Mit dem falschen T-Shirt im Freizeitpark: Antifa-Hemd und Hausverbot

Rauswurf wegen eines T-Shirts: Der Aufruf „Punch a Nazi“ ist „Rassismus“, wenn es nach Mitarbeitern vom Heide Park Soltau geht.

Menschen kopfüber in der Achterbahn

Im Heidepark in Soltau ist offensichtlich mehr als das Übliche ins Schleudern geraten Foto: Philipp Schulze/picture alliance

Der Besuch eines Freizeitparks legt Freizeitlook nahe: leger, lässig, vielleicht auch etwas Wetterfestes, wenn man im Norden ist. Die Marke kann groß darauf stehen, ein Logo aber auch ganz diskret eingestickt sein – wird nicht jeder sehen, wird niemanden stören. Was aber, will einer nicht bloß Bot­schaf­te­r einer Modemarke sein, sondern eine Botschaft senden, ein politisches Statement abgeben? Im „Heide Park“ im niedersächsischen Soltau führte so was jetzt zu Hausverboten.

„Punch a Nazi!“ steht in bunten Buchstaben auf dem Shirt der Berliner Indierockband „Pabst“, die 2023 etwa bei Rock am Ring auftritt. Am 15. Juli checkte ein Heide-Park-Mitarbeiter die Sicherungsbügel, da fiel ihm der Aufdruck auf. Dem Träger, Ferhan Sayili, ebenfalls Musiker aus Berlin („Kora Winter“), warf der Mann dann allen Ernstes „Rassismus“ vor. Nach Hin und Her durften Sayili und seine zwei Be­glei­te­r*in­nen das Fahrgeschäft dann doch benutzen. Aber danach wartete die Security auf sie.

Es ist keine Besonderheit, dass ein großer Freizeitpark zusätzlich auch externe Security-Firmen beauftragt. In der Parkordnung betonen die Betreiber Distanz zu „jedem rechten Gedankengut“ beziehungsweise „rechter Handlungsweise“. So sei auch keine Bekleidung erwünscht, die Menschen wegen ihrer „Hautfarbe, Religion. Herkunft“, ihres Geschlechts oder ihrer „sexuellen Orientierung“ diffamierten.

Insofern erweiterte der Mann von der Firma V.I.P Security aus Buxtehude die Parkordnung: Laut Deana Mrkaja, die zu der gegängelten Dreiergruppe gehörte, sagte er, die Nazis seien doch „schon seit 100 Jahren tot“. Mrkaja stellte sich als Journalistin vor und erntete die Bemerkung „Systempresse“ sowie die Frage, „für welches Schmierenblatt“ sie schreibe. Danach habe der Securitymann ihnen Hausverbot erteilt.

Die Pressestelle stellt es so dar: „Trotz mehrmaliger Aufforderung vor Ort das T-Shirt umzudrehen, war der Gast nicht kompromissbereit, so dass der Mitarbeiter der Security die Gäste des Parks verwies.“ Und weiter: „Dass es sich hierbei um ein Fan-Shirt einer Indierock-Band handelt, war für unsere Mitarbeiter nicht erkennbar.“ Andere Park- und Security-Mitarbeitende schritten nicht ein.

Mrkaja schrieb über den Vorfall bei Instagram, dort ging er viral. Inzwischen hat sie Ingo B. als den Mitarbeiter erkannt, der sich zuerst an dem antifaschistischen Shirt stieß. Er wettert bei Facebook schon mal gegen die Pandemie-Maßnahmen, in Soltau arbeitet er seit 2022 als „Ride Operator“.

Als rechter Aktivist richtiggehend bekannt ist dagegen Heino D., der das Hausverbot aussprach und die Journalistin beleidigte: Er ist auf Twitter und der russischen Plattform VKontakte aktiv, sympathisiert etwa offen mit der AfD, teilt Aussagen von deren Funktionär Björn Höcke, beleidigt queere Menschen und postet Rassistisches. Der Hausmeister einer Baptisten-Gemeinde besuchte auch schon die Corona-leugnenden „Spaziergänge“ in Verden an der Aller und nahm mehrfach am „Marsch für das Leben“ teil.

Seine Chefin bei der Securityfirma scheint der Aktionismus nicht zu stören: Sie verbreitete im März 2023 ein Statement des rechtsextremen ehemaligen AfD-Mannes André Poggenburg, pflichtete auch schon Alice Weidel bei. Deana Mrkaja und ihre Freun­d*in­nen fragen sich indes, ob sie B. und D. einfach zu wenig „deutsch“ aussahen?

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