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Ausgeladen wegen „Unwohlsein“Kein Auftritt für Eva Illouz

Eva Illouz, Soziologin mit israelischem Pass, darf nicht an einer Rotterdamer Uni sprechen. Ihre Arbeit an einer Hochschule in Israel spreche dagegen.

Schriftstellerin Eva Illouz auf der Frankfurter Buchmesse am 17. Oktober Foto: dts/imago

Seit einem Vierteljahrhundert fast publiziert Eva Illouz meist auch für ein mit der Soziologie nicht vertrautes Publikum gewichtige Bücher und Essays, die um das Emotionale schlechthin sich drehen. Mit „Der Konsum der Romantik“ gab sie 2003 im deutschsprachigen Raum ihr Debüt, eine Schrift, denkerisch irgendwo zwischen Kultur- und Medienwissenschaft, zwischen Psychologie und Gesellschaftsdiagnose angesiedelt.

„Explosive Moderne“ war ihr vorletztes Buch. Ihre These, etwas vergröbert: Alles, was wir an Gefühligem kennen, ob in jedem Einzelnen präsent oder in der gesellschaftlichen Darbietung, ist medial, literarisch, ästhetisch überhaupt vermittelt. So gut wie nichts an Emotionalem gibt es im ahistorisch zu verortenden Naturzustand: Was wir empfinden und wie wir wiederum dieser Gefühle gewärtig werden, folgt diskursiven Regeln.

Ein Spätfreudianerin ist sie somit auch: wissend, dass wir nicht menschliche Wesen im eigenen seelischen „Haus“ sind. Illouz, 1961 in Fès, Marokko, in eine jüdische Familie hineingeboren, aufgewachsen in Frankreich, zählt zu den einflussreichsten öffentlichen Intellektuellen weltweit. So gut wie keine akademische Adresse prominentester Art fehlt in ihrer Biografie, aktuell lehrt sie an der École des hautes études en sciences sociales in Paris und an der Hebräischen Universität in Jerusalem.

Absage nach „interner Debatte“

Dass sie Jüdin und Israelin ist, ist ihr nun zur Last gelegt worden, und zwar von einer Einrichtung, die an der Erasmus-Universität im niederländischen Rotterdam angesiedelt ist. Ihren für Ende November geplanten Vortrag im „Erasmus Love Lab“ müsse man leider absagen, „nach interner Debatte“ und „demokratischer Abstimmung“, weil ihre Bedeutung an der israelischen Universität als „sehr unsensibel“ wahrgenommen werde. Man würde sich mit dem Besuch Illouz’ sehr „unwohl“ fühlen. Was dieses Unwohlsein ausmacht, was dieses Buzzword aus einer aktuellen „Verhaltenslehre der Kälte“ konkret bedeuten könnte, wurde offengelassen.

Die Soziologin replizierte sarkastisch auf diese Ausladung: Es sei erfreulich, dass „eine antisemitische Entscheidung“ demokratisch getroffen worden sei. Die Entscheidung gegen den israelisch-französischen Gast fiel offenbar ohne Erwägung von Zweifeln: Zwar hat die niederländische Universität quasi die Kooperation mit israelischen Universitäten gekappt, nicht jedoch damit konkrete WissenschaftlerInnen meinen wollen. Illouz aber fiel unter das Verdikt – was plausiblerweise mit ihrem auch in Deutschland erschienenen Buch „8. Oktober“ zu tun haben könnte.

Illouz zählt zu den schärfsten Kritikerinnen der Politik von Israels Regierungschef Netanjahu

In diesem Essay hatte sie weniger das Hamas-Massaker am 7. Oktober 2023 im israelischen Negev rekapituliert, sondern die globale Linke angeprangert, die zu keinem Mitgefühl mit den ermordeten Opfern in der Lage gewesen sei und vielmehr den Terroranschlag mit einem lapidaren „So was kommt von so was“ beantwortet habe. Das Büchlein ist eine Auseinandersetzung mit ihrer eigenen fundamentalen Enttäuschung ob dieser Schadenfreude an der islamistischen Aktion, denn Illouz zählt selbst zur Linken, seit jeher.

Für Israel wünscht sie sich einen anderen Ministerpräsidenten als Benjamin Netanjahu, sie zählt zu den schärfsten Kritikerinnen der Politik dieses Regierungschefs. In einem Text für den Spiegel schrieb sie: „Statt Israel zu diffamieren, sollte man denen die Hand reichen, die gegen diese Regierung sind, die Frieden wollen. Man sollte ihnen helfen, sie zu stärken. Stattdessen hat die Welt, besonders die Linke, die Opposition innerhalb Israels isoliert und geschwächt.“

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73 Kommentare

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  • Ich denke nicht, dass Frau Illouz die schärfste Kritikerin Netanjahu's ist. Sie ist der Ansicht, dass durch die globale Linke der Hass auf Israeli als Tugend propagiert wird. Diese Aussage ist vollkommen überzogen. Erstens gibt es so etwas wie eine globale Linke überhaupt nicht und zweitens sind die Ansichten von Gegnern der aktuellen israelischen Politik sehr viel differenzierter - Hier nur ein paar wichtige Differenzierungen: Palästinensische Bevölkerung ist nicht Hamas, jüdische Menschen ist nicht gleich israelische Bevölkerung, Feststellung von Genozid ist nicht gleich Hass auf alle Juden oder Israelis.



    Trotzdem und gerade deswegen sollte sie selbstverständlich sprechen dürfen. Ihre zum Teil falschen Meinungen, und ihre Irrtümer müssen im Dialog geklärt werden. Eine Auseinandersetzung von jungen Studierenden mit unliebsamen Meinungen anderer ist eine hervorragende Vorbereitung auf das weitere Leben. Vielleicht hätten ja auch Gemeinsamkeiten entdeckt werden können in einem offenen Gespräch...

  • Cancel Culture in Reinform. Gewisse (an Unis tonangebende) Linke sind auf einem gefährlichen Weg.



    Und ja man darf Frau Illouz kritisieren, auch für ihre Arbeit an besagter Uni. Aber vielleicht lehrt sie ja dort Frieden und Toleranz?



    Ausladungen im akademischen Diskurs sind ein absolutes NO GO.

  • Vielleicht haben viele hier auch andere Informationen als ich (wie z. B. die Begründung der Ausladung im Original). Mir stellt sich die Situation wie folgt dar:

    Die Uni setzt im Mai jegliche Zusammenarbeit mit mehreren israelischen Unis aus. Die Begründung dazu ist sehr umfangreich.

    Frau Illouz wird ausgeladen, was mit ihrer Arbeit für eine der boykottierten Unis begründet wird.

    Für mich ist nicht ersichtlich, warum es so zentral um Frau Illouz, ihre Religions- oder Staatszugehörigkeit oder die von ihr vertretenen Positionen geht. Ich verstehe durchaus, warum man einen solchen generellen Boykott kritisch sieht, aber hätte man nicht für sie eine Ausnahme gemacht, wenn man den Vortrag zugelassen hätte? Das ist zumindest meine Interpretation mangels weiterer Informationen.

    Ich denke, eine generelle Achtsamkeit bei einem Antisemitismusvorwurf ist durchaus angemessen, und bisher sind mir bis auf einzelne Wörter wenig an Belastbarem beim Lesen untergekommen. Und einzelne Wörter laufen sehr Gefahr, aus einem Zusammenhang gerissen zu werden. Ich denke, wenn eine Begründung zehnmal zusammengekürzt wird und am Ende nur ein Wort hängen bleibt, ist Vorsicht geboten.

  • Es ist schade,daß Eva Illouz sich nicht mit Gideon Levi zusammen darauf beziehen konnte,dass es Solidaritäten Brücken braucht, anstatt Bücher zu schreiben,die diese Brücken blokieren.www.youtube.com/watch?v=hha6eL5-pbU Die BDS Kampagne wurde als friedliches Instrument -anstatt Gewalt- begründet. Die EU hat die Kennzeichnungspflicht für Produkten aus besetzten Gebieten zugestimmmt. Netanyahu unterlief, indem die dann auf Hebräisch lief. Die Ökonomie ist seither 1 auf KI& Krieg spezialisierte Millitärisch-Tech industrielle geworden.Wie in Süd Afrika sollt das Kampagnen Ziel sein. Ich habe es als B old D emocracy Solidarity buchstabiert, wissend, daß es um Solidarität für echte Demokratie auf beiden Seiten ging.Fr.Illouz hätte ja auch die künstlerische Soli Ausnahme wie Paul Simon bei der Anti Apartheit Kampagne werden können, gerade, wenn sie die feministischen Solidaritäten über Grenzen hinweg bespielt hätte. Leider hat sie das Gegenteil gewählt, wie ja auch Sarah Wagenknecht mit ihrem Buch.Nun drohen autoritäre Mächte alles zu definieren, anstatt für gleiche Rechte für Alle Grenzen zu überbrücken.Wie da raus kommen,Fr. I?Ja:BDS war nie "rein", wie sollte das gehen?

  • Ich fühle mich sehr unwohl mit dem Gedanken, dass es so eine Art von Universität in Europa gibt.

    So dumpf!

    "Die Äußerungen machen die zugrundeliegenden mentalen Strukturen der Sprachbenutzer transparent und geben Einblick in deren geistige Vorstellungwelt und emotionale Einstellung. Es zeigt sich, dass trotz aller Aufklärungsarbeit nach dem Holocaust immer noch seit Jahrhunderten tradierte judeophobe Sprach- und Argumentationsmuster reproduziert werden - und zwar gesamtgesellschaftlich in allen sozialen Schichten und politischen Gruppierungen der Bevölkerung. Diese Muster sind tief im kommunikativen Gedächtnis verankerte Bestandteile des abendländischen Gedanken- und Gefühlssystems, in dem Judenfeindschaft normal und habituell war. In diesem Weltdeutungs- und Glaubenssystem sind Juden als das ultimativ Andere (und prinzipiell Schlechte) konzeptualisiert."



    Aus "Aktueller Antisemitismus. Konzeptuelle und verbale Charakteristika"



    Von Prof. Dr. Dr. h.c. Monika Schwarz-Friesel

    www.bpb.de/themen/...er-antisemitismus/

    Nix dazugelernt diese Uni. Festgehakt im Mittelalter und uralten Mindkonstrukten. Traurig für die Niederlande.

  • Wurde in Südafrika der Boycott nicht auch von weißen Gegnern der Apartheid mitgetragen. Es würde von Größe zeugen, wenn Frau Illouz Verständnis dafür hätte, dass das dann auch mal die falschen trifft.

    • @Francesco:

      ??? Schlechte Argumentation: Maria Makeba durfte als Anti-Apartheid-Aktivistin und bekennende Südafrikanerin auch während des Boykotts weiter im Westen auftreten. Einer israelischen Soziologin, die in den Niederlanden auftreten will und die Israelische Regierung kritisiert wird dies untersagt.... Von Größe würde das Unterlassen solcher Kommentare zeigen...

      • @beratungsstellenmitarbeiter:

        Miriam Makeba lebte außerdem seit 1960 bis zum Ende der Apartheid im Exil.

      • @beratungsstellenmitarbeiter:

        Maria Makeba war eine Schwarze. Ich sprach von weißen Gegnern der Apartheid.

  • Journalistische Hudelei ? Warum wurde ihr abgesagt ? Laut TAZ, "Dass sie Jüdin und Israelin ist, ist ihr nun zur Last gelegt worden,". Laut Love Lab an der Uni Rotterdam, ist es wegen ihrer Festanstellung an der Hebrew University, zu der die Erasmus U Rotterdam seit Juni alle Kontakte eingefroren hat.Die Uni Rotterdam hatte folgende Analyse herausgegeben im Juli: "There are credible indications of Hebrew University's involvement in structural violations of



    human rights and/or international humanitarian law (including war crimes), directly with respect



    to its physical presence in Occupied Palestinian Territory (especially on land acquired since the



    Occupation in 1967) and indirectly with respect to its structural entanglement with the State of



    Israel and the IDF through its military programmes." Eigentlich lese ich TAZ wegen der Recherchen, sonst würde ja auch NIUS genügen.

    • @Jo Lang:

      Jo, "involvement in structural violations" Unterstellen diese Antizionisten doch allen Israelis, einfach weil sie als solche existieren. Kann man machen, ist dann aber weder progressiv noch entlastet es von Vorwürfen, es ginge ja "nur" um israelische Politik und Besatzung. In Wirklichkeit will man Israel weg haben und mit ihm die Bewohner. Und das ist nun mal...

  • Geistes- und Sozialwissenschaftler, die sich im intellektuellen Austausch nicht "unwohl" fühlen wollen, sollten sich schleunigst nach einem anderen Betätigungsfeld umschauen.



    Diese Begründung ist ein absolutes Armutszeugnis und dass das den Schreibenden das nicht selbst aufgefallen ist, irgendwas zwischen lächerlich und traurig.

    • @gelu:

      Danke!🙏 Wissenschaftlicher Diskurs ist eben kein gefühliger safe space*, sondern die geistige Herausforderung, sonst kann man's auch bleiben lassen.



      *Frauenhäuser, Selbsthilfegruppen, die eigene Wohnung sollten safe spaces sein.

  • Meine Haltung zu Eva Illouz ist zugegebenermaßen etwas ambivalent. Sie ist eine scharfe Krikerin von Netanjahu, was ich vollkommen nachvollziehen kann. Dass nun "besonders die Linke, die Opposition in erhalb Israels isoliert und geschwächt hat", ist für mich nicht plausibel



    bzw. zu undifferenziert. Ihre Enttäuschung als linksstehende Jüdin über Antisemitismus gerade von linker Seite finde ich wiederum verständlich. Allerdings gibt es globalen Antisemitismus vom rechten bis linkem Spektrum.



    Zur Entscheidung der Uni in Rotterdam habe ich eine eindeutige Haltung: Die Ausladung von Illouz halte ich für einen Fehler. Wissenschafts- und Meinungsfreiheit gelten auch für unbequeme oder strittige Haltungen. Die Uni hätte den Vortrag mit einer Podiumsdiskussion oder ähnlichem verbinden können, die Veranstaltung hätte sicherlich auch (kontroverse) mediale Resonanz erhalten.



    Netanjahu, BenGvir & Co. treffen gerade



    Entscheidungen, die Israels Demokratie immer mehr gefährden. Mit Eva Illouz wurde eine Kritikerin der israelischen Regierung ausgeladen. Das hätte doch eine Chance sein können.

  • Ich fürchte, dass es sich der Artikel (und Illouz selbst) mit dem routinierten Antisemitismus-Vorwurf zu leicht macht: Ausgeladen wurden sie nicht, weil sie jüdisch ist, sondern weil sie für eine Universität in einem Staat arbeitet, der vermutlich gerade einen Völkermord begeht – und auch ihre (vorsichtige) Unterstützung für das militärische Vorgehen Israels dürfte eine Rolle gespielt haben. Dass Illouz eine der schärfsten Kritikerin Netanjahus ist, stimmt erstens nicht und tut auch nichts zur Sache. Es geht hier nicht um die Demokratie in Israel, sondern um den Umgang mit den Palästinensern. Illouz ist in diesem Punkt eine typische Liberale: Sie fordert Demokratie und Menschenrechte – aber eben nur für sich bzw. die eigenen Landsleute – für uns die Demokratie, für euch das Imperium. Der Artikel droht sich in denselben Widerspruch zu verwickeln: denn natürlich ist all das kein Grund Illouz auszuladen. Universitäten sind dazu da, Kontroversen auszutragen. Nur habe ich von Feddersen keinen Protest gehört, als z.B. Frazer ausgeladen wurde, propalästinensische Veranstaltungen verhindert und Proteste gewaltsam unterdrückt wurden. Freiheit, die als Privileg verstanden wird, ist keine.

    • @O.F.:

      Nur mal zur Richtigstellung: Nancy Fraser wurde von der Uni Köln ausgeladen (genauer: sie erhielt die bereits zugesagte Albertus-Magnus-Professur nicht), weil sie zu den Unterzeichnern des unsäglich dummen Aufrufs Philosophy for Palestine gehörte, der, nicht einmal 4 Wochen nach dem 7. Okt., nicht anders zu verstehen war als als akademische Schützenhilfe für den Terror der Hamas, deren Massenmorde er als "attacks" verharmloste. Dass zudem eine Wissenschaftlerin, die ihrerseits zum Boykott aufruft, die denkbar ungeeignetste Kandidatin für eine akad. Würdigung ist, sollte sich eigentlich von selbst verstehen.



      Ansonsten projizieren Sie in Illouz nur ihre hier sattsam bekannten eigenen Positionen hinein. Die Mühe des Belegs haben Sie sich mal wieder nicht gemacht, wohl auch, weil es sich nicht belegen lässt. Dass sich Illouz dem postkolonialen Kampf gegen den westl. Liberalismus nicht anschließen mag, ist denn wohl auch schon der eigentliche Anklagepunkt. Besonders drollig ist es allerdings, wenn der Vorwurf doppelter moralischer Standards von jemandem kommt, der sich regelmäßig für die illiberalsten u. finstersten autokratischen Regime in die Bresche wirft.

      • @Schalamow:

        Vielleicht lesen Sie einmal die Einlassungen von Illouz zum Gazakrieg und ihre "Lösungsvorschläge" für die Zeit danach (die sind sogar in diesem Forum zitiert, Sie müssen nur ein bisschen scrollen). Ich finde es normalerweise ärgerlich, dass Sie allzu bereitwillig auf Argumente verzichten und lieber mit Unterstellungen um sich werfen, hier bin ich aber glücklich darüber, illustriert dieser performative Selbstwiderspruch doch genau die Denke, die ich kritisiert habe.

    • @O.F.:

      Es ist immer wieder interessant zu lesen, wie Sie und andere sich argumentativ winden. Sie haben für sich entschieden, dass linker Antisemitismus schlicht nicht existiert und halten daran beharrlich fest. Fakten diesbezüglich werden einfach ignoriert. Das kann man natürlich so machen. Überzeugend ist es nicht.

    • @O.F.:

      Frazer. Ist das die, die zu denen gehört, die Berichte über die Vergewaltigungen vom 7. Oktober "feministisch empört"?

      ZEIT: "Professorinnen wie Nancy Fraser protestierten gegen den "Missbrauch des Themas durch die israelische Regierung".

      "Die Sprache des Pogroms"



      www.zeit.de/2024/4...tober-hamas-israel

      und



      Ferdinand von Schirach, "Wahrheit und Wirklichkeit"



      Über das frauenfeindliche Massaker der Hamas am 07.10.2025 nach Recherchen der NYT.



      www.welt.de/debatt...-Wirklichkeit.html

      O.F., mit Ihrer Wirklichkeit sehe ich keinerlei Schnittpunkte.

    • @O.F.:

      Wer ihre Texte liest und versteht, weiß, dass das nicht stimmt. Plus: Eine jüdische Person auszuladen, weil sie für eine Universität des jüdischen Staats arbeitet, ist genaugenommen dann was? Kritik? Naja, man kennts

      • @Axotono:

        Sie wiederholen nur, was ich bereits kritisiert habe: Illouz wurde nicht ausgeladen, weil sie jüdische und auch nicht, weil sie für eine Universität in einem jüdischen Staat arbeitet, sondern weil dieser Staat einen Völkermord begeht und Illouz sich davon bestenfalls halbherzig distanziert. Diesen Unterschied (den übrigens auch gängige Antisemitismus-Definitionen betonen) zu verstehen, wäre das Minimum für jede Diskussion über den NO-Konflikt.

        • @O.F.:

          Bitte tun Sie nicht so, als gäbe es eine ähnliche Debatte, wenn es nicht um das Jüdischsein ginge. Kein Mensch würde Kritiker eines autoritär regierten Staates ausladen, weil sie sich positiv auf die grundsätzliche Existenz ihres Staates beziehen und nur die rechte Regierung abgeschafft haben wollen,.so wie es Illouz tut. Zweierlei Maß und man sollte sich fragen, warum das so ist.

          • @Axotono:

            Da stimmt einfach nicht: Ausladungen sind gang und gäbe, sei es, weil Personen anstößige Meinungen vertreten oder einfach aufgrund von Kontaktschuld sind gang und gäbe. Das kann man bedauern (und noch einmal: ich habe die Ausladung von Illouz ebenso wenig begrüßt wie die anderer gecancelter Sprecher). Es ist aber unehrlich, daran nur Anstoß zu nehmen, wenn es den eigenen ideologischen Dunstkreis betrifft und auf das Jüdisch-Sein zu verweisen, obwohl die Gründe – wie ich mehrfach erklärt habe – andere sind. Mit Verlaub: Illouz hat es nicht schafft, sich klar von einem Völkermord zu distanzieren. Vielleicht überlegen Sie sich einmal, wem man hier Doppelmoral vorwerfen muss.

        • @O.F.:

          Bei allem Verständnis für Ihre Position in diesem Konflikt, insbesondere zum Thema Antisemitismus: die Ausladung von Frau Illouz durch die Universität Rotterdam betrachte ich als einen schweren Fehler.



          Und auch wenn es wie Erbsenzählerei klingt: der Vorwurf des Genozids gegenüber Israel ist rechtlich (vor dem IGH) bisher nicht abschließend geklärt und auch, wenn Sie eine explizite Meinung dazu haben und die Beweise erdrückend erscheinen, gilt auch im Fall Israels immer noch der Rechtsgrundsatz: im Zweifel für den Angeklagten.



          Dass andere - u.a. Frau Illouz - in der Frage des Völkermord-Vorwurfs eine andere Auffassung vertreten als Sie (und mit Ihnen alle möglichen Menschenrechtsorganisationen, auch israelische) müssen Sie schon akzeptieren.



          Jedenfalls können unterschiedliche juristische und politische Auffassungen zum Krieg in Gaza kein Kriterium sein, an israelischen Universitäten lehrende Akademiker vom internationalen Wissenschaftsbetrieb auszuschließen.



          That‘s my opinion. Zugleich distanziere ich mich von allen Kommentaren, die in diesem Vorgang gleich wieder einen antisemitischen Akt wittern und auch von jenen, die den Genozid-Vorwurf von vornherein kategorisch leugnen.

  • Die Ausladung. Eva Illouz darauf: "Es sei erfreulich, dass „eine antisemitische Entscheidung“ demokratisch getroffen worden sei."



    Die Rotterdamer Uni ist scheinbar ein in der Mehrheit antisemitischer Laden.

    Dabei ist Illouz absolut propalästinesisch. Natürlich nicht im Sinne der Leute, die sich sonst "propalästinensisch" nennen. Und dabei dem palästinensischen Volk nur schaden.

    Illouz: "Deshalb sollte man erstens einen Marshall-Plan erstellen, um den Palästinensern beim Wiederaufbau ihrer Gesellschaft zu helfen, sowohl in materieller, kultureller wie moralischer Hinsicht. Zweitens sollte so etwas wie ein Entnazifizierungsprozess durchgeführt werden, um den Antisemitismus auszumerzen, der diese Gesellschaft erfasst hat. Es braucht während zweier oder dreier Jahrzehnte eine Überwachung, um sicherzustellen, dass keine neuen Tunnel gebaut werden, kein neues militärisches Arsenal angehäuft wird und den Kindern kein Antisemitismus eingeimpft wird. Durch die Verbesserung ihrer Lebensbedingungen werden die Palästinenser davon abgehalten, Israel anzugreifen und zu terrorisieren."

    Und unbedingt auch den Hauptfinanzierungsquellen der Hamas, Katar und Iran, den Geldhahn zur Hamas zudrehen.

    • @shantivanille:

      Kleine Sprachkritik. Auch Eva Illouz sei empfohlen: Vorsicht bei der Wortwahl! Oder war es der/die Übersetzer*in, der/die das Wort "ausmerzen" benutzte?

      "ausmerzen": glossar.neuemedien...glossar/ausmerzen/

      Ich könnte an dieser Stelle Victor Klemperer zitieren, aber ich gehe davon aus, dass seine Texte Ihnen bekannt sind.

      Ansonsten halte ich wenig von der Absage an Eva Illouz und hätte stattdessen eine sich an den Vortrag anschließende gerne auch kontrovers besetzte Podiumsdiskussion vorgeschlagen.

    • @shantivanille:

      Das ist typischer Paternalismus. Die Bürde des weißen Mannes.



      Die Palästinenser brauchen Selbstbestimmung, das ist das, wofür sie seit 70 Jahren kämpfen, nicht verbesserte Lebensverhältnisse unter israelischer Oberhoheit.



      Und nochmal: Seit 75 Jahren terrorisiert Israel die Palästinenser. Auf Flüchtlinge, die zurückkehren oder auch nur ihre Habe nachholen wollten, wurde geschossen. Zurückgekehrte Flüchtlinge wurden abgeschoben und teilweise in der Wüste ausgesetzt. ...

    • @shantivanille:

      Die U Rotterdam hat alle Kontakte zur Hebrew aus folgenden Gründen im Juni 2025 abgebrochen "There are credible indications of Hebrew University's involvement in structural violations of



      human rights and/or international humanitarian law (including war crimes), directly with respect



      to its physical presence in Occupied Palestinian Territory (especially on land acquired since the



      Occupation in 1967) and indirectly with respect to its structural entanglement with the State of



      Israel and the IDF through its military programmes. "share.google/aJDpZHIyTl1DuNfR9

    • @shantivanille:

      "Dabei ist Illouz absolut propalästinesisch."

      Ist sie nicht.

      "Natürlich nicht im Sinne der Leute, die sich sonst "propalästinensisch" nennen. Und dabei dem palästinensischen Volk nur schaden."

      Von Ihnen also nur das übliche getrolle der Netanjahu-Fans?



      Frau Illouz hat sich seit dem 7. Oktober in die Wagenburgmentalität zurückgezogen, bewirft alles und jeden mit dem Vorwurf des Antisemitismus, z.B. den IStGH.



      Von solchen Leuten muss sich diese nebulöse Gemeinschaft der "Linken" nichts erzählen lassen.

    • @shantivanille:

      Ich nehme an, Ihnen fällt nicht auf, wie rassistisch Illouz hier argumentiert: sie mutet den Palästinensern ohne mit den Wimpern zu zucken noch ein paar Jahrzehnte Fremdherrschaft zu und blendet die Rolle Israels im NO-Konflikt völlig aus - als gäbe es weder Besatzung, Siedlergewalt noch Völkermord und als wäre Israel nicht von bekennenden Rechtsextremisten regiert. Dass diese Mischung aus Paternalismus, ethnischem Überlegenheitsgefühl und Blindheit für die eigenen Verbrechen auch hier gut ankommt, wundert mich nicht: man gibt sich gerne liberal, glaubt aber immer noch an die Bürde des weissen Mannes.

      • @O.F.:

        Die gleiche Behandlung haben wir nach dem 2. Weltkrieg auch bekommen, und sie war nötig. Eine Gesellschaft transformiert man nicht in ein paar Jahren, und der Aufwand ist gewaltig - siehe Afghanistan.

        • @Optimist:

          Schlagen Sie doch einmal nach, wann die BRD bzw. die DDR gegründet wurden. Nicht erst 20-30 Jahre nach Kriegsende. Ohnehin ist die Analogie falsch, weil es im NO-Konflikt keine vergleichbar klare Rillenverteilung gibt - und das blendet eben auch Illouz aus, wenn Sie die Palästinenser unterziehen will und die Rolle Israels als Besatzungsmacht ignoriert.

          • @O.F.:

            Die alliierten Vorbehaltsrechte galten bis 1990.

            Und nein: Gaza war seit 2006 nicht mehr besetzt.

      • @O.F.:

        Die von @shantivanille zitierten Forderungen von Ilouz entsprechen im Wesentlichen der Politik der Siegermächte des Zweiten Weltkrieges gegenüber Deutschland in der Nachkriegszeit. Daran war und ist nichts rassistisch. Die Fremdherrschaft nach dem Zweiten Weltkrieg hat in Westdeutschland Freiheit, Demokratie, Frieden und Wohlstand gebracht.

        Die allermeisten Menschen, egal in welchem Land, gehören im Übrigen weder zur ökonomisch herrschenden Klasse noch zur politischen Führungsschicht. Sie werden immer von anderen regiert. Wichtig sind für den Einzelnen die daraus für ihn resultierenden Lebensverhältnisse und nicht, ob die Herrschenden "fremd" sind oder zum eigenen durch Märchen und Mythen konstruierten "Volk" gehören. Wer völkisch-nationalistisch tickt, mag sich für die Vorstellung begeistern, dass es die "eigenen" Leute sind, die ihn herumkommandieren und das im Land erwirtschaftete Geld einstecken; rational ist das nicht.

        • @Budzylein:

          Dass das mit dem benevolent hegemon USA ambivalent war, wissen wir aber auch, weildann ab dem kalten krieg, die Amis die ganzen NS Schergen in allen Strukturen beliessen, sich der NS Leute geheimdinstlich bedienten etc.wissen wir alles jetzt.Spätestens seit Trump mit dem Ostflügel die Erinnerungen an Franklin D Roosevelt abreissen ließ, weil der alsMillionär für mehr Gerechtigkeit auch die Reichen Regeln abverlangte und die antifaschistische Kriegsmächte siegen ließ, müssen wir uns auch fragen, ob wir zu patriarchal immer noch vom Papa gerettet werden wollen, während der selber faschistisch zu werden droht. Ob er Netanyahu zwingt echten Frieden in Palästina zu ermöglichen steht noch aus, lieber würde er ein Immobiliendeal draus machen. Die Nazis, die die Siegermächte in denStrukturen beliessen, haben bei uns leider diesen Ersatz Nationalismus entstehen lassen, mit dem hier Leute den IDF wie ihrer Fussballmanschaft zujubeln wollen, um "etwas gutzu machen,anstatt zu sehen, dass Genozide zu ermöglichen Herrschende jeder Religion leider aus der Geschichte gelernt haben. Wir aber als Menschheit noch nicht, wie dies zu verhindern VORHER und während dessen, statt nachher!!

      • @O.F.:

        Paternalismus und weiße Unerheblichkeit erlebe ich derzeit eher auf der anderen Seite. Als wären die Palästinenser keine handelnden Subjekte.

      • @O.F.:

        Die Palästinenser stehen seit 1933 unter Fremdherrschaft.

        Erst die Nazis mit ihrem Lieblings-Mufti, dem SS-Gruppenführer und Mufti von Jerusalem, al-Husseini.

        Anschließend die islamistischen Muslimbrüder mit den arabischen Staaten.

        Dann die Islamisten mit gewissen antisemitischen Postkolonialisten seit 1978 und ganz schlimm die Hamas und der Iran. Die ultimative Nakba.

        Ich wünsche den Palästinensern mehr Bewusstsein dafür wie sie als Opfer missbraucht werden. Und sich von der Hamas lösen können.

        Das wäre dann die notwenige Freiheit um mit Israel einen Friedensvertrag aushandeln zu können. Alles Gute!

        • @shantivanille:

          Die Palästinenser standen von 1918 bis 1948 unter britischer Herrschaft. Der Mufti (den die Briten eingesetzt hatten, hatte als religiöses Obwrhaupt keinerlei Herrschaftsgewalt.

        • @shantivanille:

          Ihr Beitrag ist voller historischer Fehler: z.B. war El-Husseini kein SS-Gruppenführer und der Einfluss der Muslimbrüder in den meisten arabischen Staaten mehr als begrenzt (die saßen vor allem im Gefängnis, nicht in der Regierung). Sie machen denselben Denkfehler wie Illouz: Sie finden hundert Gründe, warum entweder die Palästinenser selbst oder andere muslimische Staaten am NO-Konflikt schuld sind und ignorieren das gewaltsame Agieren der Besatzungsmacht Israel (das auch schon vor dem Völkermord in Gaza in endlos langen berichten auch israelischer Menschenrechtsorganisationen hinreichend dokumentiert wurde). Über den geschmacklosen Nakba-Witz, den Sie sich erlauben, will ich mich gar nicht äußern. Eine gewisse Ironie hat das allerdings: Sie echauffieren sich über den „antisemitischen Postkolonialismus“ (ohnehin ein Strohmann für antiintellektuelle Ressentiments), verfallen mit Ihrer Schuldumkehr aber in klassisch-kolonialistische Deutungsmuster.

        • @shantivanille:

          Äh what? 1933 war Palästina britisches Mandatsgebiet. Die meisten arabischen Staaten haben die Muslimbrüder brutal verfolgt, bis hin zu bewaffneten Aufständen dieser (Syrien 1982). Und wann Postkolonialisten die Palästinenser beherrscht haben sollen ist mir komplett schleierhaft. Außerdem steht Palästina schon länger als 1933 unter Fremdherrschaft: Mamelucken, Osmanen, britisches Mandat, Ägypten/Jordanien, Israel. Als Belohnung für die Waffenruhe wurde erstmal die Annexion des von der Autonomiebehörde regierten Westjordanlandes beschlossen, aber die Hamas ist ja auch daran Schuld.

          • @Blutsbruder WinnePuh:

            "Außerdem steht Palästina schon länger als 1933 unter Fremdherrschaft: Mamelucken, Osmanen, britisches Mandat, Ägypten/Jordanien, Israel."



            Sie können auch bei den Pharaonen, den Babyloniern, den Persern, den Seleukiden oder den Römern beginnen. Dass die Bevölkerung in einem Großreich kein Selbstbestimmungsrecht hat, ist keine Besonderheit Palästinas. Es spricht weder für noch gegen das Selbstbestimmungsrecht der Palästinenser.

          • @Blutsbruder WinnePuh:

            Definieren Sie doch einmal Palästina.



            Und gehörten die jüdischen Palästinenser und die christlichen Palästinenser nicht zu denen , die unter der Fremdherrschaft - Mamluken, Osmanen, britisches Mandat, Ägypten/Jordanien - gestanden haben?

  • Herr Feddersen,

    "Dass sie Jüdin und Israelin ist, ist ihr nun zur Last gelegt worden, und zwar von einer Einrichtung, die an der Erasmus-Universität im niederländischen Rotterdam angesiedelt ist. Ihren für Ende November geplanten Vortrag im „Erasmus Love Lab“ müsse man leider absagen, „nach interner Debatte“ und „demokratischer Abstimmung“, weil ihre Bedeutung an der israelischen Universität als „sehr unsensibel“ wahrgenommen werde."

    In wie fern genau ist Frau Illouz ihr Israelisch- und Jüdisch-sein hier zur Last gelegt worden, und nicht die Beschäftigung an einer israelischen Universität bzw. ggf. ihr individuelles Verhalten?

    Insgesamt halte ich die ganze Ausladungs- und sonstige Symbolpolitik, die in den vergangenen Jahren zu fast jedem Thema zum Standard geworden ist, für ziemlich hirnverbrannt, auch in diesem Fall.

  • Ob den Cancel-Beflissenen in Rotterdam bewusst gewesen ist, dass Illouz zuvor vom zuständigen Likud-Minister von der Laureatenliste des wichtigsten israelischen Kulturpreises gestrichen worden ist - wegen ihrer Unterschrift unter einer Petition an den ICC, Kriegsverbrechen in Gaza zu untersuchen?

    www.france24.com/e...imes-petition-gaza

    Von den Fanatikern beider Seiten gecancelt zu werden, spricht m.E. für Frau Illouz (deren Werk ich im übrigen nicht kenne).

    • @Kohlrabi:

      Was aber nur die halbe Geschichte ist:



      www.haaretz.com/op...-a5dd-ddfa274e0000

      • @O.F.:

        Dem Artikel entnehme ich, dass Frau Illouz als so gelabelte "Links-Zionistin" von der nicht-zionistischen Linken in Israel genauso angegriffen wird wie von der zionistischen Rechten. Diese innerisraelischen Auseinandersetzungen mag ich als deutscher (mittlerweile parteiloser) Linker nicht beurteilen, es steht mir nicht zu.

        Ohnehin sehe ich darin keinen vernünftigen Grund, Frau Illouz auszuladen. Oder will man nur Leute zulassen, die mit der eigenen Doktrin wenigstens zu 90% übereinstimmen? Dann gäbe es keine Dialoge mehr, sondern nur Monologe in verschiedenen Tonarten.

        • @Kohlrabi:

          Es gibt in Isrsel eine nicht-zionistische Linke? Wer soll das sein?

        • @Kohlrabi:

          Für die Ausladung gibt es tatsächlich keinen Grund. Die Grenze des Sagbaren wird durch das Strafrecht festgestellt, nicht durch persönliche Befindlichkeiten. Niemand hat das Recht, for anderen Meinungen beschützt zu werden, gerade nicht an einer Universität. Das heißt aber umgekehrt nicht, dass es an Illouz nichts zu kritisieren gäbe - und nur das wollte ich mit dem verlinkten Artikel dokumentieren.

  • Es erschreckt mich, wie verhärtet die Fronten sind und dass ein Gespräch kaum noch möglich zu sein scheint. Saba-Nur Cheema und Meron Mendel schreiben in den "Blättern":

    "Es scheint, als ob es nur eine binäre Wahl zwischen zwei Lagern gäbe. Und in jedem Lager sind es die Radikalen, die den Ton angeben."

    Eva Illouz selbst schreibt in "Undemokratische Emotionen:

    "Die Angst bietet ein verlockendes Motiv, um Feindbilder zu kultivieren, aber auch neue Feinde zu erfinden, solche Feinde als unveränderbar und die Feindschaft somit als ewig zu betrachten."

    Es wird Zeit, wieder ins Gespräch zu kommen. Verweigerung und Dämonisierung, wie sie zurzeit von den Radikalen beider Seiten nicht nur gepredigt, sondern auch praktiziert wird, ist eine Sackgasse.

    • @Klabauta:

      Ein sehr treffender Kommentar.

      Bei viel zu vielen Themen arbeiten die Radikalen beider Pole (leider oft mit Erfolg) daran, dass sich die zu Zwischentönen sehr wohl noch fähige Mehrheit aus der Diskussion ausklinkt, oder das Gefühl bekommt, als differenziert denkender Mensch in der Minderheit zu sein, was dann einen Kaisers-neue-Kleider- Effekt hervorufen soll, wo die Vernünftigen sich nicht mehr trauen ihre Sichtweisen kundzutun.

      Deswegen ist auch so wichtig, nicht aufzuhören auch Sowohl-als-Auch -Ansichten weiter kundzutun, egal wie sehr die Radikalinskis von beiden Seiten versuchen einen zu beschimpfen und niederzubrüllen.



      Diese sind nicht die Mehrheit.p

  • Man (schliesst den Journalisten ein) sollte vielleicht einmal ihren Artikel vom 8. August dieses Jahres im Haaretz lesen. Da wird Israelkritik in meisten Fällen mit Antisemitismus gleichgesetzt und man versteht eher, wie es zu der Amsterdamer Entscheidung gekommen ist. Heisst man das gut ? Einige renomierte Universitäten, wie U Genève oder Lausanne, haben die offiziellen Kontakte aufgekündigt und es gibt auch israelische Stimmen, die dazu aufrufen (Beispiel siehe www.haaretz.com/op...a5ff-f0fe92790000).

    • @Jo Lang:

      Israelkritik IST Antisemitismus, da es ja auch keine Russlandkritik oder Deutschlandkritik gibt…was völlig zulässig ist ist Kritik an der israelischen Regierung, so wie an jeder anderen Regierung natürlich auch.

      • @Saile:

        Es ist aber auch Kritik an der Ideologie, auf der der Staat Israel aufgebaut ist, zulässig. Wie auch Kritik an der Ideologie des "Manifest Destiny" in den USA.

        • @Francesco:

          Auf welcher Ideologie ist der Staat Israel denn aufgebaut?



          Auf der Gewissheit, dass es auf der Welt keinen Staat gegeben hat, der die Juden vor Antisemitismus und Vertreibung geschützt hat?

      • @Saile:

        Nein, das ist nicht Antisemitismus. Wenn man sich dieses Umfragen in Israel zur Haltung gegenüber den Palästinensern anschaut, ist Ihr Kommentar doch sehr gewagt, zum Beispiel wenn eine erdrückende Mehrheit (besonders wenn man die Meinungen palästinensischer Israeli abzieht) meint, es gäbe keine Unschuldigen in Gaza. Das geht sehr weit über die knappen 50% von Bürgern, die die derzeitigen Regierungsparteien gewählt haben. Und natürlich gibt es Deutschlandkritik, sonst dürften die Linken ja nur die Regierungsparteien, aber nicht AfD und FDP im gleichen Atemzug kritisieren. Ich finde Ihren Beitrag etwas verworren.

      • @Saile:

        Frau Illouz ist im verlinkten Artikel da weniger genau als Sie es sind. Sie spricht mal von Israel, mal von der israelischen Regierung und mal von der israelischen Gesellschaft.

        Es geht ihr wohl darum, welchen Punkt man in seiner Kritik macht und bei diesem genau hinzuschauen. "Because the critique of Israel is so often dangerously close to antisemitism, it must be carefully scrutinized." Sie kritisiert, dass viele "do-gooders" mangels Wissen über die Historie des Konfliktes nur auf die heutigen Opfer(zahlen) schauen, daraus eine alleinige Schuld Israels ableiten und damit unbewusst antisemitische Weltbilder verbreiten (etwas frei übersetzt). Sie sieht die "politische" Schuld des Konfliktes bei der Hamas, die Möglichkeiten zur Deeskalation oder des Schutzes der Bevölkerung nicht genutzt habe, attestiert aber der Bevölkerung Israels ein nicht Sehen der selbst herbeigeführten Grausamkeit von Tot und Hunger und eine überproportionale Zerstörung durch Israel. Eine "rote Linie" sieht sie bei einer dauerhaften Annexion der Gebiete überschritten.



        Sie attestiert einen wachsenden Antisemitismus (Boykotte als Teil davon) und eine radikale israelische Regierung, die die Demokratie begräbt.

        • @drum:

          "Sie kritisiert, dass viele "do-gooders" mangels Wissen über die Historie des Konfliktes nur auf die heutigen Opfer(zahlen) schauen"



          Dabei waren die palästinensischen Opferzahlen seit Beginn des Konflikts größer. Der 7. Oktober war die Ausnahme, die die Regel bestätigt.

          • @Francesco:

            Entschuldigen Sie, meine Übersetzung war nicht wortgenau. Sie schreibt im Kontext einer in Ihren Augen alleinigen Schuldzuweisung an Israel (Mangels historischem Wissen): "In this case, our compassion for civilians, whether Palestinians or Israelis, cannot be our sole moral and intellectual guide." Ich habe hier schon ein wenig den Zeitbezug hineininterpretiert. Aber um ehrlich zu sein. Ich finde Ihre Aussage äußerst diskussionswürdig.

      • @Saile:

        Israelkritik ist zunächst ein (ziemlich dummes) Etikett für etwas, was antisemitisch konnotiert sein kann oder auch nicht.



        Schauen wir einmal genauer hin, WAS mit dieser Kritik im einzelnen genau gemeint ist, stellt sich der Antisemitismusvorwurf oft als haltlos heraus, zumindest wenn es um den Krieg in Gaza oder die israelische Besatzung sowie die Siedlungspolitik im Westjordanland geht. So apodiktisch, wie Sie es formulieren, kann der Satz, Israelkritik IST Antisemitismus, also nicht stehen gelassen werden.



        Warum gibt es übrigens keine Deutschlandkritik? Da gäbe es in der Tat viel zu kritisieren, allerdings hat Deutschland in jüngster Zeit weder Kriegsverbrechen verübt noch fremdes Territorium besetzt und die einheimische Bevölkerung einem willkürlichen Besatzungsrecht unterworfen.



        Und über Russlandkritik kann ich zurecht viel lesen in den letzten Jahren, v.a. nach Putins Überfall auf die Ukraine, gerade hier in diesem Forum.

        • @Abdurchdiemitte:

          Ja Deutschlandkritik gab es doch eigentlich nur von den Antideutschen, aber die sind ja gerade nicht so en Vogue. Die Ansichten ihrer sehr deutschen Gegner damals hingegen schon.

    • @Jo Lang:

      Hallo Jo Lang, der Link zur Haaretz funktioniert leider nicht, schade. Habe viel über Illouz recherchiert, aber bekomme kein klares Bild über ihre Haltung Israelkritik gleich Antisemitismus. Hätten Sie einige kurze Auszüge aus dem Haaretz Artikel parat?



      Danke!

      • @chat cat:

        Hier der Link zum Artikel, auf den sich der obere Kommentar vermutlich bezieht (kostenfreie Registrierung notwendig):

        www.haaretz.com/op...-a3f9-765f7a380000

        • @drum:

          Danke, hat geklappt und ich werde versuchen, meine Einschätzung in einem allgemeinen Kommentar zu formulieren.

  • Ein offener Diskurs ist an Universitäten fast schon generell nicht mehr zu erwarten.



    Wer führt denn die "interne Debatte"?



    Ist das im akademischen Umfeld generell mehrheitsfähig?

    • @Klaus Franz:

      Ein offener Diskurs ist an Universiäten....

      Der erste Satz wäre - wenn er zutrifft, ein absolutes Armutszeugnis. Universitäten sollen Wissenschaft lehren - und Wissenschaft ist vor allem eins: offen.



      Jedes Ergebenis darf immer wieder in Frage gestellt werden (natürlich mit neuen Fragen, nicht denen, die schon lange beantwortet sind) und dazu wird eingeladen, als offener Diskurs.

      Der Ort, wo ein offener Diskurs möglich sein muss, sollte neben einem Parlament die Universität sein.

    • @Klaus Franz:

      Das akademische Umfeld ist z. T. wie ein Junkie scharf auf Antisemitismus, weil man dadurch seinen eigenen Sch..ß so praktisch und völlig unbewusst, nahezu komatös, auf andere projizieren kann. Bildung hilft nicht weiter, wenn man weiterhin von seiner uralten Festplatte, bestehend aus dem kollektiven Unterbewussten von fast zwei Jahrtausenden kommandiert wird. Sorry, ich kenne genug von denen. Argumente helfen da gar nicht, weil sie eben nicht bis zu dieser bestens gesicherten Festplatte vordringen. Gewisse Unis sind ein Hort der ewiggestrigen Antisemiten. Ob diese jetzt mit Jeans und T-Sirt daher kommen, spielt keine Rolle.

      "Aktueller Antisemitismus: Konzeptuelle und verbale Charakteristika"



      www.bpb.de/themen/...er-antisemitismus/

      SPIEGEL: "Warum gebildete und weltoffene Menschen so anfällig sind für Antisemitismus"



      www.spiegel.de/net...-ab74-0c036a852220

  • "Statt Israel zu diffamieren, sollte man denen die Hand reichen, die gegen diese Regierung sind, die Frieden wollen. Man sollte ihnen helfen, sie zu stärken. Stattdessen hat die Welt, besonders die Linke, die Opposition innerhalb Israels isoliert und geschwächt.“

    Na das klingt ja nach einer total tragfähigen Analyse der Schuldverhältnisse: Irgendwas mit Linke. Der Kalauer des 21. Jahrhunderts. Überall "Linke" besiegt. Nirgends Regierung.



    Aber immer schuld.



    Klingt wie der andere Kalauer: Es ist völlig egal ob Linke militant, oder gar bewaffnet kämpft. Sie wird immer bekämpft als sei sie bewaffnet und kämpfe bewaffnet.

    Offenbar versagt kolossal total jener Teil der Gesellschaft Israels, die sich für die Mitte, nicht-extremistisch, nicht links und für Gegner Netanjahus hält.



    Scheint aber nichts zu nützen. Sind das dann eigentlich die Salon-Demokratinnen und -Demokraten?

  • " Man würde sich mit dem Besuch Illouz’ sehr „unwohl“ fühlen."



    Die üblichen Begründungen wenn man Wissentschaftsfreiheit einschränkt bzw unliebsame Meinungen canceln möchte.

    Gut zu wissen dass Wissentschaftsfreiheit, offene Diskurskultur nur solange hochgehalten wird, wie es sich im Kampf gegen rechts oder als virtue signaling benutzen lässt.



    Diese Werte wirklich zu leben scheint dagegen zu viel verlangt zu sein.

    • @Rabenbote:

      Das ist noch nicht mal virtue signalling. Es ist antisemitism signalling. Die oft und gern herangezogene "Begründung" für das Anfeinden und Canceln von Juden, sie hätten sich nicht pflichtgemäß von Netanjahu distanziert, war noch nie etwas anderes als ein durchsichtiger Vorwand.

    • @Rabenbote:

      Sie reden von üblicherweise Begründung, geben aber nur die Schlussfolgerung, jedoch nicht die Gründe an (der Artikel übrigens auch nicht). Es soll ja Bundesbürger geben, die vor dem gelben Stadtschild "Berlin " stehen und sagen, sie schauen sich Berlin an.

  • En deux mots : Eva Illouz a raison ...



    Kurz gefasst: Eva Illouz hat Recht ...

    ... sage ich als Philo-Palestinenser, Philo-Semit and Anti-Sionist.

    ... mal beugen sich Universitäten dem Extrem-Rechstdruck, mal dem Extrem-Linksdruck. Da geht freies Denken zugrunde. Da verkaufen Unis ihre Seele.

    Grüsse aus Frankreich

    • @Marcus Weisen:

      Wirklich ? Wenn Sie Nethanyahou akademisch verbrämt lesen wollen, dann schauen Sie sich doch den kürzlichen Artikel von Frau Illouz im Haaretz an www.haaretz.com/op...-a3f9-765f7a380000. Man kann sich gut vorstellen, dass bei der Lektüre den Kollegen in Rotterdam etwas schummrig wurde, zumal ihre Univerität alle Kontakte zu der von Frau Illouz abgebrochen hat . Wo da philopalestina bleibt bei Ihnen, erschließt sich mir nicht. Und Seelenverkauf, aber bitte, im laizistischen Frankreich vom Teufel zu reden ? Grüsse aus Bordeaux.