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BSW-Parteitag in BrandenburgDie letzten Tage der BRD

Beim Parteitag ihres Landesverbands in Brandenburg steht Sahra Wagenknecht im Mittelpunkt. Der Landtagswahl kann sie sehr beruhigt entgegen sehen.

Stargast des Parteitags in Potsdam: Sahra Wagenknecht am Rednerpult Foto: Michael Bahlo/dpa

POTSDAM taz | Als Robert Crumbach zum Spitzenkandidaten gewählt ist, überreicht ihm Sahra Wagenknecht einen Blumenstrauß. Anschließend verlässt die Parteichefin am späten Mittag den Parteitag ihres Brandenburger Landesverbands, der noch 29 weitere Kandidatinnen und Kandidaten für die Landtagswahl wählen wird.

Der 61-jährige, etwas bullig und jovial wirkende Arbeitsrichter Crumbach war früher in der SPD und wurde erst vor wenigen Wochen beim Gründungstreffen in Schwedt zum Brandenburger Landesvorsitzenden der neuen Partei gewählt. Die hat in Brandenburg gerade mal 40 Mitglieder – viele SPD-Ortsvereine haben mehr. Nur 31 von ihnen sind an diesem Tag da und stimmberechtigt. Und anders als in Thüringen oder Sachsen sind keine ihrer Mitglieder und Kandidaten über Brandenburg hinaus bekannt – die meisten sind es noch nicht einmal in Brandenburg selbst. Dennoch kann Sahra Wagenknecht der Landtagswahl gelassen entgegensehen.

Denn obwohl ihr „Bündnis Sahra Wagenknecht“ in Brandenburg bisher wenig Glanz verbreitet, steht es sehr gut da. Bei der Europawahl erzielte es fast 14 Prozent der Stimmen, in Umfragen liegt es noch darüber. Das verdankt sich natürlich der Strahlkraft seiner Galionsfigur, der Namensgeberin und Parteichefin, die auch an diesem Tag in Potsdam im Mittelpunkt steht. Als sie verspätet in dem Konferenzraum des Hotels in Potsdam eintrifft, in dem sich ihr Landesverbands schon seit dem Samstagmorgen trifft, ist sie sofort von Kameras umringt.

Ihretwegen sind auch die rund 20 Journalisten gekommen, die damit rund ein Drittel der Teilnehmer des Parteitags ausmachen. Wagenknecht gibt ihnen Stoff für ihre Berichterstattung: „Wir können da alle ein bisschen stolz auf uns sein“, lobt sie zunächst ihre Unterstützer für den Erfolg bei der Europawahl. Dann legt sie los, und vergleicht die Stimmung in Deutschland mit der Schlussphase der DDR. Die Regierung in Berlin habe sich von der Bevölkerung entfremdet. Die Ostdeutschen hätten es schon einmal erlebt, wie es sei, wenn sich eine Wendezeit ankündige und wenn die Industrie wegbreche, legt sie noch einen drauf, als wären schon die letzten Tage der BRD angebrochen. Sie wolle das zwar nicht „völlig gleichsetzen“, schränkt Wagenknecht ein. Aber Deutschland sei derzeit „Schlusslicht in einer Welt voller Krisen“, und daran sei natürlich die Ampel schuld. „Wir dürfen nicht noch einmal unsere Industrie so kaputt machen“, warnt sie unter Applaus.

Brandenburg ist nur eine Etappe

Die Wahl in Brandenburg ist für Wagenknecht nur eine Etappe auf dem Weg zu ihrem eigentlichen Ziel, mit ihrer neuen Partei wieder in den Bundestag einzuziehen, das wird in ihrer Rede deutlich. „Wir wollen die Bundespolitik verändern“, betont sie in ihrer Rede mehrfach. Über Landtagswahlen könne man diese beeinflussen, sagt sie, denn deren Ergebnisse seien ein Signal für die Bundesebene. „Klar werden wir in Brandenburg nicht den Krieg in der Ukraine beenden“, räumt sie ein. Aber jede Stimme für das BSW in Brandenburg sei „eine Stimme für Frieden und Demokratie, und gegen diese wahnsinnige Kriegsrhetorik.“

Das Thema „Frieden“ ist das Thema, das die BSW-Mitglieder tatsächlich am meisten verbindet. Den Rechtsanwalt Stefan Grüll, der einst für die FDP in Nordrhein-Westfalen im Landtag saß, hat es als Westdeutschen zum BSW gebracht. Angst vor dem Krieg treibt auch die Ärztin Jouleen Gruhn um, die für das BSW an diesem Tag auf den zweiten Listenplatz gewählt wird. Sie ist Referatsleiterin im Potsdamer Gesundheitsministerium und macht sich deswegen Sorgen um ihren Sohn. „Was nützen mir günstige Wohnpreise, wenn ich an die Front geschickt werde“, fragt auch der 26-jährige Dominik Mikhalkevich, der in seinem Heimatort Brandenburg an der Havel auch Sprecher des „Bündnis für Frieden“ ist. Das ist so der Grundton.

Bei der Verabschiedung des Programms standen dagegen regionale Fragen im Vordergrund. Parteichef Crumbach zählte am Anfang des Tages die Themen auf, die vielen unter den Nägeln brennen. Karl Lauterbachs Krankenhausreform werde zu einem Kahlschlag führen, fürchtet er. Acht bis zehn Krankenhäuser in Brandenburg könnten deswegen schließen. Er fordert nicht nur, alle diese Kliniken zu erhalten, sondern auch mehr bezahlbare Wohnungen, bessere Pflegeleistungen, mehr Lehrer, kostenloses Schulessen, beitragsfreie Kitas, mehr Investitionen in Straßen und Schiene und mehr Geld für die Kommunen. Woher es kommen soll, lässt er offen. Dafür stellt er das für 2038 vereinbarte Ende des Kohlebergbaus in der Lausitz infrage. Den werde es mit dem BSW nur geben, wenn der Strukturwandel dort gelinge. Vorziehen dürfe man das Datum auf keinen Fall, auch wenn die Ampel in Berlin das gerne wolle.

Handyverbot an Grundschulen, kein Tempo 120

Das Programm für die Landtagswahlen wird recht schnell noch vor der Mittagspause abgesegnet. Zwei Änderungsanträge werden angenommen, zwei abgelehnt, das geht Ruck-Zuck. Zuvor hatte Hans-Jürgen Scharfenberg, als ehemaliger Linken-Abgeordneter im Landtag einer der wenigen Polit-Profis im Raum, ausdrücklich vor zu langen Programmdebatten gewarnt: „Die Zeit haben wir nicht“

Im Programm für die Landtagswahlen wird unter anderem ein Tempolimit 120 auf Autobahnen abgelehnt und ein Handyverbot in Grundschulen gefordert. In diese Kerbe schlägt auch Wagenknecht in ihrer Rede: Die Kinder bräuchten statt Smartphones und Tablets mehr Lehrerinnen und Lehrer, und statt Gendern sollten sie erst einmal richtig Rechnen und Schreiben lernen.

Die Wahl der Kandidaten zieht sich bis in den frühen Abend hin, sie wurden alle mit großer Mehrheit gewählt. Die Atmosphäre ist ein bisschen wie auf einem erweiterten Elternabend an einer ostdeutschen Schule, freundlich und verbindlich. Nicht alle der BSW-Kandidaten sind auch Mitglieder des BSW, dafür gibt es noch zu wenige. Drei Kandidaten werden sogar in Abwesenheit gewählt: Der eine „ein international agierender Anwalt, der auf einem Flughafen festhängt“, wie Geschäftsführer Stefan Roth erklärt, der ihn vorstellt. Ein anderer arbeitet bei der Feuerwehr und kann deshalb nicht da sein, weil an seinem Wohnort eine Fliegerbombe gefunden wurde.

Die „Linke“ spielt keine Rolle mehr

Neben einer bunten Mischung aus Anwälten, Lehrern, Unternehmern und Rentnerinnen sind unter den Kandidaten sehr viele Ex-Kommunalpolitiker der Linkspartei. Doch von dieser Partei ist kaum die Rede, sie wird nur am Rande erwähnt. Für Heiterkeit sorgt, dass Brandenburgs Linken-Parteichef Sebastian Walter Wagenknecht kürzlich zu einem „Rededuell“ herausgefordert hat. Die Linke stürzte bei der Europawahl in Brandenburg unter fünf Prozent: kein gutes Omen für die Landtagswahl.

Sahra Wagenknecht kann ihr dagegen gelassen entgegensehen, beim Parteitag des „Bündnis Sahra Wagenknecht“ denken manche Kandidaten sogar schon darüber nach, welches Ministerium es nach den Wahl übernehmen könne: so optimistisch ist hier die Stimmung. Jetzt müssen nur noch 2.000 Stimmen gesammelt werden, damit die Partei zur Landtagswahl auch antreten darf.

Korrektur am 30. Juni um 15.30 Uhr: Die Linke erzielte bei der Europawahl 4,4 Prozent. Sie lag damit unter der Fünf Prozent-Hürde – aber nicht unter vier Prozent, wie in einer früheren Fassung stand.

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47 Kommentare

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  • Käptn Blaubär , Moderator*in

    Vielen Dank für eure Beiträge, wir haben die Kommentarfunktion nun geschlossen.

  • Es war eher eine Stärke der Bundesrepublik, dass es aufpoppende Populisten hier selten lange machten, sondern dass man Programme und Konzepte bringen musste und Regieren eher belohnt als bestraft wurde.

    Westerwelle und Möllemann waren dann die unguten Vorboten, dann die ADis und Lindner, nun auf der Linken eine (gewiss kluge) Frau, deren Programm aber schon kaum zusammenpasst.



    Auch wenn die Vertretung der ärmeren drei Viertel unseres Volks klar unterbesetzt ist, keine Sympathie für Personenparteien!



    Parteien sollen offen diskutieren, programmatisch hart arbeiten und dann real regieren.

  • "Die [BSW] hat in Brandenburg gerade mal 40 Mitglieder – viele SPD-Ortsvereine haben mehr."

    Bei Lanz am 27.6.24 wurde das thematisiert. Hintergrund der geringen Mitgliederzahlen ist eine regide handverlesene Aufnahmepolitik von Mitgliedern um nicht im Chaos zu versinken.

    Kontrolle ist also dabei das Ziel, Kontrolle des ganzen durch einen kleinen Kreis um Frau Wagenknecht. Die Partei ist keine Bewegung die von unten entstanden ist, sondern ein Konstrukt, das am Reissbrett entstanden ist.

    • @Rudolf Fissner:

      Für den Anfang kann ich es aus wirtschaftlichen wie politischen Gründen ganz gut verstehen:

      1) Wenn man nicht auf die Finanzierung durch interessierte Dritte angewiesen sein will, erfordert so eine Neugründung, die gleich voll mitspielen will und viele Leute sofort mitnimmt, eine Wachstumsbremse, damit der unvermeidliche Parteiapparat organisch mit den Mitlgliederzahlen wachsen kann. Die wenigen Gründungesmitglieder haben schlicht nicht die Zeit und die Mittel, die Verwaltung von tausenden oder gar zigtausenden Mitgliedsanträgen, geschweige denn Mitgliedschaften, auf Anhieb zu stemmen.

      2) Gerade wenn die neue Partei vielleicht DOCH demokratisch organisiert sein soll, ist sie vor allem in ihren kleinen Anfängen besonders anfällig für Übernenahmen. Wenige Querlenker würden ausreichen, um das Projekt insgesamt ad absurdum zu führen.

      Natürlich sieht das Ergebnis jetzt erstmal aus wie eine straff auf Linie gehaltene Kaderpartei und ein reiner Sahra-Wahlclub. Die Frage ist, ob die Partei es aus diesem Dasein alsbald herausschafft (und dann vielleicht auch diesen lächerlich personenkultischen Namen ablegt).

  • Wagenknecht, pass auf! Du hattest schon einmal einen Burnout - war es 2017 oder 2018? Du hast dein Amt als Fraktionsvorsitzende der Linken niedergelegt und deine Diagnose landauf, landab in den Medien und vor allem in Talkshows verbreitet. Du habest bemerkt - und dein Mann habe dich in dieser Erkenntnis unterstützt (!) -, dass du dich überfordert hast und du dich vor solcher Überforderung in Zukunft hüten solltest. Pass bloß auf, dass dir ( und uns!) ein solches Schicksal in Zukunft erspart bleibt. Hör auf deinen Mann ( und uns): keine Überforderung, sonst droht ein neues Desaster.

    • @Renate Hagenlocher-Closius:

      Es besteht wenig Gefahr, dass eine etwaige BSW-Fraktion aufmüpfiger auf Wagenknechts gewöhnlich sehr "nervenschonende" Anwesenheitsdosierung im BT reagieren wird, als es zuvor die Linksfraktion getan hat. Und Talkshowauftritte sind für sie ja eher Wohnzimmerwechsel als Anstrengung... ;-)

  • Warum eine eigentlich als intelligent geltenden Frau wie Sarah Wagenknecht, genau wie der Politmainstream, in Zeiten der Klimakatastrophe ausgerechnet auf die Industrie, also die Wurzel des Übels setzt, ist mir schleierhaft. Einstein sagte einmal, daß man Probleme nicht mit der Denkweise lösen kann, die sie verursacht haben.

    • @Matt Gekachelt:

      Liegt vielleicht daran, dass Wagenknecht Klimaschutz für nicht mehr als ein "Nice to have" hält. Mehr noch als bei Union oder SPD zieht er gegenüber ihren ökonomischen und sozialen Zielen völlig selbstverständlich den Kürzeren.

      Man KANN sicher auch argumentieren, dass, solange der Konsum nicht massiv runtergeht, die Aufgabe von Produktionskapazitäten und -kompetenzen nur dazu führt, dass eben anderswo produziert wird, im Zweifel vor allem billiger und nicht etwa ökologischer. Aber am Ende wird eine Umverteilungspopulistin wahrscheinlich NIE Bedingungen vorfinden, unter denen sie etwaige ökonomische Selbstbeschränkung zugunsten einer aktiven Klimapolitik für vorzugswürdig hält.

    • @Matt Gekachelt:

      Möchten Sie gerne in einer Welt ohne industriell gefertigter Produkte leben?

      • @Tom Tailor:

        Wer spricht von "ohne". Das Thema waren Prioritäten, bzw. das Hintenanstellen von Klimapolitik vor "Wohlstand"

  • Mit der BSW verlassen ungewöhnlich viele aktive Politiker UND auch Wähler den Bereich der aktuell linken Vorstellungen.



    Zu wenige Fragen nach dem Warum?.



    Ist es die Angst vor den Antworten?

    • @1Pythagoras:

      „Zu wenige Fragen nach dem Warum?“



      Na, was ist denn IHRE Antwort?



      Zeitgeist? Untauglichkeit oder fehlender Realismus bzw. Ideologielastigkeit linker Politik?



      Oder folgt das „Volk“ in seiner Verirrung - es muss doch zu denken geben, dass eine Mehrheit der Bevölkerung das Thema Migration derzeit als das politisch größte Problem ansieht - wie die Lemminge bloß rechtspopulistischen Rattenfängern?



      Wer glaubte, ausgerechnet die Sahrazenen könnten den Höhenflug der AfD noch ausbremsen, müsste sich seit den Europawahlen eigentlich eines Besserem belehrt wissen.



      Mein Vorwurf an die Akteure des BSW ist nicht, dass sie die linken Pfade verlassen - obwohl Wagenknechts in letzter Zeir öffentlichkeitswirksam vorgetragenes Bekenntnis zur Abkehr von der Kommunistischen Plattform hin zu Ludwig Erhard sicher nicht ohne Kalkül erfolgte - , sondern die populistische Manier, mit der das passiert.



      Einfache Antworten auf komplexe Probleme - DAS macht sie der AfD ähnlich. Leider ist das offenbar ein Erfolgsrezept, ist es immer gewesen.

  • Der Erfolg hat (besonders in D‘land!?) viele Neider - und damit weiter im Text, äh, Forum…

  • "Die Kinder bräuchten statt Smartphones und Tablets mehr Lehrerinnen und Lehrer, und statt Gendern sollten sie erst einmal richtig Rechnen und Schreiben lernen."

    Was ist sachlich dagegen zu sagen?

    • @warum_denkt_keiner_nach?:

      Das dies populistisches Gelabber ist und ob Kinder Handys kriegen oder nicht ist Sache der Eltern, ob sie diese während der Schulzeit einschalten dürfen, Sache der Schule, da hat sich SW nicht einzumischen. Und die jugendlichen werden in Beruf und Studium mit Tablets arbeiten sie daran in der Grundschule heranführen ist auch nichts falsch. Das ist Aufgabe der Pädagogen hier den richtigen Umgang zu finden.

      • @Machiavelli:

        Ja und wenn eine Partei in der Landespolitik in Regierungsverantwortung ist, dann ist ihre Meinung eben doch relevant, weil Kultuspolitik halt Ländersache ist. Da hätte Sie sich dann ja schon ein zu mischen. Oder?

      • @Machiavelli:

        "Sache der Schule"

        Die Schulen unterstehen der Politik. Außerdem ist die Aussage ja wohl, dass man fehlende Lehrer nicht durch Technik ersetzen kann. Kinder brauchen in erster Linie Menschen.

      • @Machiavelli:

        Unabhängig davon, ob man diese Forderungen richtig findet: Über Unterrichtsinhalte und -gestaltung entscheiden nicht nur Lehrer, sondern auch in erheblichem Maße die Bundesländer. Man kann SW hier inhaltlich kritisieren, aber die Aussage, sie hätte sich nicht einzumischen, ist gerade im Vorfeld einer Landtagswahl unsinnig.

  • Reaktionäre aller Länder vereinigt euch.

  • Wagenknecht trifft offensichtlich den Ton der DDR-Verkitschung. Das Abwracken des sowjetischen Un-Wirtschaftsmodells als „Kaputtmachen“ zu bezeichnen ist schon ziemlich kühn. Wagenknecht zimmert herrliche Potemkinsche Erinnerungsdörfer. Kein Wort von Sowjetbesatzung, Mauer, Stasiherrschaft. Warum auch, das wurde ja auch „kaputt“ gemacht. Das darf sie natürlich nicht erneut zulassen….

  • Wenn die von Frieden sprechen, dann meinen sie das ganz im Sinne des früheren Warschauer Paktes: Unterwerfung unter Moskau, bloß nicht die “Freunde” provozieren, Druschba.



    Widerlich.

  • Hoffentlich hat dass BSW nichts von dem vergessen, was ihr aus Moskau aufgetragen wird.

  • Und Sie glauben, dass BSW für das Bleiberecht von Palästinensern und Syrern eintritt?

  • Wohlfeile Vorschläge, die jeder nur unterschreiben könnte - hätte man auch einen Plan zur Umsetzung derselben.



    Da ein solcher Plan aber fehlt macht man halt das, wozu man als Fan da ist:



    bEJUBEL sARAH wAGENKNECHT (BSW).

  • Dem Bündnis Wahrer Zarenknecht ist nichts zu peinlich, um sich an Putinfreunde, Covidioten und AfDler ranzuschleimen !



    Einfach nur ekelhaft.

    • @Gerald Stolten:

      Natürlich kann man einfach Beschimpfungen bringen? Aber ob das hilft?

  • Es ist Sarah und sonst nix. Aber wahrscheinlich werden genug Ostzonale ihre VerFührerin wählen. Ist ja auch viel einfacher.

  • # Neben einer bunten Mischung aus Anwälten, Lehrern, Unternehmern ...

    Und genau da sehe ich ein großes Problem für das BSW. Die Tatsache, dass die Politik sich immer mehr von den Sorgen und Ängsten der einfachen Menschen entfernt, geht mit der immer stärkeren "Akademisierung" der Parlamente einher. Wenn die Partei den gleichen Fehler macht, wird sie der neuen "Arbeiterpartei" namens AfD (Wähleranteil unter Arbeitern 33 % - SPD 12 %) kaum Paroli bieten können. Auch wenn es für manchen "old school" klingen mag, die Grundbedürfnisse des Menschen ändern sich nicht oder wie es Bertolt Brecht treffend formulierte: Erst kommt das Fressen und dann die Moral.

    • @justus*:

      Ausgerechnet die AfD macht mit der höchsten Quote an Promovierten in ihrer BT-Fraktion vor, dass akademische Meriten und eine stark arbeiterlastige Kernwählerschaft sich nicht ausschließen müssen. Es reicht wohl in deren Fall, dass die Herren (und vereinzelt Damen) Doctores "volksnah" genug pöbeln können.

      Ich denke nicht, dass das die BSW-Gelehrten intellektuell überfordert, auch wenn ihre Chefin gerne mal redet, als hielte sie Das Kapital für das offizielle Wörterbuch der deutschen Sprache... ;-)

      • @Normalo:

        "als hielte sie Das Kapital für das offizielle Wörterbuch der deutschen Sprache... ;-) "

        Und wieder eine Kritik die ich einfach nicht verstehe. Nicht mal ironisch. Vor 20 Jahren hätten Sie damit kommen können - aber heute? Mal ehrlich, wann hat sich Frau W. das letzte mal sozialrevolutionär geäußert? Wirtschaftspolitisch zitiert sie Ehrhard, Röpke und Konsorten - wer denkt da zuerst an Marx? Klar hat sie das alles gelesen - aber ich kann nicht erkennen, dass in dem was sie heute sagt oder im BSW-Programm besonders viel Marx enthalten wäre. Ihr Urteil kann nur in einer Überhöhung von Forderungen, die 20 Jahre alt sind liegen - ich glaube Frau W. würde sich heute nicht mal als Antikapitalistin bezeichnen. Geschweige denn Forderungen stellen, die in diese Richtung gingen. Das extremste was ich aus den letzten 10-15 Jahren kenne, war die Forderung nach einer Teil-Vergesellschaftung kritischer Infrastruktur wie Wasser oder Elektrizität - und das war vor BSW Zeiten. So richtig nach Marx riecht das alles nicht.

        • @Einfach-Jemand:

          Mir ging es tatsächlich mehr um die Sprache als die Inhalte: Auch wenn Frau Wagenknechts wirtschaftspolitische Forderungen in den vergangenen Jahrzehnten deutlich marktwirtschaftlicher geworden sind (was nicht heißt, dass sie in einer modernen Marktwirtschaft wirklich funkioniern müssten, aber das ist ein anderes Thema), so ist ihr Sprachduktus der alte geblieben. In dem Moment, wo sie anfängt, Misstände zu beschreiben, Interessenträger zu nennen oder sozioökonomische Dynamiken zu erklären, rutscht sie in hergebrachte Klassenkampf-Terminologie. Die stammt sicher nicht ausschließlich von Marx, und etliche seiner Begriffe (z. B. "Proletariat") benutzt sie gar nicht, aber sie ist trotzdem eine Meisterin des sprachlichen Framings - also der Kunst, die Worte so zu wählen, dass schon die Begrifflichkeit ihr inhaltlich Recht gibt. Es klingt nur für Andesdenkende häufig etwas verschwurbelt, weil sie eben NICHT in diesen prädeterminierenden Begrifflichkeiten denken.

          • @Normalo:

            Ja OK, wenn Sie es so einengen, beb' ich Ihnen Recht. Aber das würde ich weniger als Problem, eher als Fähigkeit beschreiben. Ist dann sicher auch ne Geschmacksfrage.

            Aber ich frage mich ob Sie mit ihrer These Recht haben, dass sie öfter als "verschwurbelt" (im Sinne von 'unklar') wahrgenommen wird. Glaub ich eigentlich nicht. Ich würde das Gegenteil annehmen: ich denke sie wird im Allgemeinen sehr gut verstanden, weil sie sich klar und deutlich ausdrückt. Ich denke sie ist eine (meistens) kluge und 'handwerklich' gute Rhetorikerin. Sie hat einen guten Wortschatz, akademisiert aber nicht zu viel. Sie artikuliert sehr sauber und spricht in gutem Tempo. Insgesamt ist wohl eine der besten Rednerinnen, die das Parlament her gibt. Ich glaub das würde auch die meisten so sehen - auch wenn sie ihrer Politik grundsätzlich widersprechen.



            Allerdings wird eine schlechte Idee dadurch, dass die gut vorgetragen wird, auch nicht besser. Andererseits muss richtige Kritik auch "wasserfest" und wahlkampftauglich formuliert werden, sonst erleidet die Message Schiffbruch. Beides kann man bei ihr meiner Ansicht nach sehen.

            • @Einfach-Jemand:

              Ich meinte "verschwurbelt" eher im Sinne von "umständlich, zu Wortungetümen neigend". Die Technik als substanzielle Stärke zu betrachten, fällt mir schwer. Ja, es lässt die Sprecherin sehr bequem und unwidersprechbar rabulisieren und ist eine super Methode, Zuhörer, die die Dinge ohnehin schon so sehen wie sie selbst, im Gefühl zu bestärken, "selbstverständlich" (im wahrsten Sinne) richtig zu liegen. Für Außenstehende aber ist es ein Kreisbezug, der Verbalakrobatik einsetzt, wo man als Noch-zu-Überzeugender eigentlich Argumente zu hören bekommen müsste.

              "Allerdings wird eine schlechte Idee dadurch, dass die gut vorgetragen wird, auch nicht besser. Andererseits muss richtige Kritik auch "wasserfest" und wahlkampftauglich formuliert werden, ... Beides kann man bei ihr meiner Ansicht nach sehen."

              Da würde ich mich anschließen (vor allem bei Teil 1 ;-). Ich würde aber spekulieren, dass Ihre Erzähltechnik hauptsächlich dem unmittelbaren rhetorischen Stellungskrieg in der jeweiligen Diskurssituation dient (Beispiel: Wenn sie es schon lapidar "Ausbeutung" genannt hat, ist Jeder in der Defensive, der lieber von "Marktwirtschaft" reden würde). Wasserfestigkeit ist ein Nebenprodukt.

              • @Normalo:

                Ja ok, ich find sie halt nicht umständlich - ich find' sie verständlich. Dass sie auf "Unwidersprechbarkeit" hin argumentiert kann ich nicht erkennen. Ich sehe es eher so, dass sich mit ihrer inhaltlichen Position entweder gar nicht oder maximal unterkoomplex befasst wird, sondern sehr schnell die "Verwechselung" von Analyseebene und Moralebene statt findet, was Sprecherin und Argument delegitimieren sollen. Aber gut, das kann man ja unterschiedlich wahrnehmen.

                "Ich würde aber spekulieren, dass Ihre Erzähltechnik hauptsächlich dem unmittelbaren rhetorischen Stellungskrieg in der jeweiligen Diskurssituation dient "

                Hier allerdings müssen Sie sich jetzt schon entscheiden: Ist Ihre Rhetorik zweckoptimiert auf das Gewinnen von Diskussionen hin, also im Grunde beliebig? Oder stammt ihre Rhetorik (Sprachduktus) strukturell noch aus Zeiten in denen sie andere politische Inhalte richtig fand und ist daher einfach Teil ihres Sprachstils?

                "...Sprachduktus der alte geblieben. In dem Moment [...] rutscht sie in hergebrachte Klassenkampf-Terminologie."

                • @Einfach-Jemand:

                  Warum sollte das einander ausschließen? Die Leute, von denen Frau Wagenknecht diese Nomenklatur mal gelernt hat, haben sie ja auch schon propagandistisch verwendet. "Framing" ist ein neumodisches Wort, aber was es beschreibt, ist eine ziemlich alte Praxis.

                  • @Normalo:

                    Naja, weil etwas nicht willkürlich (zweckoptimiert auf das Gewinnen von Diskussionen hin) und gleichzeitig unwillkürlich (einfach Teil des Sprachstils) sein kann. Entweder etwas ist meiner Willkür unterworfen, oder es ist es nicht. Oder?

                    • @Einfach-Jemand:

                      Von "unwillkürlich" hab ich gar nichts gesagt. Man kann auch wissentlich und willentlich in eine Sprachwelt "rutschen". Ich würde sie auch nicht für jemanden halten, der einfach losplappert,aber das ist Spekulation. Fakt ist: Sie setzt diese Terminologie ein, und das Ergebnis ist "demagogisch wertvoll". Ob sie das instinktiv tut oder weil sie weiß, dass ihre Botschaft ohne dieses Framing nicht so konsistent klänge, ist letztlich egal. Aber selbst wenn: Wieso sollte sie ihre Sprachgewohnheiten ändern, wenn die - für sie und ihre diskursive Lufthoheit - doch so gut funktionieren?

                      • @Normalo:

                        Jetzt versteh ich es nicht mehr :D Zuerst hab ich moniert, dass man bei Frau W. schon lange nicht mehr an Marx denken muss. Darauf sagten Sie Ihr Eindruck käme nicht vom polit. Inhalt, sondern vom Sprachduktus, der (& von dem sie mutmaßten er " der alte" geblieben) also quasi ein sprachl. Überbleibsel aus dieser Denktradition sei. Ich empfinde diese Wortverwendungen nicht so stark, aber da weiß ich was Sie meinen. -> Diesen Sprachstil würde ich als unwillkürlich beschreiben. Er ist Teil der Sprache und sozial oder vom Denken her beeinflusst - aber nicht bewusst gewählt um Diskussionshoheit zu erlangen.



                        Später haben Sie dann gemutmaßt ihre Erzähltechnik dem Gewinnen von Diskussionen dient. --> Da wäre die Rhetorik dann willkürlich, weil sie sie ja von Dissk. zuu Dissk. zweck-optimieren müsste. Man gewinnt ja nicht jede Diskussion mit dem gleichen Zungenschlag. (Seh ich aber bei ihr nicht).



                        Und so ein wenig hab ich auch das Gefühl, dass es eigentlich Ihre Erzähltechnik ist, die hier ein wenig "dem unmittelbaren rhetorischen Stellungskrieg" der Diskurssituation dient - Wenn ich etwas schon Demagogie genannt habe ist jeder in der Defensive, der von Diskussion spricht ;)

                        • @Einfach-Jemand:

                          Sie ziehen da Trennlinien, die ich nicht ziehen würde - und auf die ich bei meinen früheren Postings eben auch nicht gekommen war. Es gibt sicher z. B. die Podolskis dieser Welt, die immer "Poldi" sind und so reden. Ich selbst hätte meist mehr als eine "angelernte" Ausdrucksweise zu Verfügung, Sie wahrscheinlich auch. Höcke mutiert regelmäßig komplett vom herrenmenschelnden Verbalkraftmeier zum armen, missverstandenen Kleinspießer und wieder zurück - auch jeweils recht überzeugend. "Method actors" oder Imitatoren sind sogar in der Lage, ihren ganzen Mindset nahezu beliebig anzupassen, damit sie Jemandes anderen Sprache benutzen können und es immer "wie der Schnabel gewachsen ist" rüberkommt. Wo in diesem Spektrum Frau Wagenknecht rangiert, behaupte ich, ist von Ferne nicht sicher erkennbar.

                          Mich interessiert nur der Effekt. Der ist, dass Frau Wagenknecht häufig so spricht, dass ihre Gegenüber es schwer haben, ihr sinnvoll zu widersprechen, ohne erstmal ihre Begrifflichkeiten zu dekonstruieren oder unschön mit eigenen Begrifflichkeiten drüberzureiten. Das findet sie wahrscheinlich nicht schlecht, aber ob sie es deshalb bewusst tut? Unklar und für mich auch nicht wirklich relevant.

    • @justus*:

      Die Grundbedürfnisse sind für deutsche Arbeiterschaft komplett gedeckt. "Erst das Fressen, dann die Moral" kann für in Deutschland lebende Menschen kaum gelten. Hier wird auf sehr hohem Niveau gejammert. Was aber stimmt, ist, dass die Vermögen zwischen Arbeiterschaft und oberer Mittelschicht bis Oberschicht extrem ungleich und unfair verteilt sind - was nicht die Schuld von Migranten ist. Wenn die Arbeiterschaft also ihre ökonomische Situation verbessern wollte, müsste sie für Vermögensumverteilung stimmen, also richtig links wählen. CDU und AFD sind dafür nicht zu haben. Das wahre Problem ist also nicht die ökonomische Lage der Arbeiterschaft, sondern das Gefühl der Überfremdung einerseits und andererseits der Neid auf die Menschen, die staatliche Hilfe bekommen (weil der Reichtum der oberen Mittelschicht bis Oberschicht und damit die Verteilungsfrage von niemandem in den Blick genommen wird)

    • @justus*:

      "" Erst kommt das Fressen und dann die Moral.""



      ===



      a-äff-de Wähler ticken anders - die hungern lieber als rechtsradikal - populistische Propaganda hinsichtlich des eigenen Nutzens zu hinterfragen.

      Nach einer Studie des Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) sind die Hauptleidtragenden der a-äff-de-Politik ihre eigenen Wähler.

      Für die Studie wurden die Einstellungen der Partei im von der Bundeszentrale für politische Bildung angegebenen Wahl-O-Mat für die Bundestagswahl 2021 mit den Anliegen der Unterstützerinnen und Unterstützer verglichen.

      Das Ergebnis:



      ist ein "Paradoxon" weil Unterstützer der a-äff-de in fast allen politischen Feldern unter der Politik der Partei leiden: sowohl hinsichtlich Wirtschaft und Steuern, als auch beim Klima-schutz, der sozialen Absicherung, ebenso bei Demokratie und Globalisierung.

    • @justus*:

      Alleine vom Parteiprogramm her istdie AfD schon keine "Arbeiterpartei".



      Es ist nur mit mangelndem Leseverständnis oder absolutem nichtlesen dieses neoliberal-kapitalfaschistischen Manifests, genannt Parteiprogramm, erklärbar, warum Arbeiterinnen und Arbeiter diesen faschistischen FDP Abklatsch überhaupt wählen.

  • Viel Erfolg wünsche ich.



    Die Ablehnjng von Tempo 120 muss noch mal überdacht werden.

  • Allein schon das Positionieren gegen Tempo 120 ist so entlarvend. Diese Partei setzt nicht auf Vernunft, sondern auf billigen Populismus, nicht auf Hirn, sondern auf Enddarm. Zu deren sogenannter "Friedenspolitik" spare ich mir die Worte.

    Früher fand ich SW mal gut... heute ist sie aufgrund diverser unvernünftiger Positionierungen unwählbar.

    • @Bussard:

      Trotzdem ist mir persönlich das alles immer noch lieber, als wahllos auf Schwache einzudreschen, siehe Bürgergeld, Migranten zu deportiert und ihre "Gönner " gleich mit, siehe AFD.



      Und ihre Träume vom schnellen Waffenstillstand in der Ukraine....na ja , ich versuche, Realist zu sein, die dürften sich auch unter BSW Verantwortung sehr schnell an der Realität zerreiben...

    • @Bussard:

      Ja, ist alles so zusammengeklaubt.

    • @Bussard:

      Ist das die Wortwahl, die Linke als wirkliche Alternative präsentiert?



      Ich finde diese Auslassungen widerlich!



      Hoffentlich stimmen mir wahre Linke zu.