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Joe Bidens Rhetorik vor den US-WahlenKeine Kompromisse mehr

Barbara Junge
Kommentar von Barbara Junge

Joe Bidens Versöhnungsrhetorik ist nicht glaubwürdig und hat mit der Realität wenig zu tun. Eine echte progressive Politik der Demokraten wäre nötig.

Biden-Fans bei einer Drive-In-Kampagne an der Dallas High School in Dallas, Pennsylvania Foto: Kevin Lamarque/reuters

D ie Vereinigten Staaten von Amerika sind derzeit einfach zu erklären, wenn man dieser Erzählung Glauben schenkt: Es gibt die Guten und die Bösen. Die Bösen sind mental verstrahlt und lügen sich die Welt zurecht. Ihr Anführer ist ein vulgärer Rassist, dem vermutlich schon eine narzisstische Kränkung Anlass zu einem Militäreinsatz geben könnte, und seine Jünger würden ihm gläubig folgen. Im Land selbst führen sie längst einen Glaubenskrieg. Und die Bösen sagen ja selbst, dass auch Jesus nicht den Frieden gebracht habe, sondern mit dem Schwert gekommen sei.

Die Guten dagegen wollen, dass alle Menschen Chancen auf Bildung und Gesundheitsversorgung haben, die Welt vor dem Untergang gerettet wird und der furchtbare Spuk im Weißen Haus an diesem 3. November endet. Anschließend reicht man den Bösen die Hand und hofft, sie mögen wieder zur Besinnung kommen. Das Land überwindet dadurch seine Spaltung.

So die Erzählung, die derzeit viele Liberale und Linke in den USA verbreiten und der viele Europäer.innen nur zu gern Glauben schenken wollen. Das ist, mit Verlaub, Unsinn. Die USA sind tiefer gespalten denn je, seit in den sechziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts die Rassentrennung aufgehoben wurde. Ein „Common Ground“, also eine gemeinsame gesellschaftliche Basis, ist nicht in Sicht und wird auch gar nicht gesucht. Denn Wut, Hass und Verzweiflung, Ekel und Abscheu sind auf beiden Seiten gut gediehen.

Die pastorale Versöhnungsrhetorik, mit der der demokratische Kandidat Joe Biden bis zuletzt seinen Wahlkampf bestreitet, mag eine schöne Erzählung sein, aber sie ist nur eine Kulisse aus Pappmaschee. Sie ist nicht glaubwürdig und und hat mit der Realität nichts zu tun.

Nach vier Jahren des inneren Kriegszustands könnte vielleicht ein Mahatma Gandhi Frieden suchen, nicht aber eine politische Linke, die die Regierung von Donald Trump als anhaltenden Psychoterror erlebt und mit ansehen musste, wie der Präsident die Institutionen der Demokratie schliff, Hass und Hetze verbreitete, Minderheiten vom Wählen abzuhalten versuchte, die Reichen immer reicher machte, die Pandemie verniedlicht, die USA von den alten Partnern entfremdete und die Welt tiefer in die Klimakrise trieb.

Die republikanische Partei war schon seit dem Ende der Amtszeit von Präsident George W. Bush dabei, sich in einen Haufen Glaubenskrieger zu verwandeln; seitdem ist es nur schlimmer geworden. Auch Barack Obama war mit seinem Versuch gescheitert, eine Politik der ausgestreckten Hand zu betreiben.

taz am wochenende

Die Politökonomin Maja Göpel hat mit „Unsere Welt neu denken“ einen Besteller geschrieben. Wir haben mit ihr über mögliche Zukünfte, das Befreiende von Verboten und eine Kindheit unter Hippies gesprochen – in der taz am wochenende vom 31. Oktober/1. November. Außerdem: Ein Blick auf die letzten Tage vor der US-Präsidentschaftswahl. Und: Das Wichtigste zum Corona-Teil-Lockdown. Immer ab Samstag am Kiosk, im eKiosk oder gleich im praktischen Wochenendabo. Und rund um die Uhr bei Facebook und Twitter.

Anstatt eine klebrige Soße voll des süßen Pathos zu vergießen, müsste eine progressive Erzählung von einem Präsidenten Joe Biden handeln, der am Morgen nach seiner Amtseinführung eine Reform des Wahlsystems vorantreibt, der es wagt, den Supreme Court um zwei Richter.innenplätze zu erweitern, der der Kohle- und Frackingindustrie die Basis entzieht und Investitionen in erneuerbare Energien steckt und der denen, die es sich leisten können, mehr Steuern abverlangt. Auftreten müsste ein Präsidentschaftskandidat, dem internationale Organisationen und transatlantische Verpflichtungen nicht weniger bedeuten als heimische Wahlergebnisse.

Die globale Lage ist ohnehin viel zu ernst, als dass man sich mit Kompromissen aufhalten dürfte. Das gilt für die Klimakrise, und es gilt für die Pandemie. Allein 9 Millionen Menschen in den USA sind mit dem Coronavirus infiziert, schon über 225.000 sind an Covid-19 gestorben. Die zweite Welle lässt gerade wieder das Leben in ganz Europa zum Stillstand kommen. Mit Coronaleugner.innen, die konsequent vom „Chinavirus“ sprechen, kann es keine Eindämmung der Pandemie geben. Mit Klimaleugnern gelingt schon lange kein globaler Kampf gegen die eskalierende Erderhitzung.

Europas Hoffnung liegt nicht in den Versöhnten Staaten von Amerika. Eine unversöhnlich-progressive US-Politik birgt das größere Versprechen.

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Barbara Junge
Chefredakteurin
taz-Chefredakteurin, Initiatorin der taz-Klima-Offensive und des taz Klimahubs. Ehemals US-Korrespondentin des Tagesspiegel in Washington.
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52 Kommentare

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Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • Warum nur fallen so viele Reflexionen über die Situation in den USA, die es in der Taz zu lesen gibt, so tief unter das durchschnittliche Niveau dieser Zeitung? Nachdem Dorothea Hahn nun endlich ihr Demokratenbashing aufgegeben hat und der - wirklich dramatischen - Situation entsprechend angemessen berichtet, nun also diese alberne Gute-Böse-Erzählung-Unterstellung um, ja um was zum Ausdruck zu bringen? Dass die Amis von kindlichem Gemüt sind?

    Was soll der Gewinn sein? Warum kein Vergleich der Programme etwa zur Klimakrise? Die Republikaner haben keines, Biden verspricht, die Sabotagepolitik der Trump-Administration zu beenden,zum Übereikommen von Paris zurückzukehren und hat in Zusammenarbeit mit der Klima-Jugendbewegung Sunrise Movemen und Leuten der Sanders Kampagne ein außerordentlich ehrgeiziges Klimaprogramm vorgelegt, das von einem sehr hohen Emissionsniveau ausgehend eine CO2 Emissionsneutralität bis 2050 verspricht und detailierte Pläne zur Umsetzung enthält.

    Bidens Versprechen, ein Präsident aller US Bürger zu sein und statt die Spaltung der Gesellschaft zu vertiefen daran arbeiten, sie zusammenzuführen, als pastorale Versöhnungsrhetorik, schöne Erzählung, Kulisse aus Pappmaschee, mit der Realität nichts zu tun und Vergießenn eine klebrige Soße voll des süßen Pathos zu bennen, ist einfach ekelhaft und ist inhaltlich total neben der Spur. Biden ist überhaupt erst als Sieger aus der Wahl hervorgegangenweil vor allem die für die Vorwahlen entscheidenen schwarzen Stimmen allen Grund hatten, auf Nummer Sicher zu gehen, jeder weiß, dass die Versöhnung, die gemeint ist, nur eine sein wird, die Auf den Schultern von Black Lifes Matter steht.

    "Europas Hoffnung liegt nicht in den Versöhnten Staaten von Amerika. Eine unversöhnlich-progressive US-Politik birgt das größere Versprechen."

    Das kann nur jemand schreiben, dem die Herausforderung Klimakrise mit Realitätsflucht beantwortet.

  • "Eine echte progressive Politik der Demokraten wäre nötig." Haben die Demokraten verpasst. Hätten ja mal mutig sein können und Bernie Sanders aufstellen sollen anstatt diesem flachen Biden.

  • ".. wie der Präsident die Institutionen der Demokratie schliff, ..." mit 60er Schleifpapier?

  • Frau Junge,

    hier noch ein Literaturhinweis: das 'areo-magazine', in dem eine differenzierte Diskussion und Kritik der Identitätspolitik stattfindet, und ein eben erschienenes Buch, geschrieben von Kennern derselben:

    areomagazine.com/2...s-and-we-are-many/

    "Cynical Theories: How Activist Scholarship Made Everything about Race, Gender, and Identity--And Why This Harms Everybody (Englisch) Gebundene Ausgabe"

    geschrieben von der sozialdemokratischen Linken Helen Pluckrose und dem Linksliberalen James Lindsay

  • Selbstverständlich wird kein Kandidat vor der Wahl seine Wähler verschrecken. Nach der Wahl stellt sich dann erstmal die Frage, wie die Mehrheitsverhältnisse in Senat und Repräsentantenhaus aussehen. Danach wird sich Biden verhalten. Wie links, wie international, wie ökologisch er denkt und handelt, selbst wenn er kann, ist aber eine offene Frage.



    Zur Vergangenheit: es stimmt, Obamas Politik der ausgestreckten Hand ist gescheitert, in seiner Amtszeit haben sich seine Gegner noch weiter radikalisiert. Er gab aber auch erstens ein besseres Feindbild ab als jetzt Biden, zweitens haben die Bürger jetzt eben auch Trump und seine Destruktion erlebt und sind teilweise enttäuscht. Diese Leute muss man nicht unbedingt vor den Kopf stossen, denn eine "unversöhnlich- progressive" Politik könnte in vier Jahren zum nächsten Trump führen.



    Zur Zukunft: "Europas Hoffnung" liegt nicht in den Vereinigten Staaten", egal wer da regiert. Sie liegt im europäischen Projekt, der EU. Wir solllten uns lieber an die eigene Nase fassen als einem Biden Ratschläge zu erteilen. Die nächste Enttäuschung kommt ohnehin, die muss man nicht auch noch durch vorherige falsche Hoffnungen aufbauen.

    • 0G
      06438 (Profil gelöscht)
      @Benedikt Bräutigam:

      ""Zur Zukunft: "Europas Hoffnung" liegt nicht in den Vereinigten Staaten", egal wer da regiert. Sie liegt im europäischen Projekt, der EU.""

      ==

      Ja - aber auch ein dickes NEIN.

      Beispiel:



      Nach Aussgagen von Sir Ivan Rogers, das ist der ehemalige Botschafter Großbritanniens in der EU, wartet derzeit Boris Johnson ab ob er eine Vereinbarung mit der Europäischen Union abschliesst oder nicht.

      Joe Biden ist irischer Abstammung und ein vehementer Unterstützer des Good Friday Agreements. Unter seiner Präsidentschaft würden die USA niemals eine Beschädigung des Friedensabkommens durch UK erlauben - ohne harte Restriktionen gegenüber Boris Johnson für diesen Fall.

      Und diese Abhängigkeiten können Sie weiter durch ganz Europa deklinieren - denken sie an die Rolle des türkischen Sultans , der sich derzeit mit Marcron und der EU anlegt oder an die internationalen Giftmischer, die reichlich unverfroren und nahezu ungehindert internationale Verträge fast ohne jegliche Konsequenzen brechen.

      Einer gegen alle mag ein beliebtes Spiel am Küchentisch sein. In der derzeitigen beinharten politischen Realität sind Allianzen mit potentiellen und potenten Partnern der Wellenbrecher, die ein Scheitern fortschrittlicher Politik definitiv verhindern können.

  • "Eine unversöhnlich-progressive US-Politik birgt das größere Versprechen."

    Würde das verallgemeinern zu:



    Eine unversöhnlich-progressive Politik birgt das größere Versprechen.

    Die Frage ist nur, wer die machen soll. Wie wärs mit der taz?

    1. Assange - Verteidigung der Pressefreiheit, Verteidigung von Rechtsstaatlichkeit und Völkerrecht, Verfolgung der durch A. dokumentierten Kriegsverbrechen



    2. Angriff auf Transatlantiker und all ihre schädlichen Netzwerke auch im grünen Dunstkreis



    3. Verteidigung der Meinungsfreiheit, der Verfassung und der Grundrechte gegen religöse Eiferer egal welcher Geschmacksrichtung (zb Polen, Frankreich)



    4. Forderung der Abschaffung aller Privilegien aller Religionen. Die ermutigen sie nur, ihre Regeln über die des Staates zu stellen.



    5. Parteinahme für die Verdrängten, immer wieder. regelmäßiger Sonderservice für Obdach- und Wohnungslose: leerstehende Häuser auflisten. Corona-Subventionen: Gewinner und Verlierer, regelmäßige Charts.



    6. Steuerflüchtlinge wie Tesla, Apple und Nike nicht so einfach davonkommen lassen.



    7. Datenhehler wie Facebook und Irland nicht schonen.



    8. Die Dominanz und Verheerungen der "Märkte" anprangern, im Zusammenhang: Brasilien - Blackrock - Merz



    9. Entspannungspolitik einfordern und keine Kriegstreiberei und zugehörige Manipulation unterstützen



    10. Den Traum von Schwarz-Grün beerdigen. Die progressiven Kräfte sind woanders.

    Es ist so viel legal, was nicht ok ist und umgekehrt. Trotzdem geht es darum, die Errungenschaften moderner Gesellschaften zu schützen und zu verbessern. Denn vieles war schon mal besser und wurde sich ohne Not nehmen gelassen.

    Biss morgen.

  • "Eine unversöhnlich-progressive US-Politik birgt das größere Versprechen."



    Das wünsche ich sicher auch. Wer setzt sie durch? Nur von oben?



    Welche Bündnisse sind stabil genug von Links in den USA die Proud Boys zu entwaffnen?



    ich sehe die Entsprechungen zum hiesigen Parteienspektrum so:



    Biden / Harris: CDU



    Bernie Sanders: SPD



    Alexandria Ocasio Cortez: Die Linke mehr Kipping als Hunko.



    Trump & co.: AfD-Alleinregierung.



    Proud Boys: "Kommunisten töten".



    Gegen den Rechtsruck muss sich ein Bündnis wie "Unteilbar" auch stärker langfristig organisieren.

  • Däh&Zisch - Mailtütenfrisch - merkt an -





    Fiktion. Zwei dicke Absätze Fiktion: taz.de/Joe-Bidens-...S-Wahlen/!5722068/ Doch wer versteht das schon?



    Bis hierhin: "So die Erzählung, die derzeit viele Liberale und Linke in den USA verbreiten und der viele Europäer.innen nur zu gern Glauben schenken wollen." haben viele Forist:innen offensichtlich nicht gelesen... und kommentieren einfach die Fiktion. Junge, Junge, Frau Junge. Glatt überfordert, ihre Leser:innen.“

  • "Nach vier Jahren des inneren Kriegszustands könnte vielleicht ein Mahatma Gandhi Frieden suchen, nicht aber eine politische Linke, die die Regierung von Donald Trump als anhaltenden Psychoterror erlebt und mit ansehen musste, wie der Präsident die Institutionen der Demokratie schliff, Hass und Hetze verbreitete, Minderheiten vom Wählen abzuhalten versuchte, die Reichen immer reicher machte, die Pandemie verniedlicht, die USA von den alten Partnern entfremdete und die Welt tiefer in die Klimakrise trieb."

    zerpflücken wir einmal diesen langen anklagenden satz:



    in ihm ist von "Institutionen der Demokratie" die Donald Trump geschliffen haben soll:



    ob die usa als demokratie gegründet wurden ob ihre institutionen demokratisch waren oder sind oder es werden könnten ist fraglich.von den gründervätern der usa verstanden sich nur wenige als demokraten.die meisten haben die demokratie genauso wie die zeitgenössischen liberalen europas ausdrücklich abgelehnt.die usa sind als eine plutokratische republik konzipiert worden und sind bis heute eine solche geblieben



    wie soll Donald Trump etwas geschliffen haben das gar nicht existiert?

    hätte Hillary Clinton mehr für den klimaschutz getan als Barack Obama oder vielmehr genauso wenig wie dieser?Donald Trump ist zwar der erste us-präsident der dem klimaschutz aktiv entgegengewirkt hat,aber bisher gab es unter den us-präsidenten keinen einzigen klimaschützer.wird sich das nach dieser wahl ändern?das bleibt abzuwarten.auszuschliessen ist es nicht

    die reichen sind auch unter den demokratischen us-präsidenten Bill Clinton und Barack Obama sowohl absolut als auch relativ immer reicher geworden



    daran wird sich nach dieser wahl nichts ändern

    unter den anklagepunkten ist auch einer der eigentlich keiner sein sollte.

    denn wenn die nato zerfällt -weil die usa sich unter Donald Trump von den "alten Partnern entfremdete" wäre das gut für die welt-für deren frieden und sicherheit der transatlantische militarismus eine gefahr darstellt.

  • 0G
    06438 (Profil gelöscht)

    ""Die USA sind tiefer gespalten denn je, seit in den sechziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts die Rassentrennung aufgehoben wurde.

    Ein „Common Ground“, also eine gemeinsame gesellschaftliche Basis, ist nicht in Sicht und wird auch gar nicht gesucht.""

    ==

    Um zu verstehen wo die Vereinigten Staaten herkommen - und welchen gesellschaftlichen Entwicklungsweg das Land hinter sich gebracht hat - seit den 1860ziger und seit den 1960ziger Jahren - mag diese Quelle hilfreich sein.



    lynchinginamerica.eji.org/report/

    Europas Hoffnung liegt nicht in den versöhnten (Vereinigten) Staaten von Amerika?

    Die Aufhebung der Sklaverei war der trigger in den USA einen Krieg auszulösen welchen bekanntlich die Nordstaaten gewonnen haben. Aber damit ist der Konflikt bis heute nicht erledigt - wie ""Black lives matter"" eindringlich beweist.

    Darüber hinaus machen die gigantischen Waffenverkäufe in den USA deutlich an welchen roten Linien das Land nach 4 Jahren Trump wieder einmal steht.

    Aber die Haltung davon auszugehen das sich in den USA politisch nichts ändern wird ist Blasphemie - denn die Geschichte der USA beweist das glatte Gegenteil. Warum halten sich alle Biden Unterstützer wie Kamela Harris so merkwürdig zurück?

    Um den politischen Kessel nicht noch mehr anzuheizen - und um ein Überschwappen zu verhindern.

    Wenn Biden eine einigermassen zivile



    Amtsüberghabe hinbekommt und allgemein verständlich deutlich macht das er der Präsident aller Amerikaner sein wird hat er seinen Dienst erledigt. Mehr wird von Ihm nicht erwartet - den Rest erledigen andere die unter seiner Präsidentschaft arbeiten werden.

    Ansonsten - Biden wird umgehend in das Pariser Klima- Abkommen zurück kehren.

  • ...progressive Erzählung von einem Präsidenten Joe...

    also da sehe ich eine Sozialpolitik wie Obama Care, Waffenverbote eine Regulierung des Finanzmarktes ganz vorne.

  • Danke für diesen Artikel.

    Die sozialen und ökologischen Probleme sind so himmelschreiend, wenn das die Demokraten wieder glauben ignorieren zu können, dann wird Biden nach 4 Jahren womöglich von einem noch schlimmeren Trump abgelöst werden.

    • @Sandor Krasna:

      Dass sie das ignorieren zu können meinen könnten ist allerdings nur eine Erzählung der Frau Junge.

    • @Sandor Krasna:

      "...dann wird Biden nach 4 Jahren womöglich von einem noch schlimmeren Trump abgelöst werden."



      Der wäre?



      Um in 4 Jahren Präsident zu werden, sollte er? ja vielleicht schon mal irgendwo aufgetaucht sein.

      • @Fezi:

        Die Frage haben Sie nach Bush Jr. wahrscheinlich auch schon gestellt. Die Realität ist leider nie um eine Antwort auf solche Fragen verlegen, auch wenn wir die heute vielleicht noch nicht kennen.

      • @Fezi:

        Warum? Trump hat ja auch erst 2015 seine Präsidentschaftskandidatur angekündigt. Am Anfang hat man sich auch in dieser Zeitung noch darüber lustig gemacht, schon ein Jahr später war er dann Präsident. Was spricht dagegen, dass es Ben Shapiro oder Ivanka Trump nicht auch so machen werden. Oder Kanye West es beim nächsten Mal Mithilfe der Republikaner noch einmal versucht.

  • > Regelkonform können sie nicht gewinnen

    Sie glauben ernsthaft, dass sich die Orange im Weissen Haus regelkonform verhält?

  • Biden, progressive Politik mit Steuererhöhungen, Wahlrechtsreform, etc?



    Ist das Satire?



    Biden wird die gleiche Politik betreiben wie zuvor. Der gleuche Apparat wird weiter die globale Überwachung, den globalen Machtanspruch und die Ausbeutung vorantreiben.



    Aber eben mit besseren Manieren.



    Und die Manieren sind der Unterschied, nicht mehr.

  • Geschliffenes Deutsch und geschleifte Grammatik

    Zitat „...wie der Präsident die Institutionen der Demokratie schliff“

    Die Taz-Texte zeichnen sich zumeist dadurch aus, daß sie in einem geschliffenen Deutsch verfaßt sind, was natürlich nicht ausschließt, daß gelegentlich die Grammatik-Regeln geschleift werden...

  • Zum einen ist eine unversöhnliche progressive Politik aktuell nicht mehrheitsfähig. Die USA waren schon immer eine liberal-zentristisch bis reaktionäre Gesellschaft, in der Linksprogressive nur schweren Strukturkrisen das Ruder leicht verschieben konnten. Die Versöhnungsrhetorik ist strategisch richtig, hinter den Kulissen muss man die Samthandschuhe ausziehen und z.B. ganz klar mit Courtpacking drohenn und das gffs. auch durchziehen, falls das Supreme Court sich jetzt als juristischer Arm der GOP geriert.

  • Wenn ich so etwas lese - Bettina Gaus äusserte sich kürzlich ja auch in einem Kommentar eher Biden-kritisch - frage ich mich immer: was (bzw. wer) ist denn die Alternative? Will man das wirklich nur weil man aufgrund der vergangenen 4 Jahre weiss, was kommt??

    • @Grenzgänger:

      Das Problem in den USA ist ja, das sich "die beiden Parteien" zumindest auf der Elitenebene nur in wenigen moralischen Punkten eher in Nuancen unterscheiden, wie bei Abtreibung und so.

      Ansonsten sind beide ähnlich oligarchenfreundlich und korrupt.

      Da in Amerika aber die Geldmittel über einfach alles entscheiden, gibt es gerade dort, wo es essentiell wird, keine Alternativen.

      • @Sonntagssegler:

        Was Sie schreiben ist alles lange hinreichend bekannt, beantwortet aber in keinster Weise meine Frage: wer ist am 3.11.2020 die Alternative zu Joe Biden?

  • Nun mal sachte, wenn Joe Biden gewinnen sollte, ist die Welt tatsächlich ein Stück besser geworden. Ein Bernie Sanders wäre für die geläuterten Trumpwähler keine Alternative gewesen. Ein noch älterer weißer Mann ist wohl leider das Mittel der Wahl. Und ich versteige mich jetzt zu der provokanten These: Ohne Corona wäre eine neue Amtszeit mehr als wahrscheinlich gewesen. Nur die Natur kann eine Energie wie Trump schlagen. Despoten werden in diesen Zeiten entlarvt, siehe Lukaschenko in Weisrussland. Die anschließenden Aufräumarbeiten und die Katerstimmung werden hart, sicher. Aber wir sollten uns darüber freuen!

  • "Eine unversöhnlich-progressive US-Politik birgt das größere Versprechen."



    Auf der sachpolitischen Ebene ist das sicher richtig, aber es wird nahezu sicher auch dazu führen die bereits jetzt extreme Spaltung weiter zu vertiefen. Die Gefahr, dass jene rechten Glaubenskrieger die bereits in der Einführung einer - nach europäischen Maßstäben minimalsten - Krankenversicherung eine bolschewistische Bedrohung erblicken an den Punkt gelangen an dem sie meinen das was sie für Freiheit halten auch mit Waffengewalt 'verteidigen' zu müssen ist leider ebenso real wie die Möglichkeit, dass eine fortdauernde und unüberwindbar gewordene Polarisierung einzelne Staaten mittelfristig in die Sezession treiben wird.



    Biden steht also vor dem nahezu unlösbaren Dilemma die Trump-Klientel irgendwie einhegen und einbinden zu müssen und dennoch vernünftige Politik machen zu können, sollte ihm dies nicht gelingen kann man sich anhand der Entwicklung von Bush über Palin zu Trump extrapolieren wie die nächste Führungsfigur auf republikanischer Seite aussehen wird.

  • Biden hat gerade die Chance zu gewinnen, indem er auch die Hand zu denjenigen auszuzstrecken, die 2016 Trump gewählt haben, und diese dann nach und nach in den kommenden Jahren mitzunehmen in ein verändertes Amerika. Dann ist es bei den nächsten Wahlen evtl.leichter, für weitere demokratische Entwicklungen Mehrheiten zu bekommen. So, wie es der Autor fordert, gewinnt man die Nordostküste und die Westküste, hat das schöne Gefühl, recht zu haben, und bekommt vier weitere Jahre Trump.

    • @Hans aus Jena:

      "Biden hat gerade die Chance zu gewinnen, indem er auch die Hand zu denjenigen auszuzstrecken, die 2016 Trump gewählt haben, und diese dann nach und nach in den kommenden Jahren mitzunehmen in ein verändertes Amerika."

      Warum sollte er als Präsident machen, was ihn als Vize nicht interessiert hat?

  • Die Methode des Frackings mit dem rückständigen, klimaschädlichen Kohleabbau zu verwurschteln, hilft niemandem.

  • Schön wäre es, aber es ist nicht gewollt von der herrschenden Klasse. Das hat man schon alleine dadurch gesehen, welche Anstrengungen man gegen Sanders ausgeteilt hat. Sanders kann man allgemein als linken Sozialdemokraten betrachten. In den USA ist das schon radikal.

  • Der Artikel hatte so schön besonnen angefangen, nur um dann doch ein Fazit stehen zu lassen, dass durch die Blume sagt "Mit Andersdenkenden darf man nicht reden und erst recht keine Lösungen finden. Nur mein Weg ist richtig."

  • Das ist arges 'schwarz-weiss'-Denken. Der Hass wird vor allem in den Medien betont und hochgeschrieben und durch einzelne Vorkommnisse pauschalisiert. Die überwiegende Mehrheit der Menschen dort spürt nichts davon. Die Leute sind damit beschäftigt, genug zu verdienen, um ihre Rechnungen (auch exorbitant hohe Arzt- und Krankenhausrechnungen) bezahlen zu können. Normalerweise wird überhaupt nicht über Politik oder gesellschaftliche Probleme miteinander gesprochen. Und übrigen: Erstens wünschen sich die meisten Menschen nicht das, was hier die Autorin gerne hätte. Zweitens sind die USA nicht erst seit Trump so, wie sie sind. Vielleicht sollte man einfach mehr beobachten und versuchen, zu verstehen, wie das Land tickt.

  • Der Vorschlag der Autorin klingt zwar gut und richtig, würde aber dazu führen, dass in 2 Jahren der Senat wieder republikanisch würde.

    Was die USA jetzt brauchen: 4 Jahre Biden plus 8 Jahre Harris. Und idealerweise möglichst lange eine starke Fraktion der Demokraten im Kongress, damit Politik auch umgesetzt werden kann. Dass dazu auch Kompromisse gemacht werden müssen gehört zur Politik in einer Demokratie dazu.

    • @Martin74:

      Biden war 8 Jahre Vize und davor Jahrzehnte im Senat. In der ganzen Zeit hat er herzlich wenig getan, die Probleme ernsthaft zu bekämpfen, die zu Trump geführt haben. Wie groß ist wohl die Chance, dass er es jetzt anders macht?

      Seit dem klar ist, dass er antritt, ist auch klar, dass es eigentlich egal ist, wer gewinnt. Etwas Vernünftiges kommt so und so nicht heraus.

      Das ist traurig, aber so ist nun mal die Realität.

    • 8G
      83379 (Profil gelöscht)
      @Martin74:

      Reform die tiefe Wurzeln schlägt im Alltag nicht Revolution die auf Twitter toll aussieht.

    • @Martin74:

      Tolles Szenario! Da bin ich dabei...

  • "Keine Kompromisse mehr"

    Sie werden mit Ihrem Beitrag freilich großen Zuspruch bei den deutschen LeserInnen ernten.

    Dazu möchte ich zwei Absätze aus dem einem Artikel des Tagesspiegel



    "Stereotype in Deutschland, Heutiger Antiamerikanismus erinnert an NS-Rhetorik" , zitieren:

    "Wo große dunkle Mächte beschworen werden, die Unglück bringen, Kultur zersetzen und andere Nationen bedrohen, da tauchen nicht nur an den rechten oder linken Rändern gerne Verschwörungstheorien zu „Amerika“ auf. Schon bald nach dem Zweiten Weltkrieg taugten Amerikaner, aller Westbindung zum Trotz, wieder zu Feindbildern. So wurden die Nürnberger Prozesse vor allem mit amerikanischer „Siegerjustiz“ assoziiert, die Re-Education galt im kulturkonservativen Jargon als „Charakterwäsche“, die den Deutschen ihre Eigenheiten austreiben sollte. Beharrlich von linker Seite attackiert wurden der „US-Imperialismus“, ungezügelter Kapitalismus und dergleichen. [ ]



    Ein erstaunliches Merkmal des Antiamerikanismus ist die Austauschbarkeit der Ressentiments in beiden relevanten Milieus, dem linken wie dem rechten. Beide, das antiimperialistische wie das kulturkonservative Milieu, weisen dabei neben denselben Vorurteilen gegenüber Amerika auch eine Korrelation mit anderen Stereotypen auf, etwa mit antisemitischen, sexistischen und rassistischen. Dabei zeigt sich sogar teils eine leicht höhere Korrelation beim antiimperialistischen Milieu. Insbesondere beim Thema Antizionismus - latenter oder offener Israelfeindlichkeit - liegen beide Gruppen einträchtig gleichauf."

    Zitat Ende

    Hier kann man alles nachlesen:



    www.tagesspiegel.d...orik/13491928.html

    • @Günter:

      Danke für den Link und den Hinweis auf das Buch. Das hat zwar einen stolzen Preis, aber man kann jetzt ja ohnehin nicht mehr essen gehen.

      Und: Die Begeisterung der Foristen unter diesem Artikel zu posten, erreicht ja fast Nahost-Niveau.

      • @Jim Hawkins:

        Ja lieber Jim, Sie haben Recht! Dabei wundere ich mich immer wieder über die Kontinuität des kognitiven Modells. Und niemand kommt auf die Idee das eigene Ressentiment mal zu reflektieren, selbst wenn sich die heutige Denkweise unserer Community über Amerikaner oder Juden kaum von der Denkweise der 30er unterscheidet. Ich erinnere mich gut, wie die Generation meiner Eltern und meiner Großeltern über die Amerikaner gedacht haben. Meine Lehrer waren die Ersten der 68er Generation. Die hatten mir über die Amerikaner das gleiche "beigebracht" wie die Alten, die Ihren Krieg "verloren" hatten.

  • 8G
    83379 (Profil gelöscht)

    Es ist nicht gut gegen Böse, das ist genau das Narrativ das Trump hilft. Leute die in der Kohleinudstrie arbeiten und ihren Job behalten wollen sind nicht böse, oftmals sind das Familienväter die nicht viel Bildung habe ihren Familien aber ein gutes Leben ermöglichen wollen. Klar würde denen ein Demokrat langfristig helfen der ein mehr an Staat einführt das Weiterbildung und soziale Absicherung ermöglicht, aber bis das System steht gehen Jahre und Jahrzehnte ins Land, der Stereotype das die Demokraten gerne aufgeblasene Bürokratien mit ihren Projekten kreieren stimmt leider. Dementsprechend bringen die Demokraten demjenigen nichts. Auch Waffenbesitzer sind nicht in der Masse böse, sondern von einem tiefen Misstrauen gegenüber dem Staat geprägt das auch vielen taz Lesern eigen ist. Dazu kommt das beide Seiten in ihrer eigenen Welt leben wo richtig und falsch schlicht nicht objektiv festlegbar ist, für die einen ist der 17 Jährige Miliz Schütze ein Mörder für andere jemand der sich selbst und seinen Ort verteidigt hat.

  • 9G
    90857 (Profil gelöscht)

    Huch.

    So ein fatalistisch angehauchter Artikel, hier ...? Besonders gefällt mir das:

    " Ihr Anführer ist ein vulgärer Rassist, dem vermutlich schon eine narzisstische Kränkung Anlass zu einem Militäreinsatz geben könnte"

    wo doch der Trump und im Gegensatz zu seinen Vorgängern noch keinen neuen Militäreinsatz, kein sog. Nation Building begonnen hat, gar aus Afghanistan bis Weihnachten 2020 (sic!) abziehen will.

    Bundeswehr & Co. dürften da nicht wenig in Stress kommen ...

    • @90857 (Profil gelöscht):

      Die Friedenstaube Trump hat aber



      - die Anzahl der Drohneneinsätze gegenüber Obama, der sie ja auch schon massiv ausweitete, aber als vervierfacht. [1]



      - Paramilitär gegen die eigene Bevölkerung eingesetzt und den Einsatz des Militärs konkret angedroht.



      - mit der de-facto dauerhaften Truppenstationierung in Polen gegen die NATO-Russland-Grundakte verstoßen.



      - den INF-Vertrag gekündigt und Verlängerung des New-START-Vertrags an Bedingungen geknüpft die Moskau absehbar nicht akzeptieren wird. Zudem treibt er die Entwicklung von Mini-Nukes voran, die nicht der Abschreckung dienen sollen, sondern dem Einsatz auf dem 'normalen' Schlachtfeld.

      [1] worldbeyondwar.org...trump-took-office/

      • @Ingo Bernable:

        "Paramilitär gegen die eigene Bevölkerung eingesetzt und den Einsatz des Militärs konkret angedroht.



        "

        Zumindest das ist in den USA normal.

      • 9G
        90857 (Profil gelöscht)
        @Ingo Bernable:

        "Friedenstaube"

        und ganz ohne Anführungszeichen ist Ihre Zuschreibung.

        Meine Zustimmung trifft eher den fatalistischen Ansatz im Artikel hier; der ansonsten natürlich alles durchdekliniert, was man so über den bösen Trump & Co. wissen muß.

        Im Ernst, und am Beispiel Nahost, wo Trump und Israel wohl ein Team sind.

        Hat man von Biden schon gehört, dass er beispielsweise den US-Botschaftsstandort (Jerusalem) wieder zurück nehmen, außerdem gar, aka Rußland/Krim, die israelische Siedlungspolitik im Westjordanland mit Sanktionen belegen will?

        Wenigstens vorsichtig kritisieren, wie manche EU-Staaten das tun?

    • @90857 (Profil gelöscht):

      Genau das dachte ich auch, weil Trump bis heute keinen Krieg führte. Auch dann nicht, wenn er narzistisch gekränkt wurde. Etwas mehr sachliche Distanz wäre angebrachter.

      Auch verstehe ich nicht, warum hier in DE ein Ersatzwahlkampf geführt wird. Ich nehme es den hiesigen TransatlantikerInnen ja ab, dass sie lieber -auch im Sinne einer Eskalation des kalten Krieges- die Demokraten an der Macht sehen wollen.

    • @90857 (Profil gelöscht):

      Vielen Dank - ganz meine Meinung. Bei Trump weiß man wenigsten wo man dran ist. Sein Vorgänger hat den Friedensnobelpreis bekommen und dann die Bundesregierung (und alle anderen Regierungen wahrscheinlich auch) abgehört, den arabischen Raum mit Drohnen terrorisiert und Libyen platt gemacht. Aber er war halt hübsch, eloquent und hatte gute Umgangsformen. Trump dagegen hat viel rumgepoltert, sich unmöglich benommen aber eben keinen neuen Krieg angefangen. Für alle Nicht-Amerikaner also sicherlich einer der besseren Präsidenten in der letzten Zeit.

  • Zitat: „Europas Hoffnung liegt nicht in den Versöhnten Staaten von Amerika. Eine unversöhnlich-progressive US-Politik birgt das größere Versprechen.“

    Ein „Versprechen“, das auch nur eine „Kulisse aus Pappmaschee“ ist.

    Aber schon klar: Noch haben blinde Menschen eine Wahl. Wir haben 2020, nicht 1945. Wer aus der Geschichte nichts gelernt hat, kann also auch (wieder/noch) an Diktatoren glauben.

    Zunächst einmal allerdings ist Bidens „pastorale Versöhnungsrhetorik“ natürlich Wahlkampf. Als Alter Hase weiß Biden: Er muss sich auf die Unentschlossenen fokussieren, nicht auf die, die schon wissen, was sie (nicht) wollen. Und dass die Unentschlossenen jemanden wählen, der sie vor den Kopf stößt, ist relativ unwahrscheinlich. Das würde Barbara Junge vermutlich auch nicht tun.

    Ja, Amerika ist „tief gespalten“. An einer Stelle aber gibt es einen breiten Konsens: Pappmaschee-Kulissen müssen sein. Das Einwanderungsland USA wurde bis vor vier Jahren vom mehr oder weniger schönen Schein zusammengehalten. Nach und nach demontiert hat den Amerikanischen Traum nicht Trump. Das haben andere vor ihm getan. Auch Demokraten. Trump ist nur die Konsequenz dieser jahrzehntelangen Entwicklung.

    Vor Trump hat es keinen gestört, dass das, was als US-Politik bezeichnet wurde, „nicht glaubwürdig“ war und „mit der Realität nichts zu tun“ hatte. Auch nicht „die taz“. Im Gegenteil.

    Quer durch alle Schichten hat man geglaubt, die Führungsmacht USA wüsste, was sie tut. Die Hoffnung war, dass Lügen wahr werden, wenn alle daran glauben. Das ist nun anders. Nicht, weil sich am Prinzip etwas geändert hat, sondern weil die Lügen jetzt zu hässlich sind, als dass man sich damit noch schmücken könnte als anspruchsvoller Mensch.

    Und nun? Zurück auf die Bäume, ihr Affen? Das kann doch nicht die Lösung sein, oder? Biden will an das Vergangene anknüpfen. Das ist vielleicht nicht ganz verkehrt. Vielleicht braucht es nur bessere Lügen...äh: Träume. Obama allein hatte einfach nicht genug Zeit.

  • 1G
    15797 (Profil gelöscht)

    Der Biden ist für mich genauso wenig glaubwürdig wie Trump und eine Versöhnung zwischen Schwarz und Weiss? Dazu braucht es einen Systemwechsel und den wird es nicht geben. Aber das ist amerikanische Innenpolitik, nicht das Problem von Deutschland

  • Die Wahrscheinlichkeit, daß es optional in den USA zu einem Umbruch der Demokratie kommt, ist null Prozent. Die Demokratie meldet kein eigenes Interesse. Bringen sie einem Hamster im Stall einmal bei, wo der Ausgang liegt, er wird durch Zufall darauf kommen. Sie können auf Zufall setzen, dann haben sie Hoffnung.

  • Huch.

    Ja, aber.

    Im Moment gilt es, sich die Nase zuzuhalten und Biden zu wählen.

    Und realistisch einzusehen, dass Wahlen nur ein winziger Teil der Arbeit ist, die uns bevorsteht.

    Wenn aber so einer wie Trump aufhört, auf Twitter interessant zu sein, weil er nicht mehr POTUS ist; wenn er keinen Einfluss auf die Wahl der Bundesrichter*innen hat; wenn er wieder wegen Steuerhinterziehung drangekriegt werden kann, wie jede*r Normalsterbliche; wenn womöglich herauskommt, dass er persönlich pleite ist...

    dann ist die Welt doch ein (klein Bisschen) besser. Fertig sind wir noch lange nicht, natürlich nicht.