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Mutmaßlich illegale CDU-ParteispendeKai Wegner im Spendensumpf

Knüpfte der Immobilien-Investor Gröner Bedingungen an die 820.000 Euro, die er an die CDU Berlin spendete? Berlins Bürgermeister ist in Erklärungsnot.

820.000 Gründe für investorenfreundliche Immobilienpolitik? Kai Wegner ist in Erklärungsnot Foto: Hannes P. Albert/dpa

Berlin taz | Kaum an der Regierung, schon mitten im mutmaßlichen Korruptionsskandal: Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) ist in Erklärungsnot wegen einer Großspende des Immobilieninvestors Christoph Gröner von 2020. Kritik gab es an den 820.000 Euro für die CDU Berlin schon länger, nun aber hat sich herausgestellt, dass die Spende möglicherweise an Bedingungen geknüpft war und damit illegal gewesen sein könnte. Der Unternehmer Gröner hatte mehrfach öffentlich behauptet, konkrete Bedingungen und Forderungen an die Parteispende geknüpft zu haben.

Transparency International fordert deswegen in einem Schreiben an die Bundestagspräsidentin Bärbel Bas eine „Prüfung potenziell illegaler Parteispenden“, aus dem der Tagesspiegel zitiert: „Eine der von ihm explizit formulierten Bedingungen bezieht sich auf die Ausgestaltung des Berliner Mietendeckels und betrifft damit direkt Herrn Gröners privatwirtschaftliche Tätigkeit als Immobilienunternehmer.“

Gröner hatte das Geld in mehreren Tranchen gespendet und mehrfach geäußert, diese an Bedingungen geknüpft zu haben: In einem Deutschlandfunk-Interview gab er gar „drei Bedingungen“ an, darunter, dass die CDU den Mietendeckel umgestalten solle, falls dieser nicht vom Bundesverfassungsgericht abgeschafft würde. Weitere Bedingungen seien mehr Geld für Kinder mit Behinderungen gewesen, sowie eine Kommunikationsebene mit Bezug zu seinem sozialen Engagement für Kinderheime. In einem Tagesspiegel-Podcast sprach er darauf nur von einer einzigen Forderung, die „sozusagen schriftlich fixiert“ sei.

Mittlerweile distanzierte Gröner sich zwar von den mehrfachen Äußerungen, die nur im „Affekt“ gefallen seien und spricht von konstruierten Zusammenhängen. Auch Wegner behauptet, dass es keine „Nebenabreden“ gegeben habe und behauptete, dass seine politischen Entscheidungen unabhängig seien. Die Spenden seien rechtmäßig und man sei Gröner dankbar.

Linke sieht mögliche Verletzung der Chancengleichheit

Transparency International fordert eine gründliche und transparente Aufklärung durch Wegner und die Union. Auch die Berliner Linke schrieb laut rbb die Bundestagspräsidentin mit der Bitte um Prüfung an. Der Linken-Geschäftsführer Sebastian Koch verweist darauf, dass Summen in dieser Größenordnung durchaus den Wahlkampf beeinflussen könnten.

Die Linke hätte für den Wahlkampf zur Abgeordnetenhauswahl 2021 einen Gesamtetat von 1,4 Millionen Euro gehabt. Wäre die Spende illegal, sei die Großspende eine „erhebliche und nicht hinnehmbare Vereitelung der Chancengleichheit“.

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11 Kommentare

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  • Irgendjemand überrascht? Berliner CDU halt.

  • Die alte Linie, die bei Merkel ein wenig in den Hintergrund gerückt ist. Namen gefällig: Kohl, Kanther, Koch, Schäuble, um nur einige zu nennen. Masken-Deals, Cum-Ex, Dieselskandal, Deutsche Bank, nur um paar Sachverhalte zu nennen. Der Regierende mit dem Charisma einer Büroklammer, durch Giffey ins Amt gehoben, wird heftig rudern müssen, um nicht unterzugehen.

  • Hallo,



    irgendwie ist es aber doch ganz praktisch, daß man im Netz wörtlich nachlesen kann, was Christoph Gröner am 08.5.2021 im DLF-Interview wirklich sagte über seine Wünsche gegenüber der CDU, Wohnungsbau, Mieter, Spekulanten, die öffentliche Hand und über die Linke als „grün angemalte Kommunisten“: www.deutschlandfun...sagen-der-100.html

    Beruhigter Gruß,



    Thomas Dräger, D-67098

    • @Thomas Dräger:

      Vielen Dank Herr Dräger!

  • Schon wieder eine AMIGO-Affäre?

  • So lange kein Mailwechsel geleakt wird, der beweist, dass die CDU für die Spende Versprechen in Richtung Gröner machte, wird gar nichts geschehen.



    Gröner, der ein kluger Mann ist und durchaus gute politische Ideen (Spekulantenschutz) beim Bauen hat, hätte mit dem Geld leicht einen Juristenfonds finanzieren können, der üblen Spekulanten und Gentrifizierern in Berlin das Leben schwer gemacht hätte. Das wäre ein Statement gewesen!



    Dazu ein Bürgerforum, bei dem gute Vorschläge (auch seine) zum schnelleren Wohnungsbau politisch diskutiert worden wären.



    Stattdessen der Schwenk von der SPD zur CDU und eine Großspende, um schnell Einfluss in der Berliner Baupolitik zu gewinnen.

    Die Grünen im Deutschlandfunk als Kommunisten zu beschimpfen ist nicht seriös und entarvt sein politisches Weltbild.

    • @Lindenberg:

      Er hat nicht Die Grünen als Kommunisten beschimpft, sondern für Die Linken ein neues Wort geprägt... Zitat: "Die grün angemalten Kommunisten"

  • Der Immobilien-Investor Gröner knüpfte Bedingungen an die 820.000 Euro? Wenn dies stimmt, sollte man ihm den Prozess machen. Im Falle des positiven Schuldspruches, gleich Berufsverbot erteilen. Wegner ist natürlich als CDU-Chef dann auch weg vom Fenster - Ist schon ein anderes Geschütz als die Trauzeugen-Affäre.



    Bin gespannt!



    Giffey wartet schon!

  • (Ironie on)



    Solange Herr Wegner nicht den Grünen angehört, ist doch hier im Lande alles in Ordnung. Ob nun der Spender seine Spende an Bedingungen geknüpft hat oder nicht, ist bei CDUCSUFDPSPD völlig egal, hat mit der Sache nichts zu tun.



    (Ironie off)

  • Ich zitiere wiederholt ein `bonmot´ eines ZON-Lesers (gefallen im Zusammenhang mit den 5-Tage-Präventivhaft-Phantasien des forschen Bürgermeisters), das da lautet: "CDU macht CDU-Sachen!"

    Immer und immer wieder!

    Wann lernem wir Wählerinnen und Wähler, daraus die richtigen Konsequenzen zu ziehen?!

  • Alter Hut, wie in der Merkel-Ära, Dauerkorruption bei der CDSU.



    Aber vorallem den Miethaien, den Mietzins-Wucherern, die deutschen Bürger zum Fraß vorwerfen.



    Die CDSU ist seit Adenauer immer korrupt!!