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Aussichten auf eine RezessionNur mild, wenn Gas gespart wird

Ulrike Herrmann
Kommentar von Ulrike Herrmann

Deutschland rutscht im kommenden Jahr wohl in eine Rezession. Die könnte erstaunlich niedrig ausfallen – wenn der Gasverbrauch drastisch sinkt.

Warmer Tee statt warme Heizung? Bisher wird die Gaskrise behandelt, als wäre die Energie nur teuer. Doch tatsächlich fehlt sie. Wir haben ein Mengenproblem, das sich nur durch Sparen lösen lässt Foto: plainpicture

A uf den ersten Blick wirkt die Herbstprognose nicht besonders originell: Die deutsche Wirtschaft wird in eine Rezession rutschen. Das war zu erwarten. Schließlich befindet sich Deutschland indirekt im Krieg. Wir beliefern die Ukraine mit Waffen und überziehen Russland mit Sanktionen – umgekehrt hat Putin den Gashahn abgedreht.

Es ist richtig, dass Deutschland die Ukraine unterstützt und dafür wirtschaftliche Nachteile in Kauf nimmt. Zumal wir uns diese kleine ökonomische Delle mühelos leisten können. Denn die eigentliche und bemerkenswerte Nachricht der Forschungsinstitute ist: Mit einem erwarteten Minus von 0,4 Prozent wird die Rezession 2023 ziemlich mild ausfallen.

Im Gutachten findet sich allerdings eine entscheidende Einschränkung: Die Rezession verläuft nur mild, wenn Unternehmen und Haushalte freiwillig Gas einsparen. Der Gasverbrauch muss um 20 Prozent sinken, damit sich die Speicher nicht zu schnell leeren. Falls zu viel Gas verheizt wird und ein existenzieller Energiemangel eintritt, kann die Wirtschaft 2023 auch um minus 7,9 Prozent einbrechen. Das wäre ein neuer Negativrekord in der bundesdeutschen Geschichte.

Es muss daher alarmieren, dass die Deutschen bisher kein Gas sparen, wie die Bundesnetzagentur am Donnerstag warnte. Kaum wurde es in der vergangenen Woche kalt, wurden munter die Heizkörper aufgedreht. Es ist daher durchaus gefährlich, dass der Staat allen BürgerInnen bei den Gaspreisen umfangreich helfen will.

Die Bedürftigen müssen natürlich unterstützt werden, damit sie nicht in viel zu kalten Wohnungen sitzen, weil sie sich die hohen Gaspreise nicht leisten können. Aber alle anderen müssen im Portemonnaie drastisch erleben, dass Gas knapp ist. Sonst provoziert die Regierung genau jene Wirtschaftskrise, die sie eigentlich vermeiden will.

Bisher wird die Gaskrise behandelt, als wäre die Energie nur teuer. Doch tatsächlich fehlt sie. Wir haben ein Mengenproblem, das sich nur durch Sparen lösen lässt. Wenn die BürgerInnen dies nicht begreifen, wird die Krise heftig.

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Ulrike Herrmann
Wirtschaftsredakteurin
Der Kapitalismus fasziniert Ulrike schon seit der Schulzeit, als sie kurz vor dem Abitur in Gemeinschaftskunde mit dem Streit zwischen Angebots- und Nachfragetheorie konfrontiert wurde. Der weitere Weg wirkt nur von außen zufällig: Zunächst machte Ulrike eine Banklehre, absolvierte dann die Henri-Nannen-Schule für Journalismus, um anschließend an der FU Berlin Geschichte und Philosophie zu studieren. Sie war wissenschaftliche Mitarbeiterin der Körber-Stiftung in Hamburg und Pressesprecherin der Hamburger Gleichstellungssenatorin Krista Sager (Grüne). Seit 2000 ist sie bei der taz und schreibt nebenher Bücher. Ihr neuester Bestseller heißt: "Das Ende des Kapitalismus. Warum Wachstum und Klimaschutz nicht vereinbar sind - und wie wir in Zukunft leben werden". Von ihr stammen auch die Bestseller „Hurra, wir dürfen zahlen. Der Selbstbetrug der Mittelschicht“ (Piper 2012), „Der Sieg des Kapitals. Wie der Reichtum in die Welt kam: Die Geschichte von Wachstum, Geld und Krisen“ (Piper 2015), "Kein Kapitalismus ist auch keine Lösung. Die Krise der heutigen Ökonomie - oder was wir von Smith, Marx und Keynes lernen können" (Piper 2018) sowie "Deutschland, ein Wirtschaftsmärchen. Warum es kein Wunder ist, dass wir reich geworden sind" (Piper 2022).
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41 Kommentare

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  • Schon im Sommer war es möglich Gas zu sparen: Sparduschkopf, in Berlin war bis Mitte Sept. das Kaltwasser lauwarm, Therme musste kaum starten, um komfortabel zu duschen, Duschzeit verkürzt, nix Waschlappen!

    Koche relativ selten, ernähre mich hauptsächl. von Salat, Gemüserohkost, Müsli und Obst. Der Abwasch war mit Kaltwasser lange möglich - inzwischen ist es dafür zu kalt - aber das Spülbecken muss nicht randvoll sein, Nachspülen ganzjährig sowieso nur kalt, mit Gummihandschuhen auch im Winter kein Problem.

    Die Heizung ist nach wie vor ausgeschaltet, ein Fenster ganztägig geöffnet, nur das innenliegende Bad wird seit einer Woche vor dem Duschen kurz geheizt. Schon immer steht an einer Außenwand nur ein Sideboard mit ca. 7 cm Abstand, um Schimmelbildung vorzubeugen. Ein Bühnenmolton-Vorhang hinter der Wohnungstür hält Kälte und Zugluft etwas ab, die Kneipen-Wollvorhänge sind sicher besser, aber recht kostspielig.

    Mein Opa sagte immer "wer friert ist arm oder dumm". Dumm bin ich jedenfalls nicht: Warme Pullover trage ich schon immer im Winter und ich habe jetzt, statt mein weniges Geld für Gas auszugeben, in Merinowäsche und Shirts, Merino 200 und 400 Long Johns, Kniestrümpfe, eine dicke lange Strickjacke mit Kapuze, Loopschals und Pulswärmer investiert. Spart auch Strom: Merinowolle muss im Wollwaschprogramm bei 30° C nicht so oft gewaschen werden und stinkt trotzdem nicht, es reicht häufig, sie zum Lüften draußen aufzuhängen. Wollfilz Hausstiefel trage ich schon seit Jahren im Winter.

    Der PC bleibt aus, stattdessen packe ich mich mit Laptop unter die irische Tweed Wolldecke auf die Couch. Kerzen wärmen in jedem Fall optisch, auch wenn sie den Raum kaum erwärmen dürften, Lüften aber nicht vergessen.

    Wer nachts friert: Im Bett Wollsocken tragen und Wolldecke über die Bettdecke.

    Das ist alles nicht neu: Ich bin in den 1950ern aufgewachsen, als es noch richtige Winter gab, mit Ofenheizung, morgens Eisblumen an den Einfachfenstern und ohne Warmwasser.

  • Mal wieder wird ein gemeinschaftliches Wir beschworen, das es so nicht gibt.



    Ich hätte gerne mal Zahlen hierzu, wer/wieviel verbraucht.

    Was verbrauchen Firmen an Gas, was verbrauchen GeringverdienerInnen in kleinen Wohnungen, was die WG pro Nase und wieviel Gas wird pro Kopf in der großen Villa oder in 150 Qm Luxusapartment verbraucht?

    Was sollen Gastronomiebetriebe wie Cafés, Restaurants und Bars diesen Winter eigentlich tun?



    Den Menschen mit Maske die Kuscheldecken zur kalten Küche anreichen, nachdem der Impfstatus und der Schnelltest kontrolliert wurde, weil es ja angeblich unbedingt wieder Maßnahmen gegen Corona braucht?- die natürlich wieder die kleinen Betriebe treffen werden. Nebenbei natürlich noch die Preise notgedrungen anheben, wegen der Inflation und MitarbeiterInnen anwerben, die reihenweise davonlaufen.

    Geht klar, "wir" müssen also morgens mit dem Waschlappen statt Dusche klarkommen. Die reichen Haushalte werden weiterhin keinen Mangel haben.

  • "Zumal wir uns diese kleine ökonomische Delle mühelos leisten können"

    "Wir", die FDP und Grünen-Klientel mit Solaranlage, Wärmepumpe und dicker Batterie im Eigenheim, bzw. soviel Geld im Dienstporsche-Kofferraum, dass es ihnen egal ist.

    Aber dass die FDP-Aktivistin der Taz ("bäh, Geringverdiener in der Bahn") nicht auf die Idee, kommt, einige tausend Euro zusätzlich für Strom und Heizung (nein, nicht fürs private Hallenbad) könnte für den ein oder anderen Bürger weniger mühelos wegzustecken sein, überrascht nicht...

  • China und die USA werben schon mit billiger Energie.



    Immer mehr deutsche Unternehmer nehmen das Angebot an und produzieren künftig und jetzt schon im Ausland, weil der Standort Deutschland aus vielen Gründen ein unbezahlbarer wird.



    Und was macht unsere Regierung dagegen: Sie empfiehlt und waschen statt duschen und Gas sparen - lächerlich.

    Eine Sanktion, welche den Sanktionierenden härter triff als den Sanktionierten ist dumm und unlogisch.

    • @Rudi Hamm:

      Nur mild... jaja. Strompreis liegt jetzt bei 56 cent.. und in ein paar Wochen wird da auch der prozentuale Kohleanteil im Strommix liegen. Wenn man das Atom nicht will und das Andere nicht hat, bleibt eben nur Kohle. Danke liebe Energiewende. Nächstes Jahr spätestens haben wir ja genug Speicher. Ganz sicher und derweil braut sich übrigens eine Finanzkrise zusammen, die sich gewaschen hat. www.sueddeutsche.d...66944?reduced=true

      • @Jutta57:

        "Wenn man das Atom nicht will .."



        Frankreich hat fast nur Atom und steht aktuell viel schlechter da. Ohne deutschen Strom haben die im Winter Blackouts.



        Also am Atomausstieg generell würde ich es nicht festmachen.



        Vielmehr haben alle die Augen zugedrückt, weil Putins Gas ja so unschlagbar billig war. Und mit alle meine ich alle, selbst wir Kunden, denn wir wussten ja auch, woher das Gas kam.

  • Gas sparen? Gas gibt es genug zu kaufen. Nur sind den Grünen die Verkäufer nicht sympathisch. Aber das sollte kein Grund sein ein Land in den Ruin zu treiben!

    • @Gerdi Franke:

      Das Grundproblem mit fossilen Energien bleibt bestehen...das der Erderwärmung übrigens auch...auch wenn Krieg und Sanktionen mal vorbei sein sollten...

    • @Gerdi Franke:

      Das ist sachlich falsch. Es wurde weiterhin russisches Gas importiert, jedenfalls solange bis dort der Hahn zugedreht wurde.



      Und wer den russischen Krieg, die Massaker, die Folter, die Vergewaltigungen, die systematischen Kriegsverbrechen gegen die Zivilbevölkerung lediglich für "nicht sympathisch" hält sollte sehr dringend mal über seine ethisch-moralischen Standards reflektieren.

  • Es ist schon erstaunlich, wie unsere Regierung es über die letzten Jahre und Jahrzehnte ganz klammheimlich geschafft hat eine so tiefe Abhängigkeit von einem einzigen Gaslieferanten zu schaffen.

    Ich frage mich, wofür es Aufsichtsbehörden und Kartelämter gibt.

    Auch wenn es niemand auszusprechen wagt:

    Das ist ein sicherer Beleg für das Totalversagen der Politik.

    Um nicht zu sagen das Totalversagen der ohnehin verfassungsrechtlich zweifelhaften Abstimmungsmodalitäten in unseren Parlamenten (Stichwort Fraktionszwang)

    • @Bolzkopf:

      Da sagen Sie wahre Worte über Russland. Ich vermute es gibt dort weder Aufsichtsbehörden noch Kartellämter, die es unterbunden haben, dass DE/EU der einzige Großkunde ist.



      Nun nach dem Totalversagen der Politik Putlers, zeigt sich wohin das führt. Eure Parlamente müssen einfach demokratischer werden.

  • Um Gas für die Heizung zu sparen sollte die Regierung elektrische Heizlüfter empfehlen und fördern. Hier ließe sich kurzfristig viel Gas in privaten Haushalten einsparen.

    Tut die Regierung natürlich nicht, weil sie Notfallmaßnahmen in der Strompolitik verzögert und behindert hat. Seit Monaten erzählen sie wir hätten kein Stromproblem, nur Heizlüfter dürfte man auf gar keinen Fall anschaffen und betreiben.

    • @Descartes:

      Ja wenn wir aalle Heizlüfter verwenden würden hätten wir auch ein Stromproblem. Zumal dann der Strom für den Heizlüfter u.a. aus Gaskraftwerken kommt, die natürlich nicht 100% der Energie des Hauses und Strom umwandeln. Soweit ich weiß, haben Gaskraftwerke eine Effizient von etwa 60%. Dazu kommen dann noch Verluste durch Umpannung und Transport in den Stromnetzen.

      • @aborno:

        100% Erdgasstrom in Heizlüfter zu geben wäre natürlich Unsinn. Der Anteil von Erdgas am Strommix ist aber viel geringer.

        Unsere Regierung wusste Ende Februar, dass es mit dem billigen Gas aus Russland vorbei ist, dass viele Haushalte mit Gas heizen, dass sich diese Heizungen nicht schnell auf Pellets/Wärmepumpe/... umstellen lassen, dass massive Einsparungen im privaten Haushalt unrealistisch sind, und deshalb elektrische Heizlüfter die einzige praktikable Alternative sind. Sie wussten auch dass im Winter in Morgen- und Abendstunden Wind+PV oft nicht liefern, also genau dann wenn die Heizungen laufen. Statt sich darauf vorzubereiten haben sie erst das Gasproblem und, als das nicht mehr ging, das Stromproblem geleugnet.

  • Dang mollig warmer Long Johns unten drunter und ne warme Strickjacke oben drüber heizen wir noch nicht.

  • Jeder kennt das aus der Firma:



    Die Geschäfsführung verbockts, die Angestellten probieren zu retten was zu retten ist - erfolgreich - und dann ändert sich nichts, weil es hat ja geklappt.

    Nein - Missstände ändern sich nur wenn es richtig kracht.

    • @elektrozwerg:

      Bei mir in der Firma habe ich andere Erfahrungen gemacht: Die Mitarbeiter haben eine Egalmentalität, egal wie man Dinge einschärfen wollte. Entscheidungen wurden getroffen ohne es selbst wieder richten zu können falls was schief geht.



      Es muss erst allen an das eigene Geld gehen, bevor man mal als Team inkl. Einschätzung der Geschäftsleitung versteht, dass es nur dann allen gut geht wenn es allen gut geht.

      • @Tom Farmer:

        Hier wird ganz gut eine mögliche erste und zweite Stufe des Niedergangs beschrieben.

  • Wohne in einem unsanierten Altbau und habe aktuell 15-16°C im Zimmer, wenn die Sonne reinscheint werden es auch Mal kurzzeitig 18°, früh morgens waren es heute 14°. Im letzten Winter habe ich ab 12° geheizt, es war nicht immer suuper angenehm, aber der Körper gewöhnt sich dran. Außerdem leben wir ja nicht mehr in der Steinzeit. Wärmeflasche, lange Merinowolleunterhosen und -longsleeves, Tee, zwei paar dicke Socken und weiche Pantoffeln... Es geht! Man kann so leben und friert auch nicht die ganze Zeit.. Das Klima freut sich übrigens auch sehr! Und der Schimmel? Regelmäßig stoßlüften, die Luftfeuchtigkeit im Blick behalten und wenn es sehr kalt ist lieber etwas mehr heizen, um die überproportional kalten Wände auszugleichen. Alles kein Hexenwerk!

    • @aborno:

      " Im letzten Winter habe ich ab 12° geheizt," und im kommenden werden Sie dafür mit einem niedrigeren Basisverbrauch bestraft, für den es verbilliges Gas gibt, zahlen also in der Summe mehr, als wenn Sie letztes Jahr mehr Gas verbraucht hätten?

      Details sind noch offen, aber es könnte so kommen.

    • @aborno:

      Haben Sie bereits Schimmel in der Wohnung oder konnten Sie den Schimmel tatsächlich durch regelmäßiges Stoßlüften verhindern? Stelle ich mir ehrlich gesagt schwierig vor, wenn die Wände erst einmal ausgekühlt sind.

      "Auch in Wohnungen ohne bauliche Mängel bildet sich ständig Feuchtigkeit. In einem Mehrpersonen-Haushalt entstehen bei alltäglichen Tätigkeiten wie Kochen, Duschen oder Wäschetrocknen jeden Tag mehr als zehn Liter Feuchtigkeit. Warme Raumluft speichert sie. Sobald sie aber auf eine kalte Stelle trifft - bevorzugt an Außenwänden - kondensiert die Luftfeuchtigkeit und es bilden sich nasse Stellen. Hier können sich Schimmelpilze ansiedeln und vermehren."

      • @Hannah Remark:

        Schimmel (Biologisches) brauch Nahrung (Wand), Wärme und Wasser um prächtig zu gedeihen.

        Eine kalte trockene (Lüftung) Wand schimmelt nicht.

      • @Hannah Remark:

        Hatte und habe keinen Schimmel. Kontrolliere aber die Luftfeuchtigkeit mit einem Messgerät (gibt's für wenige €), bei tieferen Minusgraden heize ich. Dann schon etwas mehr als auf 12 Grad, eben um die Luft zu trocknen und die Feuchtigkeit rauszulüften. An 80% aller Wintertage waren es 12°, und wenn wärmer, dann vor allem weil die Sonne reingescheint hat. Das Problem bei Schimmel ist aber nicht nur die Temperatur, sondern das Zusammenspiel aus Lufttemperatur, Luftfeuchtigkeit und Temperatur der Außenwände. Da ich fast immer mit Deckel koche und kalt dusche, produziere ich wenig Feuchtigkeit, meine anderen Mitbewohner:innen sind nicht ganz so "radikal", gehen aber auch bewusst mit der ganzen Sache um. Man muß sich etwas herantasten und ein Gespür entwickeln, klingt esoterisch, ist aber so :)

      • @Hannah Remark:

        Vor allem große Schränke, die an Außenwänden stehen, sind problematisch. Dahinter kann es gewaltig und unbemerkt schimmeln.

        Wir hatten jahrelang so 5 qm Wand komplett schwarz verschimmelt hinter einem großen Schlafzimmerschrank an der Außenwand, und haben es erst beim Auszug bemerkt als wir den Schrank abgebaut haben.

  • Da man sich an das Wetter vor 1Jahr evtl falsch erinnert, habe ich nochmal gegoogelt. Der September 2021 war deutlich zu warm. Dieses Jahr ist er nur etwas zu warm und zumindest bei uns in der Region ist es seit 2 Wochen so, dass es morgens 4-6 Grad hat und auch Abends nicht warm ist. Nichts mit Altweibersommer, denn ich sonst mag. Heizung ist gleichwohl deutlich weniger an als ich es sonst gemacht hätte- aus ist sie aber nicht dauerhaft.

    • @Strolch:

      Richtig. Heute früh haben wir eine Temperatur von 3° und Nebel. Natürlich schalte ich da nach dem Lüften (10 Minuten Stoßlüften) die Heizung an. Die Heizkörper stehen auf 2. D.h. bei den aktuellen Temperaturen sind sie nach einer gewissen Zeit sowieso kalt bzw. maximal lauwarm. Trotzdem lässt es sich warm angezogen gut aushalten.



      Der Unterschied ist: ohne die Ernergiekrise würde die Heizung auf 3 stehen und warmer Pullover und dicke Socken wären nicht notwendig.

  • Die Rezession kommt, wie stark hängt von den Witterungsbedingungen und damit von Nachfrage, aber auch Stromproduktion aus erneuerbaren Quellen ab.

    Der Schuldige steht schon fest, es ist der private Verbraucher. Genauer, der Verbraucher, dessen Wohnung schlechter oder nicht gedämmt ist, der nicht bereit ist Opfer zu bringen. Wofür ist nicht zu hinterfragen.

    Erinnern wir uns; Gas war und ist die bessere Alternative zu anderen fossilen Energieträger im Hinblick auf die globale Erwärmung. Und die gibt es noch.



    Gas war auch die Brückenlösung zu dem politisch gewollten Ende der Kernenergie.



    Wer die globale Erwärmung als das größere Problem begreift, sieht die Kernenergie immer oder schon wieder so, als das kleinere Übel an.

    Gas war auch die Lösung für die fehlenden Speicherlösungen für PVA und WKA, gerade in der kälteren und dunkleren Jahreszeit, die jedes Jahr überraschend kommt.

    Die Politik hat auf die Befindlichkeit ihrer Wähler, geschaffen auch durch die Medien, reagiert und Fakten geschaffen, die nicht unbedingt zusammenpassen.

    Die globale Erwärmung existiert auch weiterhin, Deutschland ist ein produzierendes Industrieland und Energieträger sind nicht beliebig substituierbar, das führt zu unliebsamen Konsequenzen.

    Die Politik hat die Krise geschaffen, die Menschen müssen es ausbaden.



    Wer sich für Zahlen interessiert, wird hier fündig.



    www.destatis.de/DE.../PD22_N044_43.html



    www.umweltbundesam...d-einflussfaktoren

  • Und wie hoch ist das realistische Einsparpotential?



    Bislang gibt es nur annekdotische Berichte.



    Schätzungsweise gibt es einen kleinen Anteil aus Armut extrem sparsamer Haushalte. Da ist netto aber nicht viel zu holen,



    Einen kleinen Anteil sehr bewusst agierender Haushalte,



    Eine große Menge sensibler HH, die ein bischen machen,



    Eine große Menge, die gar nichts ändern, bzw. ändern können,



    Und eine kleine Menge an Arschlöchern, die extra viel verbraten, um einfach dagegen zu sein, gezielt die Krise zu befördern, oder andere egoistische Ziele zu verfolgen.



    Hier wäre zumindest mal eine Umfrage, besser aber eine genaue Untersuchung nötig, um die Verhältnisse und die SparErwartung auf realistische Füße zu stellen...

  • Einen erheblichen Verbrauch zu Beginn der Heizperiode kann wohl nicht verwundern.



    Was ist denn der Vergleich?



    Die Tage gleichen Datums im letzten Jahr?



    Entscheidend wäre doch: Wie kalt war es denn da?

    • 6G
      656279 (Profil gelöscht)
      @mensch meier:

      Rein subjektiv mag ich sagen, dass es hier im eher warmen Südwesten Deutschlands in diesem Jahr Ende September deutlich kälter ist.

  • Habe ich mich auch gefragt und nach Daten gesucht.



    Laut Statista (siehe "Anteil der Verbrauchergruppen am Erdgasabsatz in Deutschland in den Jahren 2011 und 2021") betrug der Erdgasverbrauch letztes Jahr für private Haushalte 31% des gesamten Verbrauchs.

    Weitere Verbraucher:



    - Industrie 37%



    - Stromversorgung 12%



    - Gewerbe, Handel, Dienstleistung 13%



    - Fernwärme 7%



    - Verkehr 0,2 %

    Die privaten Haushalte scheinen also ein ausreichend großen Verbrauch zu haben, um merklich Gas einsparen zu können.

    Was die Wirtschaft angeht, bleibt die Frage, ob es Produkte gibt die auch zeitverzögert hergstellt werden könnten (nicht just-in-time). Grundversorgung wie Backen scheint weniger einfach einschränkbar.

    Aber auch in der Industrie werden Gebäude beheizt und können womöglich ein paar Grad Celsius eingespart werden.

  • Ich widerspreche ungern, aber angesichts der ständig steigenden Energiekosten, die auch nicht mehr viel günstiger werden, sehe ich die Konkurrenzfähigkeit bei von hier produzierten Gütern insbesondere in der Schwerindustrie und bei Chemieprodukten gefährdet, Im Übrigen ist es kein Zufall, wenn EON, Wintershall und andere irgendwie immer mit von der Partie sind, wenn Habeck und Scholz ihre Hofknicks machen. Ich glaube nicht, dass die Manager davon ausgehen, die Wertschöpfung in Old Europe zu planen, wie sie das in China und Rußland auch eher nicht hierzulande vorhatten. Es wäre nur vernunftgeprägt, nicht mehr mit der Schwerindustrie hierzulande zu planen und gleich die Gashähne für den Mittelstand und das Publikum frei werden zu lassen bei preisdämpfenden Wirkungen. Leider kümmern sich Kapitalisten selten um die Situation in ihren Produktionsländern, da muss ein richtiger Wirtschaftsminster (der weiss, was er tut) schon einmal vorgreifen, um den Rest zu schützen. Dafür braucht es eine UNABHÄNGIGE Regierung, die sich von Wissenschaft und Realität leiten lässt. Umdenken und Umlenken ! Retten nur da, wo es sich lohnt, natürlich wird es da heftiger krachen, als es sich Ulrike noch erhofft! Läuft leider nicht so...

  • Was ist mit Heizkostenzuschuß im Homeoffice? Wäre doch dann eine Win-Win-Situation. Schon auch wegen der siebten Coronawelle, oder? Der reguläre steuerliche Ausgleich wird zu lange dauern.

  • Ich könnte mir den doppelten Preis leisten, den ich jetzt für Gas bezahle. Trotzdem ist bei mir die Heizung noch komplett aus um Gas zu sparen. Ich merke aber jetzt schon, wie mir die Kälte zusetzt, vor allem Nachts. Ich wusste bisher nicht, wie kälteempfindlich ich tatsächlich bin. Jetzt merke ich es besonders, weil ich selbstständig bin und zuhause arbeite. Nachts ist es schlimmer weil ich Schlafapnoe habe und sich die Heizung des Luftbefeuchters abschaltet wenn die Temperatur im Raum zu gering wird (weil man sonst Kondenswasser aus dem Schlauch einatmet). Es ist halt nicht jeder jung und gesund. Ich schau jetzt mal, wie lange ich es durchhalte.

  • 6G
    656279 (Profil gelöscht)

    Ohne jetzt hier mit konkreten Zahlen aufwarten zu wollen (macht der Artikel ebenfalls nicht). Aber könnte es sein, dass der private Verbrauch an Gas für Heizung und Warmwasser nicht den Stellenwert hat, um wirklich relevant zu sein?

    Bei uns jedenfalls stehen die Heizkörperventile in der Regel und wie auch seit Jahren schon in allen Zimmern auf dem Frostschutz-Stern. Dicke, sarrazineske Pullover etc. sind dagegen zunehmend das Mittel der Wahl.

    Für Gewerbe, Handwerk und Industrie dagegen ist "sparen" nicht so einfach. Klar, könnte der Bäcker einfach aufhören zu backen; ohne insolvent zu gehen, versteht sich.

    • @656279 (Profil gelöscht):

      In einer basisdemokratisch organisierten Gesellschaft/Wirtschaft, könnte mensch das besser planen. Dann würde mensch nicht profitorientiert nach Kapitalinteressen (für die Reichen und deren Rendite) zu bauen sondern beschließen weniger Luxusgüter zu bauen und dafür die gleichbleibende Menge an Güter der Grundbedarfe.

    • @656279 (Profil gelöscht):

      Als wenn die Mehrheit irgendwie spart. Strom kommt aus der Steckdose und Wärme aus dem Heizkörper.

    • @656279 (Profil gelöscht):

      Der private Verbrauch macht etwa ein Drittel (gut 300 TWh) der 1000 TWh aus die Deutschland durchschnittlich verbraucht. Die Speicher fassen ~230 TWh . 230TWh sind in etwa der durchschnittliche Verbrauch zweier Wintermonate.



      Kollektives Gassparen , auch privat zu Hause, ist durchaus angebracht und sinnvoll, denke ich. Aber vieleicht spart die einsetzende Rezession ja von alleine genug Gas.

    • @656279 (Profil gelöscht):

      Japan hat mit die höchste Lebenserwartung weltweit, an den Heizungen kann es nicht liegen, oder vielleicht doch?:

      japanliebe.de/allt...inter-warm-halten/

      “In den meisten japanischen Häusern gibt es keine Zentralheizung. Ich habe den Winter mit einem Abend Sake und einem Abend öffentliches Bad überstanden. So geht das schon.” So sprach mein Dozent im Gesellschaftsseminar und ich sitze da mit großen Augen. Keine Heizung? Wie bitte soll ich das überstehen?

      • 6G
        656279 (Profil gelöscht)
        @guzman:

        "Japan hat mit die höchste Lebenserwartung weltweit, ..."

        gibt es dort wohl auch kei n"sozialverträgliches Frühableben". Wir arbeiten d'ran, zwar ohne Badehaus und Sake, aber es gibt Alternativen.

        Da wir räumlich keine Sauna aufstellen können, diese auch viel Strom kostet, so haben wir uns bereits vor Jahren und nicht zuletzt altersbedingt für eine Infrarot-Kabine entschieden.