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Lindners Pläne zur SteuersenkungÜberflüssige Entlastungen

Hannes Koch
Kommentar von Hannes Koch

Seit Jahren behalten die meisten Beschäftigten mehr Netto vom Brutto zurück. Weitere Steuersenkungen machen aktuell wenig Sinn.

Lindners unnötige Steuergeschenke belasten den Haushalt Foto: Ann-Marie Utz/dpa

D ie neuerliche Steuerentlastung, die Bundesfinanzminister Christian Lindner plant, ist unnötig. Denn entgegen dem Eindruck, den der FDP-Politiker erweckt, sind die Steuerzahlenden in den vergangenen Jahren gut gefahren. Zwischen 2021 und 2023 behielten die meisten Beschäftigten mehr Netto vom Brutto zurück, weil zum Beispiel der steuerliche Grundfreibetrag stieg und der Tarif der Einkommensteuer insgesamt angepasst wurde. Arbeit lohnte sich also mehr als vorher.

Und auch die heimlichen Steuererhöhungen der sogenannten kalten Progression wurden mehr als ausgeglichen. Dieser Effekt setzt sich 2024 fort. Nun lässt sich argumentieren, dass die hohe Inflation der vergangenen Jahre für viele Privathaushalte trotzdem nicht vollständig ausgeglichen wurde. Das stimmt, doch dieser Kaufkraftverlust dürfte sich nach und nach reduzieren. Einerseits liegen die Preissteigerungen jetzt wieder auf dem vergleichsweise niedrigen Niveau von gut zwei Prozent.

Andererseits werden wohl die Löhne noch einige Zeit deutlich wachsen. Sachlich ist die nochmalige Steuersenkung 2025 und 2026 also nicht geboten. Warum also? Sie dient als Argument vor der Bundestagswahl 2025, um Stimmen für die FDP zu gewinnen. Und sie beinhaltet eine politische Strategie. Steuersenkungen kosten den Staat Geld, das für andere Zwecke nicht zur Verfügung steht.

Lindner verstärkt damit den Hebel, um weitere Aspekte seiner Finanzpolitik durchzusetzen, etwa die Deckelung der Sozialausgaben. Zwar hätte die weitere Reduzierung der Einkommensteuer volkswirtschaftlich auch Vorteile. Schließlich könnte mit erhöhter privater Nachfrage die ökonomische Stagnation abgefedert werden. Das ist aber jetzt nicht der entscheidende Punkt. Volkswirtschaftlich und finanzpolitisch fehlen momentan vor allem öffentliche Nachfrage und Investitionen.

Schon infolge des russischen Krieges und für die Transformation zur Klimaneutralität braucht der Staat große Summen. Die knappen Mittel für Steuergeschenke zu verpulvern, wird dem Ernst der Lage nicht gerecht.

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Hannes Koch
Freier Autor
Geboren 1961, ist selbstständiger Wirtschaftskorrespondent in Berlin. Er schreibt über nationale und internationale Wirtschafts- und Finanzpolitik. 2020 veröffentlichte er zusammen mit KollegInnen das illustrierte Lexikon „101 x Wirtschaft. Alles was wichtig ist“. 2007 erschien sein Buch „Soziale Kapitalisten“, das sich mit der gesellschaftlichen Verantwortung von Unternehmen beschäftigt. Bis 2007 arbeitete Hannes Koch unter anderem als Parlamentskorrespondent bei der taz.
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62 Kommentare

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Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

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  • Karlsson , Moderator

    Vielen Dank für Eure Beiträge, wir haben die Kommentarfunktion geschlossen.

  • Diese Ideen sind m.M. nicht zu Ende gedacht, die Anforderungen WG Waffenlieferungen an die Ukraine sind historisch einmalig, dann müsste der soziale Wohnungsbau stark angekurbelt werden. Wenn Lindner mit dem Rotstift loslegt, könnte sich das rächen, es könnte ein Sieg Russlands werden oder dazu führen, dass die soziale Struktur Deutschlands durch eine neue Schicht von Obdachlosen und entwurzelten Menschen, auch Kinder u. Jugendliche, durcheinander gewirbelt wird. Der Staat benötigt m.M. eher mehr Geld als weniger. Zumindest wenn es Steuerung geben soll, wenn regiert werden soll. Sonst regulären mächtige Märkte, hinter denen stehen wohlhabende und superreiche Menschen.

  • Entlastungen der steuerzahlenden Bürger können meinem Verständnis nach niemals überflüssig sein.

    Sehr wohl überflüssig sind für mich sehr viele Dinge, für die das Geld ausgegeben wird, das die Bürger an den Staat abgeben müssen.

    Es ist meiner Meinung nach Aufgabe des Staates, seine Aufgaben und damit einhergehend die Höhe der Steuern auf ein Minimum zu beschränken.

    Bürgern, denen diese Abgaben zu niedrig erscheinen, steht es durchaus frei an den Staat zu spenden.



    Den anderen gönne man doch bitte Entlastungen und bezeichne man sie nicht als überflüssig.

    • @Schwarmgeist:

      Jau, das kannst du dann ja in deinem libertären Staat so machen oder nach Amerika ziehen, wo das in deinem Sinne gehandhabt wird. Hier in Deutschland haben wir einen freiheitlich-demokratischen und sozialen Rechtsstaat, der auch eine Fürsorgeaufgabe seinen BürgerInnen gegenüber hat.

      • @Beate Vera:

        "Hier in Deutschland haben wir einen freiheitlich-demokratischen und sozialen Rechtsstaat, der auch eine Fürsorgeaufgabe seinen BürgerInnen gegenüber hat."



        Sehr gut gesagt, volle Zustimmung - das Problem ist: Wer sind "seine BürgerInnen"? Wie groß ist diese Gruppe gefasst?



        Sind das alle mit deutschem Pass? Alle mit einem Aufenthaltstitel? Oder einfach alle die hier sind?

      • @Beate Vera:

        Wo in meinem Kommentar lesen Sie, welche Staatsausgaben ich für überflüssig halte?

        Ein Staat hat tatsächlich Kernaufgaben, die er seinen Bürgern gegenüber erfüllen muss.



        Welche das sind und in welchem Umfang, darüber kann man allerdings ganz sicher diskutieren. Und das auch dürfen.

        Was verstehen Sie unter der Fürsorgeaufgabe?

      • @Beate Vera:

        @Beate Vera: Mein Selbstwertgefühl wäre auf Null wenn der Staat als mein "Fürsorger" auftreten müsste. In einem freien Land verstehe ich den Staat als Dienstleister, der Steuern so niedrig wie möglich hält und sich ansonsten aus meinem Leben raus hält.

        • @Goodfella:

          Kurz & knapp auf den Punkt gebracht 👍👍

  • Lese gerade: "Der Grundfreibetrag wird von der Bundesregierung bestimmt und legt somit das Existenzminimum fest." www.lexware.de/wis...ibetrag-erhoehung/

    Es ist irgendwie lustig, wie gegen die geplante Anhebung des Grundfreibetrags durch die FDP ausgerechnet von links gegen an geredet wird.

    • @Rudolf Fissner:

      Gegen die Anhebung des Grundfreibetrags ist links niemand. Der Aufreger ist die Geschichte mit der kalten Progression.

      • @warum_denkt_keiner_nach?:

        was ist dagegen zu sagen, dass Leute nicht höher besteuert werden, nur weil ihre Einkommen "zahlenmäßig" steigt, was aber von der Inflation aufgefressen wird. Genau das ist die kalte Progression und der soll entgegengewirkt werden.

        Ich finde das richtig.

        • @Dr. McSchreck:

          Vorweg. Die kalte Progression trifft mich auch.

          Allerdings finde ich die gestaffelte Besteuerung richtig und bei so einem System wird es immer mal passieren, dass man "Pech" hat. Damit kann ich aber leben. Ich mag keine Neiddebatten gegen "unten".

      • @warum_denkt_keiner_nach?:

        Dafür ist aber augenscheinlich auch niemand. Immerhin wird das Paket der FDP als ganzes als Teufelszeug angesehen.

        Und seit wann ist die Linke für die kalte Progression?

        Wenn eine Gehaltserhöhung komplett durch die Inflation aufgefressen wird und eine dann noch höheren Besteuerung zusätzlich das Geld absaugt, hat man dann real weniger Geld in der Tasche.



        Seit wann ist man links für weniger Geld für Arbeitnehmer?

        Da mag man ja bei verdi mit den fast 10% Lohnerhöhung im öffentlichen Dienst nichts dagegen haben (man profitiert ja von den Steuern) aber von solchen Lohnerhöhungen kann man anderswo nur träumen.

        • @Rudolf Fissner:

          "Immerhin wird das Paket der FDP als ganzes als Teufelszeug angesehen."

          Sicher? Für Aufregung sorgt die Entlastung oben.

          PS: "links" ein weites Spektrum ohne exakte Definition. Es ist also auch nicht ganz klar, wer eigentlich gemeint ist, wenn es gegen "links" geht.

          • @warum_denkt_keiner_nach?:

            "PS: "links" ein weites Spektrum ohne exakte Definition. "

            Was denn nun? Sind die 10% Lohnerhöhung, mit der verdi die Einkommenserhöhungen im öffentlichen Dienst jenseits der Falle der kalten Progression ins Positive brachte, für Sie nun nicht mehr links und, um bei ihren Worten zu bleiben "ich ich, ich"-Gedöns?

    • @Rudolf Fissner:

      Nicht nur hinter diesem "an Reden" gegen die Erhöhung des Grundfreibetrags steckt meiner Meinung nach die Idee, den steuerzahlenden Menschen zuerst so viel Geld wie möglich in Form von Steuern abzunehmen und es ihnen dann, an anderer Stelle, bis zur Höhe des neuen Grundfreibetrags wieder zurück zu geben.

      Ist zwar mit Aufwand (und Kosten) verbunden, aber was solls... so funktioniert ein sich nicht verschlanken wollender Staat.

      Ich habe oftmals den Eindruck es ist der feuchte Traum einiger, den Menschen zuerst einmal 100% des erwirtschafteten Geldes abnehmen zu können um dann so viel zurück zu verteilen, wie sie für notwendig bzw. angemessen befinden...

      • @Schwarmgeist:

        am besten erfolgt die Rückzahlung nicht in Bargeld, sondern in Sachleistungen also vielleicht auch Förderstunden in Bereichen, in denen der Staat Nachholbedarf bei der betreffenden Person erkennt.....

        ;-)

        • @Dr. McSchreck:

          Richtig guter Vorschlag. Wie wäre es mit einem Kurs in Mitgefühl?

        • @Dr. McSchreck:

          Eine sehr gute Idee ;-)

      • @Schwarmgeist:

        Ist der "steuerzahlende Mensch" eigentlich eine besondere Spezies? Der Begriff taucht öfters auf.

        Die meisten Menschen zahlen Steuern. Aber nur ein kleiner Teil motzt ständig darüber. Der größere Teil hat durchaus begriffen, dass ein Staat nur über Steuern funktionieren kann. Und dass sozialer Frieden für die Stabilität eines Staates wichtig ist.

        Nur die ICH, ICH Fraktion will das nicht verstehen.

        • @warum_denkt_keiner_nach?:

          "Nur die ICH, ICH Fraktion will das nicht verstehen."

          Das ist doch unsachlich. Die FDP hat den größten Haushalt mit zu verantworten, den DE jemals gesehen hat. Das ist das völlige Gegenteil von Ich-Gedöns.

        • @warum_denkt_keiner_nach?:

          Ob Steuern generell notwenig sind, das ist sicher nicht das Thema dieses Artikels oder der Kommentare.

          Es geht im die Höhe der Steuern, oder besser gesagt, den Anteil des Einkommens, den man an den Staat abgeben muss.

          • @Schwarmgeist:

            Ja. Steuern bedeuten, dass man einen Teil des Einkommens an die Gesellschaft abgeben muss.

            Und komischer Weise jammert über die Höhe besonders der Teil der Bevölkerung, der nach Steuerabzug trotzdem noch weit mehr übrig hat, als die Mehrheit der Bevölkerung. Muss so eine Art Trennungsschmerz sein...

            • @warum_denkt_keiner_nach?:

              "Steuern bedeuten, dass man einen Teil des Einkommens an die Gesellschaft abgeben muss."

              Muss eben nicht. Weil es das Existensminimum gibt, gibt es den Grundfreibetrag, den die FDP erhöhen will, unter dem Einkommen nicht besteuert wird.

              • @Rudolf Fissner:

                Ja. Es gibt ein Existenzminimum. Und über dessen Freistellung beschwert sich auch niemand.

          • @Schwarmgeist:

            ...und was damit bezahlt wird.

  • "Seit Jahren behalten die meisten Beschäftigten mehr Netto vom Brutto zurück. Weitere Steuersenkungen machen aktuell wenig Sinn."

    Dann hätte man doch im öffentlichen Dienst auch keinen Tariferhöhungen bis zu fast 10% zustimmen dürfen. Das sind mit die höchsten Lohnerhöhungen in DE.

    Das aber wiederum wird als fairer Lohn gewertet.

  • Gut das wir den Finanzminister Lindner haben.



    Er versucht die immer stärker werdende Übergriffigkeit des Staates zu reduzieren.



    Wie sollen die Steuer zahlenden Bürger die Energiewende finanzieren, wenn der Staat ihm immer mehr Geld nimmt?



    Übrigens verschwinden die 10 % Inflation des Vorjahres nicht. Die bleiben für immer und zusätzlich kommen die 2,5 % aktuelle Inflation noch dazu.

    • @Martin17:

      "Übrigens verschwinden die 10 % Inflation des Vorjahres nicht. Die bleiben für immer und zusätzlich kommen die 2,5 % aktuelle Inflation noch dazu."

      Vollste Übereinstimmung. Ob das aber die "wahren" Sozialisten verstehen?

  • Und auch die heimlichen Steuererhöhungen der sogenannten kalten Progression wurden mehr als ausgeglichen.

    Eine Behauptung ohne Argument?! Wodurch den?

    Zu den erwarteten Lohnerhöhungen: Wenn diese prozentual der Inflation entsprechen, kommt es ja zu jener kalten Progression. Deren Ausgleich führt auch nur dazu, dass der Staat nicht mehr Geld bekommt. Der Ausgleich der kalten Progression führt daher nicht zu weniger Steuereinnahmen.

  • "Seit Jahren behalten die meisten Beschäftigten mehr Netto vom Brutto zurück. Weitere Steuersenkungen machen aktuell wenig Sinn."

    Also ich zahle Steuern bis zum Anschlag, für mich machen Steuersenkungen dahr total viel Sinn.

    Und das von meinem erarbeiteten Arbeitslohn 50 Prozent + x in meiner Tasche verbleiben muss nicht extra ausgelobt werden, das ist eine Selbstverständlichkeit.

  • Die Maßnahme wurde 2022 im Koalitionsvertrag festgelegt.



    Man kann Herrn Lindner nicht vorhalten, dass er nun auf die Einhaltung dieses Vertrages pocht.



    Eine "überflüssige Entlastung" ist dies demnach nicht.

    • @Andere Meinung:

      Weil er so vertragstreu ist, stellter das Bürgergeld in Frage, welches eigentlich mit noch mehr weniger (die CxU als indirekter "Verhandlungspartner" haben da ihren Anteil am weniger weniger) bürokratischer Schnüffleritis im Koalitionsvertrag stand?!?

      • @Hugo:

        Grüne und SPD hätten gern auch mit einer anderen Partei kolieren können. Die FDP hat sich sicherlich nicht aufgedrängt. Man hat sich aber nunmal zusmmengerauft und diese Vereinbarungen getroffen. Dann muss man auch dazu stehen und kann jetzt als SPD oder Grüne nicht dastehen und Jammern.

  • Wer profitiert eigentlich von den vermehrten Rüstungsausgaben, vermehrt Windräder etc. Da müsste doch auch das BSP von profitieren.



    Auch, dass die höheren Zinsen der EZB dazu dienten, die Inflation zu bekämpfen u offensichtlich ihr Ziele erreichten, wird in keine Analyse einbezogen.und dass die Sparer endlich wieder Zinsgewinne haben …

  • Es ist eine Änderung, die Menschen jeder Schicht freuen wird. Das ist wie ein Werbegeschenk. Die meisten werden es auch nicht als unnötig empfinden. Wenn es den Haushalt schwächt, dann wird eben wieder auf die Ausgaben für Soziales und Kultur geschimpft. Grundsätzlich sind sich alle in meinem Umfeld einig, dass das Leben im Land deutlich schlechter geworden ist, auch wenn sie unterschiedliche Gründe nennen. Aber die Finanzen nennen eigentlich alle.

    • @ImInternet:

      "Das ist wie ein Werbegeschenk."

      Wohl eher die Einlösung eines Wahlversprechens.

  • "Seit Jahren behalten die meisten Beschäftigten mehr Netto vom Brutto zurück"

    Was für eine Formulierung - als ob das Einkommen der Menschen eigentlich zur Gänze dem Staat abzugeben wäre...

  • Es ist ein Witz, dass man bereits bei 66.700 € einen Grenzsteuersatz von 42 % erreicht. In der Schweiz liegt der Grenzsteuersatz bei 100.000 € bei gerade mal 30 %.

    Die Arbeitnehmer in diesem Land werden ausgepresst wie Zitronen.

    Aufgabe des Staates ist zu helfen, wo nötig und ansonsten die Menschen in die Lage zu versetzen, ihr Leben aus eigener Kraft zu bestreiten.

    • @insLot:

      Ein Mittel, um mehr Netto (nicht notwendig "vom Brutto") zu bekommen, wäre auch, den Mindestlohn drastisch zu erhöhen. Das muss doch in Lindners Sinn sein, da die Idee ja ist, dass "sich Leistung wieder lohnen muss".

      Dann käme auch die völlig berechtigte, aber in eine erschütternd falsch Richtung getriebene, Debatte über den Abstand zwischen Lohn und Bürgergeld zu Ruhe. Es ist ja tatsächlich ein Skandal, dass Menschen, die Bürgergeld bekommen, in manchen Fällen besser dastehen als Menschen in Arbeit. Aber da das Bürgergeld das Existenzminimum ist, ist die Hetze, es runterzusetzen natürlich verfassungswidrig und unmenschlich - wäre hätte anderes von der FDP erwartet? Die Löhne müssen rauf, damit da wieder eine Abstand ist. Denn Arbeit, die mit dem Existenzminimum entlohnt wird, ist Sklaverei.

      • @Jalella:

        Den Mindestlohn zu erhöhen wäre die eine Möglichkeit um einen Abstand zwischen Lohn und Bürgergeld herzustellen.



        Das Problem daran ist, dass vor allem die kleineren Betriebe, die dies Bezahlen müssten, das Geld zuerst einmal erwirtschaften müssten.

        Eine andere Möglichkeit wäre es den arbeitenden Menschen weniger von dem durch Arbeit verdienten Geld abzunehmen und dadurch einen fairen Abstand zum Bürgergeld zu schaffen.

    • @insLot:

      Darum sind ja auch viele so "sauer" - um im Bild zu bleiben ;-)

  • Wir brauchen eher mehr Steuern als weniger. Vermögenssteuer, Erbschaftsteuer oder höhere Kapitalertragsteuer.

    • @Littleneo:

      Exakt! Das wird aber nicht mit der FDP passieren. Und nicht mit der CDU. Und gleich gar nicht mit den ganz Rechten.

    • @Littleneo:

      Warum brauchen wir mehr Steuern?

      • @eicke81:

        Hä?????

      • @eicke81:

        Einfach mal Nachrichten hören u. Zeitung lesen:



        * marode Bundesbahn



        * marode Schulen



        * marode Brücken



        * marode Bundeswehr



        * usw. usw.



        ... werden nicht durch Lindners Hokus Pokus = Steuersenkung finanziert

        • @Thüringer:

          Die von ihnen genannten Bereiche machen nur einen sehr kleinen Teil an den Gesamtausgaben aus. Da sollte man vielleicht einfach nur die Prioritäten anders setzen. www.bpb.de/kurz-kn...aufgabenbereichen/

          Zum Beispiel statt 5.000 neue Stellen schaffen zu wollen mit Kosten von einer viertel bis halben Milliarde Euro nur für die Verteilung der Kindergrundsicherung die vorhandenen Resourcen und Prozesse einfach mal reorganisieren.

        • @Thüringer:

          Dafür brauchen wir keine neuen Steuern. Es würde reichen wenn der Staat einfach mal die Steuern eintreiben würde die ihm jetzt schon zustehen und darüber hinaus (illegale) Steuerschlupflöcher schließt.

          Und für die Bundeswehr wurde eh schon ein "Sondervermögen" ausgelobt.

          • @Tom Tailor:

            Oder das Erbe stärker besteuern. Die Kinder des verstorbenen Herrn Fielmann sind jetzt Milliardäre. Einfach so. Geld, das der Vater dem Unternehmen zu Lebzeiten entnommen hat.

            • @Ludowig:

              Mir scheint da klingt eine ganze Portion Neid in Ihrem Posting mit :D.

              Es mag Sie überraschen, aber der Sinn in einer Unternehmensgründung besteht eben darin, dass man davon leben möchte und etwaige Unternehmensgewinne abschöpfen kann. Ein Unternehmen hat ja keinen Selbstzweck. Und ja. Herr Fielmann hat die Gewinne zu LEBzeiten dem Unternehmen entnommen. Wann auch sonst? Ich gehe davon aus er hat sie ordnungsgemäß versteuert und nun wurde Herr Fielmann zum Erblasser. Gut für die Erben. Aber eine Steuer darauf? Warum?

              Das vererbte Vermögen wird nun durch die Erben erneut in den Markt gebracht und unterliegt dort automatisch erneuten Besteuerungsprozessen. Und die Gewinne, die das vererbte Vermögen generiert, werden sowieso jedes Jahr versteuert,

              Ich gebe Ihnen einen Tipp: gründen Sie ein Unternehmen, muss ja nichts großes sein. Arbeiten Sie 24/7 dafür und erfreuen sich daran, wenn Sie damit Gewinne machen. Die dürfen Sie gerne verkonsumieren. Und sollten Sie Kinder haben, würden Sie es so wie ich begrüßen, wenn das vom Mund abgesparte und x-fach Versteuerte 1:1 und ohne erneuten Abzug an Ihre Kinder weiter gereicht wird. Das ist nur gerecht. Und bei mir persönlich ein Antrieb, mehr als Otto-Normalbürger zu arbeiten - damit meine Kinder es nicht müssen.

              • @Tom Tailor:

                Danke!

                Sehe ich genauso, bis auf den letzten Satz.

                Mein Antrieb mehr zu leisten als "Otto-Normalbürger" ist zuerst einmal ein eigennütziger.



                Erst dann kommt mein Nachwuchs, dem ich aber eher ein Beispiel dafür geben möchte, dass sich beruflicher Einsatz durchaus lohnt.

  • Kein vernünftiges Argument kann bei dem "Rechenkünstler" Lindner verfangen. Der ist ausschießlich daran interessiert irgendwoher ein paar Wählerstimmen zu besorgen um die 5% zu schaffen. Dazu ist Populismus ein sehr geeignetes Instrument. Das alles ist windig, unseriös und extrem eigensüchtig.

  • Ob das "Sinn macht" steht ausser Frage. Lindner greift nach jedem Strohhalm der die FDP über an die 5% Hürde hieven kann und so die parlamentarische Zukunft sichert.

  • Hm, ich soll also glücklich über meine Abgabenlast sein? Na denn…

  • Ich verstehe auch nicht, was Lindner hier wieder für eine komische Neid-Debatte anzettelt. Die Strategie dahinter beschreibt der Artikel gut.

    Nur, dass jetzt die Ärmsten ein paar Euro mehr zum Überleben bekommen, kann doch kein Grund sein, dass jetzt die kalte Progression als so akutes Thema plötzlich priorisiert sein muss. Die kalte Progression trifft grundsätzlich niemanden, der am Hungertuch nagt. Klar würde ich von einem weiteren Abbau auch deutlich profitieren, aber etwa bei Maßnahmen, die gegen den wesentlich dringenderen Klimawandel wichtig wären, stellt Lindner regelmäßig die Finanzierungsfrage, die hier plötzlich keine Rolle mehr spielt.

    Und das Ausspielen des Mittelstandes gegen die Ärmsten unserer Bevölkerung ist doch auch mal wieder unterste Schublade. Der Teil unserer Steuern, der zur Absicherung unseres Sozialsystems verwendet wird, ist mit am Sinnvollsten investiert. Armut und soziale Absturzmöglichkeiten, wie wir sie gerade außerhalb Europas auch in Industrieländern sehen, möchte ich in Deutschland nicht haben.

    • @Karl Schmidt:

      Mit der Begründung könnte man auch für 10 Jahre ohne Lohnerhöhung plädieren für alle Einkommen über dem Durchschnitt. 🤪

  • Danke für diese sehr kompetente Einordnung in die aktuelle Wirtschaftssituation.



    Herr Koch ist mir mit seiner Fachkompetenz sehr gut in Erinnerung geblieben, als er, sehr vorrauschauend, die Lösung für den Haushalt 2024 " vorraussagte", der nach der CDU Stopperfalle flugs nochmal umgestrickt werden musste.



    Alle anderen DampfplaudererInnen haben, seitdem, ein paar Zacken aus der Kompetenzkrone verloren.

  • Schön wäre es, wenn nach und nach die Steuer- und Abgabenlast auf Arbeit (oder auf Einkommen) verringert und verschoben würde auf: Transaktionen, Umweltverbrauch, Vermögen. Und man könnte die verbleibende Einkommenssteuer als Flat Tax, also auf Einheitssteuersatz umstellen. Ist einfacher, transparenter und mithin nachvollziehbarer für die Betroffenen.



    Einfach nur die Steuer irgendwie senken, wie es der Herr Lindner wohl möchte, ist natürlich Quatsch.

  • > Das stimmt, doch dieser Kaufkraftverlust dürfte sich nach und nach reduzieren.

    Das würde ich für ein kleines Wunder halten. Bestenfalls verringert sich die Wachstumsrate des Kaufkraftverlusts und das auch nur, wenn man die Änderung des Verbrauchpreisindex als Maß für den Kaufkraftverlust akzeptiert.

  • Löhne erhöhen sich nicht automatisch, wenn es keinen Tarifvertrag gibt. Und Unternehmen, denen aufgrund der schlechten wirtschaftlichen Lage, die finanziellen Mittel fehlen, erhöhen erst recht keine Löhne. Und hohe Mietkosten bleiben hohe Mietkosten. Monat für Monat.

  • Das Wort Geringverdiener, und dass diese von den gestiegenen Lebenshaltungskosten nach wie vor geplagt sind und beispielsweise durch einen angehoben Steuerfreibetrag profitieren würden, das kommt nicht vor. Einfach gar nicht. Und übrigens, nur weil die Inflationsrate nur 2,2 % beträgt, heißt ja noch lange nicht, dass die knapp 10% vor einem Jahr jetzt irgendwie weg wären.