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Historiker Traverso über den 7. Oktober„Ich bin von Deutschland sehr enttäuscht“

Das Massaker der Hamas am 7. Oktober als Pogrom zu bezeichnen, ist falsch, meint der Historiker Enzo Traverso. Ein Gespräch über Krieg und Erinnerung.

Das Holocaust­mahnmal steht an einem zentralen Ort in Berlin. Auch deshalb war Deutschland lange Zeit ein Vorbild Foto: Jochen Eckel/SZ Photo
Interview von Andrea Dernbach

taz: Herr Traverso, Sie haben als Historiker viele Bücher über Auschwitz und die Aufarbeitung der NS-Geschichte geschrieben. Nun sagen Sie, die Erinnerung an die Schoah werde missbraucht. Was meinen Sie damit?

Enzo Traverso: Die Art und Weise, wie die Ereignisse des 7. Oktober dargestellt wurden und werden, bereitet mir Unbehagen. Der Angriff der Hamas wurde als größtes Pogrom gegen Juden seit der Schoah bezeichnet, und damit wurde das israelische Vorgehen in Gaza gerechtfertigt. Dieses Framing wurde von vielen westlichen Regierungschefs und Staatsoberhäuptern aufgenommen und praktisch Allgemeingut.

taz: Was ist falsch daran?

Traverso: Ein Pogrom richtet sich gegen eine unterdrückte Minderheit, die praktisch keine Möglichkeit hat, sich dagegen zu wehren. Sind das die Israelis von heute? Nein. Außerdem wird damit eine direkte Verbindung vom 7. Oktober zum Holocaust gezogen.

Im Interview: Enzo Traverso

67, italienischer Historiker, hat über Auschwitz und die Moderne, die Intellektuellen und den Holocaust geforscht. Seit 2013 ist er Professor an der Cornell University in New York. Zuletzt veröffentlichte er den Essay „Gaza im Auge der Geschichte“.

taz: Sehen Sie am 7. Oktober keinen Antisemitismus am Werk?

Traverso: Durchaus. Aber er ist in erster Linie ein Ergebnis der Besatzung. Ich bin überzeugt, dass sich der Hass der meisten Menschen in Palästina gegen Israelis richtet, weil sie Bürger jenes Landes sind, das sie unterdrückt. Nicht, weil sie Juden sind.

taz: In Deutschland bezweifeln das manche.

Traverso: Ich habe die deutsche Erinnerungspolitik lange sehr bewundert. Ich bin schließlich Bürger eines Landes, das sich nie wirklich mit seiner Vergangenheit auseinandergesetzt hat. Es gibt in ganz Italien kein einziges Denkmal zur Erinnerung an die Gewalt des Faschismus – schon gar nicht zur Erinnerung an das Massaker von Zeret in Äthiopien von 1935, das nach heutigen Maßstäben wohl als Völkermord anzusehen wäre, oder an die italienischen Konzentrationslager in Libyen.

taz: Stattdessen steht in Rom vor dem viel besuchten Olympiastadion immer noch ein Obelisk, der „Mussolini Dux“ feiert …

Traverso: Genau. Wenn ich in Berlin bin, steht am vielleicht zentralsten Ort der Stadt ein Holocaustmahnmal. Für viele Menschen war Deutschland deshalb ein Vorbild für Erinnerungspolitik – ein Land, dem es gelungen war, die schrecklichsten Seiten seiner Geschichte zu integrieren. Aber jetzt bin ich sehr enttäuscht.

taz: Warum?

Traverso: Ich weiß, dass viele in Deutschland die Dinge so sehen wie ich – auch jüdische Deutsche und Israelis, die in Deutschland leben. Dennoch gibt es keine öffentliche Debatte über das, was gerade in Gaza passiert. Selbst die deutsche Presse, die ich, soweit ich sie verfolgen kann, sehr schätze, führt sie nur sehr eingeschränkt. Ich würde mir eine öffentliche Debatte wünschen, die der realen Vielfalt der deutschen Gesellschaft entspricht. Und ich sehe, wie diese gewaltige Arbeit der Erinnerung an die Schoah – die auch eine Arbeit im Dienste der Demokratie war – in ihr Gegenteil verkehrt wird. Sie wird dazu benutzt, um Ungleichheit, Unterdrückung und Kolonialismus zu legitimieren. Nicht nur bei Ihnen in Deutschland. Aber in Deutschland ist das eklatant.

taz: Was meinen Sie mit Kolonialismus?

Traverso: Der Zionismus hat eine widersprüchliche Geschichte. Er entstand in Mitteleuropa und wurde in deutscher Sprache formuliert. Einerseits war er eine jüdische Version der europäischen Nationalismen jener Zeit. Die angebliche Überlegenheit Europas über Afrika und Asien war fester Bestandteil dieses Denkens. Der Zionismus war ein Kind dieser europäischen Kultur. Andererseits war es der Nationalismus einer unterdrückten Minderheit und insofern eine nationale Befreiungsbewegung.

taz: Und heute?

Traverso: Der Zionismus, der überlebt hat, ist ein kolonialer Na­tio­nalismus. Er schließt alle, die nicht jüdisch sind, aus. Denn vollwertiger israelischer Staatsbürger zu sein ist ans Jüdischsein gebunden – das gilt immer noch, auch wenn viele Israels nicht gläubig sind und erhebliche Probleme mit ihren orthodoxen Landsleuten haben. In Israel leben die schlimmsten Seiten dessen fort, was der Nationalismus in Europa hervorgebracht hat.

taz: Die Solidarität mit Israel ist Teil der deutschen Staatsräson. Was soll falsch daran sein?

Traverso: Diese Staatsräson essentialisiert Israel, indem sie eine Art ontologische Unschuld und damit eine grundsätzlich wohltätige Natur postuliert. Damit wird der Antisemitismus, der Juden als ein bösartiges Wesen stigmatisiert, nur in sein Gegenteil verkehrt. Dieser Essentialismus ist absurd: Juden sollten, wie alle Menschen, für das, was sie tun, beurteilt, bewundert, kritisiert oder verurteilt werden. Nicht für das, was sie sind.

taz: Das hat Merkel mit dem Begriff sicher auch nicht gemeint.

Traverso: Ich unterstelle der früheren Kanzlerin Merkel wie auch Kanzler Scholz, der ihre Formel wiederholt hat, keine böse Absicht. Aber unabsichtlich macht dieser Begriff klar, dass wir damit eine Schattenzone der Demokratie betreten. Staatsräson bedeutet: Es gibt nationale Interessen, die über der Demokratie und über den Gesetzen stehen, die für alle Bürger gelten. Die bedingungslose Unterstützung Israels als Staatsräson bedeutet: Israel darf machen, was es will. Das steht in absolutem Widerspruch zu der Kultur, die aus der historischen Erinnerung an die Verbrechen des Nationalsozialismus hervorgegangen ist: eine Demokratie zu schaffen, die offen und pluralistisch ist. Damit einen weiteren Genozid zu rechtfertigen, ist brandgefährlich – erst recht in einer Situation, in der Europas Rechte immer größere Erfolge feiert.

taz: Sie sprechen von Genozid?

Traverso: Als Historiker bin ich sehr vorsichtig mit dem Begriff, er wird oft missbraucht. Aber die UN-Konvention von 1948 sagt sehr genau, was ein Genozid ist. Und das entspricht dem, was heute in Gaza passiert. Gaza wird in einer Weise zerstört, die den Palästinensern ihre Lebensbedingungen raubt. Die Infrastruktur ist zerstört, Krankenhäuser werden zerbombt, während wieder Krankheiten wie Polio ausbrechen. Die Menschen hungern, aber die Lastwagen mit Hilfsgütern wie Medikamenten und Nahrung werden blockiert. Zum Genozid gehört auch die Zerstörung der Elite einer Gesellschaft. In Gaza wurden fast 200 Jour­na­lis­t:in­nen getötet. Das alles lässt sich nicht rechtfertigen – auch nicht damit, dass man die Hamas zerschlagen müsse.

taz: Muss man deshalb von einem Genozid sprechen?

Traverso: Ich finde es uneingeschränkt legitim, dieses Wort zu benutzen. Und ich stehe damit keineswegs allein: Raz Segal, der Professor für Holocaust- und Genozidstudien an der Stockton University ist, nennt Gaza „einen Genozid wie aus dem Lehrbuch“. Omer Bartov, einer der renommiertesten Forscher auf demselben Feld, teilt diese Ansicht. Und es hat politische Folgen, dieses Wort zu benutzen: Einen Genozid muss man nämlich stoppen.

taz: Die Väter und Mütter der UN-Konvention hatten den Holocaust vor Augen, als sie kurz nach dem Ende der NS-Herrschaft ihre Definition eines Genozids festlegten. Manche finden deshalb, der Holocaust werde relativiert, wenn man Israel einen Genozid vorwirft …

Traverso: Wir haben uns in der öffentlichen Wahrnehmung angewöhnt, Genozid und Holocaust gleichzusetzen. Ja, der Holocaust gilt als Paradebeispiel für einen Völkermord und als Musterfall, um andere Genozide zu verstehen. Aber der Holocaust war nicht der einzige Genozid. Die Geschichte ist leider von Genoziden durchzogen, auch wenn nicht alle die gleiche Dimension hatten. Der deutsche Völkermord an den Herero und Nama 1900 bis 1904 kostete 80.000 Menschen das Leben. Das ist eine andere Dimension als die Vernichtung von 6 Millionen jüdischen Menschen in Europa. Aber es war ein Genozid.

taz: Netanjahu und andere israelische Politiker begründen ihre Politik häufig mit dem Holocaust: So etwas werde man nie wieder zulassen. Ist das nicht verständlich?

Traverso: Mit der Erinnerung an den Holocaust wird heute leider auch die Unterdrückung der Palästinenser gerechtfertigt. Im Westjordanland herrscht ein System der Apartheid, das ist eine Tatsache, das haben die UN oder Amnesty hinreichend dokumentiert. Aber diese Apartheid wird gerechtfertigt mit dem, was Juden in der Geschichte widerfahren ist. Diese Art der Erinnerung, die alles, was Israel tut, mit der Schoah rechtfertigt, hat aus meiner Sicht eine schreckliche Folge: Sie wertet die Schoah ab. Sie trägt zum Antisemitismus bei, nicht zuletzt in der arabischen Welt. Und sie ist Wasser auf die Mühlen all derer, die die Vernichtung der Juden ganz leugnen und zur reinen Erfindung erklären.

taz: Wie wird die Region, wie werden Israel und Palästina aus diesem Krieg hervorgehen?

Traverso: Auf mittlere Sicht bin ich sehr pessimistisch, ich sehe keine Hoffnung. Keiner der Akteure in diesem Konflikt hat eine Strategie: Nur die extreme Rechte in Israel hat eine: Sie will alle Palästinenser vertreiben und Gaza wieder besiedeln, also kolonisieren. Aber das wird schwierig, und sie werden auch nicht zwei Millionen Menschen umbringen können. Die USA haben keine Strategie, und die Palästinenser werden zum Terrorismus zurückkehren. Ich sehe nur noch mehr Zerstörung und Gewalt.

taz: Und langfristig?

Traverso: Langfristig muss es eine Lösung geben. Ich sehe keine andere, als dass sich alle Beteiligten klar werden, dass dieses Stück Erde von zwei Völkern bewohnt wird. Beide haben das Recht dazu und müssen folglich lernen, zusammenzuleben. Sich im 21. Jahrhundert als homogene Gesellschaft zu definieren und nach außen abzuschließen, ist eine Verirrung. Das ist eine existenzielle Gefahr für Israel, seine größte. Wo es keinen Pluralismus gibt, bleibt nur Autoritarismus übrig. Warum wohl ist Giorgia ­Meloni von Israel so begeistert?

taz: Warum?

Traverso: Sie sieht in Israel verwirklicht, was sie sich für Italien ebenso wünscht: einen exklusiv christlich-ethnischen Staat. Aber das ist absolut rückschrittlich. Schlimmer, es ist selbstmörderisch. Auch aus Italien wird langfristig ein Apartheidstaat werden, wenn es sein Staatsbürgerschaftsrecht nicht ändert.

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55 Kommentare

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Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • Der Erkemntnisgewinn durch Herrn Traverso ist mäßig.

  • Das hier kann man nur als Gefälligkeitsinterview bezeichnen. Keine kritische Nachfragen, sondern nur Steilvorlagen für den Mann, um seine Thesen nachzuschärfen. Ein absoluter Tiefpunkt.

  • Der beste Artikel zu diesem Thema seit Langem

    wo doch sonst immer die „Hand vor den Mund gehalten wird“ seitens der Presse und Politik zu diesem Thema

  • Diese Meinung von Herrn Enzo Traverso teilen viele, so wie ich auch. Und wie reagieren die meisten auf solche Aussagen? Das sind die Worte von Antisemiten. Jedes Mal, sobald man Israel bzw. dessen Machthaber kritisiert, kommt die Antisemitismus Keule. So werden alle Kritiken zum Schweigen gebracht und dient als Rechtfertigung. Es muss jeden Akteur bewusst sein, es wird nur Frieden einkehren, wenn jeder etwas aufgibt. Es wird bei der Beendigung des Konflikts kurzfristig viele Verlierer geben. Das muss jedem klar sein, aber langfristig wird es zum Erfolg führen. Es wird Zeit, dass auch die Bundesregierung endlich Druck auf Israel ausübt, damit dort die Gewalt beendet wird. Und man endlich mal von Israel verlangt, dass über eine Zweistaatenlösung verhandelt werden muss. Genug Menschen sind gestorben, es wird Zeit für Frieden auf beiden Seiten.

  • “ Traverso: Ein Pogrom richtet sich gegen eine unterdrückte Minderheit, die praktisch keine Möglichkeit hat, sich dagegen zu wehren. Sind das die Israelis von heute? Nein. Außerdem wird damit eine direkte Verbindung vom 7. Oktober zum Holocaust gezogen.”



    Hier kann man aufhören zu lesen, natürlich sind Juden im Nahen Osten und der ganzen Welt eine unterdrückte Minderheit die versucht wird auszurotten. Wer das negiert ist schlicht ein Antisemit mit dem man nicht diskutieren muss, sondern ignoriert oder bei Straftaten weggesperrt werden sollte.

  • Ich kann diesen Artikel nur zustimmen.

  • Auswanderung nach Israel war genauso wenig Kolonialismus wie Auswanderung nach Brasilien oder in die USA. Traversos Auffassung vom Kolonialismus ist überkommen, er lehnt sich an einseitige postkoloniale Theorien an. Israel war nie kolonialistisch, es hat sich immer gegen Angriffe verteidigen müssen und danach Sicherheitszonen geschaffen. Erst die Siedlerbewegung der letzten 20 Jahre ist kolonialistisch und gehört rückgängig gemacht. Israel ist die einzige Demokratie im Nahen Osten, in der, wie Kai Ayadi zeigt, auch viele Muslime und Christen leben. Noch ist der Staat Israel demokratisch und plural, wenn ihn seine derzeitige Regierung nicht Richtung Faschismus verändert.

  • Da Israel kein Volk ausrottet ist das kein Genozid im Gaza. Da Gaza und UN falschen Zahlen veröffentlicht haben was ja mittlerweile bewiesen wurde hat Israel alles richtig gemacht. Was hätten die auch anderes tun können? Die Geiseln müssen frei

    • @Cello:

      Nun wurde in den letzten Monaten oft genug erklärt, dass man kann ganzes "Volk" ausrotten muss, um einen Völkermord zu begehen, sondern die intendierte teilweise Dezimierung einer z.B. ethnischen Gruppe ausreicht. In Gaza sehen mittlerweile etliche Menschenrechtsorganisationen, Experten und sogar einige europäische Regierungen diese Schwelle als überschritten an. Übrigens: Selbst wenn man das Kriterium der Intentionalitaet nicht erfüllt sieht, hat Israel nicht "alles richtig gemacht": dann auch dann bleiben (unter anderem von AI) akribisch dokumentierte Taten, die vermutlich Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit darstellen (weshalb auch der IStGH Haftbefehle gegen Netanjahu und Gallant ausgestellt hat). Man sollte sich also gut überlegen, was man hier schönredet.

      • @O.F.:

        UN und AI sind die größten Heuchler der aktuellen Zeit. den Glaube ich kein Wort mehr. Die Stecken mit Terroristen unter einer Decke. Auch dein Punkt wie du Völkermord definierst ist hier nicht gegeben. So seh ich das ja auch und das was du machst ist schönreden

    • @Cello:

      'Da Gaza und UN falschen Zahlen veröffentlicht haben was ja mittlerweile bewiesen wurde hat Israel alles richtig gemacht. Was hätten die auch anderes tun können?'

      Es wird BEHAUPTET, dass die Opferzahlen falsch wären, allerdings eigentlich immer nur von der Seite der israelischen Regierung und des IDF. Andere, unabhängige Akteure (zB UN, MSF, Lancet) schätzen deutlich höher. Warum schätzen? Weil keine unabhängigen Beobachter nach Gaza oder die West Bank reingelassen werden.

      Und selbst wenn also die Zahlen falsch wären (was ja wie oben ausgeführt zu bezweifeln ist): warum hätte 'Israel dann alles richtig gemacht' (Ich übernehme jetzt einfach mal ihre Diktion)? Alternativlos, oder wie?

      • @EffeJoSiebenZwo:

        Gaza und UN stecken unter einer Decke das ist ja mittlerweile von einigen Historiker und Länder bewiesen worden und die Britten haben ja herausgefunden wie die Zahlen manipuliert wurden. Also in deinen Augen wenn ein Land angegriffen wird und Geiseln mitnimmt, darf das Land ihre Landsleute nicht helfen? Das ist ihre Auffassung?

    • @Cello:

      Woher bekommen Sie Ihre Informationen? Wer genau hat was bewiesen?



      Lesen Sie Haaretz, schauen Sie Al Jazeera, lesen Sie NYT, schauen Sie BBC, die ganze Bandbreite seriöser Medien!



      Und was ist mit dem Urteil des internationalen Strafgerichtshofs?



      Und vergessen Sie nicht die an die 200 Journalisten, die in Zwischenzeit in Gaza getötet wurden! Weil sie der Welt berichten wollten, was sich in Gaza abspielt!



      Aber vermutlich kann für Sie nicht sein, was nicht sein dürfte. Netanyahu und seine Regierung sind Kriegsverbrecher.

      Und was ist mit

      • @VeRuGa:

        Ihre Medien sind alle unseriös. Selbst BBC hat ihre Aussagen schon korrigieren müssen. Man muss alles lesen was man kriegen kann und dann recherchieren ob das passt, so geh ich vor. Die UN hat es selbst veröffentlicht, das ihre ersten Zahlen falsch waren. Die UN selbst hat sogar bestätigt was die Britten bezüglich den Toten von Kindern falsch gemacht wurde vom Gaza. Was in diesem Konflikt an Zahlen kommen egal von wem glaube ich nichts mehr. Israel kann so lange weiter machen bis alle Geiseln frei sind in meinen Augen. Das würde ich genauso von jedem anderen Land erwarten und das Gaza ihre Leute nicht schützt und selbst angreift geht absolut gar nicht.

  • Die Manier, über solche Ereignisse wie den Massenfemizid mit Begriffsdefinitionen zu streiten, finde ich ehrlich gesagt widerlich. Wir wissen alle, was gemeint ist.

  • Am 7. Oktober hat sich gezeigt, dass auch Staaten - gerade in einer prekären Lage- ihre Staatsbürger nicht vor pogromartiger Gewalt schützen können. Es wurden damals nicht nur Juden getötet, sondern Israelis aus allen ethnischen Gruppen und ausländische Arbeiter.



    Antisemitismus gab es schon lange vor "der Besatzung", die Muslimbrüder wurden in den 1930er Jahren gegründet.



    Auch die 20 % Nichtjuden in Israel (Araber, Beduinen, Drusen, Christen) sind "vollwertige Staatsbürger" in Israel. Sie müssen nicht in der Armee dienen, der Großteil z.B. der Drusen tut es aber.



    "Der" Zionismus ist kein nationaler Kolonialismus - jedenfalls nicht mehr als dass alle Nationen irgendwann "fremde" Völker " "kolonisiert" haben: USA und Rußland im 19. Jahrhundert, die Araber im 7. und 8. Jahrhundert, ...



    Der Zionismus wurden nicht nur vom Staatsbürger Österreich-Ungarns, Herzl formuliert, sondern setzte sich aus vielen Strömungen zusammen.

    Traverso bringt viele, aber sehr schwache Argumente.



    Es sei nochmal dran erinnert, wer die aktuelle Kriegsrunde begonnen hat: es war die Regierung Gazas, die Hamas.



    Die hatte übrigens sehr wohl eine Strategie. Und die ist aufgegangen.

    • @Kai Ayadi:

      Einspruch!



      Richtig der Zionismus ist ein Strom aus unterschiedlichen Ländern aber zumeist kam er aus Europa und nicht aus den im Gebiet lebenden Jüdischen Personen.



      Desweiteren weißt der jetzige Zionismus in Israel durchaus Kolonialistische Züge auf.

      Richtig ist die JETZIGE Situation kommt von 07.10.



      Ist aber nicht auszuschließlich dem Geschuldet. Die Situation ist leider wie man sagen muss auch Historisch gewachsen.



      Schon vor dem 7.10 waren bestimmte Israelische Politiker unzufrieden mit der Gaza Situation (wer sich ein wenig mit den politischen Situngen in Israel beschäftigt wüsste es).



      Desweiteren wird die Hamas Regierung seit etlichen Jahren nicht mehr international anerkannt da es seit Jahren keine offenen Wahlen in Gaza gegeben hat.

      Sie sagen die Argumente seien schwach, haben jedoch selbst nur sehr schwache Gegenargumente, bzw ich sehe kaum welche bis auf den Zionismus.

      "Antisemitismus gab es schon lange vor "der Besatzung", die Muslimbrüder wurden in den 1930er Jahren gegründet."



      - Das 'Protektorat' des Gebiet existiert seit 1922 (oder sogar davor) von den Briten (Mandat seit 1922).



      (Damit deutlich wird was ich meine: Europäer entscheiden über lokale Bevölkerung)

  • Pogrom? Nein, sicher nicht.



    Massaker? Schon eher.



    Eine kriegerische Handlung trifft es schon besser. Eine Kriegserklärung.

    Die Hamas (Gründungscharta basiert auf den „Protokollen der Weisen von Zion“) als gewählte Vertretung der Palästinenser hat einen Krieg begonnen. Jahrzehnte geplant. Logistisch und strategisch vorbereitet. 1000 Kilometer Tunnel gebuddelt, die viele Milliarden Dollar verschlungen haben. Hauptfinanzier der Iran. Der auch die Waffen lieferte.

    Ziel: Israel mit einem furchtbaren Massaker, hauptsächlich gegen Frauen, so zu provozieren, dass Israel die Kriegserklärung annehmen musste.

    Kalkül: Die Terroristen verstecken sich in bewährter Art hinter Frauen und Kindern, erzeugen auf diese Weise möglichst viele Opfer.

    Auf die UNO, Amnesty & die antisemitische Internationale kann man sich in altbewährter Manier verlassen. Israel gewinnt den Krieg, verliert ihn jedoch politisch.

    Die Mullahs in Teheran als Drahtzieher wurden nicht erwähnt, was soll ich mit so einem Artikel anfangen?

    Artikelzitat: "In Israel leben die schlimmsten Seiten dessen fort, was der Nationalismus in Europa hervorgebracht hat".

    Was heißt: die Juden als Nachfolger der Nazis.

    Bravo!

  • Bravo! Danke Herr Traverso. Gott sei Dank ist er Italiener und hat keine Schere im Kopf und traut sich zu sagen was Sache ist. Ich befürchte aber das selbst diese Einordnung nur eine Light Version ist. Es kommen immer wieder Einzelheiten aus Gaza auf den Tisch die meinen Restglauben an Israel fundamental erschüttern.

  • In Israel leben nach Ansicht des Autors die schlimmsten Seiten dessen fort, was der Nationalismus in Europa hervorgebracht hat.

    Als schlimmste Auswüchse des Nationalismus in Europa dürfen getrost der Nationalsozialismus und die von ihm betriebene Vernichtung des europäischen Judentums gelten. Derartiges Unmenschentum sieht Herr T. nun in Israel fortwirken.

    Auch eine Art, die israelische Politik mit der der Nazis gleichzusetzen, ohne das explizit formulieren zu müssen.



    Eine Gleichsetzung, die allgemein als ein Indiz für Antisemitismus akzeptiert ist. Tatsächlich entlarvt sich mit dieser Phrase die antisemitische Gesinnung des Autors, da nutzen all seine rhetorischen Windungen und teilweise berechtigten Darlegungen



    nichts!

  • Enzo Traverso ist nicht irgendein Historiker mit entsprechendem Spezialgebiet, sondern ein notorischer Antizionist. Bereits 2002 hat er zusammen mit Elfriede Müller und Klaus Holz in der jungle world den Grundstein für das mitgelegt, was heute unter dem Slogan "Free Gaza from German guilt" firmiert.



    Grundlage seines Wirkens ist das Ausspielen der Diaspora-Juden gegen das zionistische Projekt Israel als Schutzraum für alle, die nach den Nürnberger Rassegesetzen verfolgt werden würden. Weiterhin glänzt er mit (beabsichtigter?) Unwissenheit bzgl. der Geschichte des Judentums im Nahen Osten und was dann zur Staatsgründung passiert ist. So kann man natürlich gerne behaupten, die Diskussion über Antizionismus hätte nichts mit der Staatsgründung zu tun.

    Überraschend ist dieses Interview in der taz - und die breite Zustimmung dazu, dass "endlich mal jemand sagt", was eh die Mehrheit schreibt und denkt, nur für solche, die die taz nur kurz nach dem 7. Oktober 2023 gelesen haben, als sie sich wohlwollend vom erbärmlichen und empathielosen "ja aber" abgesetzt hat.

  • Ich hätte mir ja ein paar Nachfragen gewünscht.

    Ich meine, der Mann ist Historiker, da wird er die Grundlagen für seinen Standpunkt erklären können.

    Es hätte von der Einleitung bis zum Schluss Punkte gegeben, um mal nachzuhaken.

    So bleibt es eine Aneinanderreihung von Glaubenssätzen, die man eben teilt oder nicht.

    Schade.

  • Das Interview beschreibt sehr gut die Tragik und die Probleme des Umgangs der aktuelln Erinnerung an den Holocaust.

  • Klingt ja logisch, aber das die Juden in Israel nur ungern noch mal auf die Sicherheitsversprechen anderer Staaten und Mehrheiten vertrauen, sollte gerade einem Historiker klar sein. Ohne bedingungslose Anerkennung Israels durch alle arabischen Staaten und insbesondere aller sich palästinensisch lesenden Akteur*innen, wird es auch in weiterer Zukunft keinen Fortschritt ohne massive Sicherheitsmaßnahmen für jüdische Israelis geben. Das sollte man nach der Shoah verstehen können. Auch als italienischer Professor.

  • Ich kann Herrn Traversos Meinung nur bedingt teilen.



    Ohne die Ermordung von 6 Millionen Menschen durch und Deutsche gäbe es wahrscheinlich gar keinen Staat Israel und Herzl Traum eines Judenstaates wäre ein Traum geblieben , der in ihm allerdings erst in der antisemitischen Dreyfuss-Affäre reifte.



    Herr Traverso sollte vielleicht erst einmal mit seiner Kritik in seinem Heimatland anfangen , wo ein junger Fußballer, ein Urenkel Mussolinis mit dem faschistischen Gruß gefeiert wurde !



    Die deutsche Politik ist nach dem ungeheuren Verbrechen unseres Volkes der Solidarität mit Israel verpflichtet, jenseits des linken und rechten Antisemitismus, der sich Israelkritik nennt.



    Gibt es Saudi-Arabien-Kritik oder China-Kritik , Ländern in denen die Menschenrechte mit Füßen getreten werden !

  • Der Historiker Traverso hat Recht mit seinen Ausführungen. Wenn ich mir ansehe, dass alles, was die deutschen Regierungs- und Oppositionsparteien aus zwei Angriffs-Weltkriegen und einem beispiellosen Massen- und Völkermord gelernt haben, eine heilige Staatsräson ist und nicht - wie es richtig wäre - eine universelle Menschenrechtsräson, dann ist das die falschestmögliche Lehre aus der deutschen Geschichte und ein zusätzlicher Grund, sich dieser Geschichte zu schämen. Eine gelungene wissenschaftliche und ethische Geschichtsbewältigung sieht jedenfalls anders aus; für Italien gilt dies in entsprechender Weise ebenfalls.

  • ich freue mich, dieses interview in der taz zu lesen.



    ich lese die taz seit 40 jahren und dachte eigentlich, dass diese zeitung ein fanal der menschenrechte sei. aber ich hatte leider den starken eindruck, dass die im interview gepriesene ausgeglichenheit der deutschen presse auch bei der taz fehlte. das grosse schweigen ueber einen teil der geschehnisse in gaza, naemlich die eklatanten menschenrechtsverletzungen des israelischen militaers und der regierung netanyahus, die tendenziositaet der berichterstattung weltweit ueber studentenproteste, die fehlende hintergrundrecherche, alles wurde im sinne der israelischen regierung gelesen und sehr vieles als antisemitisch verurteilt, was nicht im ansatz antisemitisch war. sobald man tuerkische, arabische oder publikationen der UN las, ergab sich sofort ein anderes bild. der anfang machte der hochbeschworene eklat bei der berlinale, der gar keiner war. der eigentliche eklat ist die verzerrung der erzaehlung.



    ich bin gespannt, ob die deutsche gesellschaft es schaffen wird, diesen diskurs ordentlich aufzuarbeiten.

    • @the real günni:

      Kam Ihnen schon mal die Idee, dass es sich auch objektiv um Antisemitismus handeln könnte und deshalb unter anderem die taz berichtete, wie sie berichtete?

    • @the real günni:

      Wenn ich ihren Punkt auch etwas nachempfinden kann, möchte ich die taz als Medium im deutschsprachigen Raum von der Kritik ausnehmen. Für mich ist die taz mit ihrem von anfang an auch kritischen Berichten und Kommentaren, vor allem allen auch mit ihrem Mut, die (moderierte) Kommentarfunktion offen zu lassen (das war bei faz, sz usw, die offenbar große Angst vor ihrer Leserschaft hatten / haben nicht der Fall) ein Leuchtturm. Tatsächlich hat sie mich damit seit Ende 2023 als Leser gewonnen.

  • Vielen Dank für dieses Interview, vielen Dank an Herrn Traverso, dessen Einschätzung hier ich uneingeschränkt teile.

  • Was auch fehlt: war der Massenmord der Hamas ein Genozid? Hat die Hamas weitere Genozide angekündigt?

    Traverso spricht von „ihr dürft nicht Pogrom sagen“, aber dann sagt er selbst, dass es „kleinere“ Genozide gibt.

    Und während Amnesty International in ihrem Bericht zu Gaza ein eigenes Kapitel dazu haben, wie sie Genozid umdefinieren, damit ihre Definition auf Gaza passt, ist der Massenmord durch die Hamas ein Lehrbuchbeispiel für einen Genozid.

    Was nur nicht in unsere Vorstellung passt (aber sehr wohl in die Definition) ist dass die Hamas die schwächere Seite ist.

    Verteidigt sich Israel gegen einen Genozid — durch die Hamas mit Unterstützung einiger Staaten in ihrer Umgebung?

    • @Arne Babenhauserheide:

      Die Behauptung, AI hätte den Genozid-Begriff umgedeutet, stimmt nicht. Ich rate dazu, den Bericht auch zu lesen, statt solche Gerüchte unhinterfragt zu wiederholen: AI verweist in ihrem Bericht auf verschiedene Rechtsauffassungen bzgl. des Kriteriums der Intentionalitaet und legt dar, welche dieser Auffassungen dem Bericht zugrundeliegt. Die von AI vertretene, weitere Definition ist aber keine neue Erfindung, sondern seit längerem etabliert (etwa in der juristischen Aufarbeitung des Jugoslawien-Krieges. Übrigens: selbst wenn man sich dieses Auffassung nicht anschließt, sind die auf c. 300 Seiten dargelegten Taten der israelischen Armee wohl Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Es gibt daran also nichts zu relativieren.

    • @Arne Babenhauserheide:

      Ihr "kleineres Progrom" hatte immerhin über 80k an Opfern und waren eine unterdrückte Minderheit.



      All dies, wie es auch im Artikel steht, trifft auf Israel nicht zu. Juden in Israel sind keine Minderheit. Der Staat Israel ist mit den Gedanken Menschen Jüdischen Glaubens eine Heimat zu geben, das entspricht durchaus einem Nationalen Gedanken. Da es exklusiv für Juden gedacht ist. Wenn man sich anhört was die Jüdischen Konservativen verlangen



      (z.B. nur noch Juden als Jüdischen Staatsbürger anzuerkennen welche nach recht der Tora jüdisch sind) ist dies ein weiterer Beweis für einen nationalen- religiösen Staat. Zu mindestens geht das in diese Richtung da es NOCH nicht umgesetzt wurde. Aber alleine das dies offen im Israelischen Parlament ausgesprochen wird, wäre in z.B. Deutschland ein absolutes No Go. Zurecht.



      Die Augen davor zu verschließen, das in Israel National-Religiöse das sagen haben hilft nicht.

      • @Keine Sonne:

        Juden in Israel sind keine Minderheit, richtig.

        Juden und Israelis in Arabien und in der Levante schon.

        Viele Palästinenser sehen sich in einem größeren arabischen Kontext.

        Deshalb die massive Unterstützung in anderen arabischen Staaten, wo man die Wahrnehmung teilt.

        Da ist Israel ein kleiner Fremdkörper, den man gerne ausmerzen möchte.

        Zudem gehört der Mythos von der jüdischen Herrschaft zum antisemitischen Narrativ.

        Die Progrome zu Beginn des 20. Jahrhunderts richteten sich in der Theorie auch gegen eine jüdische Herrschaft.

        Umgekehrt hat sich die Hamas am 7.10. möglichst die Schwächsten ausgesucht. Menschen, die nun eher keine Herrschaft ausüben.

        Aus meiner Sicht hilft die Diskussion um den Begriff "Progrom" aber nicht weiter.

        Dass Nationen als fiktive Gebilde sich an unterschiedlichen Merkmalen festmachen, liegt in der Natur der Sache.

        Sie müssten erklären, warum die Religion ein schlechteres Merkmal sein soll als zum Beispiel die in Deutschland als Merkmal verbreitete Sprache, die schon in der Schweiz ein No-Go wäre.

  • Es gibt in diesem Konflikt Lösungen. Unter Rabin/Arafat war ein Weg in Sicht. Wer aber verhindert immer wieder mit Gewalt solche Ansätze? Es sind Extremisten auf beiden Seiten. Es ist grundfalsch nur eine Seite zu unterstützen.

    • @Kaffka:

      Unterstützen wir denn nur eine Seite? Wie viel Geld hat Deutschland über die Jahre für Gaza gegeben?

      • @Arne Babenhauserheide:

        Gegenfrage: Wie viel Geld hat Deutschland Israel gegeben?



        (Ausgleichzahlungen durch den Holocaust ausgeschlossen)?



        Auch nicht wenig.

        Die Gaza Hilfe war/ist als Aufbau Hilfe gedacht. (Übrigens hat das Israelische Militär eine Milchfabrik zerstört mit der Begründung das dort Waffen gelgert/hergestellt würden, es stellte sich später heraus das es eine fehlinformation des Militärs war. Aufgebaut wurde die Fabrik von Israel dennoch nicht!)

        Aufbau Hilfe gibt Deutschland auch in anderen Afrikanischen Ländern (auch dort wo Bürgerkrieg ist/war).



        Und nun? - Man kann es sich einfach machen und überall die Aufbauhilfe streichen wo die Situation 'unklar' ist. Viel Spaß wenn Sie versuchen das durchzusetzen.



        Sollten Sie 'gleiches Recht' für alle meinen, haben Sie meinen Segen es zu fordern, wenn es nur für eine bestimmte Region seien soll... Es gibt für sowas ein passendes Wort welches ich hier nicht schreiben werde aus Gründen der Netiquette.

  • Dieses taz-Interview sollte Pflichtlektüre für alle Bundestagsabgeordneten sein, vor allem derjenigen, die in vorauseilendem Gehorsam nicht müde werden, von den Bürgern unseres Landes "bedingungslose Solidarität mit Israel" einzufordern und ständig von "Staatsräson" sprechen, um Kritiker der völkerrechtswidrigen Politik des Besatzungs- und Apartheidsstaates Israel als Antisemiten zu diskreditieren. Philosemitismus ist übrigens kein Allheilmittel gegen Antisemitismus. Im Gegenteil!

    • @UriAvnerylebt!:

      Antisemitismus und lügen als Pflichtlektüre?



      Puh, schwierig diesen AFD Sprecher zu ertragen.

    • @UriAvnerylebt!:

      Da kann ich Ihnen nur beipflichten.



      Bei einigen (wohlmeinenden) Israel-Lobbyisten könnten die Versuche des Reinwaschens der israelischen Besatzungspolitik und des Krieges in Gaza noch unter dem Motto „Nett gedacht, doch schlecht gemacht“ verbucht werden, andere wiederum müsste man kritisch fragen, warum sie sich mit ihrer vorbehaltlosen Unterstützung Israels zu Propagandisten einer rechtsgerichteten völkisch-nationalen Ideologie machen.

  • Was fehlt: ist Israel real bedroht?

    Produzieren "die Juden" den Hass gegen sie wirklich (nur?) selbst, oder wird Judenhass gezielt geschürt, um Israel zu dämonisieren, mit dem Ziel, es zu zerstören?

    Was auch fehlt: gab es vor dem sechs-Tage-Krieg schon Judenhass? Bedeutet Deutsche Erinnerungskultur auch, dass wir erkennen müssen, dass die Nazis Judenhass in der Arabischen Welt gezielt verstärkt haben und dass es eine Kontinuität dieses Judenhasses gibt?

    • @Arne Babenhauserheide:

      „Was fehlt: ist Israel real bedroht?“



      Traverso würde möglicherweise antworten, dass das nicht der Fall sei. Auch dank westlicher Waffenhilfe (v.a. der USA) ist Israel seinen arabischen Nachbarn und dem Iran militärtechnologisch in jeder Hinsicht überlegen und kann es mit mehreren Gegnern gleichzeitig aufnehmen. Wie wir aktuell auch sehen können.



      Viel gefährlicher für die Sicherheit Israels und seiner Bevölkerung schätze ich die Bedrohung durch terroristische Anschläge ein - gegen Attentate auf belebte Plätze und Bushaltestellen hilft kein Iron Dome und keine technologisch hochgerüsteten IDF.



      Es liegt übrigens in Israels Hand selbst, ob die Bedrohung weiter steigt oder nicht: in dem man zu einer Politik zurückkehrt, die den Prozess von Oslo wieder aufgreift, der durch die Ermordung Rabins zum Erliegen gekommen ist.

    • @Arne Babenhauserheide:

      Israel war ja auch schon vor 1967 ein kolonialistisches Projekt. Das fing schon mit Herzl an, der ein jüdisches Gemeinwesen in Palästina nicht etwa auf eine Verständigung mit den dort lebenden Arabern gründen wollte, sondern auf einen Schutzbrief des osmanischen Sultans oder des deutschen Kaisers. Weizmann baute später auf ein britisches Protektorat. Auch Faisal, mit dem Weizmann verhandelte, war kein Vertreter der lokalen Bevölkerung, sondern Sohn des Scherifen des Hedschas, dem die Briten die Herrschaft über Syrien versprochen hatten.

  • Danke für diese argumentativ klare und objektive Reflexion über die deutsche Rolle zu Palästina und Israel.

  • Vielen Dank, ich stimme Herrn Traverso zu. In dem Interview verdeutlicht er auch die Gründe meines Unbehagens, welches sich bei mir bei vielen Diskussionen und Artikeln zu dieser Thematik einstellt.

  • Widerspricht sich der Autor in seinen teilweise komplizierten Begründungen nicht selber?



    "Ich bin überzeugt, dass sich der Hass der meisten Menschen in Palästina gegen Israelis richtet, weil sie Bürger jenes Landes sind, das sie unterdrückt. Nicht, weil sie Juden sind." versus



    "Denn vollwertiger israelischer Staatsbürger zu sein ist ans Jüdischsein gebunden"

    • @Offebacher:

      Nein er widerspricht sich nicht.



      Wie in einem vorherigen Post von mir geschrieben gibt es offene Stimmen in Israel welche verlangt das Israelischer Staatsbürger nur noch sein darf wer nach Recht der Tora Jüdisch ist.



      Ein Unding in Europäische Ländern oder in Amerika aber in Israel durchaus ein offenes Gesprächsthema.



      Und auch wenn man theoretisch die Staatsbürgerschaft erreichen kann ist dies mit hohen Hürden und der Aufgabe der früheren Staatsbürgerschaft verbunden (zumindest für nicht Jüdische Personen).



      Damit gibt es durchaus eine ungleich Behandlung zwischen Jüdischen Personen und Personen mit "Fremd Glauben".

    • @Offebacher:

      Die beiden Zitate stehen in keinerlei Zusammenhang im Interview. Das erste beschreibt Traversos Einschätzung der vorherrschenden Sichtweise palästinensischer Einwohner hinsichtlich der Israelis, das zweite seine Einschätzung der zionistischen Sichtweise, wer "vollwertiger Israeli" sein kann. Wenn man beides zitiert, gehe ich davon aus, dass man das Interview gelesen hat. Unter dieser Prämisse einen "Widerspruch" in seiner Argumentation zu konstruieren, finde ich gelinde gesagt erstaunlich.

  • Bravo, Herr Traverso. Mit Ihrer Kritik an der deutschen Staatsräson bzw. einem falschen Verständnis von Solidarität mit dem israelischen Staat treffen Sie präzise die Probleme und Widersprüchlichkeiten, die sich in den deutschen Debatten um die Shoa, Pogrome, Genozide und Antisemitismus auftun.

  • Danke , Herr Traverso!



    Leider hat sich die TAZ in dieser Diskussion auch nicht als kritisch hervorgetan.



    Meine Leserbriefe seit dem 7. Oktober 23 wurden i.d.R. nicht abgedruckt, weil sie offenbar der Zensur unterlagen. Und ich neige weder zur Unhöflickeiten, noch zu antisemitischen Kommentaren.



    Die größte Gefahr für Israel geht von einem Israel aus, das nicht den Grundsatz befolgt, wonach die Menschenwürde unantastbar ist. Netanyahu hebelt die demokratische Verfasstheit Israels aus. Und möchte ein Grossisrael schaffen.

    • @VeRuGa:

      Mir gibt es auch so. Sie können sich aber sicher sein, dass ich Ihre Haltung zu dem Thema mitnichten teile. Ich sehe das völlig anders und äußere das auch. Ihr Vorwurf der Zensur geht also fehl.

      Auch dass die taz für ihre politische Position keinen Platz haben soll, erscheint mir weit hergeholt. Teilweise dürfen Herr Bax uns Frau Neumann hier täglich breit publizieren. Und die erzählen ähnliche Dinge wie Sie hier.

    • @VeRuGa:

      Das ist er ja im Begriff zu tun, der Angriff und die Besatzung der Golan Höhen ist militärisch ein brillianter Schachzug, Israels verständliche und historische Angst heimatlos zu sein, gibt ihrer Regierung das emotionelle Recht Alles in ihrer Macht zu tun, um das zu verhindern. Und die Welt sieht zu.

    • @VeRuGa:

      Sorry, bei Ihnen klingt es nach Menschenwürde als Religion.

      In vielen, vielleicht sogar den meisten Staaten der Welt ist die Menschenwürde nicht unantastbar.

      Damit existieren diese Staaten offenbar recht gut.

      Auch den Nachbarstaaten Israels ist die Menschenwürde weitgehend schnuppe.

      In einem historischen Rückblick wird es noch deutlicher, wie gering die Gefahr ist, wenn die Menschenwürde angetastet wird.

      Ein Großpalästina wollen auch Hamas & Co. schaffen.

      "From the ... "

      Geht dann auch für die Palästinenser die größte Gefahr von der Hamas aus, der die Menschenwürde komplett schnurz ist?

      Oder legen Sie da unterschiedliche Maßstäbe an?

    • @VeRuGa:

      ich kann sie gut verstehen, bei mir ist es genauso mit den kommentaren.

      • @the real günni:

        Schließe mich an.