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Israelischer Vorstoß in die Stadt GazaWie lange will die Welt noch zusehen?

Kommentar von Susanne Knaul

Trotz aller Warnungen schickt Israels Premier Benjamin Netanjahu die Armee nach Gaza-Stadt. Und nichts passiert, um den Genozid zu beenden.

Israels verbrecherischer Krieg gegen die Menschen in Gaza geht weiter Foto: Jaras/Anadolu Agency/imago

D ie internationale Kritik an Israels Kriegsführung im Gazastreifen wird immer lauter. Eine UN-Kommission spricht von Genozid, auf einem Sondergipfel in Katar fordern Dutzende arabische und islamische Staaten die Bestrafung Israels für begangene Verbrechen. Und in New York positionieren sich nahezu alle UN-Mitgliedstaaten für die Gründung eines palästinensischen Staats. Auch in Israel treten rund drei Viertel der Bevölkerung für sofortige Verhandlungen mit der Hamas ein, aus Sorge um die noch immer in den Händen der Islamisten befindlichen Geiseln. Selbst die Armeeführung stellt sich inzwischen gegen die politische Führung. Und was passiert? Regierungschef Benjamin Netanjahu schickt allen Warnungen zum Trotz seine Truppen in die Stadt Gaza.

Wann ist es genug? Und was genau ist Netanjahus Ziel? Nach fast zwei Jahren Krieg bleiben diese Fragen noch immer unbeantwortet. Die Befreiung der Geiseln kann es nicht sein, denn gerade, als es Fortschritte der Verhandlungen zu geben schien, befahl Netanjahu die Exekution führender Hamas-Funktionäre in Katar. Letztlich getroffen wurden fünf rangniedere Hamas-Mitglieder. Die Zerschlagung der Hamas, die der is­rae­li­sche Regierungschef immer wieder betont, erscheint nach zwei Jahren intensiver Kampfhandlungen auf militärischem Weg als offensichtlich nicht machbar. Und selbst wenn die Hamas-Milizen mit weißen Fahnen aus den Tunneln gekrochen kämen – was dann?

Netanjahus rassistischen Koalitionspartnern schweben ganz unverblümt Massenevakuierungen vor. Schon geht unter den einst aus dem Gazastreifen vertriebenen jüdischen Siedlern die Planung zum Wiederaufbau des einstigen Siedlungsblocks Gusch Katif voran, wo einst fast 10.000 Israelis lebten. Doch wo sollen die Palästinenser hin? Die Grenzen sind dicht. Die Menschen fliehen ziellos, sie sterben bei den Angriffen oder vor Hunger.

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Wie lange noch – und das ist die eigentliche Frage – will die Welt dabei zusehen? Die Gründung Palästinas zu befürworten, rettet kein einziges Kind vor dem Hungertod. Den Völkermord beim Namen zu nennen, ist eine Sache. Was aber passiert konkret, um den Genozid zu beenden? Es bräuchte nicht viel, um die knappe Regierungsmehrheit ins Wanken zu bringen. Eine konzertierte Aktion westlicher Länder, ein Waffenembargo, die Einstellung von Hilfszahlungen, gepaart mit Wirtschaftssanktionen vonseiten der neuen Partner Israels am Golf, könnten den einen oder anderen Abgeordneten im Likud vielleicht umstimmen. Einen Versuch wäre es wert.

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1961 in Berlin geboren und seit 2021 Redakteurin der Meinungsredaktion. Von 1999 bis 2019 taz-Nahostkorrespondentin in Israel und Palästina.
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82 Kommentare

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  • "... für sofortige Verhandlungen mit der Hamas ein, ..."

    Wenn ich über die Forderungen der gazanischen Regierung und ihrer Kämpfer korrekt und aktuell informiert bin, wurde eine Entwaffnung dieser von deren Seite als "unverhandelbar" kommuniziert. Das bedeutet für mich ein "weiter so", dem die israelische und/oder jüdische* Kriegspartei, meiner Meinung nach selbstverstständlich, nicht zustimmen kann, selbst wenn dann in vorderster politischer Reihe andere gazanische Politiker stehen würden. Durch die Waffen hätten die früheren Machthaber immer noch das Sagen.

    *Jüdisch erwähne ich deshalb stets, weil das Ziel der gegnerischen Kriegspartei nicht nur die Vernichtung Israels ist, sondern jeglichen jüdischen Lebens (weltweit).

    "Eine UN-Kommission spricht von Genozid, ..."

    Diese Kommission besteht aus drei Personen. Davon abgesehen ist bekannt, dass die UN nicht auf Seiten Israels stehen. Das können sie auch gar nicht, auf Grund der Vielzahl an islamistischen Ländern in den UN.

    "Trotz aller Warnungen schickt Israels Premier Benjamin Netanjahu ..."

    Meiner Meinung nach wäre es zielführender, die Warnungen der UN an die gazanische Regierung und ihre Kämpfer zu richten.

  • "Eine konzertierte Aktion westlicher Länder"

    Die Überschrift lautet zurecht wie lange die Welt noch zusehen will. Keiner hindert die arabischen Länder, die Türkei, Indien, China, Japan oder die Südamerikaner daran die Initiative zu ergreifen, zu intervenieren und Sanktionen zu beschließen.

    Der Westen wird es nicht richten und die UN dank US Veto werden auch keine Beschlüsse fassen. In der EU blockiert Deutschland in Kooperation mit Ungarn und der Slowakei regelmäßig alle Maßnahmen die Israel betreffen.

    Wenn aus Worten mit schöner Regelmäßigkeit keine konkreten Handlungen erfolgen, dann liegt der Schluß nahe, dass der Welt das Schicksal der Palästinenser nicht wichtig genug ist um einen wie immer ausgetragenen Konflikt mit Israel und seiner Schutzmacht USA einzugehen.

    Die von den Staaten oder Institutionen getätigten Äußerungen wie Völkermord oder Palästinenserstaat erfüllen daher lediglich eine Alibifunktion solange sich keine konkreten Konsequenzen daraus ableiten. Kurz gesagt, die Welt schaut lieber weg.

    • @Sam Spade:

      "Die von den Staaten oder Institutionen getätigten Äußerungen wie Völkermord oder Palästinenserstaat erfüllen daher lediglich eine Alibifunktion solange sich keine konkreten Konsequenzen daraus ableiten."

      Ich gehe nicht davon aus, dass es sich ausschließlich um Alibifunktiionen handelt, sondern echte und ehrlich gemeinte Solidaritätsbekundungen gegenüber der gegnerischen Kriegspartei sind.

    • @Sam Spade:

      China und Indien freuen sich über den moralischen Bankrott des Westens und greifen deswegen nicht ein.

      Die Türkei aber ist tief verlogen. Erdogan könnte seine NATO-Mitgliedschaft in die Waagschale legen, dann würden sogar die USA einknicken, denn die Türkei ist geostrategisch sehr wichtig.

      Macht er aber nicht, weil er selber ein Kriegstreiber ist und dazu die NATO braucht.

    • @Sam Spade:

      Man weiß ja inzwischen, wie "wichtig" den arabischen Staaten ihre palästinensischen Brüder und Schwestern sind. Große Worte werden verkündet, aber in ihrem Land aufnehmen möchten sie sie nicht.

      • @Katharina Reichenhall:

        Warum nimmt Deutschland als Täter des Holocausts nicht alle auf?

      • @Katharina Reichenhall:

        Wie wärs, wenn wir die Palästinenser aufnehmen? Im Gegensatz zu den arabischen Staaten haben wir Deutsche ja durchaus eine gewisse historische Mitverantwortung für den Nahostkonflikt und das Schutzbedürfnis der jüdischen Bevölkerung - das ist doch also nur fair, oder?



        Wo wohnen sie denn, Frau Reichenhall? Vielleicht können wir mit der Umsiedlung/Aufnahme ja bei Ihnen anfangen - für die anderen 14 Mio Palästinenser finden wir auch noch n Platz, vl in Brandenburg, da ist ja sonst nicht viel los :)

    • @Sam Spade:

      "...um einen wie immer ausgetragenen Konflikt mit Israel und seiner Schutzmacht USA einzugehen." Woran dachten Sie denn da konkret? Meinen Sie wirklich, der Westen riskiert in der derzeitigen Situation die eigene (noch verbliebene) Stärke und spaltet die Nato, um Gazas wegen?

  • Auf die Journalisten-Frage, was Spanien gegen Israel zu tun gedenkt, antwortete der span. MP Hr. Sanchez am Montag wörtlich: "Wie Sie wissen, verfügt Spanien weder über Atombomben noch über Flugzeugträger oder große Ölreserven. Wir allein können die israelische Offensive nicht aufhalten. Aber das bedeutet nicht, dass wir nicht aufhören werden, es zu versuchen. Denn es gibt Dinge, für die es sich zu kämpfen lohnt, auch wenn es nicht allein in unserer Hand liegt, sie zu gewinnen".



    Also man braucht nichts Böses zu unterstellen, um diese Äußerung so zu interpretieren, dass Spanien (repräsentiert durch seinen MP), wenn es denn über die dazu nötigen Waffen und Mittel verfügte, Israel per Atomschlag auslöschen würde. Bei der relativen territorialen Größe Israels würde ein Angriff mit den vorgestellten spanischen "Atomwaffen" das Ende des jüd. Staates bedeuten.



    Es ist eine Möglichkeit, wie man die bedeutungsvolle Frage nach dem Nicht-mehr-länger-zusehen-Wollen beantworten kann. Ich halte diese Lösung für suboptimal, auch wenn sie vielen propalästinensischen Unterstützern aus der Seele spricht.

    • @Vigoleis:

      Wenn MP Hr. Sanchez nur mitteilen wollte, dass er und Spanien bedingungslos hinter den Bewohnern Gazas und ihrer "Regierung" stehen, dann hätte der zweite Teil seiner Ausführungen genügt. So, mit der "Präambel" ("Wir haben nicht, aber...") und dem Hinweis auf (noch) fehlende waffentechnische Möglichkeiten Spaniens hört sich das Ganze an wie eine handfeste Drohung an den Staat Israel und seine Bürger. Wie gesagt, er hätte darauf verzichten können... Si tacuisses...

    • @Vigoleis:

      Ich verstehe es so, dass Spanien keine Kampfhandlung gegen Israel durchführen könnte, z.B. im Rahmen einer Flugverbotszone über Gaza, weil Israel als Atommacht Spanien atomar angreifen könnte, ohne einen Zweitschlag fürchten zu müssen.

    • @Vigoleis:

      Sorry, BS. Es geht um die (Spanien fehlende) politische Macht, die aus dem Besitz von Atomwaffen erwächst. Diese Macht (und nicht deren tatsächlicher Einsatz) war im Übrigen auch der Grund für die Bomben auf den Iran, das hatte ich Ihnen damals des öfteren versucht zu erklären.

    • @Vigoleis:

      Sanchez‘ Satz verstehe ich vollkommen anders, nämlich so:



      Anders als bei den USA, einer ökonomischen und Atommacht ist der politische Einfluss Spaniens auf Israel begrenzt



      In diesem Rahmen tut Spanien das ihm Mögliche



      Die Idee, Spanien würde eine Atombombe auf Israel werfen, wenn es dazu in der Lage wäre ist schlicht absurd.

      • @Klabauta:

        Die Frage ist, warum erwähnt Sanchez dann überhaupt Atomwaffen?



        Ich glaube auch nicht, dass er Israel atomar auslöschen möchte, aber er spielt mit diesen Worten und lässt so diese Interpretation zumindest zu.



        Sehr gefährliche Wortspiele und für einen europäischen Regierungschef sicherlich nicht angemessen.

        • @Katharina Reichenhall:

          "Die Frage ist, warum erwähnt Sanchez dann überhaupt Atomwaffen?"

          Weil Israel im Gegensatz zu Spanien welche hat?

        • @Katharina Reichenhall:

          Siehe der Beitrag von @EffeJoSiebenZwo vom 18.09., 21:07

          Man kann Sanchez' Einlassung wie ja auch geschehen, gezielt missinterpretieren, und insofern kann man ihm vorwerfen, dass es politisch unklug war, sich auf diese Weise zu äußern.



          Tatsache ist, dass Sanchez wahrscheinlich der von der israelischen Regierung meistgehasste europäische Politiker ist, und warum sollte man so eine Steilvorlage ihn zu diskreditieren ungenutzt verstreichen lassen?

  • "Wie lange will die Welt noch zusehen?"

    Offensichtlich bis Israel 100% aller Gebäude zerstört hat und den überwiegenden Teil der Palästinenseri n das Mittelmeer vertrieben hat.

    • @Rudolf Fissner:

      "...und den überwiegenden Teil der Palästinenseri n das Mittelmeer vertrieben hat..."

      Das war zumindest das Konzept der Palästinenser in den 90ern, als ich dort war: Die Juden dorthin zurücktreiben, woher sie gekommen sind. Der Wahlspruch ist wohl mittlerweile abgelöst durch 'from the river to the sea..' Das ist leider auch der Grund für den status quo. Von den Palästinensern wollte nie eine Mehrheit mit oder neben einem Judenstaat zusammenleben, bei den Israelis gab es mal eine (linke) Mehrheit, aber mittlerweile nicht mehr. Folglich bleibt uns nur zuzuschauen, wer den Kampf ums Land gewinnt. Da hinter den Israelis die noch amtierende Weltmacht No. 1 steht, der ehemalige Sponsor der Palästinenser, die SU, sich leider aufgelöst hat und der neue, der Iran, nicht in der gleichen Liga spielt, sieht es nicht gut aus für die Palästinenser.

      Das einzige, was wir tun könnten, wäre das Volk der Verlierer aufnehmen. Das wäre historisch nur gerecht, denn das Problem in Palästina gibt es nur wegen des bösen Treibens unserer Groß- und Urgroßeltern. Womit wir beim Problem der Deutschen mit dem Krieg dort sind. Und nicht nur der Deutschen.

    • @Rudolf Fissner:

      Oder bis die Hamas die Geiseln freilassen, die Hamas sich auflöst und alle ihre Anführer wegen Terrorismus verurteilt werden.

      • @Günter Witte:

        Verurteilt?



        Es steht noch nicht einmal einer vor Gericht?

      • @Günter Witte:

        Sie haben den Weltfrieden vergessen

        • @EffeJoSiebenZwo:

          Die Forderungen von Herrn Witte sind plausibel und gerecht.



          Wer könnte es bedauern, würde die Hamas aufhören zu existieren?

          • @Katharina Reichenhall:

            Niemand. Aber von jemanden zu sagen, dass er ja einfach nur aufgeben muss und alles wird gut, ist eine super Möglichkeit, dem eigenen Handeln einen Tarnumhang umzuhängen.

          • @Katharina Reichenhall:

            "Wer könnte es bedauern, würde die Hamas aufhören zu existieren?"

            Netanjahu.

            Er hätte keinen Grund mehr, die Zweistaatenlösung zu verweigern. "Israels Premier Benjamin Netanjahu wollte die Hamas am Leben erhalten, um einen palästinensischen Staat zu verhindern. " ( www.dw.com/de/neta...-israel/a-68045450 8

  • Man das moralisch drehen und wenden wie man will: Dort kämpfen zwei Völker um das Land. Ein Konflickt, der seit Jahrzehnten schwelt und dessen finales Ende Hamas am 7. Oktober provoziert hatte, die Provokation hat die Regierung angenommen. Es wird keine Zweistaatenlösung geben und eine Einstaatenlösung für Araber und Juden auch nicht. Beides war letztendlich von beiden Parteien nie wirklich gewollt und darum hat es nie eine Lösung gegeben. Wir können es uns sparen, die einen des Terrorismus und die anderen des Genozids zu bezichtigen. Das ist einfach ein Krieg im ein Stück Land: From the river to the sea. Krieg ist immer dreckig und das Ziel wird sein: Eines der beiden Völker wird gehen müssen. Darum wird auch so unerbittlich gekämpft ohne Rücksicht auf Verluste. Es geht für beide Seiten um alles.

    • @fleischsalat:

      "Beides war letztendlich von beiden Parteien nie wirklich gewollt und darum hat es nie eine Lösung gegeben. "

      Hamas ungleich Palästinenser. Was Sie verlautbaren ist das Narrativ der Falken auf beiden Seiten. Der Hamas und der Nationalisten und Rechtsextremen in Israel. Wer die Falken als Inbegriff "beider Seiten" begreift hat den Nahostkonflikt nicht verstanden.

    • @fleischsalat:

      Die Völker kämpfen nicht, die überwiegende Mehrzahl der Menschen dieser Völker kämpft faktisch nicht und ich gehe davon aus, dass die meisten auch diesen Krieg nicht wollen. Den wollen nur die Fanatiker auf beiden Seiten, aus ihren persönlichen, egoistischen Motiven heraus - Machterhalt, verblendeter, fanatischer Idealismus, ... - ohne Rücksicht darauf, was für die Menschen gut ist. Und natürlich muss man benennen, dass hier Terroristen am Werk sind. Wie sonst sollte man denn das Massaker vom 7. Oktober bezeichnen, wenn nicht als terroristischen Akt? Und natürlich muss man die Verbrechen der israelischen Regierung am palästinensischen Volk benennen (ob man von einem Genozid sprechen kann, kann ich nicht beurteilen) und etwas dagegen unternehmen, wenn man die Macht dazu hat. Obwohl ich nach wie vor mit Schrecken daran denke, wie die Juden weltweit seit dem 7. Oktober allein gelassen werden. Man kann solidarisch mit dem jüdischen Volk sein UND das Handeln der israelischen Regierung verurteilen.

      • @John Lemon:

        Den Krieg nicht wollen und das Land nicht teilen wollen schließt sich nicht aus. Es sprechen zumindest ein paar Dinge dafür das es auf beiden Seiten keine Mehrheit für die Koexistenz gibt.

      • @John Lemon:

        Ich glaube auch, dass die meisten Gazaer den Kampf jetzt nicht mehr wollen, wo sie ihn katastrophal zu verlieren drohen. Auch die viele Israelis wollen sicherlich den Kampf nicht, denn er ist hässlich. Allerdings wollen, wollten die meisten nicht zusammen leben. Seit Jahrzehnten eiert dieser Konflikt vor sich hin. Beide Parteien haben übrigens die Regierungen demokratisch gewählt, die jetzt den Krieg forcieren. Vor der drohenden Niederlage habe ich von Umfragen gelesen, die von 60-70% Zustimmung der Bevölkerung für die Hamas gesprochen haben. Das kann ich nichtnachprüfen. Aber ich kann mich an keinerlei Demonstrationen außerhalb Gazas erinnern gegen die Hamas. Es dürfte klar sein, von wem das palestine befreit werden sollte vom the river to the sea.



        Umgekehrt wird kaum ein Israeli in einem arabischen Staat leben wollen, in dem die Mehrheit Araber sein werden. Es steht ja immer der Streitpunkt Rückkehrrecht von Menschen im Raum, die in das Land ihrer Großeltern zurückkehren würden. Auch werden immer weniger Israelis neben einem arabischen Staat leben wollen, dessen Staatsraison ist, den eigenen, jüdischen Staat zu vernichten. 'From the river to the...'.

      • @John Lemon:

        Danke für dieses klare und ehrliche Statement.

        • @Abdurchdiemitte:

          🙏🏽

  • Genozid ist ein juristischer Begriff mit eng begrenzten Voraussetzungen.



    Die Feststellung, ob tatsächlich ein Genozid vorliegt bedarf einer aufwendigen Beweisführung, die nicht nur auf die medial verfügbaren Quellen und die Meinungsäußerungen unterschiedlicher Stakeholder beruhen kann.



    Nicht umsonst wird das Verfahren vor dem IGH zur Klärung dieser Frage Jahre dauern.



    Ich frage mich daher, wieso die Autorin des Textes den Begriff verwendet, als wäre der Genozid eine feststehende Tatsache. Weiß sie etwa mehr als der IGH?



    Sicher, fernab von Schuldfragen ist es furchtbar, was im Gaza-Streifen passiert. Aber nicht alles, was furchtbar ist, ist auch gleich ein Genozid.



    Diese ständige, unreflektierte Verwendung des Begriffs ist verantwortungslos. Nicht nur heizt sie die widerliche antisemitische Stimmung weltweit an. Sie entwertet den Begriff und macht ihn beliebig.

    • @K.F.:

      "Genozid ist ein juristischer Begriff mit eng begrenzten Voraussetzungen."

      Und? Soll das bedeuten, dass man Genozid nicht verhindern soll, weil es noch nicht zu einem Urteil gekommen ist?

      Genozid ist ein erst seit 1946 kodifizierter Straftatbestand und 1948 ins Völkerstrafrecht eingegangen. Das hat aber nicht die Alliierten daran gehindert den Genozid zuvor zu beenden.

    • @K.F.:

      "Sie entwertet den Begriff und macht ihn beliebig"

      Keineswegs. Die von vielen Genozidforschern und etlichen Institutionen etc getätigte Feststellung benötigt nicht erst eines gerichtlichen Urteils um die Staaten die das Völkerrecht ratifiziert haben in die Verantwortung zu nehmen. Es besteht nämlich die vertragliche Verpflichtung der Staaten einen sich abzeichnenden Genozid im Vorfeld zu verhindern, entsprechende Maßnahmen zu ergreifen und dafür Sorge zu tragen das der sich abzeichnende Genozid nicht seine Endphase erreicht.

      Für diese Prävention ist eine juristische Einstufung der Experten und Institutionen notwendig.

      Der juristische Begriff Genozid sagt lediglich aus, daß diesem eine juristische Definition hinsichtlich der Kriterien zu Grunde liegt, nicht aber das ein Genozid erst dann als solcher zu betrachten ist, wenn er eine gerichtliche Bestätigung erfahren hat. Diese hat eher Auswirkungen auf die Strafzumessung und den Anspruch auf Entschädigungen und Wiedergutmachung.

    • @K.F.:

      Sicher sollte man den Begriff nicht leichtfertig verwenden, aber es gibt deutliche Indizien, dass hier ein Genozid vorliegt.



      Hier nochmal für Sie die Definition nach Raphael Lemkin:

      "Genozid ist ein koordinierter Plan verschiedener Aktionen, der auf die Zerstörung essentieller Grundlagen des Lebens einer Bevölkerungsgruppe gerichtet ist mit dem Ziel, die Gruppe zu vernichten. … Genozid hat zwei Phasen: Eine erste, bei der die typischen Eigenschaften und Lebensweisen der unterdrückten Gruppe zerstört werden und eine zweite, bei der die Eigenschaften und Lebensweise der unterdrückenden Bevölkerungsgruppe der unterdrückten aufgezwungen wird. Diese Aufzwingung wiederum kann erfolgen, indem die unterdrückte Bevölkerungsgruppe bleiben darf oder sie wird sogar nur dem Gebiet allein aufgezwungen, indem die Bevölkerung beseitigt wird und eine Kolonisierung dieses Gebiets durch die unterdrückende Bevölkerungsgruppe folgt."

      Davon abgesehen halte ich es für wenig hilfreich, wie angesichts des Grauens in Gaza hier sozusagen vom Spielfeldrand aus diskutiert wird, ob man das nun Genozid nennen darf oder nicht. Entscheidend ist, dass Israel endlich Einhalt geboten wird.

      • @Klabauta:

        Nun, vom Spielfeldrand aus kommentieren wir hier ja ausschließlich alle … bis vielleicht auf diejenigen, die aufgrund eines palästinensischen oder jüdischen Hintergrundes noch näher als alle anderen involviert sind.



        Wahrscheinlich ist es aber, dass uns alle dieser Konflikt nicht kalt lässt, deshalb die rege Beteiligung, wenn es in der taz um Themen im Zusammenhang mit dem Nahostkonflikt geht.



        Ich für meinen Teil finde es jedoch höchst problematisch, wenn einerseits antisemitische Motive unterstellt werden, weil mit Blick auf den israelischen Krieg in Gaza von Genozid die Rede ist und andererseits eine Verharmlosung von israelischen Kriegsverbrechen, weil der Vorwurf des Völkermordes hier in Abrede gestellt wird.



        Leider passiert beides hier in diesem Forum.



        Da ich davon ausgehe, dass taz-Foristen tatsächlich weder Antisemiten sind noch Relativierer von Kriegsverbrechen oder Verteidiger einer rechtsextremen israelischen Regierung, geht es mir mit diesem Statement weniger um die korrekte Einschätzung der (ohnehin nur schwer einzuordnenden und zu beeinflussenden) Ereignisse in Gaza, sondern um die Streitkultur hier im Forum.

        • @Abdurchdiemitte:

          Was ich kritisiere ist, dass wir viel zu oft Metadiskussionen über Begriffe führen (Genozid ja oder nein), anstatt darüber zu reden, wie man das Töten beenden könnte. Der Frage der Begrifflichkeit wird ein zu großer Raum gegeben.



          Natürlich haben Sie recht, dass sicher die allermeisten der hier Kommentierenden das vom Spielfeldrand aus tun und nicht wirklich persönlich betroffen sind. Aber auch außerhalb des taz-Forums wird diese Metadiskussion geführt, nach meinem Eindruck, um Nichthandeln zu rechtfertigen, im Sinne von "Solange wir keine Beweise haben, dass es sich um einen Genozid handelt, stehen wir unverbrüchlich auf der Seite der israelischen Regierung (Ich schreibe hier bewusst nicht Israels) und waschen unsere Hände in Unschuld."

    • @K.F.:

      Also haben Amnesty, B'Tselem und UN Unrecht? Sie führen diese nicht einmal an, das ist einfach intellektuell unsauber, wenig überzeugend oder einfach ignorant.

    • @K.F.:

      Nun ist Ihnen vielleicht entgangen, dass erst gestern eine von den UN eingesetzte Expertenkommission zu dem Schluss gekommen ist, dass Israel in Gaza einen Völkermord begeht - eine Einschätzung, die von etlichen anderen Experten und Menschenrechtsorganisationen geteilt wird - übrigens sogar in Israel. Was in Gaza geschieht, ist nicht einfach furchtbar, es ist ein Verbrechen. Wer das weiterhin kleinredet, sollte die eigenen Motiven hinterfragen. Antisemitismus ist schrecklich, antiarabischer Rassismus allerdings auch.

      • @O.F.:

        „Anrisemitismus ist schrecklich, antiarabischer Rassismus allerdings auch.“



        Richtig. Und genau deshalb sollten wir uns hier mit vorschnellen Urteilen zurückhalten.

  • Israel hat der Hamas im November 2024 fünf Millionen Dollar pro Geisel geboten. Macht 500 Millionen Dollar. Im Jahresdurchschnitt lag der internationale Weizenpreis bei 230 Dollar die Tonne. Hätte die Hamas die damals noch 100 Geiseln freigelassen, hätten die Palästinenser dafür über zwei Millionen Tonnen Getreide gratis haben und davon lange Zeit gut leben können. Wieviel Mehl braucht ein Mensch pro Tag?

    Der Krieg wäre zu Ende gewesen. Doch wiederholt hat die Hamas gezeigt, dass ihnen das Schicksal der Palästinenser gleichgültig ist. Die Hamas hat kein Interesse am Ende des Krieges. Dafür an möglichst vielen palästinensischen Opfern. Eine einfache leicht zu durchschauende Strategie.

    In der das palästinensiche Volk nur als Kanonenfutter gilt um die Weltöffentlichkeit auf den gewünschten Anti-Israel-Kurs zu bringen.

    Wie schreibt Chamenei auf seiner offiziellen Internetseite: Das wahre Schlachtfeld liege nicht im Territorium, »sondern in der Beeinflussung der öffentlichen Wahrnehmung«.

    Es tut mir leid um die Palästinenser. Sie werden verheizt.

    www.tagesschau.de/...u-geiseln-102.html

    www.finanzen.net/r...weizenpreis/dollar

    • @shantivanille:

      "Jeder, der uns eine Geisel zurückbringt, wird bei uns einen sicheren Weg aus dem Gazastreifen heraus für ihn und seine Familie finden"

      Sagt Netanjahu. Von Frieden ist keine Rede. Nur davon, dass man Menschen "sicher" aus dem Gazastreifen lassen will. Liegt also auf der Line, die Palästinenser wegzuschaffen.

      Ach ja. Und natürlich ist auch keine Rede davon, dass für das Lösegeld Nahrung in den Gazastreifen gebracht werden darf.

    • @shantivanille:

      Mit 5 Millionen pro Geisel kann man keine 60.000 Getöteten bezahlen.

    • @shantivanille:

      Schulterzuckend festzustellen, dass die Palästinenser Ihnen zwar leid täten, aber leider leider... Um dann mit dem Fingerzeig auf die Hamas Israels Vorgehen zu rechtfertigen, ist schon zynisch. Wann sind Sie endlich zufrieden? Wenn alle Menschen in Gaza tot oder vertrieben sind? Übrigens: Auch die israelischen Geiseln werden Netanjahus Massaker nicht überleben, aber ich bin sicher, das hat er eingepreist.

      An anderer Stelle empfahlen Sie mir etwas mehr Achtsamkeit. Ich empfehle Ihnen etwas mehr Empathie. Vielleicht hilft Ihnen dieses Interview dabei:

      www.zdf.de/play/ma...5-100?q=heute+jour

      ab Minute 8:54

      • @Klabauta:

        "Ich empfehle Ihnen etwas mehr Empathie."

        Vielleicht sieht meine Empathie etwas anders aus als Ihre.

        Weniger emotional als rational.

        Die Menschen in Palästina sind seit 1933 Opfer. Einmal der Nazis, die ihre "Endlösung der Judenfrage" auch im Nahen Osten abarbeiteten. Mit den Muslimbrüdern, vor allem dem SS-Gruppenführer und Mufti von Jerusalem, al-Husseini, zusammenarbeiteten. Den alten muslimischen Antijudaismus mit dem eliminatorischen Nazi-Antisemitismus verschmolzen. Die Peel-Konferenz sabotierten, die den Juden 18 des Gesamtterritoriums, den Arabern 82 Prozent zusicherte. Und damit jegliches gütige Einvernehmen zwischen Juden und Arabern. Die aufgehetzt durch die Muslimbrüder nur eine Alles-oder-Nichts-Lösung akzeptieren wollten. Für die Juden unmöglich. Diese waren grade den Pogromen in Russland und dem Holocaust entkommen. All das führte zum Palästinakrieg Ende 1947 und dem folgendem Elend.

        Ab 1978 kam dann Edward Said mit "Israels Apartheid-Politik". "Israel, dem neuen Nazi-Deutschland".

        Palästina wurde nun zusätzlich Opfer der antisemitischen Postkolonialisten, die Palästina auf ihre Weise annektierten. Und des Irans.

        Die Palästinenser chancenlos mittendrin.

    • @shantivanille:

      Sehr genau!

    • @shantivanille:

      Es genügt, regelmäßig eine seriöse Tageszeitung wie die taz zu lesen, um zu wissen, dass das nicht stimmt. Die letzte Waffenruhe wurde von Israel aufgekündigt, die bisherigen Vermittlungsversuche sind an Netanjahu gescheitert (worüber sie inzwischen sogar schon der israelische Generalstaat ärgert!!!); Israel hat die für Verhandlungen zuständige Delegation in einem Drittstaat bombardiert – eine deutlichere Absage an Verhandlungen ist kaum denkbar. Darüber hinaus hat die israelische Regierung immer wieder klar gemacht, dass ihre Pläne letztliche eine Vertreibung der Bevölkerung Gazas vorsehen. Und selbst wenn die Verhandlungen wirklich nur an Hamas gescheitert wären, würde das nicht die Art und Weise der Kriegsführung rechtfertigen. Die UN hat gerade – nach etlichen Menschenrechtsorganisationen, unabhängigen Experten und sogar einigen europäischen Regierungen festgestellt, dass Israel einen Völkermord begeht. Wenn Foristen dazu nichts einfällt als „Aber Hamas…“ oder „Iran!“, wäre es an der Zeit, den eigenen Rassismus zu hinterfragen.

      • @O.F.:

        Nichts für ungut, aber woher rührt diese Unsitte, immer dann Rassismus zu unterstellen, wenn auf Autoritäre und Faschisten verwiesen wird, die nicht westlich/weiss/christlich sind? Als wären das bessere Menschen

      • @O.F.:

        1. "Die UN" haben in Bezug auf den angeblichen Völkermord gar nichts festgestellt, und erst recht nichts Rechtsverbindliches. Eine Kommission hat ihre Bewertung kundgetan, mehr nicht.



        2. Die rechtsverbindliche Resolution 1373 des UN-Sicherheitsrates verbietet es allen Staaten, Terroristen Unterschlupf zu gewähren und sie zu finanzieren. Dass ein wesentlicher Teil der Hamas-Führung in dem von Ihnen genannten Drittstaat - Katar nämlich - unbehelligt schalten und walten kann und Katar die islamistische Terrororganisation Hamas finanziell und propagandistisch pampert, ist ein klaret Verstoß gegen internationales Recht.



        3. Ihre in letzter Zeit zu beobachtende Masche, Foristen, die Ihre Weltsicht nicht teilen, "Rassismus" zu unterstellen, ist weniger klug, als Sie vielleicht denken. Sie demonstrieren damit lediglich Ihre argumentative Hilflosigkeit. Der Kommentar von shantivanille, auf den Sie hier erwidert haben, enthält nicht einen Hauch von Rassismus, wie jeder beim Lesen leicht feststellen kann.

        • @Budzylein:

          Wenn eine von den UN eingesetzte Kommission zu diesem Ergebnis kommt, ist das durchaus eine offizielle Einschätzung. Übrigens: Im Fall Gambia vs. Myanmar hat Deutschland darauf bestanden, dass die Ergebnisse solcher Kommissionen auch bindend sind, und das aus gutem Grund: es gibt eine rechtliche Verpflichtung, Völkermord zu verhindern und ihn nicht nur nachträglich juristisch aufzuarbeiten. Was Katar angeht: die Delegation der Hamas (die in Katar auch nicht als Terrororganisation eingestuft ist!) hält sich dort auf ausdrücklichen Wunsch der USA auf, die so einen Gesprächskanal offenhalten wollten. Ohnehin legitimiert die von Ihnen genannte UN-Resolution keinen militärischen Angriff auf die Hauptstadt eines anderen Staates. Die Bereitschaft, einen solchen enthemmten Einsatz von Gewalt zu befürworten, wenn die Opfer Araber oder Muslime sind, ist übrigens ein Zeichen für den unterschwelligen Rassismus, den ich angesprochen habe. Offenkundig werden hier Menschenleben anhand ethnischer und religiöser Kriterien hierarchisiert.

          • @O.F.:

            "Offenkundig werden hier Menschenleben anhand ethnischer und religiöser Kriterien hierarchisiert."

            Oder es wird berücksichtigt, wer diesen Krieg begonnen und bejubelt hat, wer einen Staat auslöschen und jegliches jüdische Leben (weltweit) vernichten will. Und immer noch nicht bereit ist, zu kapitulieren ... und, meiner Meinung nach nicht unangemessen, die sechs Millionen unschuldigen von uns getöteten Menschen sind von manchen von uns noch nicht vergessen.



            Es gibt auf dieser Welt ca. 6 Milliarden erwachsene Menschenv, von denen viele, vielleicht sogar die meisten, auf der Seite der gegnerischen Kriegspartei stehen. Da finde ich es absolut in Ordnung, wenn "wir" (nicht nur) angesichts unserer Historie darauf verzichten, die Kriegsgegner Israels und jüdischer Menschen direkt oder indirekt unterstützen.

            Die gegnerische Kriegspartei erhält meiner Einschätzung nach in ausreichendem Maße moralische und emotionale Unterstützung.

            • @*Sabine*:

              Das ist eine haarsträubend vereinfachte Darstellung des NO-Konfliktes, die die ganze Verantwortung allein auf einer Seite sieht und die Rolle Israels sowie den Extremismus israelischer Politiker ausblendet, obwohl diese aus ihren Vertreibungs- und Vernichtungsphantasien kein Geheimnis machen. Wie gesagt: gerade hat eine UN-Kommission festgestellt, dass in Gaza ein Völkermord geschieht (ein Urteil, mit dem sie nicht allein steht). Wenn man das mit dem Verweis auf den NS ignoriert, ist das nicht nur schrecklich zynisch, sondern auch ein Rückfall in das Denken in ethnischen Hierarchien, das man eigentlich hinter sich lassen wollte. Palästinensische Kinder sind nicht weniger wert als andere - allein darüber diskutieren zu müssen, wirft kein gutes Licht auf hiesige Zustände.

        • @Budzylein:

          Ich erlaube mir auf den Kommentar von O.F. (17.09.2025, 14:51 Uhr) zu verwiesen: passt auch zu ihrem Beitrag.

          • @Grundiliebhaber:

            Genau auf diesen Kommentar von O.F. habe ich doch mit meinem Kommentar erwidert; darauf müssen Sie mich nicht verweisen.

    • @shantivanille:

      Sie reproduzieren hier nur allseits bekannte und wenig glaubhafte talking points, hasbara-style. Zur Erinnerung, fürs offenbar vergessliche Kurzzeitgedächtnis: Vor zwei Wochen, wieder mal kurz vor einem der schon öfter möglichen Abschlüsse von Verhandlungen, die uA auch die Befreiung der Geiseln beinhaltet hätte, versuchte Netanjahu den Chefverhandler wegzubomben (mal ganz abgesehen davon, dass dieser Mordversuch gegen jedes Recht in Katar erfolgte).

      Und Sie wollen ernsthaft behaupten, das von Ihnen kolportierte Angebot wäre mehr als ein Marketingpitch gewesen?

  • Durch dieses beispiellose, legale Gemetzel Israels verliert man echt den Glauben an Gerechtigkeit.

    • @Thomas Müller:

      "... verliert man echt den Glauben an Gerechtigkeit."

      Ich habe, seit ich erwachsen bin, zwar keine Gerechtigkeit mehr erwartet (mich nur im Kleinen darum bemüht, anderen gerecht zu werden), aber mein Blick auf diese Welt, auf meine Mitmenschen usw. hat sich am/um den 07.10.23 fundamental geändert. Das, was seit 07.10.23 passiert, die Reaktionen der Welt, aber auch besonders in Deutschland, hätte ich gerade mal 80 Jahre nach Auschwitz nicht erwartet.

      Mich interessiert nicht einmal mehr der Klimawandel, da ich jetzt auf dem Standpunkt stehe, wir haben es nicht verdient zu überleben.

    • @Thomas Müller:

      Viele Leute bemühen sich emsig darum, das Ganze als legal darzustellen (auch und gerade hier im Forum), ich (und viele andere) halten es aber für illegal.

  • Die Berichterstattung über diesen Konflikt hat sich mehr zu so einer Art Sport-live-Kommentar entwickelt. Man sieht den Teilnehmern dabei zu, wie sie tun was sie tun und irgendeine äußere Verantwortung oder Interventionsmöglichkeit erscheint ins Unvorstellbare gerückt. Selbst die USA stehen nur noch am Rand und kommentieren - folgenlos. Weil eben nichts als Worte da sind. Es bräuchte klarere Signale auch aus Deutschland. Wenn die UN von einem Genozid spricht sollte das oberste Gebot lauten, diesen sofort zu stoppen. Wenn wir erstmal damit anfangen Genozide zu rechtfertigen und an irgendwelche Bedingungen zu knüpfen weiß ich nicht mehr was danach noch kommen soll.

    • @drum:

      Das ist wohl bei allen derzeitigen Kriegen so - man sieht die tägliche Bilderflut und fühlt sich von Tag zu Tag ohnmächtiger. Eigentlich müssten die Massen auf die Straßen gehen und rufen: "Es reicht. Genug ist genug."

      • @Il_Leopardo:

        In Israel gegen Hunderttausend auf die Straße. Direkter geht Protest wohl nicht. Auch wenn die Proteste bisher nichts genützt haben - Sanktionen gegen Israel, etc. könnten auch zu einer Art "Bunkermentalität" führen und die Hardliner erst recht stärken.

        • @Kai Ayadi:

          Hält uns das bei anderen Ländern von Sanktionen ab?

        • @Kai Ayadi:

          guter Punkt. aber was dann?

      • @Il_Leopardo:

        Ich finde nicht, dass es die Aufgabe der Straße ist im Fall Gaza Signale zu setzen. Die Leute gehen auf die Straße, werden von der Polizei unterdrückt, welches Signal kann da gesendet werden? Keines nach Israel, nur an die eigene Bevölkerung - voller Hass und Spaltung. Vielmehr sollte das Aufgabe der Politik sein - auf internationaler Ebene - und es sollte eingefordert werden. Möglichkeiten dazu sind bei weitem nicht ausgeschöpft und wir sind überhaupt nicht an dem Ohnmachtspunkt, den man oder wir uns einreden. Die Debatten und deren Protagonisten sind nur nicht die besten und da kann man ja zumindest langfristig etwas daran ändern. Wir können die Verantwortung nicht auf die Massen auf der Straße abwälzen. Die wird es nicht geben, dafür sind die Menschen sich untereinander doch zu egal. Außerdem finde ich ist die Gefahr groß bei "Massen" auch Kandidaten einzusammeln, die nicht wie Sie und ich zwischen Religionszugehörigkeit, Nationalität, politischer Position und Regierungsbeteiligung zu unterscheiden in der Lage sind. Und dann wird es vielleicht doch etwas gefährlich.

        • @drum:

          Ich verstehe Ihre Haltung. Mir ist klar, dass eine Demo wenig Eindruck auf Herrn Netanjahu machen wird. Aber die Menschen könnten unserer Regierung ein wenig Druck machen, damit sie ihren Unmut über die Politik Israels doch etwas schärfer formuliert als bislang geschehen.

        • @drum:

          Um mich nicht missverständlich auszudrücken, natürlich wirkt Protest auf der Straße, schafft Aufmerksamkeit und Druck bei politischen Akteur:innen Stellung zu beziehen. Aber ich finde es wichtig, dass der Protest gezielt die Bundesregierung adressiert und Handeln einfordert. Bilder von Protestierenden hat Israel auch im eigenen Land und selbst die scheinen dort recht wenig an der Politik zu ändern.

  • Danke für den Kommentar oben. Und dass hier die Kommentare freigeschaltet sind. In meiner inneren Entwicklung zu dem was passiert, bin ich irgendwo zwischen Fassungslosigkeit, Empörung und einer Art Erstarrung. Die letzten Gefühle (Tränen) sind bei der momentanen Global Sumud Flotilla Aktion, bei einer der Reden auf einer Pressekonferenz, da gewesen. Sogar ein Interview mit einem Arzt, der da war zum arbeiten hat mich nicht richtig erreicht. Obwohl er die Verletzungen beschrieben hat. Gezielte Schüsse in Kinderköpfe z.B. Ich bin in mir bei: Wenn die Welt so etwas zulässt, verliert sie das Recht, sich mitmenschlich zu nennen. Aus Menschen werden Zombies bzw. welche, die nur "machen" wenn es ihnen selbst nützt.

    • @earthgirl:

      Entschuldigung, aber die Empathie vieler, die nun nach Empathie schreien, hielt sich am 7. Oktober in Grenzen. Selektiv eben, die Gründe sind bekannt

      • @Axotono:

        Ihr Kommentar ist Blödsinn. Die meisten Menschen waren entsetzt über den 7. Oktober.

        • @Andreas J:

          In der "propalästinensischen" Szene wurde der Terrorangriff der Hamas vielfach offen gefeiert, und unter den netten, wohlerzogenen intellektuellen "Israelkritikern" wurde er fleißig verständnisheischend "kontextualisiert" und damit letztlich gerechtfertigt.

          Und das Entsetzen, das es natürlich auch verbreitet gab, ist schnell abgeklungen. Die Regierungen der großen europäischen Staaten machen sich keine Gedanken mehr, wie die Hamas zu besiegen ist, sondern üben ausschließlich politischen Druck auf Israel aus und finden sich damit ab, dass die Hamas weiterhin Gaza beherrscht.

          • @Budzylein:

            Ja es gibt Anhänger der Hamas. Diese als viele zu bezeichnen ist aber überzogen. Die Kritik an Israel entsandt bei den meisten erst Zeitversetzt durch die Art der Reaktion auf den 7. Oktober und basiert nicht auf Antisemitismus sondern auf dem Entsetzen über den sich anbahnenden Genozid, angetrieben von der rechten, rassistischen Regierung Israels. Die Hamas lehne ich komplett ab.

          • @Budzylein:

            Die israelische Regierung redet offen darüber, dass sie den Gazastreifen annektieren und die Palästinenser vertreiben will. Mit allen Mitteln. Das ist die aktuelle Situation.

            Natürlich kann man immer wieder auf den 7.10.23 verweisen und darauf, dass es damals an einigen Stellen Jubel über die Verbrechen gab. Es entschuldigt aber nicht im geringsten, das heutige Handeln der israelischen Regierung. Und es entschuldigt auch nicht, einfach zuzuschauen, wenn man Druckmöglichkeiten hat. Der Hams liefern wir ja auch keine Waffen und treiben auch keinen Handel mit ihr.

          • @Budzylein:

            Nun bedeutet „kontextualisiert“ nicht dasselbe wie „rechtfertigen“; besonders unredlich ist die Vermischung dieser Begriffe aber, weil diejenigen, die sich darüber ereifern, dass der Angriff der Hamas historisch eingeordnet (d.h. kontextualisiert) wird, gar kein Problem damit haben, wenn Israels Agieren auf dieselbe Weise behandelt wird. Auf der Grundlage kann man den NO-Konflikt natürlich für die von Ihnen präferierte Seite bequem darstellen: die Palästinenser sind grundlos gewalttätig, Israel reagiert lediglich. Wir hatten haben hier ja kürzlich über die Frage gesprochen, wie rassistisch manche Verteidiger Israels argumentieren und Hand aufs Herz: Kommen Ihnen diese Deutungsmuster wirklich nicht bekannt vor? Was Sie über die EU-Regierungen schreiben, ist ohnehin falsch: Hamas ist (anders als Likud) als Terrororganisation eingestuft, alle Nachkriegsplaene sehen ein Gaza ohne Hamas vor, und gegen Israel gibt es keine nennenswerten Sanktionen, bestenfalls zaghaften Druck, der nicht zuletzt der Sorge geschuldet ist, irgendwann selbst für die Rolle in dem Völkermord in Gaza haftbar zu sein (ich erinnere an das noch laufende Verfahren gegen Deutschland).

            • @O.F.:

              Die europäischen Staaten, die Druck auf Israel ausüben, die Kriegführung gegen die Hamas einzustellen, mögen sich Nachkriegspläne für Gaza ohne die Hamas ausgedacht haben. Diese Pläne sind aber wertlos, solange die Hamas die Macht in Gaza hat. Die Hamas wird sich nicht auf Wunsch von Leuten wie Merz, Starmer oder Macron, die in Gaza überhaupt nichts zu melden haben, in Luft auflösen, wenn Israel sich zurückzieht, sondern weitere Terrorangriffe vorbereiten.

    • @earthgirl:

      Wir müssen wohl damit leben, dass der Mensch nicht nur zu Liebe und Mitgefühl fähig ist, sondern auch zu unfassbarer Grausamkeit. Und können froh und dankbar sein, wenn wir selbst nicht davon betroffen sind und müssen weiter daran arbeiten, Brücken zu bauen, jeder im Rahmen seiner Möglichkeiten (es beginnt im Kleinen).

      • @John Lemon:

        Ich nochmal. Wie sehen ihre Brücken aus? Woraus sind sie gemacht? Das wüsste ich gerne. Im Ernst. Wichtig finde ich, aus den Worten in Aktion zu kommen. Und klein und direkt zu sein ist genau, was Mensch sein kann. Aber tatsächlich kann doch nicht sein, dass die israelische Regierung in dem was sie durchsetzt Richtung Vernichtung nicht gestoppt werden kann. Das darf nicht sein. Mit all dem ist Deutschland verbunden durch unsere Geschichte.

        • @earthgirl:

          Sie sind eben aus Liebe und Mitgefühl gemacht. Wir können daran arbeiten, selbst friedfertig zu werden (ohne Verdrängung berechtigter Wut). Und wir können anderen dabei helfen friedfertiger zu werden. Aber obwohl ich daran glaube, dass diese Friedensarbeit im eigenen Umfeld der Menschheit insgesamt hilft (auch weil es weltweit viele sind, die sie praktizieren), verzweifle ich trotzdem an der Hilflosigkeit mit der wir dem Vernichtungskrieg in Gaza gegenüberstehen. Und ja, als Deutsche ist der Umgang mit diesem Konflikt eine besondere Herausforderung.

    • @earthgirl:

      '... bin ich irgendwo zwischen Fassungslosigkeit, Empörung und einer Art Erstarrung'

      Ich kann Ihnen da nur bepflichten, erschrocken über mich selbst angesichts dieser Erstarrung, die sich durch die tägliche Dosis des immer schlechter, schlimmer, widerwärtiger im Laufe der letzten zwei Jahre eingeschlichen hat.

      Was / wer hätte die Kraft, mich, uns alle, aufzuwecken?

      • @EffeJoSiebenZwo:

        Wer? Ich sollte mich aufwecken. Ich sollte mich an das erinnern, was für mich wichtige Werte sind. Ich sollte mich wegstellen von Platz1. Mir bewusst werden, wieviel ich aufwenden will/kann um zu helfen. Ich sollte mich verbrüdern/verschwestern mit Menschen, die ähnlich ticken.



        Was kann das Grauen drehen? Ich weiß es nicht. Ich weiß es schon gar nicht, wenn Deutschland mit seiner Täter:innengeschichte so agiert, wie es agiert bzw. nicht agiert. Immer noch Waffen wegen laufenden Verträgen. Usw.



        Wissen sie eine Antwort auf ihre Frage? Werden wir nur geweckt durch einen riesigen Knall? So abgründig wird es dazu in mir.



        Ich wünschte mir wenigstens Erich Fried zurück.

        • @earthgirl:

          "Es ist was es ist, ...". Kann das auch hier gelten, bei diesen grauenhaften Verbrechen?

          • @John Lemon:

            Ich habe Erich Fried im Zusammenhang mit Israel erwähnt. Ich empfehle das Buch "Höre Israel - Gedichte gegen das Unrecht" von ihm. Und außerdem lieber John, Liebe hat noch nie geschadet. Und vielleicht ist sie das Einzige, das hilft in dieser irren Welt.