piwik no script img

Verbannung von Russisch in LettlandFür das Miteinander wenig hilfreich

Kommentar von Barbara Oertel

In Lettland sind lettische Grundkenntnisse Pflicht. Und Russisch wird aus den Schulen verbannt. Das ist bedauerlich, denn jede Sprache ist ein Gewinn.

Die lettische Fahne am Freiheitsdenkmal in Riga. Vor über 100 Jahren proklamierte Lettland die Unabhängigkeit von Russland Foto: Alexander Welscher/dpa

I n Estland und Lettland, beide mit zahlenmäßig bedeutenden russischen Minderheiten, ist das Thema Sprache bereits seit der Unabhängigkeit der beiden baltischen Staaten im Jahr 1991 ein Politikum und daher extrem aufgeladen. Vor dem Hintergrund von Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine am 24. Februar 2022 gilt dies umso mehr. Personen mit einem russischen Pass, die in Lettland dauerhaft ansässig sind, müssen jetzt Grundkenntnisse des Lettischen nachweisen.

Andernfalls drohen harte Konsequenzen – bis hin zur Ausweisung. Keine Frage: Wer seit Dekaden in einem Land lebt und die Amtssprache nicht einmal rudimentär beherrscht, kann nicht anders, als bestenfalls als ignorant bezeichnet werden. Doch Sprache als ein Druckmittel einzusetzen, dürfte wohl kaum ein friedliches Neben- und Miteinander in einer Gesellschaft fördern, schon wenn sie ohnehin stark polarisiert ist.

Zudem spielen derartige Entscheidungen Russlands Präsidenten Wladimir Putin – mittlerweile im Krieg mit dem gesamten „kollektiven“ Westen – direkt in die Hände. Die vermeintlich unterdrückten Landsleute im Ausland verteidigen und das notfalls auch mit Waffengewalt – war da mal was? Eben. Angesichts dieser schwierigen Gemengelage zeugt das jüngste Vorhaben der lettischen Regierung, bis 2030/2031 an Schulen das Unterrichtsfach Russisch als zweite Fremdsprache stufenweise abzuschaffen, nicht gerade von Weitblick.

Denn jede Sprache ist ein Zugewinn – ein Tor zur Welt, auch wenn diese grausam ist. Anstatt also Russisch per „Ukas“ aus den Klassenzimmern zu verbannen, sollte das Angebot an weiteren Fremdsprachen maximal ausgeweitet und den Schü­le­r*In­nen mit ihren Eltern die Entscheidung überlassen werden. Wahlfreiheit ist ein hohes Gut, ein Wert an sich und in Zeiten wie diesen alles andere als selbstverständlich – siehe Russland.

Und noch eins: Vor allem Menschen, die in mehreren Sprachen und Kulturen zu Hause sind, können „Brückenbauer*innen“ sein. Und die werden gebraucht – mehr denn je. Moskaus menschenverachtender Krieg gegen die Ukraine – er wird nicht ewig dauern. Es gilt, sich für die Zeit danach zu rüsten.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Ressortleiterin Ausland
Geboren 1964, ist seit 1995 Osteuropa-Redakteurin der taz und seit 2011 eine der beiden Chefs der Auslandsredaktion. Sie hat Slawistik und Politikwissenschaft in Hamburg, Paris und St. Petersburg sowie Medien und interkulturelle Kommunikation in Frankfurt/Oder und Sofia studiert. Sie schreibt hin und wieder für das Journal von amnesty international. Bislang meidet sie Facebook und Twitter und weiß auch warum.
Mehr zum Thema

68 Kommentare

 / 
  • Käptn Blaubär , Moderator*in

    Vielen Dank für eure Beiträge, wir haben die Kommentarfunktion nun geschlossen.

  • Als Mathematiker schätze ich die russische Sprache. Bis in die 90er Jahre haben mir die dort erschienenen Artikel immer wieder neue Welten eröffnet, ab dann publizierten die Russen vermehrt auf Englisch.



    Auch heute noch stöbere ich gern in meinen Publikationen aus der UdSSR und zaubere daraus so manchen Schatz hervor, von dem meine Kollegen und ich dann ein paar Jahre zehren können.

  • Ein Drittel ist russisch sprachig.



    Das ist eine denkbar dumme Entscheidung. Der Russisch-Unterricht ist eine super Gelegenheit, schwierige Themen zur Sprache zu bringen

  • Russisch soll in Lettland NICHT VERBOTEN werden, ganz und gar nicht. Wer das aus dem Artikel herausgelesen hat, sollte ihn noch einmal langsam lesen.

    Zur Hälfte der Zeit lebe ich in Rumänien, das wegen seiner Gelassenheit im Umgang mit Minderheiten als Beispiel dienen kann, vor allem mit den Deutschen. Da sich das Leben dort - und sei es auch nur die Gasrechnung - fast ausschließlich auf Rumänisch abspielt, lernt man die Sprache 'irgendwie' und sowieso nebenbei. Alles andere wäre pure Überheblichkeit oder schlichte Faulheit.

  • Es kann gar keine Rede von Verbannung des Russischen sein. Lediglich sollen Grundkenntnisse der lettischen Sprache nachgewiesen werden, was im Sinne einer integrativen Leistung völlig richtig ist. Und zum anderen geht es mitnichten um eine Verbannung, sondern im die stufenweise Abschaffung des russischen als zweite Sprache im schulischen Kontext. Dass die Letten und alle anderen, die das Pech haben mit Russland Grenzen zu teilen, keinen Bock auf russische Kulturbereicherung haben ist verständlich. Insbesondere vor dem Hintergrund, dass Russland die Anwesenheit russischer Teile innerhalb einer Bevölkerung für sich zum Grund von verbrecherischen Überfällen nimmt, wäre es sogar nachvollziehbar, wenn Lettland alles Russische aus seinem Land verbannen wollen würde, was es aber tatsächlich gar nicht tut.

    • @Klaus Kuckuck:

      Das ist doch Blödsinn. Wenn die russische Minderheit in Lettland unnötig gegängelt wird, werden viele dieser Menschen sich möglicherweise die russische Sichtwseise, also die, die im russischen Fernsehen vermittelt wird, zueigen machen und damit ist Putin geholfen und seinem Hofstaat, sonst niemandem.



      Das ist doch einfach nur rassistischer Bullshit.



      Und ja, klar, sollte mensch nach Möglichkeit die Sprache lernen, die in dem Land, in dem dieser Mensch lebt, mehrheitlich gesprochen wird.



      Dass allerdings nur Leute mit russischem Pass das nachweisen sollen, ist eine ganz und garnicht gerechte Ungleichbehandlung.



      Das ist einfach nur mieser menschenverachtender Populismus.



      Der Anteil der russischsprachigen Bevölkerung in Lettland beträgt wohl etwa 27%, also fast ein Drittel.



      Dass es Ängste gibt, dass dies als Vorwand für eine russische Invasion dienen könnte, ist natürlich verständlich.



      Allerdings galt als Vorwand für den Überfall auf die Ukraine vor allem die Behauptung, dass die Menschen dort unterdrückt würden.



      Vor dem Gesetz sollten doch möglichst alle Einwohner eines Landes gleich sein, oder nicht?

      • @Kurzweil:

        Das was Sie lapidar als Blödsinn bezeichnen, sollten Sie wenigstens im historischen Kontext betrachten. Dass rund ein Viertel (nicht ein Drittel) der in Lettland lebenden Menschen russische Muttersprachler sind, ist eine unmittelbare Folge der von Russland dominierten sowjetischen Gewaltherrschaft. Seit jeher gibt es aufgrund dieser imperialistisch motivierten "Ansiedlungen" gesellschaftliche Verwerfungen in Lettland. Hiermit hat Russland juristischer Vorgänger die UDSSR also in erster Linie seinen willkürlichen Machtanspruch gefestigt. Dass die Lettinen und Letten heute, nach über dreißig Jahren Demokratie und Freiheit, nichts mehr mit Russland zu tun haben wollen, kann jeder verstehen. Dass von den russischsprachigen Menschen in Lettland vor dem Hintergrund des neuerlichen imperialistischen Treibens Russland nun erwartet wird Farbe zu bekennen, ist völlig nachvollziehbar und im Sinne der Sicherheit aller. Und da gibt es eben einen Unterschied zwischen der Bedeutung russischer Sprache und spanischer, italienischer oder sonstiger Sprachen.

    • @Klaus Kuckuck:

      Ich hätte kein Problem mit dieser Politik, wenn sie auf Neueinwanderer zielte, also auf Menschen, die erst wenige Jahre Aufenthalt in Lettland haben. Dass diese irgendwann Grundkenntnisse der Sprache nachweisen sollten für einen längeren Aufenthaltsstatus ist ja in anderen Ländern durchaus verbreitet.

      Aber bei jahrzehntelang Ansässigen sollte wirklich irgendwann Schluss sein mit Abschiebungsängsten - ausgenommen eventuell bei (schwererer) Kriminalität.

      Gilt natürlich genauso für Deutschland.

  • Russland ist ein großes nahes Land, und wer es denn will ...



    Lieber durchsickern lassen, dass man mit Französisch, Spanisch, Deutsch oder auch Latein, Altgriechisch und Mandarin mehr anfangen kann.



    Assimilation mit Druck von oben ist nämlich nicht so die feine Art.



    Für die zunehmende Irrelevanz des Russischen (schade wegen Tolstoj, Sorokin, ...) sorgt Putin gerade schon ganz allein.

    • @Janix:

      Sie wissen aber schon, dass ca 40 % der Bewohner Lettlands russischsprachige Wurzeln haben? Früher gab es auch einen grossen Anteil an deutschsprachigen (die sogenannten Deutsch-Balten) und schwedischen Bewohnern. Diese beiden Volksgruppen haben das Land verlassen. Heute sollte man in Lettland besser kein Deutsch sprechen, denn entweder versteht es der andere nicht mehr oder man gilt als Nazi. Diese Sprache fällt also schon mal weg (anders in Estland). Viele der Russischsprachigen haben Grosseltern, Urgrosseltern aus Russland oder Beloruss, es ist also für sie die zweite Muttersprache und nicht die eines fremden Landes. Englisch sprechen die Wenigsten und das auch nur im touristischen Kontext.

      • @Angelika-Ditha Morozova:

        Das ist voll absurd, was sie schreiben, es sollte in Lettland kein Deutsch sprechen. Ich selbts spreche da Deutsch und kenne viele Leute, die aus Deutschland sind und in Riga leben und auch Deutsch mitenander sprechen. Es sind viele Deutsche Studenten in der Stadt und Deutsch wird nicht mit Nazi gleichgesetzt

      • @Angelika-Ditha Morozova:

        Liebe Frau Morozova. Meine Erfahrungen in Lettland erzählen eine gegensätzliche Geschichte. Als Deutscher erfuhr ich überall wo ich war (Rundreise durch den Westen wie auch Osten) herzliche Gastfreundschaft. Zu Russen haben die Leute eher ein ambivalent Verhältnis. Daraus macht dort keiner einen Hehl. Mit Englisch kamen wir bestens zurecht. Wir hatten den Eindruck, dass die städtische Bevölkerung , unter 40 Jahre, überwiegend in der Lage ist brauchbares bis hervorragendes Englisch zu sprechen. Auf dem Land, sieht es etwas gemischter aus. Aber auch dort wurden wir herzlich aufgenommen und es gab auch keine unüberwindbaren Kommunikationsprobleme. Als Nazis wurden wir weder beschimpft, noch hatten wir das Gefühl das solche Vorbehalte bestanden haben könnten. Im Gegenteil, wir wurden z.T. aufgrund unserer deutschen Herkunft sehr wert geschätzt, womit man als Deutscher ja gar nicht unbedingt überall rechnet.

    • @Janix:

      Ich stimme Ihnen zu.



      Druck von oben (also das "russische Model") sollte für westliche Staaten (oder solche die es sein wollen) eigentlich kein Maßstab sein. Vielleicht sollte man auch noch kritisch anmerken, dass die baltischen Staaten schon seit Jahren aus Brüssel ermahnt werden bzgl unzureichender Umsetzung des Minderheitenschutzes.



      Es gibt meiner Meinung nach keine "gute" Diskriminierung und EU Standards sollten eigentlich auch in der ganzen EU umgesetzt werden.

  • Das Verbot des Lernens der russischen Sprache in Lettland ist meiner Meinung nach eine klare rassistische Diskriminierung der russischsprachigen Minderheit im Land.



    Eine Klage vor dem europäischen Gerichtshof oder die Einschaltung der UN sind nötig, da ein Viertel der Bevölkerung in Lettand russisch spricht.



    Da die BRD sehr viel für die Verteidigung Lettlands tut, muss Annalena Baerbock intervenieren.

    Alte russich sprechende Menschen in Lettland abzuschieben, die nicht gut genug lettisch sprechen, ist eine Schande und iverstößt gegen Menschenrechte.



    Es gibt genügend ältere eingewanderte Menschen in Deutschand, die nur gebrochen deutsch sprechen, sind die etwa auch Ignoranten Frau Ortel, weil sie nicht gut genug deutsch gelernt haben?

    In Lettland kam man bisher als Bürger mit russisch gut durch. Die Sprache ist nicht das Problem, sondern die Annahme, mit dem Verbot der Sprache Russlands Einfluss bekämpfen zu müssen.



    Vielvölkerstaaten in Afrika würden niemals funktionieren, wenn nicht mehrere Sprachen nebeneinander gut existieren könnten.

    • @Lindenberg:

      Sehe ich auch so.

      "Andernfalls drohen harte Konsequenzen –bis hin zur Ausweisung. Keine Frage:Wer seit Dekaden in einem Land lebtund die Amtssprache nicht einmal rudimentär beherrscht, kann nicht anders, als bestenfalls als ignorant bezeichnet werden"

      》Belgien

      Amtssprache · Niederländisch, Französisch, Deutsch《 (Wikipedia)

      Ganz ohne Ignoranz (was ist eigentlich mit "bestenfalls" gemeint?) würde sogar nur Deutsch reichen - so ließe sich das auch lösen, wäre auch tatsächlich im Einklang mit europäischen Werten.

    • @Lindenberg:

      Das ist wieder sowas von deutsch. Wie kommen sie auf das schmale Brett, dass Baerbock sich in innenpolitische Themen einmischen muss? Wir Deutsche sollten mal häufiger den Ball Flach halten und nicht regelmäßig glauben, wir müssten anderen erklären was sie zu tun haben. Unsere deutsche Arroganz wird im Ausland sehr, sehr kritisch gesehen.

    • @Lindenberg:

      Das Lernen wird nicht verboten.



      Entweder Sie haben den Artikel nicht richtig verstanden oder geben ihn bewusst falsch wieder.

      Ebenso "nicht gut genug lettisch sprechen" ist eine extreme Verzerrung.



      Es geht um das Sprachniveau A2.



      Das ist ungefähr das Niveau an spanisch das ein typischer deutscher Tourist bei seinem ersten Mallorca-Besuch beherrscht.



      Und es geht um Menschen die nunmehr über 30 Jahre Zeit dafür hatten.

      • @Waagschale:

        Neuste Fremdsprachenlernkonzepte gehen davon aus, die Muttersprache aktiv in den Unterricht miteinzubeziehen.



        Aber um's Sprachelernen geht es bei dem Ganzen nicht. Die russische Kultur - also die diejenigen, die aktiv russisch sprechen, werden ausgegrenzt, da die intensive Auseinandersetzung mit russisch an den Schulen von Jahr zu Jahr reduziert werden soll. Bei einer russischen Minderheit von 25 Prozent ein Unding.

      • @Waagschale:

        Na ja, ethnische Russen oder russische Muttersprachler im Baltikum (ganz wie Sie wollen) und deutsche Touris, die mit „offener Hose“ auf Mallorca herumlaufen, sind eben nicht GANZ das selbe - auch wenn die Präsenz nicht weniger Menschen in Lettland, die sich irgendwie mit Russland verbunden fühlen, historisch auf die stalinistische Nationalitätenpolitik zuzeiten der Sowjetunion zurückzuführen ist.



        Aber es hat im Baltikum ja auch einmal eine deutschsprachige Bevölkerungsgruppe gegeben, die wirtschaftlich, politisch und kulturell durchaus bedeutend für die Region war - und der deutsche Einfluss war nicht immer ein Segen, denkt man z.B. an das Wüten deutscher Freikorps 1918/19.



        In einer multiethnischen Region - das gleiche gilt z.B. aktuell auch für Moldawien - den einen (Minderheiten-)Nationalismus mit einem (Mehrheits-)Nationalismus bekämpfen zu wollen, kann nicht gut ausgehen - ein gefundenes Fressen für Putins Propaganda.



        Ethnische/nationale Mindetheitenrechte (ggf. Autonomie in geschlossenen Siedlungsgebieten), politische, ökonomische und kulturelle Integration in einem gemeinsamen Staat statt Ausgrenzung und 5.-Kolonne-Verdächtigungen wären die richtigen Antworten auf den russischen Imperialismus - bei gleichzeitiger militärischer Entschlossenheit, eine Bedrohung von außen abzuwenden.

        • @Abdurchdiemitte:

          Auch wenn ich das grundsätzlich ähnlich sehe und auch mit Barbara Oertel völlig d'accord gehen: Einfach Minderheitenrechte einräumen und alles ist geritzt - so einfach ist es leider nicht!

          Zum einen darf man die historischen Traumata eines Landes nicht unterschätzen, dem seine staatliche Existenz schon einmal von seinem Nachbarn genommen worden ist und dem es deshalb aus guten Gründen nicht traut.

          Zum anderen klammern Sie die Frage aus, wie man mit jenen umgehen soll, die sich eben partout nicht mit der Rolle als Minderheit in einem lettischen Staat abfinden möchten, sondern wieder "heim ins Reich" wollen. Die Parallelen zum Sudetengebiet liegen ja auf der Hand. Angesichts des in den letzten Jahren völlig unverhüllt zutage getretenen russischen Nationalismus' würde ich jedenfalls nicht meine Hand dafür ins Feuer legen, dass es nur eigene Schulen und Kindergärten bräuchte, um die russische Minderheit dagegen zu immunisieren. Auch wenn ich die derzeitige lettische Politik auf diesem Gebiet für fatal halte, eine Gratwanderung bleibt es so oder so.

          Dass es Putin bei Bedarf völlig egal sein wird, wie gut oder schlecht es der russischen Minderheit im Baltikum geht, ist ohnehin klar. Und auch die lettische Regierung wird und muss sich natürlich die Geschehnisse im Donbass vor Augen halten, wo von Russland finanzierte und militärisch unterstützte Separatisten die "nationale Befreiung" inszenierten.

          • @Schalamow:

            Auf historische Traumata berufen sich auch diejenigen, die einen aggressiven Nationalismus vertreten - da müssen Sie nicht lange suchen und das tun auch die Russen. Es ist immer nur die Frage, wer bestimmt bzw. wer jeweils den moralischen Anspruch erheben kann, dass „sein“ Trauma dasjenige ist, was jeweils zählt, wenn es beispielsweise um Wiedergutmachung oder andere Forderungen geht, die sich daraus ergeben.



            Auch den Schmerz der anderen sehen - statt immer nur den eigenen - könnte doch mal einen Ausweg aus der Sackgasse weisen, den gegenseitige Schuldzuweisungen mit sich bringen.



            Und bezüglich der russischen “Heim-ins-Reich”-Ambitionen lehne ich mich jetzt mal weit aus dem Fenster: kann der jeweilige Nationalstaat mit einer guten ökonomischen Perspektive und gesellschaftlichen Integration der ethnischen Minderheiten aufwarten, erledigt sich das mit dem Minderheiten-Nationalismus eigentlich von selbst (wie ist das denn mit den Dänen im Schleswig-Holstein, dort wurden im 19. Jhdt. zwei erbitterte Kriege um die Zugehörigkeit geführt) - in den baltischen Staaten sind dafür die Voraussetzungen wahrscheinlich wesentlich besser als es in Moldawien oder im Donbass der Fall ist.

        • @Abdurchdiemitte:

          Dem kann ich nur zustimmen.



          Das ist etwas völlig anderes.

          Jedoch finde ich nicht dass die Touris in diesem Vergleich so schlecht weg kommen.

          Die einen sind nur ein paar Wochen um Jahr dort.



          Kommentare über potentiell offene Hosen und exzessiven Alkoholkonsum spare ich mir an dieser Stelle.

          Die anderen seit über 30 Jahren bis zu 365 Tage am Stück dort.



          Ich kann nur für mich selbst sprechen, aber ich würde mich in Grund und Boden schämen wenn ich 30 Jahre in einem Land leben und die Landessprache nicht einmal auf einen so niedrigen Niveau beherrschen würde.

  • Russisch ist nicht nur die Sprache der russischen Aggressoren. Nein, sie ist auch die Pushkins, Zwetajewas und Tolstois, von Wyssotzki ganz zu schweigen. Dafür, die im Original lesen zu können bin ich dankbar und würde im Übrigen nie auf die Idee kommen, Sprache verbieten zu lassen. Das ist Diktatur pur.

    • @Trabantus:

      Diktatur pur vielleicht nicht, aber es zeugt seinerseits von purem Nationalismus und keinesfalls einem souveränen Umgang mit den russischsprachigen Minderheiten im eigenen Land - und es befeuert noch die Putinsche Propaganda, sich als Schutzmacht der russischsprachigen Minderheiten im Baltikum und anderswo aufzuspielen.



      Will man es in der Nationalitätenfrage in Zeiten des Ukraine-Krieges unter den starken Fittichen der NATO auf einen Showdown mit Russland ankommen lassen?

    • @Trabantus:

      Die Sprache wird nicht verboten es wird jetzt aber mehr Fokus auf andere Sprachen gelegt die eher unterrichtet werden, was auch Sinn macht da das Land mit vielen westlichen Ländern handelt und daher Deutsch einfach bspw. viel wichtiger ist als Russisch.

      • @Machiavelli:

        Sie umschreiben die Diskriminierung der russischen Minderheit, die Brüssel seit Jahren kritisiert, sehr diplomatisch.



        Trotzdem möchte ich darauf hinweisen, dass es keine "gute" Diskriminierung gibt, auch nicht gegen ethnische Russen.



        Die baltischen Staaten haben Glück gehabt, dass sie Ihre Unabhängigkeit ohne viele Todesopfer zurückbekommen. Ich habe natürlich Verständnis für das Revanchebedürfnis, trotzdem wäre hier ein werteorientierter Umgang (westliche Werte, nicht russische!) angebracht.

        • @Alexander Schulz:

          Es geht nicht um Revanche, es geht hier auch um Post-koloniale Traumata, und A2 zu verlangen ist jetzt auch kein Drama, die Balten hätten auch sagen können die sind in besetzten Gebieten illegal angesiedelt worden und müssen jetzt gehen.



          Es besteht schlicht für den Staat kein Bedarf die Sprache zu unterrichten, in Deutschland wird auch nicht groß Türkisch unterrichtet, die Russisch sprachigen Balten können das ihren Kindern ja daheim beibringen. Ist nicht aufgabe baltischer Schulen.

  • In der akademischen Geschichte Osteuropas wird auch von einem Siedlerkolonialismus Russlands gesprochen - und Putin adressiert ja regelmäßig seine Sorge um die "Auslandsrussen". Es gibt viel völkischen Radikalismus in Russland und die Baltischen Staaten wurden ja von der UdSSR annektiert. in Kasachstan kam es 2023 ebenfalls zu medialen Wortgefechten zu diesem Thema.

  • "Denn jede Sprache ist ein Zugewinn" - nun ja, ob dies wirklich für jede Sprache gilt und was in Zeiten automatischer Simultan-Übersetzungen sinnvoll ist, sei einmal dahingestellt. Bei der Abstimmung über die Amtssprache(n) in Lettland haben auch viele integrierte russischstämmige Letten gegen Russisch als zweite Amtssprache gestimmt. Wer hingegen jetzt noch kein Lettisch spricht, zeigt damit die fehlende Verbundenheit zum Land und dürfte als Bückenbauer im Sinne Lettlands kaum in Frage kommen - eher als Brückenkopf Russlands. Und den braucht man in diesen Zeiten in Lettland nun wirklich nicht.

    • @Rene Meinhardt:

      Englisch können nur Wenige. Viel Spass in Lettland mit einem guten Lettisch-Übersetzungsprogramm! In Rīga spricht fast jeder Russisch. Ich suche noch immer nach einem guten Lettisch-Sprachkurs. Gibt es kaum. Bis dahin bin ich ganz froh, wenn ich mich verständigen kann. Übrigens sprach man auch vor 150 Jahren dort Russisch als Zweitsprache, so auch meine baltischen Vorfahren im 19.Jh.

      • @Angelika-Ditha Morozova:

        Ich bin da letztens oft in Lettland und kenne die Gegebenheiten und war immer gut mit Englisch bedient. War nie ein Problrm und ohne Russisch schon überhaupt. Und sind in Riga auch Lettisch kurse. Kenne von meine Freunde.

  • Ironie an der Sache: Putin könnte sich im worst case darüber freuen, dass ganz viele ethnische Russen aus dem Baltikum nach Russland "heimkehren". Estland und Lettland dürften dagegen schrumpfen. Litauen dürfte weniger betroffen sein.

    • @Kartöfellchen:

      Die Leute um die es hier geht sind zumeist schlecht gebildete Renter. Da freut sich Putin, noch mehr Mäuler zum stopfen.

  • Etwa 25% in Lettland sprechen russisch und haben russische Wurzeln. Jetzt deren Sprache aus dem Unterricht zu verbannen zeugt von geringen Weitblick. Es muss ja nicht gleich die zweite Fremdsprache sein, sollte aber weiter angeboten werden.

    • @Ernie:

      Etwa 25 % sind russisch Muttersprachler, das ist etwas Anderes.

      Eine derart verbreitete Sprache unterbinden zu wollen hat schon was.

  • 8G
    81283 (Profil gelöscht)

    „Vor allem Menschen, die in mehreren Sprachen und Kulturen zu Hause sind ...“

    aber genau das wollen die Lett:innen, die Ukrainer:innen, die Pol:innen aus guten Gründen nicht mehr sein.

    Warum sollte man auch freiwillig die Sprache der selbsternannten Assimilator:innen pflegen.

  • Und morgen beschweren wir uns dann, dass Namibia deutsch abgeschafft hat oder wie?

    Im Handbuch des Kolonialismus ist Sprache Wekzeug der kulturellen Unterdrückung und Vorwand gegen renitente Ethnien vorzugehen. Und genau damit haben es die Balten im Falle von russisch zu tun.

    • @metalhead86:

      Genau so ist es!

    • @metalhead86:

      Der Vergleich mit dem Status des Deutschen in Namibia geht nicht auf, unter anderem nicht, weil dort weniger als 1% der Bevölkerung dort Deutsch spricht und die Amtssprache Englisch bewusst als neutrale Sprache gewählt wurde, um keine der zahlreichen Sprechergruppen zu bevorzusagen; es hat aber zumindest einen geschützten Status.



      Lettland ist heute ein unabhäniger Staat, Russisch (das dort übrigens nicht erst seit der Sowjetzeit gesprochen wird) ist die Muttersprache einer ziemlich großen Minderheiten, gegen die gerade ziemlich renitent vorgegangen wird - das ist Antikolonialismus, sondern schlichtweg Diskriminierung. Es sollte eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein, dass man Minderheiten in einem Land nicht für das Agieren eines anderen Staates in Geiselhaft nehmen kann (auch dann nicht, wenn sie dort die Titularnation darstellen).

      • @O.F.:

        Naja, Sie klammern hier aber die historischen Voraussetzungen völlig aus; Minderheit ist eben nicht einfach Minderheit.

        Der meisten Angehörigen der heutigen russischen Minderheit sind Nachfahren der dort in Sowjetzeiten angesiedelten Russen. Davor machten sie im Baltikum einen deutlich geringeren Bevölkerungsanteil aus.www.bundestag.de/r...10-17-pdf-data.pdf

        Dass wiederum die Annexion 1940 (infolge des Hitler-Stalin-Paktes) ein krasser Verstoß gegen das Völkerrecht war, ist auch unbestritten. Spielen Sie das ganze doch mal mit den Algerienfranzosen (die 1962 immerhin 13% der Bevölkerung ausmachten) oder, wenn Sie so wollen, mit den jüdischen Siedlern auf der Westbank durch, dann wird die Sache schon etwas komplizierter.

        • @Schalamow:

          Das ist ein etwas vereinfachter Blick auf die Geschichte, aber historische Erwägungen sind hier ohnehin nebensächlich: selbst die russisch-sprachigen Bürger Lettlands (!), die bzw. deren Vorfahren unter Stalin angesiedelt würden, können nicht rückwirkend für die Politik der Sowjetunion verantwortlich gemacht werden. Minderheiten sind Minderheiten und man sollte sich vielleicht mehr Gedanken darüber machen, wie man deren Rechte schützt, nicht warum man Diskrimierung doch akzeptabel findet.

      • @O.F.:

        Du liebe Zeit..."Geiselhaft".



        Geht es auch eine Nummer kleiner?

      • @O.F.:

        Eine Minderheit die von Moskau mit dem Ziel dort angesiedelt wurde, den dortigen Nationalismus zu schwächen.

        Eine Minderheit die von Moskau immer wieder aufgewiegelt wird.

        Das lettische Vorgehen ist nicht schön aber es ist verständliche Realpolitik. Russland droht ständig mit der Vereinnahmung sämtlicher Gebiete mit russischsprachigen Menschen.

        • @Chris McZott:

          Das ist historisch vereinfacht und pauschalisierend - und darüber hinaus auch keine Realpolitik: wenn man eine Minderheit im eigenen Land anhand ethnischer Kriterien für die Politik eines anderen Staates verantwortlich macht, dürfte das Betroffenen mehr aufwiegeln als alle Propaganda.

        • @Chris McZott:

          Das mit der Aufwiegelung durch Moskau ist die eine Seite der Medaille. Die andere Seite ist, dass dies gar nicht möglich wäre, wenn die baltischen Staaten in den 90-ern Russisch zur zweiten Amtssprache gemacht hätten bzw. die EU dies zur Voraussetzung für ihre Aufnahme.

          Dann wäre Russisch heute Amtssprache in der EU, die pro-europäischen Kräfte hin Russland hätten dadurch großen Rückenwind bekommen, den "Eurasiern" wäre der Wind aus den Segeln genommen worden.

          Es ist an einigen Stellen falsch abgebogen worden, auch auf "unserer" Seite ... Das lässt sich leider nicht rückgängig machen, aber man muss es auch nicht noch schlimmer machen.

        • @Chris McZott:

          "...mit dem Ziel dort angesiedelt wurde, den dortigen Nationalismus zu schwächen."

          Nationalismus schwächen ist schlecht?

          • @warum_denkt_keiner_nach?:

            Wenn man einen auf Unabhängigkeit bedachten Nationalismus einer Minderheit mit dem imperial-kolonialen Nationalismus einer anderen Ethnie bekämpfen will, dann ja.

            Wenn China 100 Mio. Chinesen hier ansiedeln würde, um Mitteleuropa in sein Imperium einzugliedern, wäre das für Sie eine anti-nationalistische Aktion?

          • @warum_denkt_keiner_nach?:

            In der heutigen Zeit nach Auffassung vieler Menschen: ja! Der Trend geht ja auch bei uns in Deutschland klar zum Militarismus und Nationalsozialismus.

            • @Alexander Schulz:

              Korrektur: Nationalismus - da hatte die Autokorrektur eingegriffen

            • @Alexander Schulz:

              "Der Trend geht ja auch bei uns in Deutschland klar zum Militarismus und Nationalsozialismus." Selten so einen Blödsinn gelesen. Es gibt in Deutschland überhaupt keinen Trend zum Militarismus, und Nationalsozialismus wollen selbst bei der AFD nur eine Minderheit.

              Und es ging nicht um Schwächung des Nationalismus sondern Auslöschung der estnischen, Lettischen und Litauischen Identität.

      • @O.F.:

        Genauso ist es. Hier wird und ohne Not weiter Öl ins Feuer gegossen.

        • @Ernie:

          Die russische Führung hat dem Westen Satanismus vorgeworfen, die leben in einer anderen Realität als der Rest der Welt und daher ist auch egal was man macht wenn die mehr Eskalation wollen werden sie eskalieren.

          • @Machiavelli:

            Es geht hier aber nicht um die russische Führung, sondern um russische Minderheiten in baltischen Staaten.

            • @O.F.:

              Es geht um Öl ins Feuer, da ist völlig egal was der Westen tut.

            • @O.F.:

              Das ist der springende Punkt: 25% Russischsprachige müssen keine Bedrohung für den lettischen Nationalstaat darstellen, wenn Lettland einigermaßen geschickt und souverän mit der Nationalitätenfrage umgehen könnte. Ökonomische Prosperität und gesellschaftspolitische Integration sind hier die Schlüssel - dann klappt’s auch mit den (russischen) Nachbarn und Putin könnte einpacken.



              Aber das ist leichter gesagt als getan: selbst in Spanien tut man sich heute noch schwer mit den baskischen und katalanischen Minderheiten - die politische Rechte ist immer noch dem zentralistischen Franco-Nationalismus verpflichtet. Nicht mehr zeitgemäß für Europa.

  • Das ist eine Folge von Putins aggressiver Politik. Da finde ich es wenig angebracht, das aus deutscher Sicht zu kritisieren. Die baltischen Länder und Polen haben eine Grenze zu Russland. Und zahlen im Zweifelsfall für die Fehler deutscher Außenpolitik. Aber klar, andere belehren kostet ja nichts.

  • Ich mußte in der DDR ab Klasse 5 bis Klasse 10 russisch lernen, kaum einer meiner Mitschüler wie auch ich waren motiviert dies zu tun.



    Es war eine Pflicht, die Sprache der Besatzer zu erlernen, ok das haben die SED Mitglieder und Systemtreue natürlich anders gesehen, die waren aber nur knappe Mehrheit und der Rest sehr vorsichtig sich zu outen.

  • "Denn jede Sprache ist ein Zugewinn – ein Tor zur Welt"

    Im Prinzip ja, nur scheint es bei Teilen der russischen Minderheit in den drei baltischen Staaten mit der Bereitschaft nicht weit her zu sein, die Sprache des Landes zu erlernen, in dem sie leben. Sie lehnen den von Ihnen geschriebenen Satz also auch ab.

    Seit der Unabhängigkeit der baltischen Staaten sind gut 30 Jahre vergangen, genug Zeit, die Landessprache zu lernen.

    Außerdem sind die dort lebenden Russen einst mit dem Ziel dort angsiedelt worden, die Länder zu "russifizieren". Das trägt auch dazu bei, daß sie mit Mißtrauen betrachtet werden.

    • @ PeWi:

      Die Aussage, die dort lebenden Russen wären mit dem Ziel einer Russifizierung angesiedelt worden, ist in dieser Pauschalität falsch: erstens gab es im Baltikum seit jeher eine russische Minderheit und zweitens sind auch diejenigen, die tatsächlich in der Sowjetzeit dort angesiedelt wurden, heute Rentner - und ihre Kinder und Enkel schlichtweg dort geboren (und im Allgemeinen übrigens auch zweisprachig). Wenn man diese Minderheit jetzt wie einen inneren Feind behandelt, ist das a, diskriminierend (von der Idee einer ethnischen Kollektivschuld haben wir uns hoffentlich verabschiedet) und b, kontraproduktiv (dass Minderheiten nicht patriotischer werden, wenn man sie schlecht behandelt, ist wenig überraschend...).

      • @O.F.:

        Natürlich gabe es im Baltikum immer ein russische Minderheit. Aber der heutige Anteil der Russen an der Bevölkerung dieser Länder ist eine Folge der sowjetischen Politik seit 1945.

        Natürlich sind die damals dort Angesiedelten heute Rentner, aber warum haben ihre Kinder und Enkel denn nicht, oder unzureichend lettisch gelernt?

        Könnte ja auch mit einer Einstellung zu tun haben, sich als eine Art "Herrenvolk" zu sehen, dessen Sprache die "Eingeborenen" gefälligst zu können haben.

        Nebenbei, es gab schon im 19. Jahrhundert massive Versuche, das Baltikum und Finnland zu "russifizieren", eine Folge des Panslawismus und großrussischem Nationalismus.

        Wir können gerne darüber diskutieren, ob die Maßnahme wirklich sinnvoll ist. Aber die Vorgeschichte gehört dazu, denn die Russen sind nicht nur Opfer eines lettischen Nationalismus.

        • @ PeWi:

          Ein erheblicher Teil der russisch-sprachigen Bevölkerung hat Lettisch gelernt; es geht hier nicht um ein vollständig russisches Schulsystem, sondern um Russisch-Unterricht als Teil des Curriculums zumindest in manchen Schulen.



          Um die Vorgeschichte (die auch ein wenig komplexer ist als von Ihnen dargestellt) kann und darf es dabei nicht gehen: wie ich bereits erklärt habe, kann man die russische Minderheit nicht in Haftung für Stalin oder das zaristische Russland nehmen.

      • @O.F.:

        Unter Stalin wurden hunderttausende von Russen in den als unzuverlässig betrachteten Republiken (nicht nur im Baltikum) angesiedelt. Gleichzeitig wurden hunderttausende von Balten (und anderen) zwangsweise nach Innerasien und Sibirien deportiert. Ziel war die Russifizierung insbesondere der Randgebiete der UdSSR. Das das bei den Deportierten und ihren Nachkommen keine Liebe zu Rußland aufkommen ließ, dürfte Verständlich sein.

      • @O.F.:

        Die Aussage ist nixht falsch, Weil wenn es auch ein sehr kleiner Teil davor Russich Sprach, so war Das eine wirklich Minderheitensprache, was mit der gränzlicher Nähe zu tun hat, nach der Okupation ist der Zahl der Russen von 6 % Auf bis 34 % gewachsen und die Sprache als Okupatinswerkzeug benutzt. Und leider viele von diesen Enkleln, die da angeblich gebiren sind, beherschen kein Lettisch, Weil ihnen von der Familie und dem Okupationsnarrativ Lettisch als die "Hundesprache" eingeimpft wurde. Somit ist da nix diskriminierendes wenn endlich, viel zu Spät, ein Land seine so schon kleine Sprache, die die Staaatsprache ist, endlich durchsetzt. Viel zu spät, aber better late than never.

  • Dies war und ist eine legitime Sicht.



    Jedoch ist es erforderlich auf beiden Seiten den Willen zum Brückenbau zu finden.



    Andernfalls wird allein die Anwesenheit von Menschen die russisch sprechen zur Legitimation für Putin dort einzumaschieren.



    Siehe Transnistrien wo allein das abschaffen von Zollprivilegien schon Unterdrückung der Russen darstellen soll.

    • @Waagschale:

      Sie brauchen sich keine Sorgen darüber machen, dass ihm womöglich die Gründe ausgehen weitere Länder zu überfallen. Im Zweifel lügt er sich welche zusammen und erfindet 3 Wochen später Neue. Gekusche hält Putin nicht auf - es ermuntert ihn.

  • "Vor allem Menschen, die in mehreren Sprachen und Kulturen zuhause sind, können Brückenbauer*innen sein"....



    Diese Bemerkung steht stellvertretend für das Lernen eines Miteinanders.



    Die immer stärkere Individualisierung und Nationalisierung der Gesellschaft reißt auch die noch bestehenden Brücken ab.

  • Wenn man seine Nachbarn unterdrückt und die Großmächte verärgert, muss man sich nicht wundern, dass die eigene Sprache an Stellenwert verliert, das hat die deutsche Sprache ja auch hinter sich (wobei sie sich den Status als Wissenschaftssprache auch ohne Ressentiments zerstört hat). Wenn die Letten sich lieber am kollektiven Westen beteiligen wollen, ist es für ihre Kinder sicher hilfreicher, die Sprache eines Landes zu lernen, dass sich nicht zum Paria in der Wertegemeinschaft macht. Ukrainisch ist doch ein nahezu gleichwertiger Ersatz, man kann hervorragend mit den Flüchtlingen im Land kommunizieren und Kommunikation mit Russen funktioniert auch.



    Ich finde die russische Sprache ja auch interessant, aber um sich damit zu beschäftigen reicht doch Duolingo

    • @Paul Anther:

      Die Russen in Lettland haben weder Nachbarn unterdrückt noch Grossmächte verärgert - überlegen Sie einmal, auf welche Denkmuster sie sich mit solchen pauschalen Schuldzuschreibungen auf ethnischer Grundlage einlassen!