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Das Logo auf dem T-shirt steht für „Zeichen der Wahrheit“ aus dem Webshop von Heiko Schrang Foto: Stefan Boness/IPON

Geschäfte machen mit der PandemieDie Verschwörungsindustrie

Für manche ist Corona ein Geschäft: Crash-Propheten bieten Münzen an, Anwälte locken mit Klagen gegen Virologen. Reise zu den Heilsbringern der Krise.

D ie Augen des Anlageberaters leuchten, als käme jetzt das, worauf er schon die ganze Zeit gewartet habe. Er hebt sich aus dem tiefen Lederbürostuhl, seine Hand verlässt den Bildausschnitt der Zoom-Konferenz und taucht mit einem funkelnden Objekt zwischen Daumen und Zeigefinger wieder auf: „Canadian Maple Leaf“, sagt er. Eine „Feingoldmünze“, etwa 1.700 Euro wert. Auch Sammlerstücke und eine „Schatzkiste“ für die kleinen Münzen präsentiert der Mann jenen, die sich von ihm in Sachen Geldanlage beraten lassen.

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Der Berater ist Edelmetallverkäufer im baden-württembergischen Villingen-Schwenningen. In seinem blau-weiß gestreiften Hemd wirkt er harmlos wie ein Versicherungsvertreter. Jemand, der etwas anbietet, das man annehmen oder auch ablehnen kann. Doch was er mit ruhiger Stimme referiert, ist nicht ganz so harmlos. Er spricht von „manipulierten Goldkursen“, von einer „in absehbarer Zeit platzenden Blase“ und einem Börsenkurs, der sich dann wieder am Goldwert orientieren werde. Schließlich könnten „die“ ja „nicht unendlich viel Geld drucken“, der Tag X richte sich auch danach, wie lange „das mit dem Corona­gemache noch weitergeht“.

Geschäfte mit der Angst

All das macht dem potenziellen Kunden vor allem eines: Angst. Es ist dieselbe Sorte Angst, wie sie die An­hän­ge­r:in­nen der Coronaprotestbewegung spüren: vor der großen Katastrophe, dem Crash, der über sie gebracht wird. Und weil sich mit dieser Angst gut Geschäfte machen lässt, haben Un­ter­neh­me­r:in­nen aller Couleur die Bewegung als Geschäftsfeld entdeckt: Sie sammeln Spenden für dubiose Sammelklagen oder auch den eigenen Lebensunterhalt, verkaufen Kaffeetassen „für Freidenker“ und Jacken „für Frieden“, Seminartickets, Bücher oder eben Goldmünzen.

Auf die Frage, was der Edelmetallberater mit „Coronagemache“ meint, schiebt er schnell nach, er sei kein Coronaleugner, das Virus existiere ja, „aber es sei klar erkennbar“, dass „gewisse Ziele, die gesetzt wurden“, durch die Folgen der Pandemie besser umgesetzt werden könnten. Wie zum Beispiel die „Abschaffung des Bargeldes“. Er entkräftet: Er wisse, dass das ein wenig nach Verschwörungstheorie klinge. Aber er sehe in den Theorien um angebliche Seilschaften von Bill Gates und „den Rothschilds“ ein „Fünkchen Wahrheit“.

Der Berater ist die zurückhaltende Version seines Chefs Dominik Kettner. Der ist einer jener Crash-Propheten, deren Geschäftsmodell auf der geschürten Angst vor der „völligen Enteignung“ oder dem „Endspiel der Währungssysteme“ fußen. „Das Schiff sinkt“ und „Keiner bleibt verschont“, prophezeien Kettner und seine Interviewpartner auf dem Youtube-Kanal von „Kettner-Edelmetalle“, dem über 85.000 Menschen folgen, in poppigen „Aufklärungsvideos“.

„Die typische Argumentationskette ist: Weil das System insgesamt faul ist, muss es zu einem Zusammenbruch kommen und der wird auf dem Rücken des kleinen Mannes ausgetragen“, heißt es dagegen beim seriösen Finanztip zu den „Crash-Propheten“. Die gezogenen Schlussfolgerungen seien „meistens nicht haltbar“. Gleichwohl ist es eine Strategie, die viele Klein­an­le­ge­r:in­nen dazu bringt, ihre Ersparnisse in Edelmetallen anzulegen – ein Geschäft, das in der Coronakrise boomt.

Goldmünzen als vermeintlich sichere Geldanlage in unsicheren Zeiten Foto: Michael Weber/imago

Im März 2020 habe das Unternehmen Kettner vier Stellen im Kundensupport neu besetzt, sagt der Berater. Ohne sie wäre das Team aus etwa zehn Mit­ar­bei­te­r:in­nen in der Flut von Bestellungen und Beratungsanfragen „völlig untergegangen“.

Sympathien für die Coronaproteste werden von Kettner und seinen Youtube-Gästen offen bekundet – etwa im Video „Wacht auf und habt keine Angst mehr!“, in dem Kettner den Biologen Sucharit Bhakdi interviewt. Der ist eine Art Kronzeuge der Querdenker:innen. Im Gespräch mit Kettner fordert er unter anderem, alle Ärzte zu „bestrafen“, die PCR-Tests zur Covid-19-Diagnose verwenden. Das ging selbst Youtube zu weit – der Dienst löschte das Video. Für Kettner ein neuer Schlag der „Zensurkrake“.

Auch der Kochbuchautor Attila Hildmann, der wegen Volksverhetzung per Haftbefehl gesucht wird, ist auf den Goldzug aufgestiegen. Im Netz wirbt Hildmann für sogenannte Siegfried-Taler: eine Medaille, die als angebliche Geldmünze ein Vielfaches ihres Materialwertes kostet und für Käu­fe­r:in­nen ein garantiertes Verlustgeschäft ist.

Misstraut den anderen, der Elite, dem System. Vertraut stattdessen mir, und gebt mir euer Geld

Baden-Württembergs Antisemitismus-Beauftragter Michael Blume über die Geschäfte mit der Furcht vor einer angeblichen weltweiten Verschwörung

Baden-Württembergs Antisemitismus-Beauftragter Michael Blume sagt, die Botschaft dieser Coronageschäftemacher sei immer dieselbe: „Misstraut den anderen, der Elite, dem System. Vertraut stattdessen mir, und gebt mir euer Geld.“

Problematisch seien neben der möglichen Verluste vor allem der tendenziell antisemitische Kern vieler Verschwörungsmythen, etwa um die „Bargeldabschaffung“, die von einer jüdischen Elite wie „den Rothschilds“ vorangetrieben werde, um Kontrolle über die Finanzmärkte zu erlangen. Die Crash-Geschäftsmasche und die Verschwörungserzählungen funktionieren nach demselben Prinzip: „Einfache Erklärungen für komplexe Zusammenhänge“, sagt Blume.

Ein Teil der Crash-Propheten wie Kettner steht dem extrem rechten Lager nahe: In Kettners Youtube-Show kommen Gäste wie Max Otte zu Wort. Otte leitete bis Januar 2021 das Kuratorium der AfD-nahen Desiderius-Erasmus-Stiftung. Er hat enge Verbindungen zu den Goldverkäufern der „Degussa Sonne/Mond Goldhandel GmbH“ des Investors August von Finck, wie Otte selbst in einer „Querdenken“-Rede durchscheinen ließ. Von Finck unterstützte nach Recherchen des Spiegels und der Schweizer WOZ seinerseits die AfD bereits in ihrer Gründungsphase mit Gewinnen aus dem Goldgeschäft.

Der Kämpfer gegen die „Mainstrem-Medien“

Auch die Produzenten von Verschwörungserzählungen profitieren in Krisen. Einer von ihnen ist Heiko Schrang. Über seinen Telegram-Kanal füttert der Autor über 85.000 Menschen täglich mit Meldungen sogenannter Mainstream-Medien, deren Inhalte zu Falschinformationen verdreht werden – oder mit Artikeln „alternativer“ Medien, die meist auf Falschinformationen beruhen. Darunter mischt Schrang Posts, die entweder eigene Verschwörungserzählungen propagieren – oder Werbung für seine Bücher machen.

Das Buch beleuchtet geheimes Wissen, das lange unter Verschluss gehalten wurde

Werbung für die Botschaften von Heiko Schrang

Schrang betreibt einen Verlag, eine App und einen Webshop. Dessen Logo ist ein Kreis mit einem Punkt in der Mitte. „Zeichen der Wahrheit“ nennt er das Symbol, passend zum Verlags-Slogan „erkennen-erwachen-verändern“. Logo und Schriftzug waren im Sommer 2020 massenhaft auf T-Shirts, Mützen und Pullis auf Coronademos zu sehen. Schrangs Botschaften gibt es, außer in den gängigen virtuellen Kanälen, auch im Buchformat für 24,90 Euro. Beworben wird das Buch damit, dass es „zum ersten Mal geheimes Wissen“ beleuchte, „das jahrhundertelang unter Verschluss gehalten wurde“ und „geheime Aktivitäten der Mächtigen“ aufdecke.

Über sein „Geheimwissen“ will Schrang allerdings nicht sprechen. Interviewanfragen bleiben unbeantwortet. Die Adresse im Impressum seiner Seite führt zu einem Mietshaus in Brandenburg, wo eine Nachbarin auf einen Briefkasten zeigt und sagt: „Wohnen tut der aber nicht hier.“ Eine andere Adresse in einem älteren Impressum führt ein paar Dörfer weiter zu einer Siedlung stattlicher Einfamilienhäuser. An der Klingel ist kein Name, dafür eine Kamera. Dahinter prangt ein Backsteinhaus. Der Zaun geht in eine Hecke über, im Garten steht eine große Buddha-Figur, die auch den Hintergrund vieler seiner Videos schmückt.

Von dem Wunsch, mehr über die „wahren Hintergründe“ der Pandemie zu erfahren, leben auch Anbieter von „Online-Kongressen“: virtuelle Veranstaltungen zur Wissensvermittlung, die es im Esoterik-Sektor schon länger gibt. Das Geschäftsmodell ist simpel: Die Veranstalter führen Video-Interviews mit einer Reihe von Redner:innen. Wer unbegrenzten Zugang bekommen will, zahlt.

Ein „Lebenspaket“ für 449 Euro

Besonders aktiv sind dabei sympathisch lächelnde Männer wie Andres Schiffmacher. 2020 veranstaltete der den „Impformationskongress“ und den „Kinder-und-Corona-Kongress“, der Ende Februar in die zweite Runde ging. Hat man sich angemeldet, füllt sich das E-Mail-Postfach schnell mit Mails, in denen Schiffmacher das wohlige Gefühl vermittelt, einer besonderen Gemeinschaft anzugehören: „Ihr dürft Euch auf mindestens 18 neue Interviews freuen, die wir gerade dabei sind, aufzunehmen“, heißt es da unter dem Kongressmotto „Informiert, gestärkt & mutig für Gesundheit, Menschlichkeit & Freiheit!“.

Wer unbeschränkten Zugriff auf die Videos haben oder „Bonusmaterial“ sehen möchte, kann dazu „Kongresspakete“ kaufen – bis hinauf zum „Lebenspaket“ für nur 449 Euro ist für jeden Geldbeutel etwas dabei.

Im Dezember lockte Schiffmachers „Premium-Paket“ mit einem Bonus-Interview mit Wolfgang Scheel zum Thema „Stressbewältigung und Umgang mit Behörden und Staatsgewalt“. Der Kinderarzt kennt sich da aus: Bereits zweimal sollte ihm 2020 die Kassenzulassung entzogen werden, unter anderem weil er einem Jungen eine Impfunfähigkeitsbescheinigung ausstellte, ohne ihm persönlich begegnet zu sein. Scheel und Schiffmacher sind erklärte Impfgegner, die in Videos auch vor Corona-Impfungen warnen. Ihre Onlineinterviews leben vor allem davon, dass sich die Spre­che­r:in­nen gegenseitig in ihrem Weltbild bestätigen.

Und so kommt es, dass in der Szene viel füreinander geworben wird. Auf dem „Wahrheitskongress“ im November 2020 traf sich das Who-is-who der deutschsprachigen Verschwörungsszene. Das Motto: „Das Ende der großen Täuschung“, mit der Garantie auf „Wahrheiten über die Corona ‚Pandemie‘“, „den ‚Deep State‘“, und wieder: „Das Geldsystem“.

Seltsame Anwälte, ungewöhnliche Mediziner

Auch An­wäl­t:in­nen aus dem „Querdenken“-Umfeld fahren mit der Coronastimmungsmache gut. Eine Gruppe von Ju­ris­t*in­nen um den Göttinger Reiner Füllmich etwa sammelt seit Monaten bei deutschen Un­ter­neh­me­r*in­nen eine Pauschale von 800 Euro plus Steuer für eine in den USA einzureichende „Corona-Schadensersatzklage“ gegen den Virologen Christian Drosten und die WHO ein. Parallel bieten unter dem Label „Mask Force“ firmierende An­wäl­t*in­nen aus der Gruppe ihre Dienste Eltern an, die verhindern wollen, dass ihre Kinder in der Schule eine Maske tragen müssen.

In den USA einen deutschen Virologen für den deutschen Lockdown regresspflichtig machen – und dafür verzweifelte Ladenbesitzer abschöpfen? Fragen lassen will Füllmich sich dazu nur zu seinen Bedingungen – er stehe „ausschließlich für Wortlaut-Interviews zur Verfügung“, lässt seine Kanzlei wissen.

Der Würzburger Jurist Chan-jo Jun beobachtet das Geschäftsgebaren der Querdenker. Er schätzt, dass für die „Corona-Schadenersatzklage“ schon vorab über 1,3 Millionen Euro Gebühren in Rechnung gestellte Gebühren zusammengekommen sind – und hat die Gruppe um Füllmich wegen Formfehlern der Anwaltskammer gemeldet.

Das medizinische Pendant zu den „Anwälten für Aufklärung“ sind die „Ärzte für Aufklärung“ – ein Zusammenschluss von Mediziner:innen, die nicht an die Pandemie glauben. Walter Weber, Gründer der Initiative, glaubt dafür an die Kraft des Immunsystems als „innere Maske“, weswegen die Coronamaßnahmen nur aus niederen Beweggründen beschlossen worden sein könnten. Weil er im Verdacht steht, „unrichtige Zeugnisse über den Gesundheitszustand eines Menschen“ – kurz: Maskenatteste, in der Bewegung auch bekannt als „Maulkorbatteste“ – ausgestellt zu haben, bekam er am 16. Februar Besuch von Polizei und Staatsanwaltschaft.

Der Hamburger ist nicht der Einzige, der dabei ist, seine eigene Existenzgrundlage zu zerstören. Seit Ende 2020 wurden mehrfach Privaträume und Praxen von Ärz­t:in­nen durchsucht, deren Atteste massenweise auf Coronademos vorgezeigt worden waren. Die Ärztekammern beobachten die Kolleg:innen; bestätigt sich der Verdacht, drohen ihnen Geldstrafen bis zu 50.000 Euro und Berufsgerichtsverfahren.

Doch auch dafür sind An­hän­ge­r:in­nen der Protestbewegung bereit zu spenden, und das nicht zu knapp. Eine Partnerorganisation von den „Ärzten für Aufklärung“ ist das „Ärztehilfswerk Weißer Kranich“. Ein Hilfswerk für Ärzt:innen, die glauben im Widerstand gegen das System kämpfen zu müssen.

Ein Gründungsmitglied des „Kranichs“ willigt in ein Interview ein, möchte danach aber doch nicht mehr in der Zeitung stehen – aus Angst vor staatlicher Repression. Sie sagt, sie habe auf der ersten Demo ihres Lebens – der Querdenker-Demo am 29. August 2020 in Berlin – den „Glauben an den Rechtsstaat verloren“. Ärz­t:in­nen seien dort schon früh von der Polizei eingekesselt worden. Der Staat mache eine „Hetzjagd“ auf „ganzheitliche Ärzte“, die Durchsuchungen der Praxisräume belegten dies.

Deshalb eröffneten die Me­di­zi­ne­r:in­nen ein Spendenkonto – für Prozesskosten, Bußgelder, finanzielle Ausfälle „verfolgter Ärzte“. Per Telegram riefen sie zu Spenden für Ärz­t:in­nen auf, deren Praxen wegen des Verdachts von Gefälligkeitsattesten durchsucht wurden.

Auch die Homöopathie-Szenegrößen Carola Javid-Kistel und Rolf Kron sind unter ihnen. Mitte Januar werden die Telegram-Kanäle der Bewegung mit einer aufgeschreckten Sprachnachricht von Javid-Kistel geflutet. Unter Tränen sagt sie: „Jetzt ist es bei mir auch so weit. Die Kripo steht vor der Tür. Die wollen jetzt hier alles durchkramen und durchsuchen. Die versuchen alle homöopathischen Ärzte, alle Leute, die sich einsetzen, abzusäbeln, mundtot zu machen.“ Auch da ruft der „Weiße Kranich“ zu Spenden auf. In wenigen Wochen sammeln sich Zehntausende Euro auf dem privaten Konto eines „Ärztehilfswerks“, dessen Rechtsform nicht transparent ist.

Rechtstipps vom Juristen

Ein Verbündeter des „Weißen Kranichs“ ist der Jurist Markus Haintz, dem auf Telegram 120.000 Menschen folgen. Wird eine Praxis durchsucht, postet der „Bürgerrechtler“ Tipps, wie man sich gegenüber der Staatsgewalt am besten verhält. „Man muss heutzutage leider als kritischer Rechtsanwalt und Arzt damit rechnen, durchsucht zu werden, wer sich mental darauf vorbereitet, wird nicht auf dem falschen Fuß erwischt“, schreibt er, und: „Wir stehen hinter euch“, drei rote Ausrufezeichen.

Auch Haintz hat sein altes Leben als Rechtsanwalt gegen das als Corona-Aktivist eingetauscht. Die Hochschule Biberach hat ihm als Dozenten für Baurecht gekündigt, nachdem er „als politische Person in der Zeitung gestanden habe“, wie Haintz der taz sagt. Die Hochschule indes nennt „ideologische Verblendung“ als Grund.

Der Anwalt Markus Haintz ist jetzt Aktivist – hier im Januar 2021 vor dem Brandenburger Tor Foto: Jörg Carstensen/dpa

Seit April 2020 ist Haintz gegen die Coronamaßnahmen der Regierungen auf der Straße, organisiert Demos, führt Gerichtsprozesse, berät und unterstützt vor allem Versammlungsleiter und andere Demo-Organisatoren juristisch, „doppelt Vollzeit, bis zu 110 Stunden die Woche“, nach eigenen Angaben oft kostenlos. Über seinen Telegram-Kanal ruft er dazu auf, seine „Arbeit als Bürgerrechtler“ finanziell mit Zuwendungen oder Schenkungen zu unterstützen.

Reihenweise kündigten Banken ihm daraufhin das Konto. „Sie müssen da nicht begründen“, sagt Hainz. Als Argument werde „oft Geldwäsche vorgebracht – lächerlich“, sagt er. Er sieht die Kontokündigungen als „Angriff auf Meinungsfreiheit.“ Man „versucht, mich mundtot zu machen“, sagt er der taz.“

„Friedensaktivistin“ Rosen

Kürzlich trat Haintz in die Partei „Die Basis“ ein. Dort aktiv ist auch die „Friedensaktivistin“ Eva Rosen. Auch sie hat die Pandemie den Job gekostet – und ihr einen neuen beschert.

Vor Corona war sie festangestellte Designerin bei einer Werbeagentur in Frankfurt. Heute ist sie hauptberufliche „Friedensaktivistin und Politikerin“ gegen die Coronamaßnahmen und lebt wie Haintz von Spenden.

Rosen, 35 Jahre alt, lange blonde Haare, melierte Strähnen und viele Tattoos, sitzt an einem Donnerstag im Februar in Leggings vor einem winzigen Laptop in ihrer Zweizimmerwohnung in einem Frankfurter Vorort. In der Luft steht der Rauch von Pachuli-Räucherstäbchen, ein Traumfänger baumelt vom Türrahmen, auf dem schwarzen Ledersofa liegt eine Ausgabe des rechten Magazins Compact. Neben ihrem Laptop liegt ein Anstecker mit der Aufschrift „Umarmbar“, der gern auf Coronademos getragen wird.

Eva Rosen tourte im Dezember 2020 durch das Land – und lebt derzeit überwiegend von Schenkungen Foto: Sachelle Babbar/imago

Rosen ist eine Art Influencerin der Coronabewegung, auf deren Telegram, Youtube und den Demobühnen ist sie omnipräsent.Mit einem Reisebus durchquerte sie Ende 2020 das Land, über 60 Orte habe sie mit der „Frauenbustour“ besucht. Allein für den Bus musste sie rund 40.000 Euro Miete zahlen. Hinzu kamen 3.000 Euro für Security und etwa ebenso viel für Bußgelder wegen Verstößen gegen die Versammlungsauflagen. Am Ende blieb sie auf den Kosten sitzen und zahlte den Rest von ihren Ersparnissen. Rosen sagt mit einem Lachen: „Ich bin zwar pleite, aber Schulden hab ich dafür keine.“

Rosen bastelt heute an einem neuen Flyer – für die Unterstützung durch ihre Fans in der Protestbewegung. Das Arbeitsamt hat Rosens Bezüge für drei Monate gesperrt, trotzdem komme sie gut über die Runden. 2.400 Euro monatlich brauche sie zum Leben, 30 Prozent kämen von ihrer Familie, 70 Prozent beziehe sie aus den Schenkungen, die auf ihrem Paypal- und ihrem Bankkonto eingehen. In ihrem Telegram-Profil schreibt sie: „Ich werde mich nicht beirren lassen“. „Unaufhörlich“ werde sie weiterkämpfen, „Seite an Seite mit EUCH GEMEINSAM.“ Zwei Absätze darunter: „(WICHTIG) Verwendungszweck: Schenkung für deinen Friedensaktivismus“.

Dass Rosen, Haintz und viele andere Corona-Aktivist:innen meist ohne Vereine agieren und „Schenkungen“ einsammeln, hat für den Würzburger Rechtsanwalt Chan-jo Jun handfeste Gründe: „Vereine sind rechenschaftspflichtig. Überschüsse kann ich nicht behalten.“ Und: „Spenden sind steuerrechtlich beschränkt auf gemeinnützige Zwecke. Die Schenkung ist nicht so stark zweckgebunden.“

Dass es den so fleißig Geld sammelnden Corona-Aktivist:innen vor allem ums Finanzielle geht, glaubt Jun gleichwohl nicht. Manche der Quer­den­ke­r:in­nen hätten „durchaus mit ideellen Motiven angefangen und eine nichtmaterielle Agenda“, sagt er. „Aber es schafft kein Mensch, sich auf die Dauer unabhängig zu machen, wenn die Unterstützung sich auf dem Bankkonto bemerkbar macht.“

Die Recherche entstand im Rechercheverbund Europe’s Far Right und wurde mit Mitteln des „Investigative Journalism for Europe“-Programms gefördert.

Anm. d. Red.: Wir haben an dieser Stelle berichtet, dass sich die alte Kanzlei (webis legal) von Markus Haintz getrennt habe. Markus Haintz lässt uns wissen, dass dieser aus Rücksichtnahme auf seine alte Kanzlei eine eigene gegründet habe, damit webis legal keine Nachteile durch sein politisches Engagement erleide.

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34 Kommentare

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  • Ich kann nur hoffen dass das Bildungsniveau in Deutschland hoch genug ist um diesen Deppen nicht auf den Leim zu gehen.

  • Eine gut recherchierte Reportage. Man hat einiges skurrile gefunden. Nichts wirklich ungesetzliches. Das große Geld scheint man mit der Kritik an der Corona-Notstandspolitik nicht zu verdienen. Es reicht wohl fürs Überleben. Doch bei Geld und Corona stellt sich dann doch die Frage, was ist denn aus den 400 Milliarden Euro für Corona-Hilfe in EU-Staaten vom Anfang letzten Jahres geworden.

  • 8G
    85198 (Profil gelöscht)

    "Dass es den so fleißig Geld sammelnden Corona-Aktivist:innen vor allem ums Finanzielle geht, glaubt Jun gleichwohl nicht. Manche der Quer­den­ke­r:in­nen hätten „durchaus mit ideellen Motiven angefangen und eine nichtmaterielle Agenda“, sagt er. „Aber es schafft kein Mensch, sich auf die Dauer unabhängig zu machen, wenn die Unterstützung sich auf dem Bankkonto bemerkbar macht.“"



    Das ohne ironischen Bruch in einer Zeitung zu lesen, die sich "unabhängigen" Journalismus auf die Fahnen geschrieben hat und die unter jedem Artikel im Internet für die freiwillige finanzielle Unterstützung wirbt, ist schon Realsatire.



    "Dass der taz-Journalismus im Netz Geld kostet und finanziert werden muss, gerade wenn er unabhängig und frei bleiben will, mutet immer weniger als mahnende Beschwörungsformel an. "



    taz.de/Unabhaengig...illigkeit/!161777/



    Mal abgesehen also von der äußerst fragwürdigen politischen Position von aktivistischen Querdenker* und Esoteriker*innen, machen sie soviel nun auch nicht anders als andere Blogger*, Influenzer* und auch Journalist*innen.



    Oder glauben Sie, dass der Chefredakteur des Spiegel seine halbe Million Jahresgehalt ganz ohne finanzielles Interesse bezieht oder dass die BILD-Redaktion aus Interesse an der Aufklärung ihres Publikums schreibt? Oder dass die halbe Milliarde Euro Werbeeinnahmen des Spiegel ihn unabhängig machen?



    Dieser Artikel liest sich für mich so: Wenn jemand ganz transparent jeden Monat mehr als 40.000 Euro aus mehrheitlich Werbegeldern bekommt, bleibt er "unabhängig" (und "sagt, was ist"). Wenn jemand im Monat zweitausend Euro an intransparenten Schenkungen bekommt, dann korrumpiert Geld auf jeden Fall.



    So einfach ist es dann doch nicht. Wenn Querdenker*innen als transparenter Verein agierten, machte das ihre Sache auch nicht besser.



    Die Frage nach der Unabhängigkeit ist so falsch nicht, aber die vorgängige Frage ist doch: Unabhängig wovon? und diese Frage führt zur Ideologiekritik.

  • Niemand überlässt jemals anderen "die Kritik" an etwas!



    Um sich ein Urteil zu bilden braucht es Zeit. Was sind die Alternativen zu einem Lockdown bei symptomloser Weitergabe eines Virus, gegen das es ein Jahr lang keine Mittel gibt?



    Es braucht erst mal Energie Proteste zu organisieren wie z.B. gegen Todesfälle auf Polizeiwachen. Diese Proteste werden einem von niemandem "überlassen".



    Wenn Linke Kritik an der Coronapolitik der Regierungen haben, dann geht sie zu 180 Grad in die Gegenrichtung zu den Libertarians und Antisemiten!

  • Menschen mit ökonomischer und/oder politischer Macht, die anderen idR dahingehend bedürftigen Menschen Versprechungen über ein besseres Leben machen, Agenturen, politische Institutionen oder Wissenschaft (zB Wirtschaftswissenschaften), welche der übrigen Bevölkerung Dummes sowie Schlechtes (zB Neoklassik 🤑) als Heilsbringung auseinandersetzen.. man muss sich nicht wundern, dass nun als Ausfluss dieser Unehrlichkeit so viele Idioten frei herumlaufen. Diese verdienen eigentlich unser Mitleid und Mitgefühl, sowie unsere Hilfe.

  • 9G
    97760 (Profil gelöscht)

    Thema Bargeldabschaffung ist doch viel zu trivial, um mit Ufos und chemtrails mithalten zu können. Es betrifft die Ausgestaltung eines Wirtschaftssystems, unabhängig ob es sich um Sozialismus, freie oder soziale Marktwirtschaft, Kommunismus und allen Varianten dazwischen handelt. Die Frage ist lediglich, wieviel physische!!, anonyme Wertaufbewahrungs und Tauschmittel soll ein Individuum besitzen dürfen. Anonym, weil bei Gold sind es nur noch 2000,- Euro pro Transaktion ohne Ausweis.

  • Ein guter Bekannter von mir, politisch bis vor Kurzem völlig desinterresiert, ist vor rund einem Jahr über die Krypto-Szene und irgenwelche Coin-Foren in die Querdenker Szene abgerutscht. Der vertritt mitlerweile ein ziemlich verworrenes, rechtes Weltbild.

    Das ging mit einfachen Tips wie "Die Zukunft der Währung" und "sinnvollste Geldanlage" los, mit "gegen das Finanzsystem und das Establishment" weiter und war ganz schnell bei "Corona ist Fake" und dem Verbreiten von irren Q-Anon Videos.

    Und Typen wie Schrang sind diesen Foren omnipräsent.

    Das Gleiche hab ich vor Jahren bei einem Freund durch. Vom Anarcho Punk zum Reichsbürger. Nur wars damals Naturheil/Esoterik/Homöpathie Gedöns und die einschlägigen Foren, mit dem der angefixt wurde.

    Das ist wie mit Sekten. Da werden Leute über ihre Ängste und der Suche nach Alternativen geködert, in der Blase schnell radikalisiert und in eine Welt gezogen, in der Fakten, Logik und Wahrheit keine Bedeutung mehr haben.

    • @Deep South:

      Bei der Gemeinschaft der Verschwörungserzähler handelt es sich um eine Sekte mit Suchtcharakter. Argumentation ist vollkommen zwecklos, die Erwachten schauen einen bloss mitleidig an. Wenn sie einen nicht mit einem Shitstorm angreifen.



      Generell herrscht eine Teflonmentalität vor, an der jedes Argument abgleitet. Dass jemand vor Zwangsimpfung warnt, sich selbst aber keinesfalls impfen lässt - und den Widerspruch nicht bemerkt, zeigt an, dass es um Glaube nicht Wissen geht.



      Das Ganze wäre ja noch erträglich, wenn nicht dieser unsägliche missionarische Drang dazu käme, die Schlafschafe zu erwecken.



      #imnotyourbimbo



      #ichbinnichtdeinbimbo

      • @Stechpalme:

        Das wirklich Gruselige dabei ist, dass die Leute nahezu die gleichen Agitationsmuster mit den wortwörtlich gleichen Phrasen benutzen. Eben genau diese "Schlafschafe, Mainstreammedien, merkelhörig, nachdenken, aufwachen". Wie gehirngewaschen.

        Und das völlig unabhängig vom Intellekt. Ich hab lange Zeit gedacht, dass da nur Dumme reinrutschen können, weil das fast Alles einfach recherchierbar und widerlegbar ist.

        Wenn aber alle anderen Quellen als Teil der Verschwörung gesehen und prinzipiell angezweifelt werden, wenn in der Blase eine komplett eigene Realität entsteht, spielt auch der eigentlich verhanden Verstand keine Rolle mehr.

        Grundlage ist meist ein extrem tiefes Mißtrauen in Staat und Gesellschaft. wenn dazu noch persönliche Unsicherheiten und Krisen kommen, ist die Aufnahmebereitschaft für einfache Erklärungen schneller gegeben, als man denkt.

  • Heiko Schrang war Immobilienmakler. Wenn so einer die Branche wechselt muss das finanziell wohl noch einträglicher sein. Interesaant auch, dass alle schnell ihre eigenen Markenzeichen entwickeln und ins Merchandising einsteigen. Auf der Bühne unterstützen sie sich, aber finanziell arbeitet jeder für sich.



    Wie gut dieses Partners-In-Crime-Spiel in der Eso-Szene funktioniert, zeigte z.B. der Wirbel um die UFO-Bücher von Erich von Däniken & Co. (die älteren von uns erinnern sich), wo sich versch. Autoren gegenseitig oft und gerne zitiert haben.

  • 0G
    09139 (Profil gelöscht)

    Haintz , was für ein verwirrter Knallkopf.



    Schön mit Antisemiten rumeinern gegen "DAS SYSTEM", aber selbst profitiert er am meisten davon und macht viel Geld damit ( d.h. er ist DAS SYSTEM).



    WIe lächerlich diese Clowns sind und wie dumm die Leute, die denen Gelkd schenken...



    Dazu fällt einem nichts mehr ein.



    Menschen ohne politisches Bewusstsein versuchen Politik zu machen und holen sich dabei noch Esoteriker und Jesus-Jünger mit ins Boot.



    Das Ergebnis sieht man auf den Corona-Demos.



    Man kann diese Leute nur noch auslachen, aber mir tun die Menschen leid, die sich aufgrund psychischer Probleme manipulieren lassen. Deswegen handeln Leute wie Markus Haintz und Ballweg, Hildmann und Co verbrecherisch!

    • 9G
      97760 (Profil gelöscht)
      @09139 (Profil gelöscht):

      Manipuliert wird dich überall. Schnappen Sie sich die nächste Frauenzeitschrift oder Fitnessmagazin. Die Macher der Bildzeitung sagen auch, " wir wollen den Menschen die Welt erklären". Die Sache mit der Bargeldabaffung durch gewisse Banker ist natürlich totaler Quatsch. Das Geldwechselgeschäft ist doch eine ihrer ureigensten Einnahmequellen. Profite durch Goldhandel sollten auch nicht überbewertet werden. Die Handelsspanne beträgt vielleicht 3%. Was kostet Im Gegenzug ein Festangestellter am Tresen samt Büromiete im Jahr?

      • @97760 (Profil gelöscht):

        Auch für virtuelle Bankgeschäfte, bei denen eine Währungsumrechnung nötig ist, wird eine Gebühr verlangt.



        Bargeld bedeutet Automaten (kaufen, aufstellen, befüllen, warten...), oder Transport und Lagerung samt physischer Sicherung (Fahrzeuge, Personal, Tresore...). Das alles kostet sehr viel mehr, als Server und Software. Es hat schon seine Gründe, warum Banken auf Online-Banking drängen und gerne das Filialnetz ausdünnen.



        Die Möglichkeiten für Staatsapparat, Banken, Werbeindustrie, wenn wirklich jeder Cent, und für was er verwendet wurde, erfasst wird, sind genauso unendlich wie Angst einflößend. Und man darf davon ausgehen, dass die entsprechenden Stellen möglichst viele dieser Möglichkeiten haben wollen.

  • 4G
    4813 (Profil gelöscht)

    Gibt es Informationen über das Milieu der Schenker?



    Sind das die gleichen wie bei der AfD. Schweizer Nazis? Der russische Staat?



    Wer finanziert den Zirkus?

  • Ich finde es gut, dass hier das System der Querpupser etwas genauer unter die Lupe genommen wird.



    In Anbetracht der ähnlichen Korruption bei der CDU/CSU, finde ich es dann doch etwas grotesk, warum es dort solche allumfassenden zusammenhängenden Berichte/Artikel auch nicht dort gibt.

    Warum nicht jede Ausbeutung von Menschen durch die Krise so aufzeigen? Ich finde, dass hier zwar immer groß gegen die Querpupser geschossen wird, auch völlig zu Recht. Aber das sind "nur" Aktivisten.

    Von unserem Politikern erwarte ich jedoch das sie sich mindestens genauso an Gesetze halten. Das Thema Lobby wird meines Erachtens viel zu wenig aufgegriffen.

    Denn das noch positive bei diesen Querpupsern ist, sie können KEINE Gesetzesänderungen durchbringen, ihr Einfluss ist beschränkt.



    Bei Politiker sehe ich aber dies als massiven Nachteil und würde mich solche umfassenden Recherche-Arbeiten und Artikel ebenso wünschen!

  • Das Problem ist doch, dass es nur eine Wahrheit, gibt aber tausend Lügen.

    Und wenn niemand die Wahrheit sagt müssen wir alle die Lügen glauben.

    Vielleicht jeder eine Andere.



    Aber Wahrheit wird es trotzdem nicht.

    Die Lügen der Heilsbringer.



    Die Lügen der Kristenprofiteure.



    Die Lügen der Abzocker.



    und die Lügen der Politiker.

    Ich will damit nicht sagen, Corona sei eine Lüge - aber die Maßnahmen sind ja offenbar zum großen Teil von ganz anderen Interessen geleitet.

    -warum werden ganze Waldgebite abgesperrt ?



    - warum Ferienhäuser "verboten" ?



    - warum Drängen sich die Schulkinder in nach wie vor überfüllten Bussen ?



    - warum stopfen sich Politiker mit der Krise die Taschen voll ?

  • 9G
    97760 (Profil gelöscht)

    " Angst, die die Anhänger der Coronaprotestbewegung spüren". Kenne Leute die genau das Gegenteil präsentieren und Pakete geliefert von UPS , DHL usw. erstmal desinfizieren, wegen möglichen Virusbefalls. Thema Gold usw. Warum gab es eigentlich mal ein Goldverbot in der westlichen Welt?

  • Ich bin persönlich betroffen von diesem Verschwörungszirkus, ein naher Verwandter ist dem anheimgefallen.

    Dabei mache ich dem Verwandten nicht einmal einen Vorwurf. Durch einen ärztlichen Fehleingriff muss der Verwandte nun Vollzeitpflege für eine andere Person leisten, jeden einzelnen Tag. Das Vertrauen in die Schulmedizin ist dadurch nachhaltig zerstört worden.

    Gerade in diese ohnehin schon schwierige Lage trat nun die Corona-Pandemie. Die Mischung aus Skepsis vor Medizin, persönlicher Belastung und Lockdown-Depression führt zu einer Suche nach einfachen Antworten. Diese Antworten liefert nun die im Text angesprochene Verschwörungsindustrie.

    Das Schlimme daran für mich ist, dass es den betroffenen Verwandten offensichtlich nicht gut tut, sich in dieser Verschwörungsblase aufzuhalten. Fast täglich trudeln irgendwelche albernen Horrorgeschichten ein, die sich im Nachhinein als Lügenmärchen entpuppen. Diese Leute wissen genau was sie tun. Sie beuten bewusst verwundbare Menschen aus, indem sie emotionalisieren, verdrehen, lügen. Der Stressfaktor für das Publikum ist dabei enorm. Gleichzeitig hat sich schon fast eine Art Sucht entwickelt. Wirklich jeden Tag Dauerbeschallung mit diesem Schrott kann einen Menschen wirklich fertigmachen. Ich persönlich kann diese Hackfressen nicht mehr ertragen.

    Meine Kritik richtet sich allerdings auch an Medien und Politik. Schon zu Beginn der Pandemie wurde ein offener Diskurs erstickt. Jegliche (auch berechtigte) Zweifel an der Verhältnismäßigkeit mancher Maßnahmen wurden vehement niedergebrüllt. Politiker haben sich persönlich an der Pandemie bereichert. Die Kommunikationspolitik der Bundesregierung ist bis zum heutigen Tage katastrophal. Dazu ein moralisierender gesellschaftlicher Druck, sich impfen zu lassen, obwohl ein solcher Eingriff meiner Meinung nach auf einer freien Entscheidung beruhen sollte. In dieses Vakuum treten dann eben besagte Verschwörungskasper und beuten die Leute aus.

    Ich bin mittlerweile sehr müde.

    • @florian silbereisen:

      Kann ich alles sehr, sehr gut nachvollziehen.

      Und zum Letzten Abschnitt. Ich seh das auch als großen Fehler an, den Rechten und Verschwörern viel zu lange die öffentliche Kritik an der Corona Politik überlassen zu haben. Viel zu lange haben Medien, Opposition und Öffentlichkeit den Querdenkern zu viel Beachtung geschenkt und den Fehlern der Politik zu wenig.

    • @florian silbereisen:

      Na, na, na - nur nicht verzweifeln! Mal einen Schritt zurücktreten und und neu schauen, auch wo man selber gestartet ist:



      - Dass Politiker weise, unfehlbar und gerecht sind, war z.B. Ihre Fehlannahme. Und die Wirklichkeit zeigt nun - Überraschung! - es sind Menschen.



      - Die gute Nachricht: die demokratischen Mechanismen greifen! Dem perfektionistischen Deutschen ist naturgemäß alles nicht schnell oder präventiv genug und Geduld ist rar geworden in unserer beschleunigten Gesellschaft.



      - Sie haben auch schon Drama-Vokabeln der Querdenker-Szene übernommen. Das prägt aber das Denken.



      - Darum: Bleiben Sie im Austausch mit besonnenen Menschen. Eine Krise ist kein Untergang.

    • @florian silbereisen:

      Impfen kann nicht nur als individuelle Entscheidung angesehen werden, es ist keine Therapie und keine Prophylaxe. Das Prinzip fokussiert auf dem Schutz durch Herde und weniger den Schutz des Individuum. Geimpfte sind alleine nicht 100%ig sicher, erst in der Kombination, dass alle anderen auch geimpft sind, entsteht der maximale Schutz.

      • @TazTiz:

        Das ist ja auch eine der vielen Seltsamkeiten in der Diskussion:

        Im Tierversuch hat sich gezeigt, dass AstraZeneca Ansteckungen nicht verhindert. Das Medikament ist wirksam gegen die Symptome; wer es nimmt, kann mit hoher Wahrscheinlichkeit damit rechnen, dass eine COVID-19-Krankheit viel harmloser verläuft als ohne. Es ist also insbesondere ein Medikament für Leute in den Risiko-Gruppen.

        Diese Einordnung findet jedoch meist nicht statt – vermutlich wissen das viele gar nicht?

    • @florian silbereisen:

      Vielen Dank für Ihre Zeilen.



      Ich kann jedes Wort bestätigen.

  • Haha ich habe auf den THemd gelesen



    Erkennen-Erwachen-Verblöden

    • @sachmah:

      Köstlich! :-D



      Wenn das weiter so eskaliert, lasse ich mir Ihre Idee auf ein THemd drucken - mit Ihrer Erlaubnis zum Copyright.

      • @Christian Lange:

        Gerne ;)

  • "Kürzlich trat Haintz in die Partei „Die Basis“ ein."



    Da gab es doch noch so eine ebenfalls wenig vertrauenserweckende Organisation mit diesem Namen: translate.google.d...Basis&op=translate

  • Die Bargeldabschaffungs ist doch kein “Verschwörungsmythos”. Das hier ist die Organisation, die sie betreibt, und ihre Mitglieder:

    www.betterthancash.org/about/members

    Das hier ist eine Studie des IWF, mit welchen Wirkungen bei der Bargeldabschaffung zu rechnen ist, und mit Tipps, wie man sie am besten umsetzt:

    www.imf.org/en/Pub...f-De-Cashing-44768

    • @Volker Birk:

      Es geht bei „Betterthancash“ eben NICHT um die Abschaffung von Bargeld- vielmehr um die Einführung von digitalen Bezahlverfahren, die das Wirtschaften für Menschen in strukturschwachen Gebieten erleichtern.



      Daraus den Spin zu machen, das Bargeld solle abgeschafft werden ist eine vor allem in Deutschland beliebte Verschwurbelung/ Mythos.



      Liest sich halt so schön dramatisch und lässt sich besser verkaufen- ist aber nicht richtig.

      • @Wenda-Linus:

        Liebe Wenda, übersetze mal “Decashing”.

        Dass die Better than Cash-Organisation inzwischen den Satz eingefügt hat, sie wolle ja gar nicht das Bargeld abschaffen, widerspricht jedoch ihrem Mission Statement:

        «Based at the United Nations, the Better Than Cash Alliance is a partnership of governments, companies, and international organizations that accelerates the transition from cash to responsible digital payments to help achieve the Sustainable Development Goals.»

        Es geht also um die “transition from cash to […] digital payments”. Man nennt das auch die Bargeldabschaffung, englisch “decashing”.

      • @Wenda-Linus:

        Natürlich geht es um die Abschaffung von Bargeld und die dadurch gebotenen Möglichkeiten der Kundenanalyse, des Kaufverhaltens. Ganz sicher geht es nicht darum, dir das Verwalten deines Geldbeutels zu erleichtern. So selbstlos ist dann doch niemand ;).



        "Alles ist immer in Ordnung" ist halt für sich selbst auch ein Geschwurbele sonders Gleichen.

    • @Volker Birk:

      Danke für die links.

      Leider wird ja doch vieles in einen (Verschwörungs)Topf geworfen.

    • @Volker Birk:

      Ja, ich hab auch auf indymedia mal dazu einen Beitrag gelesen

      Bestrebungen zur Abschaffung des Bargelds werden auch in linksautonomen Kreisen kritisch gesehen

      • RS
        Ria Sauter
        @florian silbereisen:

        Das ist auch kritisch zu sehen und hat nichts mit Verschwörungstheorie zu tun.