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Netanjahu in BerlinEin Schaden für Israels Demokratie

Kersten Augustin
Kommentar von Kersten Augustin

Netanjahu einladen? Ein Fehler. Deutschland hat Verantwortung gegenüber Israel, aber nicht gegenüber einer teils rechtsradikalen Regierung.

Olaf Scholz bereitet Benjamin Netanjahu ohne Not eine Bühne. Berlin am 16.03.2023 Foto: Annegret Hilse/reuters

S tellen Sie sich vor, Sie sind Benjamin Netanjahu. Stellen Sie sich also vor, Sie sind ein mutmaßlich korrupter Regierungschef, der mit Rechtsradikalen koaliert und die Unabhängigkeit der Justiz kippen will. In Israel geht die Hälfte der Bevölkerung gegen Sie auf die Straße. Was tun Sie?

Sie fliegen ins Ausland, ein paar Fototermine mit Regierungschefs machen, damit Sie sich zu Hause als starker Mann präsentieren können. Nur blöd, dass Sie niemand einladen will, nicht mal Ihr engster Partner, die USA. Und jetzt? Fliegen Sie nach Berlin. Denn die Deutschen, die können nicht Nein sagen.

Bundeskanzler Olaf Scholz hat Netanjahu empfangen und damit der israelischen Demokratiebewegung geschadet. Er übergeht damit israelische Intellektuelle, die in einem offenen Brief darum baten, den Besuch abzusagen. Scholz sagte bei seinem Auftritt mit Netanjahu, dass man den Siedlungsbau und die Justizreform „mit Sorge“ beobachte. Ansonsten freute er sich, die militärische Zusammenarbeit auszubauen. Netanjahu lächelte in die Kameras, er kann zufrieden sein. Und die mahnenden Worte werden verpuffen, wie in all den Jahren zuvor.

Muss das sein? Nein. Scholz hätte Netanjahu den Besuch verweigern können, so wie die US-Regierung die Einladung an ihn hinauszögert. Deutschland hat eine Verantwortung gegenüber Israel, aber nicht gegenüber den PR-Interessen ihres Regierungschefs. Je weiter sich Israel in Richtung einer „theokratischen Diktatur“ entwickelt, wie manche befürchten, desto klarer muss Deutschland sich entscheiden, ob seine Solidarität den Jüdinnen und Juden gilt oder einer Regierung, die nicht nur für Palästinenser, sondern auch für liberale und säkulare Israelis, ja für die israelische Demokratie eine Bedrohung darstellt. Was könnte Deutschland tun? Es könnte Waffengeschäfte wie den Kauf des Luftabwehrsystems Arrow 3 aussetzen, bis die Justizreform vom Tisch ist. Die Verhandlungen laufen, das System wird erst in Jahren geliefert werden, die Sicherheit gegenüber Putin erhöht es also unmittelbar nicht. Und es gibt Alternativen.

Kein Geld mehr für Autonomiebehörde

Auch gegen die Besatzungspolitik hat die Bundesregierung einiges in der Hand. Es klingt widersprüchlich, aber: Um Israels Regierung unter Druck zu setzen, könnte Deutschland den Palästinensern das Geld abdrehen. Deutschland und die EU finanzieren maßgeblich die ebenso korrupte wie undemokratische palästinensische Autonomiebehörde. Deutschland zahlt damit die Rechnung, die Israel als Besatzungsmacht übernehmen müsste. Gleichzeitig könnte Deutschland den internationalen Druck auf Israel bei den UN erhöhen.

In Israel geht es gerade nicht nur um einen Angriff auf den Rechtsstaat. Der Angriff auf das Höchste Gericht dient auch dazu, die Besatzung der Palästinenser ungestört auszubauen. Während alle über die Justizreform sprechen, ist in Israel in den vergangenen Wochen weitgehend unbemerkt eine Änderung in Kraft getreten, die mindestens genauso brisant ist.

Finanzminister Bezalel Smotrich, der sich selbst in einem Interview als “faschistischen Homophoben“ bezeichnet hat, hat von Netanjahu die Kontrolle über die größten Teile der besetzten Gebiete übertragen bekommen. Das kommt de facto einer Annexion gleich. Bisher waren, grob zusammengefasst, Militärs für die besetzten Gebiete zuständig, weil sie völkerrechtlich eben nicht zum Staat Israel gehören. In den palästinensischen Gebieten regiert also jetzt ein rechtsradikaler israelischer Minister über Palästinenser, die diesen nicht abwählen können. Gleichzeitig gilt für die Palästinenser ein anderes Rechtssystem als für die benachbarten Siedler.

Auch wenn das in Deutschland manchen schwerfällt: Wer seine Solidarität mit der israelischen Demokratie zeigen will, muss diese Regierung international isolieren.

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Kersten Augustin
Ressortleiter Inland
Kersten Augustin leitet das innenpolitische Ressort der taz. Geboren 1988 in Hamburg. Er studierte in Berlin, Jerusalem und Ramallah und wurde an der Deutschen Journalistenschule (DJS) in München ausgebildet. 2015 wurde er Redakteur der taz.am wochenende. 2022 wurde er stellvertretender Ressortleiter der neu gegründeten wochentaz und leitete das Politikteam der Wochenzeitung. In der wochentaz schreibt er die Kolumne „Materie“. Seine Recherchen wurden mit dem Otto-Brenner-Preis, dem Langem Atem und dem Wächterpreis der Tagespresse ausgezeichnet.
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41 Kommentare

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  • Zum Erbe der Nazis gehört halt auch, dass man als deutscher Regierungschef zuweilen gegenüber bestimmten Kollegen nicht so auf die Kacke hauen kann, wie man möchte. Netanjahu mag all das sein, was Sie schreiben, aber er ist eben AUCH der demokratisch gewählte Regierungschef seines Staates. Ihm die Tür vor der Nase zuzuschlagen, heißt auch, seinen Wählern die Tür vor der Nase zuzuschlagen.

    Und nur zur Erinnerung: Das ist ein nicht geringer Teil des israelischen Volkes, so sehr man diese Tatsache auch persönlich bedauern mag. Und diesem Volk implizit zu erklären, dass es gefälligst anders zu wählen hat, wenn sein Ministerpräsident hier empfangrnen werden soll, ist eben NICHT mit der historischen Verantwortung Deutschlands vereinbar. Dazu sollen sich Andere gerne berufen fühlen. Für uns sollte der Respekt vor der Souvernänität Israels - und damit auch vor seinem demokratischen Prozess - vor dem wohlmeinenden Korrekturbedürfnis kommen.

    • @Normalo:

      Genauso sollte es sein!



      Da kann man/ frau von Glück sprechen, dass unser Kanzler von Diplomatie offenbar Etwas mehr versteht, als so mancheR KommunardIn!

    • @Normalo:

      Ja, ich stimme Ihnen zu. Und ich plädiere eindringlich dafür, grundsätzlich diplomatische Gepflogenheiten in den außenpolitischen Beziehungen beizubehalten. Auch wenn’s schwer fällt und es einem angesichts ausgewiesener Schurkenstaaten in den Fingern juckt. Es macht schon Sinn, so zu verfahren, selbst wenn dieser nicht unmittelbar eingängig zu sein scheint oder als Leisetreterei bzw. Einknicken gegenüber den „schlimmen Fingern“ dieser Welt denunziert wird.



      Eine konfrontative Ich-hau-dir-in-die-Fresse-Diplomatie nutzt nämlich keinen Deut etwas, wenn den Drohungen nicht Taten folgen (können). Übrigens nutzt das Muskelspiel auch den betroffenen Bevölkerungen in diesen Ländern nichts. Am Ende werden nur geschürte Erwartungen von Oppositionellen und Menschenrechtsaktivisten dort enttäuscht, weil auf Worte eben keineTaten folgen (s. Iran).



      Mit Blick auf Israel ist diesbezüglich von deutscher Seite besondere Sensibilität und Fingerspitzengefühl gefragt. Warum das so ist, muss ja eigentlich nicht noch in epischer Breite erläutert werden, sofern man im Geschichtsunterricht aufgepasst hat (Sie wissen es natürlich, andere hier aber offensichtlich nicht, leider).

      • @Abdurchdiemitte:

        Wenn man aber für die Leisetreterei ist - auch nicht ganz uneigennützig - muss man dann aber auch so ehrlich sein, dass ab und zu schon mal was größeres ins Auge gehen kann (Russlands Kriege) oder man ohne Not hilft Regime am Leben zu erhalten, die mindestens ihre Bevölkerung quälen wie z. B. Iran. Reicht ja oft schon wenn man mit denen keine Geschäfte mehr macht. Man muss nicht gleich im amerikanischen Stil einmarschieren.

        Auch Israel ist ja offensichtlich vor katastrophalen Entwicklungen nicht gefeit, Langmut, Leisetreterei oder "Fingerspitzengefühl" hat man Jahrzehnte gezeigt, auf Kosten der Palästinenser. Jetzt geht es auch den eigenen Liberalen, demokratisch und rechtsstaatlich gesinnten Menschen an den Kragen, einige haben aber den Schuß immer noch nicht gehört und denken vllcht Leute wie Netanjahu wären doof und wüssten nicht was sie tun, bräuchten bloß ein bisschen gutes Zureden um zur Einsicht u auf den rechten Weg gebracht zu werden, richtig?

        Man muss ja nicht lautsprecherisch auftreten, aber man kann bei allerhand Kooperationsprojekten in der Bürokratie auf die Bremse treten bis gar nichts mehr geht. Und ob wir wirklich den Arrow3 brauchen u nicht was anderes kaufen oder mal wieder selbst entwickeln können, sollte auch geprüft werden. Wir haben uns auch den Polen, Russen, Ukrainern ggü jede Menge historische Schuld aufgeladen, und X Millionen Tote zu verantworten, hindert uns aber nicht daran den Mund aufzumachen (wenn auch oft zu spät u mit geringen materiellen Konsequenzen). Nur wenn es um Israel geht beißen wir uns eher 10 mal auf die Zunge bevor wir wieder nichts sagen oder alle Schuld den Palästinenser zuweisen u den Israelis unsere unverbrüchliche spezielle Freundschaft versichern. Das geht so nicht. Es muss gleiches Recht für alle gelten oder gleichermaßen Pfeifen auf alles Recht.

  • Scholz muss sich doch lächerlich vorkommen, neben Netanjahu zu stehen und Sätze abzusondern wie "Die Unabhängigkeit der Justiz ist ein demokratisches Gut, darin sind wir uns einig."



    Er beschädigt damit die Glaubwürdigkeit von allem anderen was er sonst noch sagt. Denn man weiß nun: er sagt auch Dinge, die offensichtlich falsch sind. Wenn es politisch opportun erscheint.



    Besonnen ist daran gar nichts.

    • @Monomi:

      Ihnen ist schon klar, dass so ein Satz im Diplomatensprech gleich unterhalb einen schallenden Backpfeife kommt, oder? "Wir sind uns einig" heißt in diesem Kontext: "Ich habe ihm gerade kräftig Bescheid geläutet." Braves Abnickertum wäre gewesen, das Thema garnicht zu erwähnen.

      • @Normalo:

        Das gilt nicht nur bei Auslandsdiplomatie

        Der Satz: "Wir schaffen unsere Klimaziele" ist ja auch ein diplomatisches "wir wissen selbst, dass wir unsere Ziele nicht erreichen können, aber so etwas sagt man nicht."

        Scholz meint mit dem Satz auch das Gegenteil von dem was er sagt kontkret: "wir sind uns uneinig".

        Und nur weil man sich darüber überhaupt nicht einig ist, wird es erwähnt, da stimme ich Ihnen zu.

        Braves Abkickertum isses trozdem weil da wäre durchaus auch mehr als nur "Diplomatenironie" drin gewesen.

  • Wenn man das Existenzrecht Israels wirklich ernst nehmen und verteidigen will, dann darf man einer Zerstörung des Staates von innen nicht mit verschlossenen Augen und Angst vor der eigenen Courage begegnen.

    • @Perkele:

      Wenn man Israels Existenzrecht verteidigen will, darf man Israel auch nicht wie ein dummes Kind behandeln, das nicht weiß, wie man die "richtige" Regierung wählt.

      Israel von innen zusammenzuhalten, ist Aufgabe der Israelis - ALLER Israelis, also auch jener, die Netanjahu immer wieder seine Mehrheiten verschaffen. Und Deutschland ist weniger als jedes andere Land berufen, ihnen dabei nicht besserwisserisch in die Tasten zu greifen.

      • @Normalo:

        Man kann natürlich - übrigens von jedem beliebigen Standpunkt dieser Welt aus - die Entwicklung der israelischen Gesellschaft und insbesondere des Zionismus in den vergangenen Jahrzehnten von einer weltoffenen toleranten, zudem übrigens eng mit dem freiheitlichen Sozialismus verbundenen hin zu einer engstirnig-bigotten rassistischen und nationalistischen bis hin zu einer rechtsextremistischen Ideologie analysieren und kritisieren. Dabei ist natürlich auch die Wechselwirkung aufgrund der Bedrohung des Staates Israel durch seine arabischen Nachbarn einzubeziehen, gar keine Frage.



        Die Träger des Zionismus heutzutage sind aber nicht mehr diejenigen der israelischen Gründergeneration von 1948 mit ihren ursprünglichen, auch am jüdischen Humanismus orientierten Idealen. Soviel steht fest.



        Auch und gerade, wenn man sich Israel besonders verbunden fühlt: es gibt kein Monopol auf Israel-Freundschaft und es ist immer die Frage, welchen Kreisen der israelischen Gesellschaft man sich verbunden fühlt. Jetzt ist Netanyahus Rechtsbündnis am Drücker und diese Regierung ist auf Staatsbesuchen gemäß des diplomatischen Protokolls zu empfangen. Mehr aber auch nicht, denn diese Leute stehen nicht für ganz Israel. Scholz und Netanyahu kommunizieren untereinander auf Staats - und Regierungsebene mit ihren ganz eigenen diplomatischen Spielregeln und das macht auch Sinn, bedeutet aber nicht, die Ziele einer israelischen Regierung zu unterstützen, die hoffentlich bald Episode ist.



        Meine Haltung dazu hat jedoch mehr mit Ideologiekritik als mit Israelkritik zu tun.

      • @Normalo:

        Aber sich bei anderen Ländern einzumischen ist ok?

  • Scholz ist nun mal Leisetreter und Wichtigtuer in einem, wie geschaffen für diese Art Außenpolitik. Ein bisschen aufwerten, ein bisschen kritisieren, das ist die überheblich- ignorante deutsche Art, die die Welt schon seit Jahrzehnten an uns so schätzt. "Du, Du, Du", ein bisschen Schimpfen muss sein, wir haben ja Verantwortung, in der Regel sogar "historische" und im Fall Israel ist alles ganz leicht, weil ja die Sicherheit Israels deutsche Staatsräson ist. Was ja auch richtig ist! Nur was tun, wenn die jetzige israelische Regierung gerade eine nicht nur verbrecherische sondern auch selbstgefährdende Politik betreibt? Richtig, Herr Scholz, das muss man natürlich "ansprechen" und sich dann gleich auf die Schulter klopfen lassen für den Mut. Aber gut, die wirkliche Politik gegenüber und für Israel machen sowieso die USA, die israelische Opposition wird von Deutschland auch nicht viel mehr erwartet haben, was bleibt ist hauptsächlich ein schlechter Geschmack im Mund und die Bestätigung, dass man mit Deutschland international einfach nicht rechnen kann.

  • "Auch wenn das in Deutschland manchen schwerfällt: Wer seine Solidarität mit der israelischen Demokratie zeigen will, muss diese Regierung international isolieren.



    "



    Mein Eindruck aus zahlreichen Foren-Diskussionen:Es ist nicht "mancher" ,sondern die Mehrheit,die den Standpunkt der israelischen Regierung übernommen hat ,das Israelkritik gleich Antisemitismus ist. Würde die Regierung des Landes der Nachkommen der Täter so handeln wie vom Autor vorgeschlagen,gäbe es einen ohrenbetäubenden Aufschrei der Empörung.

    • @Mustardmaster:

      Schonmal in einem der zahlreichen Foren den Begriff "Irankritik", "Chinakritik", "Syrienkritik", "Norwegenkritik", "Nordkoreakritik" verwendet?

      • @BluesBrothers:

        Naja, dieses Argument verliert langsam aber sicher an Überzeugungskraft. Natürlich gibt es keine "Norwegenkritik" oder "Portugalkritik", aber über den Unterschiedung zwischen Amerikakritik und Antiamerikanismus gibt es Aufsätze von Günther Grass (2001, www.spiegel.de/kul...enst-a-161446.html ) und Claus Leggewie (2004, de.wikipedia.org/wiki/Antiamerikanismus ), und "russlandkritisch" steht sogar im Duden ( www.duden.de/recht...g/russlandkritisch ). Auch den Begriff "Chinakritik" gibt es selbstverständlich ( www.deutschlandfun...inakritik-100.html ; www.faz.net/aktuel...nsur-16846810.html ).

        • @Günter Picart:

          Wenn sich hinter dem Acc des werten Foristen nicht der Geist von Grass versteckt, der zusätzlich noch den Duden lektoriert und für dlf und faz schreibt, geht Ihr Beitrag an der Sache vorbei. Zudem gibt es einen nicht unerheblichen Unterschied zwischen Qualität und Quantität.

          • @BluesBrothers:

            Günther Grass ist ein gutes Beispiel dafür, wie "Israelkritik" abläuft.



            Iran wird von Antisemiten regiert, die Israel vernichten und dafür Atomwaffen haben wollen. Und Günther Grass veröffentlicht ein Gedicht, wo er Israel, nicht Iran, nicht weniger als die Gefährdung des Weltfriedens unterstellt.

          • @BluesBrothers:

            Nein, mein Beitrag geht nicht an der Sache vorbei, da helfen Ihre Mutmaßungen nicht weiter. Der Beitrag entlarvt das von Ihnen eingeworfene eingängige Standardargument, wonach sog. "Israelkritik" als Unikum eine Art Ausbund der sog. "Doppelstandards" wären, als unpräzise, in seiner Schlichtheit so nicht stichhaltig und von daher eher populistisch (wie ja auch die israelische Regierung, aus deren Wordingbaukasten das Argument stamm). Nicht mehr, aber auch nicht weniger.

      • @BluesBrothers:

        Was soll denn das fürn Argument sein? Gefühlt jeder ist gegen den Iran, viele werden dabei sogar extrem rassistisch, da ist das vollkommen ok, aber bei Israel muss man halt vorsichtig sein aufgrund der Vorwürfe die man dann bekommen kann. China und Nordkorea zu kritisieren ist ebenfalls gefühlt das normalste der Welt.



        Mal ne Gegenfrage: wieso ist es ok, China, Nordkorea oder den Iran zu sanktionieren oder dazu aufzufordern, bei Israel ist das dann aber sofort Antisemitismus?

        • @Karim Abidi:

          Da Sie zwischen Isreal und Nordkorea keinen Unterschied zu erkennen vermögen, ist mein kleines Latinum wohl am Ende angekommen. Dass gerade Sie anderen Personen Faktenresistenz unterstellen ist in diesem Konext dann eher tragisch als komisch.

  • Hier rächt es sich mal wieder, dass man in Deutschland net genug zwischen Israel und Judentum und infolge dessen zwischen Israelkritik und Antisemitismus unterscheidet

    • @Karim Abidi:

      Die einzigen, die diesen Unterschied noch machen dürften und für sich reklamieren sind Juden in Deutschland.



      Alle anderen fallen unter die Regel: Israelkritik ist Antisemitismus. Diese Regel wurde über Jahrzehnte immer wieder -vor allem in den Medien- angewendet und durchgesetzt. Und jetzt ist sie in den Köpfen. Und dort nur mit gleichem Aufwand wieder heraus zu bekommen....

      • @Monomi:

        Leider, wobei ich anmerken möchte, dass man auch Juden Antisemitismus unterstellt, wenn diese sich israelkritisch äußern. Hab ich selbst mal in einer Diskussion erlebt: ein Jude argumentierte gegen die israelische Politik und irgendein Nichtjude unterstellte ihm daraufhin, dass er doch gar kein echter Jude sei - ahja. Ich habe auch mal gesagt bekommen, als ich damit argumentierte, dass selbst die jüdische Opposition in Israel kein Freund der Politik ist und es daher gar net antisemitisch sein kann, dass die Opposition das Judentum lediglich missbrauche um sich dahinter zu verstecken und eigentlich sind das alles Antisemiten.



        Ich finde es ehrlich erschreckend, wie totalitär und faktenresistent diese blinden Israelfans sind und dass die sich zwar als Schützer der Juden inszenieren aber selbst anderen Juden den Glauben aberkennen...

  • das sind wiedermal Themengebiete wo man nur mit Samthandschuhen anfassen darf.....

  • Die deutsche Politik sollte endlich! mit klaren Worten, die israelische Politik verurteilen. Annektierungen palästinensischen Gebietes sind illegal. Sie verstoßen gegen internationales Recht. Inzwischen leben mehr als 600.000 israelische Siedler in illegalen Siedlungen, und die Regierung dehnt diese Siedlungen immer weiter aus.



    ..."Finanzminister Bezalel Smotrich, der sich selbst in einem Interview als “faschistischen Homophoben“ bezeichnet hat, hat von Netanjahu die Kontrolle über die größten Teile der besetzten Gebiete übertragen bekommen. Das kommt de facto einer Annexion gleich. Bisher waren, grob zusammengefasst, Militärs für die besetzten Gebiete zuständig, weil sie völkerrechtlich eben nicht zum Staat Israel gehören. In den palästinensischen Gebieten regiert also jetzt ein rechtsradikaler israelischer Minister über Palästinenser, die diesen nicht abwählen können. Gleichzeitig gilt für die Palästinenser ein anderes Rechtssystem als für die benachbarten Siedler"...Danke für so eindeutig klare Worte Kersten Augustin!



    Leider ist es so, dass jede Seite bemüht ist, ihre vielen scheinheiligen Gesichter nicht zu verlieren. Ob Maas, Baerbock oder wer auch immer...Politik ist der Kniefall vor geo- und wirtschaftspolitischen Interessen. Um Menschenrechte geht es nur vordergründig!

  • Da war der Zauderer wieder am Werk. "Deutschland steht an der Seite Israels", diese Selbstverständlichkeit verkommt zu hohlen Phrase, wenn damit gemeint ist, eine korrupte, faschistische, antidemokratisch agierende Regierung in Israel sei mit Israel als Volk der Jüdinnen und Jugend gleichzusetzen. Mitnichten, wie wir aktuell sehen können, und im Gegenteil: Die tatsächlich breit aufgestelle demokratische Volksbewegung in Israel verdient jede offene Unterstützung auch vonseiten Deutschlands und seiner Regierung! Wo war eigentlich die feministische Außenpolitik bei Nethanjahus Staatsheimsuchung?

  • Wieso kann die Regierung und unsere Öffentlichkeit nicht zwischen Juden und der isralischen Politik unterscheiden? Die Schuld Deutschlands gegnüber dem Judentum mag ja für immer und ewig berücksichtigt werden, aber was die israelische Regierung betrifft: Kein Pardon für Fachisten bitte!

    • @joaquim:

      Es hat schon mindestens eine Schicht mehr, wenn es um den immerhin gewählten israelischen Regierungschef geht. Den diplomatisch vor den Kopf zu stoßen heißt wahlweise, Israel in toto vor den Kopf zu stoßen, oder sich zumindest indirekt zur polit-moralischen Autorität über innerisraelische Angelegenheiten zu erklären.

      Gerade letzteres machen wir moralisch ach so überlegenen Westeuropäer natürlich gerne mal, aber in DEM Fall ist eine deutsche Regierung sicher die letzte, die es tun sollte. Denn wenn Israel ist nicht synonym mit dem Judentum ist, so ist doch dieser Staat und seine Souveränität so Teil der Existenzgrundlage des Judentums, dass ausgerechnet Deutschland daran nicht - auch nicht indirekt - rütteln sollte.

      • @Normalo:

        Damit stimme ich voll überein!

    • @joaquim:

      So ist es.

    • @joaquim:

      Absolute Zustimmung, Faschismus darf net unterstützt werden sondern muss bekämpft werden, unabhängig davon, wie er sich kleidet und gibt

    • @joaquim:

      naja, mal langsam. ein grosses problem sind vor allem auch jene linke die nicht in der lage sind, kritik am israelischen regierungsgebahren zu äußern ohne dabei antisemitische tendenzen zu entwickeln. und antisemitismus hat auch viel mit dem wahlausgang in israel zu tun. die aufforderung "Wer seine Solidarität mit der israelischen Demokratie zeigen will, muss diese Regierung international isolieren" ist ja nett gemeint, aber das macht die deutsche regierung ganz allgemein nicht. nicht mit erdoğan, nıcht mıt mohammed bin salman und anderen quasi- oder vollfaschisten, lange auch mit putin. sie wartet im namen der diplomatie immer, bis das kind in den brunnen gefallen ist. warum sollte sie ausgerechnet bei israel damit anfangen, scih anders zu verhalten?

      • @Joseph Blau:

        Und was ist bereits antisemitisch? Wer bestimmt das?

      • @Joseph Blau:

        "ein grosses problem sind vor allem auch jene linke die nicht in der lage sind, kritik am israelischen regierungsgebahren zu äußern ohne dabei antisemitische tendenzen zu entwickeln"

        Was antisemitisch ist, wird allerdings bisweilen von einigen Wenigen auch sehr weit ausgelegt und dient doch manchmal nur dazu, um unliebsame Positionen einfach zu diskreditieren.

        Laut bpb ist Antisemitismus "eine antimoderne Weltanschauung, die in der Existenz der Juden die Ursache sozialer, politischer, religiöser und kultureller Probleme sieht."

        Solange Debattenbeiträge im Zusammenhang mit Israel und dem Nahostkonflikt dies nicht zur Basis machen, sollte man nicht von Antisemitismus sprechen.

    • @joaquim:

      Israel wurde nach Holocaust gegründet, damit Juden einen Zufluchtsort vor Antisemitismus haben.

      • @h3h3y0:

        Gestern auf der Demo der Israelis gesehen, Transparent auf dem stand sie seien wegen Netanjahu hierher gekommen. Ich denke konkrete Zahlen würden aufzeigen, dass es für Juden (und Palästinenser sowieso) derzeit gesünder ist hier als in Israel zu leben.

      • @h3h3y0:

        Ich hätte es auch gerne, dass die Bundesrepublik ein Zuflucht für die Juden vor Antisemitismus sei. In den letzten Jahren keine Option, leider.

  • Ich werde mich nicht daran gewöhnen wollen, dass die Ampelregierung zunehmedn mit rechtsnationalistischen Regierungen kooperiert.

    • @Rolf B.:

      Bis Februar 2022 haben alle deutschen Regierungen mit der rechtsnationalen Regierung in Russland kooperiert. Zusammen mit der kritischen Haltung gegenüber China haben wir eher eine Abnahme solcher Kooperationen.

  • Ein so genannter Dritte-Welt-Staat (oder doch schon 2. ?), hat die Attacke eines Faschisten abgewehrt. In der EU kommen die Rechten immer mehr in Mode. Polen, Ungarn, Italien. Frankreich fällt auch. Dank dieses Schnösel's Macron. Dann spielt es auch keine Rolle mehr, dass sich Olaf mit dem vermutlich bestechlichen Ministerpräsidenten einer "in Teilen rechtsradikalen" Regierung trifft.

  • Auch wenn Viele derzeit etwas desorientiert sind, was "Diplomatie" bedeutet, sicher ist, es bedeutet nicht,



    nicht miteinander zu reden.



    Abgesehen davon hat der Kanzler seiner Besorgnis, den jüngsten Entwicklungen in Israel gegenüber, ausgedrückt. Das wird in Israel durchaus Gehör finden.



    Und ja, wir haben eine historische Verantwortung Israel gegenüber - es ist nicht an uns, irgendwelche internationale Isolierungen vorzunehmen.