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7. Oktober – ein Jahr danachEinbürgerung wegen Likes gefährdet

Pa­läs­ti­nen­se­r:in­nen in Deutschland werden seit Jahren kriminalisiert. Seit dem 7. Oktober 2023 hat sich die Situation noch verschärft.

Mittlerweile ließ Innenministerin Nancy Faeser die Parole „From the River to the Sea“ verbieten Foto: Stefan Boness/Ipon

Berlin taz | Am vergangenen Montag stürmte die Berliner Polizei fünf Wohnungen in der Hauptstadt. Die Betroffenen stünden im Verdacht, „propalästinensisch motivierte Straftaten“ begangen zu haben, teilte die Polizei auf X lapidar mit. Bei den Razzien waren 125 Beamte im Einsatz. Ermittler des Landeskriminalamts Berlin nahmen Handys, Computer und Laptops mit, um sie nach strafbaren Social-Media-Posts zu durchsuchen.

Demo-Verbote und willkürliche Festnahmen, Razzien nur wegen Social Media-Posts, Strafanzeigen und brutale Polizeigewalt: Menschen, die in Deutschland gegen den Krieg in Gaza protestieren, werden auf vielfältige Weise drangsaliert. Pa­läs­ti­nen­se­r:in­nen und ihre Freunde sind den Behörden schon lange ein Dorn im Auge: Bereits 2022 und 2023 wurden in Berlin über Wochen hinweg sämtliche Versammlungen, bei denen Menschen öffentlich der „Nakba“ – der Flucht und Vertreibung der Palästinenser aus dem heutigen Israel vor 76 Jahren – gedenken wollten, verboten.

Seit dem 7. Oktober 2023 hat sich die Lage verschärft: Innenministerin Nancy Faeser ließ Vereine und die Parole „From the River to the Sea“ verbieten. Propalästinensische Proteste wurden noch stärker kriminalisiert, die Polizei griff noch härter durch.

Bilder von deutschen Polizisten, die Menschen verfolgen und verprügeln, sorgen in den sozialen Medien immer wieder für Aufsehen. Vor zwei Wochen ging ein Video um die Welt, das zeigte, wie mehrere Polizisten mitten in Berlin ein zehnjähriges Kind jagten, das eine Palästina-Flagge trug, und es dann in Gewahrsam nahmen.

Die Fäuste der Polizei sitzen locker

Vor einer Woche, beim Champions-League Spiel in Dortmund, wurde ein Fan des Celtic Glasgow, der eine Palästina-Flagge getragen hatte, in den Katakomben des Stadions von der Polizei verprügelt. Diese Szenen verbreiten sich weltweit im Netz.

„Beim Thema Palästina sitzen bei der Polizei die Fäuste besonders locker“, sagt der Anwalt Andreas Gorski. Und er findet: „Der Aufwand, den der Staat betreibt, um propalästinensische Proteste zu verfolgen, ist teilweise absurd.“ Er geht von tausenden Strafverfahren allein wegen „Äußerungsdelikten“ aus. Behörden und Gerichte seien überlastet. „Der Staat mobilisiert all seine Kräfte“, sagt Alexander Gorski. „Das ist völlig unverhältnismäßig.“

Gorski vertritt mit seinem Anwaltskollektiv fünf Mitglieder der Frauengruppe Zora aus Berlin. Weil diese auf einem Flugblatt in einem Halbsatz die PFLP als „fortschrittliche Kraft“ bezeichnet hatten, stürmte die Polizei ihre Wohnungen. Die PFLP steht seit 2023 auf der Terrorliste der EU. Den Frauen wird „Verbreitung von Propaganda einer terroristischen Organisation“ vorgeworfen. Dass die Polizei ihre Wohnung stürmte „ist für Ermittlungen nicht zwingend“, sagt Gorski. „Aber Politiker können damit medienwirksam Stärke zeigen: wir tun was.“ Das diene auch der Einschüchterung.

Vor zwei Wochen veröffentlichte das ARD-Politikmagazin „Panorama“ eine Recherche. Wenn jemand im Netz die Parole „From the River to the Sea“ postet, kann ihm jetzt die Einbürgerung verweigert werden. So hat es das Bundesinnenministerium in seinen „Anwendungshinweisen“ zum neuen Staatsbürgerschaftsrecht verfügt, das Ende Juni in Kraft trat. Wenn es nach Innenministerin Nancy Faeser geht, sollen Menschen künftig auch schon wegen eines falschen „Like“ abgeschoben werden dürfen.

Bagatellen oder ernstzunehmende Vorwürfe?

Auch die Razzien vom Montag in Berlin wirken überzogen, denn manche der Vorwürfe klingen wie Bagatellen: Ein 25-jähriger Israeli, bei dem die Polizei vor der Tür stand, soll im April auf Instagram den Slogan „From the river to the sea“ und ein Video, in dem Demonstranten diese Parole skandierten, gepostet haben. Einem 18-Jährigen Jugendlichen aus Gaza wird vorgeworfen, „Teil einer Gruppe“ gewesen zu sein, die einen Monat zuvor bei einer Veranstaltung gegen den dort anwesenden Kultursenator Joe Chialo (CDU) protestiert hatte. Dabei soll ein Mikrofonständer in Richtung des Senators geworfen worden sein.

Andere Vorwürfe wiegen schwerer. Ein 40-Jähriger soll vor einem Jahr, am 9. Oktober 2023, den Angriff der Hamas auf Tiktok als „Sieg auf dem Weg hin zu einer islamischen Welt“ bezeichnet haben. Ein 31-jähriger Berliner mit türkischem Pass soll im Dezember 2023 auf Instagram den „Wunsch eines erneuten Holocaust“ geäußert haben, so die Polizei. Ein 20-jähriger, gebürtiger Berliner wiederum wird verdächtigt, Teil einer Gruppe gewesen zu sein, die im Juli in der Sonnenallee in Berlin-Neukölln mehrere Brände gelegt und Gegenstände zerstört haben soll.

Dennoch stellt sich die Frage, ob das schon eine Hausdurchsuchung rechtfertigt.

Daniel Bax ist im taz-Regie­ressort. Seit dem 7. Oktober ist ihm Deutschland fremder geworden.

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29 Kommentare

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  • Käptn Blaubär , Moderator*in

    Danke für eure Beiträge, wir haben die Kommentarfunktion nun geschlossen.

  • Es ist relativ einfach:

    1. Seit dem 7. Oktober ist es für Menschen, die Israel im Unrecht sehen, gefährlicher geworden, ihre Meinung zu sagen, ohne dabei in die Nähe oder gar über die Grenze der Volksverhetzung zu geraten. Das aber ist nur sehr bedingt der Fehler des deutschen Rechtsstaats sondern vor allem der nunmal extremen Ausdrucksformen, die bei Kritik an Israel oft gewählt werden, und der paradoxen Solidarisierung mit dem Anliegen einer menschenfeindlichen, hasserfüllten Gruppe militanter Islamisten, die dabei oft nicht bloß mitschwingt, sondern deren Vorgehen auch gerne mal zum Vorbild genommen wird, denn

    2. AUCH seit dem 7. Oktober ist ist es für JÜDISCHE Menschen gefährlicher geworden, einfach nur in Deutschland zu LEBEN - egal wie sie zu Israel stehen und was sie von der dortigen Regierung halten.

    Lieber Herr Bax,



    Volksverhetzung als Straftat zu behandeln und konsequent zu bekämpfen, hat genau den Sinn, sowas wie diesen zweiten Punkt nach Möglichkeit zu verhindern. Wer meint sie bagatellisieren und "Unrecht!" rufen zu dürfen, wenn sie verfolgt wird, möge das Jenen erklären, die unter der antisemitischen Gewalt zu leiden haben.

  • Mir kommt es oft so vor, als würde "mein" Land mir um so fremder werden in dem Maß, je mehr ich selber in diesem Land heran- und aus ihm herausgewachsen bin. In meinen inzwischen mehr als 80 Lebensjahren habe ich ihm dreimal den Rücken gekehrt, wenn auch nur für jeweils ein paar Jahre, zuletzt weil ich meinen Lebensabend nicht mehr hier verbringen wollte.



    Ein Erdbeben ließ mich 2010 zurückkehren, aber seitdem befinde ich mich hier in wachsender innerer Unruhe. In der letzten Zeit habe ich es oft gut gefunden, in der taz "zu meiner Beruhigung" diesen oder jenen Artikel zu lesen, ja sogar dort etwas zu posten.



    Zuletzt habe ich, ehrlich gesagt, auch noch dieses Stück Vertrauen entgleiten sehen. Und nun ist für mich der Punkt erreicht, wo ich glaube, ich sollte es mir ruhig eingestehen, dass selbst die taz mir doch sehr, ja zu fremd geworden ist.



    Das war's dann.

  • Herr Bax subsumiert judenfeindliche Volksverhetzungen also unter Bagatelldelikte. Je mehr Herr Bax hier auf taz.de seine Ansichten veröffentlicht, desto mehr erfahren wir LeserInnen über sein sehr problematisches Verhältnis zu jüdischen Leben.

  • "From the River to the Sea" entspricht -



    gut gemeint - der deutschen Liedzeile "Von der Maas bis an die Memel, von der Etsch bis an den Belt."

    Weniger gut gemeint, dem Ausruf: "Ausländer raus!"

    Ehrlich übersetzt, bedeutet "From the River to the Sea" meistens "Juden raus!" Fällt das jetzt etwa schon wieder unter "Bagatellen"?

  • Wer sich die Videos der Propal#stina "Demonstrationen" anschaut bekommt meist leider ein eher anderes Bild.



    Aufgridngliche, gewaltbereite Menschen jeden Alters und Geschlechts die sich in niedrigstem Abstand schreiend vor Polizisten stellen, spucken oder sich vor Autos werfen - während die Polizisten deeskalierend oder "stumm" da stehen und das ganze über sich ergehen lassen.

  • Politisch autoritäre und repressiven Maßnahmen im Umgang mit inopportunem Protest, wie er sich schon beim Umgang mit der Klimabewegung zeigte, ist schädlicher für eine Demokratie, als ein Protest der vermeintlicher Weise in die falsche Richtung zeigt. Eine Demokratie braucht Orte und Räume für politische Diskurse. Propalästinensische Proteste daher an sich bereits als Bedrohung anzusehen und damit repressive Polizeieinsätze zu rechtfertigen, offenbart ein klares Demokratiedefizit.

    Jedoch kam es im Zuge der Pro-Palästinenser Proteste zu einer ganzen Reihe inakzeptabler gewaltverherrlichender und antisemitischer Zwischenfälle, denen entschlossen entgegengetreten werden muss. Die Grenzen werden eindeutig überschritten, wenn die gesetzlich garantierte Redefreiheit mit Gewaltverherrlichung oder gar Aufrufen zur Gewalt gleichgesetzt wird. Selbiges gilt für die Trennlinie zwischen antisemitischer Hetze und Kritik an Israels Vorgehen in Gaza.

    Leider zieht Herr Brax in seinem Artikel diese Trennlinie nicht und wirft alles in einen Topf, was dann leider zu einer sehr eindimensionalen Beurteilung führt.

  • "Vor zwei Wochen ging ein Video um die Welt, das zeigte, wie mehrere Polizisten mitten in Berlin ein zehnjähriges Kind jagten, das eine Palästina-Flagge trug, und es dann in Gewahrsam nahmen."

    Ich habe mir das Video mehrfach angesehen und verstehe es anders. Wäre ich Elternteil des Kindes, würde ich von der Polizei sogar erwarten, dass sie mein Kind aus einem solchen "Hexenkessel" herausholt. Außerdem hatte ich den Eindruck, das Kind würde die Sache eher sportlich sehen.

    Viel entsetzlicher fand ich die brüllenden, lauten, sich überschlagenden Stimmen der erwachsenen Demonstrationsteilnehmer. Denen hätte ich das Kind mit Sicherheit auch nicht übergeben.

    Der Begriff "jagten" stammt direkt aus dem Video und ist meiner Meinung nach übertrieben und unangemessen.

    "Seit dem 7. Oktober ist ihm Deutschland fremder geworden."

    Das geht mir ebenso. Wir haben fast 6Mio jüdische Mitbürger getötet und erneut können jüdische Menschen hier in Deutschland nicht mehr sicher leben. Das hätte ich niemals für möglich gehalten.

    Bei allem anderen bin ich, wie fast immer, nicht der Meinung von Herrn Bax.

    • @*Sabine*:

      "Viel entsetzlicher fand ich die brüllenden, lauten, sich überschlagenden Stimmen ..."

      Wieviel Angehörige müssen getötet werden, dass man dagegen "brüllen" darf?

      Ohne Empathie auch gegenüber den Palästinensern wird man nicht den richtigen Weg finden.

  • Die Berliner Polizei durchsucht fünf Wohnungen mit einem Personalvolumen von 125 Mitarbeitern.

    Herr Bax möchte uns nicht erklären, das sei nur passiert weil jemand "From the river ..." und vielleicht noch eine palästinensische Flagge gepostet hat, oder?

    Herr Bax schreibt es nicht explizit. Nur durch den nachfolgenden Absatz entstand bei mir der falsche Eindruck, richtig?

    Ich muss gestehen, ich habe auch nicht verstanden, was schlimm daran ist, wenn die Justiz gegen Angehörige einer Gruppe ermittelt, die aus politischen Gründen mit Mikrofonständer um sich schmeißt und dabei Menschen trifft.

    Ehrlich gesagt erwarte ich das sogar von der Polizei.

    Sollte ich mal in einem Post die NSDAP als "fortschrittliche Kraft" bezeichnen, hoffe ich stark, dass sich die Polizei bei mir meldet.

    Warum das jetzt anders sein soll, wenn ich islamofaschistische Gruppen so lobe, erschließt sich mir nicht.

    Im letzten Satz hätte ich mir nicht nur eine Frage gewünscht, sondern auch eine Antwort.

    Beispielsweise der Hinweis, dass es nicht immer einfach ist, Delikte in den Sozialen Medien ohne sichergestellte Hardware den Tatverdächtigen nachzuweisen.

    Mir ist seit dem 7.10. D. auch fremder geworden.

  • Ich wünsche mir ein ähnliches Durchgreifen bei rechtsextremen menschenverachtenden, demokratiefeindlichen Postings.

    • @Anidni :

      Aus meinem familiären Umkreis kann ich Ihnen versichern:



      gibt es.

      Ihr Wunsch wird erfüllt.

  • Ich danke für den Kommentar, der auf mehrere Probleme hinweist: auf einen virulenten Rassismus, der unter dem Deckmantel der Israel-Solidarität ausgelebt wird, und auf einen politisch korrekten Autoritarimus, der Dissens mit obrigkeitsstaatlichen Maßnahme bekämpft. Demokratie wird so zum Privileg der sog. Mitte, der Rest wird zum inneren Feind erklärt.

  • ob die Reakton des Rechtsstaats ebenso harsch ausfällt, wenn bei der Parole "From the river to the sea" derdie DelinquentIn seinen Zugangsausweis zur örtlichen Synagoge vorzeigt?



    Meine Einschätzung ist: die Schlagstöcke gehen wieder an die Gürtel - denn man fürchtet die Schlagzeilen wenn dort die gleiche robuste Ansprache als Video viral geht.



    Zweierlei Maß.



    Ich würde gern widerlegt, aber....

    • @Monomi:

      Was mich bei dem Thema „From the river to the sea“ stört sind gerade die extremen Doppelstandards seitens der dt. Regierung. Verurteile ich es, wenn Menschen damit die Auslöschung Israels meinen: definitiv. Ich verurteile aber auch, das so ziemlich jede israelische Regierung seit 1967 durch ihre Siedlungspolitik Tatsachen vor Ort schaffen, welche eher dem Traum von Großisrael entsprechen und dem Satz in der Gründungscharta von Likud. Die Siedlungspolitik der Israelis wurde begleitet von gewaltsamer Vertreibung, Zerstörung von Eigentum/ Lebensgrundlage und Menschenrechtsverletzungen. In Israel ist eine extrem rechte Regierung an der Macht, die nicht nur den Willen, sondern auch die Mittel und Möglichkeit hat ihren Traum vom Großisrael wahr zu machen. Wir haben in den letzten Monaten den größten Landraub seit über 20 Jahren gesehen, gewaltätige Siedler wurden nicht bestraft, sondern bewaffnet, hunderte von Menschen im Westjordanland vertrieben und Wohnhäuser/ Geschäfte zerstört. Zahlreiche Politiker u.a. sprechen offen über ethnische Säuberung o. machen genozidale Äußerungen. Hier ignoriert die dt. Regierung Völkerrechtsbruch und internationale Gesetze was viel schlimmer ist.

      • @Momo Bar:

        Und das hat mit dem Vorgehen gegen in Deutschland begangene Straftaten genau WAS zu tun?

  • Von allen Artikeln zum Themenschwerpunkt '7. Oktober - ein Jahr danach' fällt dieser hier als journalistisch nicht einwandfrei auf. Zuerst stutzig machte mich der Schlusssatz mit der Frage ob denn bestimmte Vorwürfe eine Hausdurchsuchung rechtfertigen. Das Vorgehen von Polizeikräften auf Demos und die Ausrichtung von Ermittlungsbehörden gibt sicherlich oft begründeten Anlass zu Kritik. Aber der Autor listet da Vorwürfe auf, die nicht dermaßen verharmlost werden sollten. Volksverhetzung und die Bedrohung von Menschen über verschiedenste Kanäle sollten angesichts auch der rhetorischen Zuspitzung und Radikalisierung in dem Themenfeld auch konsequent verfolgt werden. Der Schlusssatz des Artikels wirkt da doch etwas relativierend durch die Aufzählung.

    Beim zweiten Lesen fiel mir dann noch auf das mit dem Jagen und Verhaften eines Kindes und dem Verprügeln eines Fußballfans noch zwei Ereignisse als Beleg für die überzogene Linie der Polizei herangezogen werden, die nur durch Verzerrung und kontextlose Darstellung in social media Kanälen funktionieren. Bei beiden läß sich schnell recherchieren, daß sie anders einzuordnen sind.



    Leider journalistisch mangelhaft und tendenziös.

  • würde unser Staat doch nur ansatzweise den selben Elan zeigen um die 600 untergetauchten NAziterroristen in diesem Land z finden bzw. ein AFD Verbotsverfahren zu starten

  • Herr Bax muss auf einem anderen Planeten leben. Ich verfolge diese propalästinensischen Demos live und in Farbe und in dem Videomaterial, dass das Jüdische Forum für Demokratie und gegen Antisemitismus erstellt.

    Dort sehe ich blanken Hass, "Hamas, Hamas" Rufe, sehe wie auf friedliche Gegendemonstranten losgegangen wird, wie Journalisten bedroht und an ihrer Arbeit gehindert werden.

    Neulich wollten diese Leute die Tochter eines Juden, der die gelbe Schleife in Gedenken an die Geiseln trug, in ihre Demo zerren, was nur die Polizei verhindern konnte.

    Sie attackieren ihre Feinde, wie etwa das Neuköllner Baijsel, mit Hamasdreiecken, neulich wollten sie es abfackeln, was nur das Sicherheitsglas verhinderte.

    Würde es jemand wagen, mit der Kippa auf der Sonnenallee spazieren zu gehen, keiner könnte garantieren, dass die Personen keinen schweren Schaden nehmen würde.

    Herr Bax sieht in den Aggressoren, den Schlägern, den Hetzern, den Antisemiten die Opfer.

    Täter-Opfer-Umkehr wie aus dem Bilderbuch.

    • @Jim Hawkins:

      Ich muss gestehen, dass ich zuerst Ihren Kommentar (zustimmend) und dann erst den Beitrag von Daniel Bax (ebenfalls zustimmend) gelesen habe.



      Und da ich persönlich nicht davon ausgehe, dass ich irgendwie schizophren bin - auch nicht hinsichtlich meiner moralischen und politischen Orientierung -, nehme ich an, dass das Problem darin besteht, dass Menschen schlicht und ergreifend einfach in verschiedenen „Welten“ leben. Die innerlinken Diskurse nachzuvollziehen, die Sie aus Ihrer Hauptstadtblase berichten - ich habe ja keinen Grund, daran zu zweifeln - , nachzuvollziehen, fällt mir in meiner Provinzblase zuweilen auch schwer.



      Also zuerst einmal kein Thema von Täter-Opfer-Umkehr … dazu wird es erst, wenn ich nicht in der Lage oder willens bin, die gesamten kollektiv-traumatischen Erfahrungen und den Schmerz der anderen Seite anzuerkennen, die sich aus der Geschichte des Nahostkonfliktes ergeben. Zuhören und Verstehen ist also angesagt, bevor es ans Verurteilen geht.



      Ich weiß, küchenpsychologisches Blabla …

      • @Abdurchdiemitte:

        Ich weiß ehrlich gesagt nicht, warum das so kompliziert ist.

        Es ist schlicht und ergreifend eine Tatsache, dass sich Juden, als solche erkennbar, in Deutschland nicht frei bewegen können.

        Es ist (noch) nicht so schlimm wie in Frankreich oder Großbritannien, aber beängstigend ist es. Nur juckt das keinen.

        Scholz stellt sich hin und sagt, dass nicht



        sein darf, was schon immer so war und seit dem 7. Oktober dramatisch schlimmer geworden. Und tut nichts dagegen.

        Obszön finde ich übrigens den Satz unter dem Artikel. Deutschland ist Herrn Bax fremder geworden. Für die Juden ist Deutschland zum Feindesland geworden.

        • @Jim Hawkins:

          Der Bundespräsident hat sich gestern hingestellt und deutlich gegen Israelhass gesprochen. Er hatte das übrigens auch schon in seiner Eröffnungsrede zur letzten Documenta getan. Und Deutschland ist eines der ganz wenigen Länder, wo Israelsolidarität ganz massiv unterstützt und eingefordert wird, sowohl offiziell als auch von medial sehr starken proisraelischen Aktivisten und Sympathisanten. Gerade diese unkritische Solidarität gegenüber dem Regime Netanjahus und seiner Kriegspolitik ist ja das Befremdliche, was viele abstößt.



          Juden im Alltag vor Hassausbrüchen zu schützen ist Bürgerpflicht. Das geht aber nur, wenn Juden nicht mit Israel gleichgesetzt werden. Das ist der eigentliche antisemitische Move. 2014 wurde das noch klar gesagt, "die Juden" können nichts für die israelische Kriegspolitik und dürfen dafür nicht verantwortlich gemacht werden. In der Zwischenzeit hat aber die israelische Regierung genau das Gegenteil massiv popularisiert (Omri Boehm hat oft darauf hingewiesen). Heute glauben alle, "die Juden" müssten für Israel sein, und wer das nicht ist, sei gegen "die Juden". Das ist der Denkfehler und spielt den Kriegstreibern im Nahen Osten (beiderseits) in die Hände.

  • Können wir mit der Palästinenserdemo von gestern (siehe hier: taz.de/Protest-am-...er-2023/!6041654/) endlich das Narrativ in die Tonne werfen, dass die Palästinenser in Berlin zum Schweigen gebracht werden? Offensichtlich konnten die Palästinenser auf Berliner Straßen die Ermordung und Vergewaltigung von jüdischen Menschen feiern.

    • @Gesunder Menschenverstand:

      Das sehe ich genauso. Zum Schweigen bringen, das geht nicht so:

      "Insgesamt wurden in der Hauptstadt seit dem 7. Oktober 652 Versammlungen zum Thema Nahostkonflikt angemeldet. Von diesen ordnete die Polizei wiederum 173 als „pro-israelisch“ und 322 als „pro-palästinensisch“ ein. 157 waren nicht näher definiert. In 24 Fällen kam es zu Versammlungsverboten durch die Polizei, allesamt bei Propalästina-Demos."

  • Nachdem gerade in Berlin bei palästinensischen Demos jahrelang ungestraft israelische Flaggen verbrannt, Symbolpuppen angezündet und das Existenzrecht Israels öffentlich in Frage gestellt werden konnte, sollte der Staat sicher nicht auf der anderen „Seite vom Pferd fallen“. Aber mein Mitleid mit den Freunden des Terrors hält sich trotzdem deutlich in Grenzen.

  • Rechtfertigt der Verdacht auf Brandstiftung eine Hausdurchsuchung? Merkwürdige Maßstäbe, wenn man solche Fragen stellt.

    • @Kurt Kraus:

      Nur hat der Artikel diese Frage gar nicht gestellt. Absichtliches Falschverstehen ist wenig konstruktiv.

      • @O.F.:

        "Ein 20-jähriger, gebürtiger Berliner wiederum wird verdächtigt, Teil einer Gruppe gewesen zu sein, die im Juli in der Sonnenallee in Berlin-Neukölln mehrere Brände gelegt und Gegenstände zerstört haben soll.

        Dennoch stellt sich die Frage, ob das schon eine Hausdurchsuchung rechtfertigt."

        Genau so stellt der Artikel diese Frage aber.

        • @Moby Dick:

          Er gibt aber keine Aussage über die vorliegende Beweislast. So lange er nicht verurteilt ist, wird von Verdacht gesprochen.



          Insofern ja wenn die Beweislage es hergibt, dann rechtfertigt der Verdacht auf Brandstiftung eine Hausdurchsuchung um bspw Komplizenschaften ermitteln zu können oder andere Beweise für weitere Straftaten zu ermitteln.

          Also ja ein begründeter Verdacht rechtfertigt eine Hausdurchsuchung!