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Verfehlte Werbekampagne des SenatsArm, aber peinlich

Berlin startet eine neue bundesweite Imagekampagne. Die ist misslungen, spiegelt aber auch wider, was aus der Stadt inzwischen geworden ist.

Diese Kampagne ist noch nicht mal auf die interessante Art schlecht Foto: Agentur DOJO/Partner für Berlin

L iebste Berliners und alle, die es werden wollen, ich habe eine traurige Mitteilung zu machen: Berlin ist tot. Mutmaßlich umgebracht vom eigenen Senat. Das war vorauszusehen, werdet ihr sagen. Diese Stadtentwicklung konnte nur tödlich enden. Wenn man nix gegen die Armut tut, dann wird aus „arm, aber sexy“, eben schnell „arm und krank“ und darauf folgt nun mal tot. Wir nehmen’s gelassen.

Diese Haltung ist sehr berlinerisch von euch und ich will an dieser Stelle auch keine große Fassbrause aufmachen, aber nun wurde vom Regierenden die Grabrede angekündigt. Am 12. September soll sie kommen.

In Form von 16 Motiven auf 1.500 Flächen in Berlin und in Medien: Der Senat hat eine neue Imagekampagne gestartet und sich dafür mit einer Agentur zusammengetan, die wohl auf Dad-Jokes spezialisiert ist. Die Slogans klingen genauso, wie sich Touris die Berliner Schnauze vorstellen, nur in Konservativ und Spröde. Es ist wie eine Busfahrt mit deiner Tante aus Niederrodenbach und sie sagt, „Ach, da ist ja der Fernsehturm, wie nennt ihr den noch gleich? Spargel? Rotstift? Ihr Berliner habt doch für alles so witzige Spitznamen“ … nur trockener als das und irgendwie mit einem leicht traurigen Unterton.

Beispiel? „Wir können unfreundlich, aber auf die nette Art.“ Die Verantwortlichen nennen das selbstironisch. Ich nenne es: Die Stimmung in der Stadt nicht gelesen. Die Menschen hier, die sich nicht überlegen, welches Start-up sie mit Papas Geld als nächstes gründen sollen, brauchen gerade mehr Herz als Schnauze. Besonders von Politik und Verwaltung.

Nicht witzig

Es gibt noch mehr. Wie gesagt: Es sind sechzehn Motive. „Was wir von Mauern halten, wisst ihr ja.“ Moment. Ist das nicht derselbe Senat, der den Görlitzer Park einzäunen und ab­schließen möchte? Gegen den Willen der An­woh­ne­r*in­nen und des Bezirks? Das ist nicht „selbstironisch“, das ist gehässig.

Wenn man sich den Rest durchliest – und da wird man wohl nicht dran vorbeikommen –, befällt einen eine gewisse Melancholie und das traurige Gefühl, verlassen worden zu sein. Berlin ist nicht mehr chaotisch, aber cool. Nicht mehr hart, aber frei. Denn die Stimmung schlägt um, wenn aus Prekarität Elend wird. Wenn Menschen, die hier ihr Leben, ihre Lieben und ihre Arbeit haben, die diese Stadt gestalten und prägen, es sich nicht mehr leisten können, auch hier zu wohnen.

Schlechte Infrastruktur ist nicht witzig. Sie trifft besonders Behinderte und chronisch kranke Menschen. Familien mit Kindern und Leute mit wenig Geld.

Lange Zeit konnte ich in Berlin kreativer und freier sein als irgendwo sonst. Der finanzielle Druck, die soziale Unsicherheit, wachsender Rassismus, Antisemitismus und Queerfeindlichkeit, Ableismus, das krasse Erstarken reaktionärer Gruppen: Sie drohen gerade all das zunichtezumachen, wofür die Stadt steht. „Wenn wir nix auf die Reihe kriegen, warum stehen dann alle Schlange?“, das war vor zehn Jahren. Doch war seitdem einer der an der Kampagne Beteiligten mal in Berlin? Wenn ja, dann sicherlich nicht östlich vom Wannsee.

Diese Kampagne ist noch nicht mal auf die interessante Art schlecht. In der Pressemitteilung heißt es, sie wäre mutig. Aber da ist kein Mut, nur Abstand zum Zeitgeist. Alles ist so uninspiriert, wie diese Stadt zu werden droht. Berlin hat wenn, dann eine Imagekampagne verdient, die so peinlich ist wie die Posse um den BER. Nur eben nicht ganz so teuer.

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Simone Dede Ayivi
Simone Dede Ayivi ist Autorin und Theatermacherin. Sie studierte Kulturwissenschaften und ästhetische Praxis in Hildesheim. Aktuell arbeitet sie zu den Themen Feminismus, Antirassismus, Protest- und Subkultur.
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52 Kommentare

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  • Die neue Kampagne: ein Meisterwerk des postmodernen Verwaltungsminimalismus! Hier haben echte Profis der Subversion ganze Arbeit geleistet. Sie haben nämlich erkannt, dass man den Bürgern das, was anderswo eine selbstverständliche Erwartung an eine funktionierende Verwaltung wäre, unter dem Deckmantel der Selbstironie noch weiter herunterfahren kann. Genial! Schließlich: Wozu sich noch beschweren? Hat ja eh keinen Sinn. Mit dieser Aktion wird nun auch der letzte Querulant, der noch wagte, nach *vier Wochen* eine Rückmeldung vom Tiefbauamt zu fordern, endgültig in die Schranken gewiesen. Ernsthaft, was für ein Spießer! Wer erwartet denn heutzutage noch, dass man nach 30 vergeblichen Anrufen und drei unterschiedlichen Telefonnummern endlich jemanden erreicht, der einem mitteilt, ob das Anliegen überhaupt in Bearbeitung ist? Willkommen in der Hauptstadt!

    Da reißt man also in heldenhafter Manier zweimal denselben Gehweg auf – klar, innerhalb weniger Tage, warum nicht? Und anstatt genervt zu sein, soll man sich gefälligst über die kreative Wiederverwertung städtischer Ressourcen freuen. Aber keine Sorge: Dank der Kampagne kann man all das als Teil einer charmanten, urbanen Inszenierung

  • Wenn die so viel Geld anderer Leute übrig haben, sollten sie eher mal Wowis Massaker bei der Berliner Verwaltung rückgängig machen. So fürn Anfang. Die Town house-Schickeria kommt von alleine bzw hat ja längst übernommen.

    Und, kleiner Tip: Wenn Leute wegziehen, könnte das auch an der unterirdischen Wohnungspolitik liegen.

    Berlin zum Regierungssitz zu machen war ein Fehler, Bielefeld hätte gereicht.

  • Berlin is so mega goil - wir lieben es..

  • Berlin ist leider schon längst vorbei, insofern ist der Artikel total treffend.

    Wenn ich heute durch die Stadt fahre, sehe ich einerseits die Dysfunktionalität, klar. Sie trifft natürlich die Schwächsten am härtesten.

    Das andere, was ich denke: Wann ist alles hier so langweilig geworden?

  • @RERO

    Ja, von Immobilien Gnaden: taz.de/Mutmasslich...eispende/!5932128/

    Zum Rest Ihres Posts sage ich lieber nix. Sonst lande ich noch bei Diepgen und werde ausfällig.

    Wenn jemand in Berlin schlecht regiert hat, dann vor allem die CDU. Korrupt bis in die Knochen.

  • Und ich dachte, THE LÄND wäre an Peinlichkeit nicht zu überbieten...

  • Berlin war, ist und bleibt peinlich.

    Und das hat nichts mit einer Image-Kampagne zu tun.

  • Genauso dumm, wie andere Städte, die sich innerhalb ihrer Stadt selbst bewerben. Finden die sich selbst so schlimm, dass sie Angst haben, die eigenen Einwohner hauen ab wenn man ihnen nicht erläutert, wie toll, sexy, etc. man ist.

  • Berlin ist das Neapel von Deutschland, einfach eine Geldverschwendung.

    • @Abraham Abrahamovic:

      schön wärs...

    • @Abraham Abrahamovic:

      Jetzt also plötzlich noch auf Napoli rumhacken. Wieso das denn?! Zu südlich?! Noch etwas aufgewärmte Ressentiments (klar, war ja ursprünglich griechisch)? Landjunker-Schnarren 2.0.

      • @Earl Offa:

        Zu Camorra.

  • Also eigentlich kenne ich nur sehr, sehr wenige gute staatliche Imagekampagnen. Insofern, liebe Berliner, seit Ihr auch darin nur schlechter deutscher Durchschnitt.

  • Architektonisch ist Berlin keine Schönheit. Was Berlin im positiven ausmacht, sind seine/ihre Menschen. Die Freiheit, Kreativität (uvvm.) und manchmal auch die Anarchie mit "Herz und Schnauze".. Kurz zusammen gefasst in dem Spruch:

    Berlin ist "arm aber sexy"

    Und da paßt es eben nicht so gut, wenn ein neuer Senat genau diese Menschen indirekt maßregelt indem er demokratisch gefaßte Referenden, wie den Fahrradentscheid oder "dt Wohnen und Co enteignen" aushebelt und damit eben jene Menschen verhöhnt.

    Und es paßt auch nicht so gut, die Cannabislegalisierung durch ein hin und her schieben zw. den Behörden hinaus zu zögern (womöglich damit man sie nach der nächsten BtWahl wieder zurück drehen kann.?).

    Denn genau so wird dann aus *arm*...*elend* und aus *sexy* dann wohl mehr und mehr *muffig*..

    Insofern taugt Berlin gerade als Reallabor dafür wie sich eine Gesellschaft verändert, wenn (beide) Regierungsparteien das *D* in ihrem Namen plötzlich nur mehr klein schreiben und sich über die Entscheidungen ihrer lebendigen Zivilgesellschaft hinweg setzen.

    Ich denke die Berliner:innen werden sich dessen gewahr werden und ihre Schlüsse daraus ziehen..

  • In Köln, wo man ja ein anderes Image pflegt, hängen in der KVB (der "Kommt vielleicht bald"-Straßenbahn) jetzt Plakate mit dem Text:



    "Seid lieb zueinander."



    Gezeichnet von den Kölner Verkehrsbetrieben und einer lokalen Band.



    Ist ein bisschen abgedroschen, bedient ein bisschen das Klischee, kann aber in diesen Zeiten wirklich nicht schaden.



    Als eine, die seit bald 30 Jahren weggezogen ist, sehe ich solche Plakate beim Heimatbesuch mit gemischten Gefühlen - aber wenn mir dann die Muffeligkeit und antrainierte Unfreundlichkeit mancher Stuttgarter in den Sinn kommt, kriege ich glatt ein bisschen Heimweh nach der Stadt am Rhein...

    • @Annette Thomas:

      Was heißt antrainierte Unfreundlichkeit in Stuttgart? Das Gebruddle kommt ganz natürlich.



      Köln ist als alte Handelsstadt offen und freundlich, zumindest an der Oberfläche, und als Industriestadt gerne auch offen und deutlich.



      In Stuttgart Kölnerin, das ist ein Rezept für Heimweh.

  • Wer nichts auf die Reihe kriegt der startet eine Charme-Offensive.



    Ob WoWi seinerzeit mit "arm, aber sexy" oder eben diese Kampagne mit ähnlichem Tonfall.



    Berlin hat sich seit mein Wegzug von dort verändert.



    Nur eben nicht zum Besseren.



    Statt das Leben der Menschen zu verbessern (Beispiel Termine in den Bürgerämtern) versucht man den Trash mit Glamour zu übertünchen.



    Kann ich immer wieder vor Ort erleben, wenn ich mal wieder vorbei schaue...



    Dickes B an der Spree - wie und wenn ick Dir seh - das tut weh.

  • Es ist schrill das eine Stadt versucht in der eigenen Stadt Imagewerbung zu betrieben, für gewöhnlich versucht man Touristen von sich zu überzeugen und nicht die eigene Bevölkerung. Die weiß ja schon wie es ist und muss deshalb jede euphemistische Selbstdarstellung als plumpen Manipulationsversuch verstehen, was es ja auch ist.

    Darüber hinaus habe ich nicht viel Positives über Berlin zu sagen. In der Altstadt kann man es noch ganz gut aushalten, weil die nicht ist wie Berlin sonst ist. Am liebsten sehe ich Berlin im Schulterblick kleiner werdend, während der Flieger in Richtung Frankfurt an Flughöhe gewinnt.

    • @Julius Anderson:

      Was meinen Sie mit "Altstadt"?

    • @Julius Anderson:

      Berlin hat eine Altstadt?

  • Ich bin Ur-Berliner. Habe 1998 die Stadt aus beruflichem Grunde verlassen. Seitdem bin ich Zuschauer. Und staune jeden Tag was aus "meiner" Heimat seither geworden ist. Berlin ist heute alles. Aber nicht mehr cool. Da wollten alle nach der Wende hin...weil Berlin "..dit musste jesehen ham wa.." und alle alle kamen. Bis heute. Und suchen das coole. Das Problem: Sie alle haben sich ja



    selbst mitgebracht. Der echte, coole Berliner konnte sich alsbald die Zentrumsnahen Mieten nicht mehr leisten, oder wurde "warm-saniert". Ist mir selbst 1997 in der Choriner Straße passiert. Worauf will ich hinaus: Berliner...so die echten...muss man suchen. Es kann nur Murks herauskommen wenn man einer Werbefirma mit Mitarbeitern von überall nur nicht Berlin.., die ganz bestimmt am Firmenpool sitzen, alle lachen und sind TOTAL GUT DRAUF und Hafermilchlattenschoki TOTAL kreativ..."Ihrer" Stadt eine Kampagne basteln dürfen. Einfach die Stadtreinigung fragen, oder die BVG. Die hatten es doch gezeigt wie es geht. Witzig, knackig, Message verstanden. Aber mit einem passiv-aggressivem Spruch Lust auf Behörde machen..läuft, Berlin.

  • Wegen solchen Texten liebe ich die taz!

  • Zusätzlich zur beschriebenen Situation krankt Berlin an der Mentalität vieler Leute "Ich bin dies und das also darf ich alles." Leider verwechseln Viele schlechtes Benehmen mit Rebellion. Dadurch wird der Alltag unnötig verdorben. Die dadurch gebundene Kraft könnte besser eingesetzt werden.

  • Verdrängung ist schon ein großes Problem. Kenne in meiner Gegend fast niemanden mehr. Spontane Unterhaltungen gibt es nicht mehr, viele Sprachen kamen hinzu und gleichzeitig viel Ausgrenzung. Die Touristellen hier, die vorher fast niemanden interessiert haben, explodieren regelrecht. Zahlreiche Neubauten mit viel zu vielen Autos (unter anderem ein Pickup, dessen Front mir bis zur Schulter geht. Widerlich und gefährlich, vor allem wegen der zwei Schulen und drei Kitas in unmittelbarer Nähe.) Straßen und Öffis sind überlastet. Der kleine Fleck mit ein paar Einkaufsgeschäften und einem Spielplatz wurde zu einem Ort der Aggressionen, unbedingt zu meiden. Überhaupt trifft man immer öfter auf Menschen die rumschreien und andere bedrohen, aber wenn sie es nicht wahr machen weil die Leute stillhalten und sich entfernen dann passiert da auch nichts. Ich gehe nicht mehr selbst in den Supermarkt, weil es auch dort schrecklich geworden ist. Die guten Imbisse und Cafes schließen immer wieder. Man wird zu Fuß an jeder Ecke fast von einem Fahrrad oder E-Scooter umgefahren. Parks sind an Wochenenden viel zu voll und laut geworden. Ist das leben? Ich will weg. Aber wohin...

  • Als jemand der in der Stadt groß geworden ist und jetzt etwas mehr als zehn Jahre im Ausland gelebt hat muss ich persönlich sagen, dass die Stadt so wie ich sie kannte, nicht mehr existiert. Aber das war in Teilen schon vor über zehn Jahren der Fall. Das was die Stadt mal ausgemacht hat und weswegen so viele hier gekommen sind, v.a. seit Beginn der Jahrtausendwende, gibt es nicht mehr.



    Vor Jahren hatte mal eine Berliner Zeitschrift, ich bin mir nicht sicher ob es Tip oder ZITTY war eine Umfrage unter ihren Lesern gemacht. Damals hatte der Senat nach einem Spruch für Berlin gesucht hat, den andere Bundesländer hatten (wie Sachsen -Anhalt das Land der Frühaufsteher). Dies hatte in Berlin zu Be Berlin geführt (genauso stumpfsinnig wie die Kampagne jetzt und vermutlich auch zu teuer). Mir blieb aber ein Vorschlag eines Lesers der Zeitschrift immer im Gedächnis, passenderweise auch noch unter einem Bild des Hauptbahnhofs als ein Stahlträger durch starken Wind herabstürzte. Und der Spruch lautete: "Berlin- wir können alles nur nichts richtig."

    • @Momo Bar:

      ... und genau das versucht Berlin nach wie vor als cool zu verkaufen.

  • Ein bisschen wie die Werbung für die Bahn, "ASAP-Mail auch ASAP schreiben" nämlich im topmodernen ICE, in dem man entspannt mit top W-Lan sitzt und seine Arbeit mindestens so entspannt erledigt wie im Büro.



    Natürlich ist die Realität eine andere, die coole Berliner Schnodderschnauze nervt, wenn sie mit offensichtlicher Dysfunktionalität gepaart ist. Coolness geht nur mit einer gewissen Qualität, ansonsten ist man halt unfähig und hat dazu auch noch miese Manieren.

    • @Bambus05:

      Leider wahr. Manchmal gibt es löbliche Ausnahmen, aber zu wenige.

  • Stimme zu: Peinlicher gehts fast nicht. Was für eine Geldverschwendung für diese Imagekampagne.

  • Mutig? Wieviel hat die Werbeagentur dafür kassiert?

    Aber zurück zum Thema: liebe Berliner*innen: Ihr müsst diesen OB von Immobilien Gnaden endlich loswerden. Wie konnte das nur passieren?

    • @tomás zerolo:

      Wie das passieren konnte, ist simpel erklärt:

      Nach Rot-Grün-Rot lag die Messlatte so dermaßen niedrig, da konnte fast jeder drüberhüpfen.

      OB von Immobilien Gnaden?

      Die Initialzündung für den ganzen Wohnungsschlamassel legte in Berlin ein rot-roter Senat.

      Seitdem wurde es immer schlimmer, ganz ohne CDU in der Regierung.

  • Berlin ist peinlich?



    Kann sein, aber daran haben auch Linke und SPD viel dazu beigetragen.

  • Alles valide Punkte. Danke für das Thema.



    Für mich nicht nachvollziehbar: warum braucht Berlin überhaupt eine Imagekampagene? Kostet viel Geld, das besser einzusetzen wäre. Ausserdem, wozu? Es gibt eh nicht genug Wohnungen, überall ist es eng, warum also auch noch für Berlin werben?



    Diese Plakete wirken auf mich wie mit sog. Streetart angemalte Hausfassaden an Wohnhäusern, die innen marode sind. Auch da wäre das Geld besser bei den BewohnerInnen in Renovierung investiert.

  • "Wir können unfreundlich, aber auf die nette Art." - Das ist auch schlicht und einfach falsch und passt nicht mal zu den Klischees. Wenn, dann ist es umgekehrt: Berliner können auf unfreundliche Art nett sein. Der Spruch dagegen impliziert, dass sie nach außen hin charmant sind, darunter aber bösartig. Und dass sie nach außen charmant sind, würde ja nun wirklich niemand behaupten.

    • @Suryo:

      Genau so! :o)

  • Sie droht nicht uninspiriert zu werden, sie ist es schon. Hier wow-wow-amazing-tourist-start up-digital nomad-Berlin. Auf der anderen Seite von stumpfer Kommerzialisierung und Investorenhofierung verdrängte eigentliche Einwohner:innen. Und dazwischen ziehen die zu, die es sich noch leisten können und meinen, dass Berlin noch cool und interessant sei. Berlin nervt aber nur noch. Da hilft auch keine Imagekampagne. Und wozu braucht man die überhaupt, wenn immer noch alle nach Berlin wollen? (Noch!) Sehen die im Senat schon in die Zukunft und wissen um den Attraktivitätsverlust, der irgendwann zu allem durchdringt? Da gäbe es aber ganz andere Schräubchen zum Drehen als das Image bewerben...

  • Es wird langsam Zeit, dass Berlin vom Länderfinanzausgleichstropf genommen wird.



    Es kann nicht sein, dass eine Hauptstadt von den umliegenden Regionen finanziert werden muss. Wo auf dieser Welt ist das noch der Fall? Nirgendwo! In anderen Ländern erzeugt die Strahlkraft und die lokale Politik einer Hauptstadt in ausreichendem Maße für gute wirtschaftliche Rahmenbedingungen mit in Folge einem überdurchschnittlichen Bruttosozialprodukt und damit auch überdurchschnittlichen Einnahmen. In anderen Ländern finanziert die Hauptstadt das Umland und nicht umgekehrt.



    In Berlin ist das Gegenteil der Fall.



    Dazu kommt, dass Berlin seinen Bürgern im Vergleich zu anderen Ländern die umfangreichsten Sozialleistungen gönnt - angefangen von kostenfreien KITA-Plätzen über das vergünstigte Bahnticket usw.



    Schluss damit - Ich plädiere dafür, dass Berlin ab sofort keine Gelder mehr aus dem Länderfinanzausgleich bekommt!

    • @Andere Meinung:

      Berlin wird von Brandenburg finanziert? Das halte ich für ein Gerücht.

    • @Andere Meinung:

      Die Investition in Sozialleistungen sind weniger das Problem als die Investitionen in Projekte wie den BER ohne genügende Aufsicht über die Verwendung der Gelder. Im Gegenteil, es gibt immer noch Bereiche wie z.B. die Jugendämter und Schulen, wo es fehlt. Das allerdings beileibe nicht nur in Berlin.

      • @aujau:

        Sozialleistungen sind keine Investitionen.



        Investitionen sind Ausgaben, die mittel- bis langfristig eine Rendite erwirtschaften. Bei Staatsausgaben sind dies im wesentlichen



        1) Infrastruktur: Bau und Instandhaltung von Straßen, Brücken, Schienenwegen, Flughäfen und Häfen sowie der digitalen Infrastruktur



        2) Bildung: Investitionen in Schulen, Universitäten und andere Bildungseinrichtungen zur Förderung von Humankapital, also der Qualifikation und Kompetenz der Arbeitskräfte



        3) Forschung und Entwicklung: Unterstützung von Forschungsprojekten, Technologieförderung und Innovation, die langfristig das wirtschaftliche Wachstum fördern.

        Umweltmaßnahmen: Investitionen in erneuerbare Energien, Umweltschutzprogramme oder Klimaanpassungsmaßnahmen, die nachhaltige Entwicklung und Ressourcenschonung unterstützen.

        Wohnungsbau: Öffentliche Gelder in den sozialen Wohnungsbau oder Programme zur Schaffung von bezahlbarem Wohnraum.

  • Eines der größten Probleme Berlins: Es schröpft den wohlhabenden Mittelstand, z. B. die Doppelverdiener im Öffentlichen Dienst, nicht genug. Weg mit dem Nahverkehr fast für lau. Raus mit ihnen aus den billigen Wohnungen im stadteigenen Bestand oder in bester Lage. Das wäre schon mal ein Anfang. Aber im Ernst, vergessen wir es. Die Politische Klasse verwaltet die Stadt strikt eigenen Interesse. Dabei fällt die Unterschicht halt hinten runter. Und oben gibt es, entgegen populärer Meinung, nicht genug zu holen, um alles zu finanzieren. Der Reichtum besteht, die Gewinne mal außen vor, primär aus Unternehmensanteilen. Entweder direkt oder in Form von Aktien. Werden die verteilt, dann siehe DDR. Darum her mit der Studienratssteuer!

    • @naichweissnicht:

      ... wenn der Name Programm ist ... ^^

    • @naichweissnicht:

      "Eines der größten Probleme Berlins: Es schröpft den wohlhabenden Mittelstand, z. B. die Doppelverdiener im Öffentlichen Dienst"

      Doppelverdiener im ÖD sind MittelSCHICHT, aber sicher nicht MittelSTAND.

  • Leider war das alles schon ab "Arm aber sexy" Zeiten voraussehbar. Berlin ist nur noch eine einzige Spekulationsbubble. Wer sich die nicht leisten kann soll doch Kuchen essen.

  • Wenn man morgens eine Wortverknüpung zwischen Berlin-Imagekampagne und Dad-Jokes liest, ist eigentlich alles gesagt.



    Seit 04/2023 ist Schwarz-Rot an der Regierung. Ist seit dem auch nur irgendetwas passiert, was die Stadt wirklich voran bringt? Bin mir keiner Beispiele bewusst. Lasse mich gerne eines besseren belehren.

  • Der BER ist eine 7.079.900.000 € "Posse". Sowas kann nur ein Berliner eine Posse nennen :-)

  • Ja, ja...Berlin ist mal wieder tot... So schon vor 10, 20 30 Jahren gesagt, meistens von Leuten, die mit irgendeiner Startup-Künstler-Lebensentwurf-Illusion hier her gekommen sind und dann merken, dass das nicht geklappt hat oder doch schwieriger als in den Träumen.



    Berlin ist 'die Berliner'. Berliner sind größtenteils normale Menschen, die ihren Job machen, die Stadt am Laufen halten, einfach ihr Leben bestreiten und Imagekampagnen als das sehen, was sie sind, generell überflüssig und Nebensache. Vielleicht ist das Interesse der meisten Großstadtbewohner an der freien, kreativen Bubble eher gering und hat auch nichts mit dem inneren wie äußeren Zustand der Stadt zu tun.

    Übrigens: Das mit dem Telespargel ist ein Folkloremärchen aus vergangenen Zeiten für Zugereiste. Das sagt KEIN Berliner.

    • @KATZ___:

      Nun ohne Berlin wäre der Rest vom Schland wirtschaftlich besser aufgestellt:

      www.statistik-berl.../2024/BIP-pro-Kopf

      Berlin ist - wirtschaftlich gesehen - also eher eine Last. In den anderen EU Ländern sieht das anders aus...

  • Letztendlich ist doch aber der Zustand Berlins das Resultat der Berliner selber, die sich als hip und mit dem Slogan „arm, aber sexy“ selbst gefeiert haben und - anstatt etwas zum Besseren zu verändern - mit dem Geld anderer eine endlose Party gefeiert haben.



    Irgendwann rächt sich Selbstüberschätzung und Selbstzufriedenheit!

    • @Heideblüte:

      "...mit dem Geld anderer eine endlose Party gefeiert haben."

      Wo gab es eine endlose Party?

    • @Heideblüte:

      Welche Berliner haben sich denn mit diesem Slogan gefeiert?

      Da gab es mal einen Bürgermeister, der diesen Spruch mochte.

      War aber wie "Telespargel" - ausschließlich für Touristen.

  • Eine der Grundregeln von Imagekampagnen ist, dass sich eben auch real etwas geändert haben sollte.



    Wegners Senat talpert aber sogar in die falsche Richtung. Die Ressourcen werden nicht sparsam für moderne gemeinsame Verkehrsmittel und das Rad eingesetzt, sondern für das Umland-Auto. Und und und.



    Die Selbstentleibung der SPD nach der Wahl hat spürbar ungesunde Folgen.