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Demografie in RusslandFrauen als Gebärmaschinen

Russlands Bevölkerung schrumpft. Manche Abgeordnete fordern deshalb eine „demografische Spezialoperation“. Jetzt will der Staat durchgreifen.

Spezial-Operation: Eine russische Hochzeitszeremonie auf der Bühne am 24.02.2024 Foto: Ekaterina Chesnokova/imago

Moskau taz | Da sitzt er, „unser Junge“. Aus den USA nach Russland zurückgekehrt, sich als Freiwilliger für die Front in der Ukraine gemeldet, klare Vorstellungen von seiner Angebeteten: „eine Patriotin mit traditionellen Werten, bloß keine Feministin, keine Liberale“, sagt der Mann, blauer Anzug, erstarrtes Lächeln, im hell erleuchteten Fernsehstudio.

Sergei, 43, wird am Ende mit Alina von dannen ziehen, das Publikum dem „Prachtkerl“ und seiner „langbeinigen Blondine“ applaudieren. „Vergesst nicht, den Domostroi“ zu lesen, wird ihnen die Moderatorin der Show, eine gealterte sowjetische Film-Diva, zurufen. Der Domostroi ist ein Gesetzeskodex aus der Zeit Iwan des Schrecklichen, der Prügelstrafen für die Ehefrau empfiehlt und vor allem in russischen Kirchenkreisen bis heute als vorbildlich gilt.

Die Unterhaltungsshow „Lass uns heiraten!“ läuft täglich im russischen Staats-TV. Seit Jahren lässt sich dabei ablesen, wie die Geschlechterrollen im Land immer noch gesehen werden: die Frau als Heimchen am Herd, die ihre „natürliche Aufgabe“ der Kinderaufzucht erfüllt, der Mann als Versorger, der bitte stets eine saubere Wohnung und den Borschtsch auf dem Essenstisch vorfinden soll.

Seit einiger Zeit sitzen immer mehr „SWO-Teilnehmer“, wie Russland seine Kämpfer im Feldzug gegen die Ukraine bezeichnet, im Studio und zeigen, welche Geschlechterrollen der Staat vorsieht: Frau als Mutter, Mann als Soldat. Dafür kommen immer mehr staatliche Maßnahmen zum Tragen, zumal sich das Land am „Rand zur Demografiegrube“ sieht.

Geringere Lebenserwartung

Russland schrumpft, nicht erst seit dem Überfall auf die Ukraine. Eine ähnlich niedrige Geburtenrate wie in westeuropäischen Ländern trifft hier auf eine viel geringere Lebenserwartung. Mittlerweile wird die „demografische Senke“ in den geburtenschwachen 1990er Jahren deutlich, die der Krieg noch verschärft.

Die ohnehin wenigen 25- bis 30-Jährigen, die Kinder bekommen könnten, sind entweder im Krieg, ausgewandert oder haben schlicht keine Lust aufs Kinderkriegen, weil ihnen die Zukunft als viel zu ungewiss erscheint und die finanzielle Lage als unsicher.

„Die Jungen haben viel zu sehr auch das schöne, freie Leben gerochen und wollen sich selbst verwirklichen“, sagen mehrere Abgeordnete, allesamt Frauen. Das will der Staat ändern. Nina Ostanina, die 68-jährige Vorsitzende des Familienschutz-Ausschusses in der Staatsduma, fordert eine „demografische Spezialoperation“, nach der jede zweite Familie in Russland eine kinderreiche Familie mit vier bis fünf Kindern werden soll.

Ihre Kollegin Tatjana Buzkaja sagt: „Wir müssen die jungen Frauen zwingen zu gebären.“ Dabei sollen Ar­beit­ge­be­r*in­nen in die Pflicht genommen werden und einen „Koeffizienten der Geburtenrate von Angestellten“ zusammenstellen. Das erinnert stark an die Menstruationspolizei zu Zeiten des Diktators Nicolae Ceausescu in Rumänien, als Frauen an ihrem Arbeitsplatz gynäkologisch untersucht wurden. Das beste Alter zum Kinderkriegen, so Buzkaja, sei 18, 19 Jahre, quasi direkt nach dem Schulabschluss. So könnten die Frauen im Lauf ihres Lebens mehr Kinder bekommen.

Ganz klares Übel

Die Biologieprofessorin Maria Wedunowa aus Nischni Nowgorod identifiziert ein ganz klares Übel: „Die Menschheit hat einen großen Fehler gemacht, indem sie die Ausbildung von Frauen zuließ. Wenn Frauen Karriere machen, wer soll denn dann Kinder auf die Welt bringen?“, fragte sie in einem Interview 2023 und sah sich, vor allem in den sozialen Netzwerken, einem Shitstorm ausgesetzt.

Doch auch Senator*innen, Abgeordnete oder Menschen auf der Straße finden nicht selten, dass „die Mädchen zu viel Freiheit“ hätten und „Hochschulbildung zu nichts“ führe. Die Funktion junger Frauen, so sagt es auch Margarita Pawlowa, Senatorin aus Tscheljabinsk, liege im „Kinderkriegen, nicht in der Ausbildung“.

Russlands Präsident Wladimir Putin will „Kinderreichtum“ zum „neuen Lebensstil“ machen, wie er im vergangenen Jahr sagte, bevor er 2024 zum „Jahr der Familie“ erklärte. Ihm schweben sieben, acht oder gar mehr KInder“ vor, wie er immer wieder gern sagt. Das seien „ausgezeichnete Traditionen unserer Großmütter und Großväter“. Abtreibungen sollen in staatlichen Kliniken nach und nach untersagt werden.

Frauen in Russland wird immer mehr die Rolle als Gebärmaschine aufgebürdet. Die Kirche mahnt sie zur Mutterschaft, das Fernsehen zeigt sie als Anhängsel des Ehemanns, der Staat will mit ihnen das demografische Problem lösen. Schon in den Schulen lernen Jugendliche im neuen Fach „Familienführung“, dass eine kinderreiche Familie Pflicht sei. Der Erzpriester Andrei Tkatschow erzählt bei seinen Predigten, dass eine Frau, die ihre Brust nicht zum Stillen benutze, gar nicht erst hätte geboren werden sollen.

Einzimmerwohnungen stören

Die Staatsduma hat eine „russlandfremde Child-free-Bewegung“ ausgemacht und will alle, die die „Kinderlosigkeit propagieren“, mit hohen Bußgeldern bestrafen. Vor einer Scheidung sollen die Noch-Eheleute verpflichtend psychologisch beraten werden.

Selbst Einzimmerwohnungen stören. Würden sie verboten, so meint der Senator Anatoli Schirokow, entstünde sofort eine „demografische Revolution“. Kaum einer, der laut nach Kinderreichtum schreit, hat selbst – offiziell – mehr als zwei Kinder.

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48 Kommentare

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  • Käptn Blaubär , Moderator*in

    Vielen Dank für Eure Beiträge, wir haben die Kommentarfunktion geschlossen.

  • Das ist nun mal ein nicht zu leugnender Fakt dass Demografie ein harter Machtfaktor ist...nicht der einzige, aber ein ganz entscheidender. Und da ist egal, wer das aus welchem Interesse heraus adressiert.

    Auch demokratische Gesellschaften die Kinderlosigkeit propagieren, schaufeln ihr eigenes Grab.

    Wobei man hier zwischen Bevölkerungsgröße und Bevölkerungsstruktur unterscheiden muss. Deutschlands 20 Millionen Rentner sind zwar innenpolitisch dominant. Außen- und machtpolitisch sind sie dagegen ein gewaltiger Malus, da Deutschland bei der Versorgung seiner Alten völlig vom Ausland abhängig ist.

    Daher können kleinere, aber jüngere Gesellschaften einflussreicher sein, als größere, überalterte Staaten.

    • @Chris McZott:

      Zwischen "Gesellschaften die Kinderlosigkeit propagieren" (haben Sie Beispiele dafür?) und solchen, die Frauen zu Gebärmaschinen verkommen lassen möchten, gibt es nichts?



      Familienförderung und von mir aus auch Demografiepolitik sind richtig und wichtig. Liberale Gesellschaften müssen aber auch Kinderlosigkeit aushalten.

    • @Chris McZott:

      "Auch demokratische Gesellschaften die Kinderlosigkeit propagieren, schaufeln ihr eigenes Grab."

      Welche demokratischen Gesellschaften propagieren denn Kinderlosigkeit? Auch bei uns werden Familien mit Kindern gefördert. Auch wenn es noch an vielen Ecken hackt.

      Im Artikel geht es eher darum, in die zeit vor der allgemeinen Verbreitung von Verhütung zurückzukehren...

  • Man kann einfach nur hoffen, dass Frauen sich verweigern.

    Nicht nur, was das Gebären betrifft, sondern auch ansonsten dem ganzen Männeraggressionswahnsinn.

    • @cazzimma:

      Es ist unwahrscheinlich, dass die Mehrheit der russischen Frauen in die Zeit vor 1917 zurück will.

  • Eine ähnliche Propganda für mehr Geburten macht der türkische Präsident Recep Erdogan schon seit über zehn Jahren, wie man u.a. in diesem Artikel der "Süddeutschen Zeitung" von 2010 lesen kann:

    "Der türkische Ministerpräsident Erdogan bittet seine Staatsbürgerinnen, die Nation zu retten. Seine Empfehlung für jede Frau: mindestens drei Kinder zu bekommen."

    www.sueddeutsche.d...r-tuerkei-1.261927

    Dennoch sank die Geburtenrate der Türkei 2024 auf den niedrigsten Stand ihrer Geschichte, wie die deutschsprachige Version von "Hürriyet" berichtet:

    "Im Jahr 2023 sank die Geburtenrate in der Türkei auf 1,51 Kinder, den niedrigsten Stand in der Geschichte."



    ____

    www.hurriyet.de/ne...schichte-133711674

    Ob Herr Putin also in Russland diesbezüglich mehr Glück hat? Man darf es stark bezweifeln.

  • Diese Ideologie "Macht durch Bevölkerungszuwachs" gibt's nicht nur in Russland....



    In orthodox-jüdischen Familien Israels oder in den USA gibt's dasselbe Menü seit Jahrzehnten.



    Und dort hat es funktioniert.



    Für Russland bin ich da eher skeptisch...

  • In der Ukraine vor dem Krieg war Leihmutterscgaft liberalisiert und es gab eine Zahl von Frauen, die sich gegen Cash darauf eingelassen haben.



    Wer Familien mit vielen Kinder erleben will, könnte vielleicht katholische oder evagelikale Familien beobachten, insbesondere deren Mischung aus Liebe, Wertschätzung, Wohlstand und Religiosität.

    • @Christoph Strebel:

      Nein danke. Verbohrte Religiöse sind kein Vorbild. Ihre Liebe und Wertschätzung gilt nämlich nur Menschen, die Ihre Gesellschaftlichen Vorstellungen aus dem 19. Jahrhundert teilen.

      Dass ich als Frau frei entscheiden kann, wie ich leben will, ist ein zu hohes Gut, um es an Putin, Evangelikale, Islamisten, Katholiken von vorgestern oder andere Reaktionäre zu verlieren.

      • @warum_denkt_keiner_nach?:

        Und wenn Frauen sich frei entscheiden, einem religiösen Weltbild und/oder "gesellschaftlichen Vorstellungen aus dem 19. Jahrhundert" entsprechend zu leben - wo stehen Sie dann?

        Natürlich braucht es eine Abgrenzung zum Zwang - stamme er nun aus der Familie, von irgendwelchen Kanzeln oder vom Staat. Aber sich von Anderen vorschreiben zu lassen, wie man sich als freier Mensch gefälligst zu verhalten hat, ist aus meiner Sicht wieder nur das nächste Einfallstor für autoritäre Denkstrukturen.

        • @Normalo:

          "Und wenn Frauen sich frei entscheiden, einem religiösen Weltbild und/oder "gesellschaftlichen Vorstellungen aus dem 19. Jahrhundert" entsprechend zu leben - wo stehen Sie dann?"

          Dann dürfen sie das natürlich. Die Betonung liegt auf "frei entscheiden".

          Wenn die Drohung mit ewiger Verdammnis im Hintergrund steht, ist die freie Entscheidung allerdings nicht immer einfach.

      • @warum_denkt_keiner_nach?:

        Na, vielleicht sollten Sie sich doch mal real mit Ihren Vorurteilen beschäftigen.

        • @vieldenker:

          Ich beschäftige mich mit den realen Aktivitäten dieser Leute in den USA, Polen, Ungarn und und und...

          Vom Wahnsinn, von dem der Artikel handelt, wollen wir lieber garnicht erst reden...

  • „Die Menschheit hat einen großen Fehler gemacht, indem sie die Ausbildung von Frauen zuließ. Wenn Frauen Karriere machen, wer soll denn dann Kinder auf die Welt bringen?“"

    Der Fehler war wohl vor allem, Frau Wedunowa auszubilden und zur Professorin zu machen 😁

    Mein Gott, was es für Menschen gibt...

  • Nach meinem Eindruck sind die sehr wohlhabenden und die sehr armen Familien besonders kinderreich. Die von Abstiegsängsten geplagte Mittelschicht bleibt sich in Sachen Nachwuchs eher zurückhaltend. Ist der feststellbare demografische Effekt, steigenden Wohlstands möglicherweise auch der gleichermaßen steigenden materiellen Ungleichheit geschuldet?

  • "Die Biologieprofessorin Maria Wedunowa aus Nischni Nowgorod identifiziert ein ganz klares Übel: „Die Menschheit hat einen großen Fehler gemacht, indem sie die Ausbildung von Frauen zuließ. Wenn Frauen Karriere machen, wer soll denn dann Kinder auf die Welt bringen?“"



    "Kaum einer, der laut nach Kinderreichtum schreit, hat selbst – offiziell – mehr als zwei Kinder."



    Heuchelei kennt keine Obergrenze. Wenn die Männer an der Front verheizt werden, bleibt den Frauen nichts anderes übrig, als sich selbst zu versorgen. Wenn sie dann noch Kinder haben ... Dann sind sie de facto alleinerziehend und dafür ist der Mensch einfach nicht gebaut.

  • Deutschlands Bevölkerung schrumpft auch ...

    Aber WIR haben ja genug Wohnraum für Familien,



    genug Kindergartenplätze,



    ein Schulsystem der Weltspitzenklasse,



    moderne und gut ausgestattete Schulgebäude usw.

    Wir. Sind. Wer.

    Aber stimmt, sowas wie „Lass uns heiraten!“ wäre bei uns undenkbar.

    Hier sucht der Bauer seine Frau oder es wird ene Schwiegertochter gesucht, nicht wahr ?

    • @Bolzkopf:

      Ja, wir Deutschen haben da eine mindestens ebenso grenzwertige Philosophie: wir haben zuwenig Kinder, selbst für die wollen wir kein ausreichendes, funktionierendes System von Schul- und Berufsbildung finanzieren. Wir setzen darauf, dass andere Länder uns fertig ausgebildete Ärzte, Pflegekräfte, Apotheker, Informatiker, ja sogar Dachdecker und Elektriker überlassen. Die diese anderen Länder selbst dringend brauchen.



      Das korrekte Wort dafür ist: schnorren.



      Wenn die russische Spezialoperation Demographie „erfolgreich“ sein sollte, werden sich die russischen Putin-Fans noch wundern, wie teuer so eine demografische Wende wird, wenn die „boomer“-Generation in die Schule kommt.

  • Wozu die Mädchen in die Schule schicken, da kommen sie nur auf dumme Gedanken. Mit 18/19 Jahren Kinder kriegen?... viel zu spät. Wie viele Zyklen da schon unbefruchtet ins Land gezogen sind. Beschlaft sie doch gleich, sobald sich die Fertilität einstellt, solange sie noch jung und fügsam sind, sollte man ihren Uterus knechten. Wer keine Skrupel hat, Kinder in den Krieg zu schicken, der kann auch Kinder schwängern. Braucht ja weiteres Kanonenfutter, wenn man seinen Allmachtsphantasien nachgehen muss.



    Hat mal jemand dem irren Ivan gesteckt, dass auch Queere Familiengründung das Problem schmälern könnte? Aber wer will schon in einer derart homophoben Gesellschaft leben…



    Sorry für den Sarkasmus aber mit Fassungslosigkeit ist dem Irrsinn dieser Welt einfach nicht mehr beizukommen.

    • @Ceridwen:

      Eventuell mit freiwilliger Sterilisation. Keiner will seinen Kindern so ein überfüllte, feindliche Welt doch zumuten.

  • Putin könnte ganz einfach den Tod von mehreren hundert Männer am Tag verhindern indem er sich der Ukraine ergibt.

    • @Thomas Koll:

      Nicht mal das muss er. Er muss seine Mörderbande nur hinter die Grenzen von 2013 zurückziehen und sämtliche militärische Gewalt gegen die Ukraine einstellen lassen. Eine offizielle Kapitulation oder ähnliches braucht es da gar nicht.

  • Hoffentlich machen die Frauen irgendwann mal nicht mehr mit bei ihrer Unterdrückung. Einfach keine Kinder mehr bekommen, das wäre mal ein Zeichen. Aber vermutlich werden sie dann angekettet und besamt, den Männern ist das ja sowieso alles egal.

    • @Gnutellabrot Merz:

      Ein Gebärstreik, das wäre sehr intelligent und wirkungsvoll.

  • Dass das größte Land der Welt andere Probleme hat, als China oder Indien, ist verständlich. Aber weil dieses Land gleichzeitig imperialistische Ambitionen hat und autoritär regiert wird, ist durchsichtig, dass es der Politik hier nur um Kanonenfutter geht. Freier Wille und Menschenrechte gehörten noch nie zu den russischen Werten ...

    • @Christian Lange:

      Ich denke nicht, dass es Putin wirklich primär um Kanonenfutter geht. Er hat einfach das doppelte Problem, dass,selbst wenn sein Russland attraktiv genug wäre, um im großen Stil Einwanderer anzuziehen, er dank seiner völkischen Ideologie ohnehin nur ethnische Russen als Russen akzeptieren könnte. Und die werden halt - auch ganz ohne Kriegseffekte - immer weniger.

  • Wird jetzt in Rußland die Vielehe eingeführt? Die potenziellen Väter werden ja gerade in der Ukraine verheizt.

    • @fleischsalat:

      Wenn die Putinisten das afghanische Demographie-Modell übernehmen, kommt mann -vorläufig- mit relativ wenigen Männern aus: 1 Kerl und max 4 Frauen....



      Dauert halt nur mindestens 20 Jahre. Und wird sehr teuer. Schule... und so.



      Und was Männerüberschuß angeht, der zum "Kanonenfutter" taugt, kann Russland mit dem chinesischen Nachbarn eh nicht mithalten...

      • @Monomi:

        Kanonenfutter muss nicht in die Schule.

  • "Die Biologieprofessorin Maria Wedunowa aus Nischni Nowgorod identifiziert ein ganz klares Übel: „Die Menschheit hat einen großen Fehler gemacht, indem sie die Ausbildung von Frauen zuließ.""

    Mag sein. Aber vielleicht hätte die Dame ohne Ausbildung noch größeren Unsinn von sich gegeben.

    • @pitpit pat:

      Die Erkenntnis, dass mit steigendem Wohlstand die Anzahl an Kindern abnimmt, kann man ihr nicht vorwerfen. Die Schlussfolgerung, dass dies "schlecht" sei, sollte der Vorwurf sein. Denn ebenfalls belastbar ist die Aussage, dass mit dem Bildungsgrad der Mütter (nicht allg. der der Frauen) auch die Wahrscheinlichkeit eines initiierten Angriffskrieges aus verschiedenen Gründen sinkt

    • @pitpit pat:

      Tja, Deutsches Mutterkreuz im Dritten Reich. Gleiche Ideologie. Davon mal abgesehen: Diese Dame wäre dann auch keine Professorin.

      • @Minelle:

        Solche Spezialoperationen (egal ob die für die Männer in der Ukraine oder die zukünftigen Mütter) gelten doch nicht für die herrschende Klasse, sondern nur für das Fußvolk. Die Moskauer Schickeria ist immer außen vor.

    • @pitpit pat:

      Da hat wohl jemand Angst vor gebildeten Frauen.

  • Wenn es ums Kinder gebären geht, kommen nun mal nur Frauen in Frage.



    Eben jenes "Menschenmaterial" scheint dringend in zukünftigen Kriegen benötigt zu werden.



    Ich kann jede Frau verstehen, die darauf keine Lust hat. Finstere Zeiten.

  • Die Alternative würde wohl zustimmen, aber was sagt denn Frau Wagenknecht zu den Vorstellungen ihrer Freunde?

  • Irre: Eine Professorin spricht Frauen das Recht auf Ausbildung und Karriere ab...

  • 6G
    611245 (Profil gelöscht)

    Nichts neues unter der Sonne. Bereits Augustus erließ vor 2000 Jahren solche Gesetze.



    zB. lex de maritandis ordinibus („über die Heiratspflicht der Stände“).

    Schon damals gab es ein Demographieproblem.

    Für alle Männer zwischen 25 und 60 und alle Frauen zwischen 20 und 50 Jahren wurde eine Pflicht zur Ehe eingeführt. Kinderreiche Familien erhielten Privilegien, Ehepaare mit weniger als drei Kindern mussten dagegen rechtliche Nachteile hinnehmen.

    In der DDR bekam man nur als Verheiratete mit Kindern eine Neubauwohnung.



    Gleiches Privileg ist ja das Kindergeld und so.

    Gebracht hat das alles nicht viel. Aus irgendwelchen Gründen sinkt die Geburtenrate, wenn der Wohlstand steigt.

    • @611245 (Profil gelöscht):

      In der Gesamt-BRD gibt's ganz besonders für die Paare mit Kindern WEDER eine Neubau- NOCH eine Altbauwohnung.



      Sondern gar keine.



      Allenfalls für Singles.



      Nun müssen wir unsere Bundeswehr ja auch personell aufpeppen....Nur... mit wem? Da werden Anwerbeinitiavien in Entwicklungsländern wie für Informatiker und Pflegekräfte ja wohl kaum funktionieren....

    • @611245 (Profil gelöscht):

      Die Anzahl der Kinder pro Frau hängt vor allem mit den Frauenrechten zusammen, und steigt minimal mit günstigen Umständen (z.B. wenn es eine gute Versorgung gibt wie KiTa-Plätze, Elternzeit etc).

      Wenn es sehr viele Kinder gibt, wächst irgendwann auch Streit um Ressourcen. Je mehr Kinder pro Frau es gibt, desto häufiger sind auch Kriege - im Umkehrschluss wirken Frauenrechte also auch präventiv.

      Jetzt sehen wir allerdings an diesem Artikel, dass Krieg auch viele Kinder erwünscht..

      Manchmal vergessen wir, dass Frieden nicht wirklich die Norm ist, was aber weniger an den Bewohnern liegt, sondern eher an der machthungrigen Führung, die eh nichts zu befürchten hat..

    • @611245 (Profil gelöscht):

      Die Geburtenrate sinkt auch mal bei Armut. Es gibt Menschen in der westlichen Welt, die sich Kinder schlichtweg nicht leisten können. Sie müssten weniger Arbeiten gehen und hätten dann weniger Geld.

      Für wohlhabende (zumindest in Industrielämdern) ist es m.E. so, dass die individuelle Absicherung im Alter von eigenen Kindern weitgehend entkoppelt wurde. Ich muss nicht mehr Kinder bekommen, damit ich im Alter versorgt werde.

      Ich halte diese Entkopplung für vordergründig: nahezu egal, welche Rente ich beziehen will/muss (Aktien, vermietete Immobilien oder gesetzliche Rente) funktioniert im Kern durch arbeitende Menschen. Diese Menschen erwirtschaften einen Reichtum, an dem ich aufgrund irgendwelche Regeln und Gesetze einen Teil von abbekomme. Oder zugespitzt gesagt: wir können uns nicht alle gegenseitig nur Wohnungen vermieten und Aktien verkaufen 😉

    • @611245 (Profil gelöscht):

      "Gleiches Privileg ist ja das Kindergeld und so."



      Bei solchen Aussagen kann ich verstehen das Deutschland als kaltes Land und kinderfeindlich wahrgenommen wird.



      Sozialstaat ja bitte, aber nur solange es mir was nützt.

    • @611245 (Profil gelöscht):

      ...und steigt wieder, wenn der Wohlstand gute und zuverlässige Kinderbetreung, auch Care-Arbeit der Väter und gute Zukunftsperspektiven beinhaltet, siehe Schweden.

    • @611245 (Profil gelöscht):

      Wenn der Wohlstand steigt, dann nie für alle gleichmäßig. Soweit zum Wohlstand auch Gesundheit gehört, heißt das auch noch nicht, dass Menschen mehr Sexualität haben. Soweit ich weiß, soll dies Voraussetzung für Kinder sein 😉. Sicherlich gehört ein gewisser Wohlstand in die Gleichung hinein. Der Grund für weniger (definieren, bitte!) Kinder ist mE die Vorstellung vom Partner bzw hat evol. Gründe, d.h. alles will die "Oberklasse" haben, nicht nur Konto, sondern auch Aussehen.

    • @611245 (Profil gelöscht):

      Das stimmt. Kinderkriegen ist seit je her gewünscht. Schon im Altertum musste man gegen die natürliche Sterblichkeit angehen und auch gegen die weniger natürlich durch Krieg (wahrscheinlich spricht man darum von Kinder "kriegen" :-) ).

      Ist natürlich nur ein Unterschied, ob man das gesellschaftlich propagiert und dann mit sozialem Druck dazu gedrängt wird, ob man - wie in Deutschland - per Geld und jeder Menge Vorteile bestochen wird, oder ob man dazu echt gezwungen wird.

      In Russland ist es noch obendrein so, dass sie unter anderem aus diesem Grund Kinder aus der Ukraine verschleppen.

      Aber völlig richtig: neu ist das selbstredend alles nicht.

    • @611245 (Profil gelöscht):

      Ja aber die Masse der Russen lebt in einem korrupten Drecksloch, da ist es nicht der Wohlstand der die Geburtenrate drückt.

    • @611245 (Profil gelöscht):

      Das Kindergeld als Privileg. Ich weiß auch nicht. Eher Erleichterung? So ein Kind, das isst, trinkt, braucht Kleidung, ein Zimmer, Möbel, Zeit, sehr viel Zeit, Schulausstattung, Freizeit, Spielzeug, Instrumente... Ob sich das von 250€ (für das Erste) bezahlen lässt?