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Mitte-Studie der Ebert-Stiftung76 Prozent gegen Rechtsextremismus

Rechtsextreme Einstellungen in Deutschland haben abgenommen. Aber rund 20 Prozent stimmen nationalchauvinistischen Aussagen zu.

Protest hilft: Jeder Zweite ist laut der Mitte-Studie bereit, etwas für die Demokratie zu tun Foto: Rainer Keuenhof/picture alliance
Gareth Joswig
Stefan Reinecke

Von

Gareth Joswig und Stefan Reinecke aus Berlin

Die gute Nachricht zuerst: Gut drei Viertel der Menschen in Deutschland lehnen extrem rechte Einstellungen ab – nämlich 76,1 Prozent. Unterm Strich hält die diesjährige Mitte-Studie unter der Überschrift „Die angespannte Mitte“ viel Ambivalenz fest: Die Mehrheit ist demokratisch eingestellt und sorgt sich wegen des zunehmenden Rechtsextremismus.

Aus ihren Sorgen vor dem Rechtsextremismus leiten viele Befragte laut dem Forschungsteam um den Sozialwissenschaftler Andreas Zick von der Universität Bielefeld durchaus Handlungen ab: Jeder Zweite sei bereit, selbst etwas gegen Rechtsextremismus zu tun, weitere 25 Prozent stimmten dem teils zu. 61 Prozent forderten mehr politische Bildung, weitere 23 Prozent befürworteten das zumindest teilweise.

Zugleich sei eine zunehmende Normalisierung antidemokratischer und menschenfeindlicher Aussagen festzustellen – eben bis weit in die sogenannte Mitte hinein. Und hier sind wir bei der schlechten Nachricht: 19,8 Prozent stimmen nationalchauvinistischen Aussagen zu, ein Viertel der Bevölkerung meint gar: „Was Deutschland jetzt braucht, ist eine einzige starke Partei, die die Volksgemeinschaft insgesamt verkörpert.“

Trotz der derzeit hohen Umfragewerte der extrem rechten AfD stellte die Studie weniger Menschen mit rechtsextremem Weltbild fest als vor zwei Jahren. Während 2022/23 rund 8 Prozent klar rechtsextrem eingestellt waren, waren es nun 3,3 Prozent – der Wert lag also ungefähr auf Vorpandemie-Niveau aus den Jahren von 2014 bis 2021. Damals lagen die Werte zwischen 2 und 3 Prozent.

Allerdings sei auch jede fünfte Person ambivalent gegenüber rechtsextremen Aussagen – eben in diesem Graubereich von 20 Prozent zeige sich eine Offenheit für antidemokratische Orientierungen, heißt es in der Studie. Zudem ist die Zustimmung für nationalchauvinistische Aussagen leicht angestiegen. So denken 23 Prozent: „Das oberste Ziel der deutschen Politik sollte es sein, Deutschland die Macht und Geltung zu verschaffen, die ihm zusteht.“ Und 15 Prozent sagen: „Wir sollten einen Führer haben, der Deutschland zum Wohle aller mit starker Hand regiert.“

Wachsende Zweifel am Funktionieren der Demokratie

Während 70 Prozent der Befragten Rechtsextremismus als Bedrohung für Deutschland sehen, halten 22 Prozent das Problem für medial „hochgekocht“ oder sie verharmlosen Rechtsextremismus. Keine Überraschung: Wer Rechtsextremismus verharmlost, ist selbst häufiger rechtsextrem eingestellt und billigt häufiger den Einsatz politischer Gewalt.

Nur noch 52 Prozent finden, die Demokratie funktioniere im Großen und Ganzen gut, 24 Prozent wiederum verneinen das

Optimistisch stimmt, dass eine große Mehrheit, 79 Prozent, sich als „überzeugte Demokraten“ bezeichnet. Zugleich wachsen aber Zweifel am Funktionieren der Demokratie – nur noch 52 Prozent finden, die Demokratie funktioniere „im Großen und Ganzen gut“, 24 Prozent wiederum verneinen das.

Ambivalenz gibt es auch bei den Grundrechten: Demnach sagen 88 Prozent aller Befragten, dass die Würde und Gleichheit aller an erster Stelle stehen sollte – zugleich sagt ein Drittel, dass man „im nationalen Interesse nicht allen die gleichen Rechte gewähren“ könne. Ein Viertel sagt, es werde zu viel Rücksicht auf Minderheiten genommen.

Die verrohte Mitte

Eine weitere Konstante bleibt die gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit: 36 Prozent unterstellten Geflüchteten Sozialmissbrauch. Ebenso viele Leute stimmten der Aussage zu, dass Langzeitarbeitslose sich „auf Kosten der Gesellschaft ein bequemes Leben“ machten. Ambivalente und uneindeutige Haltungen zu antisemitischen, rassistischen, sexistischen, klassistischen und transfeindlichen Aussagen zeugten laut Stu­di­en­au­to­r*in­nen davon, dass gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit fest in der Mitte verankert bliebe.

Eine Brücke zu solchen menschenfeindlichen Einstellungen und antidemokratischen Orientierungen stellten dabei Nützlichkeits- und Leistungslogiken dar. Ein Viertel der Befragten vertritt demnach eine libertär-autoritäre Ideologie mit neoliberalen, hyperindividualistischen und autoritären Gesellschaftsbildern. Diese Gruppe neige stärker zu einem rechtsextremen Weltbild (13 Prozent).

Vor dem Hintergrund der voranschreitenden Klimakrise erschreckend: Nur noch 56 Prozent der Befragten sehen den Klimawandel als „eine große Bedrohung für das Land“ – zuletzt lag der Wert noch bei 70 Prozent.

Was gegen Rechtsextremismus hilft

Klare Empfehlungen gegen Rechtsextremismus beinhaltet die Studie auch: Das Forscherteam empfiehlt verstärkte Bildung – „wobei es insbesondere auf Mündigkeit, Autonomie, Demokratieerfahrungen ankommt sowie auf Politik- und Digitalkompetenz ausgelegte Bildungs-, Erziehungs- und Sozialisationssettings in Schulen“.

Ebenso sollte der Sozialstaat nach Ansicht der Wissenschaftler gestärkt werden: „Reale Verteilungsfragen und Gerechtigkeitsdefizite sollten adressiert und bearbeitet werden, wobei Solidarität als zentrale Bewertungskategorie von Politik zu betrachten wäre, etwa in Fragen der Asyl-, Migrations-, Gleichstellungs-, Sozial- und Arbeitsmarktpolitik“, wie es in einer Kurzzusammenfassung der Studie heißt.

Laut dem ehemaligen Kanzlerkandidaten der SPD, Martin Schulz, der mittlerweile der Friedrich-Ebert-Stiftung vorsitzt, fresse sich die antidemokratische und menschenfeindliche Stimmungsmache langsam in die Mitte der Gesellschaft. Die Aufgabe für politisch Verantwortliche und die Zivilgesellschaft sei klar: „Gegenhalten!“, so Schulz.

Man­dats­trä­ge­r*in­nen auf allen Ebenen müssten mit den Mitteln der Demokratie das Alltagsleben der Menschen spürbar verbessern – für Schulz bedeute das ganz konkret, „dass beispielsweise die Kommunen so gut ausgestattet sind, dass sie für die grundlegenden Bedürfnisse der Menschen sorgen können“. Ein starker Sozialstaat sei dabei ein Schutz für die Demokratie – „denn wir brauchen beste Bildung und gute Infrastruktur für alle, gerade auch für die Kinder aus weniger wohlhabenden Familien“.

Die SPD-nahe Friedrich-Ebert-Stiftung erhebt seit 2006 im Zweijahresabstand mit verschiedenen Wis­sen­schaft­le­r*in­nen Umfragen zur Verbreitung von extrem rechten Einstellungen. Für die jüngste Auswertung befragte sie 2.001 Personen der „Wohnbevölkerung“ zwischen dem 30. Mai und dem 4. Juli 2025. 82 Prozent der Befragten lebten in Westdeutschland, 17 Prozent im Osten der Republik. Befragt wurden zu 70 Prozent deutsche Staatsangehörige, deren Eltern ebenfalls in Deutschland aufwuchsen oder deutsche Staatsbürger sind. 30 Prozent der Befragten haben einen Migrationshintergrund oder Eltern mit Einwanderungsgeschichte. Darunter sind wiederum Menschen mit deutscher Staatsbürgerschaft und teils auch ohne.

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87 Kommentare

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  • Viele Äußerungen hier lassen schaudern. Es geht um eine Demokratie, die nach millionenfachem industriellem Mord beschlossen - und versprochen - hatte, wachsam gegen alles zu sein, was wieder dazu führen kann. "Wehret den Anfängen!" Weil man erlebt hatte, wie es alles unterwanderte. Weil man unterschätzt hatte, wie mächtig es wird und wie teuer es alle zu stehen kommt.



    Deshalb Grundgesetz, deshalb Schutz von Minderheiten. Zu denen man übrigens ganz schnell selbst gehören kann.



    Man braucht sich heute keine Drittes-Reich-Dokus mehr anzusehen, man kann die Entwicklung inzwischen live beobachten.

  • So (...) geht's auch: „Jeder Siebte befürwortet Diktatur".



    NOZ von heute. hsqmyp.

  • "Wer aber vom Kapitalismus nicht reden will, sollte auch vom Faschismus schweigen." Max Horkheimer



    "Der linke Extremismus hat seine Basis in den unteren Schichten und in der Arbeiterklasse, der rechte Extremismus ist in den Oberschichten verankert und der Faschismus ist in der sozioökonomischen Mittelschicht beheimatet." Seymour Martin Lipset

  • „Wer Rechtsextremismus verharmlost, ist selbst häufiger rechtsextrem eingestellt und billigt häufiger den Einsatz politischer Gewalt.“



    Hhhhmmm, wer fackelt hier z.B. in Wohngebieten rücksichtslos Autos ab, sch…ß auf Kollateralschäden? Wer stellt sich öffentlich über das Gesetz und wird in großen Teilen hier dafür gefeiert?



    Heldenhaft ist daran wenig.

    Das Problem ist die zugespitzte Lagerbildung links wie rechts, die keinen Raum für eine Mitte mehr lässt, und es gibt sie in dem aufgeregten Geschrei auch nicht mehr. Alles, was nicht erklärt links ist, wird ins „Nazi“-Lager gestellt.



    Alles, was von der anderen Seite brüllt, stellt jeden Vorschlag für mehr Gerechtigkeit gleich unter Verdacht, einen neuen Ostblock schaffen zu wollen oder das „Sozialamt der Welt“.

    Ergebnis: von links Lagerpolitik für Minderheiten, „Opfergruppen“.



    Von ganz rechts gar nichts, weil die nicht mitspielen dürfen.



    Von rechts Blackrock und malochen bis zum Tod.



    Die arbeitende Mitte spielt gar keine Rolle mehr, soll nur zahlen und den Mund halten.

    Ich wundere mich über die immer noch hohe Akzeptanz.

  • "Laut dem ehemaligen Kanzlerkandidaten der SPD, Martin Schulz, der mittlerweile der Friedrich-Ebert-Stiftung vorsitzt, fresse sich die antidemokratische und menschenfeindliche Stimmungsmache langsam in die Mitte der Gesellschaft. Die Aufgabe für politisch Verantwortliche und die Zivilgesellschaft sei klar: „Gegenhalten!“, so Schulz."



    .



    Der ganze Absatz erläutert doch recht gut warum niemand Bock auf unsere "demokratischen" "Systemparteien" hat. Abgehalfterte Wahlverlierer werden mit hochdotierten Stiftungsposten alimentiert.



    Anstatt Ämter mit den nötigen Mitteln auszustatten um seit drei Jahren wartende Einbürgerungen zu bearbeiten...

    • @Blutsbruder WinnePuh:

      Ist die Friedrich-Ebert-Stiftung jetzt für Einbürgerungen zuständig?



      Ich halte es für sinnvoll, wenn erfahrene Politiker*innen den Vorsitz von Parteistiftungen übernehmen. Alimentierung hat der bald 70jährige Martin Schulz vermutlich nicht nötig, aber Sie bestätigen mit ihrer unsinnigen Verknüpfung von Sachverhalten, woran es fehlt im deutschen Land.



      An Verstand.



      Und Anstand.



      Und die Bosheit nimmt mal wieder Überhand.



      (frei nach B. Brecht)



      de.wikipedia.org/wiki/Norbert_Lammert



      de.wikipedia.org/wiki/Martin_Schulz

  • Ca 20% Leute sind nicht rechtsextrem, sie finden nur, Deutschland braucht einen Führer, der das Land mit harter Hand zum Wohle aller regiert, das oberste Ziel deutscher Politik sollte sein, Deutschland die Macht und Geltung zu verschaffen, die ihm zusteht und wir brauchen eine einzige Volkspartei, die die Volksgemeinschaft verkörpert. Na dann...

  • Wenn eine Regierungspartei ihre wenigen vernünftigen, klar sehenden Mitglieder (wie z.B. ihren Außenminister) verunglimpft und ein Kanzler die schlimmsten Äußerungen a la AFD von sich gibt, wundert man sich gar nicht mehr, wenn „Dumpfbacken“ immer mehr Land gewinnen.

    • @snowgoose:

      Ihnen ist schon klar dass Sie mit ihrem Beitrag die Linke wie einen völlig wirren Haufen aussehen lassen? 🤪

    • @snowgoose:

      Tja, vielleicht sollten sich die Gemäßigten auch untereinander einfach gemäßigfter verhalten? Nicht jede Divergenz in Meinungsäußerungen zwischen Ministern oder einem Minister und dem Kanzler ist gleich eine Demontage, und nicht jede Äußerung, die von links der Mitte so nie kommen würde, ist gleich "à la AfD". Dass Merz nicht Merkel ist und die CDU der AfD die Wähler nicht wieder abjagen wird, indem sie ihre Motive so verteufelt wie Grüne und Linke das tun, sollte auch außerhalb der Union eigentlich eine Binse sein. Trotzdem kommt jedesmal wieder das blanke Entsetzen aus dem aufgebrachten Hühnerhaufen, wenn sich diese Binse mal wieder manifestiert, worauf dann Merz zurückrudern muss (was der AfD nutzt) oder hart bleibt, was den nächsten Aufschrei produziert, der AUCH wieder der AfD in die Karten spielt.

      "Gemäßigt" zu sein ist ein Anspruch - in Zeiten von Social Media mehr denn je. Dem auch gerecht zu werden, sollten sich ALLE mehr Mühe geben, die die Bezeichnung führen wollen.

    • @snowgoose:

      "ein Kanzler die schlimmsten Äußerungen a la AFD"

      Meinen Sie die populistischen Äußerungen von Kanzler Schmidt, Kohl, Schröder oder Merz?

      Qualitativ sehe ich zwischen denen wenig Unterschied...

  • Auf das Prozentpünktchen genau wohl nicht, aber genau das ist auch mein Eindruck aus dem täglichen Erleben. Diese negativ rechthaberischen rechten Welterklärer, neoklassische Stolperhirnzellen 'inkel', mögen sich gerne in der hintersten Ecke der Galaxie ihre Dinosauriertraumwelt zusammenstecken, wenn sie's glücklich macht, und tschüss.

  • "Ebenso sollte der Sozialstaat nach Ansicht der Wissenschaftler gestärkt werden: „Reale Verteilungsfragen und Gerechtigkeitsdefizite sollten adressiert und bearbeitet werden, wobei Solidarität als zentrale Bewertungskategorie von Politik zu betrachten wäre, etwa in Fragen der Asyl-, Migrations-, Gleichstellungs-, Sozial- und Arbeitsmarktpolitik“, wie es in einer Kurzzusammenfassung der Studie heißt."

    ..............

    "Solidarität als zentrale Bewertungskategorie". Asyl und Migration an erster Stelle.

    Sind Max und Erika Mustermann noch nicht solidarisch genug? Immerhin lassen sie sich die Asylpolitik seit langen über 50 Milliarden Euro im Jahr kosten, global mit weitem Abstand führend. Obwohl nur maximal zwei Prozent der Ankommenden asylberechtigt sind.

    Der NRW-MP Wüst spricht von 20.000 Euro/Jahr für einen Asylbewerber. Mindestens den gleichen Betrag legt der Bund nochmal drauf.

    Mal mitgekriegt, dass die Regierung den Menschen hier die Pflegestufe 1 streichen will nur um 1,8 Milliarden Euro im Jahr zu sparen? Die Leute haben zig Jahre in die Rentenkasse eingezahlt.

    Arbeitsmarktpolitik an letzter Stelle.

    Hier zeigt die SPD wo sie Prioritäten setzt.

    • @shantivanille:

      Da sie hier im Forum mit schöner Regelmäßigkeit den gleichen Inhalt in abgewandelter Form veröffentlichen und wirklich keine Gelegenheit auslassen sich gegen Migration zu positionieren, einmal ein kleiner Faktencheck.

      Die Kosten des Bundes betrugen 2024 für Migrationsleistungen 28,4 Milliarden €. Alle Bundesländer steuerten dazu 2024 noch einmal 6,7 Milliarden € bei.

      Ergibt zusammen 35,1 Milliarden € und nicht 50 Milliarden €.

      Die Quote der anerkannten Asylbewerber lag 2024 bei 22% und nicht bei 2%.

      Quelle Bundeszentrale für politische Bildung /Statistisches Bundesamt 2025

      Wenn sie hier schon Propaganda im Sinne der Rechtspopulisten betreiben, dann bitte wenigstens wirklichkeitstreu bei den Fakten bleiben und nicht auch hier noch Fakes verbreiten.

      • @Sam Spade:

        Laut Aussage des damaligen Entwicklungsministers Schmidt vor ein paar Jahren bei Maybrit Illner: "Für eine Million Flüchtlinge in Deutschland geben wir dieses Jahr 30 Milliarden Euro aus. Ich bekomme, um Entwicklungshilfe zu leisten, eine Milliarde. Für die 30 könnten wir vor Ort viel mehr erreichen."

        Wie viel Millionen Menschen umfasst unser Asylsystem mittlerweile? Familiennachzug extra.

        Natürlich gibt es Synergieeffekte, wo man auch Kosten abziehen kann, doch sorry, ich gehe davon aus, dass die realen Kosten summa summarum weitaus höher sind.

        „Für eine Million Flüchtlinge geben wir 30 Milliarden Euro aus“



        www.welt.de/wirtsc...lliarden-Euro.html

        Die genaue Zahl der Asylberechtigten nach Art. 16a GG schwankt, da es sich um eine Anerkennung handelt und nicht um eine einmalige Zählung



        In der Vergangenheit erhielten nur etwa ein bis zwei Prozent der Asylbewerber diese Anerkennung. In 2023 sind lediglich 1.937 Personen als Asylberechtigte nach Art. 16a GG anerkannt wurden, was 0,8 Prozent der Flüchtlings anerkennungen insgesamt entsprach.

        Wer da sonst noch Asyl bekommt weiß ich nicht.

  • Z.B. ist diese Methode voll autoritär:



    taz.de/Arbeitspfli...nungsamt/!6126861/



    ein bisschen besser ist die Autoritarismus-Studie aus Leipzig.



    Eigentümer drohen Mietern mit Kündigung. Das ist autoritär.



    Das heißt: es findet viel mehr statt, als sich auf der links-mitte-rechts Skala abbilden lässt.



    Die 26 verschiedenen Organisations- und Praxisideen der Linken werden von den Umfrage-Designs und den Medien schlicht auf inexistent geschaltet. = extremistisch oder nicht nachzählbar.

    • @Land of plenty:

      "Eigentümer drohen Mietern mit Kündigung. Das ist autoritär."

      Das ist nicht autoritär, das ist BGB.

      Wenn Sie uns nicht gerade erzählen wollen, dass die gesamte Rechtsordnung in diesem Land autoritär ist und wir bereits in einer Diktatur leben, passt das nicht.

      Dass "Organisations- und Praxisideen" der Linken nicht ernstgenommen werden, ist nicht unbegründet.

      Wie Herr Reinecke es mal in der Taz auf den Punkt brachte: "Wenn die Linke 15 € Mindestlohn fordert und die SPD 12 €, dann wähle ich lieber die SPD, weil ich weiß, da kommt vielleicht was bei raus. "

      Bei dem aktuellen Antisemitismusproblem und der Blindheit auf dem Hamas-Auge der Linkspartei beruhigt mich die Hoffnung, dass da auch nichts bei rauskommt.

      Da gebe ich Ihnen recht, es findet viel mehr statt, als sich auf der Rechts-Mitte-links-Skala abbilden lässt.

      Gerade im Hinblick auf Autoritarismus.

  • Ich lebe im Osten, bin in Dresden aufgewachsen und bin schockiert über extrem hohen Zahlen von Leuten hier, die rechte oder rechtsextreme Meinungen vertreten. Um mich herum erlebe ich das jeden Tag. Es ist einfach erschreckend. Mitgefühl für Zugewanderten in Not - weitgehend Fehlanzeige. Und auch in der Merz-CDU findet man nichts mehr von einem christlichen Menschenbild.

    • @Thomas Günther:

      Ich lebe in Rheinland-Pfalz, dem Bundesland, in dem der Deutsche Michel seine Schlafmütze gehäkelt bekommt.



      Hier erschrecke ich mich oft ebenso über die Denkweise vieler, wenn sie auch noch meistens etwas gemäßigter zum Ausdruck gebracht wird.



      Aber zu vorgerückter Stunde an Stammtischen, nach den Gesangsproben oder den Wahlen zum Vorsitzenden irgendeines Vereins wird es schon meistens deutlicher.

  • Grundannahmen, Studiendesign und -methodik bestimmen die Ergebnisse grundsätzlich stärker als die gesammelten Antworten. Was würde wohl als Ergebnis herauskommen, wenn im gewohnten Sprachduktus nach der Akzeptanz sozialdarwinistischer Einstellungen gefragt würde?

    Glauben Sie an den Wettbewerb als gerechtes Ordnungsprinzip?



    Interessieren Sie sich für sportlichen Wettbewerb?



    Glauben Sie, dass Menschen eher egoistisch oder eher solidarisch eingestellt sind?



    Halten Sie Wahlen für demokratisch?



    Erwarten Sie von der Regierung mehr Führung oder mehr Offenheit für Bürgerbegehren?



    Soll Arbeit sich im Vergleich zu staatlichen Sozialhilfen wieder mehr lohnen?



    Stimmen Sie der Aussage, „wer essen will, soll auch arbeiten“ zu?



    Würden Sie einem generellen, lebenssichernden Grundeinkommen zustimmen?



    Denken Sie, dass Deutschland und/oder Europa sich stärker aufstellen müssen, um im globalen Wettbewerb zu bestehen?



    Nennen Sie die ihrer Meinung nach drei größten Bedrohungen für Wohlstand und Sicherheit Deutschlands?

    Am Ende würde wohl eine kampfbereite, soziale Ungleichheiten befürwortende Mehrheit herauskommen und die liberale Mitte wäre davon begeistert.

  • "Super" (hüstel), dass wir eine Regierung haben, die konsequent das Gegenteil von dem tut, was zur Stärkung der Demokratie empfohlen wird ... und was diesbezüglich ohnehin auf der Hand liegt.

    • @Warim Wilke:

      Hm, die Regierungen der letzten 15 Jahre machen eine andere Politik, als sie von der Mehrheit gewollt ist. Seit dem geht die AfD von Wahl zu Wahl steiler. Wer gefährdet die Demokratie?

    • @Warim Wilke:

      Merz treibt das Land in das rechte Unglück.

      • @snowgoose:

        Mal nicht vergessen das die AFD die größten Stimmengewinne unter der Regierung Rot-grün-gelb hatte. Nämlich von 10% auf bis zu 23 %.

  • "Vor dem Hintergrund der voranschreitenden Klimakrise erschreckend: Nur noch 56 Prozent der Befragten sehen den Klimawandel als „eine große Bedrohung für das Land“ – zuletzt lag der Wert noch bei 70 Prozent."

    Das spiegelt nur wieder, dass man mit den Weltuntergangsszenarien der Letzten Generation sowas von durch ist. Diese verfangen nicht mehr.

    Nichtsdestotrotz halten 90% der Bevölkerung laut einer Studie des Umweltbundesamtes von 2024 Klimaschutz immer noch für wichtig (34%) oder sehr wichtig (54%) . www.umweltbundesam...rzbericht_bf_0.pdf

    • @Rudolf Fissner:

      Das stimmt. Die Realität und die Fakten werden mehr und mehr irrelevant für die Bürger. Für die Ichlinge ist die Zukunft immer weniger relevant. Sogar die Zukunft ihrer Kinder ist unwichtig.

      • @Kaboom:

        Sie haben die beiden Studien nicht verstanden. 90% der Bevölkerung ist Klimaschutz gemäß Studie des UBA wichtig. Nur weil ein großer Teil laut FES das Weltuntergangs- und Nötigungsgedöns der LG nicht mitmacht, bedeutet das nicht das Klimaschutz denen nicht wichtig ist.

        Da steckt noch viel politisches Potential für eine bessere Klimapolitik drin, wenn man bereit ist eine paar linke Weltuntergangszöpfe abzuschneiden.

      • @Kaboom:

        In dem Umfeld, das ich wahrnehme, entdecke ich eine Regel:



        Je mehr Enkel, desto mehr Kreuzfahrten.

    • @Rudolf Fissner:

      Vielleicht liegt das an der wachsenden Erkenntnis der arbeitenden Bevölkerung, dass sie längst vor dem Wirksamwerden des Klimawandels als echte Bedrohung schon durch die Politik final am A…ß sein werden?

      Sarkasmusmodus aus.

      • @Hungerboomer:

        Was? 90% der Bevölkerung ist Klimaschutz wichtig.

  • Wer sich die Fragestellungen und Ergebnisse noch einmal im Einzelnen ansehen möchte:



    www.fes.de/index.p...930e95f1bee68c2006

    • @Klabauta:

      Vielen Dank für den Link: Ich habe den ausführlichen Bericht gelesen und komme zu dem Ergebnis, dass unsere Regierung derzeit alles tut, um bereits bestehende Ressentiments gegen leicht zu identifizierenden Gruppen zu schüren bzw. zu verstärken - z.B. gegenüber sogenannten "Arbeitsunwilligen" und "Migranten, die einfach nicht in unser Stadtbild passen". Und die AfD lehnt sich grinsend zurück und sieht zu.

  • Ja klar, 76%, deswegen müssen wir bei den nächsten Wahlen auch damit rechnen, daß AfD/CDU/CSU/SPD 80 bis 90% der Stimmen bekommen.

  • Die Überschrift:



    "76 Prozent gegen Rechtsextremismus"



    Das Titelbild:



    ein Regenbogen mit "Wir sind mehr"



    Diese Anfangssequenz aus Überschrift und Foto passt auf jeden Handy-Bildschirm - und sie ergibt ein Bild.



    Das Bild eines (gewollten?) Missverständnisses.



    Denn wie es der Anfangssatz schon sagt: "drei Viertel der Menschen in Deutschland lehnen extrem rechte Einstellungen ab – nämlich 76,1 Prozent"



    Was aber ab hier konsequent ignoriert wird, ist die Tatsache, dass, nur weil man Rechtsextremismus ablehnt, man noch lange nicht Team Regenbogen und "wir sind mehr" ist.



    Man ist nicht automatisch rechtsextrem wenn man Migration skeptisch gegenübersteht oder, um Bezug zum Titelbild herzustellen, das neue Selbstbestimmungsgesetz ablehnt.



    Und - zweiter Widerspruch - gerade in der taz tauchen regelmäßig Artikel auf, die Friedrich Merz in die rechtsextreme Ecke stellen und Kommentare, die ihn als Nazi titulieren.



    Spätestens hier muss das Hirn rufen:



    'Halt! Entweder ist Merz kein Nazi oder nicht alle AfD-Wähler sind Nazis, sonst haut das mit den 76% nicht hin...'



    Oder man stellt fest, dass es noch mindestens eine weitere Gruppe zwischen Nazis und "Wir sind mehr" geben muss.

    • @Saskia Brehn:

      LOL, jaja, 76% lehnen Rechtsextremismus ab, aber über 30 % wollen einen Führer. Und 1/3 sind gegen das wichtigste demokratische Prinzip von gleichen Rechten für alle.

      Der einzige Schluss, den man daraus ziehen kann, ist: Viele Rechtsextremisten halten sich nicht für rechtsextrem. Und das ist nun wirklich nicht neu, sondern Standard bei einem relevanten Teil der AfD-Anhänger. DESHALB schwadronieren die ständig darüber, dass alle anderen Links sind, sie selbst aber Mitte.



      Und was nun Merz angeht: Der Mann kopierte mehrfach das, was die AfD vor ein paar Jahren gefordert hat. Wer solche Politik macht oder anstrebt, muss sich nicht wundern, wenn Leute ihn an der Stelle "einsortieren", wo die AfD steht.

    • @Saskia Brehn:

      Entweder man ist Antifaschist oder man ist es nicht. Sie wollen sich innerhalb des Antifaschismus von Links, Queer oder sonst was distanzieren. Es ist immer die sogenannte "Mitte" die Solidarität untergräbt und so die Rechten stärkt.

    • @Saskia Brehn:

      So ist es.

    • @Saskia Brehn:

      Regenbogen *und* "wir sind mehr" vielleicht nicht.

      Regenbogen *oder* "wir sind mehr" aber schon.

      Wieso muss es eine Gruppen zwischen Nazis und "wir sind mehr" geben? Wir sind mehr steht gerade für die 76%.

      Weil das der Minimalkonsens ist.

      Atheisten laufen ja auch mit Katholiken mit Kreuz, wenn es für den Schutz der Demokratie geht.

      Wir können in vielem anderen Meinungsverschiedenheiten haben, aber zumindest in der Ablehnung von Rechtsextremismus gibt es eine Mehrheit. Da sind wir mehr.

  • So eine Erhebung hat ein grosses Maß an Unschärfe und ist daher nur bedingt aussagekräftig.



    Sehr wahrscheinlich haben die Befragten eine durchaus unterschiedliche Auffassungen davon, was genau "Rechtsextrem" ist, bzw wo das anfängt und was noch "rechts" bzw "konservativ" oder "patriotisch" ist.

  • 76% sind gegen Rechtsextremismus.



    Das haut ja fast genau hin, 24% sind AfD Wähler.

  • Natürlich kann ich verstehen, dass die SPD-nahe Friedrich-Ebert-Stiftung und auch die linke TAZ sich auf rechte/rechtsextremistische Einstellungen fokussieren. Ich habe auch erhebliche Befürchtungen, wenn es um rechtsextreme Umtriebe geht.

    Wenn ich allerdings die Themen "Demokratie" und vielleicht auch Rechtsstaat, Menschenwürde, "keine Diskrimierung", Gewaltfreiheit und Respekt auf der Agenda stehen habe, dann sollte ich mich auch um die anderen Formen von Extremismus kümmern. Also z.B. linker und religiöser Extremismus.

    Alle Demokratie-Befürworter sollten alle Formen von Extremismus mit der gleichen Konsequenz bekämpfen. Gleichbehandlung ist ein wesentlicher Baustein unseres Rechtsstaates und stärkt die eigene Glaubwürdigkeit. Wenn das nicht beachtet wird, dann werden die Ränder gestärkt - genau diese Entwicklung können wir in Deutschland beobachten.

  • "82 Prozent der Befragten lebten in Westdeutschland, 17 Prozent im Osten der Republik."

    Sagt mal jemandem aus Bayern oder Schleswig-Holstein er käme aus Westdeutschland, der zeigt euch nen Vogel....



    Liebe TAZ ich weiß in Berlin spricht man immer von Wessis und Ossis aber es gibt auch noch ein Nord- und ein Süddeutschland

    • @PartyChampignons:

      Jo, die Unterscheidung in West- und Dunkeldeutschland wäre exakter gewesen.

    • @PartyChampignons:

      Von alten und neuen Bundesländern zu sprechen wäre hier sicherlich präziser gewesen - aber ich denke jeder weiß wie es von der taz gemeint ist

    • @PartyChampignons:

      Man kann auch etwas gezielt falsch verstehen. Gemeint war, davon ist auszugehen und ich nehme an, Sie wissen das auch, das Gebiet der ehem. BRD und das der ehem. DDR.

    • @PartyChampignons:

      Richtig, man sollte es, wenigstens wenn es für die Interpretation von Umfrageergebnissen wichtig ist, in "Altbundesländer" und die "Fünf Neuen Länder" (FNL) trennen und auch so bezeichnen. Dann sind die Befindlich- und Verletzlichkeiten der Altbundesbürger eingefangen.

  • Solidarität ist halt keine Einbahnstraße, sondern funktioniert langfristig immer nur im gegenseitigen Geben und Nehmen. Wenn dieses Gleichgewicht zumindest gefühlt zu sehr ins Wanken gerät, wanken auch Sympathie und Empathie für die Ansprüche und Bedürfnisse anderer. Diese eigentlich simple Basis für ein mitfühlendes Mitieinander wurde und wird meines Erachtens durch die starke Fokussierung auf (vermeintliche) Unterschiede und Ungerechtigkeiten mehr denn je verdrängt. Wer immer fordert, ohne jemals Dankbarkeit zu adressieren, erreicht nicht unbedingt mehr Gerechtigkeit, sondern häufig nur mehr Spaltung.Ganz unabhängig von den eigenen finanziellen, persönlichen oder gesellschaftlichen Möglichkeiten.

    • @vieldenker:

      Ein kluger Kommentar. Tatsächlich fühlen sich viele, vor allem arbeitende, Menschen in der aktuellen Gesellschaft über den Tisch gezogen. M.E. zu Recht.



      Politik, je nach Lager, engagiert sich zunehmend nur noch für Minderheiten. Von links für Bürgergeldempfänger, Mindestlöhner, Migranten, LGBTQ+.



      Von rechts für Blackrock pur.



      Die Mitte soll nur den Mund halten und für diese Gruppen verzichten oder sich sonstwie unterordnen, sie kommt schlicht nur noch als Schlagwort vor. Ihre Interessen vertritt niemand mehr, und niemand ist ihr dankbar für ihre Leistung für all die „Opfergruppen“, die als viel wichtiger und wertvoller erachtet werden als sie.



      Mehr als Belehrung, aufgeregten Moralismus und Hand aufhalten hat man nicht für die „Normalos“.

      Man muss sich nicht wundern, wenn Rattenfänger erschreckenden Zulauf bekommen.

    • @vieldenker:

      "Wer immer fordert, ohne jemals Dankbarkeit zu adressieren, erreicht nicht unbedingt mehr Gerechtigkeit, sondern häufig nur mehr Spaltung"

      Ah. Deshalb die Probleme mit dem "zusammenwachsen".

  • "Man­dats­trä­ge­r*in­nen auf allen Ebenen müssten mit den Mitteln der Demokratie das Alltagsleben der Menschen spürbar verbessern"

    Da wäre als erstes: Nicht den Leuten im Weg stehen wenn diese was erreichen wollen. Von Privat bis Gewerbe. Meistens kommt aus den Behörden ja immer nur die Auflagen und der Hinweis was nicht geht.

    Allerdings sind viele meiner Mitbürger ja auch der Ansicht das es den Nanny-Staat benötigt der sich bis ins kleinste ziseliert um Einzelfälle kümmert und jeden pampert.

    Einfach nicht im Weg stehen wäre ein Anfang.

    • @Thorsten Gorch:

      "Ein Viertel der Befragten vertritt demnach eine libertär-autoritäre Ideologie mit neoliberalen, hyperindividualistischen und autoritären Gesellschaftsbildern. Diese Gruppe neige stärker zu einem rechtsextremen Weltbild" Sic!

      • @Klabauta:

        Was schlagen Sie denn stattdessen vor? Bürokratie weiter aufblasen und einen 100%igen Beamtenstaat?



        Weiter jedermann so weit es irgend geht, behindern, der irgendwas Produktives auf die Beine stellen möchte?

        Einfach weiter zusehen, wie es den Bach runtergeht?

        Und die Theorie, Zustimmung zu selbstständiger Lebensgestaltung und auch wirtschaftlicher Selbstständigkeit mit Rechtsextremismus zu verknüpfen, würde ich mich auch freuen, als dummem Handwerker erklärt zu bekommen.

        • @Hungerboomer:

          Was mich an dem Kommentar störte, war dieser Teil:



          „ Allerdings sind viele meiner Mitbürger ja auch der Ansicht das es den Nanny-Staat benötigt der sich bis ins kleinste ziseliert um Einzelfälle kümmert und jeden pampert.“

          Diese Formulierung steht für die libertäre Ideologie, wie sie derzeit in konservativen bis rechten Kreisen en vogue ist. Bürokratieabbau bedeutet dort nicht Erleichterungen für die Bürger*innen, sondern Deregulierung im Interesse großer Konzerne. Der kleine dumme Handwerker wird davon wenig bis gar nicht profitieren.

  • "76 Prozent der Deutschen gegen Rechtsextremismus"



    Ist es nicht normal gegen Rechtsextremismus zu sein?



    Wieviel Prozent sind gegen Linksxtremismus?



    Könnte die Zahl ähnlich ausfallen?

    • @Furth im Wald:

      Wie viel Prozent sind gegen Islamismus?

      So rechtsextremistisch wie Rechtsextremismus. Um es mal milde auszudrücken.

      Wonach in dieser SPD-Studie natürlich niemand fragt.

      Hätte mich auch extrem verwundert.

    • @Furth im Wald:

      "Ist es nicht normal gegen Rechtsextremismus zu sein?"

      Nö. Es sitzt sogar eine rechtsextremistische Partei im Bundestag, und diese wollen lt. Umfragen aktuell ein Viertel der Bevölkerung wählen.



      Aber passt ja zu den 24 %, die offenbar nicht gegen Rechtsextremismus sind.

    • @Furth im Wald:

      Der Text bezieht sich auf eine Befragung der "SPD-nahen Friedrich-Ebert-Stiftung", das Thema ist die Einstellung der Bevölkerung zum Rechtsextremismus. Da werden die entsprechenden Fragen gestellt oder nicht gestellt.



      Auch ich vertraue nur Statistiken, die ich selbst gefälscht haben (obwohl jede als Argumentationsvehikel gute Dienste leisten kann). Ebenso nur Umfragen, deren Fragen ich selbst formuliert und deren Befragten-Menge ich selbst definiert habe. Logisch.



      Drei Daten finde ich interessant: 79 Prozent bezeichnen sich als „überzeugte Demokraten“. Da dies nichts als eine Selbstzuschreibung ist, ist der Aussagewert gleich null. Denn bei den vielen Demokraten möchte man eigentlich gar nicht genau wissen, was sie darunter verstehen.



      Und weiter: "Zugleich wachsen aber Zweifel am Funktionieren der Demokratie – nur noch 52 Prozent finden, die Demokratie funktioniere „im Großen und Ganzen gut“, 24 Prozent wiederum verneinen das." Auch diese Werte sagen wenig aus, weil ich sicher bin, dass die Gründe dafür sehr unterschiedlich sein, sich sogar faktisch widersprechen werden. Formaler Hauptgrund mutmaßlich: Die eigenen Meinungen, Wünsche und Begierden finden viel zu wenig Beachtung.

  • Rechtsextremismus kann nicht mit mehr Bildung bekämpft werden. Akademiker und Studenten waren die größten Unterstützer der NSDAP und unter Parteimitgliedern 10fach überrepräsentiert. Der europäische Rassismus ist ein akademisches Konzept geboren in Europas Universitäten des 18. und 19. Jahrhunderts. Wer Bildung für eine Antwort hält, zeigt damit nur seine Verachtung für das Proletariat. Das die Forscher von ebendiesen Universitäten davon nichts wissen wollen ist für mich inzwischen wenig überraschend.



    Wer wirklich etwas gegen Rechts tun will, muss die Lebenswirklichkeit der Menschen in diesem Land aktiv verbessern und nicht nur wohlfeile Allgemeinplätze im Angebot haben.

    • @Šarru-kīnu:

      Sie haben recht.

      Gebildeter Antisemitismus ist die Pest, vor allem weil er Politiker und Medien als Multiplikatoren benutzt.

      Früher hätte ich auch gedacht, dass Bildung eine gute Antwort auf Antisemitismus ist.

      Mittlerweile bin ich eher bei Awareness-Trainings, wo die Leute checken wie in ihrem kollektiven Unterbewusstsein eine uralte Festplatte abläuft und in vielen, vielen Variationen immer neuen Antisemitismus generiert.

      In gewissen Blind Spots einfach komatös.

      Die kriegen es einfach nicht mit. Wachheit ist gefragt. Kompromisslose Wachheit. Echt aufpassen. Wann schleichen sich die Jahrhunderte alten Bilder und Codierungen wieder ein?

      „Aktuelle Manifestationen von Antisemitismus: Judenhass zwischen Kontinuität und Wandel"

      www.stmas.bayern.d...antisemitismus.pdf

      www.deutschlandfun...ismus-als-100.html

      "Antisemitismus erkennen für Anfänger: Wie man Hass gegen Juden enttarnt - DER SPIEGEL"



      www.spiegel.de/net...-9222-bfcd206040ed

    • @Šarru-kīnu:

      Mit Bildung im Zusammenhang mit Rechtsextremismus ist sicherlich nicht die Vermittlung der Relativitätstheorie gemeint.

    • @Šarru-kīnu:

      "Wer Bildung für eine Antwort hält, zeigt damit nur seine Verachtung für das Proletariat". Diese Meinung ist auf jeden Fall abenteuerlich. Sie könnte fast einer gewissen Bildungsferne entspringen. Wenn man sie nur lang genug seziert, wird man ihr vielleicht sogar selbst die Diagnose "Proletariatsverachtung" attestieren müssen.

    • @Šarru-kīnu:

      "Akademiker und Studenten waren die größten Unterstützer der NSDAP und unter Parteimitgliedern 10fach überrepräsentiert."

      Scheint so eindeutig nicht zu sein:



      "Aufgegliedert nach der sozialen Schicht seiner Wähler war der Nationalsozialismus am erfolgreichsten beim Mittelstand, während er bei der Arbeiterschaft eher unterdurchschnittlich abschnitt; dennoch darf der Arbeiteranteil unter den NSDAP-Wählern nicht unterschätzt werden; genauere Zahlen fehlen jedoch bisher. "

      Quelle: www.bpb.de/shop/ze...waehler-1924-1933/

    • @Šarru-kīnu:

      Auf mich wirkt der Schrei nach mehr Bildung ja immer so, als klammere man sich krampfhaft daran, weil man keine andere Idee hat.

      Es ist ja nicht so, dass es hier in relevanter Anzahl Leute gäbe, die noch nie was vom Holocaust oder dem Weltkrieg gehört hätten.

      Sie glauben es halt nicht.

      Die Lebenswirklichkeit zu verbessern, ist allerdings das, woran die Parteien scheitern.

    • @Šarru-kīnu:

      Was rechte Ansichten bei hoher Bildung angeht, kann ich aus eigener Erfahrung zustimmen. Ich war eine Zeit lang in einem großen Unternehmen und hab da teils abstrus rechtes Gedankengut mitbekommen. Und das kam nicht (nur) von den Arbeitern draußen in der Anlage, sondern auch von den Herrn Doktoren in der Planung und Forschung.

    • @Šarru-kīnu:

      "Rechtsextremismus kann nicht mit mehr Bildung bekämpft werden. Akademiker und Studenten waren die größten Unterstützer der NSDAP und unter Parteimitgliedern 10fach überrepräsentiert. "

      Aktuell ist die Unterstützung von Rechtspopulisten und -Extremisten durch Menschen mit geringem Bildungsgrad besonders hoch. Sowohl hier in D

      www.rnd.de/politik...LIMAPVITYF3M4.html

      als auch in anderen Ländern

      de.statista.com/st...n-nach-geschlecht/

      • @Kaboom:

        Wenn man über die heutzutage relevanten politischen Themen redet, dann muss man auch dafür Hintergrundwissen haben. Das nennt man Bildung. Wenn es daran mangelt, dann muss dieses Wissen in der Bevölkerung vermittelt werden.

        • @Rudolf Fissner:

          Das halte ich eher für das Problem.



          Denn heute werden meist nicht mehr Wahrheiten ausgehandelt und diskutiert, sondern als die eine Lehrmeinung „vermittelt“. „Hintergrundwissen“ wird allzuoft gleichgesetzt mit „Einordnung“.



          „Bildung“ sollte aber zu selbstständigem Denken und Ergebnissen führen, sonst wäre es nur Wissen.



          Was die politische Bildung betrifft, wird diese leider sehr mit Belehrung verwechselt.



          Was fehlt, -in allen Lagern-, ist der Respekt vor dem Bürger, vor seiner legitimen, eigenen Meinungs- und Willensbildung.

      • @Kaboom:

        Jup. Weil die "Schlauen" vielleicht eher artikulieren können, daß sie einfach in einem Land wohnen wollen, in dem sie sich zuhause fühlen. Für das sie gerne arbeiten und Steuern zahlen. Weil es überwiegend auch Ihnen zugute kommt. Ich persönlich habe langsam keinen Bock mehr, mir tagtäglich den A... aufzureissen und trotzdem zu sehen, daß mein Kind zunehmend nichts davon hat.

        • @nurmalsonebenbei:

          Ich sag mal so: Wissen Sie eigentlich, dass es, nachdem Hitler an die Macht kam, und die Gewerkschaften verboten wurden, bis 1945 keine einzige Lohnerhöhung für Arbeitnehmer mehr gab?



          Oder um mal aktueller zu sein: Wissen Sie, dass die AfD gegen JEDE Regulierung der Entwicklung von Mieten ist? Oder für - ganz nach dem großen Vorbild - Zwangsarbeit für Arbeitslose? Oder eine Steuererhöhung bei Geringverdienern zu Gunsten der Superreichen befürwortet? Oder massive Kürzungen des Sozialstaates anstrebt? Oder gegen den Mindestlohn war?

          • @Kaboom:

            Keine Sorge, ich bin weit davon entfernt AFD zu wählen. Ich verstehe aber, daß viele Menschen die Nase voll haben von dem, was gerade abläuft. Und das liegt gewiss nicht ausschließlich an Hr. Merz oder CDU etc.

      • @Kaboom:

        Die Rechten werden eben eher von den Abgehängten gewählt deren Lebenssituation nach meiner Aussage verbessert gehört. Das diese Abgehängten Transformationsverlierer niedrigere Bildungsabschlüsse haben, ist eine Korrelation aber keine Kausalität. Für unsere Funktionselite aus Akademikern ist das Bildungsargument aber einfach zu attraktiv.

        • @Šarru-kīnu:

          Der Nutzen für die Menschen selbst und die gesamte Volkswirtschaft von Bildungsinvestitionen ist (ganz pauschal) extrem hoch und viel höher als in anderen Bereichen. Wie überall sind die konkreten Investitionen mal mehr mal weniger effizient. Das ist ein riesiges Thema und eine Verkürzung insofern angemessen, als dass Debatten über die richtige Bildungspolitik ja endlos sind.

          Es macht natürlich keinen Sinn aus der ganzen Welt Akademiker:innen zu machen. Das ist hier aber sicherlich auch nicht gemeint. Bildungspolitik und Investitionen gehen bei einer frühkindlichen Bildung los und umfassen danach potentiell eine komplette Lebensspanne.

          Es geht nicht ausschließlich um eine Qualifizierung für einen Beruf sondern auch um politische Bildung als Teil unseres gesellschaftlichen Zusammenlebens.

          Bildungserfolg ist in Deutschland sehr viel stärker an den sozioökonomischen Status des Elternhauses geknüpft als in anderen Ländern. Eine Perspektivlosigkeit beginnt zu häufig schon sehr früh.

          Ein starker Sozialstaat und gute Qualifikationsmöglichkeiten können Problemen von Transformationsprozessen begegnen.

          Es gibt nicht die ein Lösung und "mehr Bildung" fordern tatsächlich alle.