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Ex-DDR-Staatsoberhaupt in BerlinEinmal DDR-Kuscheln mit Egon Krenz

Zum 75. Jahrestag der DDR-Gründung tritt der einstige SED-Chef Egon Krenz in Berlin auf. Für Russland findet er lobende Worte, für die Ampel nicht.

Umgeben von Fans, am 5. Oktober bei einem Auftritt in Berlin: Egon Krenz Foto: Stefan Boness/Ipon

Berlin taz | Bevor der ehemalige Staatsratsvorsitzende des verschwundenen Arbeiter- und Bauernstaats am Samstagabend die Bühne des Kino Babylon am Rosa-Luxemburg-Platz in Berlin betritt, gibt es kurz Zeit für Selfies. Ein Jugendlicher legt seinen Arm um Egon Krenz. Stolz trägt der Knirps sein blaues Shirt mit der Aufschrift „DDR“, obwohl die Zeit der Freien Deutschen Jugend fast 35 Jahre zurückliegt.

Manche Weggefährten wie Günter Schabowski änderten mit der Zeit ihre Meinung über die DDR, Egon Krenz aber nicht. Der ehemalige Führer der SED ist heute froh, bei jungen Menschen wieder Aufmerksamkeit zu bekommen. Selbstverständlich macht der Politrentner aus Dierhagen an der Ostsee ein Erinnerungsphoto für die nächste Generation. Der 87-Jährige hat seine treue Anhängerschaft vor allem aber bei den Älteren. Seine One-Man-Show im Kino Babylon ist restlos ausverkauft.

An diesem denkwürdigen Abend taucht die real verschwundene DDR wieder ein wenig auf. Ein erster Gruß geht an die sozialistischen Brüder in Kuba, auch ein anwesender Botschaftsrat Russlands wird persönlich erwähnt. Eine Verantwortung für den mörderischen Krieg gegen die Ukraine bekommt Putin am Samstag nicht zugeschrieben. Für Krenz ist ein gefährliches Russland nichts weniger als „ein Märchen“.

Klage über angeblichen Russlandhass

Von der Zeitung Junge Welt eingeladen, setzt Krenz sich hinter ein Pult. Mit kräftiger Stimme schleudert er seine Evergreens ins Publikum, das regelmäßig applaudiert. Die DDR sei ein antifaschistischer „Friedensstaat an der Seite der Sowjetunion“ gewesen, beteuert er. Die Militarisierung des Alltags und der Erziehung, die Propaganda und den tolerierten Einmarsch der Roten Armee in der benachbarten Tschechoslowakei 1968 lässt der einstige NVA-Soldat unerwähnt.

Der „friedlichen DDR“ setzt Krenz, der wegen des Schießbefehls an der Berliner Mauer nach der Wende im Gefängnis saß, die Nato gegenüber, die den Kosovo bombardiert habe. Auch die Ampel-Regierung nennt Krenz „heuchlerisch“, weil sie keine „Verhandlungen“ mit Russland aufnimmt. Dass Moskau ein Telefonat mit Scholz vergangene Woche ablehnte, vergisst Krenz zu sagen.

Zurecht betont er aber, dass seine NVA-Soldaten 1989 in den Kasernen blieben. Nachdem Krenz im revolutionär-demokratischen Herbst im Politbüro Erich Honecker gestürzt hatte, kam es nicht zum Kugelhagel in Berlin und an den schwerstbewachten Grenzen.

Krenz nutzt seinen Auftritt zum Rundumschlag gegen die Bundesrepublik und ihre Regierung. Er kritisiert eine angebliche Gleichsetzung der DDR mit „Mief und Mauer“, mit „Stasi und Stacheldraht“. Dabei sei die DDR „ein kinderfreundliches Land“ gewesen, sagt der mehrfache Großvater – ohne die autoritären Jugendwerkhöfe mit einem Wort zu erwähnen. Auch preist Krenz die Wohnungspolitik der DDR. „Wir bauten Millionen Wohnungen“, sagt er über die neu errichteten Plattenbauten nach dem Krieg. Seine autoritär geführte DDR habe zudem „kein Spekulantentum, Arbeitslose oder soziale Kälte“ gekannt. Wie Sahra Wagenknecht beklagt er eine „obszöne Kluft zwischen Arm und Reich“.

Auf Linie mit Wagenknecht

Und der in Moskau geschulte Ex-Funktionär predigt wie Wagenknecht, die AfD oder jüngst Dietmar Woidke, Michael Kretschmer und Mario Voigt den Austausch mit dem Kreml. Die Verantwortung fürs blutige Sterben an der ukrainischen Front kommt ihm nicht über die Lippen. Krenz kritisiert auch einen angeblichen Russenhass, „das alte Feindbild“.

Und er wehrt sich gegen eine Gleichsetzung von 40 Jahre DDR mit der zwölfjährigen Zeit des Nationalsozialismus. „Die Ostdeutschen sind nicht braun“, mahnt er. Die Waffenlieferungen an die überfallene Ukraine lehnt er ebenso ab wie die Stationierung von amerikanischen Raketen in Deutschland. Die Ampel-Regierung müsse die Signale der Bevölkerung wahrnehmen. „Hört zu“, befiehlt der einstige SED-Chef Krenz.

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61 Kommentare

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  • Käptn Blaubär , Moderator*in

    Danke für eure Beiträge, wir haben die Kommentarfunktion nun geschlossen.

  • Er bekommt die Rente, die ihm nach Gesetz zusteht. Wäre es anders bekäme er keine Rente. Wem das nicht passt, der möge die Gesetze ändern oder sich ärgern. Ich habe aufgehört, darüber zu grübeln, wer alles Rente bekommt und für was für geringe Leistung. Alleine wenn ich an einen exBundespräsdidenten denke …



    Aber das wollte ich ja nicht mehr. Da gönne ich lieber den Krenz seine Rente …

    • @Mouse:

      Ja, natürlich soll er die Rente bekommen, die im gesetzlich zusteht. Aber man hätte die Gesetze so ändern können und sollen, dass Einkommen aus Tätigkeit in der Führung der DDR-Diktatur nicht zählen! Das wäre gerecht, insbesondere gegenüber den anderen 17 Millionen DDR-Bürgern, die von den Diktatoren Honecker, Mielke, Krenz und Co. in die DDR eingesperrt wurden.

      Diktatoren sollten generell keine Rente aus ihrem Einkommen für ihre menschen(rechts)verachtende Tätigkeit der Unterdrückung der Bevölkerung bekommen! Im Gegenteil: Sie sollten ihr - selbst festgelegtes, aber unverdientes - Einkommen vollständig zurückzahlen!

    • @Mouse:

      Was war denn die Leistung Krenz?

      Und was schuldet unser Staat einem, der wirklich NICHTS für ihn getan hat?

      • @Suryo:

        Gesetz ist Gesetz. Wem's nicht passt, möge die Mehrheiten suchen und dann die Gesetze ändern. Solange befolgen und beachten wir alle die bestehenden Gesetze.

        • @Mouse:

          Gesetz ist das eine. Sie aber scheinen zu meinen, Krenz stünde eine Rente auch moralisch zu. Was sonst meinen Sie denn mit “Leistungen”? Dass er sich irgendwie verdient gemacht hat?

  • Warum interessiert es irgendjemandem was dieser Mann zu sagen hat. Er hatte seine Zeit in der er alles hätte besser machen können, hat aber nichts gemacht.



    Das Gedächtnis des Volkes ist dement.



    Und jeder der Opfer dieses Staates war wird wahrscheinlich mit den Tränen ringen.

  • Opa erzählt vom Krieg 2.0

  • Wir brauchen Krenz als Wohnungsbauminister! Wenn der sagt "Niemand hat die Absicht 1 Mill Wohnungen zu bauen", sind die 3 Monate später bezugsfertig.

  • Die Faktenlage des Autors ist sehr dünn. Weder war Krenz NVA-Soldat noch ist die NVA in die CSSR 1968 einmarschiert.



    Plattenbauten wurden nicht nach dem Krieg sondern erst 25 Jahre später gebaut. Aber diese Fakten sind einem westdeutschorienten Schreiber natürlich nicht bekannt

    • @Peter Herrmann:

      Die Faktenlage von Peter Herrmann ist sehr dünn.

      "Von 1957 bis 1959 diente Krenz bei der Nationalen Volksarmee (NVA) in Prora als Unteroffizier und übte FDJ-Funktionen auf Divisionsebene aus. Im Jahre 1958 war er Delegierter der SED-Parteiorganisation der NVA zu deren V. Parteitag." (wikipedia)

      Im Artikel wird nicht behauptet, dass die NVA in die CSSR einmarschiert wäre, sondern der Autor schreibt nur vom "tolerierten Einmarsch der Roten Armee in der benachbarten Tschechoslowakei 1968"

      Und die Plattenbauten wurden richtigerweise nach dem Krieg und nicht vor dem Krieg gebaut.

      Aber diese Fakten sind dem egalwie-, aber jedenfalls nicht tatsachen-orientiertem Kommentator natürlich nicht bekannt.

    • @Peter Herrmann:

      Die DDR hat die Invasionspläne im Vorfeld politisch stark unterstützt und sie war auch bereit eigene Truppen zu entsenden. Der Einmarsch erfolgte u.a. über deutsches Gelände. Die DDR trägt also durchaus eine Mitverantwortung, politisch in hohem Maße, militärisch in geringerem.

  • Nur zynische Menschen denen das Wohl anderer vollkommen egal ist, wollen Verhandlungen mit dem Kriegsverbrecher Putin, der selbst Verhandlungen ablehnt und in der Ukraine weiter morden und zerstören lässt.

  • Warum berichtet keiner über die große Demo vor dem Babylon gegen den Unrechtsstaat DDR, die die Parteien der demokratischen Mitte initiiert hatten? Ach ja stimmt ja, da war ja nix .

    • @tilogay:

      Warum auch? Krenz ist nun wirklich kein echtes Problem und auch seine opportunistisch geschichtsvergessenden Anhänger eher eine Kuriosität als eine Gefahr für die Demokratie.

  • Warum man diesen Mann nicht im Knast hat verroten lassen. Er war es, der im Rahmen der Aktion Rose 1961 meinen Großvater "abgeholt" hat, worauf er in russische Arbeitslager verschleppt wurde - auf nimmer wiedersehen. Der Mann hat Menschenleben und -schicksale auf dem Gewissen.

    Dementsprechend ist es blanker Hohn, wenn dieser Mann die DDR, als Schauplatz des kalten Krieges und mit dem allgegenwertigen Feindbild Kapitalismus, als Friedensstaat bezeichnet.

  • Man muss schon konstatieren, dass die DDR und den Sozialismus nicht hinbekommen hat, aber man muss leider auch sagen, dass all die antisozialen und antisozialistischen Staaten dieser Erde die Demokratie nicht hinbekommen. In der DDR gab es sicherlich gute sozialistische Ansätze, so wie es in der BRD gute demokratische Ansätze gibt.

    Würde man vollständigen Sozialismus mit vollständiger Demokratie mischen, dann hätte sicherlich ein wohlgeratenes Baby, so hat zwei Rosemaries Babies geboren (DDR + BRD).

    Also in beiden Bereichen gibt es noch entschieden Luft nach oben.

    • @Uns Uwe:

      Das Problem ist das "man". Denn vollständiger Sozialismus ist inhärent antipluralistisch. Er kann seine wirtschaftlichen Zwecke nur erfüllen, wenn "man" wirklich praktisch Alle sind, die mitglauben und aktiv mittun, dass er funktioniert (das berühmte "Jeder nach seinen Fähigkeiten,..."). Das ist einer Demokratie, die Pluralismus fördert und fordert, wesensfremd. In einer Demokratie müssen auch erhebliche Teile der Bevölkerung fundamental anderer Meinung über das Wirtschaftssystem sein können und das entsprechend leben, ohne dass dieses gleich in eine Abwärtsspirale gerät, die nur mit Repression aufzuhalten ist.

      Denken Sie sich einfach mal ein "vollständig sozialistisches" System, das genug Freiheit lässt, dass auch eine Westerwelle-FDP da 30% erreichen könnte, wenn sie nur genug Wähler findet - die sich naturgemäß auch im Alltag eher FDP-mäßig ("Wenn Jeder an sich denkt, ist an Alle gedacht") verhalten. Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber ohne das Postulat, dass diese 30% Andersdenkende schlicht unmöglich zu sein hätten, verursacht die Vorstellung bei mir einen Knoten im Hirn.

      • @Normalo:

        Nach meinem Verständnis geht es bei der Sozialismus-Diskussion darum, wie über die Verwendung der Produktivkräfte entschieden wird. Und die Antworten der theoretischen Klassiker sieht ja nicht so aus, dass irgend ein "Führer" (oder eine einzige Partei) alleine darüber entscheiden sollte, eher im Gegenteil. Es sollen Alle an dieser Entscheidung beteiligt sein, also alle Pluralitäten sollen miteinander diskutieren, wie die Produktivkräfte zum Wohle jedes einzelnen Menschen am Optimalsten eingesetzt werden.

        "Jeder nach seinen (individuellen) Fähigkeiten, jedem nach seinen (individuellen) Bedürfnissen" schließt ja Pluralismus/Diversität mit ein.

        Der FDP-Ansatz läuft wohl auf die Frage hinaus: "Kann ich dann noch Karriere machen? Darf ich ein eigenes Haus mit Garten und ein Auto haben?" - wenn ich es richtig verstehe.

        Da geht es also bei näherem Hinsehen gar nicht um ein "Andersdenken", sondern um materiellen Besitz.

        Aber Sozialismus bzw. Kommunismus haben als Grundziel, dass sich eben jeder und alle zusammen das produzieren können, was sie brauchen und dazu gehört auch ein gemeinsames Leben im Wohlstand.

        Das wäre sozialistisch und demokratisch, weil Alle ihren Konsum mitbestimmen.

  • Geschichte wiederholt sich am Beispiel DDR Staatsratsvorsitzenden der letzten DDR Tage Egon Krenz *1937 mit Karl Marx Wording, von Tragöde gescheitert russischen Oktober Revolution 1917 Endes 1. Weltkrieges 1914-1918 unter kaiserlich deutschem Siegfrieden Diktat Brest-Litowsk März 1918 hin zur Farce von Egon Krenz am Ostsee Darß Dierhagen der für die Sättigungsbeilage einer Sprachhülsen Pose „Musters ohne Wert“ siegreicher UdSSR mit DDR Primus unter Gleichen sozialistischen Lagers, ungeachtet deren Implosion mangels besseren RGW Rats 1990-1991, nach Mafia Losung „Nichts Hören, Sehen, Schweigen“ völkerrechtswidrigen Angriffskriegen heutigen Russlands in Ukraine seit 24.2.2022, mit Vorlauf russischer Annexion der Regionen Luhansk, Donezk in Ostukraine, davor Krim Annexion 2014, in Tschetschenienkriege 1994-1996, 1999-2009, propagandistisch billigend in Kauf nimmt in Umkehrung Terrorkrieges gegen Zivilgesellschaften in militärische Spezialoperationen nach Kreml Sprachregelung



    Früher galt Krenz als FDJ Vorsitzender in DDR Jungpionieren Ferienlagern als Größter Radeberger, Lübzer Flaschenbieröffner , heute ist er als Gespensterflaschengeistöffner unterwegs „I will do my very Best"

  • Nó. Dess Grenschd hiea abba ooch mächdig nuwieda! Newahr

    kurz - Darauf einen Bommerlunder! - 🍓



    So ist das eben - wie bei ihm -



    Humor - das unbekannte Wesen.

  • Unvollständig, fast schon normal. Wie kurz war der Diktaturverantwortliche denn "Staatsratsvorsitzender"? Und wie lange im Knast?

    • @Sarg Kuss Möder:

      Fehlen Ihnen Hinweise auf die umfassende FdJ-Karrire 1959-83 oder seine langjährigen Mitgliedschaften in ZK, Staatsrat und Politbüro, in denen er seit 1984 zweiter Mann hinter Honecker war?

    • @Sarg Kuss Möder:

      Was hat das eine mit dem anderen zu tun?

      Seit 1981 war er im Staatsrat, seit '84 Honeckers Stellvertreter im selben.

  • Wie in den 50er und 60er Jahren in der alten Bundesrepublik: Damals Alt-Nazis, Frontkämpfer, Wehrmachts- und SS-Angehörige, KZ-Wachmannschaften heute Alt-Stalinisten, Stasi-Schergen, SED-Bonzen und IM, es ist die gleiche totalitäre Soße, die sich über Deutschland ergießt. Lüge und Dekadenz, Hass auf den Klassenfeind, hier trifft sich der moralisch verwerfliche Rest Deutschlands, die Ewig-gestrigen Verhöhner der Opfer der DDR-Diktatur.



    Aber auch im Artikel stimmt eine historische Tatsache nicht:

    „ den tolerierten Einmarsch der Roten Armee in der benachbarten Tschechoslowakei 1968„, nein die DDR und die NVA hat diesen völkerrechtswidrigen Einmarsch in die CSSR nicht nur toleriert: Ulbricht wollte mit seiner NVA in vorderster Reihe am Wentzelsplatz und auf dem Altstädter Ring wie 1939 die Wehrmacht einmarschieren, nun auf der richtigen Seite der Geschichte. Selbst Breschnew hatte mehr Taktgefühl als der kriegslüsternde Ulbricht und seine NVA-Generäle und verbannte Ulbrichts Truppe ins Erzgebirge auf die deutsche Seite. Die DDR war kein Friedensstaat und die NVA keine Friedensarmee. Die Ähnlichkeiten bis auf die Uniformen zur Reichswehr waren frappierend.

    • @Peter Stolz:

      Wäre es nur nach Honecker gegangen, wäre die DDR auch in Polen einmarschiert und hätte 1989 Panzer eingesetzt...

      "Ich liebe doch alle Menschen" Erich Mielke...

    • @Peter Stolz:

      Im wesentlichen hat sich das Alt-NS-Personal-Problem in der BRD-West noch ein paar Jahre durch die Politik gezogen, aber dann durch schlichtes Wegsterben gelöst. Es blieb kein verklärtes Sehnsuchtsland in Gedanken der Nachfolgeneration - auch weil ebendieses Alt-NS-Personal die eigene Verstrickung auch innerfamiliär nicht breitgetreten hat.



      Das ist bei den DDR-Nostalgikern anders: bis auf Stasi-Mitspieler der übleren Sorte haben die DDR-Fans ihre Sehnsüchte und Verletzungen an die nächste Generation weiter gegeben. Dazu hat beigetragen, dass die BRD-West mit Wirtschaftswunder aufwärts ging - und die gesamtdeutsche BRD-Ost mit Treuhand-Abwicklungen und Wirtschaftskrise abwärts ging und wenig positive Gefühle jenseits neuer Autos und der Reisefreiheit hinterließ.

  • Seltsam: hat der Mann völlig vergessen, wieviel Bruderküsse er zu Zeiten von DDR und Sowjetunion er tatsächlich mit Ukrainern getauscht hat? Die schon gefärbten Erinnerungen werden von ihm und seinen Gläubigen nahtlos auf Russland übertragen und begrenzt. Während man die ukrainischen Brüder und Schwestern DEM russischen Bären zum Fraß hinwirft, der damals noch als unbeliebter Sowjetagent für Gehorsam in der DDR sorgte.



    Wenn es der Gemütslage dienlich ist, kann man der eigenen Erinnerung wirklich jeden Liebesfilm einspeisen.

  • "Für Krenz ist ein gefährliches Russland nichts weniger als „ein Märchen“..."



    ...Und dass Märchen wahr werden können, dafür steht schließlich das Jahr 1989.



    Wer hätte auf die Einheit gewettet, als die DDR im Jahr 1989 noch zum Jahrestag ihre Errungenschaften feierte?

    www.hdg.de/lemo/ka...ution/40-jahre-ddr

    "Auch preist Krenz die Wohnungspolitik der DDR. „Wir bauten Millionen Wohnungen“, sagt er über die neu errichteten Plattenbauten nach dem Krieg."



    /



    www.spiegel.de/fot...trecke-114899.html



    /



    Am Ende - wie vieles - mit durchaus überschaubarer Halbwertzeit, eher unerwartet aber nicht unerwünscht.

  • Manchmal scheint unsere Politik/Verwaltung auch auf dem linken Auge blind. Schlimm, eine derartige Verharmlosung und DDR Folkloreschau so geschehen zu lassen.



    Man stelle sich das auf der rechten Seite vor: BDM, HJ und Lebensborn von begeisterten "Zeitzeugen" verklärend erzählen zu lassen. Märchenstunden at it's worst.

  • Einem Lügner, Straftäter, Wahlfälscher, Lobpreiser der chinesischen Lösung 1989 und bis heute Diktaturenfreund eine Bühne zu geben, für mich ist das Babylon nunher als Ort gestorben. Demnächst Gedenkveranstaltungen für Franco, Pinochet oder Mao?

    • @Hans aus Jena:

      Pinochet kam mit Hilfe von einem US-gestützten Putsch an die Macht und dort wurde neoliberale Politik ausprobiert, die dann auch im vielzitierten freien Westen angewandt wurde. Der Handel zwischen BRD und Chile nahm nach dem Putsch auch zu. Da gibts/gabs wohl auch in westlichen Regierungen gewisse Diktaturenfreunde 😉

      • @vøid:

        In der Tat. Erst gegen Ende des (gewonnenen) Kalten Krieges wurde er zunehmend nutzlos und da entdeckte man mit einem Mal, dass er ja nicht durch und durch 'democracy- and human rights compatible' war. Wozu auch, er hatte seine Aufgabe erfüllt als Terrorherrscher, der Chile brutal-neoliberal zurichtete...

      • @vøid:

        Und? Russland ist weitaus "neoliberaler" als Chile es jemals war und lebte bis 2022 sehr gut von dem Handel mit Deutschland (von allen dt. Parteien unterstützt).

        Das ist keine Frage zwischen West/Kapitalismus und Ost/Sozialismus...es sei denn sie schlagen Putins Russland dem Westen zu.

        • @Chris McZott:

          Worum es mir ging: Mich stört nur, wie Interessenspolitik so moralisch und uneigennützig als Kampf für Demokratie Menschenrechte usw. dargestellt wird, weil eben zu unglaubwürdig. Daher halte ich das eher für die Kämpfe um Einfluss in der Welt zwischen den Großmächten. Manche Parteien begründen dies nationalistisch, andere als moralisch uneigennütziges Handeln.

          • @vøid:

            Das kann man ja abstrakt meinen. Ich sehe es sogar ähnlich.

            An dieser Stelle wirkt es aber so, als ob sie Putins Russland mit der Lagerpolitik im Kalten Krieg relativieren wollen.

            1. Das passt sachlich vorn und hinten nicht - wie gesagt Putins Reich ist der feuchte Traum eines jeden Großkapitalisten (siehe Trump!).

            2. Ist diese Logik zweischneidig. Wenn "Der Westen" und Putin auf einer moralischen Stufe stehen, dann muss man diese auch gleich bewerten und zwar in beide Richtungen z.B. wenn man Russland Sicherheitspolitik als gerechtfertigt ansieht, dann darf man gegen die US-Invasion im Irak nichts sagen...Sicherheitsinteressen der Großmacht usw.

  • In Zeiten in denen die Grünen total absacken, gibt es, auch und gerade für die taz wieder was worüber man, frau auch, sich ungeniert sich auslassen kann. Man muss Krenz nicht mögen, aber immerhin ist er seiner Linie treu geblieben. Man muss auch nicht alles glauben bzw. ihm folgen, aber es gibt durchaus Punkte die nun einmal auch richtig sind. Man kann den Krieg im Donbass auch erwähnen, nur was hat der mit der deutschen Geschichte zu tun? Und natürlich kann man erwähnen, dass einem Russland nicht gefährlich ist. Ich empfinde und habe es noch nie empfunden, dass Russland für uns gefährlich ist. Ich vermisse hier die Weitsicht und Lockerheit eines Willy Brandts.

    • @Mouse:

      "Man muss Krenz nicht mögen, aber immerhin ist er seiner Linie treu geblieben."



      Die Linie des DDR-Staatsratmitgliedes Egon Krenz war es, neokolonialistische Angriffskriege kapitalistisch-imperialistischer Staaten verbal zu unterstützen? Demnach war er nie Sozialist?

      "Ich empfinde und habe es noch nie empfunden, dass Russland für uns gefährlich ist."



      Dann sollte die AfD als Putins Proxy Ihnen auch nicht gefährlich vorkommen.

      • @Chris McZott:

        Richtig, auch die AfD halte ich nicht für gefährlich. Und den Verbotsantrag für äußerst dumm und blöd. Das Scheitern zwitschern doch schon die Vögel von den vielen Dächern ....

    • @Mouse:

      "Man muss Krenz nicht mögen, aber immerhin ist er seiner Linie treu geblieben."

      Ja, der Wahlfälscher, jahrelange Diktator-Stellvertreter und Kurzzeitdiktator Krenz liebt alterstarrsinnig immer noch Diktaturen und Diktatoren mit Stasi und Jugendwerkhöfe (als Zeichen der Liebe zur Jugend) und lehnt weiterhin Demokratie und Menschenrechte ab!

      Warum bekommet er eigentlich Rente, obwohl er noch nie etwas im Leben geleistet hat, außer eine menschen(rechts)verachtende Diktatur tatkräftig zu unterstützen? Mitglieder von Verbrecherbanden bekommen doch auch keine Rente aus unserem Sozialsystem! Mehr als Grundsicherung steht dem Schreibtischtäter jedenfalls nicht zu!

      Im Gegensatz zu Schabowski hat Krenz nichts aus der Geschichte gelernt und ist absolut unfähig, sein Handeln kritisch zu hinterfragen. Krenz als DDR-Staatschef wäre vermutlich noch brutaler als der senile Honecker gewesen, wenn da nicht rechtzeitig die Wende gekommen wäre!

    • @Mouse:

      Krieg „im Donbass“ sagt schon alles.

  • Wer ist schon Egon Krenz?

    • @Peter Lorenz:

      Schlicht und ergeifend ein Verbrecher ist das.

  • Da sieht man mal, wie nachhaltig die marxistisch-leninstische Bildung unserer alten DDR-Eliten war. Genau Null.

    Dass man Russland nicht als knallhart kapitalistisch-imperialistischen Staat erkennt, und entsprechende Einordnungen innerhalb der (real)sozialistischen Dogmatik vornimmt, zeigt doch, dass das alles Lügen waren/sind. Russland ist wie schon im 19 Jhd. die führende Kraft der Reaktionären in Europa und die Ex-SEDler bejubeln das noch.

    Offenbar war nicht der Sozialismus, sondern großrussischer Imperialismus bzw. Kolonialismus (Russifizierung) die eigentliche Ideologie des Ostens.

  • soviel verlogene „Ostalgie“ - in seinem Fall eher Altersstarrsinn. Bei den Montagsdemos lautete ein Plakat „Blumen statt Krenze“, das bringt auch diesen Artikel auf den Punkt.

  • Ein derartiger Journalismus ist erschreckend und abstoßend! Eine Berichterstattung stelle ich mir anders vor! Letztendlich begibt sich der Autor auf die untersten Ebenen des Populismus und der Polemik!

    • @Dr. Enseleit Jürgen:

      Die Partei, die Partei hat immer Recht :-)



      und wehe ein Journalist wagt es gegen einen nachweißlich verurteilten Verbrecher Kritik zu äußern.



      Wo ist die schöne Zeit von vor 89 bloß geblieben.

    • @Dr. Enseleit Jürgen:

      Was hätten Sie denn besser gefunden? Die massiven Auslassungen und Geschichtsverdrehungen, die Krenz' Vortrag offenbar enthielt, schön unter den Teppich zu kehren? So zu tun, als habe die geneigte Zuhörerschaft darauf kritisch-differenziert reagiert?

  • Ist das Satire?



    Wir haben 2024.

  • Die soziale Kälte der DDR zeigte sich unter anderem in den niedrigen Renten und darin, dass Rentner ruhig in den Westen reisen durften. Denn man wäre froh gewesen, wären sie, die unnützen Fresser, dort geblieben.

    Mal ganz davon abgesehen, dass soziale Wärme ja nicht etwa am 3. Oktober gesetzlich verboten wurde und der Grad des sozialen Engagements in Vereinen, Kirchen und Parteien im Osten immer noch messbar geringer ist als im Westen.

  • Die DDR war ein „Friedensstaat“ der Oppositionellen gedemütigt, zersetzt, eingesperrt, gefoltert hat, eine Diktatur ohne Moral und Menschenrecht.

    • @Tino Winkler:

      Ja, die DDR war ein "Friedensstaat", der einen Psychokrieg gegen das eigene Volk führte mit Schießbefehl, Stasi und Jugendwerkhöfen!

  • Dieser Auftritt ist grotesk.



    Aber auch die Gleichsetzungen von Krenz mit anderen Politikern finde ich übertrieben.



    Schon eine Gleichsetzung von Krenz und Wagenknecht hinkt gewaltig, auch wenn es da noch vertretbare Parallelen gibt. Krenz und die AfD sind strukturell grundverschieden und schwer vergleichbar, schon weil Krenz eine Person ist und keine Partei.



    Aber Krenz mit Dietmar Woidke, Michael Kretschmer und Mario Voigt gleichzusetzen, ist wirklich fast schon obszön.

  • Hier gibt's nichts zu sehen. Bitte weitergehen.

  • Krenz ist Symbol eines untergegangenen Staates, und hat seit dessen Verschwinden politisch keine Rolle mehr gespielt noch irgenwelchen anderen, nennenswerten Einfluss ausgeübt.

    Von daher ist seine Meinung so interessant wie der Sack Reis, der in China umfiel.

    • @Herbert Eisenbeiß:

      Problem sind nur diejenigen die ihm tosenden Applaus liefern ... zum Beispiel BSW-Fans.

  • Ach härm! “Ja lebt denn ddr alte Holzmichel noch?“



    Und gut is •

  • Was will man denn von einem ewig gestrigen verbohrten Ideologen auch anderes erwarten. Der gibt ja nicht mal zu, dass die DDR wirtschaftlich am Ende, sprich bankrott und gescheitert ist. Vom politischen Aspekt ganz zu schweigen.

  • Okay, meinetwegen können die Profiteure der gezwungenen Sozi-Einheit im trauten Kreis ihre untergegangene Diktatur feiern. Immerhin musste Egon ja nicht das Licht ausmachen, da der Klassenfeind den Konkurs des Lampenladens über viele Jahre durch Alimentierung so lange verhindert hat, bis der große Bruder in Moskau den Stecker zog. Und seither kann auch die Jugend tatsächlich ganz frei ihr Glück in aller Welt finden und selbst der Egon seinen gepanzerten Ruhestand im Blauhemd ohne Verfolgung genießen.

  • Einfach unerträglich. Und all die Opfer des DDR Regimes verhöhnend.

    Aber daran scheint sich niemand zu stören.

    Wenn die DDR oder Russland morden, dann scheint das ok zu sein.

    Einfach unerträglich.

    • @Gnutellabrot Merz:

      China nicht vergessen. War Krenz nicht derjenige, der das Massaker auf dem Platz des Himmlischen Friedens vonseiten der DDR-Führung begrüßt und China dazu beglückwünscht hat?



      Ja, er hat China dafür gelobt, es sei "etwas getan worden, um die Ordnung wiederherzustellen."



      www.evangelisch.de...e/94873/04-06-2014



      Diese Leute sind in China bis heute an der Macht und werden von der Linken als Partner für die Befriedung des Ukrainekriegs an die Wand gemalt.