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Rich­te­r:in­nen­wahlVereint im Kampf gegen Brosius-Gersdorf

Patricia Hecht
Kommentar von Patricia Hecht

Die konzertierte Kampagne gegen die Juristin erinnert stark an einen Fall in den USA und zeigt: Die Neue Rechte folgt synchronisierten Strategien.

Frauke Brosius-Gersdorf: Die Union wird zeigen, wo sie steht. Auf der Seite der Demokratie. Oder gegen sie Foto: Frederic Kern/Future Images/imago

A m Anfang war die Hetze. Eine „Ul­tralinke und Ab­treibungsaktivistin“ müsse verhindert werden, machte angesichts der Nominierung der Juristin Frauke Brosius-Gersdorf zur Verfassungsrichterin ein Portal aus der sogenannten Lebensschutzszene Stimmung. „Katastrophal“ wäre ihre Wahl, warnt ein anderes, „radikale Lebensfeindin“ nennt sie ein drittes. Katholische Bischöfe zeichnen ein Szenario der Relativierung der Menschenwürde und eines „radikalen Angriffs auf unsere Verfassung“. Und das rechte Portal Nius des ehemaligen Bild-Chefs ­Julian Reichelt stachelt nahezu täglich in Texten und Videos neu gegen die „Richterin des Grauens“ auf.

All das ist nur ein kleiner Ausschnitt der konzertierten Kampagne, die seit Anfang Juli gegen Brosius-Gersdorf gefahren wird. Nominiert hatte sie die SPD, die Entscheidung war gefallen, auf den letzten Metern stellte sich jedoch die Unions-Fraktion quer. 50 bis 60 Abgeordnete, heißt es, wichen am vergangenen Freitag von der Frak­tions­linie ab und erklärten, der Juristin ihre Stimme verweigern zu wollen. Sie alle dürften Unmengen von Mails, Petitionen und Briefen bekommen haben: von christlich-fundamentalistischen Lebensschutzportalen, auch von international aktiven Mobilisierungsplattformen wie ­CitizenGo. Allein deren Petition gegen Brosius-Gersdorf sammelte innerhalb weniger Tage über 120.000 Unterschriften. Was passierte, hat System. Und es stammt eins zu eins aus dem Playbook der Neuen Rechten.

Eine Unions-Fraktion, die mindestens offen ist zum extrem rechten Resonanzraum, ist das Einfallstor für die Neue Rechte

Dabei gehen verschiedene AkteurInnen Hand in Hand. In der Lebensschutzszene etwa sind zahlreiche Organisationen und Vereine aktiv, die nicht ganz klein sind, gesellschaftlich aber eine radikale Minderheit repräsentieren. Schwangerschaftsabbruch, Ehe für alle, Scheidung, Verhütung, Aufklärung – all das sind ihnen Werke des Teufels. Angriffe auf diese Errungenschaften sind zugleich zentrale Elemente rechter und rechtsextremer Ideologie: Ein vermeintlich homogener Volkskörper wäre ohne den Zugriff auf weibliche Körper kaum herstellbar. Teils also machen die AkteurInnen gemeinsame Sache, teils sind sie personell eng verflochten, auch mit der AfD. In jedem Fall sind sie gegenseitige Verstärker in einer Diskursarena, die hin zur extremen Rechten weit offen steht. Diese Player wollen einen autoritären, teils klerikalen, teils rechtsextremen Staat.

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Die taz ist eine unabhängige, linke und meinungsstarke Tageszeitung. In unseren Kommentaren, Essays und Debattentexten streiten wir seit der Gründung der taz im Jahr 1979. Oft können und wollen wir uns nicht auf eine Meinung einigen. Deshalb finden sich hier teils komplett gegenläufige Positionen – allesamt Teil des sehr breiten, linken Meinungsspektrums.

Beeinflussung per Trigger

Dafür versuchen sie, gesellschaftliche Entscheidungen zu beeinflussen – aber nicht über Debatten, sondern, wie im Fall Brosius-Gersdorf, über bewusst triggernde Falschinformationen. Schwangerschaftsabbruch ist so ein Trigger, Impfpflicht, Gendern und ein AfD-Verbot. Das Beratungsnetzwerk Polisphere zeichnete über eine Analyse von mehr als 40.000 Posts auf der Plattform X seit Anfang Juli nach, wie flexibel die Kampagne reagierte: Wo das größte Mobilisierungspotenzial ist, darauf schießt man sich ein. So wiederum wird der Diskurs bis in die konservative Mitte gebracht. Und das ist, was zählt.

Die Parallele zu den USA, zwischen Bundesverfassungsgericht und Supreme Court, ist an dieser Stelle leider nicht zu weit hergeholt. In seiner ersten Amtszeit hat US-Präsident Donald Trump den ­Supreme Court mit ultrakonservativen RichterInnen besetzt, 2022 hat dieser das Recht auf Schwangerschaftsabbruch gekippt. Eine große Rolle dabei spielte wiederum die strategische Prozessführung einer international aktiven Organisation namens Alliance Defending Freedom (ADF), die auch vor dem Europäischen Menschenrechtsgerichtshof bereits mehr als 30 Fälle gegen sexuelle und reproduktive Rechte gewonnen hat.

Der rechte Kreis schließt sich

Der Kreis schließt sich: Die ADF steht in enger Verbindung zur Mobilisierungsplattform CitizenGo, die gegen Brosius-Gersdorf mobilmacht. Die Neue Rechte ist global aktiv und vernetzt, und sie folgt synchronisierten Strategien. Zwar war das, was hierzulande gerade auf höchster Ebene passierte, bislang einzigartig. Aber es wird sich wiederholen, an anderer Stelle, mit neuem Personal.

Diskutiert wird nun, was der Fall Brosius-Gersdorf für die Koalition bedeutet. Zentraler aber ist die Frage: Was heißt er für die Demokratie? Eine Unionsfraktion, die mindestens offen ist zum extrem rechten Resonanzraum, in der die interne Brandmauer so in sich zusammengefallen ist, wie es sich gerade zeigt, ist das Einfallstor für die Neue Rechte. Nach der Abstimmung zur Asylpolitik wäre es das zweite Mal in dieser Legislaturperiode, dass die Union gemeinsame Sache mit rechts außen macht. Die Konservativen kippen entweder, weil sie wollen, was da passiert – oder weil sie der Rolle als Erfüllungsgehilfin nichts entgegenzusetzen haben. Beides ist fatal. Die Union wird zeigen, wo sie steht. Auf der Seite der Demokratie. Oder gegen sie.

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Patricia Hecht
Redakteurin Inland
war Chefin vom Dienst in der Berlinredaktion, hat die Seite Eins gemacht und arbeitet jetzt als Redakteurin für Geschlechterpolitik im Inland. 2019 erschien von ihr (mit M. Gürgen, S. am Orde, C. Jakob und N. Horaczek) "Angriff auf Europa - die Internationale des Rechtspopulismus" im Ch. Links Verlag. Im März 2022 erschien mit Gesine Agena und Dinah Riese "Selbstbestimmt. Für reproduktive Rechte" im Verlag Klaus Wagenbach.
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74 Kommentare

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  • Liebe Kommune, Danke für Eure Beiträge! Wegen des hohen Kommentaraufkommens haben wir die Kommentarspalte nun geschlossen.

  • Ein großer Teil des linken Spektrums begnügt sich offenbar mit folgender Argumentation:



    1. Guilt by association (Schuld durch Verbindung)



    Die Kritik an Brosius-Gersdorf wird nicht anhand ihrer Inhalte beurteilt, sondern der Kritiker wird automatisch diskreditiert, weil er vermeintlich „von rechten Akteuren beeinflusst“ ist.



    👉 Die Kritik wird also nicht inhaltlich widerlegt, sondern der Kritiker durch eine angebliche Nähe zu einer verwerflichen Gruppe disqualifiziert.

    2. Ad hominem (gegen die Person statt das Argument)



    Statt sich mit der Kritik auseinanderzusetzen, wird der Kritiker persönlich angegriffen – mit der Unterstellung, er sei beeinflusst oder parteiisch.



    👉 Dies lenkt von der eigentlichen Debatte ab und greift die Person statt dasArgumentan.

    3. Genetic fallacy (Ursprungs-Fehlschluss)



    Das Argument wird nicht nach seinem Inhalt beurteilt, sondern danach, woher es kommt oder wer es vorbringt.



    👉 „Wenn jemand Kritik äußert, muss das falsch sein, weil Rechte Ähnliches sagen.“ Das ist ein logischerFehlschluss.

    Es sind solche "Argumentations-"weisen, die mich grundsätzlich stören - egal aus welcher Richtung - und die in keinerlei Hinsicht, die Debatte bereichern.

  • Was sich bei diesem Vorgang zeigt, nennt man übrigens Demokratie.



    Abgeordnete sind nur ihrem Gewissen verantwortlich. Und darauf können wir stolz sein.

  • Die Bereitschaft zur völligen sprachlichen Eskalation, die in den Kommentaren hier gezeigt wird, finde ich besorgniserregend. Da scheint es ja überhaupt keine Hemmungen mehr zu geben.

    • @Katharina Reichenhall:

      "Dass die Kandidatin für das Bundesverfassungsgericht jetzt durch Talkshows tingelt" (S. Gabriel), das ist schon auf dem Weg zur völligen sprachlichen Eskalation, da haben Sie ganz recht. Noch enthemmter freilich die "Richterin des Grauens" (J. Reichelt).



      Und ich muss durchaus selbstkritisch einräumen, dass im Zusammenhang mit dem Hohen Hause von "Lug und Trug" zu reden einer "Schmutzkampagne" doch ziemlich nahe kommt.



      Sollte ich etwas Besorgniserregendes vergessen haben?

  • "Diskutiert wird nun, was der Fall Brosius-Gersdorf für die Koalition bedeutet."

    Die aktuelle Regelung bei Abtreibungen ist bei der Union immer noch State of the Art. Davon wird und will sie nicht abweichen. Und die SPD wird deswegen die Koalition bei einer Frage die eh durch das Verfassungsgericht beantwortet wurde und wird, nicht zerbrechen lassen.

  • Die Rechten hetzen und ... die Linken aber auch! Die Kommentatoren/innen der TAZ sind natürlich nicht gemeint. ;-)

    Das es bei einem politisches Thema (und das ist die Besetzung einer der höchsten Richter-Stellen im Land) unterschiedliche Auffassungen gibt, sollte in einer Demokratie ganz normal sein.

    Was mich immer wieder stört ist die Tatsache, dass Themen eskaliert werden, anstatt sachlich darüber zu diskutieren. Eine Wahl hat noch nicht stattgefunden, weil man sich nach einem zweiten Nachdenken nicht einig war. Na und? Das ist Demokratie. Da darf man übrigens auch mal die Meinung ändern.

    Anstatt konstruktiv über eine Lösung zu reden, wird Öl ins Feuer gegeben. Von allen Seiten.

    Dieser (und viele folgende) Machtkampf werden die Ränder gewinnen. DAS wird die eigentliche Gefahr für unsere Gesellschaft sein. Vorboten dieser Entwicklung sehen wir jeden Tag: die Berichterstattung der Medien.

    • @Black & White:

      Über die brandgefährliche Demokratie

      Kleine Variante

      Wir müssen jetzt ein ernstes Wörtchen miteinander reden. Leute, aufgepasst:



      "nach einem zweiten Nachdenken [...] darf man [schon] mal die Meinung ändern", denn, wie ihr sicher wisst: "Das ist Demokratie."

      Kommt Zeit, kommt Rat.

      Nur "Öl ins Feuer [gießen]", das sollte man lieber nicht. So etwas tun nur böse Medien, womit taz-Kommentator*innen "natürlich nicht gemeint" sind. (Danke.)

      Die wahren Brandstifter*innen oder Brandbeschleuniger*innen sind stets unverzüglich zu löschen. Verstanden?

      O my God, alles zu spät, die Hütte brennt ja schon lichterloh!

      Ja, wie konnte das bloß passieren?

    • @Black & White:

      Es ist doch gut, dass die " Neue Rechte " durch ihre Lügenkampagnen in den Medien, sich endlich selbst entlarvt hat.



      Die Bevölkerung ist durch diese Richterwahl bezüglich unseres Bundesverfassungsgericht richtig wach geworden und sieht die Gefahr durch die " Neue Rechte ", die schon massiv - bis in weiten Teilen in unserem Parlament involviert ist.

      • @Alex_der_Wunderer:

        ROFL

        Welche völlig bevölkerte Volksfront aus welcher Eckkneipe haben Sie denn im Sinn, dass diese denkt, die Regierung oder Grüne, BSW und Linkspartei seien von Rechtsextremen durchsetzt?

  • Man sieht genau wo die Reise hingeht, der zukünftige Kanzlerkandidat der CDU hat schon vor den Wahlen mit der AFD sympathisiert. Nach der nächsten Wahl wird er wahrscheinlich mit ihnen koalieren wollen. Der eigene Einfluss ist dem Portmonee nämlich näher als die Brandmauer. Er ist der lebende Beweis dafür daß sich Verbrechen und Korruption halt doch auszahlen.

    • @Graf Zahl:

      Was ist die "Brandmauer" - ein Begriff aus dem GG? Ich kenne nur Artikel 21: Die Parteien wirken bei der politischen Willensbildung des Volkes mit.

  • taz.de/Richterinne.../!6099888/#kommune

    Hallo,



    in der Kolumme heißtes:



    "Eine große Rolle dabei spielte wiederum die strategische Prozessführung einer international aktiven Organisation namens Alliance Defending Freedom (ADF), die auch vor dem Europäischen Menschenrechtsgerichtshof bereits mehr als 30 Fälle gegen sexuelle und reproduktive Rechte gewonnen hat."

    Ich wäre der taz sehr dankbar, wenn sie über einige der 30 "gewonnenen" Prozesse berichten würde.



    Danke.



    Mit freundlichen Grüßen Peter Schild, El Salvador, z. Z. Berlin

  • Was ist die Erwartungshaltung - ein oberstes Gericht, dass aufgrund der herausragenden juristischen Fähigkeiten der dorthin berufenen RichterInnen besser als jeder andere weiß, wie die Mütter und Väter des Grundgesetzes entschieden hätten, wenn sie gewusst hätten, wie die Verhältnisse knapp 80 Jahre später in Deutschland aussehen.

    Das BVerfG wird völlig überschätzt. Es gibt Fehlentscheidungen, die niemand wagt zu kritisieren - Wahlgesetz, Datenschutz, Überkommenen Grundsätze des Berufsbeamtentums.

    Der Papst war mal unfehlbarer Stellvertreter Gottes auf Erden.

    Lesenswert: "Sie nannten ihn Domplatz" zu Richter Kirchhof.

    Es sind 16 Richter, die kraft eigener Überzeugung letztendlich die Politik bestimmen. Sie sollten halbwegs demokratisch gewählt werden. 3:3:1:1 ist sicher nicht demokratisch. Wer für dieses Verfahren ist, ist vielleicht die Mitte - aber nicht die demokratische Mitte.

  • Vielen Dank für den wichtigen und guten Kommentar! Leider finden sich auch hierunter Kommentare die die gravierende Tragweite der ganzen Kampagne nicht verstehen (wollen). In keiner Welt ist es in Ordnung oder "demokratisch", dass falsche Informationen, Verleumdungen über einen Menschen gesteuert von verschiedenen Portalen dauerhaft und in schneller Folge verbreitet werden und dann sich Vertreter*innen der CDU/CSU und der Kirche zu unsäglichen öffentlichen Aussagen versteigen und/oder ihre vorherige Zusage zur Wahl zurückziehen. Auch ohne vorher zu überprüfen welche Lügen und Hetzen sie damit unterstützen. Solche Vertreter*innen sind eigentlich ungeeignet für ihre Positionen. Wir müssen wachsam sein und uns wehren mit demokratischen Mitteln. Und solchen falschen Informationen entschieden entgegen treten, es muss Konsequenzen haben, wenn Menschen verleumdet werden.

  • Der amerikanische Supreme Court hat überhaupt nichts entschieden beim Schwangerschaftsabbruch.



    Die angesprochene Entscheidung bezog sich auf die Zuständigkeit der Bundesstaaten.

  • Wer den Artikel ohne Vorkenntnisse liest, vermutet die Bestätigung einer/s AfD-nominierten Richter/in durch die Union.

  • "Die Neue Rechte ist global aktiv und vernetzt, und sie folgt synchronisierten Strategien." Während die Linke in ihrer Nabelschau mit sich selbst beschäftigt ist, nichts gebacken bekommt, und mich manchmal ein bisschen an die Diskussionen der Volksfront von Judäa im Leben des Brian erinnert.

    • @Tungsten:

      Sie meinen hoffentlich die Judäische Volksfront, die Volksfront von Judäa ist schlimmer als die römische Besatzung...

  • Es muss dringend über ausländische Einflussnahme gesprochen werden.

    Das dürfen wir nicht zulassen: Brosius-Gersdorf for president!

    Über 80% der Bevölkerung sind gegen die Rechtwidrigkeit von Schwangerschaftsabbrüchen.



    taz.de/Umfrage-zu-...tschland/!6004352/

    Die Volksvertreter von cDU/cSU sollten sich mal um den Wählerwillen kümmern, statt immer auf das dickere Portemonnaie zu schielen.

  • Am Anfang war nicht die Hetze, sondern die Nominierung einer Kandidatin für die Wahl zur Richterin am Bundesverfassungsgericht durch die SPD, die über keine relevanten Erfahrungen als Richterin verfügte und mit wesentlichen Artikeln des Grundgesetzes auf Kriegsfuß steht. Mit dem Versuchsballon Ferda Ataman hatte es seinerzeit bei der Wahl als Antidiskriminierungsbeauftragte noch funktioniert - den Preis für ihre Wahl zahlte insbesondere die FDP, die heute nicht mehr im Bundestag vertreten ist. Anders als bei ihr funktionierte nun aber das Schweigekartell der Medien nicht mehr. Vielmehr wurden die Positionen von Brosius‑Gersdorf durch Journalisten öffentlich gemacht, die im Interesse ihrer Nutzer arbeiten und nicht im Interesse Dritter. Mit der Information über ihre Positionen änderte sich bei einer entscheidenden Zahl von Abgeordneten auch die Einschätzung ihrer Eignung als Richterin am Bundesverfassungsgericht.

    • @Rene Meinhardt:

      Danke, dass du die wesentlichen Standpunkte von Apollo, Nius und Springer noch mal zusammenfassend paraphrasiert hast:

      "Eine" Kandidatin […] die [...] mit wesentlichen Artikeln des Grundgesetzes auf Kriegsfuß steht."

      Welche "wesentlichen Artikel" genau wären das, und inwiefern steht sie damit "auf Kriegsfuß"? Eine sehr große Anzahl von JuristInnen und VerfassungsexpertInnen sieht das übrigens deutlich anders, und verortet Brosius-Gerstorf mitten im Meinungsspektrum.

      "das Schweigekartell der Medien [funktioniert] nicht mehr."

      Au weia! Diesen Querdenkersprech muss man nicht wirklich kommentieren, oder?

      "Journalisten […], die im Interesse ihrer Nutzer arbeiten und nicht im Interesse Dritter."

      Wer sind hier diese "Dritten" und worin besteht deren Interesse? Und was ist das "Interesse ihrer Nutzer", wenn nicht die Propaganda für vorgestrige Moralvorstellungen und der Drang, alles zu kontrollieren und im Diskurs zu eliminieren, was gegen deren Restitution angeht?

    • @Rene Meinhardt:

      Meinen Sie, dass die, die gegen Frau Brosius-Gersdorf gestimmt haben, auch gegen den laschen Protest der Regierung zum Vorgehen Israels in Gaza und Westbank dem ja tausende Kinder zum Opfer gefallen sind, stimmen werden?

    • @Rene Meinhardt:

      Perfekt analysiert

    • @Rene Meinhardt:

      Brosius-Gersdorf hat im Gegenteil eine verfassungskonforme Problemlösung aufgezeigt, die übrigens am materiellen Ergebnis nichts ändern würde (Verbot und Strafverfolgung der Abtreibung nach drei Monaten) oder müsste.

      Die gegenwärtige Sichtweise, die bereits dem Embryo die vollen Menschenrechte zubilligt, dann aber doch dessen Tötung zulässt, führt viel häufiger zu schweren Verletzungen der Grundrechte.

    • @Rene Meinhardt:

      Tatsächlich im Interesse der Nutzer?



      Wer sind denn die Nutzer dieser Medien?



      Aufgedeckt wurde doch sehr schnell, wer diese rechts-populistischen und -nationalen Medien sind und für wen diese sogenannten "Journalisten" arbeiten.

      Und warum so konzertiert? So plötzlich? Und insbesondere mit so vielen Falschbehauptungen, Lügen und Beleidigungen.

    • @Rene Meinhardt:

      Danke für diesen sachlichen Beitrag!

  • Patricia Hecht - vielen lieben Dank für diesen wirklich fundierten Artikel - Fast schon überfällig, aber wie heißt es so fein : " Gut - Ach was - 🌟 SEHR GUT Ding 🌟will Weile haben " 👍👍 Dankeschön

  • taz: *Und das rechte Portal Nius des ehemaligen Bild-Chefs ­Julian Reichelt stachelt nahezu täglich in Texten und Videos neu gegen die „Richterin des Grauens“ auf.*

    Nicht nur das rechte Portal Nius des ehemaligen Bild-Chefs Reichelt hetzt gegen die Richterin, sondern auch die Springer-WELT (die macht es natürlich nicht so dämlich plump wie Nius) "schießt heftig" gegen Frauke Brosius-Gersdorf.

    Die Parallele zu den USA, zwischen Bundesverfassungsgericht und Supreme Court, sieht man natürlich auch sehr deutlich. Der Supreme Court ist mit 6 zu 3 Richtern mit einer konservativen Mehrheit besetzt. Donald Trump möchte aber gerne, dass es 9 konservative Richter werden, denn dann ist er wirklich 'König der USA'.

    Und die Rechts-Konservativen in Deutschland - die immer rechtslastiger werden - wollen keine demokratische gesinnte Richterin im Bundesverfassungsgericht, deshalb wird sie auch mit allen Mitteln bekämpft und verunglimpft.

    Zum Glück haben sich jetzt 300 Rechtswissenschaftler in einem offenen Brief 'hinter die SPD-Kandidatin Frauke Brosius-Gersdorf gestellt', sodass man wenigstens hier noch eine funktionierende Demokratie erkennt, die sich nicht dem rechten Pöbel unterwirft.

  • Vielleicht ist dies auch ein Beweggrund für die Ablehnung: Die avisierte Möglichkeit eines durchsetzbaren AfD-Verbotes.



    "Vollstreckung von Entscheidungen



    Wenn die Politik das Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richt igno­riert



    von Oscar Genter"



    Bei lto.de 2024



    "Echte Vollstreckung



    Beispiele für "echte" Vollstreckungsanordnungen gibt es aber nur wenige. Ein klassischer Fall sind die beiden Parteiverbote der nationalsozialistischen SRP 1952 und der kommunistischen KPD 1956, wo das BVerfG jeweils die Innenminister der Länder zur Vollstreckung des Verbots anwies."

    Der Artikel behandelt auch den "Fall Wetzlar".



    Am Ende steht dort:



    "Verfassungsgerichte sind auf Akzeptanz und breites gesellschaftliches Vertrauen angewiesen. Wenn Akzeptanz und Vertrauen prekär werden, kann dagegen auch keine noch so ausgeklügelte Verrechtlichung helfen."



    Das dürfte der Union hoffentlich klar sein, dass sie hier im Verdacht steht, wider besseren Wissens gehandelt zu haben."



    Wie du mir, so ich dir:



    "Unionsfraktionschef Friedrich Merz lässt nach dem Karlsruher Haushaltsurteil auch das Sondervermögen für die Energiepreisbremsen auf Verfassungsmäßigkeit überprüfen – und erwartet dazu bald Aufschluss."



    faz.net 2023

  • Die rechte Kampagne sei mal dahingestellt. Ich jedenfalls bin eine Sozialdemokratin und nach umfangreicher Recherche bin ich zu der Auffassung gelangt, dass die Kandidatin selbst dafür gesorgt hat mit ihren Auffassungen, dass auch ich sie nicht wählen könnte. Zudem ist die freie Wahl der Abgeordneten der CDU völlig legitim, dass manche sie nicht wählen wollen. Eine rechte Kampagne kann mich nicht beeinflussen und die Abgeordneten der CDU ebenso nicht.

    • @Lisa 67:

      "Die rechte Kampagne sei mal dahingestellt. Ich jedenfalls bin eine Sozialdemokratin und nach umfangreicher Recherche bin ich zu der Auffassung gelangt, dass die Kandidatin selbst dafür gesorgt hat mit ihren Auffassungen, dass auch ich sie nicht wählen könnte. "

      Das nenne ich mal zirkuläre Logik. Die "umfangreiche Recherche" hat offenbar innerhalb der Blase dieser rechten Kampagne stattgefunden.

  • "Aber dass die Kandidatin für das Bundesverfassungsgericht jetzt durch Talkshows tingelt und sich in den politischen Meinungsstreit begibt, scheint mir ein deutlicher Hinweis dafür zu sein, dass sie offenbar ihr künftiges Amt völlig missversteht" Sigmar Gabriel.

    Ist Gabriel jetzt auf eine rechtsextreme Kampagne reingefallen, ist er frauenfeindlich oder gar von "auslaendischen Kraeften" manipuliert?

    • @elektrozwerg:

      Der und viele andere in der SPD sind, oder waren schon immer von ausländischen Kräften manipuliert.



      Empfehle dringendst das Buch „Nordstream" (Steffen Dobbert und Ulrich Thiele).



      Soviel Wutausbrüche hab ich beim Lesen selten erlebt.

    • @elektrozwerg:

      Inländische Kräfte natürlich, die Suggestion ist unnötig

    • @elektrozwerg:

      Passt zu ihm ...

      • @humusaufbau:

        Richtig. Gabriel ist nach seinem Machtverlust zu einem Klon von Schöder mutiert, nur gänzlich ohne dessen Charisma.

  • Man verschleißt den Begriff der Demokratie hier völlig. Frau Brosius-Gersdorf wurde nicht gewählt, weil absehbar war, dass ihr in einer demokratischen Abstimmung wohl nicht die ausreichende Anzahl an Stimmen zugefallen wäre. Das ist nicht un- oder gar antidemokratisch, sondern das genaue Gegenteil.

    Aufregen tut man sich hier ja im Grunde darüber das die Koalition es nicht geschafft hat eine Kandidatin durchzudrücken. Das ist für die Koalition ärgerlich aber eben nur Ausdruck unzureichender Planung und Vorbereitung, keine Krise der Demokratie.

    • @Julius Anderson:

      Du hast ziemlich recht mit deiner Einschätzung.



      Einzig, wenn denn der demokratische Prozess mit Fakten, transparent und fair und nicht mit einer konzertierten Lügen-Kampagne zustande gekommen wäre. Dass diese 50-60 Abgeordneten dem auf den Leim gehen oder gar damit aus nicht transparenten Gründen sympathisieren, ist der Skandal und eben die Gefahr für die Demokratie

    • @Julius Anderson:

      Damit blenden Sie aber völlig den Kontext aus. Aus Teilen der Union und externen Kreisen wurde eine Schmutzkampagne gegen Brosius-Gersdorf gefahren - das Hauptproblem ist dabei: die Unionsführung knickt schlichtweg ein und fordert lieber (ganz empathisch natürlich), dass Brosius-Gersdorf ihre Kandidatur zurückziehen soll.

    • @Julius Anderson:

      Tatsächlich ist es ja ein (Etappen-) Sieg der Demokratie. Diejenigen, die diesen Begriff in einem speziellen Sinne verwenden, sehen dies naturgemäß anders.

    • @Julius Anderson:

      "[Sie] wurde nicht gewählt, weil absehbar war [dass sie nicht gewählt werden würde]." Das ist im Kern Ihre Aussage - wobei auch die Kausalität "weil absehbar war" so nicht stimmt. Es muss vielmehr heißen: 'nachdem sich (wider Erwarten) herausgestellt hatte'. Und was heißt hier "demokratische Abstimmung" - als ginge es um ein Vertrauens-/Misstrauensvotum oder darum, aus einer größeren Zahl von Bewerber*innen die drei 'auszuwählen', welche die meisten Stimmen auf sich vereinen würden...



      Ihr Narrativ blendet geschickt alles Manipulative im Vorfeld (Lug und Trug...) vollständig aus, um den ganzen Vorgang nachträglich als 'gut demokratisch' hinzustellen.



      Eine solche Erzählung ist reaktionär.

      • @Auweiowei:

        Ja!

    • @Julius Anderson:

      Sie blenden völlig aus, dass es sich um eine international koordinierte und konzertierte Kampagne der Neuen Rechten handelt. Natürlich können Mehrheiten von Adeligen, Superreichen und rechten Demagogen manipuliert werden, um die freiheitliche Demokratie abzuschaffen und ein Regime wie in Amerika aufzubauen. Gerade dagegen muss sich die wehrhafte Demokratie aber wehren, sonst ist es eben keine Demokratie mehr.



      Rechtsstaatliche, wehrhafte Demokratie heißt eben nicht, das die Mehrheit gewinnt, sondern dass undemokratische Mehrheiten nicht zustande kommen dürfen und, wenn doch, bekämpft werden müssen. Was sonst passiert, sehen Sie ja in Amerika.

    • @Julius Anderson:

      Zum letzten Mal: Man hat sich INNERHALB ser Koalition ZUVOR auf die Kandidatin geeinigt. Die CDU war angeblich einverstanden mit Brosius-Gersdorf. Dieses Debakel war ein Wortbruch und nichts anderes. Ich hoffe, die SPD stimmt jetzt für den Untersuchungsausschuss gegen Spahn und lässt, falls das nochmal vorkommt, die Koalition platzen.

      • @Klempschwester:

        Ich antworte Ihnen mal repräsentativ, viele der anderen Antworten stoßen ja ins selbe Horn.

        Man hat sich in der Koalition auf die Kandidatin geeinigt, obwohl Herr Spahn klar war, dass sie seinen Abgeordneten (bereits vor der Kampagne) nur schwer vermittelbar war. Ich glaube nicht daran das diese Kampagne die Meinung der Abgeordneten geändert hat, die wollten sie vorher bereits nicht haben, die Kampagne war nur ein willkommener Anlass, um den Gehorsam zu verweigern.

        An anderer Stelle wird gerne darauf hingewiesen, hier nicht so sehr: Am Ende des Tages ist der einzelne Abgeordnete seinem Gewissen verpflichtet, nicht der Partei. Es ist eigentlich universeller Konsens, dass dies eine demokratische Errungenschaft ist.



        Die langen Gesichter gibt es nicht wirklich wegen der Taktik, man treibt auch von links der Mitte gerne Kampagnen an, sondern wegen dem unliebsamen Ergebnis.

    • @Julius Anderson:

      Es schadet der Demokratie nicht, dass eine Kampagne aus Lügenpropaganda 50-60 Abgeordnete dazu gebracht hat, den Lügen zu glauben, und ihre Meinung zu ändern?

    • @Julius Anderson:

      Um immer zu einer Entscheidung zu kommen, gibt es einen allgemein anerkannten Prozess: Ein Bündnis aus Parteien, die zusammen 2/3 der Stimmen auf sich vereinigen, stimmt für alle Kandidaten, die die jeweiligen Parteien, die an der Reihe sind, vorschlagen.



      Dass antidemokratische Kräfte es hingekriegt haben, diesen Prozess zu torpedieren, ist äußerst bedenklich.



      Teile der CDU haben gezeigt, dass sie der SPD in ihre Richterauswahl hineinfunken wollen. Das wäre aber ein gefährliches System, weil es durchaus möglich ist, dass man sich eben nicht einigen kann. Dann würden Richterpositionen nicht neu verteilt werden - wozu es nicht kommen darf. Eine verfasste Demokratie braucht ein legitimes und arbeitsfähiges Verfassungsgericht. Wir sehen in den USA, wie politisches Geschachere die Legitimität des Supreme Court in den Augen der Bevölkerung vollständig untergraben hat.

  • Genauso ist es. Folgt man Merz, hat er es zumindest erkannt, was passierte und wie teils seine "Jünger" dem Lockruf folgten. Das ist brandgefährlich, denn wenn es soooo einfach ist Einfluss zu nehmen, dann müssen sich einige fragen ob sie nicht zu Unrecht im Bundestag sitzen und sich mit einfachsten Mitteln übern Tisch ziehen lassen ...

  • Musk pflegt Kontakte zu Meloni und zur Afd und war zum Afd Parteitag zugeschaltet. Die Rechtsextremen agieren heute global und tauschen sich über Strategien aus wie man Demokratie aushebelt. Darum die Parallelen in mehreren Ländern. US Neonazis haben ein besonderes Interesse an Europa und insbesondere Deutschland aus ideologischen "Heimat" Gründen. Aber auch in Ländern wie Grossbritannien ist die amerikanische Christliche Rechte immer stärker sichtbar und finanziert Kampagnen, die man aus den USA kennt.

    Wo wir uns ebenfalls den USA annähern ist die Spaltung der Medien. Bild Leser werden zu diesem Vorfall völlig andere Dinge gelesen haben. Es besteht keine gemeinsame Faktenbasis in einigen Dingen.

    • @Schwabinger :

      Nicht alle Bild-Leser sind dumm. Die AFD steht bei 25% der Wähler. Das heisst, dass 75% der Wähler schlau genug sind, Propaganda der AFD zu erkennen und zu filtern!

  • Wirkmächtiger, bedeutender, tiefer, breiter ist der Retardierungs- /Erosionsprozess in den Kreisen, Milieus, Redaktionsstuben,



    die nicht analysieren oder wahrhaben wollen,



    dass die Diskussion um die unvermeidliche Reformierung des Abtreibungsrechts schon sehr lange läuft.



    Und das keineswegs verschwörerisch abgeschottet in nur elitären Kreisen.



    Was sich dann eben auch darin äussert, das sich diese Diskussion, diese Positionen völlig zu Recht in Richterinnengremien abbilden und repräsentiert sind.

    Stattdessen pflegen selbst Redaktionen wie die der "Tagesspiegel" über Bande die Erzählung der Rechtsreaktionären bis Rechtsextremisten.



    - die dann ja doch ähem, schlimme Kampagne, sei natürlich inakzeptabel....aaaaaaaber, aaaaaber,



    sei denn nun wirklich alle Kritik Hetze?

    Nein. Aber die Kritik findet bereits seit Jahren auf allen gesellschaftlichen, politischen und juristischen Ebenen seriös, fachlich, kontextual abwägend statt.



    Nur eben nicht in den demagogischen Bezügen, die Rechtsreaktionäre, Doch-Bloß-Konservative- am Ende eben doch mit Rechtsextremisten durchsetzen.

    Um hernach nur noch ihre eigenen Auffassungen in Gremien vertreten zu haben.

  • Die Gefahr ist der Antifeministische= antidemokratische Kern der internationalen Faschos-offenen Szene! Diese hat natürlich in Deutschalnd mit Merz einem Nachfahren strammer SS Fanatiker, der so tut als wenn er Demokrat wäre, aber schon zeigt, dass ihm weder die Würde und Selbstbestimmung von Frauen, noch auch die Menschenrechte von Armen Menschen was angehen:also einen idealtypischen Türöffner im Amt als Kanzler Deutschlands. Es kommt nun auf eine Spaltung der DCU und Sozen an, ob die Demokratie Verteidiger mit einer mutigen Kampagne gegen so viel übel braune Rassisten und Frauenrechtsfeinde, aber auch gegen ansoziale Tendenzen in der Richterschaft selber mobil zu machen in der Lage sind. Auch ob sich die Demonstranten von Anfang des Jahres wieder und noch vehementer gegen die rechte Machtübernahme wehren werden. Dobrind macht schonmal die Volkskörper Bedingungen als EU Grenzregime fest und intern sollen die Frauen auch wieder gehorchen und reine Gefässe für die revived NS Alpträume der Zukunft werden ? NOPE! Alle Zusammen gegen den Faschismus! CDU spalten statt mittun! Sozen müssen ihre Antifa Tradition wieder beleben und mit allen reden, die potenziel mittun könnten.

    • @R.L.:

      Zunächst einige Details: Der Vorfahr von Merz war in der SA, nicht der SS und ob er wirklich ein "Fanatiker" war, darüber ließe sich auch streiten.

      Ebenso, ob "Antifeminismus=antidemokratisch" ist. Das würde in letzter Konsequenz bedeuten, das alle feministischen Wünsche und Forderungen zu akzeptieren sind und eine Kritik nicht mehr möglich wäre.

      Und seit wann ist "Sippenhaft" ein Teil linker Argumente? Merz' kann nichts für seinen Großvater, genausowenig, wie Sie und ich und nur, weil er dessen Handeln nicht so verdammt hat, wie manche Leute das fordern, ist er nicht gleich dein Türöffner der Faschisten".

      Reicht es nicht, dass in konservativen Kreisen Frau Merkel immer wieder zu einem "SED-U-Boot" gemacht wird, die immer eine "stramme FDJ-Funktionärin" geblieben sei und aufgrund dieser Gesinnung die Bundesrepublik zerstören wollte.

      Und die SPD-Mitglieder als "Sozen" zu bezeichnen, wird die auch nicht gerade ermuntern, Ihren Ausführungen zu folgen.

  • Ein kleiner Baustein zur Enddemokratisierung.



    Ein Krümel hier ein Bröckchen da und irgendwann



    ist der Zusammenbruch da. Wir laufen sehenden Auges darein.



    Kaum ein Aufschrei, meist Gleichgültigkeit.



    So etwa muss es sich im letzten Jahrhundert angefühlt haben.

  • Für mich stellt sich die Lage so dar, dass die Schwarze Schande im Windschatten der gescheiterten Ampel Morgenluft wittert und jetzt ihr wahres Gesicht zeigt.



    Natürlich in der Hoffnung Wähler am rechten Rand abzufischen.

    Wenn man das politische Verhalten der C*U-Menschen längere Zeit beobachtet, merkt man schnell welches Gedankengut da unter der Oberfläche blubbert aber tunlichst das Tageslicht meidet. (bzw bislang gemieden hat)

    Und da ist die Causa Spahn nur der aktuelle Aufhänger.

    Ich erinnere an die "Ausländer Maut" die die CSU aufgebracht hat oder natürlich an die PkW-Maut (Scheuer, ebenso CSU) die uns ja auch etliche Millionen gekostet hat - ohne jede Konsequenz für die Schuldigen !

    Das ist C*U Politik wie sie leibt und lebt !

    Sicher ist die C*U nicht dem Rechten Spektrum zuzurechnen aber sie sollte tunlichst darauf achten diesen Kräften nicht den Steigbügel zu halten !



    Und sei es "nur" durch weitere Zerstörung des Vertrauens in die etablierte Politik !

    • @Bolzkopf:

      Das Vertrauen in die etablierte Politik führte im Ergebnis dazu, dass die AFD seit 2015 stetig gewachsen ist und mittlerweile bei 25% liegt. Welches Vertrauen?

  • Rechts hat doch einfach nur von Links gelernt und mediales Vorgehen und Arbeitsweisen kopiert. Man denke nur an die Über-nahme von Schlüsselstellungen in Ministerien und staatsnahen Or-ganisationen durch Umweltverbände und der div. Zweige des Ago-ra-Komplexes. Es scheint, daß die Rechte da zielgerichteter vor-geht und besser vernetzt ist. Zudem scheinen sie mehr Menschen zu direktem Handeln mobilisieren zu können. Ob es sich wirklich um eine orchestrierte Kampagne oder "nur" um einen MedienHype handelte, bei dem aus einem Windhauch ein Sturm wurde, weil alle möglichen interessierten Gruppe auf den fahrenden Zug aufge-sprungen sind, kann ich nicht beurteilen. Allerdings fällt auf, daß das Darstellen als Kampagnen ähnlicher Ereignisse bei gegen CDU oder Rechte gerichtete Medienstürmen als Populismus, Verschwö-rungstheorie oder schlicht Unsinn dargestellt wurde. Nun jedoch wurde binnen kürzester Zeit diese Bewertung aufgebracht und teils in den Medien, gerade im ÖRR unbelegt übernommen. Eine journalistische Aufgabe wäre es doch, das nachzuzeichen. Zuletzt: So etwas hat niemand verdient; egal, wie man die politsiche Einstellung beurteilt.

    • @mumba:

      Mediales Vorgehen und Arbeitsweise: Ja, mag sein. Wahrheitsgehalt? Sehr ich dann doch größere Unterschiede.

  • Es gibt eine Unterschriftenaktion, die sich für die Wahl von Frauke Brosius-Gersdorf einsetzt.

    innn.it/frauke-brosius-gersdorf-gehort

    • @BoLuz:

      👍👍

  • die ganze Debatte zeigt auch deutlich das wir nicht in der Lage sind halbwegs objektiv mit einem Thema umzugehen. Es wird gehetzt und über Details völlig ohne Hintergrundwissen debatiert.

    In diesem Fall, denke ich, ist es ganz abwegig über die Gesinnung einer zu wählenden Person zu diskutieren. (Es sei denn sie ist Verfassungsfeindlich)



    Jeder Richter der Welt hat seine eigene Meinung zu gesellschaftlichen und politischen Themen. Das kann ihn aber nicht als Richter disqualifizieren. Dann gäbe es keine Richter mehr.



    Die Person muss in der Lage sein, seine eigene Einstellung im Falle der Berufsausübung hinten an zu stellen und ensprechend der Rechtslage zu entscheiden. Dies ist oft schwer genug da diese oft nicht eindeutig ist.



    Nur wenn jemand nicht in der Lage ist dies zu trennen ist er als Richter ungeeignet.



    Das eine Juristin sich zu ungeklärten Rechtsverhältnissen, ausserhalb einer Geichtsverhandlung äussert und auf eine Klärung in die eine oder andere Richtung drängt oder laut darüber nachdenkt muss akzeptiert werden.



    Wer bitte soll sonst über solche Dinge Fakten liefern? Alle die keine Ahnung vom Recht haben?

    • @Conrad:

      Sie weisen m.E. treffend darauf hin, welche problematischen Anschauungen über die Ausübung des Richteramtes in weiten Kreisen zu bestehen scheinen. Das wirft indirekt ein Licht auf die politische Gesinnung. Gerichte sollen Anschauungen durchsetzen? Wie weit gehen die Fantasien des Publikums?

  • Sehr treffende Beschreibung der hochgefährlichen Lage. Es ist zu hoffen, dass der gemässigte Teil der CDU durch Aufklärung intern etwas erreicht (was eher unwahrscheinlich ist) oder durch Parteiaustritte ein Signal setzen kann. Alle müssen jetzt daran arbeiten. Jeder der dieses Spiel in Zukunft mitmacht macht sich schuldig.

    • @Noch nie in meinem ganzen Leben:

      Ich fürchte, die Rechten in der CDU werden es nicht wollen und die anderen, gemässigten werden ... zu gemässigt sein, um sich klar zu entscheiden. In Gefahr und großer Not ...

  • In dem laufendem Auswahlverfahren um drei neue Richter:in für unser Bundesverfassungsgericht, darf Politik sich nicht, hier explizit die CDU, von unlauteren Hetzkampangen und verbreiteten Unwarheiten bezüglich zu treffender Entscheidungen beeinflussen / leiten lassen. Die CDU darf sich nicht an einer Beschädigung unserer Demokratie beteiligen, indem sie aufgrund von Kampagnen, eine eigentlich schon entschieden Wahl zugunsten von Frau Prof. Brosius-Gersdorf zurückzieht. Es handelte sich nur noch um eine Formalie, die drei Richter für das Bundesverfassungsgericht zu bestätigen. Nur, wenn auch Frau Prof. Brosius-Gersdorf als eine von der Bundesvefassungsrichtern zum Bundesverfassungsgericht berufen wird, erleidet unsere Demokratie keinen Schaden durch die " Neue Rechte " deren Zeitschrift " Junge Freiheit " schon sehr tief blicken lässt. Die " Neue Rechte " darf unsere Demokratie nicht schädigen. Mit dem Versuch die Wahl für unser Bundesverfassungsgericht anzugreifen, wäre es der " Neue Rechte " um ein Haar gelungen.

  • Rechte und andere Konservative äußern gerne: 'Ich habe eine andere Meinung und deshalb stempelt ihr mich zu unrecht als Rechten oder Nazi ab.' Sie sagen gerne über andere Menschen, die man ihnen zB aufgrund ihrer humanistischen Einstellungen nicht passen: 'Ihr seid linksgrüne Ideologen. Ihr seid Linksradikale. Ihr seid Kriminelle.' Rechte und andere Konservative sagen gerne: 'Freiheit! Gesetze,nein! Demokratie bedeutet, uns an der politischen Verantwortung zu beteiligen'. Sie sagen bei rechtswidrigen Festnahmen von Migranten auch: 'Wir fangen böse Leute, wer kann dagegen sein? Wer sich nicht an die Gesetze hält, der wird ver(fr)achtet.'



    Ich fasse zusammen: Rechte und andere Konservative haben nur ein Ziel, nämlich Humanität, Rechtsstaatlichkeit und differenziert wissenschaftliches Denken zu beseitigen.

  • "... wenn wir uns Erstmal einig sind..."!



    Danke für diese interessante Einordnung!



    Schlechte Aussichten für die Demokratie!



    Es zeigt außerdem, dass die Rechten mittlerweile auch die APO besser verstehen, als wir Linken.



    Die gesellschaftliche Linke versteht es vor Allem, sich selbst zu behindern.



    Der vorliegende Fall zeigt in Aller Deutlichkeit, dass die SPD die liberalen und linken Werte vertritt.



    Gerne wird aber in der "Kommune" der SPD das Linkssein abgesprochen.



    Das ist interessant, da Alles an Sozialstaat und liberaler staatlicher Entwicklung in Deutschland ohne die SPD überhaupt nicht realisiert worden wäre.



    Die Partei die Linke vertritt zwar einige positive Positionen, ist aber selbst in der heutigen ( parlamentarisch) größten Stärke nicht entscheidend. Zuvor darf von annähernder Bedeutungslosigkeit gesprochen werden.



    Es ist letztlich schlicht Dummheit der gesellschaftlichen Linken, intern Gräben zu ziehen.



    Die Ampel wurde auch von links bekämpft und die Mehrheit der Verblendeten hat bis heute noch nicht kapiert, welche Chancen Deutschland damit verloren hat.



    Natürlich ist dieses Forum ein unrepräsentatives Bläschen.



    Allerdings braucht es nicht Viele zur Veränderung...!

    • @Philippo1000:

      Die SPD wird gerne heruntergeschrieben - auffallend stärker seit Gerhard Schröder ...

  • Danke für diesen klugen Kommentar. Umso bestürzender, dass eine Journalistin der Süddeutschen in einem Kommentar der SPD empfiehlt, die Kandidatin BG zurückzuziehen.

    Es war die erste deutsche Juristin und namhafte deutsche Frauenrechtlerin Anita Augspurg, die Hitler wegen Volksverhetzung anzeigte, damit er aus Bayern ausgewiesen werden konnte.

    Sie gründete den ersten Verein für Frauenstimmrecht, kämpfte u. a.für die Reform des Familienrechts, die Abschaffung der Prostitution und die Streichung des § 218.

    Die Nazis vernichteten ihren Besitz und die Grundlagen der deutschen Frauenbewegung.

    Erstaunlich also, dass so wenige namhafte Politikerinen und Journalistinen Frauke Brosius-Gersdorf zur Seite stehen, um aus Sicht der Frauenbewegung den Fall Frauke Brosius-Gersdorf einzuordnen und in den Kampf gegen die Neue Rechte zu ziehen.

    Es reicht auch nicht, wenn namhafte Professoren einen Protestbrief für BG unterzeichen, während wie von der taz gerade beschrieben, eine taz-Journalist auf einer LGBTQ-Demonstration Angst vor jungen Neonazis haben musste.

    Wenn die SPD Brosius-Gersdorf nicht wieder nonminiert, verleugnet sie ihre antifaschistische Geschichte und die Frauenbewegung

    • @Lindenberg:

      Danke für diesen bemerkenswerten Hinweis auf historische Gegebenheiten. Wer die Geschichte nicht kennt, kann nichts daraus lernen.

      Das Zentrum war leider schon einmal an unheilvoller Entwicklung beteiligt.

  • “Die Parallele zu den USA, “ reicht weiter zurück



    Unter Georg Dubbelju Busch - war mit Vize



    Dick Cheney erstmals der Beltbelt 🫵 “regierungsfähig“ - 🙀🥳 - 🤢🤑🤮 •

    unterm——vgl. aber



    “…Am 7. September 2024 erklärte Cheney öffentlich, dass er bei der anstehenden Präsidentschaftswahl 2024 nicht für den republikanischen Kandidaten Donald Trump, sondern für die Demokratin Kamala Harris stimmen werde. Zur Begründung sagte er, dass es „noch nie einen Menschen gegeben habe, der eine größere Bedrohung für unsere Republik darstellte als Donald Trump“. Dieser habe versucht, „die letzten Wahlen mit Lügen und Gewalt zu manipulieren, um sich an der Macht zu halten, nachdem die Wähler ihn abgelehnt hatten.“ Nie wieder dürfe ihm Macht anvertraut werden.…“



    de.wikipedia.org/wiki/Dick_Cheney

  • Gut aufgeschlüsselt das alles. Danke dafür. Ja, unsere Demokratie ist gefährdet wie schon lange nicht mehr und das liegt auch, oder vielleicht sogar vor allem, an den Konservativen, an CDU/CSU. Wegschauen, verharmlosen, Auswanderungsphantasien - das alles wird nichts nützen. Wer Demokratie erhalten will, muss Farbe bekennen!

  • Wenn Frau Brosius-Gersdorf durch diese widerlichen Kampagnen nicht Richterin am Bundesverfassungsgerichts wird, dann verliert unsere ganze demokratische Gesellschaft. Wir dürfen diesen rechten, menschenverachtenden Intrigen keinen Erfolg geben, sonst kippt sehr bald etwas.