piwik no script img

Israels Pläne für GazaEs hängt an Netanjahu

Felix Wellisch
Kommentar von Felix Wellisch

Nun ist es klar: Israel will Gaza wieder okkupieren, die Folgen dürften fatal sein. Die letzte Hoffnung ist Israels Bevölkerung.

Die Konsequenzen: Eine Mutter trauert um ihren Sohn, der durch einen israelischen Luftangriff in Khan Younis getötet wurde Foto: Hatem Khaled/Reuters

D en gesamten Gazastreifen will die israelische Regierung militärisch erobern und auf unbestimmte Zeit besetzen. Damit ist ein Kernanliegen der religiös-nationalistischen Siedlerbewegung zur Regierungslinie geworden. Die zwei Millionen Palästinenser, die die Armee derzeit mit Ansage aushungert, sollen laut Medienberichten auf einem Bruchteil des Küstenstreifens zusammengetrieben werden. Dass die Regierung nur darauf wartet, sie in andere Länder „umzusiedeln“, daraus macht Ministerpräsident Netanjahu kein Geheimnis.

Unerwartet kommt der Schritt nicht. Schon im Februar vergangenen Jahres hatte Netanjahu angekündigt, Israel werde nach dem Krieg die „Sicherheitskontrolle“ in Gaza behalten. Ein erster Schritt dorthin war, dass der Regierungschef entgegen der Einschätzung von Armee und Geheimdiensten auf der Kontrolle des Philadelphi-Korridors zwischen Gaza und Ägypten beharrte. Dabei trieben ihn wie schon vor dem Terrorangriff der Hamas am 7. Oktober 2023 besonders zwei Ziele: um jeden Preis an der Macht zu bleiben und jede moderate palästinensische Selbstverwaltung im Keim zu ersticken.

Die Grundlagen für neue Gewalt werden indes zementiert, wenn die Armee künftig inmitten einer Bevölkerung stationiert wird, die ihr nach 19 Monaten Dauerbombardement mit mehr als 50.000 Toten feindlicher als je zuvor gegenübersteht. Die Hamas wird trotz allem Leid kaum kapitulieren. International ist seit dem Amtsantritt von US-Präsident Donald Trump wenig Druck gegen Netanjahu zu erwarten. Widerspruch könnte stattdessen aus Israel selbst kommen. Umfragen zeigen seit Monaten, dass die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung den Krieg für die Rückkehr der Entführten beenden würde.

Es wäre nicht das erste Mal in der israelisch-palästinensischen Geschichte, dass Verständigung aus Pragmatismus möglich wird. Doch mit Netanjahu an der Spitze, der die Spaltung der traumatisierten israelischen Gesellschaft wie kein Zweiter auf zynische Weise zu nutzen weiß, dürften diese Stimmen der Vernunft ungehört verhallen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Felix Wellisch
Korrespondent
berichtet für die taz aus Israel und den palästinensischen Gebieten. Geboren 1989. Er hat Politik- und Sozialwissenschaften in Jena, Dresden und Kairo studiert und die Deutsche Journalistenschule in München absolviert. Ernst Cramer & Teddy Kollek-Fellow.
Mehr zum Thema

57 Kommentare

 / 
  • "Die Hamas wird trotz allem Leid kaum kapitulieren." - und genau da liegt das Problem. Da können alle, die auf dem totalitär-islamistischen Auge blind sind noch so sehr die Schuld bei Netanjahu suchen. Auch unter einer linken Regierung in der Knesset würde die Hamas weiterhin die Zerstörung Israels fordern und damit größtes Hindernis für Frieden sein. Free Gaza - from Hamas!

  • Es hängt an der Hamas.

    Diese hat den Krieg initiiert.

    Und diese treibt ihn weiter. Auf Kosten der Palästinenser:innen.

    Ohne Mitleid. Ohne Gnade.

    Die Hamas wird niemals aufgeben.

    Im Vorwort der Hamas-Gründungs-Charta von 1988: „Israel wird bestehen und so lange bestehen bleiben, bis der Islam es annulliert".

    "Artikel 13 erklärt, dass die Hamas friedliche Lösungen und internationale Konferenzen zur Lösung der Palästina-Frage rigoros ablehnt. . . . Die Palästina-Frage könne nur durch den Dschihad gelöst werden."

    Die Hamas ist eine Söldnerarmee ihrer Chefs in Teheran. Und muss liefern. Sonst gibt es keine Kohle mehr. Was heißt, dass die Hamas-Terroristen zum Arbeitsamt müssen. Ob das mit dem Ego vereinbar ist?

    Nun, und Israel hat keine andere Wahl mehr wenn es sich vor der Hamas schützen will. Israel hat jede Menge Friedensangebote gemacht, doch klar ist, dass es der Hamas nur um sich selber geht.

    Auf Kosten der Menschen in Palästina.

    „Wollt ihr denn gar nichts begreifen?“, fragte Abbas vor ein paar Tagen. „Ihr Hundesöhne, lasst die Geiseln frei und beendet das."

    Das werden sie nicht tun.

    de.wikipedia.org/wiki/Hamas-Charta

  • Netanjahu bekommt die Gelegenheit zu seinem Handeln auch, weil die arabische Welt es nicht hinbekommt, die Hamas zur Aufgabe zu bewegen, oder wenigstens die Freilassung der Geiseln durchzusetzen. Dabei sind die Tunnelterroristen absolut abhängig von ihren Gönnern. Aber so wichtig scheint die Beendigung des Leids für die „Bruderstaatler“ dann doch nicht zu sein.

  • Ich stimme dem Artikel zu - ich glaube auch, dass nur die Israelis selbst sich dieser schrecklichen Regierung entledigen kann. Und dennoch: Es gibt ja auch noch Möglichkeiten von außen darauf hin zu wirken, also den Prozess zu unterstützen. Daher verstehe ich nicht, weshalb bisher niemand Sanktionen gefordert hat. Den Waffenexport sofort zu stoppen halte ich für das Mindeste. Darüber hinaus sollte mAn aber auch jeglicher sonstiger Im- und Export von Waren und Dienstleistungen gestoppt werden. Ich bin gerade nicht im Bilde wie hoch Ein- und Ausfuhren von Gütern (und welcher Güter) zwischen der EU und Israel sind, aber ich denke es ist allerhöchste Zeit auch diese Möglichkeit zu nutzen. Es wäre zumindest einen Versuch wert - auch wenn sich gezeigt hat, dass repressive Systeme sich von so etwas eher weniger beeindrucken lassen. Des weiteren wäre jetzt eine klare Sprache von Nöten. Dort geschieht ein Völkermord und was vorbereitet wird sind ethnische Säuberungen. Und was das Zusammenpferchen von Menschen auf sehr engem Raum angeht, das weckt Assoziationen. Es gibt Vergleiche, die verbieten sich auch heute noch, aber sie drängen sich geradezu auf!

    • @Einfach-Jemand:

      Die EU hat ein Assoziationsabkommen mit Israel und ist deren größter Handelspartner. Das Abkommen hat eine Menschenrechtsklausel, dass scheint aber auch keinen in der EU zu interessieren. Nach dem Gutachten des IGH hätte es zumindest Konsequenz sein müssen, dass keine israelischen Waren aus den besetzten Gebieten mehr in die EU eingeführt werden. Dies wurde aber nicht eingestellt, sie müssen eben nur wie vor ein paar Jahren beschlossen, gesondert gekennzeichnet werden. Das Gutachten hat eideutig gesagt, das Drittstaaten nichts tun dürfen um die völkerrechtswidrige Besatzung aufrechtzuerhalten oder zu unterstützen und es wurden auch explizit Handelsbeziehungen genannt. Als das bei einer Pressekonferenz des AA zur Sprache kam, wurde nur wieder damit abgewiegelt das man sich für eine zwei-Staaten-Lösung einsetzt. Die Frage ist wie lange es dauert bis das vor einem europäischen Gericht landet. Sicher ist das Gutachten des IGH nicht bindend, aber wie Völkerrechtler schon sagten wird es auf Gerichtsentscheidungen in der Zukunft sehr wohl Einfluß haben. Die Einfuhr von militärischen Gütern wie Dronen aber auch IT finde ich auch sehr problematisch wenn man sieht wie es getestet wird.

  • Im Grunde genommen ist es doch auch die Heuchelei die wir derzeit gegenüber Israel fahren. Mutlos, kraftlos, Lachplatte, mehr ist doch von unseren politisch Verantwortlichen nicht zu erwarten.

  • „Jede moderate palästinensische Selbstverwaltung im Keim zu ersticken“ – auf welcher Grundlage basiert diese propagandistische Behauptung?

    Nach allem, was ich weiß, wurden gerade innerhalb des Gazastreifens alle moderaten palästinensischen Bewegungen und Stimmen nicht von Israel, sondern mit brutaler Gewalt durch die Hamas unterdrückt.



    Wer sich für Dialog, Reform oder zivile Rechte einsetzt, wird dort verfolgt – nicht gefördert.

    • @Jens Baron:

      Netanjahus Bemühungen zur Unterminierung der Palestinian Authority sind gut dokumentiert, zB gibt es hier einen nicht so alten Artikel von CNN zu den von Netanjahus Regierung unterstützten Geldzahlungen von Katar an die Hamas mit genau dem Ziel:

      edition.cnn.com/20...ng-intl/index.html

      • @Outis:

        Netanjahu ist auch strikt dagegen, dass die Autonomiebehörde in Ramallah eine Rolle im Gazastreifen spielt. Obwohl diese nach den Oslo-Verträgen eigentlich zuständig ist.

  • "Umfragen zeigen..., dass die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung den Krieg für die Rückkehr der Entführten beenden würde." Beenden ja, aber nicht wegen einer unmenschlichen Kriegsführung, Kollektivbestrafung und Bruch des Humanitären Völkerrechts. Die israelische Bevölkerung scheint einen Tunnelblick auf den Krieg Israels zu haben.

    • @Rinaldo:

      Ja, den Tunnelblick scheint die israelische Bevölkerung zu haben. Es ist, wie auch im Artikel steht, eine traumatisierte Bevölkerung, mehrheitlich jüdisch identifiziert und damit eben mit der jahrhundertelangen Verfolgungserfahrung im Rucksack. Dennoch ist es wünschenswert, dass größere Teile der Bevölkerung (manche sind ja schon so weit) über den Tunnelrand hinauszublicken beginnen.

  • ... jede moderate palästinensische Selbstverwaltung im Keim zu ersticken.



    Keine gute Idee.

    • @aujau:

      "Moderate palästinensische Selbstverwaltung" : eine gute Idee. Nur wer wird das machen, besonders dann, wenn die Hamas weiter unter Waffen steht?

  • Dass manche der hier Kommentierenden mit Verweis auf den 7. Oktober und die immer noch von der Hamas gefangen gehaltenen Geiseln bereit sind, jede Menschenrechtsverletzung und jedes Kriegsverbrechen der israelischen Regierung für legitim zu erklären, erschreckt mich zutiefst.



    Menschenrechte und Menschenwürde gelten für alle!

  • Bei der Berichterstattung über Gaza, besonders bei den Fotos wie auch zu diesem Artikel, muss ich oft an B. Brecht denken:

    "„Denn die einen sind im Dunkeln



    Und die anderen sind im Licht.



    Und man siehet die im Lichte



    Die im Dunkeln sieht man nicht.“

    Die Geiseln in den Tunneln, im Dunkeln, werden meiner Meinung nach zu selten thematisiert und ihr Leid verdrängt. Und, ich sehe die Verantwortung dafür nach wie vor bei der Gaza-Hamas-Iran-Huthi-u.a.-Kriegspartei und nicht bei etwaigen "Verhandlungsdefiziten" von Israel/Hr. Netanjahu.

  • Ich glaube sogar, dass das nicht sein ursprüngliches Ziel war. Krieg verändert die Menschen, und nicht zum Guten.

    • @Encantado:

      Nur ein kleiner Ausschnitt zur Geschichte der Partei, der Netanjahu seit Jahrzehnten angehört: "The Likud was formed on 13 September 1973 as a secular party by an alliance of several right-wing parties prior to that year's legislative election—Herut, the Liberal Party, the Free Centre, the National List, and the Movement for Greater Israel. Herut had been the nation's largest right-wing party since growing out of the Irgun in 1948."



      Die "Hetze", die Netanjahu Anfang der 90er zur "Sabotierung", zum Beenden der Friedensgespräche von Rabin und Arafat betrieb, hat letztlich Erfolg gehabt: Rabin wurde ermordet. Es lohnt sich, intensiv nachzulesen, was als Geschichte in die Menschheitsarchive gelangt ist. Übrigens, die Terrororganisation Hamas ist später als militanter Arm dem Vorläufer "Mujama al-Islamiya Islamic charity" "ergänzt" worden. Der Vorläufer wiederum hat sich meines derzeitigen Wissensstandes (noch nicht mit allem durch...) anfangs vornehmlich um humanitäre u.ä. Belange gekümmert (~haben sollen). Die einen Wehren sich gegen "Unrecht", die anderen wollen Ihr "Recht durchsetzen". Wie schön wäre es, wenn alle gegenseitig die Menschenrechte zugestehen würden.

      • @Buchfan:

        Suppenküchen und eine radikal-islamistische sowie antisemitische Einstellung können sich auch wunderbar gegenseitig ergänzen... Nach der Suppe gab es dann die Lektüre der Schriften von al-Banna und Qutb. Dann gings seit 1980 erstmal gegen die palästinensische Linke und den säkularen Nationalismus. Der Gazastreifen wurde systematisch und brutal islamisiert, dann konnte man sich endlich gegen Israel wenden.

    • @Encantado:

      Ich denke man muss leider vom Gegenteil ausgehen. Nachen Sie sich klar, dass auch Netanyahu eine extreme Kraft ist. Ich zitiere aus der gültigen Satzung des Likud:

      The Right of the Jewish People to the Land of Israel (Eretz Israel)



      a. The right of the Jewish people to the land of Israel is eternal and indisputable and is linked with the right to security and peace; therefore, Judea and Samaria will not be handed to any foreign administration; between the Sea and the Jordan there will only be Israeli sovereignty.

      Ich denke nicht, dass man das anders als "from the river to the sea" verstehen kann.



      Interessant in diesem Zusammenhang ist auch die Genese des Likud.

      www.jewishvirtuall...of-the-likud-party

    • @Encantado:

      Sind sie sich da sicher? Bereits am 13.Oktober 2023 wurde unfreiwillig ein 10-seitiges Dokument des Geheimdienstministerium von Israel veröffentlicht mit dem Namen: "Options for a policy regarding Gaza's civilian population" en.wikipedia.org/w...ivilian_population



      Auch dort ist als Option C, die wohl favorisiert wurde, die Vertreibung der Palästinenser vorgesehen. Und Netanjahu wusste von dem Bericht, weil er in nämlich öffentlich runtergespielt hat, vermutlich weil es harsche kritik gab v.a. aus Ägypten.

  • Einen Artikel,der nicht mal die Vorgeschichte erwähnt, nämlich das Israel den Gazastreifen geräumt hat und alle Siedlungen dort abgebaut haben und was danach passiert ist: Den kann man nicht Ernst nehmen.

    • @Peter Schütt:

      Und dann ordnen Sie bitte ein, welche Auswirkungen das auf die israelische Parteipolitik hatte. Dann wird nämlich ein Schuh draus! Der ehemalige Hardliner Sharon hat mit dieser Entscheidung nämlich zu einer massiven Radikalisierung der religiösen Rechtsextremen in Israel geführt, deren Resultat wir jetzt sehen. Seit dem Abzug aus Gsza unter Sharon war genau das, was Bibi jetzt verkündet, das große Ziel der religiösen Rechten Israels.

    • @Peter Schütt:

      ...und dass Israel fast alles unternommen hat, um das Leben der palästinensischen Bewohner möglichst unerträglich zu machen. Abhängigkeiten in der Versorgung, Schließung/Wiedereröffnung von Grenzübergängen usw. gehörte seitdem zu den Instrumenten. Ja, ja, ich höre schon die Sprüche "Aber die Hamas..." Ja, die haben genauso unverantwortlich gehandelt. Doch das zeigt einmal mehr, dass es eben BEIDE Seiten sind, die Verbrechen begehen. Beide haben ein Ziel, nämlich das Volk der jeweils anderen Seite zu vernichten.



      Wer das außer Acht lässt handelt fanatsich und Fanatismus verhindert jede vernünftige Lösung.

      • @Perkele:

        Eben. Israel wollte diese Gebiete doch wohl nie dauerhaft aufgeben. Interessant wäre ja auch zu erfahren, woher bei der Totalblockade die ganzen Waffen (bis hin zu richtig großen Dingern) und die Baumaterialien für die höchst aufwendige Infrastruktur der Hamas gekommen sind.

        • @Gothograecus:

          Durch die Tunnel die nach und aus Ägypten führten vielleicht? Es gab nie eine "Totalblockade". Lebensmittel und Strom wurden die allermeiste Zeit nach Gaza geliefert.

      • @Perkele:

        Ihr es liegt an beiden Seiten Kommentar wirkt etwas deplatziert unter einem Artikel mit dem Titel Es hängt an Netanjahu. Das Gegenteil ist richtig. Netanjahu hat für den eigenen Machterhalt kaum noch eine Wahl als sich als Hardliner zu gerieren sonst wäre er schnell weg vom Fenster. Die Palästinenser dagegen könnten seit Jahrzehnten einen eigenen Staat und Frieden haben, wenn sie das denn nur wirklich wollen würden. Der Fehler der Israeli und des Westens war ja über Jahrzehnte die Annahme die dortige Bevölkerung würde sich irgendwann schon rational nach unseren Maßstäben verhalten. Die Rechnung wurde da allerdings ohne den jihadistischen Islamismus gemacht, der ein friedliches Zusammenleben mit solchen Gesellschaften für Nichtmuslime komplett ausschließt.

        • @Šarru-kīnu:

          ...und in dieser Rechnung fehlt ebenso die kriegsverbrecherische Handlung der israelischen Verantwortlichen. Und nebenbei: es allerhöchste Zeit, dass Netanjahu endlich zur Rechenschaft gezogen wird: in Israel wegen seiner Korruptionsaffären und internatioanl vor dem Strafgerichtshof.

        • @Šarru-kīnu:

          Sie blenden Israels Rolle und Schuld komplett aus.



          Deren Fehler war vor allem die Rechte der Palästinenser mit Füßen zu treten.

        • @Šarru-kīnu:

          Ein absurder Kommentar Ihrerseits.



          Mein Anliegen ist nicht, palästinensische Führungsfiguren zu verteidigen, aber dass es nicht zum Frieden kam, lag ganz entscheidend auch daran, dass ihn israelische Rechtsregierungen nicht wollten, weil sie glaubten, durch einseitiges Sicherheitsmanagement (inklusive phasenweiser Förderung der Hamas zwecks Spaltung der Palästinenser*innen und Untergrabung einer einheitlichen Verhandlungsposition der Palästinenser*innen), Siedlungspolitik und Vertreibungen dem From-the-River des Likud näher zu kommen als durch einen politischen Prozess. Ansätze gab es in der Sicherheitskooperation zwischen Shin Beth und PA, die den Palästinenser*innen am Ende aber nichts einbrachte. Selbst das, was moderatere Stimmen auf der israelischen Rechten (Olmert, Livni) anboten, lief für die Palästinenser*innen auf ein extrem souveränitätsreduziertes Gebilde hinaus. Ihr Jihadismus-Argument ist so einseitig, dass es falsch wird, womit ich ausdrücklich nicht sagen will, dass jihadistische Bewegungen in den besetzten Gebieten heute keine Rolle spielen würden, wenn Israel in der Vergangenheit nur anders gehandelt hätte. Aber Ko-Produktionen gilt es als solche anzuerkennen!

        • @Šarru-kīnu:

          "Netanjahu hat für den eigenen Machterhalt kaum noch eine Wahl"

          Sollte für einen gewählten Regierungschef der eigene Machterhalt stets die höchst Priorität sein? Koste es, was es wolle?

        • @Šarru-kīnu:

          Es ist reizvoll, dass Sie einem ganzen Volk die Rationalität absprechen, ich würde allerdings dazu raten, sich erst einmal den Details des NO-Konflikts und auch mit den genauen Gründen für das Scheitern bisheriger Verhandlungen befassen. Spoiler: Das lag nicht nur an der Kompromisslosigkeit der Palästinenser, sondern auch daran, dass die israelische Seite trotz salbungsvoller Worte nie mehr als Bantustans geboten hat (werfen Sie einmal einen Blick auf Details wie Strassenverläufe, Checkpoints und Wasservorräte). Und das übrigens schon bevor der Islamismus eine besondere Rolle gespielt hat. Übrigens: Glauben Sie das biblische begründete Expansionsansprüche wesentlich zuträglicher für ein friedliches Zusammenleben sind?

          • @O.F.:

            Der Islamismus spielte in Gaza spätestens ab 1980 f. eine immer größere Rolle, da gab es noch gar keine Friedensverhandlungen zwischen Palästinensern und Israelis. Nationalistische und antisemitische Vernichtungsdrohungen gegen Israel gab es seit und schon vor der Staatsgründung.

  • Welche Lösung gibt es denn aktuell für den Gazastreifen?

    Die Terrorgruppen haben mit ihren jahrelangen Attacken auf Israel, die im bestialischen Überfall gipfelten, jegliche Bereitschaft zu einer friedlichen Lösung immer weiter verneint.

    Die Palästinenser haben im Gazastreifen zu wenig gegen die Terroristen getan und tun immer noch zu wenig.

    Die Hamas ermordet Paläsinenser wie es ihr gerade gefällt.

    Mit Netanjahu ist in Israel ein Rechter an der Macht, dem die vom IRAN aufgerüstete. Terroristen gerade recht kommen, um seine skrupellose Politik rechtfertigen zu können.

    Was hat es den Palästinensern gebracht, die Terroristen gewähren zu lassen? Nichts außer Leid und Tod.

    Es kann keinen Frieden geben solange die Terroristen in Gaza das Sagen haben. Hier liegt der Schlüssel zum Frieden.

    • @Gnutellabrot Merz:

      Sämtliche bestialische Völker- und Menschenrechtsverstöße seitens Israel blenden Sie wohl aus?



      Schuld haben allein die Palästinenser?

      Das brutale und menschenverachtende Vorgehen der IDF sorgt wohl für mehr Zulauf bei den Radikalen als es irgendein iranischer Propagandist je schaffen könnte.

    • @Gnutellabrot Merz:

      Das ist leider ein Motor des Dilemmas.

    • @Gnutellabrot Merz:

      Der Kern des Konflikt ist, dass man Palästinenser nicht für gleichwertig erachtet. Wieso war kein Frieden vor der Hamas möglich? Die Hamas ist eine Folge der brutalen Besatzung seit über 50 Jahren. Die Palästinenser werden im Westjordanland vertrieben und jetzt bald auch in Gaza. Und wie Sie ja in dem Artikel lesen können, selbst wenn die Hamas besiegt wird, werden trotzdem die Palästinenser vertrieben oder "dürfen" in ewiger Unterdrückung leben.

      • @Moritz Pierwoss:

        "Der Kern des Konflikt ist, dass man Palästinenser nicht für gleichwertig erachtet."

        Meiner Meinung nach liegt der Kern des Konfliktes darin, dass die palästinensische/arabische Seite von Beginn des Staates Israel an Krieg wollte, um alles zu erhalten, statt auch einen Staat auszurufen und nachzuverhandeln, ggf. durchaus auch mit etwas militärischem Druck; aber den Staat hätten sie damals gründen müssen.

        Mein Eindruck ist, dass es "damals" nicht darum ging, einen eigenen Staat zu gründen (also "leben und leben lassen"), sondern darum, dass es Israel nicht geben darf ... und teilweise habe ich diesen Eindruck auch heute noch.

  • Interessant was eine Demokratie und deren offiziellen Vertreter alles machen können, während andere Demokratien und eine weltweite Öffentlichkeit dabei tatenlos zu schauen... Und traurig zu sehen was Menschen, im Namen von Nationalismus und Religion, offenbar bereit sind zu tun.

    • @Dilemma:

      Sehr guter Meinungsbeitrag.Dem ist wahrlich nichts hinzuzufügen.

  • 'Dass die Regierung nur darauf wartet, sie in andere Länder „umzusiedeln“, daraus macht Ministerpräsident Netanjahu kein Geheimnis.

    Unerwartet kommt der Schritt nicht.'

    Nein, beileibe kommt das nicht unerwartet, zumindest nicht bei neutralen Beobachtern, und hätte hier so auch wesentlich früher entsprechend kommentiert werden können. Schon in den ersten paar Monaten hat die Israelische Armee mit ihrer Stoßrichtunng von Nord nach Süd die Menschen in Gaza Richtung Ägypten gedrängt, natürlich mit dem Ziel, sie aus dem Streifen zu verdrängen (immer auch begleitet mit dem Vorwurf, Ägypten mache sich mitschuldig an dem Leid der Palestinener, weil / wenn es seine Grenzen nicht öffnet.

    • @EffeJoSiebenZwo:

      „ Ägypten mache sich mitschuldig an dem Leid der Palestinener, weil / wenn es seine Grenzen nicht öffnet.“

      Tut Ägypten auch, es bricht Völkerrecht und ignoriert die individuellen Rechte auf Flucht und die kollektiven Rechte auf Freizügigkeit.

      • @AlHozo Hoto:

        Israel wohl nicht? Die sabotieren sogar Hilfe für die Zivilbevölkerung, zu deren Schutz sie eigentlich verpflichtet sind.

      • @AlHozo Hoto:

        Also der Grenzübergang war zumindest für den Warenverkehr offen und auch ein paar tausend Palästinenser konnten fliehen, bevor er von Israel erobert wurde.

      • @AlHozo Hoto:

        Übrigens denke ich, das individuelle Recht auf Bleiben sollte über dem individuellen Recht auf Flucht (wtf?) stehen.

        • @EffeJoSiebenZwo:

          Das Recht auf Bleiben ...- wird in dieser Dynamik kaum diskutiert.



          Der Stärkere darf nicht tun, was er will, auch wenn er s/ein Recht zurecht beansprucht.

  • "International ist seit dem Amtsantritt von US-Präsident Donald Trump wenig Druck gegen Netanjahu zu erwarten."



    Allein dieser Satz treibt Tränen des Zorns in die Augen. Aha, Trump soll es also richten?! Stimmt, uns bindet ja die Staatsräson die Arme auf den Rücken. Schande, Schande, Schande.

    • @Trabantus:

      Weshalb Sie da Zorn verspüren, müssten Sie erklären.

      Es geht nicht um Trump als Person, sondern um die USA.

      Die USA können den Druck auf Netanjahu nur ausüben, weil sie andererseits auch für Israels Sicherheit einstehen.

      Wünschen Sie sich, dass die Bundeswehr Anlagen der Huthi im Jemen bombardiert?

      Deutschland als neuer Weltpolizist?

      Da dürften Sie in diesem Land ziemlich allein dastehen.

      Wenn Sie sich schämen wollen, ist das Ihr Ding.

      • @rero:

        Da habe ich mich offensichtlich mißverständlich ausgedrückt. Von Trump erwarte ich nichts. Eine Schande ist es, dass es offensichtlich die USA braucht um Israel in den Arm zu fallen. Wo ist es denn, dieses einige Europa, mit seinem angeblichen Einfluß auf Israel? Das Versagen dieser sogenannten Internationale, sprich im Wesentlichen der westlichen Werteunion, ist eine Schande, zumindest in meinen Augen und ich schäme mich für diese untätige, in einer selbstverordneten, bedingungslosen Staatsräson gegenüber Israel gefangnenen Regierung. Sie benutzt diese als Entschuldigung für´s Zusehen. Einfach abscheulich.

  • Zynisch finde ich nur, wie hier ein ums andere Mal völlig außer Acht gelassen wird, dass die Palästinenser diesen Krieg begonnen haben.



    Ich schreibe bewusst 'die Palästinenser', denn egal ob beim Massaker an israelischen Zivilisten oder dem seit Jahrzehnten andauernden, beinahe täglichen Raketenbeschuss Israels aus dem Gazastreifen - immer sieht man die Bevölkerung johlend und feiernd im TV.



    Wo ist da das Mitgefühl?



    Wo sind da die Stimmen der Vernunft?



    Das Land möchte ich sehen, dass nach jahrzehntelangem Beschuss, dass seine Zivilbevölkerung unter einem Raketenschutzschild (Iron Dome) tagtäglich verstecken muss, hier nicht endgültig die "Sicherheitskontrolle" übernehmen wollen würde.

    • @Farang:

      Sie sehen also die gesamte Bevölkerung jubelnd im TV? Glückwunsch, damit sind Sie der Einzige! Bzw. der Einzige, der das wirklich glaubt.



      Jahrzehntelanger Beschuss? Wachen Sie nur alle paar Jahre auf?

      Mit Verlaub: Nach Stimmen der Vernunft fragen, sich aber selbst komplett einseitig und menschenfeindlich äußern passt irgendwie nicht.

      Wie sieht es im Gegensatz dazu mit der radikalisierten israelischen Gesellschaft aus? Die feiern wohl überhaupt keine toten Palästinenser?

    • @Farang:

      Ein Verbrechen rechtfertigt nicht ein anderes.

    • @Farang:

      Moment mal....es gibt sie doch, die beschwichtigenden, ruhigen Palästinenser, nur, die interessieren keinen, die Kamera auf den johlenden Hamasgroupiemob zu richten, ist doch viel quotenfreundlicher, sonst zerstört man doch das heile Bild des Rechtskonservativen vom blutrünstigen israelfeindlichen Palästinenser!



      Selbst mit einem zusammengearbeitet, der Krieg an sich, aber nich Israel gehasst hat! Was mag wohl aus ihm geworden sein.....

    • @Farang:

      Die Stimmen der Vernunft ob Howidy und andere werden gefoltert, ermordet, mundtot gemacht und flüchten.

    • @Farang:

      Es gehört sicherlich dazu, dass man, wie Sie, beispielsweise Mitgefühl verlangt, oder danach fragt. Die Kulturen, ich wage diese These, muss man auf den Kern hin vergleichen und in die Pflicht nehmen, zB Grundrechte/Menschenrechte, sonst kommt man leider nicht weiter. "Johlende Menschen", wenn jemand stirbt, wünsche ich auch mir nicht, aber das Gegenteil kann man nicht verlangen. Und wer dies verlangt, der hat keine geeignete Erfahrung, oder macht vorsätzlich solches Verlangen auf. Des Weitern ist "Feiern und Johlen", wenn jemand stirbt, auch kein Grund, diese Menschen dafür umzubringen, oder in schwerstes Elend zu stürzen. Im Übrigen gab es diese Gegenstimmen, gegen die Politik der Hamas und gegen die Politik Israels (auch wenn Sie das nicht gemeint haben). Für mich heißt das, es gibt Vernunft = Humanität zwischen Menschen aus "allen Erdteilen". Davor haben Rechte, andere Konservative und ähnliche Spinner auf der gesamten Welt die größte Angst, weil das die Vernünftigen auch wehrhaft macht. Deshalb wünsche ich mir mehr davon.

    • @Farang:

      Das ist in mehrfacher Hinsicht verkürzt: Sie blenden nicht aus, dass dieser Artikel nicht für sich allein steht, sondern Teil einer durchaus differenzierten Berichterstattung in der taz ist, in der es immer wieder auch um die Geiseln und ihre Angehörigen geht. Sie ignorieren auch, dass dieser Krieg und mit ihm der ganze NO-Konflikt eben nicht nur von den Palästinensern ausgeht, sondern diese auch (!) das Opfer von Jahrzehnten Vertreibung und Besatzung sind. Wenn Sie sich dann noch in Kollektivschuldthesen steigern und ein ganzes Volk zum Tätern erklären, müssen Sie sich die Frage stellen, ob damit die Grenze zum Rassismus nicht längst überschritten ist.

  • Höchstens 24 Geiseln sind am Leben, den Rest haben Hamas und Gazaner Gruppen zu Tode gefoltert.

    Dutzende Leichen hält Hamas auch noch. Statt diese freizugeben ermordet Hamas Protestierende gegen ihr Regime.

    Die Berichterstattung über das Ende des zweiten Weltkrieges zeigt wie ähnlich Fatalisten und Menschenfresser Menschen kurz vor Niederlagen umbringen. Deren Flucht verhindern wollen.

    Gegen Hamas Terror hilft Geldfluß aus Katar zu unterbinden, Waffenfluß aus dem Iran. Dafür braucht es den Philadelphia Korridor, der nur nicht gehalten werden sollte, da Militärs denken, dass Hamas eh wieder angreift.

    Die Kibbutzim peaceniks hat Hamas ausgelöscht unter Applaus der Linken internationalen Gemeinschaft.

    Gehasst wird Hamas durch den Mord an Shoa überlebenden und Babies, Kindern, wie nicht zuvor.

    • @AlHozo Hoto:

      Ahem, gute Idee mit dem Geldfluss aus Katar. Welcher israelische Premierminister hat nochmal Lieferungen von Bargeld von Katar an die Hamas ermöglicht, um die PA klein zu halten?



      Ihr Kommentar hier liest sich leider wie billiger Whataboutism. Es geht hier darum, dass ein selbstsüchtiger Politiker in Eigeninteresse und Verbund mit Rechtsextremen dabei ist, jegliche Fundamente der israelischen Gesellschaft zu untergraben. Ein tatsächliches Interesse daran, sich um die Sicherheit von Israelis zu kümmern (Palästinenser:innen spielen für die Leute, die Hunger explizit als Kriegswaffe einsetzen, ja ohnehin keine Rolle), sehe ich da nicht, die werden als Soldaten in Gaza verheizt in der Erfüllung der feuchten Träume der religiös-fundamentalistischen Siedlerbewegung. Das Trauerspiel lässt sich inzwischen auch nicht mehr mit dem Verweis auf die verbrecherische Hamas schönreden oder entschuldigen.