piwik no script img

Börseneinbruch nach Trump-ZöllenZu früh für Panik – Crash ist nicht gleich Crash

Die Lage an den Weltbörsen wirkt dramatisch. Hysterie ist trotzdem noch nicht angebracht, denn Trumps bizarre Handelspolitik ist korrigierbar.

Präsident Trump betreibt eine schräge Handelspolitik mit exorbitanten Strafzöllen Foto: Carlos Barria/reuters

Die Lage an den Weltbörsen wirkt dramatisch. Der deutsche Aktienindex DAX verlor am Montagmorgen etwa 10 Prozent, erholte sich dann aber wieder. Droht jetzt etwa ein neuer Crash? Nein. Für ­Panik ist es zu früh.

Viele Finanzanleger stoßen momentan ihre Aktien ab, weil US-Präsident Donald Trump eine sehr schräge Handelspolitik betreibt und fast alle Länder mit exorbitanten Zöllen belegt. Aber das ist keine Finanzkrise, sondern der Irrsinn eines einzelnen Mannes. Dieser Unterschied ist wichtig. Denn ein echter Crash lässt sich schwer beheben, während Trumps bizarre Handelspolitik ­jederzeit korrigierbar ist.

In der Finanzkrise ab 2007 wurde reales Geld vernichtet, weil Millionen von US-Bürgern ihre Hypotheken nicht mehr zahlen konnten. Diese faulen Kredite mussten abgeschrieben werden, sodass diverse Großbanken in die Pleite rutschten. Weltweit brach die Konjunktur ein – und die Industrieländer mussten Billionen Dollar mobilisieren, um die Wirtschaft wieder anzukurbeln.

Diesmal ist die Weltwirtschaft eigentlich robust – wenn Trump nicht wäre. Auch den Vereinigten Staaten geht es bisher gut, denn Amtsvorgänger Joe Biden hat eine florierende Konjunktur hinterlassen. Zuletzt wuchs die US-Wirtschaft um 2,4 Prozent.

Doch Trump ist die UNSICHERHEIT in Großbuchstaben, was sofort die Spekulationen anheizte. Nach Trumps Wahl am 5. November 2024 ging es an den US-Börsen zunächst steil bergauf, weil die Finanzanleger enorme Steuersenkungen für die Unternehmen erhofften. Erst als den Investoren dämmerte, dass Trump seine irren Zölle ernst meint, gingen die Kurse wieder runter. In der Summe lagen die Verluste an den US-Börsen zu Wochenbeginn bei etwa 10 Prozent. Das ist unschön für die Anleger, aber keine Finanzkrise.

Zudem stehen die Chancen gut, dass Trump seine Zollpolitik ändert und sich auf gesichtswahrende Verhandlungen einlässt. Denn Trump kann nicht riskieren, dass die USA in eine Rezession abgleiten und die Republikaner ihre Mehrheiten im Kongress verlieren. Erste Angebote sind schon auf dem Tisch: EU-Kommissionspräsi­dentin Ursula von der Leyen schlug am Montag vor, dass die USA und Europa eine Null-Zoll-Zone für Industrie­güter gründen.

Jedenfalls werden die Börsianer auf eine Verhandlungslösung hoffen, schon weil sie nicht wissen, wo sie sonst investieren sollen. Es gibt nicht genug Gold oder Schweizer Franken, um das Geld zu absorbieren, das jetzt die Aktienmärkte verlässt. Also werden die Anleger an die Börse zurückkehren – sodass die Kurse wieder steigen dürften.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

24 Kommentare

 / 
  • „…, denn Trumps bizarre Handelspolitik ist korrigierbar.“

    Was beruhigend wirken soll, trägt das Gift der Panik in sich, denn Trumps Handelspolitik ist nicht bizarr sie folgt Subskript der Schockstrategie der Neocons Friedrich Hajek, Milton Friedman Chicago Boys Projekts 2025, die Neuordnung der Weltfinanzwirtschaft auf Deubel komme heraus zu administrieren ohne Ansehen von Feind noch Freund all in Risk unter immer noch globalem Diktum atomar-konventionellen Schutzschirms militärisch-industriellen US Komplexes samt Star War Satelliten Aufklärungs-, Raketensystemen. Das wissen die Akteure an Weltbörsen und so gesellt sich am Tag danach der Panik ein weiteres Muster hinzu, denn seit Reagan Ära 1980-1988 sind FED und Zentralbanken aller G 7 plus X Staaten angesiedelten Plunge Protektion Teams im Fall X aus systemrelevanten Investmentbanken unterwegs, Kurse durch Abkauf ganzer Indices wieder hochzuschieben mit Folge, dass Leerverkäufer die auf fallende Kurse wetten nun Panik befällt, ihre geliehenen Aktien gegen Gebühr bei Banken durch Käufe und sofortige Verkäufe glattstellen, Verluste einzugrenzen was Kurse zusätzlich hochtreibt, Die Brod Trump Karawane zieht weiter Zoll um Zoll

  • Trump müsste sich selbst korrigieren. Das ist der Punkt. Ihm scheint Vieles wahrhaftig egal zu sein, deshalb steht das heute wenigstens noch nicht fest, ob die Korrektur kommt. Trump tritt im Handel eine Bremse durch, die über kurz oder lang Dienstleistungen, Produktion und Agrarerzeugung treffen werden. Daraus kann sich dann schon eine Krise ergeben. Sicherlich werden Unternehmen intensiv an Lösungen arbeiten und versuchen, die schnell umzusetzen, aber das hängt auch davon ab, wie entwickelt ein Land ist, wie stark die Abhängigkeiten sind. Es könnte m.M. auch eine echte Krise daraus entstehen. Wenn nicht korrigiert wird.

    • @Andreas_2020:

      Trump ist ein alter Mann auf dem geistigen Niveau eines Schulkindes, mit Cäsarenwahn, und einem ausgeprägten Narzissmus. Wenn er so weiter macht stürzt er die Welt in Chaos.

  • "Viele Finanzanleger stoßen momentan ihre Aktien ab..." Exakt genau so viele kaufen, denn jede verkaufte Aktie hat logischerweise auch einen Käufer gefunden.

    • @PeterArt:

      "Exakt genau so viele kaufen, denn jede verkaufte Aktie hat logischerweise auch einen Käufer gefunden."



      Ja, und zwischendrin gibt es sowas wie einen Marktpreismechanismus, der aufgrund von mehr Verkaufswilligen als Kaufwilligen mittels Preisanpassungen (recht drastischen in diesem Fall) den notwendigen Ausgleich herbeiführt, damit es zu dem von Ihnen genannten Ergebnis kommt.



      Das sollten Sie nicht verschweigen. Das kann nämlich durchaus essentielle Auswirkungen haben.

  • Ich weiß ja nicht. Gerade der Finanzkapitalismus, der ja in weiten Teilen nichts mit realer Wirtschaft zu tun hat, sondern ein reines Zocken ist, hängt wie im Spielkasino eben von Stimmungen ab. Aktien werden gekauft/verkauft wenn die Leute GLAUBEN, dass sie schlecht oder gut sind. Dem muss nichts Reales gegenüberstehen.

    Es ist wie mit der Abschreckung der NATO. Solange die anderen glauben, dass sie stark ist und zusammenhält, greifen sie nicht an. Dem muss nicht mal eine reale große Macht gegenüberstehen, der Glaube daran reicht.

    Freilich werden die Verbraucher leiden, denn das ist ihre allgemein anerkannte Rolle im Kapitalismus. Es werden einige mit den Aktien ihre Gewinne machen, denn jetzt ist der Zeitpunkt, an dem man hervorragend kaufen kann wenn alle Kurse im Tiefflug sind.

    Auch die Behauptung, Trump hätte Billionen Dollar vernichtet, ist Unsinn. Das sind nur gefallene Kurse. Sobald die steigen, ist das Geld wieder da. Denn es existiert in Wirklichkeit gar nicht. Mein gebrauchter Polo ist solange 1 Millionen wert, wie jemand bereit wäre, sie mir zu geben. Das ist der Irrsinn unseres Systems. Geld ist nicht realer Wert, es ist Mittel zum Zweck.

    • @Jalella:

      Nun stell dir mal vor, diese enormen Geldmengen auf der Börse werden materialisiert. Jeder Mensch auf der Welt hätte Zugang auf fließendes und sauberes Wasser und muss nicht mehr hungern. Keine müsste mehr in einer Blechhütte in Slum wohnen, sondern in einem modernen Wohnblock, zu einer verhälnismäßig niedrigen Miete.

      Aber nein, lieber ist es, dieses Geld wird zum Zocken verwendet, um seinen eigenen Lebensstil zu finanzieren. Obwohl es eigentlich garnicht existiert, zahlen die Typen ihren Porsche locker aus der Hosentasche. Schade, dass arme Menschen das nicht dürfen, wenn sie Lebensmittel benötigen.

      • @Troll Eulenspiegel:

        Wenn die enormen Geldmengen materialisiert werden würden, würden die sich noch lange nicht in Trinkwasser und Wohnblöcke verwandeln und auch einen Porsche kann man nicht einfach in 100000 Laibe Brot verwandeln.

    • @Jalella:

      Das entspricht nun auch nicht den Tatsachen. Natürlich ist in Aktienkursen auch Fantasie und Gewinnerwartung eingepreist, aber vollkommen losgelöst vom der realen Wirtschaft sind sie nicht. Mann kann den realen Wert einer Aktie ziemlich gut berechnen, wenn man sich das Unternehmen anschaut dessen Anteilsschein sie ist. Und es ist auch nicht so das fallende Kurse keine Auswirkungen auf das Tagesgeschäft haben; ins bodenlos fallende Kurse dezimieren letztendlich auch die Bonität von möglichen Kreditgebern, die ein entsprechendes Aktiendepot als Sicherheit akzeptiert haben und nun gehalten sein könnten ihr Geld zurück zu fordern. Stichwort Polo: auch hier gibt es keine Mondpreise sondern Listen nachdem man den Wert eines Autos bestimmen kann, abhängig von Baujahr, Ausstattung und gelaufenen Kilometern.

    • @Jalella:

      Diese Buchwerte stellen aber oft Sicherheiten dar, für die Rente, für die Dinanzierubg eines Eigenheims, für Firmen kann der Aktienkurs auch relevant sein für Kredite. Zu sagen da wurde kein Geld vernichtet stimmt nur für jene die auf ihren Depots sitzen können, wenn daran ihre Rente hängt oder sie die Aktien zu Geld machen müssen um das Haus oder das College der Kinder zu bezahlen was jetzt bezahlt werden muss verlieren sie real Geld.

      • @Machiavelli:

        Das war mir beim Lesen des an sich wie immer sehr klugen Artikels auch aufgefallen. Womit sie aber auf jeden Fall re hat, ist, dass die Auswirkungen nicht mit dem Platzen der Immobilienblase vor knapp 20 Jahren vergleichbar sind.

  • Selten konnte so viel Geld verdient werden wie heute.



    Trader oder sehr aktive Anleger feierten heute eine Party.



    Bestes Beispiel Rheinmetall: am Vormittag gings 25% runter, am Nachmittag über 30% rauf...



    Achterbahn mit enormen Gewinnmargen.



    Das war kein Crash, das war eine Chance zum Geld drucken - und sie wurde reichlich angenommen wenn man sich die Orders so anschaut.

    • @Farang:

      Und waren Sie dabei? Oder waren Sie bei denen, die zum Zeitpunkt des Tiefs verkauft haben? Enorme Gewinnmargen bedeuten auch enorme Verluste - auf der anderen Seite...

      • @Strolch:

        Eine Trailing-stop-order sichert Gewinne grundsätzlich nach unten ab, mit Limit order wird günstig nachgekauft.



        Das geht alles vollautomatisch. Das kann heute jeder gratis-Broker der übers Handy läuft - das ist kein Hexenwerk.

  • Ja, so erreicht Trump, was er wollte: Willfährige A...kriecher um den halben Globus, die der republikanischen Regierung den Allerwertesten retten und zu ungeheuren eigenen Kosten das amerikanische Imperium weiter füttern. Tolle Aussichten!

  • Ich verstehe die Versuche, die Konsequenzen kleinzureden, nicht.

    Denn eines ist nur sehr langfristig reversibel:



    Glaubwürdigkeit.

    Die Zölle von Trumps Tafel wären schlimm - doch wenn sie sicher längere Zeit gelten sollten, würden sich Unternehmen überall darauf einstellen.

    Da er sie tagesweise einführt und abräumt, kann sich niemand darauf einstellen: Investitionen brauchen einen längeren Zeitraum, um sich zu lohnen. Solange solche Schritte drohen, werden Unternehmen weder viel in den USA investieren noch anderswo, wenn für den Export in die USA produziert werden soll.

    Und eine weltweite Investitionszurückhaltung zieht natürlich stark in Richtung weltweite Rezession.

    Abgesehen davon ist das Tamtam und die Aufregung über die Zölle natürlich auch ein gutes Ablenkungsmanöver, während Trumps bzw. Musks Inbesitznahme des Staates voranschreitet.

  • Trump stolz: "Das ist der größte und beste Börsencrash, den je ein Präsident verursacht hat"



    www.der-postillon..../bester-crash.html

  • Man kann getrost davon ausgehen, dass die Zölle nur der Trigger waren, um die völlig überzogene Bewertung der Börsenunternehmen zu korrigieren. Insofern liebe „Börsianer“: Panik. faculty.trinity.ed...en/JumpBailout.jpg

  • Frau Herman macht sich Sorgen um den Gemütszustand der „Börsianer“?

  • "Jedenfalls werden die Börsianer auf eine Verhandlungslösung hoffen, schon weil sie nicht wissen, wo sie sonst investieren sollen. Es gibt nicht genug Gold oder Schweizer Franken, um das Geld zu absorbieren, das jetzt die Aktienmärkte verlässt. "

    Das ist sicher eine sinnvolle Beschreibung, wie das System funktioniert. Aber bei mir kommt da sofort eine ganz andere Assoziation: Also ich wüsste schon, wo ich das Geld hintäte: in die Klimawende, Verkehrswende, Energiewende. Dort ist noch viel zu tun. Da braucht es nicht nur viele Hände, sondern auch viel Geld.

  • Ok. Ich nix Ökonom. Aber meine Meinung: Lasst doch den Herrn Trump zappeln. Wem es gefällt, kauft sich sein Ketchup nach wie vor. Na und? Es passiert nichts. Ein Porsche kostet jetzt in den USA 25%(?) mehr. Na und? Wen juckt's.



    Die, die sich einen Porsche leisten können,juckts zweimal nicht. Es sei, sie steigen um auf einen Ford Pick Up.



    Ich bin nicht dafür, die Waren aus den USA zu verteuern. Soll jeder für sich selbst entscheiden, was er kauft.



    Aber die Internetkonzerne, die gehören ordentlich besteuert.



    Im Grunde ist es doch so: wie Trump: keiner hält sich mehr an irgendwelche Regeln. Also gelten sie auch nicht und jeder macht was ihm gerade so in seinen blöden Schädel rein kommt.



    Vorschlag: ist ein Tanker mit Whisky auf halber Strecke nach E, werden die Zölle auf 150% erhöht. Dreht er ab, auch gut.

  • ich freue mich, dass ich mit dem oben Gesagten in fast Allem übereinstimme. Allerdings bin ich überzeugt, dass Trump nicht verhandeln will und das nur dann macht, wenn der Druck aus seinem inner circle ihn dazu zwingt. Er will die Vereinigten Staaten unilateral zur Größe bringen, unter der geplanten Zerstörung der geltenden Regeln. Das gehört bei ihm zum Plan

    Er will stösst den Tisch um und findet sich dabei großartig

  • Es ist doch schön wenn möglichst viele Menschen spüren, wie wackelig das Schneeballsystem namens "Kapitalismus" ist.

    Vielleicht gibt es endlich eine tiefgreifende Änderung, diesen Wahnsinn zu beenden und wieder mehr Steuern für Reiche und mehr staatliche Kontrollen überall durchzusetzen!

  • Ist es nicht wunderbar, wie sich die ExpertInnen für Wirtschaft, die DenkerInnen und LenkerInnen der Weltwirtschaftsordnung immer um ihr Goldenes Kalb drehen? Gerät der Motor des Wachstums ins stottern und steigen die Börsenkurse mal nicht, dann muss alles getan und jedes Opfer gebracht werden, um ein mehr schlecht als recht funktionierendes System zu retten. Für Deutschland werden u.a. weitreichende Deregulierung und Absenkung der Belastungen durch Steuern, Löhne und Lohnnebenkosten für Unternehmen (und Investoren) empfohlen. Die verbleibenden ArbeitnehmerInnen mögen dann bei sinkenden Reallöhnen mehr Eigenverantwortung für ihre soziale Absicherung übernehmen, am Besten wäre es, sie investierten in Aktien und Fonds. Und Trumps Zölle, die die Weltwirtschaft in ihrem rasanten Lauf stören, sollen durch letzte Entgrenzungen für Kapital und Unternehmen, dem absoluten Freihandel, überwunden werden.

    Wann und wie die Verwertung von Mensch und Natur enden soll, darauf geben die ExpertInnen keine Antwort. Vielleicht, weil sie sich davor fürchten?