Joe Biden über Anschläge in Kabul: „Ihr werdet dafür bezahlen“

Der US-Präsident hat angekündigt, militärisch gegen die Verantwortlichen der Attacken vorzugehen. Gegen ihn werden Rücktrittsforderungen laut.

Joe Biden haelt inne am Rednerpult

Präsident Joe Biden sichtlich bewegt im Weißen Haus nach den Anschlägen Foto: Evan Vucci/ap/dpa

Washington taz | US-Präsident Joe Biden hat nach den tödlichen Terroranschlägen in Kabul, bei denen am Donnerstag auch mindestens 13 US-Soldaten getötet wurden, Vergeltung angekündigt. Trotzdem beabsichtigen die Vereinigten Staaten weiterhin, am 31. August ihre Evakuierungsmission offiziell zu beenden und nach 20 Jahren ihre Soldaten aus Afghanistan abzuziehen.

„Wir werden nicht vergeben. Wir werden nicht vergessen. Wir werden euch jagen und ihr werdet dafür bezahlen“, mit diesen deutlichen Worten machte Biden während einer Ansprache im Weißen Haus klar, dass die USA planen, militärisch gegen die Verantwortlichen der beiden Attentate vorzugehen.

Zu der Tat bekannte sich die lokale Terrorgruppe IS-Khorasan. Der 2015 entstandene Ableger des „Islamischen Staates“ gilt als die gewalttätigste unter den Dschihadistengruppen in Afghanistan.

Bereits vor Tagen verdichteten sich die Hinweise, dass es in Kabul zu einem Anschlag kommen könnte. Am Ende reichten die Geheimdienstinformationen allerdings nicht aus, um die Tat zu verhindern. Die Gefahr, dass es in den kommenden Tagen zu weiteren Anschlägen kommen könnte, ist weiter extrem hoch, sagte US-General Kenneth McKenzie, der das US-Zentralkommando Centcom führt.

„Wir gehen davon aus, dass es zu weiteren Anschlägen kommen könnte. Und wir werden alles tun, um darauf vorbereitet zu sein“, so McKenzie während einer Pentagon-Videoschalte mit Journalisten am Donnerstag.

Innenpolitisches Nachspiel

Trotz dieser Gefahren geht die von den USA koordinierte Luftbrücke in Afghanistan vorerst weiter. Seit dem Beginn der Evakuierungsflüge am 14. August konnten mehr als 104.000 Menschen das Land verlassen. Innerhalb der letzten 24 Stunden konnten weitere 7.500 Menschen aus Kabul ausgeflogen werden. Doch noch immer warten tausende von Afghanen auf ihre Befreiung. Auch knapp 1.000 Amerikaner sollen sich laut State Department noch im Land aufhalten.

„Wir werden uns nicht von Terroristen abschrecken lassen. Wir werden uns von ihnen nicht aufhalten lassen. Wir werden die Evakuierungen fortführen“, sagte Biden.

Das Leid der afghanischen Bevölkerung und das anhaltende Chaos am Flughafen von Kabul könnte sich zu einem großen innenpolitischen Problem für Biden entwickeln. Kritik an der Evakuierungsstrategie der Regierung gibt es aus beiden großen Parteilagern. Sowohl Demokraten als auch Republikaner haben sich für Anhörungen im US-Kongress ausgesprochen, um die Hintergründe der Regierungsentscheidungen zu beleuchten.

Nachdem bekannt wurde, dass US-Soldaten bei den Anschlägen getötet wurden, hagelt es auf republikanischer Seite nur so von Rücktrittsforderungen und Amtsenthebungsgesuchen.

„An Joe Bidens Händen klebt Blut“, sagte die bekennende Trump-Anhängerin Lauren Boebert aus Colorado auf Twitter. „Joe Biden muss zurücktreten.“

Strittiges Verhältnis zu den Taliban

Der kalifornische Abgeordnete Kevin McCarthy forderte eine Sondersitzung, um die Regierung dazu zu zwingen, so lange in Afghanistan zu bleiben, bis auch wirklich der letzte US-Bürger in Sicherheit gebracht wurde. Der komplette US-Truppenabzug ist weiterhin für Dienstag geplant. Doch es existieren auch Notfallpläne, sollte sich die Lage in den kommenden Tagen dramatisch ändern.

Demokraten sehen die Fehler vor allem im Verhältnis zu den Taliban, auf deren Hilfe die US-Streitkräfte im Moment angewiesen sind. Senator Bob Menendez monierte, dass man den Taliban nicht trauen könne – schon gar nicht, wenn es um die eigene Sicherheit gehe.

Mit 13 gefallenen US-Soldaten verzeichnete das US-Militär am Donnerstag den tödlichsten Tag seit zehn Jahren in Afghanistan und die ersten Todesopfer seit Februar 2020. Mehr als 2.400 US-Soldaten sind seit Beginn des Krieges im Jahr 2001 in Afghanistan ums Leben gekommen.

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