier dargestellt), wird niemand bestreiten, dass es Kriminalität von weitaus größerer Bedeutung gibt! Ganz zu schweigen vom Kapitalismus im Allgemeinen, CumEx-Steuerbetrug und dem Klimanotstand!



    Gibt es diese Art von "Clan"-Kriminalität? Ja!



    Ist sie die wichtigste? Nein!



    Sollten wir sie daher tolerieren???



    Bleiben noch zwei zwingende Argumente der TAZ:



    1. "Der Begriff „Clankriminalität“ wird benutzt, obwohl er bislang weder bei Polizei noch Justiz bundesweit verbindlich definiert ist." Oha, beim Begriff Mafia ist das natürlich anders! Und dann: vertrauen wir (die TAZ-Autor*innen) wirklich ausgerechnet Polizei und Justiz, wenn diese dies definieren - und wollen wir darauf warten?



    Zuletzt das ultimative Argument im Arsenal der Apologetik: Rassismus! Damit ist jede Diskussion des Problems mundtot gemacht, weshalb auch ich - der von sich glauben möchte, er sei nicht rassistisch - ab sofort die Klappe hält! Danke TAZ!

  • "Selbsternannte ExpertInnen behaupten, der Islam sei hier entscheidend, „islamisch-arabische Clans“ seien die Hauptgefahr für die öffentliche Sicherheit in Deutschland. Muslimfeindlichkeit mal anders." (mit Link auf taz.de/Konferenz-g...alitaet/!5634034/)

    Herr Kleef, Herr Plassmann, wenn Sie in ihren Sätzen eine Aussage machen und per Link zu einem Beleg verweisen, dann erwarte ich die getätigten Aussagen auch dort zu finden.

    Weder kann ich dort das Wort Gefahr finden noch kann ich nachvollziehen, was das süffisante "Selbsternannte ExpertInnen" bedeuten soll. Ist etwa beispielsweise der im Artikel genannte Oberstaatsanwalt Sjors Kamstra, zuständig für organisierte Kriminalität, kein Experte?

    So - mit eigens zusammengebastelten Behauptungen - ist der Artikel als Kommentar nicht ernst zu nehmen,

  • Ich habe schon vor Jahren ein Interview mit einem Kripo-Beamten gelesen. Der beschreibt es so:

    Andere Mafia-Organisationen, wie z.B. die Cosa Nostra oder das "La Familia Michoacana"-Kartell nennen sich selbst zwar "Familie" und machen einen großen Wind um diesen Familien-Mythos, aber der ist nur heiße Luft. Letztendlich kann jeder da irgendwie einsteigen. Das macht es für Ermittler leicht, Undercover-Agenten einzuschleusen.

    Die Araber-Clans sind ECHTE Familen und sie halten sich strikt daran. Jeder kennt jeden und kein Außenstehender wird jemals aufgenommen. Der Kreis wird nur durch Geburt erweitert. Das Einschleusen eines Ermittlers ist daher absolut unmöglich.

  • 0G
    06313 (Profil gelöscht)

    Aaaahhh. Jetzt habe ich es gefunden... moK = mafiöse organisierte Kriminalität

  • 0G
    06313 (Profil gelöscht)

    Was heißt "moK"??

  • Hier kommen aber mehrere Phänomene zusammen, die vielen Leuten hier fremd sind, Gewalt, Sichtbarkeit der Taten und Intensität.

    Mal ein Beispiel.

    "Die Polizei ist am Sonntag (26. Januar, 18 Uhr) mit acht Streifenwagen zu einer Schlägerei auf der Nombericher Straße ausgerückt. Zwei Elfjährige sollen einen "Beziehungsstreit" gehabt und sich samt ihrer Familienangehörigen (zwischen Elf und 50 Jahren) zur Klärung getroffen haben. Nach dem Austausch diverser Beleidigungen (Hurensöhne/-töchter) kam es zur Rangelei zwischen circa 20 Beteiligten. Auch ein Messer und ein Holzknüppel sollen im Spiel gewesen sein."

    www.presseportal.d...t/pm/50510/4503353

    Die meisten Familien hier kriegen doch keine 10 Männer mehr zusammen, geschweige denn, dass die sich auf der Straße zum "klären" von Streitigkeiten treffen würden.

    • @Sven Günther:

      Schonn. Aber Gemach Gemach.

      Öh. Ruhrgebiet - DO - Huckarde Nord -



      Ein in der Naberschaft gut bekannter dreht durch - randaliert - ein Zugezogener ruft die Bullerei.



      Die will den mitnehmen. Wird von anderen ++ verwehrt. &&&

      kurz - Fin. 4 Peterwagenbesatzungen ziehen vermöbelt allein ab & a Ruh is.

      unterm—- dazu -



      Als ich a ☕️☕️☕️ fragte: Bistes? Hä? Sonnenbrille ab! Ach du! Sags doch glei.



      Den Weggefährten aus der Friedensbewegung (er RP) unlängst treffe. “& dann? PolPrä - Schleudersitz!;)



      & Däh! btw Mitmusikerin DO -



      “Ja - dassen Guter. Hatte sie Alle!! Satt.



      & Nie in den Schlagzeilen.“

      kurz - So geht’s doch auch. But



      The Times They Are a-Changin’… •



      &



      Der war auch als Personaler ein Guter.

      • @Lowandorder:

        Sehen Sie, wie viele Leute kennen denn noch ihre Nachbarn?

        • @Sven Günther:

          🥚jòò. Kölle-Ihrrenfeld-;) & Straßenfeste

          “Den kennt ja wohl hier im Geviert wohl jeder.“



          Grad frisch zugezogener Arbeitskollege zum/des Sohnemann(s;)



          & Däh!



          “Mama. Das ist der Mann - der immer so schön Klavier spielt - wenn wir einschlafen.“ ( & git for kids;)



          (wg bekannter Einstein-Lösung beim Trümmerwiederaufbau!;)( Newahr.



          Normal.

          Ende der Werbeeinblendungen - 🥳 -

          ps …keep cool - sind doch nur noch ~14;)

  • Clans und Stänmme sind ein Teil der Nahöstlichen Sozialstruktur. Ursache sind die dortigen Heiratsmuster, die zur Bildung von Familiengroßverbänden führen, besonders die sogenannte Bint ʿamm-Heirat.



    de.wikipedia.org/wiki/Verwandtenheirat



    de.wikipedia.org/wiki/Bint_%CA%BFamm

  • Aufstand in Syrien 2011- gegen die Mafia-Herrscher wie Maher al-Assad und Rami Machlouf.



    Auch im Irak und Libanon, im Iran richten sich die Demos und Kämpfe nicht nur gegen die Traditionen, die Kleriker, sondern gegen die politisch-ökonomische Kontrolle durch Mafiastrukturen und gegen soziale Ausschlüsse. Sie sagen es die ganze Zeit, man muss nur zuhören.



    Ja, islamische Kultur spielt auch eine gewisse Rolle, ist aber völlig sekundär.



    Dortige Kämpfe für Freiheit sollten uns allen wichtig sein, und nicht abwiegeln mit Verweis auf Nazis und Rassismus.



    Beides jeweils bearbeiten.

  • In der Tat erleben die Gesellschaften der Welt in den letzten 20 Jahren eine Ausdehnung von Erpressungsnetzwerken (auch Mafia genannt). Besonders in Lateinamerika, im Iran unterhalb der Pasdaran, regional, und in Regionen Chinas.



    Die drei Clans, die Syrien seit 1970 beherrschen, sind klassische Mafia-clans. Diese gibt es auch im Libanon schon seit dem 19. Jh.- doch sie herrschen nicht über ein ganzes Land.



    Es ist skandalös wie man diese Syrischen Einwohner so sehr im Stich lassen kann und ihren Volksaufstand 2011- bis heute, und auch jetzt die Proteste und Kämpfe im Libanon und im Irak so sehr gering schätzen und falsch verstehen will.



    Mathias Rohe erklärte in einem Interview zu seiner Auftragsstudie über den Miri-Clan: das sind Leute, die deshalb so lange so eng zusammenhalten, weil sie früher, vor 130 Jahren so verachtet waren. Es sind also kollektive Statuskämpfe in dem Clan-Verhalten enthalten.



    Vielleicht trifft das auch auf die Banden in Guatemala mit ihren drastischen Tätowierungen zu?

  • Ich sehe die Kausalkette folgendermaßen: In islamisch geprägten Kulturen gedeihen patriarchale Strukturen besonders gut, da diese Religion bislang keine Aufklärung durchlebt hat. Diese patriarchalen Strukturen sind wiederum ein Nährboden für Clan-Kriminalität.

    • @Kagel :

      Und an dem patriarchalen Machogehabe entsprechend geprägter Jungs haben die LehrerInnen an den Schulen auch viel Spaß.



      In 4-Blocks-Manier keinen Zentimeter auf dem Gang ausweichen, auf die Frage, was nach der Schule kommt, "ich mach' was mit meinen Cousins" antworten ... man kann diese inzwischen sehr präsenten Strukturen schön weltfremd verharmlosen, wenn man damit nicht in Berührung kommt.

    • @Kagel :

      Passt schon - in Deutschland ist das Patriarchat am abdanken und die Familienbande finden auch nicht mehr so statt.

    • @Kagel :

      Klar doch - deshalb findet man die historischen Wurzel der Mafia ja auch im durchgehend christlich geprägten Sizilien.(;-))

      de.wikipedia.org/wiki/Mafia

      • @Rainer B.:

        Sizilien war jahrhundertelang von muslimischen Sarazenen beherrscht.

        • @El-ahrairah:

          naja, gut 200 Jahre, je nach Ortschaft.



          Und davor eben germanisch und byzantinisch, danach normannisch und stauferisch.



          Bitte vergleichen Sie diese Gesellschaften bzw. Herrschaftsschichten mit dem Eingangsargument der Aufklärung.



          d:-)

      • @Rainer B.:

        Mafia und Clan Kriminalität sind anders geprägt. Die Mafia agiert eher wie die Börsen- und Bankenverbrecher.

      • @Rainer B.:

        Nein, nicht durchgehend. Sizilien war vom 9. bis zum 11. Jahrhundert unter Arabischer (d.h. muslimischer) Herrschaft, es fand auch eine (relativ umfassende) Islamisierung statt. Die auf die Araber folgenden Normannischen Herrscher behielten viele arabische Herrschaftsinstrumente erstmals bei (z.B. Schrift, Münzen, Verwaltungsstruktur), salopp gesagt aus Personalmangel.



        Wie viel das zur Sache tut, also wie und ob die OK Sizilianischer Prägung auf irgendwas aus dieser Zeit aufbaut, entzieht sich vollständig meiner Kenntnis.

        • @Wurstprofessor:

          Die Wurzel der sizilianischen Mafia liegen doch nicht im 9. sondern im 19. Jahrhundert.

          btw.: Christen und Muslime haben ein und denselben Gott, aber andere Propheten. Mohammed kam erst gut 600 Jahre nach Christus ins Spiel. So what?

      • @Rainer B.:

        Das eine schließt das andere nicht aus. Auch das Christentum hat patriarchale Strukturen hervorgebracht. Die christliche Welt ist aber inzwischen deutlich säkularisierter als die islamische.

        • @Kagel :

          Sicher wegen des starken Wirkens der Aufklärung in Kolumbien und Serbien.

        • @Kagel :

          Sicher doch - die christlichen Kirchen sind ja hier geradezu federführend, was die Auflösung patriarchalischer Strukturen und die Gleichstellung von Frauen in jeder Hinsucht angeht. Um so unverständlicher ist es daher, dass „Säkularisierung“ hierzulande praktisch immer gleichbedeutend mit „Entchristlichung“ ist. (;-))

          de.wikipedia.org/w...C3%A4kularisierung

        • @Kagel :

          Und wie erklärt das die chinesischen Triaden?

          • @Kolyma:

            Wie, die Triaden sind nicht patriarchal organisiert? Das einzige, was mit der These nicht erklärt werden könnte wäre matriarchal geprägte OK, und auch dort sind die Organisationsstrukturen- und prinzipien ähnlich genug.

          • @Kolyma:

            Gar nicht muss es ja auch nicht. Verschiedene Ursachen können zum gleichen Problem führen.

            • @Kagel :

              Klar - nachts is aach kälter als draaße.



              Aber dess mit der Statistik & Verteilung hams gelesen?

              Oder haspelns hier nur ehra abg'stanne Biertischweisheite ab?



              Nò. Scheint’s Schonn.



              Normal.

  • „Mafia ist nicht Popkultur“

    Richtig! Mafia ist Normalität.

  • Ist das "nur" ein Fehler oder sind das Fake-News? Richtig sind vom BKA-Bericht die 6483 Tatverdächtigen 2018 aufgeführt, darunter 468 Zuwanderer (7.2%) unter den neu ermittelten Tatverdächtigen. Unterschlagen wird dagegen, dass 4286 Tatverdächtige nichtdeusch sind (66.1%). Durch Weglassen dieser Zahl wird der Eindruck erweckt, als sei der größte Teil der OK-Tatverdächtigen deutscher Herkunft. Tatsächlich sind dies 2023 oder 31.2%. Wer sich informieren will, sollte den Original BKA Bericht lesen (www.bka.de/DE/Aktu...alitaet_node.html).

  • Die übliche 'Unschärfe' einiger TAZ-AutorInnen beim Umgang mit Statistiken:

    Die Autoren:



    Der Bericht des BKA stellt fest "dass der weitaus größte Teil bekannter Fälle organisierter Kriminalität Gruppierungen betrifft, die von Deutschen dominiert waren. Der Bericht meldet 6.483 Tatverdächtige, von denen nur 7,2 Prozent als 'Zuwanderer' erfasst wurden."

    Sorgfältiger Journalismus hätte hier zumindest zu erwähnen und zu recherchieren, daß die Clanmitglieder nicht selten/oft(?) mittlerweile die deutsche Staatsangehörigkeit haben.

    So haben wir wieder den Eindruck, daß hier die Empirie zurecht gebogen wird.

    • @Weber:

      Aber das ist doch genau das Problem: das Leute, obwohl sie einen deutschen Pass haben, immer noch als Fremde wahrgenommen werden, selbst wenn sie und ihre Eltern hier bereits geboren sind. Ein tatverdächtiges "Clanmitglied" (was auch immer mit diesem Wort gemeint ist) mit deutschem Pass ist ein deutscher Tatverdächtiger, da gibt es eigentlich nichts zu recherchieren.

      • @Kolyma:

        Das ist ein wechselseitiges Problem. Ich zitiere einen türkischstämmigen Schüler: "Ich habe zwar einen deutschen Pass, aber ich weiß, wo ich hingehöre."



        Der Alltagsrassismus ist Realität - und ebenso sind es Familien, in denen Kinder wie in Mafiafamilien in die kriminellen Strukturen des Clans hineinwachsen, die selbstverständlich das gesamte westliche Wertesystem ablehnen.



        Wer in der Schule arbeitet, bekommt das alles recht gut mit.

      • @Kolyma:

        Wenn ich diese Leute aber immer mit Adjektiven wie migrantisch o.ä. versehe stempel ich sie nach der Logik aber auch zu Fremden ab.

        • @FancyBeard:

          Ja, musst Du auch nicht. Wenn sie einen deutschen Pass haben, sortierst du sie unter "Deutsche", wenn sie keinen deutschen Pass haben, unter "Zuwanderer" oder "andere Nationalitäten". Wenn sie alle der selben Familie angehören, schreibst Du "Tatverdächtige der Familie Al Capones (oder Flick oder Amiri)" oder eben den Namen, den sich die Bande gegeben hat, wie N'drangheta. Mehr stempeln musst Du nicht.

          • @Kolyma:

            Mit diesen euten meinte ich nicht Kriminelle, sondern diejenigen, welchen in Deutschland ein wie auch immer gearteter Migrationsbegriff zugesprochen wird. Ich bin da selber ganz bei ihrem Posting. Mir ging es darum, das es im gegensatz zur im Artikel beschriebenen negativen Konnotation eine oft gemachte positive Konnotation gibt, die jedoch genauso trennt.

      • @Kolyma:

        Die Staatsbürgerschaft sagt eben nichts über den kulturellen Hintergrund und die Sozialisation aus. Es gibt (wenn auch nur ein kleiner Teil) eingebürgerte Menschen, die unser Rechts- und Wertesystem komplett ablehnen und nach ihren eigenen Regeln leben. Man kann es sich nun natürlich leicht machen, eine Statistik nach dem eigenem Weltbild zurechtbiegen. Sind halt Deutsche...



        Nix hören, nix sehen, nix sagen..



        Problem erledigt

      • @Kolyma:

        Gucken Sie sich an, wie die Leute sich selbst definieren.

        Das ist typischerweise "Türke" oder "Araber". Da harmoniert die Fremdwahrnehmung oft mit der Selbstwahrnehmung.

        Und das ist in der Tat beides problematisch.

        Nur will es in Zeiten linker Identitätspolitik niemand ändern.

        Und solange sich Kriminelle nach ethnischer Identität organisieren, so lange wird diese Identität in diesen Fällen eine Rolle spielen.

  • 6G
    61321 (Profil gelöscht)

    Wirrer und abgehobener Beitrag, eine Aneinanderreihung von Andeutungen und Gemeinplätzen. Worüber er zu sprechen vorgibt, spricht er nicht wirklich. Alles vage und im luftleeren Raum. Obgleich wir natürlich schon sehen, worauf Sie hinaus wollen. Ohne ein paar Dinge und ein paar Gemeinte ("systemgefährdende Kriminalität", "selbsternannte Experten") beim Namen zu nennen, wird das aber nichts mit Ihrer Argumentationslinie.



    Aber halt! Die Grundaussage dass moK ein weitenteils überhaupt kein Problem ist, und das erst durch Rassismus zum "Problem" wird, lässt sich ja doch noch herausschälen und darf dann wohl getrost als take home message genommen werden.

    • @61321 (Profil gelöscht):

      ? -Take me home country road - och nö!!

      “ Ich denke mir wie viel es nuͤtzt;



      Denn, was man ſchwarz auf weiß beſitzt,



      Kann man getroſt nach Hauſe tragen.



      Mephiſtopheles.



      Doch waͤhlt mir eine Facultaͤt!



      Schuͤler.



      Zur Rechtsgelehrſamkeit kann ich mich nicht bequemen. (Ach was! - recht so;)



      Mephiſtopheles.



      Ich kann es euch ſo ſehr nicht uͤbel nehmen,



      Ich weiß wie es um dieſe Lehre ſteht.



      Es erben ſich Geſetz’ und Rechte



      Wie eine ew’ge Krankheit fort,



      Sie ſchleppen von Geſchlecht ſich zum Geſchlechte,



      Und ruͤcken ſacht von Ort zu Ort.



      Vernunft wird Unſinn, Wohlthat Plage;



      Weh dir, daß du ein Enkel biſt!



      Vom Rechte, das mit uns geboren iſt,



      Von dem iſt leider! nie die Frage.



      Schuͤler.



      Mein Abſcheu wird durch euch vermehrt.



      O gluͤcklich der! den ihr belehrt.



      Faſt moͤcht’ ich nun Theologie ſtudiren.“



      Ach - du heiliger Strohsack - 😱 -

      kurz - But. So wird’s wohl noch kommen

      • @Lowandorder:

        &!Däh&Zisch - Mailtütenfrisch - allhie -

        “ Jawie? "Das sollt Ihr mir nicht zweimal sagen." "Faſt moͤcht’ ich nun Theologie ſtudiren.“



        Da ist Gründgens mMn besonders gut. www.youtube.com/watch?v=OQpKwZCRdQk ab min 4:20

      • 6G
        61321 (Profil gelöscht)
        @Lowandorder:

        .



        Wo haben Sie denn das tolle "ſ" her ? Das hat echt was. Das ſollte man ruhig öfter benutzen



        Ansonſten, haben Sie natürlich Recht. Den zitiert, kann man nie falſch liegen.

  • Zitta: "...dass der weitaus größte Teil bekannter Fälle organisierter Kriminalität Gruppierungen betrifft, die von Deutschen dominiert waren."



    Niemand bestreitet ja, dass ein Großteil der Angehörigen krimineller arabischer Clans deutsche Staatsangehörigkeit haben. Und was ändert das?

  • @mzungu



    Der Islam hat die Schuld an der Mafia-Entstehung? Der bekannte sizilianische Krimiautor und Mafiakenner Andrea Camilleri sieht das ganz anders: In der Förderung der sich entwickelnden Mafia durch die katholische Priesterschaft, die gegen Bares den nachträglichen Segen zu allerlei Verbrechen gab.

  • So mysteriös wie im Artikel vorgeschlagen ist das Thema nicht (www.tagesschau.de/...nalitaet-107.html).



    Der notwendige Ansatz die Clankriminalität zu bekämpfen, wird nicht dadurch rassistisch, dass man feststellen muss, dass Familien aus dem östlichen Mittelmeer Raum sich gezielt und bewusst gegen unser Rechtssystem stellen.



    Und sicher sind neue fokussierte Ansätze zur Kriminalitätsbekämpfung sinnvoll - allein dies ist bereits ein Eingeständnis, dass diese Art der Kriminalität akut ist.

    • @alterego:

      Danke für den Versuch mit Quellen zu arbeiten, aber



      www.tagesschau.de/...nalitaet-107.html

      "Die gesuchte Seite ist leider nicht verfügbar (Fehlernummer 404)"

      ???

      • @Age Krüger:

        Sorry, alternativ googeln

        Organisiertes Verbrechen Was ist Clan-Kriminalität?

        ARD Faktenfinder

  • 1. "Muslimfeindlichkeit" ist nicht "rassistisch", da der Islam keine Rasse konstituieren kann.

    2. Die nicht erkannte Frage lautet vielmehr, ob jemand sich als Bürger der "Institution Rechtsstaat" erkennt, oder in einem anderen Sozialgefüge verwurzelt bleibt.

    Hierzu verweise ich auf einen älteren Kommentar:



    “How the Catholic Church created democracy”:

    “The Western Church systematically undermined Europe’s intensive kin-based institutions during the Middle Ages” by its century-long ban on "consanguineous marriages" (Cousinenhochzeit) -- über min. 4000 Generationen!

    taz.de/!5651925/#bb_message_3894313

    PS: In der Studie…

    Schulz et al.,“The Churches’ Bans on Consanguineous Marriages, Kin-networks and Democracy”, 11/2016: tinyurl.com/qsanm63

    … wird mittels Grafiken die Kausalität zwischen heutigen süditalienischen Mafiahochburgen und einer kürzeren Christianisierungsdauer sichtbar -- denn der italienische Süden stand lange Zeit unter islamischer Herrschaft.

    • @Mzungu:

      "1. "Muslimfeindlichkeit" ist nicht "rassistisch", da der Islam keine Rasse konstituieren kann."

      Sie meinen reine Islamfeindlichkeit, also eine reine Ablehnung der Religion, nicht aber ihrer Angehörigen. Dies werden Sie in der Praxis seltener finden. Häufiger liegt antimuslimischer Rassismus vor. Dabei werden Menschen diskriminiert, weil sie (vermeintlich) Muslime sind. Araber? Wird wohl Moslem sein. Pakistani? Genauso. Syrer? Klar. Ob es Salafisten, gemäßigte oder säkularisierte Muslime oder Christen oder Atheisten sind, spielt keine Rolle. Sie sehen ja wie Muslime aus. Fremd, also böse. Muslimisch, also falsch. Die Islamkritik hinter der man sich versteckt, ist nichts Neues.

      Rassismus ist schon lange nicht mehr auf die biologistische Definition beschränkt. Rechtsextremisten verstecken ihren Rassismus inzwischen unter dem Deckmantel des Ethnopluralismus. Zur Differenzierung können Sie das auch kulturalistischen Rassismus nennen. "Kulturen müssen bewahrt werden, also bleibt Ihr in Eurem Land, wir in unserem."

      Mögliche Korrelation und Kausalität sind nicht dasselbe.

    • @Mzungu:

      Süditalien war NIE unter islamischer Herrschaft, das war Südspanien. Süditalien war schon in der Spätantike christianisiert. Nach den Römern kamen Langobarden, Normannen, Stauffer, Venezianer etc.. allesamt Christen. Keine Spur von islamischer Herrschaft.

    • @Mzungu:

      4000 Generationen? Wie lang ist denn da eine? Bei nur 20 Jahren pro Generation wären das satte 80000 Jahre...

      • @TheBox:

        Sorry, Text auf dem iPhone getippt, mehr gekaempft als mitgedacht.

        1000 Jahre/ 20 = 500 Generationen.

        Kommt hin, da Karl der Grosse ja bereits um 800 AD gelebt hat...

    • 4G
      4813 (Profil gelöscht)
      @Mzungu:

      Und ich dachte immer Katholizismus und Mafia sind eins