Debatte über Corona-Schutzmaßnahmen: Händler gegen „Konsumkiller“ Maske
Der Einzelhandel lobbyiert gegen die Maskenpflicht. Die Mund-Nasen-Bedeckung störe das Shoppingerlebnis und verhindere Spontankäufe.
Der CDU-Politiker hatte am Wochenende eine Debatte um die Maskenpflicht im Handel angestoßen, als er ankündigte, diese in Mecklenburg-Vorpommern abschaffen und eine einheitliche Regelung für alle norddeutschen Bundesländer finden zu wollen. Noch lieber wäre ihm ein bundesweites Ende der Maskenpflicht im Handel, sagte Glawe. Als Grund für seinen Vorstoß hatte er angeführt, dass er die „Ungeduld des Handels“ sehr gut nachvollziehen könne.
Tatsächlich beklagen Handelsverbände immer wieder, dass die Maskenpflicht derzeit einer der Hauptgründe für die schlechte Shoppinglaune der Deutschen sei – neben Abstandsregeln und wirtschaftlichen Sorgen. „Die Maske verhindert Spontaneinkäufe“, sagte Stefan Hertel, Pressesprecher des Handelsverbands Deutschland (HDE), am Montag der taz. Das schmälert die Umsätze: Die Maskenpflicht koste die Händler jeden Tag 10 bis 15 Prozent Umsatz, so etwa Kay-Uwe Teetz, Geschäftsführer des Handelsverbands in Mecklenburg-Vorpommern.
Lieber selbst entscheiden?
Auch Arbeitgeberverbände wollen die Stoffbedeckungen möglichst schnell loswerden. „Die Maske wird zum Konsumkiller“ – so äußerte sich Volker Schmidt von der Allgemeinen Arbeitgebervereinigung Hannover und Umgebung. Er plädiert dafür, die Maskenpflicht dort, wo der Sicherheitsabstand nicht eingehalten werden kann, durch ein Maskengebot zu ersetzen. Ähnliche Vorschläge gibt es auch aus den Kreisen der Handelsverbände: Jeder Bürger solle selbst entscheiden, ob er eine Maske trägt oder nicht.
Die Verbände wollen aber keinen Druck auf die Politik ausgeübt haben, die Maskenpflicht abzuschaffen. Man trage den Vorstoß Glawes zwar mit und begrüße ihn auch – erst einmal wolle man nun aber die Gespräche abwarten. Eine Anfrage der taz, inwieweit Glawe vom Drängen der Verbände beeinflusst wurde, ließ das mecklenburg-vorpommerische Wirtschaftsministerium unbeantwortet.
Ob die Debatte nun zu einer tatsächlichen Abschaffung der Maskenpflicht im Handel führen wird, ist ungewiss. In Mecklenburg-Vorpommern bleibt die Pflicht jedenfalls erstmal bestehen – sie war vergangene Woche bis zum 4. August verlängert worden. Schleswig-Holstein und Hamburg hatten Glawes Plänen für eine norddeutsche Regelung zunächst eine Absage erteilt. In Sachsen und Sachsen-Anhalt wird hingegen ebenfalls darüber nachgedacht, die Maskenpflicht aufzuheben. Die übrigen Bundesländer sehen das weitgehend kritisch.
Bund will sich nicht drängen lassen
Auch die Bundesregierung plädiert dafür, die Maskenpflicht beizubehalten. „Überall dort, wo der Mindestabstand nicht gewährleistet sein kann, ist die Maske ein unverzichtbares Mittel“, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert. Als Beispiel nannte er Busse, U-Bahnen und den Einzelhandel. Auch Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) warnte im Deutschlandfunk vor der Aufhebung der Maskenpflicht im Handel. Alltagsmasken könnten einen Unterschied machen, um sich und vor allem um andere zu schützen, sagte er. Deshalb seien sie weiter wichtig.
Die Spitzen von CDU, CSU und SPD wollen ebenfalls an der Maskenpflicht im Einzelhandel festhalten. „Es gibt keinen Grund, jetzt über die Maskenpflicht zu sprechen“, sagte CDU-Generalsekretär Paul Ziemiak nach den Sitzungen der Parteigremien. „Maskentragen ist sexy“, so der Politiker. SPD-Chefin Saskia Esken sagte, sie empfehle, „weiterhin auch bei der Maskenpflicht zu bleiben“. In München äußerte sich CDU-Chef Markus Söder ähnlich.
Selbst der Handelsverband betont, kein radikales Ende der Maskenpflicht zu fordern: „Die Maskenpflicht sollte abgeschafft werden – sobald das gesundheitspolitisch vernünftig ist“, sagte HDE-Sprecher Hertel.
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