Börseneinbruch nach Trump-Zöllen: Zu früh für Panik – Crash ist nicht gleich Crash
Die Lage an den Weltbörsen wirkt dramatisch. Hysterie ist trotzdem noch nicht angebracht, denn Trumps bizarre Handelspolitik ist korrigierbar.

Die Lage an den Weltbörsen wirkt dramatisch. Der deutsche Aktienindex DAX verlor am Montagmorgen etwa 10 Prozent, erholte sich dann aber wieder. Droht jetzt etwa ein neuer Crash? Nein. Für Panik ist es zu früh.
Viele Finanzanleger stoßen momentan ihre Aktien ab, weil US-Präsident Donald Trump eine sehr schräge Handelspolitik betreibt und fast alle Länder mit exorbitanten Zöllen belegt. Aber das ist keine Finanzkrise, sondern der Irrsinn eines einzelnen Mannes. Dieser Unterschied ist wichtig. Denn ein echter Crash lässt sich schwer beheben, während Trumps bizarre Handelspolitik jederzeit korrigierbar ist.
In der Finanzkrise ab 2007 wurde reales Geld vernichtet, weil Millionen von US-Bürgern ihre Hypotheken nicht mehr zahlen konnten. Diese faulen Kredite mussten abgeschrieben werden, sodass diverse Großbanken in die Pleite rutschten. Weltweit brach die Konjunktur ein – und die Industrieländer mussten Billionen Dollar mobilisieren, um die Wirtschaft wieder anzukurbeln.
Diesmal ist die Weltwirtschaft eigentlich robust – wenn Trump nicht wäre. Auch den Vereinigten Staaten geht es bisher gut, denn Amtsvorgänger Joe Biden hat eine florierende Konjunktur hinterlassen. Zuletzt wuchs die US-Wirtschaft um 2,4 Prozent.
Doch Trump ist die UNSICHERHEIT in Großbuchstaben, was sofort die Spekulationen anheizte. Nach Trumps Wahl am 5. November 2024 ging es an den US-Börsen zunächst steil bergauf, weil die Finanzanleger enorme Steuersenkungen für die Unternehmen erhofften. Erst als den Investoren dämmerte, dass Trump seine irren Zölle ernst meint, gingen die Kurse wieder runter. In der Summe lagen die Verluste an den US-Börsen zu Wochenbeginn bei etwa 10 Prozent. Das ist unschön für die Anleger, aber keine Finanzkrise.
Zudem stehen die Chancen gut, dass Trump seine Zollpolitik ändert und sich auf gesichtswahrende Verhandlungen einlässt. Denn Trump kann nicht riskieren, dass die USA in eine Rezession abgleiten und die Republikaner ihre Mehrheiten im Kongress verlieren. Erste Angebote sind schon auf dem Tisch: EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen schlug am Montag vor, dass die USA und Europa eine Null-Zoll-Zone für Industriegüter gründen.
Jedenfalls werden die Börsianer auf eine Verhandlungslösung hoffen, schon weil sie nicht wissen, wo sie sonst investieren sollen. Es gibt nicht genug Gold oder Schweizer Franken, um das Geld zu absorbieren, das jetzt die Aktienmärkte verlässt. Also werden die Anleger an die Börse zurückkehren – sodass die Kurse wieder steigen dürften.
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