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Die Linke und die Barbarei der HamasSie verstehen den 7. Oktober nicht

Wenn Israel schwach ist und Jüdinnen und Juden ermordet werden: Müsste es im persönlichen politischen Koordinatensystem nicht irgendwo jucken?

Washington, 18.10.2023: Naomi Klein demonstriert für einen Waffenstillstand in Gaza Foto: Leah Millis/reuters

S ie prasseln herein, die Stellungnahmen und offenen Briefe der Intellektuellen, der Kunsttreibenden, SchauspielerInnen und sonstigen linken und linksliberalen Prominenten aus aller Welt, vor allem der englischsprachigen. Sie verlangen „Feuerpause“, „Waffenstillstand“, „Schutz der Zivilisten“ und „Frieden“ für Gaza und Nahost.

Wie immer gilt: Wer wollte etwas gegen Frieden haben? Nur war da doch noch was.

Die menschlichen und politischen Abgründe, die sich mit dem Massaker der Hamas am 7. Oktober auftaten, kommen in diesen Texten nicht vor. Das lässt nur den Schluss zu, dass den AutorInnen und Unterzeichnenden die Existenz des Landes Israel als garantierte Heimstatt für Jüdinnen und Juden mindestens egal ist. Dass sie die außergewöhnliche Barbarei der Hamas nicht als solche wahrnehmen und sich ihr Bild vom Nahostkonflikt deshalb auch nicht nennenswert ändert.

Stattdessen servieren sie Slogans, „Stop Genocide in Gaza“ – oder in den Worten der kanadisch/US-amerikanischen Publizistin Naomi Klein auf Twitter/X: „Speak out against genocidal violence.“ Sie meint israelische Gewalt. Zur Art der Gewalt der Hamas: kein Wort.

Naomi Klein liefert wirkungsvoll Pointen

Naomi Klein gehört zu den jüdischen AktivistInnen in Nordamerika, die sich schon länger für die Rechte der PalästinenserInnen einsetzen. Das war bisher aber nicht ihr Hauptthema. Klein hat seit über zwanzig Jahren die linke und globalisierungsskeptische Debatte geprägt. Mit Büchern wie „No Logo!“, auf Deutsch 2001 erschienen, oder 2007 „Die Schock-Strategie“ hat sie den kapitalismuskritischen Diskurs auch in Deutschland stark beeinflusst.

Es ist selten seriös, PublizistInnen sofort als „Ikonen“ oder „Säulenheilige“ zu bezeichnen, nur weil sie Hörsäle füllen und sich ihre Bücher gut verkaufen. Aber jede soziale Bewegung hat ihre Thesen- und PointenlieferantInnen, und Naomi Klein ist davon eine besonders wirkungsvolle.

Ich nenne sie hier dennoch nur stellvertretend für die vielen, von denen ich schlicht angenommen hätte, dass der 7. Oktober bei ihnen etwas im Kopf verschieben würde. Klein ist alt und belesen genug, um zu wissen, dass der Nahostkonflikt, wenn überhaupt, dann sicher keine einfache Lösung kennt.

Hat sich nichts geändert?

Einmal unterstellt, dass für Klein wie für viele andere die palästinensische Sache schon deshalb ins ideologische Programm gehörte, weil anständige Linke immer erstmal zu den Schwächeren halten und der Staat Israel so stark wirkte: Das hat sich an jenem Samstag erledigt. Müsste es dann nicht im persönlichen politischen Koordinatensystem irgendwo jucken?

„This changes everything“ (deutscher Titel: „Die Entscheidung: Kapitalismus vs. Klima“) von 2015 ist ein weiterer Bestseller Kleins. Für klimapolitisch Eingelesene mag darin nicht viel Neues gestanden haben. Aber der englische Titel brachte die Notwendigkeit, angesichts schier überwältigender Ereignisse (Klimawandel) grundlegende Mechanismen (Marktwirtschaft) zu überdenken, auf eine großartige Formel. Vielleicht hoffte ich deshalb, Klein würde nach dem Pogrom der Hamas wenigstens sagen: „This changes something.“

Ist aber nicht so. Und es frustriert mich zutiefst, dass so viele Leute, mit denen ich Ideen und Ziele teile oder zu teilen dachte, die Bedeutung dieses 7. Oktobers für Jüdinnen und Juden, für Israel, und für menschlichen Umgang insgesamt zu ignorieren scheinen. Die Globalisierungskritik hat seit Ende der 1990er Jahre eine neue internationale, von Beginn an ökologische Linke geschaffen. Sie hat so viel erreicht. Mir ist nicht klar, wie die Bewegung diesen Oktober überstehen soll. Mir ist nicht klar, wie die Linke überhaupt diese Runde des Nahostkonflikts überstehen soll.

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Ulrike Winkelmann
Chefredakteurin
Chefredakteurin der taz seit Sommer 2020 - zusammen mit Barbara Junge in einer Doppelspitze. Von 2014 bis 2020 beim Deutschlandfunk in Köln als Politikredakteurin in der Abteilung "Hintergrund". Davor von 1999 bis 2014 in der taz als Chefin vom Dienst, Sozialredakteurin, Parlamentskorrespondentin, Inlandsressortleiterin. Zwischendurch (2010/2011) auch ein Jahr Politikchefin bei der Wochenzeitung „der Freitag“.
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53 Kommentare

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  • Schon seit längerem frage ich mich, warum die Linke ihren Antisemitismus nicht aufarbeitet. Scheint zu sehr an den eigenen Grundfesten zu rütteln.

    • 6G
      655170 (Profil gelöscht)
      @vieldenker:

      "Die Linke"?



      und "ihren Antisemitismus"?



      Ihr Nickname ist VIELDENKER.



      Aber viel haben Sie bei diesen Pauschalzuschreibungen nicht gedacht.



      Okay, das tut Frau Winkelmann in ihrem Meinungsbeitrag auch nicht.



      Sie reflektiert auf den 7. Oktober, die Mordtaten der Hamas. Zurecht.



      Die Bombardements der israelischen Armee auf die Zivilbevölkerung in Gaza mit bald 10.000 Toten und die Vertreibung von bisher schon über 1,4 Millionen Palästinensern sind für sie nicht mal einen Halbsatz wert.



      Und die Forderungen nach Humanität sind für sie nur "Stellungnahmen", die "hereinprasseln" und die im nächsten Satz natürlich gleich relativiert und entwertet werden müssen.

  • Es hat sich etwas verschoben in den Diskursen über die Wahrnehmung von Antisemitismus hierzulande als auch des israelisch-palästinensischen Konflikts in Nahost, keine Frage.



    Als pro-palästinensischer linker Aktivist der 80er und 90er Jahre waren PLO und Fatah für mich die Ansprechpartner auf palästinensischer Seite, zugleich bestanden auch direkte Kontakte zu den sozialdemokratischen und sozialistischen israelischen Parteien. Damals bestand noch Aussicht auf die Hoffnung, dass beide Seiten den Friedensprozess gemeinsam voranbringen könnten.



    Antisemitismus als palästinensisches Problem flog unter dem Radar der Wahrnehmung, es war ein Thema, das hierzulande fast ausschließlich mit Neonazis in Verbindung gebracht wurde. Das soll nichts entschuldigen, kann aber einiges erklären.



    Die Dramatik der Ereignisse in Gaza 2006/07, der innerpalästinensische Bruderkampf und die anschließende Vertreibung der Fatah durch die Hamas, wurden von mir nicht erkannt, wie ich einräumen muss. Im selben Zeitraum radikalisierte sich allerdings auch die israelische Gesellschaft immer weiter nach rechts, die Linksparteien verloren massiv an Einfluss und sind heute fast in die Bedeutungslosigkeit versunken. Im Grunde wurde der Friedensprozess in Nahost schon mit der Ermordung Jitzchak Rabins gleich mit “ermordet.”.



    Spätestens jedoch der 7. Oktober sollte für die Linke in Deutschland und Europa ein Weckruf sein, sich jetzt mit Israel und der jüdischen Bevölkerung bei uns solidarisch zu zeigen, denn wir haben es auf palästinensischer Seite nicht mehr mit emanzipatorischen Kräften zu tun, die Israel und die Juden auf Augenhöhe sehen, sondern mit einer islamo-faschistischen Hamas, die für uns eben kein Dialogpartner oder gar Verbündeter sein kann.



    Die Zeiten haben sich nun mal geändert.

  • Exakt genau gleich wie mit dem Krieg Russlands gegen die Ukraine. Der Westen soll aufhören, die Ukraine kapitulieren.



    Es wäre ein Vernichtungsfrieden.

  • Das Problem ist, dass die Hamas nicht nur 250 Geiseln genommen hat, sondern insgesamt 2.000.250 . Ich fordere die unverzügliche Freilassung aller 2.00.250 Geiseln und den Abzug der Geiselnehmer.

  • "Israel ist nun in einem Dilemma"

    "Israel" ist völlig paralysiert und zerrissen, naja zerrissen eigentlich nicht - dass Bibi und seine Gang eigentlich abgesetzt und am besten vor ein Kriegsgericht oä gehören, da sind sich wirklich die allermeisten grad einig.



    Und mit harten Sprüchen macht man sich dort auch eher nicht so die Freunde, außer die Sorte Leute, die in Deutschland beim "3. Weg" oder so wären.

    • @Ajuga:

      Im Zweifelsfall hat sich die israelische Gesellschaft angesichts äußerer Bedrohung noch immer in ihre zionistische “Wagenburg” zurückgezogen, notwendige innenpolitische Kontroversen wurden demgegenüber zurückgestellt. Es wird diesmal nicht anders sein, zumal der 7. Oktober aus israelischer Sicht eine echte Zäsur darstellt.



      Beide Seiten müssten sich aus ihrer Radikalisierung und inneren Verhärtung lösen - und das noch in einem gleichzeitigen, parallel verlaufenden Prozess -, die Palästinenser dazu noch aus ihrer “Gefangenschaft” von der terroristischen Hamas. Die israelische Regierung müsste ihr ureigenes Klientel, die rechtsextremistischen, ultraorthodoxen Siedlernationalisten im Westjordanland in ihre Schranken weisen. Ein gordischer Knoten.

  • Wer kann den "Nahostkonflikt" denn noch verstehen? Man kann nur noch auf einer der beiden Seiten stehen und untergehen oder man steht dazwischen und versteht gar nichts mehr.

    Wer da behauptet, etwas zu verstehen, dem kann man schon gar nicht mehr glauben.

    Und während dessen sterben ständig Menschen und kämpfen um das nackte Überleben. Auf allen Seiten.

    Jedes Wort dazu ist schon wieder nur eines zuviel. Die Wiege unserer Zivilisation und wir sind doch wieder nur Tiere. Es ist zum Kotzen. Sich dabei auf keine Seite zu schlagen ist das Mindeste, was man tun kann.

    • @Mustardman:

      Das Mindeste was ein einigermaßen aufgeklärt denkender Mensch in dieser Situation tun kann ist für mich allerdings völlig klar:



      Solidarität mit Israel, ohne Wenn und Aber!

  • Zwei Beitrage mit links scheinen mir bemerkenswert (& anschließe mich) =>



    Von - @Jam Fram mit -



    www.google.co.uk/a...gs-of-israeli-jews



    &



    Von @Theresa Kulawik mit -



    www.theguardian.co...gs-of-israeli-jews



    &



    Ich denke - Frau Ulrike Winkelmann -



    Angesichts Ihres Verdikts - gebietet es die intellektuelle Redlichkeit - hierzu inhaltlich Stellung zu nehmen.

    Dank im Voraus.

    • @Lowandorder:

      Für den Fall, dass Frau Winkelmann gerade keine Zeit hat, übernehme ich das gerne.

      "Some continue to minimize massacres of Israeli civilians - this only fuels militant Zionism."

      Naomi Kleins Hauptsorge gilt dem Imageschaden und den sich daraus ergebenden politischen Folgen. Immer frei nach dem zynischen Talleyrand-Spruch: "Es war schlimmer als ein Verbrechen, es war eine Dummheit!"

      • @Schalamow:

        Bin gespannt - ob Frau Ulrike Winkelmann auch “Naomi Kleins Hauptsorge“ so genau kennt.



        Ich kann sojet jedenfalls den hier zitierten Beiträgen nicht entnehmen.



        Aber Sie scheinen wie im around zu lesen - ja ohnehin über höhere Weihen zu verfügen - als wir Bemühten der Ebene! Woll

  • Ich denke, dass es kaum Menschen gibt, die den Angriff vom 7. Oktober nicht verurteilen. Aber es ist schon sehr interessant, wenn die Leute die das Offensichtliche so lautstark einfordern die Angriffe auf Zivilisten und zivile Infrastruktur auf ein von allen Seiten eingezäuntes Gebiet mit einem überdurchschnittlichen Anteil an Minderjährigen mit keinem Wort verurteilen.



    Ebenso wie niemand bei rechtem Verstand die Hamas verteidigt, hätte ich gehofft, dass es ebenso selbstverständlich wäre die Tage und Wochen nach dem 7. Oktober als das zu sehen was sie sind: Unverhältnismäßige Gewalt und Unrecht gegen Unschuldige.

    • @DasTier:

      Ich denke, Sie irren sich. Tausende Menschen weltweit haben den Angriff vom 7.Oktober nicht nur nicht verurteilt, sondern sogar gefeiert - sogar hier in Deutschland.

      Unverhältnismäßige Gewalt hat zuallererst die Hamas ausgeübt, mit Gräueltaten die unterhalb jeder Stufe von "Zivilisation" stehen. Vorbild war ganz offensichtlich der IS.

      Die schwierige Frage für Israel ist nun, wie eine verhältnismäßige Reaktion gegen einen Angriff aussieht, der selbst ohne Vorwarnung für Zivilisten kamm und jenseits aller Maßstäbe von Verhältnismäßigkeit war.

      Israel warnt regelmäßig die Zivilisten vor Angriffen und fordert zur Evakuierung des Kampfgebiets auf. Die Bewohner der Kibuzzim oder die Feiernden beim Festival hätten sich sehr über ein Flugblatt der Hamas am Tag zuvor gefreut mit der freundlichen Aufforderung, wegen der bevorstehenden Angriffe zu evakuieren... Das nur um zu illustrieren, mit was für unterschiedlichen Maßstäben hier Menschlichkeit gemessen wird.

  • Liebe Frau Winkelmann,

    Ihre Kritik an Naomi Klein ("es frustriert mich zutiefst, dass so viele Leute, mit denen ich Ideen und Ziele ... zu teilen dachte, die Bedeutung dieses 7. Oktobers für Jüdinnen und Juden, für Israel, und für menschlichen Umgang insgesamt zu ignorieren scheinen") leuchtet mir nicht ein, zumal Sie ja selber sagen, dass niemand etwas gegen Friedensforderungen etc. habe.

    Was erwarten Sie also, solle jemand wie Naomi fordern? Sollte sie aus dem 7. Oktober die Konsequenz ziehen: "Ja, Leute, ich hab mir das jetzt genauer überlegt: das ändert alles, also walzt mal schön den Gazastreifen platt, wenn ihr wollt"?

    Nicht trotz, sondern gerade wegen der "Bedeutung des 7. Oktober" wird sie ja ein Ende der Gewalt oder einen Verzicht auf Gewaltexzess gefordert haben. Die Abscheulichkeit der Hamas-Taten macht es ja nicht falsch, auf Mäßigung bei der Reaktion zu bestehen (entgegen der Rhetorik mancher israelischer Kabinettsmitglieder).

    Und zu den "Ideen und Zielen", die wir alle teilen: langfristig auf ein Konfliktmanagement mit Verhandlungen und Interessensausgleich zu setzen, erscheint angesichts der Gewalt doch weiterhin richtig, wenn nicht sogar dringlicher als bisher, oder etwa nicht? Ich sehe die Alternative nicht, die Sie von Fr. Klein einfordern.

    Strukturell hat sich an der Konfliktlage ja nichts geändert. Die Taten der Hamas und das Kalkül ihrer Finanziers machen die Suche nach einer Lösung des Pal-Isr-Konflikts zwar vorerst unmöglich (das war ja wohl ein Ziel der Hamas angesichts der saudisch-israelischen Annäherung), aber langfristig wird kein Weg daran vorbeiführen. Oder sollen wir uns etwa mit zyklischer Gewalt oder Dauerkriegszustand abfinden? Selbst dann aber wäre die Forderung nach Mäßigung immer noch nicht falsch.

    Im Augenblick rächt sich die Untätigkeit der internationalen Gemeinschaft über Jahre hinweg, was sich darin zeigt, dass niemand weiß, wie es nun dipl.-politisch weitergehen soll. Warum aber deshalb auf den Öko-Linken rumhacken?

    • @Mutashail:

      "Und zu den "Ideen und Zielen", die wir alle teilen: langfristig auf ein Konfliktmanagement mit Verhandlungen und Interessensausgleich zu setzen,..."

      Langfristig, genau! Und was macht Israel in der Zwischenzeit, um seine Bevölkerung vor einer Terrororganisation zu schützen, deren Ziel die Auslöschung des jüdischen Staates ist?

      • @Schalamow:

        “Und was macht Israel in der Zwischenzeit, um seine Bevölkerung vor einer Terrororganisation zu schützen, deren Ziel die Auslöschung des jüdischen Staates ist.”



        Etwa, in dem unter der palästinensischen Jugend in Gaza die nächste Generation Hamas-Kämpfer “herangezüchtet” wird, die mit noch größeren Hass nach der Auslöschung Israels trachtet?



        Vielleicht haben Sie ja recht und Israel muss die Sache mit der Hamas jetzt zu Ende bringen. Ich weiß es nicht. Aber Frieden und Sicherheit für die Menschen dort - Juden wie Palästinenser - wird das nicht bringen. Ein Unrecht kann nicht durch ein anderes bekämpft werden.

        • @Abdurchdiemitte:

          "Wir sprechen hier jedoch von Menschen, die im Schmutz leben und keine Chance auf ein freies Leben haben, da sie systematisch unterdrückt werden."

          Und wieviel Milliarden Dollar mehr benötigen diese Menschen, wieviel mehr Unterstützung etc. als sie jetzt bereits bekommen? Mit den ungeheuren Summen, die der Gaza-Streifen erhalten hat und der fast weltweiten Expertise und Unterstützung, hätten sie ein funktionierendes Gemeinwesen "vom Feinsten" aufbauen können; wenn ihnen der Hass auf Israel/jüdische Menschen nicht im Weg stünde.

          • @*Sabine*:

            Einverstanden! Allerdings kommt das von Ihnen angeführte Zitat nicht von mir. Sie müssen mit Ihrer Erwiderung also einen anderen Foristen meinen.



            Nur so viel: tatsächlich sind auch Armut und fehlende Bildung ein Quell für Hass und Gewalt, Faktoren, die in Gaza zweifellos gegeben sind. Diese Feststellung beantwortet jedoch nicht die Frage nach der Verantwortung für die se Misere. Die sehe ich persönlich natürlich eher bei der Hamas, nicht auf israelischer Seite.

            • @Abdurchdiemitte:

              Ja, entschuldigen Sie bitte, ich habe falsch zitiert. Es tut mir leid.

  • Es ist doch schon seit Jahren ein Thema. Nur eben jetzt für alle offen sichtbar. Es lässt sich nicht mehr verheimlichen: prägende Ideen resp. Frameworks, die im englischsprachigen Raum seit Jahren rauf und runter gebeten werden, scheitern am Nahost-Konflikt und an der jüdischen Geschichte kläglich. Es ist wie ein Benchmark.

  • Ich halte die Bezeichnung "Pogrom" für falsch. Die Angriffe der Indianer auf weiße Siedler waren auch keine Pogrome.



    Und war denn die Bombardierung von Grosny nach dem Massaker von Beslan gerechtfertigt?



    Die Angriffe der Hamas waren besonders brutal und grausam, aber einen wesentlichen Unterschied zu früheren Selbstmordattentaten sehe ich nicht.

    • @Francesco:

      …aber die Angriffe auf Juden und Jüdinnen egal wo (also nicht nur in osteuropäischen Schtetl des 19./20.Jahrhunderts) waren und sind definitiv Pogrome…und Israelis sind ja auch nicht unbedingt „weiße Siedler“, vor allem nicht wenn deren Vorfahren aus dem Orient, Nordafrika oder Äthiopien kamen.

    • @Francesco:

      Echt nicht? Die Ideologie der Hamas besteht in der Vernichtung Israels, inklusive der dort lebenden Juden. Kein Unterschied? Naja.

    • @Francesco:

      Also das hier erfüllt so ziemlich mustergültig die Definition eines Pogroms.

      Mit militärischer Gewalt drauf auf die Juden (gern mit irregulären Kämpfern), und dann hauen und stechen, morden und schänden. So sehen Pogrome aus, so sahen sie immer aus. Eingeschlagene Köpfe, verbrannte Leichen, geplünderte Häuser. Ganz genau so wie hier und jetzt.

    • @Francesco:

      Palästinenser sind keine Ureinwohner des Gebietes.

  • In der SZ hat Eva Illouz am Wochenende einen Artikel geschrieben.

    Überschrift: Wir, die Linken? Nicht mehr.

    Das bringt es auf den Punkt.



    Man mag doch mit diesen von Ulrike Winkelmann beschriebenen Leuten in Zukunft nichts mehr zu tun haben.

    Und andersrum wird es "denen" doch auch so gehen.

    Was geschehen wird, ist der Zerfall/ die massive Schwächung eines politischen Lagers.

    Und das in einer Zeit, in der die Weichen dafür gestellt werden, ob der Welt die Umkehr in der Klimapolitik gelingt und wir alle halbwegs in Frieden leben können.

  • Naomi Klein schrieb vier Tage nach den Hamas-Angriffen einen Artikel, in dem sie sie verurteilte und darauf hinwies, dass mangelndes Mitgefühl einiger Linker inakzeptabel sei.



    www.google.co.uk/a...gs-of-israeli-jews

  • 6G
    696185 (Profil gelöscht)

    Warum scheinen so viele Menschen, mit denen man einst Ideen und Ziele teilte, die Bedeutung des 7. Oktobers zu ignorieren? Ist dies tatsächlich der Fall, oder mag es nur so erscheinen, weil man möglicherweise in seiner eigenen Sichtweise gefangen ist und andere Perspektiven nicht zulassen möchte? Ohne im Einzelnen auf die individuellen Motive dieser Menschen eingehen zu können, möchte ich darauf wetten, dass sie sich ebenso leidenschaftlich für Gerechtigkeit einsetzen würden, wenn die Situation umgekehrt wäre. Wir sprechen hier jedoch von Menschen, die im Schmutz leben und keine Chance auf ein freies Leben haben, da sie systematisch unterdrückt werden.







    Ich kann nicht für jeden sprechen, aber ich bin überzeugt, dass Menschen, die mit aufrichtigem Herzen auf diese Ungerechtigkeiten hinweisen, niemals die Handlungen der Hamas am 7. Oktober billigen werden oder wenn doch bedauerlicherweise in ihrer eigenen ungerechten Sichtweise gefangen sind. Es ist also offensichtlich, dass der Konflikt zwischen Israel und der Hamas nur enden wird, wenn beide Parteien bereit sind, den Dialog zu suchen und nach Lösungen zu suchen und es liegt an uns allen, dazu beizutragen, diesen schrecklichen Konflikt zu beenden. Niemand sollte einseitig Partei ergreifen, sondern stattdessen die Situation objektiv betrachten, um eine friedliche Lösung zu finden, anstatt sich gegenseitig fortwährend böse Absichten zu unterstellen.

  • Haben Sie gelesen was Naomi Klein in Guardian geschrieben hat? "Noch schwieriger für uns Erwachsene ist die Tatsache, dass einige unserer vermeintlichen Genossen auf der Linken in ihrem Wunsch, die kraftvolle Symbolik der Flucht der Palästinenser aus dem Freiluftgefängnis Gaza zu feiern - wozu die Besetzten jedes Recht haben -, die Massaker an israelischen Zivilisten weiterhin verharmlosen und in einigen extremen Fällen sogar zu feiern scheinen."



    www.theguardian.co...gs-of-israeli-jews



    Offenbar nicht, sonst würden Sie nicht so etwas schreiben. Es beunruhigt mich, wie teilweise diese Kommentare in erster Linie auf die richtige "Gesinnung" zielen - und nicht mal informoert sind

    • @Teresa Kulawik:

      "... in their desire to celebrate the powerful symbolism of Palestinians escaping the open air prison that is Gaza — which occupied people have every right to do ..."

      Sie schafft es einfach nicht. Naomi Klein ist offensichtlich nicht in der Lage, die Massaker vom 7. Oktober uneingeschränkt zu verurteilen, ohne dem Ganzen wieder ihren ganz besonderen Spin zu verleihen.

      Nein, das Massaker wird im selben Satz noch wegen seiner "kraftvollen Symbolik" glorifiziert. Und da darf dann auch das sogenannte "Freiluftgefängnis", das bekanntlich zum Standardrepertoire der israelfeindlichen Rhetorik gehört, nicht fehlen. Souverän ignorierend, dass der Sicherheitszaun zwischen Israel und dem Gaza-Streifen dem Schutz vor genau solchen Angriffen dienen sollte. Wenn Gaza ein Gefängnis ist, dann allein wegen der Jahrzehnte andauernden brutalen Diktatur der Hamas, wo es im Gegensatz zu Israel nicht einmal Ansätze von Rechtsstaatlichkeit gibt.

      Aber Frau Klein widmet sich nach ihrer Pflichtübung lieber wieder ihren Lieblingsthemen, dem "militant Zionism" und "murderous leveling of Gaza" durch Israel.

      Es ist dasselbe kurze Innehalten, um anschließend ungerührt mit dem sattsam bekannten Wording fortzufahren, das der Kommentar von Ulrike Winkelmann völlig zu Recht kritisiert.

  • Was hat es mit verharmlosen und Akzeptanz zu tun, dass mit jedem "Märtyrer" der durch Israelische Bomben getötet wird eine weitere ganze Familie für die Propaganda der Islamisten geöffnet wird. Ich will Israel in keiner Art und Weise das Existenzrecht absprechen und sehe das Dilemma, wenn Israel nicht reagiert gilt es als schwach und angreifbar und öffnet das Tor für weitere Attacken. Auf der anderen Seite kann Israel vielleicht alle Hamasmitglieder töten, wird aber dadurch soviele traumatisierte und verzweifelte Menschen zurücklassen, dass diese dann einfach nachrücken oder eine noch radikalere Organisation gründen. Eine Idee (Ideologie) lässt sich nicht besiegen und der Krieg gegen den Terror ist nur in den Herzen und Köpfen zu gewinnen. Nur sehe ich, in dem ganzen über Jahrzehnte und tausenden Toten Israelis und Palästinensern, aufgestauten Hass, nicht wie es zu Vergebung und dann vielleicht sogar Versöhnung kommen könnte. Bin verzweifelt und ratlos angesichts des Leids beider Seiten.

    • @Blutsbruder WinnePuh:

      Ich bin auch verzweifelt. Allerdings besteht die Hamas-Ideologie darin, Israel und die dort lebenden Juden zu vernichten. Ich habe noch nie gehört, dass die Politik und Ideologie Israels darin besteht, die Araber zu vernichten. Das ist der Unterschied!

  • 1. Wenn es in der Vergangenheit & bis zum heutigen Tage linke Gruppierungen oder Stimmen von Reichweite gebe sollte, die nicht immer schon klar erkannt haben & der Ansicht waren, dass die Hamas eine Terror-Miliz & eine kriminelle Organisation ist, dann wäre das in der Tat sehr ärgerlich, denn hierüber kann es eigentlich keinen Zweifel geben.



    2. Die Hamas hat am 7.10.23 ein entsetzliches Massaker verübt, & natürlich berechtigt das Israel dazu, gegen diese Verbrecher vorzugehen, auch ganz sicher mit letaler Gewalt, umso mehr als Hamas ja auch Kriegswaffen zum Einsatz bringt.



    3. Israel ist nun in einem Dilemma, weil die Hamas aus einem überfüllten Elendsquartier heraus agiert, das vollgepackt ist mit Millionen von Zivilisten. Und dieses nutzt Hamas nicht nur als Blende & Rückzugsraum, sondern sogar als Operations- & Ausgangsbasis für diesen wie neue & fortgesetzte Angriffe. Auch dies ist natürlich verbrecherisch oder wäre es jedenfalls iSd Kriegsvölkerrechts, wenn man Hamas als eine Kriegspartei anerkennen würde.



    4. Das ändert aber nichts daran, dass Israel trotzdem kein Recht hat, den Gaza-Streifen in Schutt & Asche zu legen oder auch nur ein paar, geschweige denn Tausende völlig unschuldiger Zivilisten zu töten, umso mehr als all das iÜ eben kein erfolgsversprechendes Vorgehen gegen Hamas darstellt, wenn man in Betracht zieht, wie wenig Hamas es als Niederlage sieht, wenn ihre Kämpfer sterben, auch in großer Zahl, & uns zugleich die klugen "Verteidigungs"-Strategen selbst so gerne erklären, dass es Hamas doch gerade darauf ankäme, dass gegen die Zivilbevölkerung eskaliert wird.



    5. Und schließlich ist festzustellen, dass Israel dieses gesamte Monster selbst erschaffen hat, einschließlich des tatenlosen Zusehens, als Hamas ihre Alleinherrschaft in Gaza mit einem Massaker an Fatah-Kräften errangen. Israel muss das nun in Ordnung bringen, OHNE Tausende von unschuldigen Menschen zu töten. 6. Wie wäre es mit einem richtigen Staat für die Palästinenser?

    • @JulianM:

      Die haben Geld und Unterstützung bekommen, um etwas aufzubauen. Haben sie aber nicht. Stattdessen wurden Terroristen ausgebildet. Ziel ist die Vernichtung Israels.

      Es gab vor dem 7.10. diverse Organisationen gerade auch auf israelischer Seite, die sich für eine Verständigung eingesetzt haben und gegen einen Teil der eigenen Leute vorgegangen sind. Das ist nach dem 7.10. vorbei.

      Hier wurden Menschen über 80 entführt und gedemütigt. Hier wurden Kinder vor Kameras gequält, Babys vor den Augen ihrer Eltern enthauptet - da kann es kein Gespräch geben. Gaza ist komplett untertunnelt. Die sitzen in den Wohngebäuden. Die sitzen unter den Krankenhäusern.

      Israel hat die Zivilbevölkerung mehrfach aufgefordert, den Raum zu verlassen. Möchten Sie da im Nahkampf von Haus zu Haus ziehen und schauen, ob vielleicht jemand mit Ihnen redet? Vermutlich nicht. Warum sollten die Reservisten und jungen Wehrdienstleistenden das tun? Bleiben Sie doch bitte realistisch. (Vor kurzem tönte es hier noch, dass man mit Russen nicht verhandeln könne - bei der Hamas ist das natürlich anders. Und das Gas der Kataris ist wertebasiert für die nächsten 25 Jahre gut eingekauft. Darum enthalten wir uns auch der Stimme, erhöhen den Etat für Gaza und beziehen keine klare Stellung gegen den Terror. Läuft.)

    • @JulianM:

      Könnten Sie bitte näher (realistisch) erläutern, wie Punkt 5. funktionieren kann?

    • @JulianM:

      Hübsche Aufzählung! Also kurzum, Israel hat das Recht oder vielleicht sogar die Pflicht gegen die Schlächter der Hamas vorzugehen. Aber leider leider geht es nicht, weil diese sich in dem Elendsquartier Gaza halt unter allen anderen Elenden gemütlich gemacht haben. Tja, Pech gehabt Israel, chill dich jetzt und warte auf das nächste Pogrom? So in etwa? Übrigens Israel vorzuhalten, der Staat habe tatenlos zugesehen, als die Hamas sich in Gaza breit gemacht hat, ist echt zynisch. Mal in der Erinnerung nachgraben. Hat Ariel Sharon und später Ehud Olmert nicht 2005 alle israelischen Siedlungen in Gaza geräumt und alles was mit Israel zu tun hatte abgezogen und alle in palästinensische Selbstverwaltung übergeben? Hat im Januar 2006 nicht die Hamas die Wahlen gewonnen? Hat die Hamas nicht kurz darauf alle Verwaltung an sich gerissen die Fatah vertrieben und teilweise massakriert? Hat die Hamas nach dieser Machtübernahme nicht instand angefangen Israel verstärkt zu beschießen? Hat Israel nicht darauf hin versucht international Druck auszuüben? Hat daraufhin nicht ein gewisser Ban Ki-moon in seiner Rolle als UN-Hauptfuzzi Israel für alles verantwortlich gemacht und aufgerufen sich nicht zu wehren? An welcher Stelle dieses Weges sehen Sie den Zeitpunkt für Israels Eingreifen? Gleich nach den Wahlen oder erst nach Ban Ki-moons Intervention, so aus Trotz? Ich kann mit die Entrüstung ausmalen, wenn Israel gegen diese neue Hoffnung auf demokratische Selbstverwaltung in Gaza vorgegangen wäre... Oder die so called Friedensbotschaft des UN-Sekretärs mißachtet hätte. Ich finde diese deutsche Abwägerei was Israel so alles verbrochen hat und daher das Massaker regelrecht gebucht habe echt erschütternd. Ihr Satz "Israel muss das nun in Ordnung bringen..." erstaunlich. Wie wäre es wenn es die ach so erschütterte muslimische Welt es täte? Mit respektvollem Zunicken der selbstgerechten deutschen Linken vielleicht? Ich hätte mich noch vor kurzem selbst noch dazu gerechnet...

      • @Chris Demian:

        Danke, sehe ich ähnlich.

    • @JulianM:

      Das ist ja keine schlechte Idee mit dem eigenen Staat. Den hätten die Palästinenser schon 1948 haben können oder in Gaza, nach dem israelischen Abzug.

      Das wollte man aber nicht.

      Und nun, wer soll diesen Staat gründen, aufbauen, verwalten?

      Vielleicht gibt es hinter Abbas Kräfte, die das könnten. Ich weiß es nicht, würde mir es aber wünschen.

      Wie auch immer, Hamas muss entmachtet werden.

      • @Jim Hawkins:

        Wie hätte es nach dem israelischen Abzug einen eigenen Staat geben können? Das wäre schon daran gescheitert, dass das Oslo-Abkommen dagegen steht. Und dann daran, dass Israel sämtliche Grenzen (die zu Ägypten indirekt durch Abkommen mit der Autonomieregierung und mit Ägypten) kontrolliert, dazu den Luftraum und den Zugang zum Meer. Wie soll da ein selbstständiger Staat entstehen?

  • Wenn 120 Staaten was fordern, was auch Linke fordern, dann muss es nicht verkehrt sein.

  • Naomi Klein hat neben einem Hamas-Terror-Artikel beim Guardian ausserdem auf ihrem Twitterprofil mehrfach die israelischen Opfer betrauert. Was in diesem Artikel steht, stimmt einfach nicht. Das kann man noch so lange verargumentieren.

  • Es sollte jucken, hat es in den ersten Tagen vielleicht auch ein bisschen, aber das ist jetzt vorbei.

    Und wir haben jetzt die Gewissheit, dass selbst ein Pogrom mit Tausenden von Opfern die Denkweise dieser "Israel-Kritiker" nicht erschüttert.

    Sie würden auch dann noch nach "Frieden" rufen, wenn die Hisbollah und der Iran Israel direkt attackieren würden.

    Für mich ist das eine erschütternde Erkenntnis, für Jüdinnen und Juden ein Alptraum.

    • @Jim Hawkins:

      Und das alles rechtfertigt was?



      Dass tausende Palästinser*innen jetzt getötet werden? Dass sie abgeriegelt, ohne Wasser, ohne Essen, ohne medizinische Versorgung in diesen "umzäunten Raum" dahinvegetieren müssen? Dass in Westjordanland die dortige Bevölkerung vertrieben werden darf?



      Siehe SPON:



      www.spiegel.de/aus...-a0cd-1fe8b20e38d7



      Auch die Palästinenser*innen sind Menschen.

  • 》Sie prasseln herein, die Stellungnahmen undoffenen Briefe der Intellektuellen, der Kunsttreibenden, SchauspielerInnen und sonstigen linken und linksliberalen Prominenten aus aller Welt, vor allem der englischsprachigen.Sie verlangen „Feuerpause“, „Waffenstillstand“, „Schutz der Zivilisten“ und „Frieden“ für Gaza und Nahost《

    Wem wirklich an den Zivilist*innen in Gaza gelegen ist, muss alles tun, um sie aus der Geiselhaft der Hamas zu befreien.

    Die sich hinter der Bevölkerung verschanzt, Hauptquartiere in den Tunneln unter Krankenhäusern hat, Vorräte für Monate besitzt, die sie nicht mit den Menschen zu teilen bereit ist.

    Es muss alles getan werden sicherzustellen, dass Hilfslieferungen Zivilist*innen zu Gute kommen, Treibstoff etwa nicht gestohlen wird, um ihn zum Betrieb der Tunnelbelüftungen zu verwenden - damit sich die Chancen erhöhen, dass sie erfolgen!

    Und dazu gehört auch, dass die "moralische" Unterstützung von außen aufhören muss!



    Diese Terroristen müssen jeglichen Rückhalt verlieren: unter keinem Freiheitsbegriff handelt es sich um Freiheitskämpfer, deren Sache Solidarität verdient hätte!

    Damit die Bevölkerung nicht - wie es die Hamas will - zu Märtyrern gemacht werden, sondern ihr geholfen werden kann (wozu auch gehört, dass Ägypten die Grenze öffnet, die Evakuuierungsaufforderung der israelischen Armee, deren Befolgung Leben retten kann, nicht publikumswirksam unter "Vertreibung", gar "Genozid" rubriziert wird )

    Die Hamas hat am 7. Oktober ein entsetzliches Pogrom verübt, ihr Antisemitismus gehört geächtet, darf auch und gerade bei Linken, auch unter dem Stichwort Decolonization¹, keinen Widerhall finden (ein beeindruckend klarer Kommentar dazu in der Wiener Zeitung von Beatrice Frasl hier www.wienerzeitung....gesagt-werden-muss

    》Der Zivilisationsbruch: Was gesagt werden muss《

    ¹ is.gd/4p9ZJM

    • @ke1ner:

      Vielen Dank für diese klaren Worte und den link.

    • @ke1ner:

      Dem ist nichts hinzuzufügen.

  • Rechtes linkes Verhalten ist jetzt also keine „Feuerpause“, kein „Waffenstillstand“, kein „Schutz der Zivilisten“ und kein „Frieden“ für Gaza und Nahost? Da habe ich doch hoffentlich etwas falsch verstanden.

  • So sehr ich Frau Winkelmann diesmal zustimmen kann, verschweigt sie auch hier wieder die Hälfte. Als am Abend des Simchat Torah die große Mordwelle endete und das Militär unter großem Einsatz die Ruhe halbwegs wiederhergestellt hatte, war es noch lange nicht vorbei. Tag für Tag flogen weiter die Raketen aus Gaza. Die Reaktion der westlichen Linken? Ich zumindest habe keine wahrgenommen. Dann, eine ganze Woche später, kündigte die israelische Armee an, gegen die Raketenstellungen vorgehen zu wollen und forderte die Zivilbevölkerung auf, sich in Sicherheit zu bringen. (Übrigens, von welcher anderen Armee sind solche vorherigen Warnungen je bekannt geworden?) Jetzt, jetzt erst und genau jetzt kamen sie, die lauten Rufe nach Waffenstillstand und Verhandlungen -- gerichtet an genau eine Seite, während die Raketen immer noch weiter fliegen. Das alles sucht man in deutschen Medien vergeblich. Die Taz ist wie so oft besser als die meisten, aber das ist zu wenig.

    • @Axel Berger:

      Danke für diesen Kommentar! Spricht mir aus der Seele.

  • Das Verharmlosen bzw. die Akzeptanz der Massaker vom 7. Oktober durch Postkoloniale wird den inneren Zustand ihrer Zusammenhänge nachhaltig verderben.



    Das werden sie in den nächsten Jahren sehen.

    • @aujau:

      Sie haben vollkommen recht — sofern man über Prophetie so etwas sagen kann. Allerdings waren die ideologischen Leitplanken der postkolonialen Linken bereits vorher einigermaßen schräg und verbeult. Israel ein Kolonialstaat? Die Hamas als Resistance? Autochthonie-Erwägungen als Maßstab für Grenzen der Meinungs- und Ausdrucksfreiheit? Just dieser letzte Grundsatz riecht förmlich nach der identitäteren Rechten. Die Frage, warum die postkoloniale Linke bei einem Akt solcher unvorstellbaren Barbarei keinen Millimeter von ihrem inhärenten Antizionismus abrückt — was m.E. nur ein Label für etwas anderes ist — ist zugleich mehr als erstaunlich. Ebenso wie das Bejubeln der Barbarei in Dt. und fast überall in der Welt. Ich für meinen Teil hätte gedacht, es gäbe etwas moralisch Universelles in uns, etwas das uns alle verbindet und etwa das Abschlachten von Babys in einer zutiefst menschlichen Regung kategorisch ablehnen lässt. Aber falsch gedacht, manche lassen Sektkorken knallen. Die hisige Linke kommt mit "aber aber aber"-Gefasel daher, die globale Linke schreibt Solidaritätsnoten für die Schlächter und kontextualisiert das Pogrom im Rahmen des Antikapitalismus, der deutsche Kulturbetrieb irrlichtert ebenso, wenn nicht noch übler, all die, die man sonst nicht los wird und die zu allem etwas zu sagen haben, sind plötzlich unsichtbar... Na, das hat ja echt mal geklappt mit zivilisatorischem Fortschritt, der mal als ewiges linkes Programm galt. Um mal auf Ihre Prognose zurück zu kommen, wenn das unfassbare Geschehen vom 7.Okt. dies in der Linken bewirken sollte, dass sie sich wenigstens ihrer geschichtsvergessenen und moralisch zusammengefrickelten ideologischen Grundierung bewusst wird, dann meinetwegen! Fehlt eigentlich nur noch ein Dank der Linken an die Hamas für diesen Weckruf...

      • @Chris Demian:

        Der Postkolonialismus scheint tatsächlich soetwas wie ein Western-Exceptionalism-Problem zu haben.