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Höcke-Prozess wegen SA-ParoleAusreden eines Geschichtslehrers

Höcke nutzt NS-Vokabular, um erinnerungspolitische Grenzen zu verschieben und die NS-Zeit zu relativieren. Jetzt wird ihm der Prozess gemacht.

Große Flagge, nix dahinter: Björn Höcke bei einer Demo vor dem Thüringer Landtag im März Foto: Martin Schutt/dpa

Berlin taz | Es war ein bemerkenswerter Wortwechsel, den sich Rechtsextremist Björn Höcke (AfD) mit dem Multi-Milliardär und Twitter-Chef Elon Musk vor einer Woche auf der Plattform X geliefert hat: Der AfD-Landesvorsitzende aus Thüringen opferte ganz undeutsch auf Englisch auf der Plattform herum, dass ihm der Prozess gemacht werde. Was man als Rechtsextremist halt so sagt, wenn man verbotene SA-Parolen wiederholt hat. Überraschend jedoch war, dass Musk dem deutschen Rechtsextremisten tatsächlich antwortete und wissen wollte, was er gesagt habe und warum das strafbar sei.

Höcke nutzte die internationale Bühne und versuchte die Agenda für seinen am Donnerstag in Halle anstehenden Gerichtsprozess zu setzen, bei dem er wegen mehrfacher Verwendung des SA-Spruchs „Alles für Deutschland“ angeklagt ist. „In Deutschland wird jeder Patriot als Nazi diffamiert“, antwortete Höcke Musk auf X, „das soll verhindern, dass Deutschland sich wieder findet“.

Was er mit „wieder finden“ meint, daran ließ er stets wenig Zweifel: Höcke ist bekannt geworden mit NS-relativierenden Tabubrüchen und erinnerungspolitischen Grenzverschiebungen – ob es nun die offenkundig bewusste Verwendung von NS-Sprech mit Wörtern wie „Tat-Elite“ ist oder die Forderung einer „erinnerungspolitischen Wende um 180 Grad“. Auf Höckes Antwort reagierte Musk bislang nicht.

Der Chatverlauf könnte ein Vorgeschmack sein auf das, was die Öffentlichkeit im Hochsicherheitssaal des Justizzentrums Halle ab Donnerstag erwarten dürfte. Zahlreiche Me­di­en­ver­tre­te­r*in­nen sind für den Prozess akkreditiert, es ist sogar ein zusätzlicher Mediensaal eingerichtet.

Gut möglich, dass Höcke seinen Strafprozess, bei dem er als Angeklagter persönlich erscheinen muss, auf diese Weise sogar als Wahlkampfbühne nutzen will. Diesen Eindruck hinterließ der Rechtsextremist zuletzt auch beim TV-Duell mit dem CDU-Spitzenkandidaten Mario Voigt, als er bei Welt-TV die SA-Parole vor einem Millionenpublikum als „Allerweltsspruch“ verharmlosen durfte.

Die Telekom hätte doch auch schon „Alles für Deutschland“ in der Werbung benutzt, behauptete Höcke, ebenso hätte der Spruch an einer Feuerwache im brandenburgischen Jänschwalde gestanden. Tatsächlich bestreitet die Telekom das und will rechtlich gegen Höcke vorgehen und der Spruch an der Feuerwehr wurde erst 1935 angebracht, als die Nazis schon an der Macht waren.

Höcke in bester NS-Gesellschaft

Höckes Agendasetting wird noch haarsträubender, wenn man sich anschaut, wer historisch so alles den Satz „Alles für Deutschland“ benutzt hat. Allen voran etwa die bei den Nürnberger Prozessen verurteilten Hauptkriegsverbrecher des Nationalsozialismus: So sagte Wilhelm Keitel, der Chef des Oberkommandos der Wehrmacht, bevor er gehängt wurde: „Alles für Deutschland“.

Der Stellvertreter Adolf Hitlers, Rudolf Heß, sagte bei einer Fahnenweihe: „Sie sollen wehen als Mittelpunkt des Deutschtums und Euch mahnen und Euch Kraft geben, Euer Leben dem Gedanken unterzuordnen: Alles für Deutschland!“, und Alfred Meyer, Teilnehmer der Wannseekonferenz 1942, auf der der Holocaust organisiert wurde, sagte nach dem missglückten Stauffenberg-Attentat: „Kapitulieren niemals! Alles für Deutschland! Alles für unseren Führer Adolf Hitler!“ Die Liste ließe sich verlängern.

Höcke hat den SA-Spruch, soweit bekannt, erstmals öffentlich am Ende einer Wahlkampfrede 2021 im sachsen-anhaltinischen Merseburg benutzt. Im Dezember 2023 wiederholte er die Parole indirekt. Bei einer Rede forderte er sein Publikum in Gera dazu auf, die Parole zu verwenden: Höcke beklagte sein Verfahren wegen der Parole „Alles für …“ und forderte das Publikum per Handgeste auf, den SA-Spruch zu vervollständigen. Das Publikum antwortete lauthals: „… Deutschland!“

Auch dieses Ereignis hat das Gericht letzte Woche in die Anklage aufgenommen. Ursprünglich war Höcke nur für seine erste Verwendung angeklagt, mit der Wiederholung der Parole dürfte er sich aus strafrechtlicher Sicht keinen Gefallen getan haben, ebenso wenig durch seine Social-Media-Ausführungen.

Der Historiker Martin Sabrow sagte dem Redaktionsnetzwerk Deutschland zur Verwendung der SA-Losung, die diese ab 1934 auf „Ehrendolche“ prägte: „Höcke spielt mit der provokanten Doppeldeutigkeit dieser Losung, die ihre eigentliche Gewalthaftigkeit erst performativ, also im Kontext ihrer Verwendung als pathetischer Slogan entfaltet.“ Aus seiner Sicht sei schwer zu sagen, ob das Merseburger Publikum der Wahlkampfrede Höckes die giftige Einbindung in einen harmlos scheinenden Appell bewusst wahrnahm – „gewiss aber taten es die Hörer, die in Gera Höckes skandierte Parole in begeistertem Echo vollendeten.“

Anklage ließ auf sich warten

Strafrechtler hatten sich darüber gewundert, dass die Staatsanwaltschaft für die Anklage so lange gebraucht hatte – denn strafrechtlich ist der Fall nicht wirklich kompliziert oder umstritten. Der Ex-BGH-Richter Thomas Fischer nannte die lange Verfahrensdauer „ungewöhnlich“, auch der Strafrechtsprofessor Mohamad El-Ghazi zeigte sich verwundert. Schließlich sei es für einen Rechtsextremisten und Geschichtslehrer schwierig, sich auf historisches Nichtwissen zu berufen.

Auch wenn Höcke das voraussichtlich tun will, scheint das wenig überzeugend: So gab es im Kontext mit der AfD bereits 2017 eine breite Debatte um dieselbe SA-Losung im Zusammenhang mit der AfD. Damals hatte der AfD-Politiker Ulrich Oehme die Parole auf Plakate gedruckt. Oehme überklebte die Plakate nach einer Strafanzeige und breiter medialer Berichterstattung.

Und auch die Frage der Strafbarkeit gilt als geklärt: Es gibt bereits ein Urteil des Oberlandesgerichts Hamm von 2006 zu einem ähnlichen Sachverhalt. Das Gericht verurteilte eine Person, weil diese exakt die Losung „Alles für Deutschland“ verwendet hatte. Auch der wissenschaftliche Dienst des Bundestags sieht „das Verwenden der Sentenz 'Alles für Deutschland im Rahmen einer Rede auf einer Versammlung“ als einen „strafbaren Ausspruch“ an – „da es sich hierbei um die Losung der SA handelte“. Strafbar ist das Verwenden von Kennzeichen verfassungswidriger und terroristischer Organisationen nach Paragraf 86a mit einer Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren oder mit einer Geldstrafe.

Sogar sein passives Wahlrecht kann Höcke durch den Prozess eventuell verlieren, wie mittlerweile eine Gerichtssprecherin angab. Wenn er zu mindestens sechs Monaten Freiheitsstrafe verurteilt wird, könnte ihm das Gericht auch das aktive und passive Wahlrecht absprechen. Eine Petition mit 1,7 Millionen Unterschriften fordert derzeit, dem Rechtsextremisten das Wahlrecht zu entziehen.

Korrektur, 19.4.: In einer früheren Version des Artikels hieß es fälschlich, dass Höcke sein passives Wahlrecht durch den Prozess nicht verlieren könne. Das haben wir korrigiert.

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40 Kommentare

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  • Höcke ist ein geschulter und studierter Faschist und Nationalsozialist mit einem sehr geradlinigen Aufstieg - direkt vom Schuldienst in die Führung der Partei, die mal zur Zeit seines Eintritts gegen die Rettung Griechenlands und gegen den Euro gegründet wurde. Schnur stracks nach rechts außen gebracht mit Hilfe des Netzwerkers Höcke.Sein Vater abonnierte das Magazin des Autors von "Die Auschwitzlüge".



    Das alles findet sich auf der de.wiki-Seite. Die Art wie bestimmte Parolen eingeübt und Symbole gezeigt werden ist wichtiger als die Stellungnahme zum aktuellen Geschehen. Das ist immer so bei extremen Ideologien.



    Gefährlich ist "Landolf Ladig" v.a. als Mobilmacher für ein breites Gewaltpotential gegen alle "Volksfeinde".

  • Ich kannte als sehr geschichtlich Interessierter diesen Satz übrigens noch nicht. Der ist offensichtlicher Unfug und dumm, das auch.

    Höcke hat sich aber so sehr den Duktus und mehr der 1920er und 1930er angelesen, dass ich dem das nicht abnehmen kann. Der will sich in der Bräune noch suhlen, mutmaßlich. Spätestens sein zweiter Stunt zeigt das wohl auch.

  • taz: „In Deutschland wird jeder Patriot als Nazi diffamiert“, antwortete Höcke Musk auf X, „das soll verhindern, dass Deutschland sich wieder findet“.

    Diese sogenannte "Rechtfertigung" von Höcke erinnert mich an einen kabarettistischen Sketch des 'Browser Ballett'. ***Nazikeule im Dritten Reich | Browser Ballett - ARD*** www.youtube.com/wa...v=zvgZtdmyKlI&t=0s

    taz: "Der Ex-BGH-Richter Thomas Fischer nannte die lange Verfahrensdauer „ungewöhnlich“, auch der Strafrechtsprofessor Mohamad El-Ghazi zeigte sich verwundert. Schließlich sei es für einen Rechtsextremisten und Geschichtslehrer schwierig, sich auf historisches Nichtwissen zu berufen."

    Das verwundert mich allerdings auch. Mich verwundert es aber auch, dass man diesem "Geschichtslehrer" nicht schon längst seine Lehrerlaubnis entzogen hat.

  • Dass Höcke ein unappetitlicher Demagoge und Nationalist ist, darüber muss man nicht streiten. Allerdings wohl darüber, ob man nun alle Nazi-Sprüche drauf haben muss, die heute als verfassungsfeindlich gelten. Die jungen Geschichtslehrer meiner Kinder hatten extreme Wissenslücken in vielen Bereichen und wussten teilweise nicht einmal, welche Gebiete früher zu Deutschland oder der KUK-Monarchie gehörten!!!! Insofern ein bisschen Gelassenheit wie sie in Frankreich gegenüber Petain oder in Italien gegenüber Mossolini herrscht und die AFD inhaltlich stellen.

    • @Eckhard Hanseat52:

      Das liegt daran, dass das Geschichtsstudium - anders als der Geschichtsunterricht in der Schule - keinem festen Lehrplan folgt. Jedenfalls war das beim Magister und Lehramtsstudium früher so.

      Die Studienordnung schrieb damals grob gesagt nur vor, dass man soundso viele verschiedene Scheine in dieser und jener Epoche machen musste. Ob man den Antike-Schein aber in Griechischer oder Römischer Geschichte machte und den Späte-Neuzeit-Schein in einem Seminar über den NS oder über z.b. belgischen Kollonialismus im 20. Jahrhundert, war einem selbst überlassen.



      So ist es zumindest damals tatsächlich möglich gewesen, Historiker zu werden ohne jemals auch nur eine Vorlesung über die NS-Zeit oder ein anderes eigentlich großes Thema besucht zu haben.

    • @Eckhard Hanseat52:

      Es gibt mir in Deutschland schon viel zu viel Gelassenheit gegenüber rechtsextremer Symbolik. Will ich nicht sehen, nicht hören und auch sonst nichts!

      Meines erachtens hinkt der Vergleich mit Petain und Mussolini gewaltig. Es ist absolut notwendig Demagogen wie Höcke zu stellen und bei strafbaren Handlungen vor Gericht zu bringen. Bedeutet ja nicht, dass man sich nicht auch inhaltlich mit der AfD auseinandersetzen kann.

      Und: Unwissenheit schützt vor Strafe nicht und sie entschuldigt auch nichts. Davon abgesehen, dass davon ausgegangen werden kann das Höcke durchaus bewusst war, was es mit dem Begriff auf sich hat.

      Als Rechtsextremer mit gerichtlich verbrieftem Gütesiegel, wird er bestimmt so einen Dolch mit entsprechender Inschrift in seiner Devotionaliensammlung haben.

    • @Eckhard Hanseat52:

      Insofern ein bisschen Gelassenheit wie sie in Frankreich gegenüber Petain oder in Italien gegenüber Mossolini herrscht und die AFD inhaltlich stellen.

      Petain und Mussolini (falls Sie den meinen) sind - anders als Höcke - seit Jahrzehnten tot. Ihre Empfehlung ist also albern. Und die AfD wird seit Jahren "inhaltlich" gestellt. Interessiert die Anhänger dieser seltsamen Sekte allerdings nicht.

  • Was wir ihm schon passieren, es wird sein schmieriges Grinsen nicht von den Wahlplakaten wischen. Leider.

  • Liggers.

    “Überraschend jedoch war, dass Musk dem deutschen Rechtsextremisten tatsächlich antwortete und wissen wollte, was er gesagt habe und warum das strafbar sei.



    & sicher =>



    Höcke nutzte die internationale Bühne und versuchte die Agenda für seinen am Donnerstag in Halle anstehenden Gerichtsprozess zu setzen…- “

    Nur überraschend ist beides nicht! Woll



    Frauman soll seine Gegner nicht unterschätzen! Der Deutsche - schlau und abgewichst isser schonn! Newahr



    & er=> normal =>



    “ Elon Reeve Musk [ˈiːlɒn ˈɹiːv ˈmʌsk] (* 28. Juni1971 in Pretoria, Südafrika) ist ein südafrikanisch-kanadisch-amerikanischer, vornehmlich in den Vereinigten Staaten, jedoch auch global wirkender Unternehmer, autodidaktischer Ingenieur[1][2] und Milliardär. Er besitzt durch Geburt die südafrikanische Staatsbürgerschaft. 1989 erhielt er zusätzlich auch die kanadische und 2002 die US-amerikanische.…“



    Get it?! Fein => lest selbst =>



    & da ich nicht immer so überlange… nur dess zur Meinungsfreiheit Schland vs 🇺🇸



    “Zum Schutz der Meinungsfreiheit in Deutschland und in den USA



    Ergänzung zur Ausarbeitung WD 3 - 3000 - 209/1



    www.bundestag.de/r...52-18-pdf-data.pdf

    Na Servus

  • Ich schätze, es ist nicht so eindeutig, da er den Satz in Zusammenhang (Dreiklang) mit "Alles für unsere Heimat, alles für Sachsen-Anhalt" sagte.



    Dadurch erhält es womöglich eine mildere Bedeutung.

    • @drafi:

      Er hat den Satz nicht nur einmal in diesem "Dreiklang" verwendet. Geschickt hat er ein anderes Mal lediglich "Alles für" gesagt und das Publikum brüllte "Deutschland".

      Der Mann weiß genau was er sagt und ferner schützt (scheinbares) Unwissen nicht vor Strafe.

  • "Sein passives Wahlrecht verlieren kann Höcke durch den Prozess auf keinen Fall: Dafür bräuchte es ein Vergehen mit einem Mindeststrafmaß von einem Jahr oder darüber. "

    So steht es in §45 StGB. Wer allerdings eine Straftat im Sinne des sogenannten "Ersten Abschnitts" des StGB begeht (Friedensverrat, Hochverrat und Gefährdung des demokratischen Rechtsstaates), für den gilt § 92a (Nebenfolgen):

    "Neben einer Freiheitsstrafe von mindestens sechs Monaten wegen einer Straftat nach diesem Abschnitt kann das Gericht die Fähigkeit, öffentliche Ämter zu bekleiden, die Fähigkeit, Rechte aus öffentlichen Wahlen zu erlangen, und das Recht, in öffentlichen Angelegenheiten zu wählen oder zu stimmen, aberkennen (§ 45 Abs. 2 und 5)."

    Da reicht dann schon eine Verurteilung im Umfang von 6 Monaten.

    Beispiele dafür findet man in

    § 86 Verbreiten von Propagandamitteln verfassungswidriger und terroristischer Organisationen

    § 86a Verwenden von Kennzeichen verfassungswidriger und terroristischer Organisationen

  • Höcke glaubt, dass er mit diesen Slogans einen Tabubruch erzeugen kann, der seine Popularität steigert, ganz so wie Neonazi Michael Kühnen das empfohlen hat, es gibt keine schlechte Presse.

    Nur könnte Höcke schon Stück für Stück von den Gerichten so eingeholt werden, dass sein Karriereentwurf irgendwann ein Problem wird.

    Fürs erste kann er weiter seinen 'Patriotismus' verbalisieren und dabei sich in eine Reihe mit NS-Verbrechern stellen.

    Vielleicht hat das auch was Gutes, weil kein Durchschnittsbürger mehr sagen kann, er wisse nicht Bescheid über die AfD und über Höcke: Das ist eine rechtsextreme Gruppe, die auch rechtsextreme Ziele verfolgt. Wenn nicht sogar mehr, der Hang zur SA, scheint ja auch einen tieferen Sinn zu haben, die wollte in den 20ern des letzten Jahrhunderts ja sich mit Gewalt den Weg zur Macht freiprügeln.

    Das Prügeln übernehmen ja echte, reale Neonazis, der nicht vorgeben, was anderes sein zu wollen, doch auch sie treten für ein sauberes Deutschland ein. Und Höcke flankiert jetzt solche Gruppen, in dem er so tut, als sei das inzwischen normal, NS-Inhalte neu zu verbalisieren und gleichzeitig deren tiefere Botschaft zu bestreiten, von wegen alles nur gute 'Deutsche'.

    Ich finde es interessant, dass noch so viele Menschen die AfD wählen, wenn klar ist, dass einer der wichtigesten Vertreter keine Möglichkeit auslässt, um sich auf NS-Gedankengut und dann auch noch auf die SA zu beziehen.

    Sollte Höcke an die Regierung kommen, wird er wahrscheinlich aufräumen. Meine Meinung: Daher besser ihn aufräumen und ein Verbot vorbereiten.

  • Ob H. aus NRW den Richter auch immer so komisch angrinst, wenn er sich in die Decke seines rechten, genauso komisch "extrem unprofessionell" grinsenden, Denk- und Bekanntschaftskreises hüllt? Es sieht "irrwitzigerweise" genauso aus wie die Bilddokumente von Nazigrößen aus der "Fliegenschiss"-Zeit. Verstecken können sie sich jedenfalls nicht. Größenwahnsinnige Geschichtverdrehmanipulateure auf Amateurniveau steht auf ihrer Stirn! Blinde, herumbrüllende Zombies mit schlechter Laune folg(t)en ihnen.

    Ich kann leider nicht anders darüber schreiben. Geschichte Leistungskurs, 14 Punkte. Einer ist geschenkt, weil gern abwesend.

    • @Hoagie:

      Fliegenschiss-Zeit. Da sagense was. Höckes Glaubwürdigkeit ist auch ein Fliegenschiss.

  • Gibt es für Lehrer eigentlich keine Organisation, welche ihren Berufsstand von diesem Schandfleck befreien könnte?

  • Vielleicht wäre es ja sinnvoll dem Herrn



    statt Geldstrafe - Sozialstunden abzu leisten. Da kann er dann ja mal über den Spruch nachdenken.

  • Daß Höcke seine (von ollen Dolchen geklaute) Interpretation der Parteiabkürzung mit Absicht verwendet, kam bisher in den Medien ned soo rüber, kommt leider beim Fascho-Klientel an und der Rest der AfD-Fans zeigt Solidarität mit dem sich selbst verbal opfernden Eichsfelder mit Migrationshintergrund.



    Ich war übrigens auch erst bei Alternativinterpretation von AfD davon ausgegangen, daß der Bernd sich des selber ausgedacht hat und vergaß, das Klauen bei den Faschos Tradition hat. Ist halt gerichtlich ne wackelige Sache, weil wenn die potentiellen Empfänger*innen nur in kleinen Teilen die Botschaft verstehen, ist mal schnell fürs Gericht über den eigentlichen Zusammenhang doch ne Generation (oder zwei) zuviel Gebüsch drübergewuchert.

  • Allerweltspruch also.

    Interessant, wie er da ganz offen die AfD-Strategie beschreibt.

  • Unwissenheit schützt vor Strafe nicht. Ist es insofern nicht völlig gleichgültig, was der Mann nicht gewusst haben mag oder doch? Ich finde die breite Berichterstattung hierzulande, bei der versucht wird, in seinen dummdreisten Kopf zu kriechen und herauszufinden, was ich da vielleicht abgespielt haben mag, völlig müßig und ihm auch zu viel Aufmerksamkeit gebend. Er nutzt eine strafbare Parole, das darf er nicht, Punkt.

    • @zuzie_b:

      Doch in dem Fall schützt Unwissenheit vor Strafe weil es am Vorsatz fehlen würde und eine fahrlässige Verwendung von Kennzeichen verfassungsfeindlicher Organisationen gibt es nicht.

    • @zuzie_b:

      Jo. Wobei, wie im Artikel erwähnt, Bernd H. ja Geschichtslehrer ist und der Punkt Nicht/Unwissen damit wegfällt und nicht groß diskutiert zu diskutieren ist. Falls er auf Unwissenheit beharren sollte, könnte mensch ihm seine Berufseignung absprechen, was ihm allerdings weitere Gelegenheit geben würde, herum zu opfern.

  • "Die Geschichte lehrt, wie man sie fälscht."



    (Stanislaw Jerzy Lec)

    Ich bin mir nicht sicher, ob Höcke das (obwohl Geschichtslehrer) überhaupt (rational) weiß. Aber er weiß das intiutiv/emotional zu nutzen.

    "Dummheit schützt vor Strafe nicht". Hoffen wir mal, dass es so ist.

  • Ganz ehrlich, das traue ich sogar dem Höcke zu, dass er (obwohl er Geschichtslehrer war und sich ja generell gerne heiklem Vokabular bedient) nicht wusste, dass ein dermaßen belanglos klingender wahlkampftechnischer Allgemeinplatz "Alles für D" eine SA Parole gewesen war. Ich wusste das nicht und ich kenne Niemandem in meinem links-grün wählendem Bekanntenkreis, der das wusste. Und offenbar weiss ja selbst die Telekom nicht, was alles mal Nazi-Vokabular gewesen sein könnte. Ich bin gespannt auf den Ausgang des Gerichtsprozesses, ich kann mit kaum vorstellen, dass es Höcke da wirklich an den Kragen gehen wird. Und mal ehrlich, ohne irgendwas relativieren zu wollen: bis auf die allgemein bekannten Sprüche und Parolen der Nationalsozialisten, die man in der Schule lernt und die zum Allgemeinwissen gehören, wird es schwierig. Bin mir übrigens sehr sicher, dass selbst 99% der Höcke-Anhänger auch nicht wussten, was es mit dem Wahlkampspruch auf sich hat - das haben sie jetzt erst durch die Berichterstattung erfahren.

    • @Alexx:

      Egal wie man es nimmt. Für Höcke steht immer dumm da. Entweder er hat mit Absicht einen Nazispruch verwendet oder er ist ein grässlich unfähiger Geschichtslehrer.

    • @Alexx:

      Der weiss sehr genau, was er tut und warum. Der Erfolg gibt ihm sogar ein wenig recht. Diese Tour als Rechtsextremist nationale Ziele verfolgen zu wollen, zieht ja sehr. Er ist ja jetzt ein ernsthafter Konkurrent um die Macht in seinem Bundesland.

    • @Alexx:

      Ich bin mir absolut sicher, daß Bernd Höcke „Mein Kampf“ bereits in seiner Jugend studiert hat.

    • @Alexx:

      "Ganz ehrlich, das traue ich sogar dem Höcke zu, dass er (obwohl er Geschichtslehrer war und sich ja generell gerne heiklem Vokabular bedient) nicht wusste, dass ein dermaßen belanglos klingender wahlkampftechnischer Allgemeinplatz "Alles für D" eine SA Parole gewesen war."



      Einmal.



      Ja, gut möglich.



      Nach Protesten dann noch zweimal?



      Extrem unglaubwürdig.

    • @Hannes Petersen:

      Der Spruch ist bekanntlich aus der Antike. Wissen Sie doch.



      Höckes aktueller Satz dagegen ist eindeutig. Entsprechend hat die Telekom auch sofort auf Unterlassung durch Höcke geklagt.

    • @Hannes Petersen:

      Und was wollen Sie damit zusammenmunkeln? Dass Werbetexter sich geschichtlich im Gegensatz zu einem Geschichtslehrer schlecht auskennen?



      Ja, das ist traurig. Im Gegensatz zu Höcke zeigt die Telekom allerdings sogar Fehlerbewusstsein.

      Insofern sehe ich den Zusammenhang jetzt nicht.

      • @Encantado:

        Ich finde der Zusammenhang mit dem Artikel ist glasklar. Höcke behauptet (fälschlich), die Telekom habe mit dem von ihm benutzten SA-Spruch ("Alles ...") geworben. Die Telekom bestreitet das laut Berichterstattung vehement und will Höcke deswegen verklagen. Hannes Petersen liefert dazu die Aufklärung: Die Telekom hat den Spruch tatsächlich nicht benutzt, sondern stattdessen mit einem anderen NS-Spruch ("Jedem ...") geworben. Höcke hat das also (wissentlich oder versehentlich) verwechselt.

        • @Günter Picart:

          Ich danke Ihnen für die wohlwollende Deutung des Kollegensatzes.



          Ich hoffe, es ist auch wirklich so.

        • @Günter Picart:

          Einverstanden, solch ein Zusammenhang lässt sich herstellen.



          Was der Hinweis als solcher soll, erschließt sich mir weiterhin nicht.

  • und jetzt hat Höcke jede Menge Berichterstattung und einen Prozeß, der noch mehr Medien-cover bringen wird. Und das alles wegen drei Worten. Die zu alledem den meisten Deutschen heute wenig bis nichts bedeuten. Mir scheint, Höcke lernt von Trump. Und die deutschen Medien lernen nichts..

    • @Gerald Müller:

      Stimmt. Und noch mehr Leute im Osten werden ihn und seine Blaunen wählen. Weil er so ist, wie er ist. Und weil seine Wähler das einerseits gut finden und andererseits so sind, wie sie eben sind.



      Und immerhin wissen wir in ein paar Monaten, wie hoch der Prozentsatz derer in Thüringen ist, die Demokratie und Freiheit ablehnen. Dunkeldeutschland in Prozent sozusagen.

    • @Gerald Müller:

      "Mir scheint, Höcke lernt von Trump. Und die deutschen Medien lernen nichts."

      --> die Frage ist ja nicht was man alles falsch gemacht hat (vieles), sondern vielmehr:

      Wie soll man denn mit Höcke umgehen? Nicht anklagen, weil er sonst einen Prozess als Plattform nutzen könnte? Nicht über ihn berichten, weil man ihm ein Forum gibt?

      Höcke und die afd haben ein riesiges Forum: TikTok und Telegram. Dort widerspricht ihnen niemand. Die Strategie "gebt ihm keine Bühne" ist gescheitert.

    • @Gerald Müller:

      Ganz so einfach, wie Sie es beschreiben ist es nicht. Vorteile in Deutschland wird er daraus jedenfalls nicht ziehen! Wenn es gut läuft, dann dürfte er eine Freiheitsstrafe bekommen, und ist somit vorbestraft. Auf die Straßezu gehen, ohne dabei bespuckt zu werden, wird sich auch als seltenheit erweisen.

      • @Peterle Konig:

        "Auf die Straße zu gehen, ohne dabei bespuckt zu werden, wird sich auch als Seltenheit erweisen."



        Na ja, das nun weniger. So spuckfreudig sind die Deutschen nicht.



        Oder wollen Sie vor der Tür auf ihn warten? ;-)

      • @Peterle Konig:

        Genau wie bei Aiwanger, oder?