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Dokumentation im SWRMär der „bösen Russlanddeutschen“

Der SWR zeigt eine Doku, die Stereotype über Russlanddeutsche verfestigt. Mit anderen legt unsere Autorin Beschwerde beim Rundfunkrat ein.

Russlanddeutsche Aussiedler im Aufnahmelager Unna, 1996 Foto: imago

„Wie fandet ihr die SWR-Doku über Russlanddeutsche?“, will ich von meinen Eltern wissen, als wir zusammen in ihrer Küche sitzen. „Na ja“, sagt meine Mutter zögernd. Sie will erst vorfühlen, wie ich sie fand. Denn neben anderen Aussiedlern aus der ehemaligen Sowjetunion wurden auch meine Geschwister und ich in dem Film gezeigt, der am 13. Juli unter dem Titel „Russlanddeutsche – unsere fremden Nachbarn? Bilanz einer schwierigen Integration“ lief. Als ich antworte: „Sie war grauenhaft“, legt mein Vater los: „Jetzt denken die Nachbarn doch wieder, dass wir kein Deutsch können, AfD wählen und Putin gut finden!“

Genau diese Vorurteile befeuert die aktuelle Doku des SWR: Sie stellt Russlanddeutsche in einer tendenziösen Weise dar, gewichtet Themen mit verzerrender Wirkung und vermischt unzulässig Aspekte wie die Kriminalität russlanddeutscher Jugendlicher vor 20 Jahren mit dem Kreml’schen Propagan­da­krieg heute. Weil die Produktion zudem falsche Informationen zu russlanddeutscher Geschichte sowie fehlerhafte Angaben zu Studiendaten enthält, habe ich mit über 100 Menschen ein Beschwerdeverfahren beim Rundfunkrat eingeleitet. Dabei sind Menschen mit und ohne russlanddeutscher Migrationsgeschichte – darunter Ministerpräsident a. D. Christoph Bergner (CDU), der Osteuropahistoriker Hans-Christian Petersen und Johann Thießen, Bundesvorsitzender der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland.

Natalie Keller (Grüne), Stadträtin in Nürnberg und Antidiskriminierungsreferentin, und ich haben die Beschwerde initiiert. Sie ist ein Novum für die rund drei Millionen Menschen in Deutschland, die einen russlanddeutschen Aussiedler- oder Spätaussiedlerstatus haben. Bislang hat sich die Gruppe nicht öffentlich gegen ihre diffamierende Darstellung in den Medien gewehrt. Jetzt ist das Fass übergelaufen.

Nach mehreren Dokumentarfilmen in den vergangenen Jahren, die Russlanddeutsche auf ihre angebliche Nähe zu Putin und der AfD reduziert darstellten, beherrscht seit Ausbruch des russischen Krieges gegen die Ukraine erneut dieses Bild die Medien. Auch der Film des SWR bedient diese Klischees. Direkt im Einstieg hört der Zuschauer: „Russlanddeutsche. Sie wohnen bei uns. Sie arbeiten bei uns. Aber gehören sie wirklich dazu?“, und sieht dazu Bilder von aggressiv wirkenden Männern, die Russland-Fahnen schwenken – diese unjournalistische Wort-Bild-Verknüpfung gibt einen Rahmen für die folgenden 45 Minuten vor.

Die Dokumentation

„Russlanddeutsche – unsere fremden Nachbarn? Bilanz einer schwierigen Integration“, in der Mediathek des SWR

Gezeigt wird beispielsweise Tatjana Schavoronkov, die nach 27 Jahren in Deutschland kein Deutsch spricht, orthodoxen Glaubens ist und deren Familienangehörige sich als „wir Russen“ und Befürworter Putins positionieren. Auch gedenken sie in dem Film am 9. Mai, dem von Putin wiederbelebten Tag des Sieges über Nazideutschland, ihrer Angehörigen, die aufseiten der Sowjetunion am Zweiten Weltkrieg teilnahmen.

Natürlich gibt es Putinfans unter Spätaussiedlern, genauso wie es sie unter Deutschen ohne Migrationsgeschichte gibt. Unsere Beschwerde richtet sich auch nicht dagegen, dass Menschen mit unterschiedlichen politischen Einstellungen gezeigt werden. Als Gegenbild zu Familie Schavoronkov kommen meine Geschwister und ich zu Wort, die den Krieg gegen die Ukraine verurteilen und demokratische Grundwerte vertreten.

Die Dokumentation suggeriert Extremismus

Die Hauptkritik, die unserer Beschwerde zugrunde liegt, ist eine andere: Die Mehrheit der in Deutschland lebenden Russlanddeutschen ist laut Sachverständigenrat für Integration und Migration gut integriert, beherrscht die deutsche Sprache, ist evangelisch oder katholisch. In den seltensten Fällen haben Russlanddeutsche Verwandte, die in der Roten Armee gekämpft haben. Russlanddeutsche standen damals nämlich unter dem Generalverdacht, Kollaborateure des Hitlerregimes zu sein, und wurden unter Stalin in Arbeitslagern und Deportiertensiedlungen gefangen gehalten. Erst 1964 wurden sie zum Teil rehabilitiert, erlebten aber bis in die Perestroikazeit systematische Diskriminierung.

Diese für Russlanddeutsche typischen kulturellen Prägungen und Kollektiverfahrungen scheinen aber nicht Teil der Geschichte von Familie Schavoronkov zu sein, die der Doku jedoch einen roten Faden gibt. Es kommt stellenweise der Eindruck auf, dass die Macher sich nicht genügend mit russlanddeutscher Geschichte beschäftigt haben.

Mit den daraus resultierenden inhaltlichen Fehlern verstößt die Doku unserer Auffassung nach gegen den SWR-Medienstaatsvertrag, der eine gewissenhafte Recherche fordert. Auch bricht sie unserer Überzeugung nach das Gebot der journalistischen Fairness und Ausgewogenheit. Ihr hätte es nämlich entsprochen, wenn nicht allein politisch aktive Russlanddeutsche gezeigt worden wären, die in der AfD engagiert sind. Schließlich sind Russlanddeutsche in allen im Bundestag vertretenen Parteien aktiv, wie die Bundesaussiedlerbeauftragte Natalie Pawlik in der SPD. Durch den Fokus auf die rechtsgerichtete Partei wird das Vorurteil gefestigt, dass Russlanddeutsche häufig deren Wähler sind.

Gleichzeitig verschweigt die Dokumentation, dass laut einer Studie 85 Prozent der Russlanddeutschen die AfD nicht wählen, behauptet aber, dass sie sich verstärkt für die „extreme Linke“ entscheiden, und suggeriert damit einen Extremismus der Russlanddeutschen. Es wird gegenüber dem Zuschauer verschleiert, dass damit die Partei Die Linke gemeint ist.

Wir Beschwerdeinitiatorinnen sind überzeugt, dass der SWR insgesamt mit seiner Doku einen weiteren Punkt aus dem Medienstaatsvertrag bricht, wonach der öffentlich-rechtliche Rundfunk die Zusammengehörigkeit in Deutschland fördern soll. Unserer Auffassung nach zeichnet die Dokumentation ein Bild von einer in Deutschland lebenden Gruppe als Träger fremder, feindlicher Einflussnahme – durch die russische Politik nämlich. In Zeiten geopolitischer sowie ideologischer Kämpfe, wie sie gegenwärtig Deutschlands Verhältnis zu Russland prägen, gefährdet der Sender damit den Zusammenhalt unserer Gesellschaft.

Als ich meinen Eltern von unserer Beschwerde erzähle, meinen sie: „Richtig so.“ Und ich fühle mich integrierter denn je nach 30 Jahren in Deutschland – als ein Teil gelebter Demokratie.

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53 Kommentare

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  • Mein Tipp aus der ARD Audiothek: Wie erlebt Deutschlands russischsprachige Community den Ukraine-Krieg? (23) www.ardaudiothek.d...g-23/ard/10551419/

    Differenzierte Darstellung der unterschiedlichen Gruppen. Von Mitgliedern dieser Gruppen. Hörenswert!!!

  • Verzerrte und verdrehte Berichterstattung in den öffentlich-rechtlichen Medien?



    Wer hätte das gedacht, nach 20 Jahren Killerspieldebatte und noch älteren "Reportagen" wie "Mama, Papa, Zombi".

  • solange z.B. Eugen Schmidt als Propagandaschleuder Moskaus im Bundestag sitzt, die meiner Meinung nach umgehend ausgewiesen gehört, kann man nicht unbedingt erwarten, dass es eine Begeisterung für Russlanddeutsche in der Bundesrepublik gibt.

  • Ich kenne einige ältere Spätaussiedler ganz gut. Sie sind innerlich gespalten. Die meisten sind der Überzeugung, dass Russland einen starken Mann braucht, sonst droht das Chaos. Zu 90% informieren sie sich über russische Medien. Gleichzeitig helfen einige davon aktiv den Ukrainischen Flüchtlingen. In vielen Gesprächen bekam ich den Eindruck, dass Demokratie als Ideal keine besondere Bedeutung hat und in ihren Ohren wie eine leere Propagandavokabel klingt. Das sind vermutlich Spätfolgen sozialistischer Erziehung.

  • Der rechte Hintergrund der "Aussiedler" ist eine Erfindung. In Berlin habe ich derart viel Kontakte seit Jahrzehnten, dass ich das genau sagen kann, wie auch viele andere.

    Aber: In den 1980ern wurde er ihnen nachgesagt von den Vertriebenenverbänden (seinerzeit NPD beeinflusst) und der CDU bis hin zu Helmut Kohl, die sie als ihr Wählerklientel ansahen. Diesen Ursprung des Märchens müsste eine journalistische Diskussion in den Mittelpunkt stellen.

    Heute ehrlich wäre: Statt über die Russlanddeutschen über die Russophobie und das primitive Feindbild unserer Gesellschaft aufzuklären. Denn darum geht es wirklich.

    • @Rosmarin:

      Dann klären Sie mal die Welt über "Russophobie" auf, während Russland ein friedliches Nachbarland in Schutt und Asche legt.

      • @Barrio:

        Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun. Das ist doch das Problem.

        • @resto:

          Das hat allerdings etwas miteinander zu tun. Der Kreml immunisiert sich mit dem Konstrukt einer „Russophobie“ gegen Kritik an seiner faschistischen Politik.

  • Wollen wir doch mal Tacheles reden:



    Es ist Krieg und da müssen Feindbilder her! So läuft Propaganda, dazu muss der ÖRR nun mal herhalten. Dass dabei Unschuldige zu Opfern werden-Kollateralschaden, so what?

    • @sochse:

      Ach was, erstens ist es nicht DER öffentlich rechtliche, sondern genau eine Produktion einer Redaktion. Und zweitens möcht ich doch mal von Ihnen die bundesdeutsche Propagandastelle genannt bekommen, die diese Ausstrahlung diktiert haben soll. Na los!

    • @sochse:

      Dann reden Sie Tacheles und sparen Sie sich Ihr diffuses Geraune. Wer sagt denn, dass Feindbilder her müssen? Weshalb und inwiefern muss der ÖRR "herhalten"?

  • Meine Frau ist Russlanddeutsche, wir haben zwei Kinder. Meine Frau engagiert sich für ukrainische Flüchtlinge (und falls es jemanden interessiert: 2015 hat meine Frau ehrenamtlich auch syrische Flüchtlinge unterstützt). Ach ja, Sie ist Lehrerin für Deutsch und Geschichte, Parteimitglied, jedoch nicht bei der AFD. Kriminell war und ist in ihrer gesamten Familie niemand.

    Als wir uns den Fernsehbeitrag angesehen haben, mussten wir lange nachdenken, ob wir irgendwelche Russlanddeutsche kennen, die dem dort gezeichneten Bild entsprechen würden. Uns viel nur ein angeheirateter Onkel ein, bei dem uns nicht ganz klar ist, ob er nicht doch eher ein Alkoholproblem als ein Demokratieproblem hat.

    Viel Erfolg wünsche ich den Initiatorinnen!

    • @Uwe81:

      Hmm. Wenn se ma frei haben fahren se nach Bergedorf. Mit m Audo, Zuch, oder Flugzeug. Da gibbet Beides.

  • Hallo Irina Peter, ich habe zuerst Ihren Artikel, dann die Doku gesehen. D.h., ich konnte durch Ihre Brille die Doku sehen. Und ich muss sagen, so schlimm war die Doku nicht. Wer halbwegs reflektiert denken kann - und das denke ich von SWR-Zuschauer:innen, wird die Doku realistisch einschätzen können. Dennoch vielen Dank für den Denkanstoß!

  • Hallo zusammen,



    85% der "Russlanddeutsche" wählten nicht die AfD d.h. 15% wählten/wählen die AfD. Bundestagwahl 2021 haben 10,1% der Gesamtdeutschen die AfD gewählt. Das ist ein signifikanter Unterschied zwischen "Deutschen" und "Russlanddeutsche". Aber bitte beachten, dass in diesen 10,1% "Russlanddeutsche" ebenso beinhalten. Man sollte es einfach nur mal wahrnehmen wollen, dass Menschen unterschiedlich sind.

    • @xeiner:

      Sie suggerieren mit Ihrem Kommentar eine Kausalität, können mit den Zahlen aber bestenfalls Korrelation belegen.

      Niemand behauptet, dass alle Menschen gleich sind. Wenn man aber die Herkunft von Menschen als Ursache für bestimmte Eigenschaften anführen will, sollte man die Statistik beherrschen. Sonst ist's bestenfalls Stammtisch.

      • @yul:

        👌

    • @xeiner:

      15% ist aber immer noch eine Minderheit. D.h. wenn Sie mit einem oder einer Russlanddeutschen Kontakt haben, hat diese Person aller Wahrscheinlichkeit nach nicht AfD. Das Problem ist doch hier, dass gerne verallgemeinert wird.

  • Richtig so.

    Die Häufung boulevardjournalistischer Generalverdächtigungen gegenüber Russlanddeutschen selbst in vermeintlichen "Qualitätsformaten" des öffentlich-rechtlichen Rundfunks häufen sich, als gerade einmal einhundert von ihnen parallel zu Lawrows versuchter Intervention wegen "unserer Lisa" 2014 in Berlin demonstrierten - so als stünden sie kollektiv für 1,9 Millionen Deutsche, die aus ehemaligen Sowjetrepubliken nach Deutschland migriert sind.

    In kompletter Geschichtsvergessenheit wurden sie bereits damals als "5. Kolonne Putins" kollektiv verunglimpft. Selbst schulisches Mobbing, auch von Lehrkräften, haben seit 2014 alarmierend zugenommen.

    Dazu beizutragen verstößt gegen die Staatsverträge der öffentlich-rechtlichen Sender.

    • @Anja Böttcher:

      "Selbst schulisches Mobbing, auch von Lehrkräften, haben seit 2014 alarmierend zugenommen."

      Haben Sie hierfür seriöse Quellen? Würde mich mal interessieren.

  • Es scheint wohl das Problem zu sein, dass der Film "Russlanddeutsche" und "Deutsch-Russen" in einen Topf wirft

    • @Ruhrpott-ler:

      Da haben Sie vollkommen recht, dass hier zwei Gruppen vermischt werden. Es könnte aber sein, dass die taz es ganz normal oder auch sprachlenkend politisch wichtig findet, den Begriff der "Russlanddeutschen" auf alle Personen in Deutschland mit russischem Migrationshintergrund anzuwenden und so die Unterscheidung der beiden Gruppen zu verhindern, was eine sinnvolle Analyse natürlich stark beeinträchtigt.

  • „Jetzt denken die Nachbarn doch wieder, dass wir kein Deutsch können, AfD wählen und Putin gut finden!“

    Es sind 60% der Russlanddeutschen, die allein schon Putins Vorgehen auf der Krim dufte finden. www.sueddeutsche.d...-die-afd-1.3897458

    • @Rudolf Fissner:

      "Russlanddeutsche" ist in der von der SZ vorgestellten Studie von 2018 (und im allgemeinen Wortschatz vor 2022) ein Sammelbegriff für Spätaussiedler aus allen postsowjetischen Ländern, also nicht nur Russland, sondern auch Kasachstan, Belarus und Ukraine. Sie müssten daher auch den nächsten Satz noch mitzitieren, wonach "30 Prozent der Einwanderer aus der Ukraine das russische Vorgehen auf der Krim gut" oder, wie Sie es nennen, "dufte" fanden.

  • Schlimm, dass so etwas sogar Einzug bei einem öffentlich-rechtlichen Sender hält.

    Aber schlimmer ist noch, wie die Bevölkerung und unser Staat mit RussInnen umgeht. Ich kenne einige, die sich wegen ihres russischen Akzents in der S-Bahn nicht mehr trauen, zu sprechen. Und das sind alles andere als Putin-Unterstützer.

    Überall wird befeuert, dass "die Russen" eben die Feinde sind. Ist ja nicht lange her, dass das hier opportun war. Und der Staat macht es russischen Asylanten schwer, hier zu bleiben. Dabei müsste man doch gerade jetzt in Russland politisch Verfolgte unterstützen.

    • @Jalella:

      Wie geht denn nach Ihren Informationen "die Bevölkerung" mit RussInnen um? Würde mich wirklich interessieren.

  • Verallgemeinerungen können so wie auch Vorurteile ein Problem darstellen. Nur stellt sich mir die Frage, wie ist es dann möglich ist, eine Tendenz in einem Teil unserer Bevölkerung zu erkennen bzw. zu verstehen.



    Ich arbeite mit Russen zusammen. Wobei das nun auch wieder eine Verallgemeinerung ist, da nur ein kleiner Teil meiner Kollegen direkt aus Russland kommt.



    Wir haben gelernt, unsere Meinung über den Krieg in der Ukraine nicht mehr anzusprechen. Gibt nur Probleme.



    Hätte es mich nach Russland verschlagen, so würde ich wohl „Deutschland TV“ sehen.

  • Sehr gut!

  • Tut mir leid, ist eben so. Was die AfD angeht, nunja, das kann man be- oder widerlegen über Statistiken. Auch Muslime müssen sich permanent von Terroristen distanzieren, Juden von Großbanken, und so weiter. Nennt sich Stereotyp, für den braucht es nur eine gefühlte (!) Tendenz in einer Gruppe um zum Vorurteil zu führen.



    Es wäre vielleicht gut wenn sich die Betroffenen über die Gruppen hinweg kurzschließen würden. Dem äußern Augenschein, der zugegebenermaßen wahrscheinlich voreingenommen und auch durch bestimmte Darstellungen medial gefördert ist, mögen sich die drei Gruppen (sofern man überhaupt von Gruppen sprechen darf) untereinander nicht so sehr. Manche integrieren sich indem sie im Kanon mit der vermeintlichen Gruppe der typischen Kartoffeln über dritte vermeintliche Gruppen herziehen.



    -> Hier werden sich jetzt Russlanddeutsche und deren „Gegner“ äußern. Anderswo Muslime und Islamophobe, wieder anderswo Juden und Antisemiten. Ändern wird sich so aber nichts. Vorurteile bleiben.

  • Die Diskriminierung der Russlanddeutschen fing schon unter Außenminister Fischer an, als öffentlich über Sprachtests gesprochen wurde und die Bevorzugung gegenüber anderen Geflüchteten( Kurden, Palästinensern, Nordafrikanern) kritisiert wurde. Die Russlanddeutschen haben für den Überfall der Biodeutschen bitter bezahlt, deswegen verdienen sie alle Unterstützung und den Sonderstatus.

    • @Pepi:

      Nö. Es gibt Menschen die qualifiziert sind und sehr gut Deutsch sprechen, und keine Russlanddeutschen sind. Warum sollte man diese benachteiligen? Wegen der Hautfarbe? Der einen Uroma?

    • @Pepi:

      Oskar Lafontaine erntete damals einen Shitstorm,als er sich kritisch aeusserte zu Kohl,der eingefädelt hatte,dass Russlanddeutsche und andere Deutschstaemmige der Gus staaten in Deutschland willkommen sind und eingebürgert werden.



      Hier wurde voellig falsch berichtet,Lafontaine sei Russophob usw .,er hatte aber lediglich die Ungleichbehandlung kritisiert ,die Asylsuchenden , Flüchtlingen aus Afrika etwa widerfährt,wenn russische, kasachische Staatsbürger,ohne in Not zu sein,und nur weil sie mal Deutsche in ihrer Genealogie hatten, automatisch nach Deutschland kommen duerfen .



      Das hatte Lafontaine gemeint und angemahnt,voelkische Argumentationen im Ausländerrecht nicht hochzufahren usw .



      Dem stimme ich heute noch vollumfänglich zu und gebe zum Beispiel zu bedenken,dass Gambier,die noch zu Zeiten als dort Diktator Jammeh den" Gadaffi "gab, normalerweise genug Fluchtgruende hatten ,um in Deutschland automatisch Asyl zu genießen.Was aber nicht der Fall war.

    • @Pepi:

      Kritik an einer systematischen Bevorzugung ist Diskrimminierung?

      • @Ingo Bernable:

        Na gut, lassen wir das, Schwamm drüber. Ich gehöre der Generation an, denen Russlanddeutsche berichteten, wie es lebte in den Erdlöchern und Kolchosen in Kasachstan, die sprachen so ein altertümliches Deutsch ( nach 45 war es, in fast allen Ostblockstaaten, für Jahre verboten in der Öffentlichkeit deutsch zu sprechen) . Die Kinder und Enkel sprachen dann gar kein Deutsch mehr. Bei den Wolfskindern aus der Gegend um Königsberg war es ähnlich. Vermutlich sind es nur die Gefühle, die Menschen dazu bewegen, diesen ehemals Deutschen gewisse Privilegien zuzugestehen, gegenüber Syriern, Palästinensern und Nigerianern. Alles nur Sentimentalitäten ob der Vergangenheit. Systematische Bevorzugung ist auch, wenn ein Armer ohne Gegenleistung, Sozialhilfen bekommt und deswegen ein BGE gefordert wird , auch für Reiche.

  • als nächstes fangen wir noch an pauschale Urteile über Männer abzulehnen....so weit kommts noch!

    • @Usch Bert:

      Ui ja, das fände ich richtig klasse und schön reflektiert!

  • Jede Verallgemeinerung einer Gruppe ist per sé abzulehnen, zumindest was den Informationsgehalt betrifft. Vorurteile lassen sich damit natürlich bestens bedienen.

    • @AusBerlin:

      Sicher. Aber jedes vorhandene in einer Gruppe gehäuft auftretende Problem ist deutlich beim Namen zu nennen.

  • Klasse, setzt euch zu Wehr gegen die 4'te Gewalt. Mit "..man wird es ja noch sagen dürfen .." und ".. journalistische Meinungsfreiheit .." werden die versuchen sich rauszuwinden, vielleicht sogar mit Erfolg. Dennoch, es bleibt was haften. Wie so ein Kaugummi an der geriffelten Schuhsohle, der bei jedem Schritt klebt und quietscht und der trotz aller Reinigungsversuche, doch noch in nachweisbaren Spuren erhalten bleibt.



    Für mich hat es jedenfalls ein rassistisches Gschmäckle, wenn eine Bevölkerungsgruppe so diffamiert wird.

  • Ich bin auch Russlanddeutscher und ich kenne niemanden in meiner Familie der nicht pro AfD und pro Putin ist, deswegen habe ich den Kontakt komplett abgebrochen. Ausnahmen bestätigen für mich die Regel, Glückwunsch dass es dich besser erwischt hat. Für mich hat es leider nichts mit Stereotypen sondern mit trauriger Realität zu tun.

    • @Searchus:

      Danke, es ist nun mal so, daß verschiedene Menschengruppen tendenziell unterschiedlich sind und daß es dafür viele soziologische Erklärungen gibt. Die Kunst besteht darin, dies möglichst wertneutral darzustellen und zu betonen, daß natürlich nicht alle so sind, das dies auf lange Sicht ein änderbarer Zustand ist und daß man jedem einzelnen Mitglied dieser Gruppe trotzdem vorurteilsfrei begegnen muß.



      Meinen höchsten Respekt dafür, daß sie den Kontakt zu ihrer Familie abgebrochen haben aber vielleicht gibt es nach dem Krieg wieder eine Möglichkeit zur Annäherung.

    • @Searchus:

      Dass es sogenannte "Hochburgen" gibt,in denen überproportional AfD gewählt wird und zwar wegen der dort lebenden Russlanddeutschen ist Tatsache,siehe Pforzheim!!



      Ich selber wohne in einem Hochhaus ,wo 90 Prozent der Mieter Russlanddeutsche sind,gleiches betrifft das Umfeld des Wohngebietes, das als "Russenburg" bekannt ist bei vielen schwaebischen "Ureinwohnern" hier.



      Tatsache ist: diese Menschen,viele Alte,



      Worunter auch Kasachen sind,die wohl auch unter "Russlanddeutsche" subsummiert sind,sprechen untereinander fast alle russisch .



      Nicht wenige können kaum deutsch ,ich habe das selber bei den Versuchen persönlich zu kommunizieren,erlebt,Kinder,auch Schulpflichtige, höre ich praktisch immer untereinander aber auch mit den Eltern und Verwandten russisch sprechen .



      Auf Kinderspielplätzen sah ich schon in Holz eingeritzt: "Russen sind die Besten".



      Unlängst war auf dem Gehweg neben einem Garten der Begegnung,wo ich ein Beet bestelle schwarz ein" Z" aufgesprueht,und "Ukraine" Schrift war durchkreuzt und Putin ! , Aufgesprueht.



      Spaeter haben das andere mit roter Farbe unkenntlich gemacht .



      Beim Arbeiten am Beet betrat eine Gruppe Jugendlicher mit Bierflaschen den Garten und man fragte mich ,was ich da mache,ich erklärte es Ihnen und merkte dass sie betrunken waren,sie sagten auch selber von sich aus ,dass sie ab und zu hier an die Feuerstelle des Geländes kämen und auch Joints rauchten dort.



      Ich fragte sie auch, ob sie die Pro Putin Kritzeleien in der Naehe gesehen hätten und wie sie zum Ukraine Überfall etc.Stuenden.!?



      Aus ihrem Gelalle wurde eigentlich klar,dass sie mit den Z Kritzeleien etwas zu tun haben könnten,allerdings gipfelten ihre gewundenen Antworten in dem Satz:" wer nicht hören will ,muss fühlen"! Und damit war die Ukraine gemeint,und der "Fühlen lasser" Putin.



      Ich fasste es nicht .

      Solche Tatsachenberichte treffen vielleicht nicht auf die Mehrheit der Russendeutschen zu,sind aber einfach auch im Rahmen der Informationsfreiheit zulaessig und notwendig.

    • @Searchus:

      Wessen Familie ist da jetzt die Ausnahme und welche die Regel?

    • @Searchus:

      Dann müssen Sie ziemlich einsam sein, wenn auch die Nichten, Neffen, jüngere Geschwister, Onkel und Tanten und deren Nachkommen und Abkömmlinge unter den Bann fallen.

      • @Pepi:

        Von Nichten, Neffen, jüngere Geschwister, Onkel und Tanten hat er/sie aber nichts geschrieben und über sein/ihr soziales Umfeld wissen Sie nichts. Zurückhaltung wäre also angebracht.

        • @Barrio:

          Bruch mit der Familie, also Mutti und Vati, dann soll ersie es auch so benennen. Zum sozialen Umfeld gehört nun mal die Familie, den Kiez kann man beliebig tauschen, Arbeit auch, Familie nicht.

  • Ich glaube, dass hier zwei Gruppen in einen Topf geworfen werden.



    Nämlich die deutsch-russischen Umsiedler, und die Russen, die die laxen Nachweispflichten damals zur rein wirtschaftlich motivierten Auswanderung in den Westen genutzt haben.



    Letztere haben viel weniger inneren Bezug zu Deutschland. Schon der erste Schritt war letztlich nur eine Ausnutzung menschenfreundlicher Regelungen...

  • "Natürlich gibt es Putinfans unter Spätaussiedlern, genauso wie es sie unter Deutschen ohne Migrationsgeschichte gibt." Die Frage ist, was heißt "genauso". Genauso so viele? Das glaube ich nicht, zuverlässige Daten dazu sind schwer, aber zu Beginn des Krieges wurde etwa 50% genannt, wenn ich mich recht erinnere.

    • @Eric Parpart:

      "Genauso" wird dann benutzt wenn tatsächliche Statistiken "problematisch" sind. Verallgemeinert wird generell nur wenn es um Themen rechts von mitte-links geht.

    • @Eric Parpart:

      Selbst wenn es 100% wären? Ich dachte wir leben in einer liberalen Demokratie mit garantierter Meinungsfreiheit.

  • Viel Erfolg!