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Eine Demokratie setzt sich aus den Interessen vieler verschiedener Menschen zusammen. Wie kriegen wir alle unter einen Hut? Foto: Helge Bias / plainpicture

10 Ideen von IntellektuellenWie retten wir die Demokratie?

Rechtsruck, Klimakrise, Autokraten – die Liste der Bedrohnungen können viele Menschen nicht mehr hören. Zehn Vorschläge für ein Demokratie-Update.

H ier könnte eine Liste des Grauens stehen: Rechte Wahlerfolge, drohender Klimakollaps, Autokraten mit Atombomben. Unsere Demokratie ist bedroht, ihr Image als Exportschlager stark ramponiert. Doch die Schlagworte verstopfen das Gehirn und damit auch das konstruktive Nachdenken über die Demokratie der Zukunft. Die großen Krisen scheinen unsere Zukunft festzuschreiben, verdammen uns dazu, nur noch zu reagieren und uns anzupassen.

Das wollen wir nicht hinnehmen. Die taz hat zehn Menschen gefragt, wie die Demokratie im 21. Jahrhundert nicht nur überleben, sondern auch besser werden kann. Hier sind ihre Ideen.

1. Lasst uns aufhören, Wählerinnen und Wähler wie Kinder zu behandeln!

Foto: dts/imago (Montage: taz)

Hedwig Richter ist Historikerin. In ihrem Buch „Demokratie und Revolution“ plädiert sie gemeinsam mit Bernd Ulrich für eine mündige Demokratie, die die Klimakrise angeht.

Nach sechzehn Jahren Merkel, nach drei Jahren Olaf Scholz, nach endlosen Zeiten der Zugeständnisse, des „Wir kümmern uns, macht Euch mal keine Sorgen“ – wäre es nicht angebracht, mal den Kurs zu wechseln? Es wäre eine Revolution, ein komplettes Um- und Neudenken: eine Demokratie für Erwachsene.

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„Hier, nur ein ganz kleiner Bissen noch, es liegt auch ein Stück Zucker drauf“: Wie trotzigen Kindern versuchen Regierungen ihren Bürgerinnen und Bürgern die anstehenden Veränderungen schmackhaft zu machen. Sie bieten ihnen Steuergeschenke an und verwerfen unbeliebte Maßnahmen wie die Stilllegungspflicht von Landflächen, die der Anfang einer Politik zum Artenschutz gewesen wäre. Waffenlieferungen an die Ukraine? In Ordnung, aber nur so viele, wie es das empfindsame Volk verkraften kann. Für die Konsequenzen ihres Tuns, so die tägliche Botschaft, tragen die Menschen keine Verantwortung.

Diese Beschwichtigungspolitik erweist sich als fruchtlos. Die Ziele des Pariser Abkommens werden nicht eingehalten, der Umbau der Industrie stockt – falls er überhaupt begonnen hat – und viele Menschen finden die Grünen mit ihrem Öko einfach scheiße.

Politik für Erwachsene würde davon ausgehen, dass Menschen in einer Demokratie als Bürgerinnen und Bürger angesprochen werden, dass sie Verantwortung tragen. Und dass die Politik sagt, was Sache ist. Die Frage wäre dann nicht mehr: Wie bequem macht man dem unmündigen Volk die notwendigen Veränderungen, wie minimal müssen die Häppchen sein? Sondern: Was ist notwendig, und wie schaffen wir das in unserer Republik? Ausgangspunkt wären nicht länger der Kleinmut und die Konsumprognosen, sondern das, was notwendig wäre, um ein Leben in Zerstörung zu beenden und die demokratische Freiheit zu retten.

2. Lasst uns Politik mit Kennzahlen messbar machen!

Foto: Daniel Biskup (Montage: taz)

Ralph Brinkhaus ist CDU-Bundestagsabgeordneter und ehemaliger Fraktionsvorsitzender.

Was die Bundespolitik braucht, ist eine klare Systematik. Bürgerinnen und Bürger können Zusammenhänge zwischen vielen Zielen und Maßnahmen nicht mehr nachvollziehen, da messbare Kennzahlen fehlen. Wurden nun Fortschritte erzielt? Was genau soll überhaupt erreicht werden? Antworten auf diese Fragen sind schwer zu formulieren. Selbst dort, wo es Kennzahlen gibt, so etwa in der Deutschen Nachhaltigkeitsstrategie, bleiben sie oft im Verborgenen.

Dieses Problem ist das Ergebnis von Kompromissen zwischen Parteien mit unterschiedlichen Politikansätzen. Die machen sich auch in den Koalitionsvereinbarungen bemerkbar: 1961 hatten sie einen Umfang von 9 Seiten, 2021 waren es 177. Eine nachhaltige Abarbeitung dieses umfangreichen Katalogs scheitert dann oft an ungeplanten Ereignissen wie der Eurokrise, der Coronapandemie oder dem Krieg in der Ukraine, die alle Pläne ganz schnell relativieren.

Daher mein Vorschlag: Der nächste Koalitionsvertrag enthält 3 Seiten und benennt höchstens 10 Leitziele. Um sie für Bürgerinnen und Bürger greifbar zu machen, müssen sie alle mit Kennzahlen unterlegt sein. Als Beispiele fallen mir ein: „Längere Lebenserwartung“, „Wohlstandssteigerung“, „Mehr Wohnraum“ oder „CO2-Reduktion“. Alle beteiligten Parteien definieren dann ihre roten Linien und setzen Prioritäten innerhalb der Leitziele.

Auf diese Weise könnten ganze Ministerien neu gebildet werden: Statt sich an die seit 75 Jahren bestehenden Ressorts zu halten, könnten Ministerinnen und Minister ihre Arbeit an den Zielen orientieren und messen, welche im Koalitionsvertrag festgelegt wurden. Dann verhandelt die Bundesregierung mit dem Bundestag über die für die Zielerreichung benötigten Finanzmittel und Gesetze.

Ob die Ziele erreicht worden sind oder nicht, kann der Bundestag jedes Jahr anhand der im Koalitionsvertrag festgelegten Kennzahlen entscheiden. Dies wäre ein für Bürgerinnen und Bürger transparenter und nachvollziehbarer Prozess, der eine bessere Bewertung der Politik ermöglichen würde.

3. Lasst uns unsere familiären Vergangenheiten aufrollen!

Foto: Katarina Ivanisevic (Montage: taz)

Hadija Haruna-Oelker ist Autorin und Moderatorin. 2022 erschien ihr Buch über „Die Schönheit der Differenz“.

Was tun im 76. Jahr des Grundgesetzes, in dem die Würde so vieler Menschen antastbar, unsere Demokratie nicht sicher ist und Deutschland nach rechts rückt? In einer Zeit, in der Menschenrechte abschätzig als „woke“ weggeredet werden? Eine andere Richtung einschlagen.

Dafür müssen wir zunächst daran erinnern und verstehen, wie der gesellschaftliche Dissens so groß werden konnte. Wir sind auf- und herausgefordert, unsere familiären Vergangenheiten im Privaten aufzurollen, um sie dann gemeinsam in Bildungsräumen zu überarbeiten. Nur so kann unsere gängige Erinnerungskultur öffentlich und im Politischen neu verhandelt werden.

Wer und was nimmt Einfluss auf unsere alltäglichen Vorstellungen, auf die mediale Berichterstattung? Darauf müssen wir dringend Antworten finden. Denn unsere „superdiverse“ Gesellschaft setzt sich aus Menschen zusammen, deren Biografien und Beziehungen zu diesem Land so unterschiedlich sind wie die Menschen selbst. So viele haben dafür einst mit ihrem Leben bezahlt.

Die Frage nach einer Demokratie der Zukunft beantwortet sich daher auch im Wissen um die Identitäten, die unsere Gesellschaft ausmachen. Wir brauchen eine Erzählung, die alle mit einschließt, denn die Zukunft der Demokratie ist inklusiv.

Vor allem müssen wir Wege finden, marginalisierte Gruppen nicht mehr auszugrenzen und abzuwerten. Das bedeutet auch, unser soziales Selbstverständnis zu hinterfragen. Inklusion ist eine Vision und politische Leitidee, ein pädagogisches Ziel und ein individueller Lernprozess, der von klein auf, bereits in Kindergärten, vermittelt werden sollte. Inklusion kann unser Miteinander zum Positiven verändern, wenn sie endlich, wirklich umgesetzt wird.

Stellen wir uns also eine Gesellschaft der Gegenseitigkeit vor. Eine Gesellschaft, in der Menschen Verantwortung übernehmen und andere auffordern, das ebenfalls zu tun. Dafür muss sich je­de*r einzelne an grundsätzlichen Perspektivwechseln versuchen. Denn schlussendlich sind wir alle daran beteiligt, an unserer Demokratie der Zukunft.

4. Lasst uns arme Menschen als Zielgruppe von Politik entdecken!

Foto: Metodi Popow/imago (Montage: taz)

Helena Steinhaus ist Gründerin von Sanktionsfrei. Der Verein setzt sich für die Belange von Menschen ein, die Grundsicherung beziehen.

Der Zustand einer Demokratie wird an den Wahlen gemessen. 76,6 Prozent Wahlbeteiligung bei der letzten Bundestagswahl – das klingt ganz okay. Aber wenn man genauer hinschaut, ist es nicht okay: Die Beteiligung von Menschen mit geringem Einkommen ist dramatisch gering. 2018 ging nur noch jeder zweite Erwerbslose wählen, während es bei Menschen mit hohem Einkommen bis zu 90 Prozent waren!

Das ist kein Zufall. Wer über Geld, Einkommen, Vermögen verfügt, kann die Demokratie auch jenseits der Wahlen mitgestalten und füllt deswegen auch brav seinen Stimmzettel aus. Die Belange armer Menschen werden zugleich mit großer Beharrlichkeit ignoriert. Im Lobgesang auf angebliche Leistungsträger unserer Gesellschaft überbieten sich die bürgerlich-liberalen Parteien. Armut dient ihnen nur als Kulisse für diese Darbietung.

Deswegen mein Vorschlag: Lasst uns doch mal die 20 Millionen Menschen an und unter der Armutsgrenze so behandeln, wie sonst Reiche behandelt werden. Lasst uns ihnen zuhören, Gesetze für sie gestalten, ihnen Privilegien zuschustern und auch mal Fünfe gerade sein lassen.

Wie wäre es zum Beispiel, wenn wir das Steuersystem anders staffeln würden? Derzeit zahlen den höchsten Steuersatz von 45 Prozent Menschen mit einem Jahreseinkommen von über 260.000 Euro. Danach kommt nix mehr. Was würde passieren, wenn wir ab einer halben Million Euro Einkommen einfach 5 Cent mehr von jedem Euro für die Gemeinschaft in Anspruch nehmen? Und ab einer ganzen Million noch ein paar Cent mehr?

Was würde passieren, wenn wir die Regelsatz-Leistungen des Bürgergelds von 563 auf 813 Euro anheben und damit wirksam vor Armut schützen würden? Es wäre ein Leichtes, Nebentätigkeiten von Abgeordneten genauso zu behandeln wie Zuverdienste im Bürgergeld – nämlich: Rund 80 Prozent werden mit den Diäten verrechnet. Wahrscheinlich wird es nicht lange dauern, bis sich auch das Bürgergeld-System grundlegend ändert.

Und wetten, dass bei der nächsten Wahl viel mehr Menschen ein Kreuz machen? Und zwar nicht bei demokratiefeindlichen, menschenverachtenden Rassisten, sondern bei Parteien, die für ihr Leben Veränderungen erreicht haben. Das ist gar nicht so radikal, wie manche behaupten, sondern einfach nur wunderbar demokratisch.

5. Lasst uns Tiktok als Teil der Lösung betrachten!

Foto: Thomas Beutel (Montage: taz)

Theresia Crone ist Aktivistin und Kolumnistin. Sie prägte den Hashtag #ReclaimTikTok mit: Progressive Inhalte sollten unter diesem Hashtag rechten Content verdrängen.

Letzte Woche bin ich aus meiner Studienstadt Paris in meine ostdeutsche Heimatstadt Schwerin zurückgekehrt. Auf einmal kostet das „pinte de bière“ nicht mehr acht Euro, sondern nur noch die Hälfte. So weit, so gut.

Meine Kneipennacht brachte mir aber noch eine weitere Erkenntnis: Eines der größten Probleme unserer Demokratie ist die Fragmentierung unseres Diskurses. Die Debatten, die ich in einer Pariser Studentenbar führe, könnten nicht weiter entfernt sein von den Argumenten, die ich mir in meiner Schweriner Stammkneipe anhören darf oder muss.

Unterschiedliche Milieus oder „Bubbles“ gab es schon immer. Nur kommt jetzt hinzu, dass unser Medienkonsum zu einem großen Teil von Algorithmen gesteuert wird. Mein Feed auf Tiktok und Instagram sieht völlig anders aus als der meiner alten Bekannten in Schwerin. Ich weiß nicht, wie man diesem Problem langfristig begegnen kann, aber ich glaube, eine Lösung bietet Tiktok selbst schon an.

Vor der Europawahl habe ich im Rahmen der #ReclaimTiktok-Kampagne angefangen, selbst Fragmente in den Algorithmus zu füttern. Wenn ich die AfD kritisiere oder für Klimaschutz werbe, bekomme ich viel Hass – klar. Doch wer es schafft, auf Tiktok authentisch Geschichten zu erzählen, erreicht auch Menschen, die sich eigentlich nicht für Politik interessieren.

Zu sehen, wie ein Video von mir insgesamt eine Million Menschen auf Instagram und Tiktok erreicht hat, freut mich. Noch schöner ist es aber, eine kleine Community aufzubauen. Die Menschen ergänzen meine Gedanken oft mit ihren eigenen Erfahrungen oder diskutieren mit mir in meinen Livestreams. Plötzlich bekomme ich täglich Nachrichten von Menschen, die sagen, dass sie sich wegen meiner Videos jetzt ehrenamtlich engagieren wollen.

Vielleicht kann das „Problem“ Tiktok also auch Lösungen für demokratische Akteure bieten, wenn sie sich von langweiligen Zitatkacheln verabschieden und die Plattform nicht den Extremisten überlassen.

6. Lasst uns allen jungen Menschen 20.000 Euro auszahlen!

Foto: Frederic Kern/Future Images/imago (Montage: taz)

Marcel Fratzscher ist Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung. Er unterrichtet Makroökonomie an der Humboldt-Universität Berlin.

Die Zukunft sah schon mal besser aus. 84 Prozent der Menschen in Deutschland sind laut Umfragen überzeugt, dass es künftigen Generationen schlechter gehen wird als ihnen. Gerade junge Menschen machen sich – völlig zu Recht – Sorgen um die Konsequenzen von Klimawandel, sozialer Polarisierung, geopolitischen Konflikten, um die Kosten des Wohnens und was technologische Veränderungen für ihre Arbeit bedeuten. Diese Zukunftsängste lähmen die junge Generation. Sie erschweren es ihr, Weichen für ihre Zukunft zu stellen, und sie führen zu weniger sozialer und politischer Teilhabe. Dies höhlt die Demokratie zunehmend aus.

Um diesem Trend entgegenzuwirken, brauchen junge Menschen wieder mehr Perspektiven und finanzielle Spielräume für eigenverantwortliche Lebensentscheidungen. Ein Grunderbe – oder Lebenschancenerbe – für jeden jungen Menschen in Höhe von 20.000 Euro wäre dafür ein ganz wichtiger Baustein.

Ein solches Grunderbe würde die Chancengleichheit verbessern. Es würde manch jungen Menschen, der keine große finanzielle Unterstützung von den Eltern erhält, dazu ermutigen, dennoch zu studieren oder einen Ausbildungsweg einzuschlagen, der nicht unmittelbar ein vielversprechendes Einkommen abwirft. Ein Grunderbe kann die Freiheit schaffen, Risiken einzugehen, beispielsweise sich selbstständig zu machen.

Eine Gesellschaft kann nur florieren, wenn sie möglichst vielen solche Freiheiten ermöglicht. Innovation und Kreativität können nicht staatlich verordnet werden; sie erfordern den Mut, unkonventionelle Wege zu gehen. Mit einem Grunderbe ließen sich sicherlich nicht alle Wünsche realisieren, aber es könnte viele neue Optionen bei der Gestaltung von Lebenswegen eröffnen.

Ein Staat, der die Zukunft des Landes langfristig sichern will, sollte in die Fähigkeiten und Potenziale seiner jungen Bür­ge­r*in­nen investieren. Die Idee des Grunderbes ist, dass nicht der Staat entscheidet, wer wann welche Leistung erhält. Stattdessen wird jeder einzelne Mensch in die Lage versetzt, Verantwortung für das eigene Leben übernehmen zu können. Wer kann das in einer liberalen Demokratie ablehnen?

7. Lasst uns um die ländlichen Räume kämpfen!

Foto: MOBIT (Montage: taz)

Romy Arnold ist Projektleiterin der Mobilen Beratung in Thüringen. Diese berät vor Ort zum Umgang mit Rechtsextremismus und Verschwörungserzählungen.

Unsere Arbeit verhindert nicht, dass es Rechtsextreme gibt. Wir haben die Menschen im Blick, denen die Demokratie am Herzen liegt. Schon eine kleine Gruppe Engagierter, ein stabiler Verein oder auch eine Einzelperson, die Haltung zeigt und vor Ort das Zusammenleben aktiv mitgestaltet, kann das ganze Klima ändern. Diese Menschen brauchen Unterstützung, Wertschätzung und Schutz.

Mit der Mobilen Beratung beraten und unterstützen wir Engagierte, die für Menschenrechte eintreten, wo sie sind: in ihrem Dorf, in ihrer Stadt. Das geht allerdings nur, wenn die Menschen vor Ort auch den Mut haben, sich für Grundwerte wie Zivilgesellschaft und Demokratie und gegen Rechtsextremismus einzusetzen.

Doch dazu braucht es nicht zuletzt den Mut von Ak­teu­r*in­nen in Politik und ­Verwaltung. Wir erleben noch immer, wie Hinweise aus der Zivilgesellschaft mit Blick auf rechte Strukturen vor Ort von der lokalen Politik ignoriert oder kleingeredet werden.

Der Aufstand der Anständigen läuft ohne die Verantwortung der Zuständigen ins Leere. Viel zu oft erleben wir, wie Politik und Verwaltung demokratisches Engagement gegen die extreme Rechte diskreditieren und erschweren.

Gleichzeitig hinterlässt die Politik gerade im ländlichen Raum Lücken. Wenn alle Behörden, Verwaltungen, staatliche Ein­richtungen und die Daseinsfürsorge aus dem Ort verschwunden sind, ist auch Politik und Demokratie nicht mehr ansprech- und erlebbar. Menschen ziehen sich dann von ihr zurück. Im schlimmsten Fall füllen extrem rechte Ak­teu­r*in­nen genau diese Lücken mit eigenen niedrigschwelligen Angeboten.

Dort, wo es eine akzeptierende wertschätzende Zusammenarbeit zwischen der demokratischen Zivilgesellschaft, Verwaltung und lokaler Politik gibt, gelingt es, solche Räume zurückzuholen. Ein Beispiel dafür ist der Ort Themar, in dem es nach jahrelangen Kämpfen gelungen ist, die großen RechtsRock-Festivals durch eine gute Zusammenarbeit mit Verwaltung, Polizei und Politik zurückzudrängen.

Kurzfristige Projekte und Sonntagsreden angesichts erschreckender Wahlergebnisse bringen nichts. Demokratie braucht einen sehr langen Atem.

8. Lasst uns dem Populismus mit Memes begegnen!

Foto: privat (Montage: taz)

Nils Haentjes ist der Kopf hinter dem Instagram-­Account „Antiverschwurbelte Aktion“. Dort teilt er Recherchen, Posts zum Zeitgeschehen und Memes gegen Populismus.

Als ich im Herbst 2023 mit meinen Eltern über die aktuelle politische Lage sprach, wurde mir klar, wie sehr mich die Entwicklungen belasten. Rechter Populismus, Hass und Hetze haben besonders auf Social Media eine alarmierende Normalität erreicht. Durch die Anonymität des Internets sinkt die Hemmschwelle für hasserfüllte Kommentare und Parolen.

Solche Entwicklungen sind ernst, aber sie sollten auch kein Grund für uns sein, die Hände in den Schoß zu legen. Menschen, die sich für den Erhalt der Demokratie zusammenschließen, können viel erreichen. Zuletzt zeigte sich das in den beeindruckenden Demonstrationswellen gegen Rechtsextremismus, die als Antwort auf die Correctiv-Recherche über die AfD Anfang 2024 über unser Land rollten.

Auch ich ging damals mit zehntausenden Menschen auf die Straße. Es war ein Zeichen: Wir sind mehr. Wir, die für eine offene und freie Gesellschaft stehen. Wir, die der Wissenschaft und den Fakten vertrauen und Menschen mit Respekt begegnen.

Auf Social Media sieht das Bild oft anders aus. Dort scheinen die rechtsextremen Hetzer in der Überzahl zu sein. Populismus und Menschenfeindlichkeit finden dort leichter Gehör – und Klicks. Positive Meinungen und differenzierte Positionen haben es im Netz schwerer, sich durchzusetzen. Dieser verzerrte Eindruck führt dazu, dass sich viele Menschen entmutigt fühlen.

Hier will ich gegenwirken. Deshalb investiere ich seit Anfang des Jahres täglich Zeit und Mühe in die Erstellung von Inhalten für meine Instagram-Seite „Antiverschwurbelte Aktion“. Durch Recherchen, Posts zum aktuellen Zeitgeschehen und Memes versuche ich, ein sowohl differenziertes als auch verständliches Bild der gesellschaftlichen Lage zu zeichnen. So will ich nicht nur Menschen erreichen, die sich ohnehin für Politik interessieren, sondern auch solche, die sonst eher unbeteiligt bleiben. Meinen mittlerweile rund 20.000 Fol­lo­wer:­in­nen möchte ich eine Plattform bieten, auf der Fakten und Respekt zählen. Und auf der sie sich mit anderen aktiven Menschen vernetzen können.

Mein Engagement auf Social Media sehe ich als meinen Beitrag zum größeren Kampf für unsere Demokratie. Es braucht viele Stimmen, um gegen die laute Minderheit der Het­ze­r:in­nen anzukommen. Jeder Beitrag, jedes Gespräch, jede Demonstration zählt.

9. Lasst uns Leute vor Gericht bringen, die falsche Fakten verbreiten!

Foto: Gianmaria Gava (Montage: taz)

Ingrid Brodnig schreibt als Autorin über Desinformation. Ihr Buch „Wider die Verrohung“ behandelt Methoden der Diskussionszerstörung und mögliche Reaktionen darauf.

Meine Idee möchte ich als Doppelstrategie formulieren. Wer die Demokratie retten will, muss gegen Desinformation kämpfen. Und gegen­ Desinformation helfen zwei Dinge: Klagen und Aufklärung.

Falschmeldungen zielen darauf ab, konkrete Personen verächtlich zu machen. Annalena Baerbock hat natürlich nicht behauptet, das Hakenkreuz wäre ein Freiheitssymbol für die Ukraine – mit solchen erfundenen Zitaten werden Leute oder ganze Staaten diskreditiert. Gerade wenn Desinformation konkrete Menschen attackiert, ist diese oft justiziabel, weil Persönlichkeitsrechte verletzt werden.

Klagen können wirkungsvoll sein. In Österreich verklagte etwa der ORF-Moderator Armin Wolf den damaligen FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache, weil dieser ihm die Verbreitung von Lügen vorwarf. Strache zahlte 10.000 Euro Entschädigung und entschuldigte sich öffentlich. Eine neue qualitative Schweizer Untersuchung deutet darauf hin, dass rechtliche Schritte durchaus Folgen haben. Wenn Menschen online mit Hasskommentaren auffallen und dafür polizeilich angezeigt werden, kann das eine bremsende Wirkung auf ihr künftiges Onlineverhalten haben.

Wenn falsche Zitate über Po­li­ti­ke­r:in­nen auffliegen, heißt es schnell mal: „Aber der Person XYZ wäre das doch zuzutrauen!“ Vielen Menschen fällt es schwer, einen Faktencheck anzuerkennen, wenn er das schöne Gefühl der Bestätigung zerstört. Dabei macht es einen großen Unterschied, ob eine Aussage die eigene Meinung widerspiegelt oder eine Tatsachenbehauptung ist, die man überprüfen und widerlegen kann. Das zu lernen, dazu müssen Schul- und Mediensysteme anregen.

Nur 45 Prozent der deutschen Schülerinnen und Schüler können in Onlinetexten Fakten und Meinungen voneinander unterscheiden. Das ergab eine Sonderauswertung zur Pisa-Studie 2018. In unserer Zeit wird oft suggeriert, alles sei Ansichtssache. Aber Fakten sind keine Ansichtssache. Daran müssen wir kollektiv festhalten.

10. Lasst uns die Demokratie KI-fest machen!

Foto: Julia Bornkessel/CC (Montage: taz)

Matthias Spielkamp ist Mitgründer von AlgorithmWatch. Die Organisation setzt sich dafür ein, dass algorithmische Systeme wie KI den Menschen zugutekommen.

Künstliche Intelligenz wird die Welt retten! Sie wird den Klimawandel stoppen, den Hunger in der Welt beenden und uns von Routinearbeit befreien. So posaunen es jedenfalls Unternehmen und Regierungen überall herum. Stattdessen frisst KI Strom und Wasser in gigantischem Ausmaß; Menschen im Globalen Süden „reinigen“ sie zu Billiglöhnen von traumatisierenden Bildern sexueller Gewalt. Statt mehr Freizeit zu haben, werden wir Menschen zu Hilfs­ar­bei­te­r*in­nen von KI-Systemen.

Wir brauchen keine weiteren KI-Strategien. Wir können keine „demokratische KI“ gestalten, denn KIs sind nicht demokratisch. Gesellschaften sind es – wenn sie es denn sind. Was wir brauchen, ist eine Demokratiestrategie, um unsere Gesellschaften KI-fest zu machen. Durch mehr Bildung und Diversität, durch mehr Mitbestimmung und Transparenz, durch mehr Klimaschutz und Solidarität. Wir müssen weg von der Prämisse, dass KI die Lösung ist, zu der nur noch das passende Problem fehlt. Und stattdessen die Diskussion vom Kopf auf die Füße stellen.

wochentaz

Dieser Text stammt aus der wochentaz. Unserer Wochenzeitung von links! In der wochentaz geht es jede Woche um die Welt, wie sie ist – und wie sie sein könnte. Eine linke Wochenzeitung mit Stimme, Haltung und dem besonderen taz-Blick auf die Welt. Jeden Samstag neu am Kiosk und natürlich im Abo.

Wir werden künstliche Intelligenz erst dann zu unser aller Vorteil nutzen können, wenn Menschen die Urteilskraft haben, zu verstehen, was sie kann und nicht kann, wozu sie genutzt werden sollte und wozu nicht. Dazu brauchen wir Investi­tionen in Kitas und Schulen, in denen Kinder keine iPads bekommen, sondern einen guten Personalschlüssel. Wir brauchen digitale Lieferketten- und Steuergesetze. Wir müssen dafür sorgen, dass OpenAI, Google, Amazon und Microsoft nicht die Kosten der Naturzerstörung sowie die Folgen traumatisierender Arbeitsbedingungen der Gemeinschaft aufhalsen können und gleichzeitig die Gewinne einstreichen.

Mitbestimmung in Betrieben muss so funktionieren, dass immer auch Ar­beit­neh­me­r*in­nen vom Einsatz von KI profitieren, nicht allein die Unternehmen. Wir brauchen wirksame Haftungsregeln, die dafür sorgen, dass Verantwortung nicht an Maschinen abgetreten werden kann, weder von Unternehmen noch von Regierungen. Digitale Infrastruktur – Software, Cloud-Angebote und mehr – muss so verstanden werden wie Autobahnen: Die Gemeinschaft muss investieren, macht aber auch die Regeln.

Das ist eine Mammutherausforderung. Wir müssen sie bewältigen. Es ist an uns, dafür zu sorgen, dass nicht globale Mega­konzerne darüber entscheiden, wie und zu wessen Vorteil KI eingesetzt wird – sondern selbstständig denkende Menschen in demokratischen Prozessen.

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen

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32 Kommentare

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  • Sehr interessant, verschiedene Ideen und Ansätze! Gemeinsam Demokratie leben. Diskutieren und nicht isoliert meckern!

  • Ich finde es schon schwierig, wenn sich ein Politiker nun hier hinstellt, und dem Volk Ratschläge gibt, wie unsere Demokratie vor den vielen negativen Tendenzen bewahrt werden soll, wenn dieser Politiker selber dieser unerträglich narzisstisch manipulativen Gilde angehört und einer der am wenigsten integren Partei angehört, die am meisten Schuld an der Politikverdrossenheit, gerade bei dem sozial und einkommenstechnisch schlechter gestellten Bevölkerungsteil, Schuld sind. Gerade die Bevölkerungsschicht, die ausschließlich von ihrem übermäßig hoch besteuerten Arbeitseinkommen leben muss. Gerade diese sind doch der AfD auf den Leim gegangen und haben diese groß gemacht, bei ihrem systematischen Demokratieabbau.

  • An guten Ideen mangelt es nicht. An unsinnigen, wie zum Beispiel Politik an technokratischen Kennzahlen auszurichten, auch nicht. Eine demokratische und vielfältige Gesellschaft ist kein Konzern, der sich durch Prozessoptimierung steuern (regieren) lässt. Menschen sind keine normierten Werkstoffe ohne eigene Vorstellungen, Wünsche, Hoffnungen und Ziele. Sie lassen sich ihr Leben nicht durch Kennzahlen vorschreiben, deren Auswirkungen zudem immer über die zeitlich begrenzte Amtszeit einer Reg. hinausreichen. Kennzahlen, bei deren Berechnungen und Festlegungen, wie auch heute schon bei Gesetzestexten, mächtige und einflussreiche Interessengruppen mit"rechnen" würden. Das ist übrigens bereits ein Grund dafür, dass wir uns heute Sorgen um den Erhalt der Demokratie, den sozialen Frieden und den gesellschaftlichen Zusammenhalt in unserem Gemeinwesen machen.



    PS:Was alles, "sollte", "könnte" oder "müsste" und auch an konkreten Vorschlägen und Ursachenanalysen vorliegt, lässt sich in vielen klugen und fundierten Büchern nachlesen. Sie füllen Regalkilometer. Trotzdem müssen wir uns verstärkt Sorgen um die Demokratie machen. Die Vorschläge scheinen einigen wenigen Mächtigen nicht zu gefallen.

    • @Drabiniok Dieter:

      Das sehe ich auch so, und was Herr Brinkhaus auch negiert ist, dass Statistiken und Zahlen auch am meisten Täuschungspotential haben, da diese stark manipulierbar sind, und keiner die Zeit hat immerzu in die Details zu gehen.



      Zudem merken die Menschen sehr genau, wenn etwas gehörig schief läuft, sich dies aber eben nicht in den Zahlen und Diskussionen wiederspiegelt, sie aber unablässig andere Erfahrungen machen. Dies führt m.E. auch dazu, den öffentlichen Angaben von " denen da oben" nicht mehr zu glauben. Und weil alles sowieso schon so willkürlich geworden ist, scheint es dann auch nicht mehr so schlimm zu sein dem Verschwörungsdenken o.ä. anzuhängen.

  • Maximal eine Legislaturperiode für Mandat und Amt. Das würde das oft unsäglich Beruspolitikerdasein beenden. Eine Chance etwas zu bewegen. Kein Schielen auf Wiederwahl.

    • @QuerBeetLeser:

      Dann wäre das Parlament handlungsfähig, da niemand mehr wüsste wie das Parlament geht und wirklich alles jedesmal neu gelernt werden muss.



      Zum anderen reichen 4 Jahre oft nicht aus um die Politik dann auch umzusetzen.

      Klingt nett, ist aber nicht praktikabel.

  • Interessante Punkte. Selbst von CDU-Brinkhaus.



    Wirksamkeit, Zusammenwirken, Reden.

    Etwas seltsam fand ich dabei schon den Zusammenfassungssatz (der Redaktion?) "Lasst uns unsere familiären Vergangenheiten aufrollen!"

  • Diese Zehn postulieren einleitend und gleichlautend 'lasst uns mal was machen'. Doch untereinander kannten sie sich bis zum Erscheinen des Artikels nicht. Es verbindet sie bisher auch nichts - außer eben ihre namentliche Erwähnung im Artikel. Vielen gefällt das ganz und gar nicht. Denn niemand hat Grund die zehn daran zu hindern, das zu tun was ihnen wichtig erscheint. Aber ein gute Präsentation und Werbung für ihr Anliegen ist das nicht. Es ist das was Presseverantwortliche ein Sommerloch nennen.

  • Alle Menschen einbeziehen, direkt beteiligen. Alle, ständig, in allen Sachen.

    Dazu gehören 4 Stufen zunehmender Beteiligung:



    – Information, Kommunikation



    – Dialog, Diskussion + Konsens



    – Mitwirken, Mitgestalten + Konkordanz



    – Mitentscheiden + Mitverantworten



    und 5 Bedingungen, Voraussetzungen:



    – Transparenz, Integrität



    – Kompetenz – sachlich, fachlich, sozial



    – Offenheit für alle, Einbezug aller



    – Verbindlichkeit, Zuverlässigkeit



    – Beständigkeit, Kontinuität + Entwicklung.

    Aus: "Direkte Beteiligung in direkter Demokratie – kompetent, konstruktiv, kooperativ", PDF Folien auf: participation.direct/md/dPdD.pdf

  • Wenn Theoretiker versuchen den Praktikern das Leben zu erklären. Hat was von Unternehmensberatern. Oder von einem Eunuchen, der das Kamasutra auswendig kennt

  • Ein wunderbarer Artikel - zehn Ideen aus zehn verschiedenen Köpfen, danke 👍



    Ich bin voll bei Ralph Brinkhaus, Politik muss wieder verständlich werden. Ich kenne niemanden der sich den Koalitionsvertrag der Ampel in Gänze durchgelesen hat, 177 Seiten, ein Wahnsinn - viele winken ja schon bei den 38 Fragen des Wahl-o-Mats ab...



    Drei Seiten, zehn Punkte - das wärs.



    Bei Helena Steinhaus Vorschlag hingegen frage ich mich ob sie die Antwort wirklich hören will... 🫢



    "Lasst uns doch mal die 20 Millionen Menschen an und unter der Armutsgrenze so behandeln, wie sonst Reiche behandelt werden. Lasst uns ihnen zuhören" - also erstens mal haben wir kein Zensuswahlrecht und zweitens die (an und unter der Armutsgrenze) die wahlberechtigt sind, die wollen gerade ganz eindeutig eine AfD-Regierung. Dazu muss man sich nur die Bundesländer und Landkreise anschauen wo verstärkt blau gewählt wird und dann sich die Durchschnittsgehälter dazu anschauen...



    Auch in Großstädten ist das eine klare Sache - die AfD ist in den Bezirken stark wo kein Geld zuhause ist.

  • Teilhabe,



    Die wird aber schon mit der Geburt verhindert. Durch vorenthaltung von Bildung. Weiter geht's mit der perversen Einflussnahme von Kapital auf die Politik.



    Die Demokratie ist eh verklärt in dem Entwicklungsstatus in dem sie seit der Gründung der Bundesrepublik verharrt. Nur theoretisch haben alle in der Republik eine Stimme,die gleich zählt. Fakt ist,das die,die Kapital haben auch mehr Einfluss auf die Politik haben. Fakt ist das Demokratie in der Schule,also dem Ort,der einen angeblich auf das Leben vorbereiten soll nicht nur nicht gelebt wird, sondern auch nicht vermittelt. Von Anfang an wird auf Autorität seiner selbst gesetzt. Nicht auf Teilhabe,was die Grundvorraussetzung ist für Freiheit wird über Kapital definiert.Je mehr,desto mehr . Freiheit,als eine der Säulen der Demokratie ist also nicht für alle zugänglich. Die verschärften Restriktionen beim Bürgergeld sind Ausdruck davon. So wie diese Form von Demokratie gestaltet ist,kann nur eine Vorstufe von Demokratie sein.

  • Eine interessante Idee, danke!



    Unter den IdeenentwicklerInnen fällt Einer aus dem Rahmen, es gibt einen Vertreter aus der Politik: aus der CDU.



    Das ist ein wenig enttäuschend!



    Warum überhaupt einen Politiker dazu befragen, die haben wohl häufig genug Gelegenheit sich zu äußern.



    Dass in der taz die Wahl dann ausgerechnet auf einen CDU Politiker fällt, ist besonders sonderbar!( ich habe es dann einfach nicht gelesen)



    Ansonsten viele Ideen und Einiges, dass mir gut gefällt!



    Es freut mich, wenn sich Menschen für das Gute engagieren und das hat viele Facetten. Ich finde, aus Erfahrung heraus, dass man/frau auch ganz Alleine Einiges bewegen kann. Zu zweit, zu Dritt, zu Vier'n kann auch so Manches passieren wenn wir uns erstmal einig sind, macht nicht erst 'ne Million viel Wind!

    • @Philippo1000:

      "Dass in der taz die Wahl dann ausgerechnet auf einen CDU Politiker fällt, ist besonders sonderbar!( ich habe es dann einfach nicht gelesen)"

      Die Bubble lässt grüßen. Ja nix lesen, was auch nur im Verdacht steht, nicht der eigenen Weltsicht zu entsprechen. So wird es was mit der Demokratie.

    • @Philippo1000:

      Ich denke es ging darum nicht nur linke Aktivisten zu Wort kommen zu lassen sondern auch die andere Seite zu betrachten. Ich finde nicht das Herr Brinkhaus Ideen besonders sinnvoll sind, seinen Beitrag nicht zu lesen weil er in der falschen Partei ist, ist gerade wenn es um mehr Demonratie geht nicht zielführend.

  • Soviel Worte um ... Laßt uns zunächst mal klar machen: Bei allem Verdruss über das was ist ... Nazis wählen ist keine Option! Dann - Selbstbetrachtung, Bescheidenheit, Nächstenliebe, Rücksichtnahme, liebend sein und voller aufrichtiger Freundlichkeit, wäre schon mal ein Anfang. Einsicht in die übergeordnete Wirklichkeit könnte uns helfen unseren Platz im Diesseits zu finden ohne in der unendlichen Kleinteiligkeit verloren zu gehen, denn: Ellam Ondre - Alles ist eins.

  • Zehn Mal bin ich der gleichen Meinung.

    Aber ich hätte noch eine elfte Forderung:

    Lass uns die Kandidatenlisten freihalten von Leuten die nur der Parteiverdienste wegen dort landen.



    Wir brauchen wirklich fähige Leute - heute mehr denn je !

  • Zehn Ideen von zehn 'Intellektuellen (?)' und keineR macht sich darüber Gedanken, was mit Demokratie überhaupt gemeint sein könnte. Mehr (Selbst-)Reflexion wäre ein erster Schritt, um der Grundidee einer 'Herrschaft des Volkes' etwas näher zu kommen. Aber an dem (selbst-)reflexiven Denken mangelt es ja erheblich, nicht nur in Politik und Medien, sondern auch in den vermeintlichen Horten des Intellektualismus. Überall dominiert der Wettbewerb um öffentliche Aufmerksamkeit und das Geld, dass man damit zu gewinnen erhofft.

    • @Stoersender:

      Eine Studentin die sich in ihrer Freizeit damit beschäftigt Rechten Content bei tik tok zu verdrängen, leistet mehr für die Demokratie als ein verkappter Philosoph der in seinem Kämmerlein abstrakte Theorien zur Demokratie entwickelt.

      Mein voller Respekt für die Leute, die sich aktiv engagieren. Ob im Umweltschutz, im Sozialen oder im Kampf gegen Rechts. Jeder Beitrag ist wichtig.

    • @Stoersender:

      Demokratie heißt Mitbestimmung insbesondere in den Bereichen, die einen selber betreffen.

      Mieter müssen über Wohnungsbaupolitik mitbestimmen, Arbeiter und Angestellte über Arbeitsbedingungen, Kranke und Gesunde über ein optimales Gesundheitsystem, Pflegebedürftige und Noch-nicht-Pflegebedürftige über ein menschliches Pflegesystem, Schüler:innen und Studis über ein Bildungssystem, in dem sie ihre Wissbegier stillen und maximal gefördert werden, Alle über eine ökologische und ressourcenschonende Umwelt- und Klimapolitik, Alle über praktische und menschengerechte Verkehrssysteme.

      Mit anderen Worten: Demokratie muss erst existieren, bevor man sie verteidigen kann. Derzeit existiert Demokratie bestenfalls in ihren Vorstufen, als eine Art Ankündigung dessen, was sein müsste.

  • Hadija Haruna-Oelker und Helena Steinhaus haben meiner Ansicht nach die besten Argumente. Auch Ingrid Brodnig scheint sehr viel Kompetenz zu haben.

    Nils Haentjes gefällt mir zwar, dass er bei der Antiverschwurbelten Aktion dabei ist, Memes haben aber i.d.R. eine rechtsextreme Codierung. Wer versuchen will, mit Pepe Le Frog und Wojak, zwei etablierte Figuren der Alt-Right-Szene, die Demokratie zu retten, der wird sie eher verlieren.

  • Die Demokratie liegt in der Verantwortung jedes einzelnen Menschen, der eine kann mehr dafür tun weil er aktiv tätig ist, der andere geht nur wählen und jeder Wähler der undemokratische Parteien, wie BSW und afd wählt, will die Demokratie abschaffen weil diese beiden Parteien russische Desinformation betreiben und zwar aktiv.

    • @Tino Winkler:

      Demokratie, so wie sie derzeit betrieben wird, ist nicht das Maß aller Dinge. Man schaue sich mal Singapur an.

    • @Tino Winkler:

      Sorry, ich finde, Sie überschreiten eine Linie.

      Ich bin selbst definitiv jemand, der für eine sehr starke Unterstützung der Ukraine ist.

      Aber nur weil jemand gegen die Unterstützung der Ukraine ist und dazu auch russische Narrative übernimmt, bedeutet das nicht, dass derjenige undemokratisch ist.

      Ich halte die Positionen beider Parteien für falsch, deshalb sind sie aber nicht von vornherein undemokratisch.

      Da wäre mir Demokratie zu flach definiert.

      • @rero:

        Dass Russland seine 5. Kolonnen nicht nur zur Unterminierung der Hilfsbereitschaft gegenüber der Ukraine sondern auch der jeweiligen demokratischen Strukturen einsetzt, ist schwer von der Hand zu weisen: Putin versucht offen und verdeckt, autoritär denkende Populisten stark zu machen und an sich zu binden.

        Noch weniger bestreitbar dürfte sein, dass sich zumindest die AfD bereitwillig als eine solche 5. Kolonne betätigt. Beim BSW ist noch unklar, ob es das ebenfalls wirklich beabsichtigt oder ob diese Elemente (Russland nach dem Mund reden und autoritär gesteuerte Kaderstrukturen bevorzugen) "nur" mit ideologischen Positionen (wie z. B. Fundamentalpazifismus, Antiamerikanismus oder nationalem Fokus) sowie ihrem namensgebenden Hang zum Personenkult (und der bekannten Aversion der auserwählten Kultperson gegen Lösungen, die nicht von ihr selbst stammen) korrelieren. Aber auch im letzten Fall muss man ihm wohl vorwerfen, dass es die Übereinstimmung im ERGEBNIS ihrer Bemühungen mit denen der AfD wenigstens geflissentlich ignoriert - und dadurch SELBST die Linie überschreitet. Da sollte man nicht auf den Überbringer dieser Erkenntnis eindreschen...

      • @rero:

        Vielleicht liegt hier ein Hauptproblem. Was ist Demokratie eigentlich... in Deutschland, Frankreich, Schweden, USA, .....

        • @Horst Schlichter:

          Darum führen wir den Diskurs ja.

          Weil immer wieder neu verhandelt werden muss, was Demokratie ist.

          Ein Problem sehe ich darin nicht.

          Vielleicht ist das sogar die Stärke der demokratischen Idee.

  • Ich fände es gut mehr über eigene Themen zu reden als über Bedrohungen oder die bedrohlichen Erfolge der anderen. Themen gibt es doch genug.

  • Die Vorschläge von Helena Steinhaus sind die üblichen aus der alt-linken Mottenkiste. Das Hauptproblem: Die Unterscheidung in "fleissige Arbeiter*innen" und "faule Transferleistungsempfänger*innen" wird nicht angetastet. Das heisst die Stigmatisierung derjenigen, die angeblich "nicht arbeiten" (unbezahlte Arbeit wird ja gemeinhin als irrelevant abgetan, obwohl sie ökonomisch und gesellschaftlich hoch relevant ist) bleibt in vollem Ausmaß erhalten.



    Ich glaube nicht, dass sie damit in nennenswertem Umfang die politische Beteiligung der Betroffenen erhöhen kann.

  • "Politik für Erwachsene würde davon ausgehen, dass Menschen in einer Demokratie als Bürgerinnen und Bürger angesprochen werden, dass sie Verantwortung tragen. Und dass die Politik sagt, was Sache ist."

    Es wird vielmehr Zeit, dass die Bürger*innen sagen, was Sache ist. Zeit für Volksentscheide auch auf Bundesebene, so dass wir selbst Sachthemen entscheiden und die Parlamentarier wo es nötig ist korrigieren können.



    Das wäre "Demokratie für Erwachsene".



    Alles andere ist doch heiße Luft.

  • 11: Lasst uns aufhören, die Demokratie als Entschuldigung zu missbrauchen (#kein Wunder, dass es hier nicht läuft, wir sind ja schliesslich nicht in China, etc..)



    12: Lasst uns aufhören, China als Entschuldigung zu missbrauchen ("#In China hat mans leicht, ist halt keine Demokratie, etc.)



    13: Lasst uns mit sozialem Wohnungsbau dem Mietwucher begegnen.



    14: Lasst uns 40 Jahre Umverteilung von unten nach oben umkehren (Vermögenssteuer, Erbschaftssteuer, etc).



    ....



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