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Krieg in NahostHamas meldet Tötung von Hanija

Bei mutmaßlich israelischen Angriffen auf Beirut und Teheran wird ein Hisbollah-Kommandeur zum Ziel und Hamas-Politchef Ismail Hanija getötet.

30. Juli, Teheran: Ismail Hanija trifft im iranischen Parlament ein, um an der Vereidigung des neuen Präsidenten teilzunehmen Foto: Vahid Salemi/ap

Beirut taz | Mit Angst hatten die Menschen in Beirut einen möglichen Angriff Israels auf die libanesische Hauptstadt erwartet, der die Gefahr für einen ausgeweiteten regionalen Krieg barg. Am Dienstagabend war klar, wie dieser militärische Schlag konkret aussieht: Israel hat im Süden Beiruts ein Wohnhaus mit Raketen beschossen. Das israelische Militär gibt an, dabei gezielt einen hochrangigen Kommandeur der Hisbollah getötet zu haben.

Die Hisbollah äußerte sich bisher nicht dazu, ob der Kommandeur getötet wurde, bestätigte aber, dass er im getroffenen Haus war. Laut Medienberichten soll es sich um Fuad Schukr handeln. Aber auch den Medien ist unklar, ob er verletzt oder getötet wurde. Er gilt als enger Berater von Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah und damit wichtiger Mann in der ersten Reihe.

Schukr ist nach Angaben der US-Regierung Mitglied des höchsten militärischen Gremiums der Hisbollah, die US-Behörden haben ein Kopfgeld von 5 Millionen US-Dollar auf ihn ausgesetzt, wegen Verstrickungen in einen Anschlag auf US-Truppen in Beirut im Jahr 1983. Der Sprecher des israelischen Militärs sagt, Schukr sei für den Raketeneinschlag auf das Dorf Majdal Schams in den von Israel besetzten Golanhöhen verantwortlich gewesen. Die nach israelischen Angaben iranische Rakete tötete am Samstag 12 Kinder und Jugendliche beim Fußballspielen. Israel hatte die Hisbollah verantwortlich gemacht, die wiederum dementierte. Ex­per­t*in­nen halten es für möglich, dass die Rakete ein Irrläufer war und ihr eigentliches Ziel verfehlte.

Danach hatte Israel einen großen Gegenangriff angekündigt. Am Montag hatte ein hoher israelischer Verteidigungsbeamter der Nachrichtenagentur Reuters gesagt, Israel wolle zwar die Hisbollah treffen, aber die Region nicht in einen „allumfassenden Krieg“ ziehen. Am selben Tag traf sich das israelische Kriegskabinett, um über einen Gegenschlag zu beraten. Angeblich seien die Minister bei der Kabinettssitzung nicht über das Ziel des Luftangriffs informiert worden, aus Angst vor undichten Stellen. Auch unmittelbar vor der Operation seien keine Einzelheiten über das Ziel mitgeteilt worden, berichtet die israelische Zeitung Jediʿot Acharonot.

Zwei Angriffe in wenigen Stunden

Am Mittwochmorgen meldeten dann die iranischen Revolutionsgarden und die Hamas die Tötung des Chefs des Hamas-Politbüros, Ismail Hanija. Er sei bei einem israelischen Angriff „auf seine Residenz in Teheran“ getötet worden, so die Hamas. Hanija habe zuvor an der Vereidigung des neuen iranischen Präsidenten Massud Peseschkian teilgenommen.

Hanija wuchs in ärmlichen Verhältnissen im Geflüchtetencamp Al Schati auf, wurde 2017 politischer Anführer der Hamas und lebte dadurch reich im Exil zwischen der Türkei und Katar. Die israelische Armee lehnte einen Kommentar zu ausländischen Medienberichten ab. Es ist gängige Praxis, dass sich die israelische Führung nicht zu Anschlägen äußert, die ihre Handschrift tragen.

Der Angriff in Beirut traf ein achtstöckiges Wohnhaus neben einem Krankenhaus im Viertel Haret Hreik, drei Stockwerke des Gebäudes stürzten ein. Das Krankenhaus wurde leicht beschädigt, die umliegenden Straßen und Autos waren mit Trümmern und Glasscherben übersät. Bei dem Angriff kamen nach Angaben des libanesischen Gesundheitsministeriums zwei Kinder und eine Frau ums Leben, 74 Menschen wurden verletzt.

Der Luftangriff sei mit einer Drohne durchgeführt worden, die drei Raketen abgefeuert habe, meldete die staatliche libanesische Nachrichtenagentur NNA. Ein Anwohner sagte der Nachrichtenagentur AP, der Staub der Explosion habe sich auf die Umgebung gelegt. In der Wohnung seines Sohnes sei Glas zerbrochen.

Für Hisbollah gelten Angriffe auf Beirut als „rote Linie“

In den Minuten nach dem Angriff in Beirut berichtete die israelische Zeitung Haaretz, etwa „20 Raketen“ seien aus dem Südlibanon in Richtung Nordisrael abgefeuert worden, was zu Bränden in den Einschlagsgebieten führte.

Eine Sprecherin der USA sagte noch am Abend, die USA setzten sich weiter für eine diplomatische Lösung und Deeskalation zwischen Israel und Libanon ein. Nach Angaben des US-Nachrichtensenders CNN hat Israel die USA vor dem Angriff informiert. Der stellvertretende Sprecher des US-Außenministeriums, Vedant Patel, erklärte gegenüber Reportern, dass die USA und Israel vor dem Angriff „laufende Gespräche“ geführt hätten.

„Ob wir einen Krieg beginnen oder nicht, hängt von der Hisbollah ab. Wir haben nicht die Absicht, einen regionalen Krieg zu starten“, sagte ein hoher israelischer Beamter nach dem Anschlag in Beirut dem israelischen Fernsehsender Channel 12, aber noch vor der Nachricht von der Tötung des Hamas-Chefs Hanija.

Für die Hisbollah gelten Angriffe auf Beirut als rote Linie – also als Zeichen, den Krieg auszuweiten. Das israelische Militär hatte bereits im Januar mit Hilfe einer Drohne eine Rakete auf Beirut abgefeuert, die den Hamas-Funktionär Saleh Aruri tötete. Damals hatte die Hisbollah als Gegenschlag 62 Raketen auf eine Militärbasis abgefeuert sowie weitere 40 Raketen auf Gemeinschaften in Nordisrael und in den von Israel besetzten Golanhöhen. Dabei wurde kein Toter gemeldet, Israels Abwehrsystem konnte die Raketen abwehren.

Zuvor war die Sorge groß, Israel könne den Flughafen in Beirut angreifen. Daher hatten viele Fluglinien ihre Flüge gestrichen. Israel hatte den Flughafen im Sommer 2006 angegriffen, nachdem zwei israelische Soldaten von der Hisbollah gekidnapped wurden. Bei dem Krieg wurden 1.200 Menschen im Libanon und 160 in Israel, davon die meisten Soldaten, getötet.

„Wir hoffen, dass die Reaktion der Hisbollah, wenn sie kommt, verhältnismäßig sein wird“, sagte der libanesische Außenminister Abdallah Bou Habib der libanesischen Tageszeitung L'Orient-Le Jour. „Aber für uns ist noch wichtiger, dass dieser Konflikt zu einem Ende kommt.“ Nun schaut der Libanon besorgt in den Iran und auf die Reaktion auf die Tötung von Hamas-Chef Hanija.

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42 Kommentare

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  • Libuda , Moderator

    Vielen Dank für Eure Beiträge, wir haben die Kommentarfunktion geschlossen. Wenn die Diskussionen ausfallend werden, zu weit vom Thema abweichen, oder die Zahl der Kommentare zu groß wird, wird das leider nötig. Sonst können wir die Kommentare nicht mehr zeitnah moderieren.

  • Rache hilft gegen das Ohnmachtsgefühl, deshalb ist sie so beliebt. Aber war dieser Mann die Kollateralschäden und die schlechte Presse wert? In Afghanistan gab es das überraschende Ergebnis, dass die gezielte Tötung von Taliban-Anführern zu mehr Terror geführt hat. Die Nachfolger aus der zweiten Reihe standen unter Druck, sich durch noch waghalsigere Aktionen zu profilieren und legitimieren. Natürlich gibt es auch Politiker und Strategen, die nicht zu ersetzen sind. Ob Hanija dazugehörte?

    • @Kurt Kraus:

      Soll man die Terrorstaaten, ihre Führer, Organisationen und Proxys einfach machen lassen?

      Dann wäre Israel längst nicht mehr existent.

      Israel wurde auch gegründet weil die Juden erkannt hatten, dass sie einen eigenen Staat brauchen.

      Die Diaspora bedeutet die Gaskammer.

      Die Juden haben sich 3000 Jahre lang nicht gewehrt, Land und Leute viele Male platt gemacht, die Menschen versklavt.

      Mein Mitgefühl an Israel, seine Bewohner und ganz besonders an die israelische Armee, es ist wahnsinnig hart für die jungen Männer und Frauen dort zu kämpfen. Gegen Feinde, die sich vom IS kaum unterscheiden.

      Absoluter Respekt und voller Support.

  • Wo gehobelt wird, fallen Späne.

    Hanija hatte keine Probleme damit, anderen den Tod zu wünschen, insofern ist mitgefühlt nicht angebracht. Die Hamas hält für die Palästinenser keine Zukunft bereit, so wenig wie sie in der Lage ist, ihre Eilten zu schützen.

  • Exterritoriale Tötungen sind zwar seit der Bush-Doktrin und 9/11 an der Tagesordnung, dennoch sind sie völkerrechtswidrig.



    Daran ändert auch nichts, ob eine Person als Terrorist oder gar als Gefahr für die Menschheit eingestuft wird.



    Es sind leider genau die Staaten, die sich vorbildlich darstellen und auf ihr Rechtssystem verweisen, die zu diesen Methoden greifen.



    Von Russland oder Nordkorea erwarte ich nichts anderes, von den USA und Israel schon.



    Moral ist nicht einseitig.

    • @GlaubeLiebeHoffnung:

      Exteritoriale Tötungen verstoßen in einem "bewaffneten" Konflikt nicht gegen das humanitäre Völkerrecht. Juristisch macht die Art des Konflikts den Unterschied. Die Tötung des iranischen Generals Soleimanis durch die USA waren hingegen ein klarer Verstoß gegen das humanitäre Völkerrecht, da es sich um einen sogenannten nicht bewaffneten Konflikt handelte.

      Die USA sind aber auch ein Sonderfall, da sie 2001 den UN Zivilpakt von 1966 quasi aufgekündigt und als zentrales Element das Recht auf Selbstverteidigung (UN-Satzung, Art. 51) angeführt haben.

      Allerdings in der Interpretation, dass es einen weltweiten bewaffneten Konflikt gäbe und das Recht auf Selbstverteidigung zur Abwehr des Terrorismus entsprechend ausgeübt werden könne und dementsprechend weder territorial noch zeitlich begrenzt ist. Juristisch wird dieses jedoch als klarer Verstoß gegen die Menschenrechte bewertet.

    • @GlaubeLiebeHoffnung:

      Iran und Israel sind doch längst in einem militärischen "low intensity conflict" miteinander: , Chamenei nimmt kein Blatt vor den Mund, was er mit Israel anstellen würde, wenn er könnte, und sponsert bereitwillig Jeden, der einen brauchbaren Plan vorweisen kann, Israelis zu töten. Israel tötet dafür zuständige iranische Kriegstreiber, andere iranische Kriegstreiber schießen daraufhin Raketen auf Israel.

      Das Völkerrecht kennt nur sehr vage Regeln für diese Grauzone zwischen bloßer Feindseligkeit und offenem militärischen Konflikt. Aber das die gezielte Tötung einer eindeutig militärischen Zielperson auf dem Boden einer mit dieser verbündeten Konfliktpartei nun gerade ein völkerrechtliches Fanal sein soll, fällt mir schwer nachzuvollziehen.

      Moral ist nicht einseitig. Da haben Sie recht. Und das heißt eben auch, dass nur weil man von gewissen Staaten erwartet, dass sie sich aufführen wie die Axt im Wald, man ihnen brav die andere Wange hinzuhalten hat (wissend, dass das den anderen nur provoziert, noch fester zuzuhauen)...

  • Kurz vor seinem Tod hat Hanija als Ehrengast an der Amtseinführung des iranischen Präsidenten Massud Peseschkian teilgenommen.

    Beim obligatorischen Gruppenbild stand hinter ihm der Gesandte des EU-Außenbeauftragten Josep Borrell, der Spanier Enrique Mora.

    Insofern zeigen sich hier zwei Arten, mit Terroristen umzugehen. Man umgarnt sie oder man bekämpft sie.

    • @Jim Hawkins:

      Einzig weil der EU Gesandte Mora bei der Einführung, neben 86 Vertretern aus anderen Ländern, auf einem Gruppenbild mit einem Hamas Funktionär abgebildet ist, können daraus keine Schlussfolgerungen wie "umgarnen" gezogen werden.

      Der gute Mora konnte sich die anwesenden Gäste nicht aussuchen, da muss dann auch schoneinmal die ein oder andere Kröte geschluckt werden. Gehört zum kleinen 1x1 der Diplomatie.

      • @Sam Spade:

        Und auch das gehört zum kleinen 1x1 der Diplomatie:

        "Heute beginnen für Wladimir Putin mit der Amtseinführung offiziell sechs weitere Jahre als Russlands Präsident. Eine Teilnahme an der Zeremonie halten die EU-Staaten unterschiedlich: Viele, auch Deutschland, wollen nicht dabei sein."

        www.tagesschau.de/...offiziell-100.html

        • @Jim Hawkins:

          Wo ist da der Widerspruch???

  • Ich finde die Überschrift nicht richtig. Hier wurde jemand ermordet. Es gibt Medien, die sehen das ebenso:



    de.euronews.com/20...n-teheran-ermordet

  • Ergänzung zu den biografischen Daten über Ismail Hanija: Er war für die u. a. von Deutschland finanzierte UNRWA als Lehrer tätig (s. hier: www.jpost.com/isra...war/article-792791 ).

  • Ich suche noch nach einer Erklärung, weshalb die Kämpfer der Gaza-Hamas-palästinensischen Seite die Tötung von Herrn Hanija bestätigen, aber nicht die Tötung von Herrn Deif.

    taz.de/Angriff-bei-Chan-Junis/!6020904/

    Eine mögliche Erklärung ist, dass Herr Deif "In Gaza eine Art Superheld" (lt. zitiertem taz-Artikel) zu sein scheint und man ihn als Identifikationsfigur für die Bürger Gaza's bewahren möchte.

  • Die Frage, wer schuld an den gegenseitigen Angriffen zwischen Israel einerseits und Hamas/Hisbollah andererseits ist, langweilt inzwischen nur noch. Denn die Antwort läuft immer darauf hinaus: „Wir nicht, wir reagieren nur auf die Angriffe der Anderen!“.



    Nach Jahren und Jahrzehnten, die dieser Konflikt inzwischen dauert, ist die Schuldfrage genauso wenig zu beantworten, wie die Frage, was denn eher da war, das Huhn, oder das Ei!

  • Dass Hisbollah und Hamas keine friedliebenden Organisationen sind ist bekannt.



    Da beide das Existenzrecht Israels infrage stellen und dies mit blutigen Anschlägen immer wieder bestätigen, sind wir mit beiden weder befreundet noch verbündet.

    Mit Israel sind wir das aus gutem Grund schon. Israel wird als Hort der Demokratie und des zivilisierten Zusammenlebens unter anderem von Deutschland mit Waffen beliefert.



    Es werden Handelsbeziehungen gepflegt und die Deutsch/Israelische Freundschaft wird vor allem von deutscher Seite immer wieder in höchsten Tönen gelobt. Nur Zaghaft wird in letzter Zeit wegen des Krieges im Gazastreifen mal von offizieller Seite Kritik geübt.

    Ungestraft operieren Israelisches Militär und Geheimdienst mit Luftangriffen und Mordanschlägen im Ausland. Führer von Hamas und Hisbollah werden in Beirut, Teheran und anderswo getötet ohne Rücksicht auf zivile Verluste.

    Wo verläuft eigentlich die Grenze zwischen Schutz des eigenen Landes und Terrorismus? Hass erzeugt Hass.



    Zurzeit gießen die Verantwortlichen Israels ständig Öl ins Feuer - insbesondere dann, wenn gerade die Aussicht auf erste Verhandlungsergebnisse in Sicht sind.

    • @Bürger L.:

      Die Grenze ist klar definiert auch juristisch. Israel befindet sich im bewaffneten Konflikt mit der Hamas und übt gemäß UN Art 51 sein Recht auf Selbstverteidigung aus. Daher ist die Verfolgung und auch die Tötung auf exteritorialen Gebiet rechtlich legitim.

      Was den Terrorismus betrifft: den finden sie auf der Gegenseite und zwar in all seinen grausamen Facetten.

    • @Bürger L.:

      ""Zurzeit gießen die Verantwortlichen Israels ständig Öl ins Feuer - ""



      ==



      Wie zum Beispiel durch die iranische Rakete die abgeschosssen von der libanesischen Terrororganisation Hizbollah 12 Kinder auf einem Fussballplatz auf den Golanhöhen tötete - die noch dazu der Ethnie der Drusen angehörten - die mit dem Konflikt, den Hizbollah und der Iran anstacheln - nun wirklich nichts zu tun haben?

    • @Bürger L.:

      „getötet ohne Rücksicht auf zivile Verluste.“

      Kann man in Anbetracht eines Artikels, wo bzgl. der Militäroperation im Libanon von drei Todesopfern gesprochen wird und bzgl. des Irans nur von einer mutmaßlichen Tötung Haniyehs durch Israel, wohl eher als Falschbehauptung ansehen. Zumal dem Israelischen Militär sicher schwerere Waffen/Bomben zur Verfügung standen.

      Ihr Kommentar läuft da primär auf eine Dämonisierung Israels hinaus, ich würde das aber schon eher als antiisraelische Propaganda ansehen.

      • @serious?:

        'Ihr Kommentar läuft da primär auf eine Dämonisierung Israels hinaus, ich würde das aber schon eher als antiisraelische Propaganda ansehen.'

        So so, Meinung passt nicht, dann die Keule? Tolle Debattenkultur!

    • @Bürger L.:

      "Ungestraft operieren Israelisches Militär und Geheimdienst mit Luftangriffen und Mordanschlägen im Ausland".

      Just for fun und Ihrer Information:

      Israel wurde am 7. Oktober von Hamas, islamischen Jihad, Huthis und Hizbollah gleichzeitig überfallen. Proxys des Iran.

      Z. B. seit Beginn des Krieges hat die Hisbollah mehr als 2500 Angriffe mit Raketen, Panzerabwehrraketen und Drohnen auf Israel durchgeführt. Die Anzahl der Angriffe war dabei die meiste Zeit ziemlich stabil. Allerdings bedeutet ein Angriff immer ein paar Dutzend Raketen. Die Zahl 2500 steht nicht für Raketen, sondern für die Anzahl der Angriffe, das heißt 40 bis 200 Raketen.

      Und Sie jammern hier rum, dass Israel auf fremden Territorium agiert?

      Von dort wird das Land angegriffen.

      Und im Hintergrund Iran.

    • @Bürger L.:

      "Wo verläuft eigentlich die Grenze zwischen Schutz des eigenen Landes und Terrorismus?"

      Diese Grenze lässt sich vermutlich nicht akkurat festlegen und dürfte je nach politischem Blickwinkel anders aussehen.



      Für mich ist es richtig, dass die Täter und Organisatoren des Pogroms vom 07.10.23 auch im Ausland verfolgt werden. Ich meine, dass ich das von unserer Regierung auch erwarten würde, wenn ein solcher Angriff auf "uns" erfolgt wäre. Gefangennahme und Gerichtsprozess (wie bei Herrn Eichmann, lesenswert hierzu das Eichmann-Protokoll) fände ich besser, aber das schien in diesem Fall wohl nicht möglich. Zu Auslieferungsabkommen muss ich vermutlich nichts schreiben.

      "Hass erzeugt Hass"

      Jede/r kann zu jeder Zeit dazulernen und seine Impulse, Frustration und andere Gefühle kontrollieren oder kanalisieren. Das macht für mich "Mensch sein" aus und dafür gibt es Beispiele und, wenn man sich dazu entschließt, Vorbilder.

      Davon abgesehen habe ich nicht den Eindruck, dass die Tötung (statt Gefangennahme) von Herrn Hanija aus "Hass" erfolgte, sondern eher, weil er eine sehr gefährliche, militärische und ideologische Führungsfigur der gegnerischen Kriegspartei war.

    • @Bürger L.:

      Gleichsetzungen dieser Art waren ja leider zu erwarten.

      Hisbollah und Hamas sind Terrororganisationen, die sich mit Israel im Krieg befinden und dabei sämtliche internationalen Rechtsnormen ignorieren. Hanija war einer der obersten Führer der Hamas, daher auch ein völlig legitimes militärisches Ziel. Er ist der Verantwortliche für die Massenmorde vom 7. Oktober, und die Aussicht, ihn irgendwo vor ein ordentliches Gericht zu bekommen, gleich Null. Und der Iran ist ein Staat, der sich - wie die Hamas - die Auslöschung Israels zum Ziel gesetzt hat. Davon sind beide bis heute nicht abgerückt. Es war, auch daran sei mal wieder erinnert, die Hamas, die den Waffenstillstand gebrochen hat, den sie und ihre Unterstützer nun so vehement fordern - um danach ihre Terrorattacken wieder fortzusetzten. Und das letzte, was die Israels in dieser Situation gebrauchen können, sind wohlfeile Ratschläge vom hohen moralischen Ross herab.

  • Wieso war das ein israelischer Angriff auf Hanija? Lagen da israelische Fahnen herum?

    Es könnte doch auch ein Konkurrent Hanijas sein, der den Chefposten übernehmen wollte.

    Oder es war ein friedensliebendes Hamasmitglied, was das Hindernis für Frieden in Gaza an der Spitze der Hamas entfernen wollte.

    • @Gesunder Menschenverstand:

      Letzteres wäre unter an sowas wie kritischer Vernunft orientierten Umständen sicherlich das Naheliegendste und Wünschenswerteste, doch machen wir dort wie hier leider täglich die Erfahrung, dass die meisten Menschen sich eher an Dogmen und Glaubensformeln orientieren. Und deswegen wenig gegen Hanija, aber alles gegen Israel haben.

    • @Gesunder Menschenverstand:

      Auch wenn ich sonst auch erst abwartend bin mit Schuldzuweisungen, denke ich, dass in diesem Fall Israel dahintersteckt. Es passt einfach zu ihrer Vorgehensweise und war nicht das erste Mal, dass sie direkt in Iran zugeschlagen haben. Passt auch zeitlich zum vorigen Angriff in Beirut.



      Damit ist der Iran jetzt wieder gezwungen ihrerseits zurückzuschlagen und vielleicht wird es dann nicht mehr so glimpflich für Israel ausgehen wie beim letzten Mal.

      • @DocSnyder:

        Ja, der Wille zur weiteren Eskalation und zur Beendigung jeder Waffenstillstands-/ Geiselaustauschverhandlungen ist deutlich erkennbar.

        • @EffeJoSiebenZwo:

          Es sollte wohl ein gewisses Einigungspotenzial bestehen, dass diese Reaktion eher unter "gemessen" läuft. Es wurden nirgends einmarschiert, Schaden maximiert oder groß angelegte Bombardements von Hisbollah-Stellungen durchgeführt. Stattdessen wurden sehr gezielt über große Entfernung Leute ins Visier genommen, die tatsächlich Kommandogewalt innerhalb von menschenfeindlichen Organisationen haben, die Israel analog dem überlieferten Sheridan-Zitat ("The only good indians...") betrachten.

          Wir reden von jenen Leuten, die die perfide Strategie ersonnen und verfolgt haben, Israel vor den Augen der Welt unmöglich zu machen, indem man es mit einem grausamen Völkermord so provoziert, dass es tausende palästinesische Zivilisten tötet. Es fällt nicht schwer sich vorzustellen, dass die Welt ohne diese Leute ein friedlicherer Ort werden könnte, oder?

          • @Normalo:

            Ich weine Hanije bestimmt keine Träne nach. Dass seine Tage gezählt sind, war klar (Gerichtsverfahren und Gefängnis ziehe ich aber exterritorialen Morden vor).

            Aber: so eine Kommandoaktion (das muss es ja gewesen sein) wäre sicherlich auch in Katar möglich gewesen. Aber nein, Israel handelt im Iran. Und der Iran wird nun wohl zurückschlagen. Wenn das also kein Wille zur Eskalation ist, weiß ich auch nicht.....

  • Ich weine ihm keine Träne nach.



    Ismail Hanija war Milliardär und lebte im Luxus, während "sein Volk" im Elend lebt. Er hat den Palästinensern mehr geschadet als genutzt. Nun hat auch er den Preis des Krieges mitbezahlt. Meine Trauer hält sich nicht in Grenzen, denn sie ist gar nicht vorhanden.

    • @Rudi Hamm:

      Trauern müssen Sie nicht, aber die politische Intelligenz der Täter (es handelt sich um einen Mord) kann man schon in Frage stellen.

  • Ob das so klug ist, die ganze Zeit selbstermächtigt im Ausland zu töten? Mit denen hätte man den Waffenstillstand schließen können. Der Iran "muss" jetzt auch reagieren, wie die Bundesrepublik reagieren musste, als Putin in Berlin Gegner erschießen ließ.



    Und der Iran wird noch anders reagieren müssen.

    Ich hätte gerne Hanija und Netanyahu in derselben Zelle in Den Haag gehabt - so, rechtsstaatlich, geht man das nämlich ideal an. Nicht mit bewusst hergeführtem Dauerkriegszustand und Tötungen, um selbst länger zu regieren.

    • @Janix:

      Das ist so idealistisch wie blauäugig argumentiert. Die "safe havens" der Hintermänner des Terrors scheren sich erst recht ein Dreck um internationale Haftbefehle. Israel reagiert ja wenigstens noch indigniert auf die juristischen Schritte gegen sein Führungspersonal, und selbst in Deutschland hätte man ein echtes Problem damit, Netanjahu oder Galant im Fall eines Haftbefehls NICHT nach Den Haag auszuliefern. Im Iran oder in Katar wird sowas dagegen "nicht mal ignoriert".

      Israel schickt mit diesen Tötungen daher die Botschaft, dass es für Jene, die ihre Landsleute Tod und Grausamkeit verbreiten und dafür dann noch mehr von ihnen als menschliche Schutzschilde sterben lassen, keine "sichere" Entfernung zum Geschehen gibt. Das ist im Zweifel die einzige Sprache, die sie verstehen. Besorgniserregend finde ich eigentlich nur, dass Israel, das solche Attacken wohl auf Zuruf realisieren kann, nicht schon viel früher und viel prominenter auf solche "chirurgischen" Aktionen gesetzt hat. Das hätte es weit humaner dastehen lassen als das "schmutzige" Vorgehen primär gegen das Fußvolk dieser Typen und seine menschlichen Schutzschilde.

    • Michaela Dudley , Autorin , Journalistin/Kabarettistin
      @Janix:

      Sie schreiben: „Ich hätte gerne Hanija und Netanyahu in derselben Zelle in Den Haag gehabt - so, rechtsstaatlich, geht man das nämlich ideal an.“

      Über den Konjunktiv hinaus entdeckt man ein Phänomen namens die Wirklichkeit. In der Realpolitik müssen Entscheidungen getroffen werden, auch wenn sie nicht alle utopischen Vorstellungen berücksichtigen.

      Hätte der großartige Georg Elser anstatt Hitlers Tötung lieber Hitlers Entführung wagen sollen, damit irgendein Gericht dem Führer eines Tages den Prozess machen könnte? Nein, natürlich nicht.

      Übrigens: Die Idee, dass „Hanija und Netanyahu in derselben Zelle in Den Haag“ verweilen bzw. verrotten sollten, empfinde ich als entsetzlich. Es überrascht mich immer wieder, wie manche Israel-Kritiker:innen das Argument der zwei Seiten nutzen, um den Terrorismus zu verharmlosen. Netanyahu ist der mehrfach durch Wahlen legitimierte Ministerpräsident einer parlamentarischen, pluralistischen Demokratie. Hanija war Chef einer islamistischen Terrororganisation.

      עם ישראל חי

    • @Janix:

      Israel gehört als angegriffener Staat nicht "in die selbe Zelle" wie Hamas und Hisbollah. Der "bewusst hergeführtem Dauerkriegszustand" ist die Folge eines in der Geschichte Istaels beispiellosen Pogroms durch die Hamas.

  • Wenn es Israel gewesen sein sollte: Das Vorgehen mag vielleicht unzivilisiert erscheinen. Aber es ist die Konsequenz aus der Einsicht, dass man mit internationalen Haftbefehlen oder Auslieferungsgesuchen an die Aufnahmestaaten der mutmaßlichen Organisatoren des an Israelis verübten Massenmordes nicht weiterkommt. Der Getötete hätte weitergemacht. Insofern wäre es ein Akt der Notwehr.

  • Liebe taz, ich habe eine Frage, warum schreibt ihr im Zusammenhang mit den Iranischen Diktatoren so etwas wie „ Der als moderat geltende 69-jährige Peseschkian“

    Was soll denn an einem iranischen Staatschef moderat sein?

    Nur 200 statt 300 Todesurteile? Nur 10000 statt 12000 erschlagene Frauen?

    Ich finde jegliche Verharmlosung an solchen Stellen unangebracht. Dann lieber keine „Bewertung“.

    • @Gnutellabrot Merz:

      Es gibt eben Unterschiede.

    • @Gnutellabrot Merz:

      Volle Zustimmung. Diese Legendenbildung in deutscheen Medien muss aufhören. Niemand in diesem Regime ist "moderat".

  • War die hochgerüstete iranische Flugabwehr nicht in der Lage, den Luftangriff zu verhindern, oder war man auf iranischer Seite nicht willens, den Luftangriff zu verhindern?

    • @Bussard:

      Alles im Schlussverkauf an Putin verscherbelt im Tausch gegen das Kreuzchen beim "Ja" auf dem Zettel mit der schelmischen Frage: "Wollen wir nicht Freunde sein?"

      Wirkte auf jeden Fall so als wäre der iranische Torwart gar nicht erst zum Spiel erschienen.



      Vielleicht haben ja auch im Iran noch einige ihr Leben die sich einen freien Iran wünschen und ein Ende der Diktatur.



      Solche Leute bleiben ehrenhafter Weise auch manchmal wenn das Spiel angepfiffen wird einfach zu Hause.

  • "Libanons geschäftsführender Ministerpräsident Nadschib Mikati sprach laut der staatlichen Nachrichtenagentur NNA von einer „kriminellen Tat“."

    Wie wäre es, wenn sich der Ministerpräsident klarer gegen die Angriffe von libanesischen Boden stellt die auf Israel durchgeführt werden und verhindert, dass Raketen abgefeuert werden? Er hat die Toten Kinder beim Fußballplatz duch seine Inaktivität ebenso zu verantworten wie die Hisbollah.

    Der Libanon muss die UN und Arabische Liga um Schutztruppen ersuchen, welche die Hisbollah daran hindern ihre Angriffe fortzuführen und diese entwaffnet, wie es der UN Weltsicherheitsrat schon lange vorgegeben hat.