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Gleichwertigkeitsbericht der RegierungNehmt die Ost-West-Brille ab!

Kersten Augustin
Kommentar von Kersten Augustin

Der Gleichwertigkeitsbericht zeigt: Die regionalen Unterschiede in Deutschland nehmen ab. Doch die Wahrnehmung ist verzerrt und voller Vorurteile.

Ob Ost oder West – es gibt auch im Westen schlechte und im Osten gute Lebensbedingungen Foto: Wolfgang Maria Weber/imago

D ie Bundesregierung hat einen Bericht vorgestellt, der die Lebensverhältnisse in Deutschland untersucht. Und man sollte ergänzen: endlich! Dass sie bisher diese Daten nicht hatte, um Landkreise systematisch zu vergleichen, dass sie nicht einmal wusste, wie sich ihre Fördermittel verteilen, ist absurd.

Nun kann jeder Bürger nachlesen, wie die Versorgung mit Kin­der*­ärz­tin­nen in seinem Landkreis ist, wie die Feinstaubbelastung oder die Entwicklung der Gewerbesteuer. Kurz – wie lebenswert es in seiner Region ist.

Zusammenfassend gibt es endlich mal gute Nachrichten: Die Lebensverhältnisse gleichen sich an. Zwar gibt es große Unterschiede, wenn man etwa die Wirtschaftskraft von Wolfsburg mit dem Erzgebirge vergleicht. Große Unterschiede zwischen Ost und West gibt es auch beim Gehaltsniveau, der Kinderbetreuung, dem Gender-Pay-Gap. Aber sie werden geringer, die Wirtschaft im Osten wächst schneller. Und es fließen deutlich mehr Fördermittel nach Osten – zu Recht.

Eine Brille ohne Durchblick

Es wäre gut, wenn sich diese Erkenntnisse auf die öffentliche Debatte auswirken. Denn es ist einfach, vom abgehängten Osten zu sprechen – doch es verstellt den Blick. Denn „den Osten“ gibt es nicht. Und der Bericht zeigt, dass das Leben im Speckgürtel von Berlin besser vergleichbar ist mit ähnlichen Landkreisen im Westen als mit der Prignitz. Und viele Probleme gibt es in Ost und West zugleich, etwa Regio­nen, die überaltern. Statt also auf das Trennende zu schauen, wäre es produktiv, Gemeinsamkeiten zu entdecken.

In Ost und West sind etwa zwei Drittel zufrieden. Gleichzeitig glaubt aber die Mehrheit der Ostdeutschen, dass es sich in anderen Regionen besser leben ließe.

Die Ost-West-Brille hat Folgen: Für den Bericht wurden 30.000 Menschen in allen Landkreisen danach gefragt, wie zufrieden sie mit ihrem Leben sind (das gab es noch nie!). Das gute Ergebnis: Trotz aller Probleme sind zwei Drittel der Deutschen zufrieden, auch in Ostdeutschland. Gleichzeitig glaubt aber die Mehrheit der Ostdeutschen, dass es sich in anderen Regionen besser leben ließe.

Als in der vergangenen Woche die Meldung kursierte, dass die Bahn einige Fernverkehrsverbindungen streichen wolle, wurde in vielen Medien, auch in der taz, vor allem der mögliche Wegfall von Zugverbindungen in Ostdeutschland kritisiert. Die Aufregung war groß – der Osten wird mal wieder abgehängt! Der Bericht der Bundesregierung zeigt nun: In ganz Deutschland ist die Hälfte der Bevölkerung unzufrieden mit der Versorgung mit Nahverkehr und Radwegen.

In anderen Bereichen fallen subjektive Wahrnehmung und objektive Lage auseinander. In den Landkreisen an der Grenze zu Polen ist etwa das Gefühl der Sicherheit gering, obwohl die Kriminalitätsstatistik zeigt, dass es in Großstädten deutlich gefährlicher ist.

Vor dem Verfassen des nächsten Tweets oder Leitartikels über den abgehängten Osten oder das Erstarken der AfD lohnt es sich also, die Brille zu wechseln, und nicht nur mit gefühlten Wahrheiten zu argumentieren.

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Kersten Augustin
Ressortleiter Inland
Kersten Augustin leitet das innenpolitische Ressort der taz. Geboren 1988 in Hamburg. Er studierte in Berlin, Jerusalem und Ramallah und wurde an der Deutschen Journalistenschule (DJS) in München ausgebildet. 2015 wurde er Redakteur der taz.am wochenende. 2022 wurde er stellvertretender Ressortleiter der neu gegründeten wochentaz und leitete das Politikteam der Wochenzeitung. In der wochentaz schreibt er die Kolumne „Materie“. Seine Recherchen wurden mit dem Otto-Brenner-Preis, dem Langem Atem und dem Wächterpreis der Tagespresse ausgezeichnet.
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43 Kommentare

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  • Käptn Blaubär , Moderator*in

    Vielen Dank für Eure Beiträge, wir haben die Kommentarfunktion geschlossen.

  • An der Zeit wäre auch die Ungerechtigkeit zu besprechen, dass nach der Wende alle Unternehmen mit einigermaßen Wert an Westdeutsche gegeben wurden, weil sie die größere Erfahrung mit dem Kapitalismus hatten. Hier wurden die Ostdeutschen flächendeckend über den Tisch gezogen. Diese Ungerechtigkeit lässt sich nicht mit Statistiken wegreden. Sie ist eine bleibende Realität.

  • "Statt also auf das Trennende zu schauen, wäre es produktiv, Gemeinsamkeiten zu entdecken."

    Dass Berlin und sein Speckgürtel besser dastehen ist ja nun absolut nichts neues. Das sind aber keine Gemeinsamkeiten mit westdeutschen Kreisen, das ist die Fixierung der Wirtschaft auf boomende Metropolen.

    Das ändert aber nichts daran, das gerade auch ostdeutsche Kreise vor allem von Überalterung, Abwanderung, Arbeitslosigkeit, Wohnungsleerstand, geringere Löhne und Perspektivlosigkeit gekennzeichnet sind.

    Dazu, dass man nach Jahren feststellt dass die Probleme georaphisch nicht plakativ schwarz-weiss verteilt sind, ist kann man allenfalls nur sagen: endlich!.

    Produktiv ist es daher wenn die Prozesse verstanden werden, die zu überlasteten reichen Metropolen und armen überalternden Regionen führt.

  • Bravo für den Kommentar ! Wir müssen endlich von Ost- und Westdeutschland wegkommen. Die vereinigte Republik dauert nun schon fast genau so lange wie die beiden deutschen Staaten existiert haben , aber bei der Lektüre von z.B. Spiegel und ZEIT habe ich immer wieder das Gefühl westdeutsche Zeitungen zu lesen, die Zeit hat sogar eine eigene Ausgabe Ostdeutschland !

  • Häufig werden Einkommensunterschiede erwähnt. Dem sollte man dann aber auch die Lebenshaltungskosten gegenüber stellen. In der Westpfalz oder der Niederlausitz ist 1 Euro mehr wert als in München

  • „Gleichzeitig glaubt aber die Mehrheit der Ostdeutschen, dass es sich in anderen Regionen besser leben ließe.“

    Das finde ich einen interessanten Befund. Und warum glauben sie, dass es sich anderswo besser leben ließe?

    • @Karla Columna:

      Aus Erfahrung, wenn man weggezogen ist. Es gibt immer "bessere" Gegenden. "Besser" im Sinne von Lebenswerter.

      Liegt aber eher an den Einwohnern - bzw. deren Mentalität.

    • @Karla Columna:

      Weil sie es sehen.

      Wenn Sie in Ostdeutschland durch die Dörfer fahren, sehen Sie an verfallenen Häusern und heruntergekommenen landwirtschaftlichen Gebäuden, wieviel Wohlstand da ist.

      Oft ist es wenig.

      Dass Herrn Augustin hier den Speckgürtel Berlins als Pro-Beispiel anführt, passt nicht.

      Da leben inzwischen überwiegend Zugezogene, die in Berlin arbeiten.

      Der Speckgürtel Berlins ist eher ein Beispiel gegen Herrn Augustin.

      Die Menschen in der Perpherie Brandenburgs blicken neidvoll dorthin.

      Die Preise bei Lidl in Potsdam oder München sind aber dieselben wie in Suhl oder Eisenhüttenstadt.

      Wenn Sie durch die Provinz beispielsweise in Niederbayern oder manchen Regionen Baden-Württembergs fahren, sehen Ostdeutsche, wie Provinz eben auch aussehen kann.

      Erfolgreiche mittelständische Unternehmen, die sichere Arbeitsplätze und Wohlstand in die Dörfer bringen.

      Das muss jemand aber erst mal aufbauen.

      Wenn Sie nun von Sonneberg nach Hof fahren, finden Sie keinen bewegenden Unterschied.

      Es wird nicht behauptet, dass es sich in jeder andere Region besser leben ließe.

      • @rero:

        Na ja gut, aber das Argument kann man auch umdrehen. Fahren Sie einmal von Dortmund, Gelsenkirchen, Duisburg, Essen nach Erfurt, Schwerin Leipzig und Rostock. ;-)

      • @rero:

        "beispielsweise in Niederbayern oder manchen Regionen Baden-Württembergs fahren, sehen Ostdeutsche, wie Provinz eben auch aussehen kann."

        Der (leider nicht selten begangene) Fehler wäre dann aber, zu glauben, dass Provinz so aussehen muss oder im Westen automatisch so aussieht. Das tut sie nämlich schon in Baden-Württemberg nicht überall (beispielsweise in "badisch Sibirien") oder auch nicht in Rheinland-Pfalz (früher auch als "DDR des Westens" bezeichnet) wenn man mal jenseits ausgetretenen Pfade in Westpfalz, Hunsrück, Eifel oder Westerwald unterwegs ist. Nur kommen Ostdeutsche dort noch seltener hin als Westdeutsche nach Eisenhüttenstadt oder Leubsdorf...

    • @Karla Columna:

      Weil das Gras da grüner ist - und ihnen Populisten aller Couleur systematisch einreden, sie seien abgehängte Opfer und nicht wenige Besserwessis sich auch heute noch so gerieren, als wäre das zumindest keine schlechte Idee. Es MUSS also anderswo besser sein.

  • Die taz macht ja fröhlich mit bei dem Ost West Spiel. Oder wann war der letzte Text über Unterschiede in Einkommen Arbeitslosigkeit Rente Lebensstandard Umweltschutz Wanderungsbilanz Steueraufkommen Wohnverhältnisse Vermögen Erbschaften uäm zwischen Nord und Süd?

    • @Monomi:

      Genau - TAZ ist einer der wesentlichen Protagonisten der Ost-West-Debatte.

      Dabei dürfte mittlerweile mehr als klar sein, dass die kritischen Pole mittlerweile ganz andere sind.

      Auf der einen Seite die großen Städte, mit hohen Durchschnittsgehältern, super Infrastruktur angefangen von Nahverkehr über Schulen bis hin zu Ärzten - aber auch einem deutlichen Mangel an Wohnungen,

      auf der anderen Seite die ländlichen Gegenden mit dem Gegenteil bei all den oben aufgeführten Parametern.

      Interessant ist, wie sich die Position der Grünen bei diesen Diskussionen verschoben hat. Bei der damaligen Ost-West-Debatte standen Sie eindeutig auf der Seite der Schwächeren.



      Diesmal sind die Grünen eindeutig auf der Seite der Stärkeren. Sie vertreten das städtische Grünen-Klientel und kämpfen für



      - günstigere Tickets für Nahverkehr - der ländliche Raum hat davon wenig



      - günstigere Mietwohnungen - das geht am Problem des ländlichen Raums vorbei



      - ...

  • Schön, dass die taz jetzt endlich damit anfängt ...

  • "Denn „den Osten“ gibt es nicht."

    Es stimmt, dass oft das Gefälle Land/Stadt entscheidend ist. Aber man muss schon blind sein wenn man sich die Darstellungen im Bericht ansieht und nicht bemerkt, dass man die Grenze BRD/DDR immer noch sehr deutlich sehen kann. Nicht ganz so, wie man den "antifaschistischen Grenzwall" bei den Ergebnissen der EU Wahl sieht, aber deutlich genug.

    Nebenbei bemerkt sieht man auch positive Unterschiede, z.B. immer noch in der Kinderbetreuung und dem gerigeren Gender Pay Gap. Aber ich weiß, dass man da die besonderen Gegebenheiten (andere Alterstruktur etc.) mit betrachten muss, was diese positiven Werte etwas absenkt.

    BTW: wer ihn noch nicht kennt, hier ist er

    www.bmwk.de/Redakt...regierung-2024.pdf

  • Ich komme ja aus einem der angesprochenen Landkreise direkt an der polnischen Grenze und wohne 50 Meter vom Grenzübergang entfernt. Wir haben laut PKS doppelt so hohe Kriminalitätsraten wie Kleinstädte nur 50km von der Grenze entfernt. Bei Einbruchsdiebstählen und Autodiebstahl sind wir im Bundesland einsamer Spitzenreiter. Nur Dresden liegt in der PKS insgesamt noch kannp vor uns was uns jüngst den Titel gefährlichste Stadt Sachsens eingetragen hat. Bei meinem Vater wurde auf dem Dorf in den letzten 5 Jahren 3mal eingebrochen. Bei uns sind sie durchs Kinderzimmerfenster meiner Tochter eingestiegen.



    Es mag in Berlin noch doppelt so viele Straftaten insgesamt geben, aber wir sind hier die zweitälteste Kommune des Landes. bestimmte Delikte die vorwiegend von jungen Männern begangen werden, kommen hier im Prinzip kaum vor.



    Wir hatten hier vor Abschaffung der Grenzkontrollen kaum Berührung mit Kriminalität. In meiner Kindheit stand im Dorf jede Tür offen und der Wagen meines Opas stand mit steckendem Schlüssel in der offenen Garage. Diese Zeiten kommen wahrscheinlich nie wieder. Klar das besonders die Älteren da natürlich Vergleiche anstellen.

    • @Šarru-kīnu:

      "bestimmte Delikte die vorwiegend von jungen Männern begangen werden"

      Beim Nachbarn über'n Zaun - Äpfel klauen?

    • @Šarru-kīnu:

      Herr Augustin argumentiert unredlich, wenn er die Dörfer ander polnischen Grenze mit Großstädten vergleicht.

      Sobald man Äpfel mit Äpfeln vergleicht, sind die Zahlen krass.

      Hätte ich nie gedacht.

    • @Šarru-kīnu:

      "In meiner Kindheit stand im Dorf jede Tür offen und der Wagen meines Opas stand mit steckendem Schlüssel in der offenen Garage. Diese Zeiten kommen wahrscheinlich nie wieder."

      An solche Zeiten kann ich mich in meiner Kindheit im tiefen Westen auch noch erinnern - hier würde aber eine Mehrheit der Leute behaupten, dass die mit dem Mauerfall unwiderruflich geendet hat🤪

      • @FriedrichHecker:

        Das eine schließt das andere nicht aus.

        Würde im Osten mancher bestätigen.

  • Aus der Perspektive von Apolda in Thüringen ist es vielerorts besser.

    Am Tegernsee allemal aber da kann ich mir auch kein Seegrundstück leisten. (Genauer, ich kann mir das nirgendwo leisten. )

    Ob es sich dagegen lohnt aus Apolda nach Bergheim (NRW) zu ziehen um besser zu leben, würde ich mal anzweifeln.

    Mit Ost West hat das nichts mehr zu tun.

  • Es ist nicht nur Ost und West.



    Es ist vor allem die alte Teilung zwischen Arm und Reich, zwischen Arbeiten und Erben.

    Die zu lösen haben wir lange versucht, und das ist richtig, das wieder anzugehen. Eine Links-Mitte-Mehrheit, die anders als 2013 auch genutzt wird, hülfe.



    .



    In der verdrehten FDP von Lindner und Schäffler ist derzeit leider wenig zu erhoffen, nichts für Ost, nichts für West. Da war das Freiburger Programm mal weiter.

    • @Janix:

      Dazu müßte es dann aber auch die Parteien geben die im Mitte-Links-Bündnis aktiv wären. Ich sehe da aktuell keine nennenswerte Partei. SPD und Grüne wollen CDU und FDP, teils im Konservativen teils im kapitalistischen Sinne, sogar noch rechts überholen. Und dann gibt es auf dieser Seite aktuell nichts mehr.

      Solange wir weiter danach schauen, für Banken, Pharmaindustrie, Rüstungsindustrie, Hotellerie etc. jeden cent herbei zu holen um sie zu subventionieren. Anstatt wirklich "Eigentum verpflichtet" umzusetzen, wird sich daran auch nichts ändern.

  • Und wann begreifen die Wähler der rechten Parteien endlich, dass es ihnen immer besser geht, weil die rechten Parteien nicht an der Macht sind?

    Es wäre an der Zeit die „AfD-macht-alles-besser“ Brille abzunehmen.

    Wenn es dann unter AfD-Regierenden wieder nach unten geht, dann wird bestimmt noch mehr AfD gewählt.

    Eine Logik, die keine ist, aber die immer wieder zu beobachten ist.

    Leider.

    • @Gnutellabrot Merz:

      Sobald die Wähler der rechten Parteien sehen, dass es ihnen besser geht, wenn die linken Parteien an der Macht sind.

  • Die Statistiken sind sicher interessant, Art und Umfang der Fragestellung sowie gewählter Modus der Durchführung auch. Die Interpretation ist dann eine Zusatzleistung. Die Rohdaten sind der entscheidende Schlüssel.



    /



    de.statista.com/ge...e-fuer-statistiken

  • Also Verklärung der ach so tollen Bedingungen im Osten finde ich nicht sachdienlich.

    Der Osten stirbt aus - und bis auf ein paar Regionen im Aufschwung ist das nach wie vor der Fall.

    Nach wie vor verdient jemand bei gleicher Qualifikation ein Facharbeiter im Osten im Schnitt 20% weniger als sein Kollege im Westen.

    Und dazu ist ca. 95% des Grund und Bodens im Osten in West-Hand.

    Dazu hat man es im Osten deutlich schwerer Vermögen und Eigentum als im Westen aufzubauen.

    Von daher - die Ossis haben Recht, nach wie vor gefrustet zu sein.

    • @Herbert Eisenbeiß:

      Wer nichts erbt,kommt auch im Westen nicht weit. Das ist hier wie da gleich. Das der Osten überaltert liegt am großen Land, in dem gerade mal so viele wohnen wie in NRW. Wenn dann auch noch neue Menschen unerwünscht sind, Ausländer angegriffen werden,darf sich nicht beschwert werden,das das platte Land langsam ausstirbt.

  • Stimmt. Die Stimmung entspricht nicht der Realität. Da sind die Deutschen sich erschreckend ähnlich.

    • @vieldenker:

      Was ist denn die Realität?

      Wer bestimmt das?

      Herr Augustin liefert in dem Artikel nur Interpretation.

      Blicken Sie ruhig über den nationalen Tellerrand, ob es da anders ist.

  • Gleichwertigkeitsbericht für die Mülltonne?

    Zitat: 'Im November 2023 fanden acht Fokusgruppengespräche mit insgesamt 60 Teilnehmerinnen und Teilnehmern in Berlin statt. … Ausgewählt wurden [die TeilnehmerInnen], um eine möglichst große regionale Vielfalt mit unterschiedlichen strukturellen Bedingungen abzubilden. Vorrangig handelt es sich um strukturschwache Regionen.'

    Fokusgruppengespräche sind eine geeignete Methode, wenn es (i) um Erfahrungen/Meinungen geht, (ii) objektiv messbaren Daten nicht verfügbar sind und wenn es (iii) um relativ kleine Populationen geht. Wie repräsentativ 60 ausgewählte Befragte für ein Land mit über 80 Mio. Einwohnern sind, kann sich jeder selber denken.

    3 Thesen zum Studium der Ungleichwertigkeit der Lebensbedingungen:

    Die individuelle Lebenslage bestimmt die Lebensbedingungen.

    Die individuelle Lebenslage wird durch viele Faktoren bestimmt, von denen manche individuell gesteuert werden können und andere nicht.

    Individuelle Lebenslagen lassen sich anhand verschiedener Kriterien, wie z.B. Alter, Einkommen, Ethnizität, Geschlecht, Gesundheitszustand, Wohnort usw. clustern, wobei unterschiedlich starke Korrelationen feststellbar sind.

  • 6G
    615049 (Profil gelöscht)

    Warum zeichnen verdammt viele, wenn nicht beinah alle statistischen Daten die deutsch-deutsche Grenze aufs Genaueste nach?



    Irgendwie passt doch das so gar nicht zu diesem Regierungsbericht.

    Am Ende ist Ostdeutschland längst ein Hochlohngebiet und keiner hats mitbekommen.

    Vielleicht werden "die" Ostdeutschen diesmal auch mit Bananen böse? Vielleicht haben die mittlerweile begriffen, dass man auf Bananen ganz prima verzichten kann? Auf einen vernünftigen Lohn, eine bezahlbare Wohnung oder bestimmte Sozialleistungen aber auf keinen Fall.

    • @615049 (Profil gelöscht):

      "Warum zeichnen verdammt viele, wenn nicht beinah alle statistischen Daten die deutsch-deutsche Grenze aufs Genaueste nach?"

      Diese 'verdammt vielen' sind die, bei denen die Daten do zusammengefasst werden, dass über Düsseldorf, Münster und Bottrop genauso gemittelt wird (alles NRW) wie über Potsdam, Eisenhüttenstadt und Lübbenau (alles Brandenburg). Hat jeweils den Vorteil, daß die ärgsten Schmuddelflecken verwischt werden...

      Was in den aggregierten Daten nicht mehr drinsteht, kann man auch nicht mehr herauslesen.

  • Herr Habeck nannte die Entwicklung „erfreulich“. Nun, dann ist ja alles gut und wir können uns wieder hinlegen!

    Im Ernst: Ich habe viel mit Umfragen zu tun und weiß, dass man die Ergebnisse mit Vorsicht genießen muss. Eine Kundenzufriedenheit von 66% gilt als durchgefallen. Und hier sind wir schon beim Thema. Was z.B. ist wichtiger? Die tatsächliche oder die gefühlte Situation? Welche Rolle spielt die Höhe der Gewerbesteuereinnahmen für die Zufriedenheit von Menschen, wenn sie diese nicht kennen und diese ihnen auch egal ist? Und was bringt eine niedrige Feinstaubbelastung auf dem Land, wenn man keine Ärzte hat oder kein Bus fährt?

    So gut die Analyse auch ist, sie löst keine Probleme. Und sie löst auch die Ost-West-Debatte nicht. Und einige wichtige Fragen wurden nicht gestellt: 2/3 der Menschen sind zufrieden (was immer das auch heißt). Das bedeutet aber auch, dass 1/3 unzufrieden ist. Und das genau ist die Menge, die nicht oder radikal wählt. Warum fragt man nicht danach?

  • "In ganz Deutschland ist die Hälfte der Bevölkerung unzufrieden mit der Versorgung mit Nahverkehr und Radwegen."

    Dann sollten sie mal so wählen, dass kein Schwarzgelber mehr Verkehrsminister wird. Oder ist da nur die kleinere Hälfte unzufrieden?

    • @Paul Anther:

      Von den letzten 10 Verkehrsministern waren 5 von der SPD, 4 von der CSU und einer von der FDP.



      Also ziemlich pari.

    • @Paul Anther:

      Für den ÖPNV sind die Länder und Landkreise zuständug. Und da gibt es auch grüne Verkehrsminister, die aus Geldmangel den ÖPNV zusammenstreichen.

    • @Paul Anther:

      Nahverkehr und Radwege liegen in der Hand der Kommunen, da hat ein Verkehrsminister der Regierung nix mit zu schaffen.

    • @Paul Anther:

      Schon, aber das ist gar nicht so einfach. Davon abgesehen, dass Scholz ja eher "versehentlich" Kanzler geworden ist, und er schuld daran ist, dass die FDP jetzt durchregiert, wie es sich Diktatoren nur erträumen können, muss man schauen, wenn man dann noch wählen kann. Wäre es anders mit einer CDU-Regierung? Vermutlich schlimmer.

      Aus mir völlig unverständlichen Gründen wählt heute keiner mehr die SPD. Ich meine die richtige SPD, also die Linke. Die Grünen, die ja früher mal links waren und jetzt eher in die ignorant-neoliberale Richtung tendieren, lassen sich von der FDP über den Tisch ziehen weil sie vermutlich einfach keine Ahnung vom Politikgeschäft haben. Und aus Prestigesucht das Außenministerium haben wollten, dafür auf Verkehr verzichtet haben. Kein Kommentar!

      So wird die Dynastie der unfähigen Autolobbyisten als Verkehrsminister halt fortgeführt ...

    • @Paul Anther:

      Und von der anderen Hälfte wählt ein Zehntel F. D. P. damit das auch so bleibt.

    • @Paul Anther:

      Es waren ja unter Merkel bei Umfragen so 70% der Wähler unzufrieden mit der Regierung und gleichzeitig 70% zufrieden mit der Kanzlerin, was für mich darauf hindeutet, dass viele Wähler die Zusammenhänge nicht sehen wollen. Das ist so ähnlich wie bei der Europa Wahl, da wurden vor allem in ländlichen Gebieten wo viele EU-Mittel ankommen und sei es nur als Subvention für die Landwirtschaft Europahasser gewählt.

      • @Axel Schäfer:

        Naja, nach der Logik sehen die Wähler jetzt besser die Zusammenhänge... 80 Prozent sind unzufrieden oder sehr unzufrieden mit der Regierung und 65 Prozent bewerten die Arbeit von Scholz als schlecht.



        By the way way... Nur die wenigsten im ländlichen Raum sind Bauern und profitieren von der Agrarsubvebtion. Wieviel andere Mittel da hinfließen und wie sichtbar das ist aufgrund der Streuung ist kann ich nicht beurteilen.



        Auch wenn man Merkel jetzt im Nachhinein für alles kritisiert fällt mir immernoch niemand ein der besser geeignet war oder ist und das obwohl ich nie in meinem Leben CDU gewählt habe.

        • @Hitchhiker:

          "... fällt mir immernoch niemand ein der besser geeignet war oder ist ..."

          Mir schon. Gregor Gysi.